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Donnerstag den 4. März

Fernsprecher Nr. 28

100. Jahrgang

S« RWlmzla W LölkerbMdsftW

TsgesspieZe!

Nach Meldung eines Wiener Blakks soll auch der Hahn -es ungarischen Ministerpräsidenten Grafen Beihlsn ge. Wschis Frankennoten im Ausland in Amlauf gesetzt lzcrben.

Die militärische Aniernehnumg der Spanier gegen Abd el Krims Stellungen bei Teluan ist nach einem Beschütz des Mmisterrats verschoben worden. Au dem Angriff sollten ein?-eborene Truppen aus dem Hinterland einc^ehk werden; sie scheinen sich aber nicht besonders zahlreich gemeldet zu haben.

Wie kann jeder zur Rettung der ' deutschen Volkswirtschaft beitragen

Die Landwirtschaft und dadurch die gesamte deutsche Volkswirtschaft krankt an dem Mißverhältnis der Erzeuger­preise zu den Verbraucherpreisen. Abgesehen von den Kredit­schwierigkeiten ist die unglückliche Preisbildung heute das Hauptproblem für die Wirtschaft. In den letzten Jahren haben sich in Deutschland namentlich bei vier Erzeugnissen Berbrauchsverschiebungen zum Schaden der deutschen Volks­wirtschaft und zum Nutzen des Auslands bemerkbar gemacht, und zwar einmal zwischen dem Roggen und dem Wei­zen und zum anderen zwischen dem Flachs und der Baumwolle.

Durch die Verbrauchsverschiebung zwischen dem Roggen und dem Weizen zugunsten des Weizens ist die Lage in Deutschland so, daß wir eine Ueberproduktion von ungefähr 1 Million Tonnen Roggen haben. Dieses erhöhte Angebot von Roggen bei geringer werdender Nachfrage hat einen überaus niedrigen Roggenpreis zur Folge, d. h., daß die Landwirtschaft für eines ihrer Haupterzeugnisse einen durch­aus unzureichenden Preis erhält. Dagegen ist die Nachfrage nach Weizen ständig wachsend. Von Mai bis September 1925 hat Deutschland 20,5 Millionen Zentner Weizen vom Aus­land eingeführt, obgleich der Preis für Weizen etwa 30 v. H. über demjenigen von 1913 steht. Es liegt also auf der Hand, daß unbedingt etwas geschehen muß zur Abstoppung der Weizeneinfuhr und zur Förderung des Roggenverbrauchs. Eine Produktionsverschiebung in der Weise, daß in Deutsch­land mehr Weizen und weniger Roggen künftig angebaut wird, ist mit Rücksicht aus die Bodenverhältnisse undurch­führbar. Es bleibt daher als einziges Mittel nur eine rück­läufige Verbrauchsverschiebung. Es muß also der Roggsn- brotverbrauch auf Kosten des Weizenbrotverbrauchs er­weitert werden. Dies liegt auch im Interesse der deutschen Volksgesundheit, da wie bereits häufiger von Hygieni­kern betont worden ist das Roggenbrot der menschlichen Ernährung zuträglicher ist als das seine Weizenbrot. Ist erst das Roggenbrot verhältnismäßig billiger als das Weizen­brot, so wird die Bevölkerung am ehesten von dem Weizen- brot zum Roggenbrot abschwenken. Daß der Roggenbrotpreis herabgesetzt werden könnte, mögen folgende Zahlen zeigen. September 1913 kosteten 5 Pfund Roggen 41 Pfg. und fünf Pfund Brot 73 Pfg. September 1925 kosteten 5 Pfund Roggen 38 Pfg. und 5 Pfund Brot 93 Pfg.

Die Verbrauchsoerschiebung zwischen dem Flachs und der B a u m w o l l e hat bereits dazu geführt, daß ein großer Teil der Flachsröstereien eingegangen ist. Die deutsche Leinenindustrie befindet sich in einer sehr ernsten Lage und bedarf dringend eines mindestens fünfjährigen Kredits von 20 Millionen RM. Der Rückgang des Flachsverbrauchs ist zu einem sehr großen Teil aus den Modenwechsel zurückzuführen. Die Mode bevorzugt heute farbige, weiche Stoffe, die aus Baumwolle hergestellt sind, während früher feinere, weiße und farbige Leinenstoffe, sogenannte Batist- leinen, Damaste usw. Verwendung fanden. Am meisten fällt jedoch ins Gewicht, daß der früher ungeheure Bedarf von H e e r u n d M a r i n e, der zu 80 bis 90 o. H. aus rein­leinenen Artikeln bestand, bis auf etwa ein Zehntel gesunken ist. Erwähnt sei, daß auch die übrigen Reichs-, Staats- und Kommunalbehörden immer mehr und mehr zu halbleinenen oder baumwollenen Stoffen übergegangen sind, obgleich die Leinenwaren wegen ihrer besseren'Haltbarkeit billiger sein dürften. Da von allen Textilien der Flachs in erster Linie die einzige Pflanze ist, die wir in Deutschland selbst anbauen können, so muß, um nicht die Flachseinfuhr nach Deutsch­land zum Nutzen des Auslands noch weiter zu erhöhen, un­bedingt der Flachsanbau in Deutschland gefördert werden. Bemerkenswert ist folgende Notiz in dem letzten Bericht über die Entwicklung der Volkswirtschaft der Sowjetunion U. o. S. S. R. Volkskommissariat der Finanzen:Der Anbau von Flachs hat gleichfalls stark zugenommen. Die Anbau­fläche dieser Kultur hat diejenige des Jahrs 1916 fast er­reicht." Mit dem deutschen Flachsanbau ist die deutsche Röst­industrie auf Tod und Leben verbunden. Für die deutsche Flachsröstindustrie kommt der Bezug ausländischer Ur- produkte überhaupt nicht in Frage. Bricht die Röstindustrie aber zusammen, so werden Tausende von Arbeitern er­werbslos. Es steht zu hoffen, daß die Bestrebungen der Leinenindustrie, den Sondertarif des geriffelten Flachses auch bei der Frachtberechnung für den ungerifselten, rohen Flachs zu erhalten, von Erfolg gekrönt sein werden. Damit ist jedoch noch keineswegs eine Rettung gegeben. Das wirk­samste Mittel wäre auch hier wieder eine rückläufige Le» brauchsverschiebung in der Weife, daß man von den baum­wollenen und halbleinenen Stoffen wieder zu den leinenen Stoffen übergeht. Der Mode bietet sich hier ein« schöne Auf­gabe, der Wirtschaft zu helfe».

Die Rede Dr. Luthers in Hamburg

Hamburg, 3. März. Gestern abend ggb zu Ehren des Reichskanzlers Dr. Luther der Hamburgische Senat im Kaisersaal des Rathauses ein Esten, zu dem viele Einla­dungen ergangen waren. Bürgermeister Dr. Petersen begrüßte den Reichskanzler und betonte in seiner An­sprache, die Voraussetzungen für einen wirMchen Frieden werden erst gegeben sein, wenn die Gegner bereit seien, auch an die Wiedergutmachung der moralischen Kriegs­schaden heranzugehen. Dazu gehöre die Kriegsschuldlüge, die Lüge über die deutsche Unfähigkeit in den Kolonien, die Verletzung Äer Rechtsbegriffe über das Privateigentum durch entschädigungslose Wegnahme deutschen Privat­besitzes im Ausland u. a.

Reichskanzler Dr. Luther

führte aus: Unsere Außenpolitik ist klar und geradlinig ge­wesen und bleibt es auch in Zukunft; sie ist daraus ge­richtet, mit friedlichen Mitteln das durch den Krieg zerstörte Europa wieder aufzurichten. Nachdem auch außerhalb Deutschlands die Mächte die Oberhand gewonnen haben, die diesen Weg erstreben, konnte Deutschland mit erhöhtem Nachdruck auf den Weltfrieden hinarbeiten, der nur möglich ist, wenn Deutschland wieder als Großmacht in den Kreis der Völker eintritt- Die Wiederaufrichtung der europäischen Wirtschaft ist nur bei gleichberechtigter Zusammenarbeit denkbar. Dies hat zum Obkommen von Locarno geführt. Für Deutschland gibt es gar keinen anderen Weg als die aufrichtige Verfolgung der Verständigungspolitik.

Der Locarnovertrag wird bekanntlich erst wirksam durch den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund. Bei allen Erörterungen daüber war es für uns Mnz selbfiverstündlich, daß vor unserem Eintritt irgendwelche bedeutungsvollen Asnderungen innerhalb des Völkerbunds nicht vorgenom- men werden können. Ebenso selbstverständlich war, daß unser Eintritt nur geschehen kann, wenn wir einen stän­digen Sitz im VLlkerbundsrak erhalten. Das ist auch von allen beteiligten Regierungen anerkannt worden.

Wik diesem Stand der Dinge ist es unvereinbar, wenn die Einräumung eines ständigen Ratssihes an Deutschland mit einer Aenderung in der Zusammensetzung des Rats verbunden würde.

Es ist neuerdings gesagt worden, die Erweiterung des Rats sei längst geplant gewesen. Wenn dem so wäre, dann wäre es doch wohl das Gegebene gewesen, die deutsche Regierung bei den Verhandlungen des letzten Jahrs hie­von zu verständigen. Mir ist auch nicht bekannt, daß die jetzt erörterten Veränderungen jemals auf der Tagesord­nung der Bundesversammlung oder des Rats gestanden hätten. Wir haben davon erst Kenntnis durch die Presse' erhalten.

Solange Deutschland noch nicht Mitglied des Völker­bunds ist. ist es überhaupt noch nicht zuständig, seine Mei­nung über etwaige künftige Veränderungen zu äußern.

So ist es für mich unfaßbar, daß man es durch Ab­lehnung unseres Standpunkts dahin kommen lassen konnte, daß die Ergebnisse der Politik des letzten Jahrs zerstört und die Aussichten, die die Mitarbeit Deutschland im Völker­bund eröffnen, noch im letzten Augenblick vernichkek werden. Mit dieser Auffassung steht Deutschland nicht allein da. Das bestärkt meine Hoffnung, daß unsere Auffassung noch vor unserer Abreise nach Genf oder jedenfalls in Genf selbst Geltung gewinnt. Die Völker haben einen Anspruch darauf, daß der aussichtsreiche Weg von Locarno auch weiter ver­folgt werde.

Wenn wir überzeugt sind, den deutschen Interessen durch den Eintritt in den Völkerbund dienen zu können, so be­deutet dies, daß Deutschland die großen Gedanken -er Völkerbundsgemeinschaft sich zu eigen macht. Für keine be-

Für jeden einzelnen ergibt sich aber die bescheidene Pflicht, an seiner Stelle durch Verbrauch von Roggen (Roggenbrot) und Flachs (leinene Stoffe) zur Hebung der deutschen Wirt­schaft deizutragen und durch verminderten Verbrauch von Weizen (Weizenbrot) und Baumwolle (baumwollene Stoffe) die Einfuhr nach Deutschland zu beschränken. Es sind dies kleine Ursachen, aber sie haben die größte Wirkung!

Dr. O. W- H.

Der Bericht der Reichspoft für Januar

Die GefchSftsergebnisse -er öffentlichen Verkehrs«» stalten können bis zu einem gewissen Grad als Grad­messer der deutschen Wirtschaftskrise angesehen werden. Nach der Reichsbahngesellschaft veröffentlicht jetzt auch die Deutsche Reichspost ihren Bericht für Januar 1926. Fast jeder einzelne Absatz des Berichts beginnt mit der Feststel­lung eines Rückgangs des Betriebs gegenüber dem Vor­monat. So ist es beim Brief-, Paket-, Postanweisungs- und Zahlkartenverkehr, beim Postscheckwesen und bei der Telegraphie der Fall. An sich ist ein Rückgang des Ver­kehrs von Dezember aus Januar nicht ungewöhnlich. Der Bericht der Reichspost glaubt jedoch feststellen zu können, daß gewisse um die Mitte Januar sonst eintretende Steige-

sonveren Interessen erwartet Deutschland im Rahmen der Völkerbundsgemeinschaft in gleicher Weise Derücksichtigunn und Verständnis wie es selbst den Interessen der andere« Länder Berücksichtigung und Verständnis enkgegenbringt. Wir wollen mit allen Kräften die Leistungsfähigkeit des Bundes erhöhen und seine großen Friedensgedanken ent­wickeln helfen.

Für einen großen Teil des deutschen Volks bedeutet der Eintritt in den Völkerbund die Erfüllung eines lange ge­hegten Wunsches. Aber wenn der Eintritt nicht in letzter Stunde scheitert, ist auch für die anderen, die nur zögernd zugestimint haben oder ihre Bedenken dagegen überhaupt nicht überwinden können, nun die Stunde gekommen, sich bejahend auf den Boden des Völkerbunds zu stellen. Wolle» wir die gebotenen Möglichkeiten voll ausnutzen, so müsse» wir dahin streben, daß ganz Deutschland entschlossen hinter seinen Vertretern im Völkerbund steht.

Die Rede des Reichskanzlers wurde mit brausendem Bei­fall mckaenommen.

Briand für Erweiterung -es Völkerbundsrats

Paris, 3. März. Bei der Festigen Weiterberatung der Locarnoverträge in der Kammer sagte Ministerpräsident Briand, man habe in dem Vorgehen Frankreichs, Polen jetzt einen Sitz im Dölkerbundsrat zu verschaffen, eine Vor­sichtsmaßnahme gegen Deutschland erblicken wollen. Die Angelegenheit sei aber schon länger behandelt worden. Die Staaten, die einen Ratssitz haben wollen, haben nur di« jetzige Gelegenheit ergriffen. (!) Die französische Regierung begünstige die Erweiterung des Rats wegen der Ausdehnung der Fragen, die der Ral zn behandeln haben werde, lind es werde ibr Vergnügen machen, wenn Polen in den Rist ein­trete. Sie hoffe, daß Deutschland begreife, daß dies mm seinen eigenen Interesten entspreche. (I)

Die Kammer billigte darauf die Locarno-Verträge «W 411 gegen 71 Stimmen.

*

Schwächliche Verständigung?

London, 3. März. Der Berliner Berichterstatter deif Times" schreibt dem Blatt, es sei wohl möglich, daß'Dr,

Luther und Stresemann m -er Ratsfrageumfallen" wer, den. Reuter verbreitet,in gut unterrichteten Kreisen" habe man den Eindruck, daß irgend ein« Verständigung in Genf getroffen werde. DerStar" und andere Blätter erklären dagegen, ganz England erwartet, daß die deutsche Regierung fest bleiben werde; eine schwächliche Verständigung würde man nicht verstehen. DieDaily Mail" behauptet, Chamber- kam suche die Verständigung zu fördern. Voraussichtlich werde ein VAkerbundsausschuß eingesetzt, der die Ansprüche Spaniens, Polens und Brasiliens prüfen solle, nachdem Deutschland ausgenommen sei.

Baldwin werde heute im Unterhaus eine Erklärung ab­geben. Chamberlain hatte gestern eine Besprechung beim König,

Besprechungen in Berlin

Berlar, 3. März. Heute vormittag sind die Parteien zur Besprechung der Hamburger Rede des Reichskanzlers zusammengetreten. Heute abend sprach der englische Botschafter im Auswärtigen Amt vor. Man glaubt, daß er einen Vermittlungsvorschlag überbracht habe.

Der französische Botschafter in London, deFleurieau, war am Sonntag in Paris. Er soll der französischen Re­gierung einen Vergleichsvosrchlag der englischen Regierung vorgelegt haben. Der Botschafter reiste am Montag mit neuen Weisungen noch London zurück.

rungen diesmal ausgeblieben sind. Die Beamtenzahl hat sich gegenüber dem Vormonat von rund 251 900 auf 25130V gesenkt. Die Zahl der Angestellten sowie der Vertreter für Kranke und Beurlaubte hat einen Rückgang um insgesamt 1800 Köpfe erfahren.

In -en Monaten Dezember und Januar zusamme« konnten die Einnahmen um 2,6 Millionen gesteigert werden, während die Ausgaben (infolge Wegfalls der besonderen Weihnachtszuwendungen) um 19,1 Millionen Mark ver- ringerk wurden. Der Kauf von Gebäuden wird damit gerechtfertigt, daß in dem gebotenen Rahmen die Lage auf dem Grundftücksmarkt ausgenutzt werden mußte, und zwar aus wirtschaftlichen Gründen. Zum ThemaBetriebs­mittelfonds" wird erklärt, daß die 45 Millionen Mark, die Ende März 1926 zur Verfügung stehen werden, nach den gemachten Erfahrungen nicht ausreichen, um einen ord­nungsmäßigen Kastenbetrieb aufrechtzuerhalten. Dem Reichstag liegt zurzeit ein vom Reichsrat bereits geneh­migtes Gesetz vor, das die Verlangsamung des Tempos in der Ansammlung des im Paragraphen 8 des Reichspost- finanzgesetzes vorgesehenen Rücklagefonds bezweckt. Es wird erwähnt, daß die Verhandlungen der Reichspost wegen Aufnahme einer Anleihe kräftig gefördert worden sind.