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Mt den illustrierten Unterhaltungsbeilagen Feierstunden" und „Unsere Heimat"
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verbreitetste Zeitung im OUZ.-Bezirk Nagold O^rMteitung, Druck u. Verlag von S. w. Taiser (Rar! Äaifer) V^agolä
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Mit der landwirtschaftlichen Wochenbeilage »Haus-, Sarten- und Landwirtschaft"
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Rr. 47 Segründet 1826
TageKsvLege'r
Der südslawische Minister de» Neusten,. Mnkschitsch. ist tu Rom eingetroffen.
Prinz Karat von Rumänien (der bisherige Kronprinz) ist in Paris eingetroffen. Es fall sich um den Mderrruf feiner Thronentsagung handeln, worüber er sich mit Abgesandten aus Bukarest verständigen werde.
Der amerikanische Senat hat das vom Abgeordnetenhaus beschlossene Gesetz, durch das die Steuern fürs nächste Jahr um 387 Millionen Dollar herabgesetzt werden, angenommen.
Aus China werden neue Kämpfe zwischen den Generalen kuomingschung und Lischinglln bei Tongkau (Linie Tientsin- Pukow) gemeldet.
Die spanische Wahrheit
Die spanische Wahrheit ist ein gegebenes Dogma und hat als solches keine andere Rechtfertigung als daß es besteht und sich in starren Formen materialisiert hat. Sie ist eine Aeußerung menschlicher Gebundenheiten und sozialer Kristallisationen, die sich selbst genügt, die aber die Volksseele durchschimmern läßt. — Die Diktatur von heute fügt sich der spanischen Wahrheit ein und ist in Wirklichkeit nur «ine Wiederholung, wenn auch unter anderem Namen von Zuständen, die immer geherrscht haben. Der Spanier hat stets die politische Gewalt als von seinern inneren Wesen losgelöst empfunden. Er lebt nicht mit ihr, sie packt nicht an die Tiefen seines Empfindens. — Wenn der italienische Faszismus von großen Programmen und großen Paraden zehrt, so lebt tm Gegenteil die spanische Diktatur fast unbemerkt und bescheiden dahin und bestimmt die notwendigsten Gesetze ohne überflüssige Ungerechtigkeiten. Sogar die Jesuiten, die sich gerne mit ähnlichen Regierungen verbinden. raten, die Schrauben der Diktatur' nicht allzufest anzuziehen und sich bei ni-mand unerträglich zu machen. Deshalb ist jeder Alarm und olles Worten auf eine revolutionäre Explosion vergeblich. Man täuscht sich selbst und die Welt damit.
Spanien ist wie ein großes Kloster mit einem sonnendurchleuchteten Hof. der viel zu geräumig ist und in dem man Toros und bisweilen Liebe spielt. Eine Mauer von Traditionen umgibt diesen Hof. In der Mitte steht geheimnisvoll und verdeckt die Klause des Priors. Spanien will sich nicht in die Welt hinausdehnen und seinen Patriotismus veräußerlichen. Sei:, Land erscheint ihm viel mehr wie sine weltabgeschlossene Insel, denn als eine Europa angehängte Halbinsel. Diese seine Insel ist in 49 Provinzen eingekeilt, die Provinzen wieder in soundso viele Gemeinden. Eine jede lebt stolz und selbständig dahin. Jede glaubt sich im Mittelpunkt der Welt und das Fest des Dorfheiligen wird wie ein Fest des Universums gefeiert. — Die Spanier sind übrigens Skeptiker, lieben es aber sich auf dem Königsplatz besonnen zu lassen, auf dem Paradeplatz, der schließlich ein nationaler Versammlungsort ist. Sie setzen sich mit Kirchenstühlen in die Sonne, und mit denselben Sesseln, wenn die Glocken zu läuten beginnen, in den Schatten der Kathedralen.
Der Ausländer nun, der glaubt, daß das spanische Volr tot und leichtgläubig ist, irrt sich. Er versteht nicht die spanische Lebensauffassung, die dem eines Volkes gleicht, das sich in die Tonne des Diogenes zurückgezogen hat. Es ist ein Volk, das ohne die Furien der Gedankenstürme dahinlebt und seine latenten Kräfte nicht aufrütteln läßt. So leben denn die Spanier in den Tag hinein, reden, bitten um eine Zigarette, rauchen und bieten selbst Zigaretten an. Die Landarbeiter sammeln Steine vom Boden auf, der immer mit Steinen besät zu sein scheint, schneiden sich dann Hroße Stücke vom schneeweißen Brot ab, trinken durstig chren Mein und ihr Wasser, reden wieder und rauchen. Worum sollen sie dabei an Revolution denken, wenn sie mit ihrer Knoblauchsuppc so zufrieden sind. Die Diktatur ist wie eine Wolke, in der sich alle spanischen Wahrheiten verdichtet haben. Der Diktator erscheint dem Volke wie ein Oderkazique, der es verstanden hat, alle Dorfkaziguen untcr- zukricgeu. Ein wenig wie ein ondalusffcher Dorfdespot, der so hübsch zu reden versteht, den man in seiner Heimat liebt, der immer großzügig ist und alle leben läßt, solange man chm den Vorrang nicht streitig macht und ihm erlaubt, seine Zigarette im Mundwinkel zu halten und den Hut auf die Seite gedrückt zu tragen.
Spanien ist aus Temperament neutral, auch der Diktatur gegenüber verhält es sich neutral. Es bemerkt sie kaum, unter ihr machen die Spanier gerade das. wozu sie Lust haben. Niemand im Nuslande und in Spanien selbst weiß wie selbstzufrieden und sich genügend, wie weltabseits das Volk dahinlebt. Sich um das Wetter kümmert, guten Tag und gute Nacht wünscht, seine obligaten Bemerkungen über Kälte und Regen mach:, freundlich, ohne sich etwas dabei zu denken, mit höflichen Floskeln das Essen anbietet, wenn man sich an den Speisetisch setzt und guten Appetit wünscht. Es kennt auch Mittel und Wege seine innere Unabhängigkeit zu wahren, besitzt mitunter eine glückliche Taubheit um Unbequemes nicht zu hören und um nicht in Konflikt mit den öffentlichen Gewalten zu geraten. Aber auch die Regierung vermeidet jeden heiklen Zusammenstoß. Es scheint fast als ob zwischen Volk und Regierung ein stillschweigender Pakt geschlossen worden ist, sich gegenseitig nicht »u belästigen. Ein Pakt, der gleichzeitig zwischen Liberalen und Reaktionären zu bestehen scheint. Die Liberalen wissen.
Freitag den 26. Februar
Fernsprecher Nr. 29
IVO. Fahrgantz
Die Falle von Locarno
London, 25. Febr. Die liberalen Blätter sind mm Teil sehr enttäuscht über die Rede Chamberlains in Birmingham zu der Streitfrage, ob Bolen — nach dem Wunsch Frankreichs — ein gleichberechtigter Sitz im Völkerbundsrat » tüngeräumt werden soll. Es wird betont, daß die Stellung Chamberlains zweideutig sei. Die „Daily News" schreiben, es wäre Englands unwürdig, in die von Bricmd gestellte Falle zu gehen. Die Negierung und Chamberlain Men offen Farbe bekennen. „Daily Lhronicle" sagt, es käme einem moralischen Zusammenbruch gleich, wenn die britische R.'Mrung Chamberlain ertauben würde, in Genf der fran- zos chcn Forderung beizutreten-
Der „Manchester Guardian" erklärt, es wäre bedauerlich, wenn sich das Gerücht bewahrheiten würde, Deutschland wolle dem polnischen Rats sitz schließlich zusammen, wenn das Rheinland geräumt werde. Ein solches Schachergeschäft würde der Stellung Deutschlands sehr schädlich sein. — Halbamtlich wird dazu von Berlin bemerkt, daß ein solches Schachergeschäft selbstverständlich nicht in Frage komme und niemals erwogen worden sei.
Das Amsterdamer Blatt „Het Volk" (Soz.) schreibt, Frankreichs Verstoß gegen den Geist von Locarno beweise die alte Feindschaft gegen Deutschland. Deutschland sei vollauf berechtigt, wenn es nach diesen Täuschungen seine Anmeldung zum Völkerbund zurückziehe.
Lhamberkains Anausrichligkeik London. 25. Febr. Im Unterhaus erklärte Außenminister Chamberlain auf eine Anfrage, die Regierung sei noch nicht schlüssig, welche Stellung sie in Genf zu der Forderung eines Ratssitzes für Polen nehmen werde. Die Tagesordnung des Völkerbunds am 8. März enthülse n i ch t a,uM,ch l i e ß- l i ch die Zulassung Deutschlands. Er habe nicht gehurt, daß zur Zeit der Konferenz von Locarno jemand der Meinung gewesen sei, die Gewährung eines Ratssitzes an Deutschland schließe weitere Sitzerteilungen aus.
Lord Parmoor brachte eine Entschließung em, es sei nicht wünschenswert, die Zahl der Ratssitze im Völkerbund außer Deutschland weiter zu vermehren. Er erklärte, wenn die letztere Behauptung Chamberlains richtig wäre, so hätte dies auch amtlich bekanntgegeben werden müssen.
zu was für furchtbaren Folgen ein Zusammenstoß mit den Klerikalen führen würde. Die Klerikalen wieder fürchten die Liberalen. Beide Seiten finden unter der Diktatur einen >.iocku8 vivendi und ziehen das Schweigen und die Ruhe den Kampssanfaren vor. —
Artikel 54
Die Anträge der Deutschnationalen aus Abänderung der Verfassung haben alle Augen wieder auf einen der wichtigsten Artikel der Verfassung gerichtet. Sie sind nicht Kinder des Zufalls. Gerade die letzte Regierungskrisis »der bester die vielen Regierungsbildungen der letzten Jahre mit ihren endlosen Versuchen und fast verächtlichen Handelsgeschäften drängten förmlich zu einem entscheidenden Schnitt auf einer ungewissen Bahn, die unser Volk seit der Rov-lllution schreitet. Es ist kaum ein Jahr, daß der Innenminister Schiele den allerdings vergeblichen Versuch gemacht hatte, durch einen „Derfassungsausschuß" die Verfassung zu überprüfen und überhaupt die Verfass rngs- fragen behandeln z lasten. Sogar der demokratische Reichswehrminister Geßler hielt es infolge der Regierungskrisen für nötig, daß zum Stürzen der Regierung wenigstens eine Zweidrittelmehrheit vorgeschrieben werde.
Um was handelt es sich eigentlich bei diesem Artikel?
Nach der Bismarckschen Verfassung war der Reichskanzler der Vertraute des Kaifers. Er konme im Amte bleiben, auch wenn sein Antrag im Reichstag abgelehnt worden war. Das wurde anders gegen Kriegsende. Die Opposition forderte gebieterisch mehr Rechte für den Reichstag. Noch vor Torschluß des Kaisertums wurde das — übrigens nie durchgeführte — Gesetz vom 28- Oktober 1918 verabschiedet mit der schicksaiswichtigen Entscheidung: „Der Reichskanzler bedarf zu feiner Amtsführung das Vertrauen des Reichstags." Hiezu schrieb der Kaiser in einem Begleitschreiben an Len Reichskanzler — es war eine seiner letzten Regierungs- hanUungen — n. a.: „Vorbereitet durch eine Reihe von Regieruimsakten, tritt jetzt eine neue Ordnung in Kraft, welche grimdkegende Rechte des Kaisers auf das Volk überträgt. Damit wird eine Periode abgeschlossen, die vor den Augen künftiger Geschlechter in Ehren bestehen wird."
Acht Tage später brach die Revolution aus. Der Reichskanzler Prinz Max von Baden verkündigte am 9. November der staunenden West: „Der Kaiser und König Hot sich entschlossen, dem Thron zu entsagen."
Die verfassunggebende NotionalDersamntlimg m Wenn« nahm den Faden da wieder aus, wo er abgerissen war. Sie beschloß folgenden Artikel 54:
„Der Reichskanzler und die Reichsminister bedürfen zn ihrer Amtsführung das Vertrauen des Reichstags. Jeder von ihnen muß zurücktreten, wenn ihm der Reichstag durch ausdrücklichen Beschluß sein Vertrauen entzieht."
Man siebt kier die Weiterung Die früheren Staats-
Er (Parmoor) kllnne nur erkwren, vatz solange er (PM- moor) Mitglied des Völkerbunds gewesen sei, niemals die Rede davon war, daß noch andere Staaten Ratssitze bekommen sollen. Das Spiel Frankreichs bedrohe den Geist von Locarno.
Lord Cecil entgcgnele, er könne nicht anerkennen, Latz erst die Zulassung Deutschlands die Schaffung weiterer Ratssitze (Polens) veranlaßt habe; diese Frage sei schon vor langer Zeit im Völkerbund und Rat erörtert worden. Dem Verrreter der Regierung solle in Genf freie Hand gelassen werden. — Lord Parinoor verließ auf diese Entgegnung das Haus.
Die „Wsstminster Gazette" sagt, es sei eine große ll n- o uf r i ch ti g k e i t, zu behaupten, die Forderung eines Ratssitzes für Polen sei ..schon vor langer Zeit" erörtert worden. Daß eine stillschweigende Voraussetzung von Locarno jetzt einfach gebrochen werde, mache es klar, daß Chamberlain seine Richtlinie (für Frankreich und gegen das getäuschte Deutschland) bereits gewählt Hobe.
Silberskreifcn
Paris. 25. Febr. Die Pariser Ausgabe der „Chicago Tribüne" meldet aus Berlin, Dr. Strcsemann habe alle Hoffnung, daß in einer Vorbesprechung mit Briand und Chcmberlcnn vor der Tagung des Völkerbunds die Meinungsverschiedenheiten beseitigt werden können. Die übrigen Mitglieder des Reichskabineits vermöchten jedoch die Hoffnungen Strescmanns nicht zu teilen.
Dein „Echo de Paris" zufolge soll Chamberlain dzw. die b: siche Regierung den Vermittlungsvvrschlag gemacht baden, Spanien einen dauernden Ratssitz zu erteilen und Polen, des. nühizländigLN .Sitz, den bisher Spanien innehatte, zu erlaffen.
Ausschluß der Kommunisten aus der englischen Arbeiterpartei
Glasgow, 25. Febr. Der Nationale Rat der Gewerkschaften hat mit einer Mehrheit von 3 zu 1 den Beschluß der Lioerpooler Konferenz bestätigt, nach dem die Kommunisten aus der Arbeiterpartei ausgeschlossen werden sollen. Beinahe 80 000 Personen haben an der Abstimmung teilqe- nommen.
sekretäre —' Reichsminister gab es nicht — waren St"!k- vertreter des Reichskanzlers in dem betreffenden Geschäftskreis. Der Reichstag konnte sie deshalb nicht zur Verantwortung ziehen. Jetzt sollen die Ncichsminister dem Reichstag und nur ihm verantwortlich sein, getrau so wie der Reichskanzler. In der Denkschrift zum ersten Verfaffungs-. entmurf hieß es hierüber: Das Parlament sei im alten Reich auf die Gesetzgebung beschränkt gewesen, „ohnmächtig gegen» über der das praktische Leben wirklich bestimmenden Verwaltung". Diese äußere politische Ohnmacht der Parlamente hätte ihr« „innere politische Impotenz" (Unfähigkeit) zur Folge gehabt. „Die Revolution hat endlich die Bahn frei gemacht: sie würde diesen wichtigen politischen Erfolg selbst wieder zerstören, wenn sie aus jenem Wege — nämlich dem des Parlamentarismus — umkehren würde."
Des Reichstags „innere politische Impotenz!" — ist sie heute größer oder geringer als in der Kaiserzeit? Wir haben nun ja bald eine siebenjährige Erfahrung zum Artikel 54 hinter uns. Gleichviel, welcher Partei man angehören mag, jeder irgendwie noch sachlich dankende Kopf wird sich sagen müssen, daß der Artikel 54 sicb nicht bewährt hat, daß er vielmehr eine wesentliche Abänderung „im Sinne der Stärkung der Regierungsgewalt" d. h. des Reichspräsidenten heischt.
Damit erfährt die Republik und die demokratische Stoots- form noch lange keine Einbuße. Wer eine Stärkung der Regierunasaewalt gegenüber der „Souveränität des Reichstags" erstrebt, der denkt dabei an einen demokratischen M sterstaat der Welt, dessen Vorbild Wilson uns seinerzeit cmfdrSngen wollte, nämlich an die Vereinigten Staaten. Dort ist der Präsident in der Wahl seiner Mit arbeiter nicht vom Parlament abhängig. Ware dies auch bei uns Gesetz, wieviel unfruchtbare Aufregung und häßliche Streitereien und schädliche Zeitvergeudung wären dem deutschen Volk in den letzten Jahren erspart worden« Der Artikel 54 ist zweifellos eine Quelle unheilvoller Beunruhigung des öffentlichen Lebens. Sie muß irgendwie verstopft werden. Das liegt im Interesse einer Stetig, keit der deutschen Politik. zz
neuestes vom Tage
Die Zusammensetzung der deutsche» «bvrdam»,
Berka. 25. Febr. Wie verlautet, wird di« deutsche Ab E'ung. die zu der außerordentlichen Völkerbundstagung 5 °^ Fens refft, außer Dr. Luther und Dr. Stresemann au» ^"Staatssekretären Dr. Kempner und Dr. Schubert, den ^Ä^naünrektoren Dr. Gaus und Dr. Kiep und dem Ge° sandtschaftsrat Dr. Nedelhammer, sowie Sekretären und Dolmetschern bestehen. Insgesamt sollen etwa 25 Personen
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