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Är. 20
Searünöet 1828
Dienstag den 26. Januar 1926
Fernsprecher Nr. 29
10V. Jahrgang
TageSspiegel
Der italienische Gesandte in Berlin. Graf Vosdari, soll, «he verlautet, von Mussolini abberufe« werden, da er die Erregung in Deutschland über die Unterdrückung der Süd- üeoler nicht rechtzeitig erkannt und bekämpft hübe.
Lhamberlain wir- am Mittwoch in Pari- erwartet, wo « sich bis Freitag cmfhcckken wird.
Tschangksolin ordnete die Freilassung Zwauosfs. sowie Wmllicher anderer russischen Verhafteter au.
Um Südtirol
Da» kleine Eüdlirol ist über Nacht zum Tagesgespräch geworden, nachdem es seine Not jahrelang umsonst in die Welt geschrien hatte und trotz der Dringlichkeit seiner Hilferufe nirgendwo, auch in Deutschland nicht, gehört worden war. Woher diese Wandlung? Ist die Brennergrenze heute mehr gefährdet, als sie es war, da die Weisheit eines von ollen guten Geistern verlassenen Friedens- oertrags sie zog, weil der von keinerlei Kenntnis der europäischen Dinge beschwerte Menschheitsbeglücker Wilson sie dem Vertreter der italienischen Friedensforderungen „unglücklicherweise" zugesagt hatte, was er „später als einen groben Fehler ansah und tief bedauerte"? Keineswegs denn in Oesterreich und in Deutschland denkt kein Mensch daran, das verlorene Gebiet vom Brennerpaß bis zur Sal- arner Klause mit Gewalt von Versailles wiederzuholen. Di« Nation des dauernden Kriegszustands, Italien, hat also nicht nötig, sich darüber aufzuregen. Das tut sie, bei Licht betrachtet, auch gar nicht, sondern die fascistische Presse bläst deshalb gegen Deutschland Sturm, weil die rücksichtslose Behandlung der deutschen Südtiroler nach einer langen Zeit des geduldigen Zusehens eine Volksbewegung hervorgerufen hat, die eine Kulturbarbarei mit Kulturmitteln treffen will. Diese Kulturmittel sollen fein: eine Reisesperre über Italien und ein Verzicht auf den Genuß italienischer Waren. Die Bereinigten vaterländischen Verbände haben dazu aufgerufen, und das römische Regierungsblatt hat zunächst die Aufforderung quittiert mit den stolzen Worten: .Las Italien Mussolinis kann aus den deutschen Fremdenverkehr verzichten."
Dieser stolzen Haltung ist allerdings eilenden Fußes die blaffe Furcht vor den Folgen einer solchen Boykottbewegung ^us den Leib gerückt. Deutschland soll den gegenwärtigen Augenblick, wo die allgemeine Aufmerksamkeit auf den Rhein gerichtet sei, benutzen, um „Italien Herauszufordern", und das amtliche Deutschland wird gewarnt, zu vergessen, daß „südlich der Alpen nicht mehr ein knechtisches Kleinitalien von ehemals liege, sondern ein Militärisch geschultes und auch zum Angriff bereites Bol k". Halbamtlich hat die deutsche Regierung sogleich die fascistische Aufregung damit beschwichtigt, daß eine Boy- kvttbewegung von ihr weder gewünscht noch gefördert werde. Aber mag das Mittel der Reise- und Warensperre bedenklich sein oder nicht, es läßt sich doch nicht leugnen, daß der Abwehrkampf der Südtiroler gegen die Entdeut- schnng um jeden Preis volle moralische Unterstützung von Villen fordert, denen Deutschsein noch nicht gleichbedeutend mit Bogelfreisein geworden ist. Es gilt nicht die Herausforderung Italiens, wohl aber einen Anruf an sein Gewissen und, wenn das stumpf bleibt, an das sogenannte Weltgewissen, mit dem wir allerdings in der Nachkriegszeit recht schlechte Erfahrungen gemacht haben. Die Italiener sollten mit Rücksicht auf ihr eignes Wohlergehen klüger sein, als sie es in Südtirol bisher gewesen sind. Die Gewaltmaßnahmen zur Entdeutschung der Südtiroler habe« bisher nur erreicht, daß das erwachsene Geschlecht verzweifelt und das Heranwachsende, das nichts Gründliches in den Schulen mehr lernt, mit Haß vollgepfropft wird. Das ist kein Zustand, der aus die Dauer bestehen kann, ohne ein Pulverfaß bis zum Rand zu füllen. Das fascistische Italien täuscht sich, wenn es meint, daß jeder Schlag mit der Faust auf den Tisch der Welt dazu geeignet sei, die an chm sitzenden Völker, auch Deutschland, unter die Platte zu werfen. Der italienische Fascismus hat in der Welt viel zu wenig Freunde, als daß er leichthin darauf verzichten könnte. Freunde zu werben, wo immer das möglich ist- Deutschland will sicher mit Italien in Frieden leben: es hat diesen Frieden ebenso nötig wie jeden andern Aber darüber hinaus kann der Friede nicht zur Freude und Freundschaft werden, solange in Südtirnl die Gewalt herrscht und die Gerechtigkeit aus dem Loi re verwiesen ist. Alle Drohungen nützen nichts: Gefühle sind immer noch zollfrei wie die Gedanken, und beide sind gerade in dieser Zell mit ihrer täglich wachsenden Bedrückung Südtirols M Deutschland dem Italien Mussolinis nicht sonderlich gewogen. Schwarz ist immer noch schwarz, wie Weiß weiß ist.
Der Altmeister der deutschen Philosophie, Geheimrat Pros. Dr. Euckeu in Jena, hat unter Hinweis der Unterdrückung der Deutsch-Tiroler die Einladung zum Internationalen Kongreß für sittliche Erziehung (!) in Rom abgelehnt. Der bekannte Pädagoge Dr. Kerschen- Keiner in München hat sich -er Ablehnung angeschloffen.
Marinemeuterei von 1918
Berlin, 25. Jan. In der Sitzung des Reichstag,sausschus- ses über die r.^^-en des Zusammenbruchs setzte Abg. Ditt- mann (Soz) seine Aussagen fort- Das Kriegsgericht habe .aus Blutdurst" die beiden Rädelsführer der Meuterei zum Tod verurteilt. Die eigentlichen Meuterer seien die Admirale gewesen, die gegen den Willen der damaligen Regierung den Flottenvorstoß gegen England haben machen wollen. Es sei das Verdienst der Heizer und Matrosen, daß sie den wahnsinnigen Plan der Admirale verhindert hätten.
Korvettenkapitän Canaris, der vom Reichswehr- Ministerium in die Sitzung entsandt ist, weist die Beschuldigungen Ditkmanns gegen die Flottenleitung zurück. Admiral v. Trotha werde die Behauptungen Dittmanns widerlegen und beweisen, daß bis zum Schluß bis auf wenige Ausnahmen in der deutschen Marine zwischen Offizieren und Mannschaften ein vorzügliches, ungetrübtes Vertrauensverhältnis bestanden habe. Es könne bewiesen werden, daß die Rädelsführer der Meuterei enge Beziehungen zur Unabhängigen Sozialdemokratie hatten, deren Einwirkungen ihnen den Rücken stärkten. Reich pietsch und Sachse haben noch vor ihrer Verhaftung mit dem Sekretär der USP. Sens in Kiel den Flotten streik besprochen. Reichpietsch war durch einen Brief Dittmanns in die Partei eingeführt und berief sich bezüglich des Streiks auf Dittmann. Er hak ausgesagk, daß die Parteileitung der USP. den beabsichtigten Streik gekannt und gebilligt habe- Allerdings habe die Marineleikung die Gefahr nicht erkannt und es Unterlasten, alles zu tun, um diezuständigen Stellen zu einem Eingreifen gegen die Abgeordneten zu bewegen. Die Flotte war überzeugt, daß ein unverzüglicher Zugriff Erfolg gehabt hätte. Bei dem Urteil des Kriegsgerichts sei außerordentlich vorsichtig vorgegangen und jede politische Färbung vermieden worden. Die Anhörung der Abgeordneten der USP. sei daher unnötig gewesen. Es habe sich nur um die rechtliche Feststellung der Meuterei gehandelt.
Abg. Moses (Soz.) erhebt Einspruch gegen die Vernehmung Canaris, der die Flucht der Liebknecht- und Rosa- Luxembürg-Mörder begünstigt Hobe. (Stürmischer Wider-
^»g. Admiral Brüninghaus (D- Vp.) führt aus, das von Dittmann angeführte Akkenmaterial sei nur daraus eingestellt, ihn (Dittmann) und die USP. zu entlasten: diejenigen Akten, die ihn belasten, habe er außer Acht gelassen. Es sei festgestellt, daß Reichpieksch in Berlin mit Dittmann und einiaen anderen Abgeordneten eine Besprechung hatte.
die der Ausgangspunkt der Meuterei war. (Der Marrvze Calmus gab darüber in der Verhandlung des Kriegsgerichts an, er sei von Dittmann in Berlin empfangen worden. und nachdem habe man in einer Wohnung in Gegenwart Ledebours und einiger Marineangehörigen fein gegessen «mH getrunken. Dittmann habe ihm (Calmus) 5000 Mark ft« die Anzettelung der Meuterei und weitere 10 000 Mark für die Ermordung des Kaisers angeboken. Er (Calmus) feil aufgesprungen und habe mit dem Revolver in der Hand bi« Anwesenden gezwungen, den Plan zu zerreißen. — DUt- mann erklärt diese Aussagen für einen Kinoroman.
Abg. Brüninghaus fährt fort: Der Versuch DiS- mannS, die Meuterei auf das Verhältnis zwischen Offizier*» und Mannschaften zurückzufüt.ren. sei durchaus verfehlt: dieses Verhältnis sei weitaus überwiegend sehr gut gewese». Dittmann kenne die Marine nicht, wie auch aus sei««» sonstigen Angaben hervorgehe. Ganz falsch sei eS auch, dcH die Menagekommission nur aus Offizieren bestanden habe- Ebenso falsch sei seine Behauptung, die Meuterei sei eine Gegenwirkung gegen die neugebildetr Vaterländische Partei gewesen. Die Vaterländische Partei bestand noch zwar nicht, als die Unterschriften für die Meuterei gesammell wurden. Sonderbar sei die Ansicht DittmannS, die deutsch» Hochseeflotte sei ein .überflüssiges Instrument" gewesen. Er hat wohl nicht beachtet, daß während deS ganzen Kriegs keine feindliche Schiffsgranate auf deutschen Äoden gefalle« ist. Das ist allein der deutschen Hochseeflotte zu danken. Da Dittmann ausdrücklich die AbrüstnnaSstteiks für erlandk hielt, liege es sehr nahe, daß ihm auch Militärstreiks als nicht unvereinbar nüt der Verteidigung des Landes erschienen. Dittmann hätte nicht vergessen sollen, wie Politiker wie Fehrenbach und Payer über die moralische Schulder USP. geurteilt haben.
Das Reichswehrministerium wird dem Reichstagsaasschuß eine neue amtliche Darlegung über die Marinemeuterel zugehen lasten. In einem Schreiben an den Vorsitzende» des Ausschusses behauptet der Reichswehrminister, die Beschuldigungen des Abg. Moses gegen Kapitän Cana- r i s seien haltlos. Zur Zeit der Liebknechtangelegenheit sei Canaris überhaupt nicht in Berlin, sondern nach Süddeutschland beurlaubt gewesen.
Abg. Dittmann hat seine Ausführungen und einige Ak'enauszüge in einer Schrift erscheinen lasten. Da er hie^c nicht berechtigt war, hat Reichstagspräsident Lobe die Verbreitung der Schrift im Reichstag verboten.
Erster Volksentscheid in Deutschland
»Rückwirkungen*
Berlin. 2S. Jan. Der von den Sozialdemokraten und Kommunisten beschlossene Antrag über die Fürstenabfindung (Volksentscheid über die entschädigungslose Enteignung der ehemaligen regierenden Fürsten) zugunsten der Opfer des Kriegs und der Instation) ist beim Reichsministerium eingereicht worden. Die Regierung hat ihn nach den Verfassungsvorschriften sofort im Reichsanzeiger zu veröffentlichen und die Auflegung der Listen zu veranlassen: die Prüfung, ob die Antragsteller über mindestens 100 000 Unterschriften verfügen, erübrigt sich in diesem Fall. Die Listen müsten 14 Tage lang zur Einzeichnung aufliegen. — Dies ist der erste Volksentscheid in Deutschland.
Der Enteignnngsantrag der Linken eingebracht.
Berlin, 26. Jan. Der Hulaffungsantraa der sozialdemokratischen und der kommunistischen Partei für ein Volksbegehren auf Einbringung eines Reichsgesetzrs über Enteignung der Fürstenvermögen ist gestern durch die Mitglieder des Reichstags Welz, Ludwig und Thälmann im Reichsministerium des Innern eingebracht worden.
Der amtliche Verichi über die „Rückwirkungen" t Beftm, 25. Jan. Im Reichstagsausschuß für die besetzten Gebiete erstattete Generalkommistar Dr. Schmid den Be- lkcht der Reichsregierung über den Stand der Rückwirkungen. Die Handhabung der Besetzung durch die Rlzein- laudkommistion und Militärbehörden seien der Form nach etwas geändert worden, die „Ordonnanzen" bestehen aber alle weiter, namentlich di« Schutzvorschriften für die Sonderbündler. Eine Aenderung in der Militärgerichtsbarkeit sei nicht erfolgt. Die feindliche Gendarmerie und Geheimpo izei bestehe fort. Die Besatzung der 2. und 3. Zone einschließlich Kehl betrage 82 500 Mann, obgleich die Vereinbarung aur
Die Ursachen der Werlpapierfälschunq und ihre Verhütung
Die zahlreichen Banknoten- und Wertpapierfälschungen mögen wohl den Fernerstehenden überraschen, nicht aber den Fachmann. Für diesen sind sie nichts anderes als die längst vorausgesehenen Folgen der Sünden, die die Banknoten- und Wertpapierinstitute im Lauf der letzten Jahre zu begehen gezwungen waren. Die Eile in der Herste''ung stets neuer größter Menaen von Zahlungsmitteln, Wert-
ven Stand der früheren deutschen Garnisonstärke von 46 00V Mann bestimmt zugesagt wurde. Von 169 Besatzungsgarni- sonen (gegen früher 26 deutsche!) seien in den beiden Zonen nur 14 abgebaut 5364 'Kürgerwohnungen und 22 478 Einzelzimmer seien beschlagnahmt, wozu inzwischen weitere ka men. Das französische Eisenbahnamt habe allein in Wiesbaden 150 Mohn n. Abg. Guerand (Ztr.) erklärte, die Bevölkerung des besetzten Gebiets teile die froben Hoffnungen der Reichsregierung über das Locarno-Abkommen nicht. Bon den „Kreisdelegierten", die angeblich abgeschafft werden sollten, sei mindestens die Hälfte noch da: sie leben flott und machen bedeutende Schulden bei den Geschäftsleuten. In der Schikanierung der Bevölkerung sei noch ni^t die geringste Besserung zu spüren. Der wieder ein- g s tzte Reichskommissar Lanqwerth von Simmern habe aus d'e Klagen der Bevölkerung nur die Antwort gehabt, er könne seine Tätigkeit nicht mit Beschwerden gegen die französischen Beamten beginnen (!). Abg. Wallraf (Dntl.) bestätigte diese Angaben: im Rheinland herrsche Enttäu fettung und Erbitterung über die „Rückwirkungen". Abg Kieschmann (Soz.) gibt zu, daß die Enttäuschung im be setzten Gebiet erheblich größer sei, als seine Partei es für möglich gehalten habe. Der Regierungsvertreter teilt mil. daß auf Grund französischer Gerichtsurteile sich noch 230 Deutsche in den Gefängnissen und Zuchthäusern de» besetzten Gebiets befinden. — Bei Stimmenthaltung der Kommunisten wurde der von allen anderen Parteien gemeinsam gestellte Antrag angenommen: Der Ausschuß ersucht die Regie rung „mit stärkstem Nachdruck und unter Anwendung aller Mittel" daraut hinzuwirken, Daß di«
Räumung der zweiten und dritten Zone und die Freigabe der Abstimmung im Saargebiet baldigst erfolge, daß ab«, solange dies nicht erreicht werde, eine weitgehende Aeub»- rung ))er Besatzungs,zustande stchergestellt werde.
Zeichen, Aktien und dergl. verdrängt nicht nur die altbewährten. ober zeitraubenden Stich- und Druckverfahren, sondern erweitert auch den ehemals kleinen, verantwortlichen Kreis der Druckereien. In Deutschland allein arbeitete während der Inflation ein erheblicher Teil der Papierfabriken Tag und Nacht obne Unterlaß an der Herstellung des rohen Papiers, das In ungezählten Pressen zu Geld verwandelt wurde. Das Entstehen eines Wertpapiers, ehemals nur wenigen Menschen vertraut, hörte auf, ein Geheimnis zu sein. Zehn tausende von Menichen fanden ihren Lebensunterhalt m