Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter-

Dienstag. 16. März 19LS

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Gewinn begnügen- Wenn man in Ven Gaststätten wieder M erträglichen Preisen echte, gute deutsche Weine trinken kann, wird die Absatzschwierigksit und damit die Notlag« des Weingärknerstands bald beseitigt sein.

Eutingen. 15. März. Grober Unfug. Als dieser Tage ein Mühlefuhrwerk von Horb hier einen Wagen Frucht abholen sollte, und die Ware bereits auch geladen hatte, glaubten einige unreife Bürschchen einen Spaß darin zu finden, saß sie einen der Fruchtsäcke, wie man hört mit einer Haue, durchlöcherten. Diese Büberei sollte am besten mit einer Tracht Prügel belegt werden.

Psäffingen, 15. März Schuhfabrik Bacher beim Bahn­hof wurde der hiesigen Gemeinde zum Kauf angeboten, um sie in ein Schulhaus umzubauen. Der Gemeinderat lehnte in­dessen das Angebot ab.

Calw. 15. Marz. Vom Rathaus. Durch erhöhten Itromabsatz des städtischen Elektrizitätswerks im vergangenen Fahr (20"/») beschäftigte sich der Gemeindcrat am Donnerstag vergangener Woche mit der Erweiterung desselben, kam jedoch m dem Entschluß, die Entscheidung um ein Jahr zurückzustellen, um die Entwicklung der Sammelschienen A.-G. abzuwarten und für Heuer nur die Batterie mit 10500. wieder neu Herstellen zu lassen. Der Andrang zu den Höheren Schulen ist hier wie anderwärts derartig groß, daß neben der ersten Klasse eine Parallelklasse errichtet werden niuß, zu deren Ver- uigrrng ein seminaristisch gebildeter Hilfslehrer anzustellen ist.

Aus «Her Welk

'Der Palast des Völkerbunds. Die Bölkerbunvsversamm- !ung beschloß, das bisherige Gebäude des Generalsekretärs, aus dem 4 Millionen Eoldfranken gelöst werden sollen, ZU verkaufen. Für den Neubau eines Völkerbundpalastes am User des Genfer Sees wurden 13 Millionen Frankenbe­willigt", wozu die 4 Millionen noch hinzukommen. Der Prachtbau soll also anschlagsweise auf 17 Millionen Gold­sranken (13,6 Millionen Goldmark) zu stehen kommen.

Eröffnung der Zugfpihbahn. Die von Ehewald (Tirols ausgehende österreichische Zugspitzbahn wird in der zweiten Iunirvoche eröffnet. Die bayerische Bahn ist noch im Bau.

Die Kriegsmarinen der Melk. Die englische Admiralität veröffentlicht eine Zusammenstellung über die gegenwärtige Stärke der Kriegsmarinen der Welt. Darnach besitzen die 7 Hauptmarinemächte jetzt 1938 Kriegsschiffe, und zwar Amerika 543, Großbritannien 444, Italien 247, Japan 222, Frankreich 219, Rußland 176 und Deutschland 87. Im Bau begriffen oder geplant sollen sein in Frankreich 127 Ein­heiten, in Japan 62, in Italien 55, in Amerika 36 und in England 32. Amerika besitze gegenwärtig eine Lustabwehr­kanone, die es ermöglichen werde, Flugzeuge herunterzu­holen, die in einer Höhe von 6 Meilen, das sind nahezu 10000 Meter) fliegen. Für die wirkliche Stärke der Kriegs­flotte ist die Zahl der Schisse allein natürlich noch nicht ent­scheidend.

Der Tod durch Ertrinken. Im Jahr 1925 wurden in Deutschland 2400 Fälle vom Tod durch Ertrinken gezählt; im Jahr 1914 waren es fast 4000. Der erfreuliche Rück­gang dürfte nicht zum wenigsten auf die Ausbreitung des Schwimmunterrichts zurückzuführen sein, der besonders von der Deutschen Lebensrsttungsgesellschaft und der Deutschen Turnerei gefördert wird.

Cobham nach London zurückgekehrk. Der englische Flie­ger Cobham, der über Athen-Kairo durch ganz Afrika nach Kapstadt geflogen war, ist am Samstag auf dem Rückflug wieder in London eingetroffen.

Der vielfache DoSarmillionär Leopold Schepp. ein Kokos­nußgroßhändler, ist in Neuyork im Alter von 85 Jahren gestorben. Er war völlig mittellos nach Amerika gekommen. Erst kürzlich hatte er für Wohlsahrtszwecke 50 Millionen Dollar gespendet.

Ausgrabung. In Pompeji wurde bei Ausgrabungen das unversehrte lebensgroße Standbild eines griechischen Jüng­lings vorgefunden. Es handelt sich angeblich um ein Meister­werk aus der Zeit des Phidias.

Auf der Schneekoppe erfroren. Auf dem Weg von der Schneekoppe (Schlesien) nach den Grenzbauien wurde der Berliner Student Pakhak aus Chindwara (Zndien) im Schnee erfroren aufgefunden. Sechs Meter von ihm lag die Leiche einer unbekannten jungen Dame, wahrscheinlich eine Ber­linerin, die mit ihm den Aufstieg zur Schneekoppe (1605 Meter) unternommen hakte.

Autounglück. Bei Mülheim-Saarn (Ruhr) fuhr ein Auto aus Kettwig morgens 5 Uhr gegen eine geschlossene Bahn­schranke und wurde von einem Güterzug zermalmt. Alle 7 Insassen wurden schwer oder leichter verletzt.

Letzte Rachrichte«

Falsche Gerüchte.

Genf» 16. März. Reichskanzler Dr. Luther und Dr. Stresemann verbrachten den Nachmittag und Abend des Montag auf einem Ausflug in Montreux.« Da sie bis 11 Uhr abends nicht zurückgekehrt waren, verbreitete sich das Gerücht, daß sie in Montreux eine Entscheidung in den Genfer schwebenden Fragen abrvarten wollten und falls die Entscheidung negativ ousfalle, überhaupt nicht mehr nach Genf zurückkehren würden. Wie der Verirrter der Tel.- Union von unterrichteter Seite erfährt, ist an diesem Ge­rücht kein wahres Wort. Reichskanzler Dr. Luther und Dr. Stresemann haben ihren Aufenthalt in Montreux bis in die späten Abendstunden ausgedehnt, da sie von Genf den telefonischen Bescheid erhielten, daß sich nichts von Be­deutung ereignet habe.

Noch keine Entscheidung.

Gens» 16. März. Der Völkerbundsrat behandelte am Montag nachmittag eine Reihe von Gegenständen zweiter Ordnung. Man hörte die Berichte eines Finanz- und Wirt schaftskömitees an und prüfte die Lage der griechischen und bulgarischen Flüchtlinge. Beim Verlassen des Völkerbunds- Palastes äußerten sich die Völkerbunds, atsmitglieder dahin, daß eine Entscheidung in den schwebenden Fragen noch nicht gefallen sei. Von englischer Seite wurde ein gewisser Op­timismus zur Schau getragen. Wie der Vertreter der Tel.-Union erfährt, wird mit der Wahrscheinlichkeit gerech­net, saß sowohl der Stockholmer als auch der Prager Ver­treter in den Verzicht der Ralsfitze einwilligen werden. >

Ein Neichswehrposte« angefchofse«.

Berlin, 16. März. Wie dieTägl, Rundschau" mel­det, wurde Sonntag abend gegen 8.20 der Reichswehrsol- sat Dahtke vom 9. Infanterieregiment, das L Zt. in der Ruhlebener Kaserne bei Spandau untergebiacht ist, ange- schossen. Dahlke hatte einen einsamen Posten am Pulver­schuppen, der hinter den Schicßständen liegt, gegen 7 Uhr bezogen. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit ertönten von seinem Posten Schüsse, die von der nächsten Wache als Alarmschüsse ausgenommen und sofort weitergegeben wurden. Die Hauptwache eilte sofort zu der Stelle und fand Dahlke etwa 100 Meter von seinem Posten entfernt blutüberströmt und bewußlos auf dem Boden liegen.

Abschluß der spanischen Offensive be» Tetua«.

Paris, 16. März. Dem PariserTemps" wird aus Madrid gemeldet, daß die spanische Aktion, die auf die Säuberung der Höhen von Tetuan abgezielt habe, nun­mehr abgeschlossen sei. Wichtige Teilerfolge seien erzielt worden, jedoch sei es nicht gelungen, den Gegner aus einigen Gebirgsschluchten zu vertreiben.

Ein Flugzeugabsturz.

Amsterdam, 16 . März. Ein holländisches Militär­flugzeug ist am Montag nachmittag in der Nähe der deutschen Grenze bei Nimwegen aus einer Höhe von 30 Meter ab­gestürzt. Von den beiden Insassen war der eine sofort tot, der andere verschied gleich darauf.

Handel und Bolkswirtfchs)

Ladens Ausfuhrhandel nach Rußland. Der Hanshaltausschuß des badischen Landtags hat die Regierung ermächtigt, ein« Bürg­schaft bis zu 5 Millionen Mark für Lieferungen badischer Firme« nach Rußland zu übernehmen. Die Bürgschaft entspricht dem -Äert einer Ausfuhr von rund 20 Millionen Mark. Bekannt­lich hat auch das Reich einenRussenkredit" von 300 Millionen Mark bereitgestellt, dessen Verteilung aus die einzelnen Staate» aber noch nicht bestimmt ist.

Der Geldzuflutz bei den Sparkassen. Di« Spareinlagen bei de« süddeutschen Sparkassen haben sich im Jahr 1925 beträchtlich ver- mehrt und betrugen am Ende des Jahrs 293 Millionen Mark, ums ungefähr ein Fünftel des Gesamtbetrags aller deutschen Spar­einlagen darstellt. 1928 sind in den Sparkassen ungefähr doppelt so viel Spargelder zugeflossen als 1924. Soweit die Spartätigkeit in den Neueinzahlungen zum Ausdruck kommt, ist sie größer als vor dem Krieg. Im einzelnen betrugen die Spareinlagen am 31. Dezember 1925: in Württemberg 70,4 Millionen, in Bayer« 117,9 Millionen, in Baden 65,4 Millionen und in Hessen 39^ Millionen Mark.

Die Zahl der Wechselproteste. Der Januar 1926 bracht« mit über 26 000 Wechselprotesten und einer Wertsumm« von über 39 Millionen Mark den Höchststand neben dem Juli 1924. Im Februar 1926 ist die Zahl der Wechselprotest« auf ungefähr 20 000 mit einer Wertsumme von ungefähr 26 Millionen Mark zurück- aegangen. Wenn auch die Zahl der ausgestellten Wechsel zurück» egaugen sein wird, so kommt in dem Rückgang der Wechselproteste sicherlich eine nicht unerheblich« Entspannung der Kreditlag« im oiebruar zum Ausdruck.

Zahlungsschwierigkeiten. Die bedeutende Getreide- und Futter» nittelhaNdlung Hölzer u. Fabricius in Köln ist in Zahlungs. chwierigkeiten geraten.

Verschmelzung der süddeutschen Zuckerfabriken. In einer Ber- mmmlung der Interessenten in Heidelberg wurde die seit längerer jeit geplante Verschmelzung der süddeutschen Zuckerfabriken voll- oaen.

Märkte

Mannheimer Viehmarkt. 15. März. Zugefücht und jür AI Lebendgewicht gehandelt wurden: 243 Ochsen 2253. 6? Lime» 2250, 647 Kühe und Rinder 1255, 789 Kälber 5484, 40 Schaf« M-45 und 2349 Schweine 6883. Marktverlauf: Mn Groß-, sieh mittelmäßig, geräumt, mit Kälbern mittelmäßig, ausverkaust. Schweine kleiner Ueberstaird.

Schwciuepreise. Balingen: MAchschwein« 3555 Tra! lsheiin: Läufer 5065, Milchschwein« 3248 °ll. G ü » singen: Milchschwein« 2735, Läufer 4570. Hall: Milch- schwsine 3850, Läufer 82. Heilbronn: Milchschweine 34 bis 35. Läufer 5095. Jlsfeld: Milchschwein« 45. II» Hofen: Wi'.chfchwcine 3750. Künzelsau: Milchschwsme 1550. Läuter 70.

Schasn-.arkt Hall. 11. März. Auf dem hiesigen Schafmarkt wurden Jährlings um 43 -,<L dos Paar verkauft.

Fruchtpreife. Balingen: Haber 8.509.80. Nagold» Weizen 1212L0, Dinkel 8.70, Gerste 910, Haber 8.80lOLOi Ackerbohnen 88.80, Erbsen 18. Giengen a. Br.: Kerne, 12.5013, Gerste 8.709, Haber 8.409. Weizen 1112, Saab weizen 10.50 °4t d. Ztr.

Billiger Wein in der Pfalz. In Weisenheim kamen 16 0» Liter 1924er und 16 600 Liter 1925er Weißweine zur Versteigerung Dabei erbrachten 1000 Liter 1924er Herxheimer am Berg 670 ^

Berg 500540

Hellbraun, 15. März. Preis« bschlagfürneuenWei» Die Wirtevereimgung des unteren Neckarkreises gibt bekannt, daß die Preise für neu« Weine um 10 v. H. herabgesetzt sind. Mit diesem Beschluß wollte man den allgemeinen ZeitverhältnisjeE Rechnung tragen.

Konkurse.

Karl Bauer, Landwirt in Atzenrod. Karoline Hübsch, geb. Pflüger, Händlerin in Braunsbach. Wilhelm Widmann, Zigarrenhändler in Reutlingen.

Viehseuchen in Württemberg.

Die Maul- und Klauenseuche ist erloschen in Gingen a. d. Fils, OA. Geislingen.

Das Wetter

Die Wetterlage hat sich nicht wesentlich geändert. Für Mitt­woch und Donnerstag ist weiterhin veränderliches, mehr» fach bedecktes, aber vorwiegend trockenes Wetter zu erwarten.

Einige MW

zur BemigkNMseinnndkrseging «it den denWn Menstnsen.

1) Nach Kriegsschluß Ende 1918 wurde der Wert des vorhandenen Heeresguts auf 1V18 Milliarde» berechnet. In der Nationalversammlung erklärte der damalige Reichs­finanzminister am 15. Febr. 1919:

Dieses Heeresgut hat Flügel bekommen und wir werden froh sein müssen, wenn wir auf 3 Milliarden kommen; dieses Heeresgut ist gestohlen, geraubt, ge­plündert und verschleudert in weitem Umfang."

Wir fragen: Wer hat den Staat, d. h. das deutsche Volk um diese Milliarden betrogen und ausgeplündert? Vielleicht auch die deutschen Fürstenhäuser? Nein, sondern die sozialdemokratischen Arbeiter- und SoldatenrSte and mit deren Hilfe die Hunderte and Tausende von kleinen und großen Barmat und Genosten.

2) Daß die Inflation nach dem Krieg zum größten Teilgemacht" wurde, um das deutsche Volk, insbesondere die Millionen kleiner Sparer auszuplündern, das pfeifen nachge­rade die Spatzen von den Dächern.

Wir fragen nun: Wer hat diesen A^tubzug auf das deutsche Volksvermögen aus

geführt?

Nicht die deutschen Fürstenhäuser, sondern auch wieder die gleichen Kreise, die dem deutschen Volk die Heeresgut-Milliardeu geraubt haben.

Hat man je ein Wort davon gehört, daß die Sozialdemokratie oder die Komm» nisten gegen diese Räuber großen Stils, die zum großen Teil erst in den letzten lo Jahren nach Deutschland eingewandert sind, eine Enteignung beantragt haben?

Nein, im Gegenteil; der ganze Rummel von der sogenannten Fürstenabfindung wurde nur zu dem Zweck eingeleitet, um das Interesse von den Barmal, Basel, Parphns u. s. w. und ihren sozialdemokratischen Freunden abzulenken.

3) Nach dem Antrag der Sozialdemokratie sollen die Fürstenoermögen für Klein rentner, Kriegsbeschädigte u. s. w. verwendet werden. Glaubt nun jemand im Ernst, daß die Sozialdemokratie und ihr Anhang für die Interessen der kleinen Sparer in der erwähnte« Weise eintreten will, nachdem sie, solange sie Regierungspartei war, sämtliche Aufwertungs- anträge abgelehnt hat.

Darum, deutscher Bürger» wache auf; nach den Fürsten kommen die Kirchen, das Gewerbe und die Landwirte zur Enteignung. 938