Sette 2 Nr. 6

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter*

Samstag, S. Ianmie 192V

bei:. In der französischen Regierung ist man anderer Mei- nrnng und vermutet, daß England die Hand im Spiel gehabt habe. Zcmkofs, der unlängst mit der Türkei einen Freundschaftsoertrag abschloß, sei dadurch für England unerträglich geworden und man habe ihm durch die Opposition das L-ben so sauer machen lassen, daß er freiwillig ging und Ljaptscheff Platz machte, der England «r - mer ist-

Von dem Verzicht des rumänischen Kron- p : nzen Karol aus die Thronfolge weiß man bis jetzt r. > nicht sicher, ob sein Hintergrund ein Famttienskandal im Königshaus oder polnische Umtriebe sind, oder ob ö" -s zutrifft. Tatsache ist. daß der Kronprinz, der ein ks anderer Mussolinis sein soll, sich seit September in ^ ! en aufhält und alle Aufforderungen des Königs F inand und der Regierung, nach Rumänien zurück- «r wen. schroff zurückgewiesen und sie zuletzt mit seinem V-r ücht auf Thron und Stand beantwortet hat. Die rumä­nische Regierung behauptet, Karol habe sich mit dem Ge­danken eines Staatsstreichs nach Mussolinis Art ge­tragen und bei seinen Plänen das Heer auf seiner Seite gehabt: es sei nötig gewesen, ihn vom Thron und der Heimat auszuschließen und seinen fünfjährigen^ Sohn Michael zum Kronprinzen zu machen. Im rumänischen Volk, das weit überwiegend zu Karol hält, sagt man, der Kronprinz sei dem Ministerpräsidenten Bratianu un- bequem gewesen, denn Karol hätte, wenn er zur Regie- rung gekommen wäre was bei der Kränklichkeit des Königs Ferdinand über Nacht hätte eintreten können der nur der Bereicherung einer Sapitalistengruppe dienen- de» Mißwirtschaft Bratianus ein schnelles End« bereitet. Las ist Wahrheit?

Neuestes vom Tage

Luther bei Hindeaburg

Berlin, 8. Jan. Der Reichspräsident lud heute mittag ir Uhr den Reichskanzler zu einer Besprechung zu sich.

Die Lraflwageusteuer

Berti«. 8. Jan. Dem Reichswirtschaftsrat ist der Gesetz­entwurf zur Aenderung der Kraftwagensteuer zugegangen. Dis Steuer soll die Mittel für die Unterhaltung der öffent­lichen Wege, die ja durch die Kraftfahrzeuge besonders mit­genommen werden, aufbringen. Nach dem Entwurf soll die Steuerfreiheit für Wagen von höchstens 8 Pferdekräften, die im Gebrauch oog Aerzten find, wegfallen. Die Steuer selbst wird nicht unwesentlich erhöht und ist so lange zu entrichten, bis das Kraftfahrzeug bei der Polizeibehörde ab­gemeldet ist.

Britische Reichskouferenz

London. 8. Jan. Nach demDaily Expreß" wünscht die Regierung in Bälde eine Reichskonferenz einzuladen, um die Stellung der Dominions zum Locarno-Vertrag zu er­führen.

Russischer Schriftenschmuggel «ach England

London. 8. Jan. DieWestminster Gazette" berichtet, es sei sestgestellt, daß die im englischen Heer und in der Flotte verbreiteten kommunistischen Aufreizungsschriften in Rußland gedruckt und durch russische Schiffe eingeschmuggelt worden seien. Jedes aus Rußland kommende Schiff werde daher genau durchsucht. Das Blatt erhebt Anklagen gegen den gegenwärtigen Geschäftsträger der Sowjetregierung m London. Rosenholz.

vom spanischen Kriegsschauplatz in Marokko

Madrid. 8. Jan. Nach dem amtlichen Heeresbericht aus Spanisch-Marokko sollen die Beni-Uriaghel im Kampf gegen Eingeborene, die den Spaniern ergeben sind, «ine schwer« Niederlage im Gebiet von Gesnaja erlitten haben.

Rücktritt de» Präsidenten von China

Peking. 8. Jan. Der Präsident von China. Tuantschisui. richtete gestern nacht «in Rundtelegramm an die Provinzen, in welchem er seine Absicht kundgibt, am 15. Januar von keinem Amt zurückzutreten.

Die allgem «in « Erschöpfung der Finanzen und -es Kriegsmaterials, sowie der Verlust des Ansehens, den di« nördlichen Marschälle erlitten haben, besonders aber die Finanzsperre der fremden Kapitalmächte machen die inneren Friedensaussichten günstiger. Man tritt für die Herstellung der Verfassung und die Wieder­einführung einer Kabinettsregierung ein. Der politische Schwerpunkt neigt wieder zum Jangtsestrom. ,

Württemberg

Stuttgart. 8. Jan. Die Winterübung der 5. Division. Die an der Winterübung im Raume- bingen-Hechingen-Reutlingen teilnehmenden Truppen der 8 (südwestdeutschen) Division treffen im Laufe des 12. Ja­nuar im Uebungsgelände mit Bahntransport oder Fuß­marsch ein. Uebungstage sind der 13. und 14. Januar. Am Nachmittag des letzteren Tages werden die Truppen bereits wieder in ihre Standorte abbesördert. Einlade- bzw. Aus- tadebahnhöfe sind Hechingen. Balingen. Dußlingen. Tü­bingen und Reutlingen.

In einem Hause der Schurwaldstraße verübte ein 50 I. a. Mann in der Küche seiner Wohnung durch Einatmen von Gas einen Selbstmordversuch. Er konnte jedoch an seinem Vorhaben rechtzeitig gehindert werden. ^ ^

In der Böblingerstraße fuhr em Straßenbahnwagen -egen ein mit zwei Pferden bespanntes Latrinenfuhrwerk. Hierbei wurden die Pferde des letzteren zur Seite gescbleu- bert, wodurch eines der beiden Pferde zu Fall kam und so­fort verendete.

Ludwigsburg, 8. Jan. Waghalsige Wette. Eine waghalsige Wette haben lt.Ludwigsburger Zeitung" am Mittwoch einige übermütige junge Leute zur Ausführung gebracht. Es galt um 20 Flaschen Wein, für die ein Kletter­künstler am Blitzableiter den nördlichen Stadtkirchenturm erkletterte und unterhalb der Turmspitze ein Taschentuch am Blitzableiter befestigte.

Neckarfulm. 8. Jan. Ein unerhörter Frevel. An der hiesigen Wehrbrücke wurde auf Obereisesheimer Mar­kung unmittelbar hinter der Brücke, wo es 10 Meter tief steil hinuntergeht, das Holzgelänoe weggerissen. Auf dem steil hinuntergeht, das Holzgeländer w:ggerissen. Auf dem Holzgeländer mehrfach zerstört. Wenn bei finsterer Nacht an der eben erwähnten abschüssigen Stelle jemand in den Neckar geraten wäre, wäre er unrettbar verloren gewesen. Den Tätern ist man auf der Spur.

Neckarrems. OA. Waiblingen, 8. Jan. Tot auf­gefunden. Am Neusahrstag abends 10 Uhr brach in dem Haus der Witwe Luise Obergfäll ein Brand aus. Als die Feuerwher anrückte, fand sie die Besitzerin tot an der Treppe liegen. Die Frau scheint einen Schlaganfall erlitten zu baden und mit der brennenden Laterne die Trevpe berab- gestürzt zu sein, wodurch das Feuer entstand. Der Btand konnte auf seinen Herd beschränkt werden.

Besigheim, 8. Jan. Ernennung. Amtsgerichtsrat Kolb, Heilbronn, gebürtiger Besighsimer, Sohn des Post­inspektors Kolb, wurde zum Reichsgerichtsrat in Leipzig ernannt.

Oberkochen. OA. Aalen, 8. Jan. Ein Erdtrichter. Im Waldteil Wasserteich, etwa 1 Kilometer südwestlich vom Punkt 709 Meter der Bronnenebene gelegen, bat sich ein neuer Erdtrichter gebildet, der einen Durchmesser von 60 Zentimeter hat. An dem Ausfallen der in die Tiefe ge­worfenen Steine konnte man feststellen, daß die Trickster- röhre ziemlich tief ist und daß sich unten, wie beim großen Wollenloch, eine höblenartige Erweiterung besindet, denn da« Ausfallen der Steme tief unten aus dem Felsen ver­ursachte ein ziemlich starkes Nachballen. Weitere Unter­suchungen werden folgen. Der Platz wurde van der Farst- verwaltunq abgeschrankt. Der Einbruch lieat im weißen Jura Epsilon etwa25 Meter unterhalb des Bergrands am Hang in mäßigem Gefall.

Dettenhausen. OA. Tübingen, 8. Jan. Dlebstcrftk. Unter dem Verdacht, in die Gemeindekosse. die sinm Av- mangel von 3- bis 4000 -tl aukwellen soll, Eingriffe ge­macht zu baden, wurde die- verh. Tochter des Gemeinde- pfkeqers Binder verhaftet und dem Gericht eingeliefertz

Waldmössingen. OA Oberndorf. 8. Jan. Bei m H o l z- tällen verunglückt. Beim Langholzbauen im Ge- meindowald verunglückte der verheiratete Lorenz Keller. Bauer von hier Er erlitt schwere innere Verletzungen und mußte nach Rottweil übergesührt werden.

Göüsdors. OA. Rottweil. 8. Jan. Der 7. Kn alle. Dam Fabrikarbeiter Lidariua Haigis van hier Wurde !m De­zember v. I. der 7. Knabe geboren. Aus diesem Anlaß erhielt Haigis vom Wurst. Staat-wräsidenten dos übliche Geldgeschenk von 20 und sin Glückwunschschreiben über­mittelt.

Neust« a. D.. 8. Jan. Todesfall. Hier ist !in Alter van 83 Jahren der Generalmajor zu Disposition von Bayer-Ehrenberg gestorben. Der Verstorbene trat schon 1897 in den Ruhestand. Er war zyketzt Kommandeur einer preußischen Kavallerie-Brigade.

Altshausen OA. Saukgau, 8. Jan. Unglücklicher Schütze. Ein hier beschäftigter, 18. I: a. Elektrolehrling hat nachts vor einigen Wirtschaften mit einer alten Vorder- ladevistole aeschossen. Bei dem letzten Schuß zerriß der Laus der Pistole und der Schütze wurde an der rechten Hand nicht unerheblich verletzt, so daß er ins Spital aus? genommen werden mußte-

Wnrzach, 8. Jam M i l ch p r si s - H e r ads etz u n g> Seit 5. Januar ist der Derbraucher-Milchpreis in der hie­sigen Stadtmolkcrei von 24 aus 20- H für das Liter hersd» gesetzt worden.

Srgmaringen, 8 Jon. Einbrecher. Im Gasthcms Kronprinz" traf ein Dienstmädchen am Montag abend im oberen Stockwerk einen fremden Mann an, der bereits einen Kleiderschrank ausgeräumt hatte. Aus die Hilferufe des Mädchens entfloh der Mann. Der Polizei gelang es, den Burschen festzunehmen, der wie sich herausstellte, zuvor in einer Mädchenkammer imDeutschen Haus" einen Dieb­stahl begangen hatte.

Gukenstein. in Hohenzollern, 8. Jan. Ein guter j Schwimmer. Ein Rind des Schmiedmeisters Blender war entsprungen und geriet in die hochgehende Donau direkt oberhalb des Mühlenwehrs. Durch die reißende Strömung wurde das Rind am jenseitigen Ufer des Wehrs hinunter- gerissen und verschwand in der Brandung. Nachdem man dann das ganze Donauufer bis gegen Dietfurt abgesucht hatte, fand man das Tier nach 114 Stunden wohlbehalten auf einer Wiese bei der Di-^urter Grenze. Wie durch ein Wunder hotte sich das Rind selbst befreit oder wurde mit dem Strudel an eine flache Stelle getrieben.

Gammertinaen, 8. Jan. Bon einer Lawine ver­schüttet. Lehrer Kreidler von hier wurde bei einer Schnee- schuhfahrt auf dem Arlberg von einer Schneelawine ersaßt und zu Tal geschleudert. Da glücklicherweise rasch Hilfe zur Stelle war, kam er mit heiler Haut davon.

Eningen OA. Reutlingen, 8. Jan. Von einem fal. lenden Baum erschlagen. Der bei der Gemeinde Eningen als Holzmacher beschäftigte, etwa 63 Jahre alte Landwirt Albert Lutz wurde beim Holzfällen im Gemeinde­wald Eningen von einer stürzenden Buche erschlagen.

Katzenstein OA. Neresheim, 8. Jan. Tödlich ab­gestürzt. Der elfjährige Sohn der Witwe Johanna Kmz- ler war in der Scheuer damit beschäftigt» etwas Stroh und Heu herunterzuwerfen. Dabei fiel er so unglücklich herunter, daß er eine schwere Gehirnerschütterung erlitt und starb.

Aus Stadt und Laut

Nagold, 9. Januar 1926.

Freude

Freude. und noch einmal Frevde fei die Losung« Si« ist himmelaeboren! Zum .Freudemachen schließe aste deine Schleusen auf, liebe Seele, und du wirst dich wundern, wie unermeßlich reich du bist! Zum Freudemachen aib dich selbst, deine Ruhe, deine Freiheit, deine heiligsten Gedanken, deine Ochste Phantasie. Zu« Freudemachen ist nichts zu aut. was ««Eia ist. CarmeuSylva

Dteustnachrichte«.

Auf Grund der im Jahr 1925 abgehaltenen Prüfung für den ärztl. Staatsdienst ist u. a.: als befähigt erkannt worden vr. weck. W. Schmölze, prakt. Arzt, in Ergenzingen OA. Rottenburg.

Berarrstaltrmge» am Sonntag.

Nagold: nachmittags"^Uhr Beisammensein der Alten des Ev. Volksbundes im Vereinshaus.

Jselshausen: nachmittags V-3 Uhr Weihnachtsfeier des F.-C. imLamm".

Pfrondorf: abends 7 Uhr Weihnachtsfeier der Musikkapelle im Hirschsaal.

Arbeitsmarktlage im Monal Dezember LSrS.

Soweit sich bis jetzt übersehen läßt, hat sich gegen-Jahres­schluß die Arbeitsmarktlage weiter, zum Teil sehr stark, verschlech­tert. Das Weihnachtsgeschäft hat im Gegensatz zu früheren Jahren nur geringe Nachfrage gebracht; dagegen haben zahl­reiche Unternehmungen aller Berufsgruppen im Anschluß an die Weihnachtsfeiertage ihre Betriebe stillgelegt und ihre Beleg­schaft zum Teil aus Wochen beurlaubt, zum Teil entlassen.

Besonders ungünstig ist die Arbeitsmarkilage in Nagold, Wildberg, Altensteig und Katterbach.

Die Zahl der unterstützten Erwerbslosen (Hauptunter­stützungsempfänger) hat in der zweiten Dezeircherhülfte stark zugcnommen. Im Monat Dezember entfielen auf 737 Bera­tungen ebensoviel Arbeitsgefuche, von denen 65 einer Beschäfti­gung zugeführt werden konnten. UnterstützungZberechtigre Er­werbslose sind gegen Ende Dezember insgesamt, 520 männl. und 12 weibl. gemeldet. Wenn die Möbelindustrie^ wie wir hoffen, auf 1l. Januar die Arbeit wieder aufnimmt;. verringert sich die Zahl der Erwerbslosen um etwa-150.

Ucberficht übsr dir im Jahre M28 in Ncrgolk» er­folgtem Geburten, Eheschließungen unKSlerbeWe.

Geburten: 1925 msges. 99, hierunter 21 von Auswärtigen. - (1924 93, 13 . )

Für Nagold verbleiben also 78 Geburten und zwar 40 Knaben und 38 Mädchen, daruuter unehelich 3 Knaben und l Mädchen. ZwillingsgeburLrn kamen hier insgesamt 3 vor (^Knaben und 2 Mädchen).

Eheschli sßungen fanden Heuer 26 statt (1-824 15).

Sterbefälle: Gestorben und totgeborsn sind 78 Per­sonen» einschließlich 2> Auswärtige (1924 38,. hierunter 21 Auswärtige). Die hiesige» Todesfälle scheiden sich in 84 männ­liche, 30 weibliche Personen und 3 Totgeburten.

WilterunFsumschlag.

Nachdem in den letzten Wochen vom Winter kaum noch etwas zu spüren war und wir an manchen Tagen imFrühling zu fein schienen, hat gestern gegen Abend die Temperatur um­geschlagen und drückte das Thermometer auf «inen Minusstand herunter. Wenn auch die Wintersportter dies kleine Zeichen des Wintrrs noch nicht als den kleinsten Hoffnungsstrahl auf- faffen können oder dürfen, so wird man sich doch andererseits im allgemeinen freuen, nunmehr trockenen Fußes und nicht mehr im Schlamm watend durch manche Straßen unserer Stadt oder über Land zu kommen.

MisereFsLerftmrbsu-

führen uns durch unser Titelblatt in einen Wintermorgen nach dem Junta!. Weiterhin finden wir ein Gemälde des bekann­ten Rennfahrers Hans von Opel, allerlei vom Wmiersporh sowohl vom Ski- und Eislauf als auch von Bobrennem Neues aus China, vom Theater, vom Radio, Wohllätigkeitsveranstal- tungen usw. bringen uns di« Vilser aus aller Well.

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Die Einfuhr von Geflügel v"y dem Ausland ist wegen der neuen Einschleppung von Geflügelssuchen vom württ- Ministermm. des Innern vom 10 Januar ab rn Württem­berg verboten worden. Tlle Einfuhr von Schlachtaeflügel kann unter besonderen Bedingungen genehmigt werden.

Mnkerftua der Bienen. Von verschiedenen Orten hört man, daß während der warmen Witterung um die Jahres­wende die Bienen geflogen sind, Dis Tierchen waren aber ziemlich matt und setzten sich dem Mahskomme.nden gleich auf die Kleider. Auch manche, einen Winterschlaf haltenden Säugetiere unterbrechen jeden Winter in längeren frost» s-eien Perioden ihren Schlaf, um aus ihren Vorratskammern Nahrung ouszunehmen oder solche zu suchen, wie z, B. Eich­hörnchen, Igel und andere Kleintiere, die nicht in Höhlen wohnen.

Hunderttausend stsstenlvie kaufmännische Annestellle- Im Deutschen Reich befanden stch Ende Oktober 53 000 männ­liche und 24 000 weibliche Handlungsgehilfen ohne Stellung. Diese Zahl dürfte inzwischen durch dis Entlassungen zum 31. Dezember auf annähernd 100 090 gestiegen sein.

Gesetzliche Feiertage. Der Reichsausschuß des Reichs­tags einigte sich über die gesetzlichen Feiertage: Neujahr» Ostern. Pfingsten, Weihnachten, Himmelfahrt» Karfreitage Fronleichnam und Herbstbußtag. Die schwierige Frage des Nationalfeiertags wurde vertagt. Man möchte ihn, wenn er überhaupt eingerichtet wird, auf den Sommer alsVolks- seiertag" verlegen.

Ungerechte Aufwerkungsbegehren. Neuerdings versendet lautSchwäbischer Tageszeitung" eine bekannte Oberländer Viehhändlersirma an Landwirte Einschreibebriefe, in denen unter Berufung auf eine Reichsgerichtsentscheidung von den Adressaten Nachzahlungen verlangt werden aus Viehkäufen der Inflationszeit, die längst als bezahlt galten. Dem Brief liegt eineAbrechnung" bei. in der Schuld, Zahlungen und Zinsen rückwirkend auf Goldmark umgestellt sind. Natur­gemäß ergibt sich bei solcher Berechnung ein beträchtlicher Saldo" zugunsten der Viehhändlersirma. In zuvorkommen­der Weise ist ein Revers beigelegt, durch dessen Unter­zeichnung die Viehkäufer anerkennen sollen, daß sie noch den und den Restbetrag schuldig sind. Um die Sache schmack­hafter zu machen, ist beigefügt, daß die Viehh udlerfirma bereit sei, angemessene Zahlungsfristen zu bewilligen und auf außergerichtlichem Weg" einen Vergleich abzuschließen. Dieses Vorgehen entbehrt der gesetzlichen Grundlage und es wird den Briefemvfängern dringend geraten, sich erst an i zuständiger Stelle Rat zu holen, bevor sie sich mit der Vieh­händlerfirma in Unterhandlungen einlassen. Bekanntlich sieht das Anfwertungsgesetz, soweit es sich nicht um hnpo- thekarisch aesicherte Forderungen handelt, eine Rückwirkung nur be! Vermögensänderungen vor; !m übrigen gilt eine Zahlung, wenn sie vorbehaltlos angenommen, in der Regel als Zahlung in Höhe des Nennwerts, auch wenn sie in die Zeit vom 14. Juni 1922 fällt. Wenn allgemeine Rückwir­kung zugelassen wäre, so müßte z. B, derjenige, der in der Inflationszeit einen Strohbut gekauft bat oder sich seine Schuhe sohken ließ und erst einige Zeit später Zahlung geleistet hat, jetzt noch gewärtig sein, zur Nachzahlung an­gehalten zu werden. Das wäre denn doch etwas un­gemütlich. ^

Die sogenannten Preisausschreiben- In den letzten Noten ist im ganzen Reichsgebiet eine Reihe von sogenannten Preisausschreiben (Warenangebote mit Rätselaufgaben) verbreitet worden. Diele, die an diesen Veranstaltungen teilgenommen haben, fühlen stch irregeführt und geschädigt. In allen diesen Fällen ist strenge Untersuchung !m Gange, teilweise ist die öffentliche Klage schon erhoben. Regelmäßig lassen die Preisrätsel eine Anzahl verschiedener Lösungen zu, und ist eine fernliegende oder gar unrichtige Lösung als richtige und maßgebende ins Auge gefaßt. Die scheinbar leichte Aufgabe kann demnach nur zufällia aelölt und der