Sette 3 - Nr. 4

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter-

Donnerstag, 7. Januar 1SS8

see Der Bödensee hat durch die Regengüsse der letzten Wochen einen sehr erwünschten Zufluß an Wasser er­halten. Der Wasserstand ist um rund einen halben Meter auf 3,25 Meter gestiegen.

Aus dem Allgäu, 6. Jan. Tödlich verunglückt. Am Tlvesterabend schoß der Bauernsohn Hermann Bader von Clratshofen bei Oberstaufen mit Sprengmunition-, dabei trug er schwere Verletzungen davon, denen er nach kurzer Zob erlegen ist

Aus dem Schwarzwald. In der Gegend von Schönwald und Sommerau befinden sich noch die sogenannten Heiden­höfe. Schon ihr Name läßt auf ein sehr hohes Alter schlie­ßen. Dementsprechend ist auch die Bauart. Während alle anderen Höfe Stuben und Kammern gegen das Tal zu haben und die Stallungen in den Hintergelasien untergebracht find, ist das bei den Heidenhöfen umgekehrt. Stuben und Kammern liegen dem Berg zu und vorn befinden sich die Stallungen. Die Höfe machen einen wenig freundlichen Ein­druck, denn die vielen kleinen Fenster, die die anderen Höfe so traulich machen, fehlen. Eine kahle Bretterwand ist der Talfeite zugekehrt. Die meisten dieser Höfe haben ein Alter von nahe zu 800 bis 1000 Jahren. Eine andere wenig bekannte Tatsache dürfte das Bestehen des Blindensees sein, der auf einem Hochplateau an der Grenze von Schönwald und Schönach liegt. Selbst in der Umgebung kennt man den See wenig und auf den Schwarzwaldkarten ist er selten auf- gesührt. Er ist umgeben von Sumpf, zum Teil sehr gefähr­lichem Morast und mehreren Torsfeldern. Der See selbst ist nichts anderes, als eine große Moorpfütze, fast kreisrund, mit einem Durchmesser von ungefähr 50 Metern. In den Volksweisen spielen der See und seine dunklen Wasser eine große Rolle. Es sollen zwei Bauernhöfe dort gestanden ha­ben. deren Inhaber streitbare Nachbarn waren. Ein Blitz habe beide Höfe vernichtet und die Brandstätte sei versunken. Der See ist etwa 3 bis 4 Meter tief. Infolge des Schlammes aus dem Boden des Sees ist die Rettung Ertrunkener sehr schwer, beinahe unmöglich.

Aus Stadt und Land

Nagold, 7. Januar 1926.

Freunde, bedenket euch wohl, die tiefere, kühnere Wahrheit laut zu sagen: sogleich stellt man sie euch aus den Kopf. Schiller.

*

Weihnachtsfeier des Nadfahrer-Bereins Delo-Eluv".

Einen glänzenden Verlauf nahm die am vergangenen Sonntagabend in der Seminarturnhalle abgehaltene Weihnachts­feier des hiesigen RadfahrervereinsVelo-Club"', sowohl was den zahlreicher: Besuch als auch die flotte Abwicklung des reich­haltigen Programms betrifft. Nach herzlicher Begrüßung durch den 2. Vorstand, in welcher u. a. auch zuin Ausdruck kam, daß der Abend beweisen würde, daß der Radfahrerverein verschiedenen Fernstehenden und Kritikern zum Trotz auch kameradschaftliches Zusammenhalten im wahrsten Sinn des Worts pflegt, ging der EinakterDie Vorstandswahl" über die Bretter und fand durch flottes Zusammenspiel großen Bei­fall. Die Glanznummer des Abends war jedoch die ebenfalls feine Wiedergabe des VieraktersDas Mädchen vom Lande", ein Stück voller Humor, das seine Wirkung auf die Zuhörer nicht verfehlen konnte und mit dessen Wahl die Vorstandschaft einen glücklichen Griff getan hatte. Alle Spieler machten ihre Sache vorzüglich; einer mag für alle erwähnt sein: der köstlicheErsatz"- Bürgermeister! Wahre Lachsalven erdröhnten durch die Halle u. am Schluß wollte der Beifallssturm kein Ende nehmen. Zwischen den Theaterstücken wurden prächtig zusammengestellte Radpyramiden gezeigt, wobei die der Radfahrerinnen als besonders wirkungs­voll auffielen. Die ganze Veranstaltung war gewürzt von fleißig und frisch vorgetragenen Weisen des Vereins Musikkolleg, sowie durch versch. Couplets und Humor. Vorträge, bei welch letzteren sich eine Sportsfreundin besonders hervortat. Eine Gabenverlosung, die durch dankenswerte freiw. Spenden sehr viel Anreiz bot, brachte manche Abwechslung in den genuß­reichen Abend, der den Nachweis erbrachte, daß der Verein neben der Pflege des Sports auch Feste zu feiern versteht und sich in dieser Beziehung mit anderen Vereinen sehr gut messen kann. Allen Mitwirkenden, die durch ihre anerkennenswerten Leistungen einige Stunden über die Alltagssorgen hinwegtäusch- ten, unseren herzl. Darck, ebenso dem verehrt. Seminar-Rek­torat für güt. Ueberlassung des Festlokals. All Heil!

Weihnachtsfeier des Schützen-Dereins.

Der Schützenverein hatte auf gestern abend seine Mitglieder und Freunde wiederum zu seiner Weihnachtsfeier eingeladen und nicht umsonst: der Traubensaal war bis auf den letzten Platz beseht. Das reichhaltige Programm war aber auch dazu angetan, eine besondere Anziehungskraft auszuüben. Besonders wurde dankbar anerkannt und freudig begrüßt, die hier geschätzte Sängerin Fräulein v. Kalckreuth auf dem Programm zu finden.

Sowohl der einleitend seitens des Nagolder Musik­kolleg zu Gehör gebrachte Eröffnungsmarsch, wie auch die weiteren Darbietungen dieses Vereins bezeugten, daß man über gute Kräfte verfügt. Nach der nun folgenden Begrüßungs­ansprache wechselten Gesangs-, Gedicht- und Klavierträge mit­einander ab. Es würde zu weit führen, auf die einzelnen Nummern besonders einzugehen; doch sei hier festgestellt, daß sich die Sängerin Fräulein v. Kalckreuth mit ihrem klaren, reinen Organ wiederum die Herzen aller Zuhörer eroberte und zum Schluffe noch ihrenHans" wiederholen mußte, womit die Sängerin dankbaren, brausenden Beifall erntete. Fräulein H. Jenne trug sowohl durch ihre bekannt meisterhafte Be­gleitung als auch durch ihre Solovorträge am Klavier wesent­lich zum Gelingen des Abends bei.

Der zweite Teil des Programms botzweiTheaterstücke: Die Bürgerwehr von Trippsdrill" undDr. August", welche trefflich gespielt und auch entsprechend applaudiert wurden. Besonders das letztere gefiel außerordentlich und erregte schallende Heiterkeit. AuchDie mißglückte Brautwerbung" wurde mit großem Beifall ausgenommen.

Inzwischen war man an der Gabenverlosung angelangt und ein Blick auf den reich gedeckten Gabentisch ließ manche Wünsche laut werden, wovon vielefreilichzu Wasser" wurden, andere zuZwetschgen- und Kirschwaffer" usw. Auch die tanzlustige Jugend kam noch auf ihre Rechnung.

Alles in allem ist es dem rührigen Verein unter seinem bewährten Vorstand gelungen, seinen Mitgliedern und Gästen einen wirklich schönen Abend zu bereiten.

»

Sauberkeit in den Zügen. Die Reichsbahndirektion Al- wna schreibt: Häufig wird der Reichsbahn Unsauberkeit der Züge vorgeworfen. Dabei wird nicht bedacht, daß die Ursache solcher Mißflände meist in der mangelhaften Rücksichtnahme

eines Teils der Reisenden auf die Gesamtheit zu suchen ist- Oft bietet ein gründlich gereinigter Zug schon bald nach Verlassen der Abgangsstation ein wenig erfreuliches Bild. Die Abteile sind durch Papier, Obstschalen, Zigarren- und Speisereste und dergl. sehr verschmutzt; von den Aborten zu schweigen. Bei dieser Sachlage ist es den Eisenbahnbedienste­ten während der Fahrt beim besten Willen nicht möglich, so für die Sauberkeit im Zuge zu sorgen, wie es wünschens­wert wäre. Eine Besserung würde sofort eintreten, wenn alle Reisenden ein wenig Selbstzucht übten, und wenn Mit­reisende erzieherisch einwirken würden.

ep Einheitsfront gegen Fasknachtsveranstaltungen. Allent­halben wurden in den letzten Worben Stimmen und Ent­schließungen gegen Fastnachtsveranstaltungen laut, die mit der wirtschaftlichen Notlage dieses Winters nicht vereinbar sind. Dabei zeugt es von erfreulichem Verantwornmg-- bewußtsein, wenn auch die Organisationen, die sonst Fast­nachtsfeiern zu veranstalten pflegten, dafür eintreten, daß den allgemeinen Verhältnissen Rechnung getragen wird So einigten sich in Bruchsal die größeren Vereine mit dem Ober­bürgermeister, der sie zu einer Besprechung eingeladen hatte, dahin, daß Fastnachtsveranstaltungen imterbleiben sollen und andere Vergnügungen nicht über 12 Uhr nachts ausgedehnt werden. Der nächste Anlaß dazu war eine ähnliche Ent­schließung in Breiten. >>

Verkehr mit Gift. Mit Giften wird nicht selten Miß­brauch getrieben: insbesondere wird Gift häufig zu Selbst­mordzwecken benützt. Der Gifthändler darf nach der Gift­verordnung von 1895 Gifte nur an solche Personen abgeben, die ihm persönlich als zuverlässig bekannt sind und das Gift zu einem erlaubten, gewerblichen, wissenschaftlichen oder künstlerischen Zweck benutzen wollen. Der Verkäufer muß demzufolge durch Befragen des Käufers feststellen, welchem Zweck das Gift dienen soll. In allen Fällen, in denen der Giftverkäufsr keine volle Gewißheit über die Zuverlässigkeit des Käufers hat, insbesondere bei ibm unbekannten Per­sonen, ist es seine Pflicht, die Giftabgabe zu verweigern, und die Beibringung eines polizeilichen Erlaubnisscheins zu sor- d<"m. Die Vorschrift in 8 12 der Gistoerordnung gilt in glei- c Weise für Apotheken wie für Drogengeschäfte ujw. Eine ahme für Apotheken besteht nur insofern, als nach 8 16 Gifte als Heilmittel in Apotheken ohne Prüfung der Zu­verlässigkeit des Kaufenden abgegeben werden dürfen. Vor­aussetzung ist jedoch stets, daß keinerlei Zweifel darüber be­steht, daß das Gift zu Heilzwecken dienen soll. Dies wird ohne weiteres angenommen, wenn ein ärztliches Rezept vor­gelegt wird.

Zeit zum Aufsuchen einer neuen Stellung. Nach den Be­stimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuchs hat der Arbeit­geber nach der Kündigung eines dauernden Dienstverhält­nisses dem betr. Arbeitnehmer auf Verlangen angemessene Zeit zum Aufsuchen eines anderen Dienstverhältnisses zu ge­währen. Doch muß es sich um ein dauerndes Dienstver­hältnis handeln: d. h. es muß eine längere Kündigungsfrist vereinbart sein (z. B. bei Handlungsgehilfen öwöchige Kün­digungsfrist auf Quartalsende) oder das Vertragsverhältnis muß tatsächlich längere Zeit hindurch bestanden haben. In­wieweit beispielsweise Stunden- und Wochenlöbner ebenfalls einen Anspruch auf Urlaubsqewöhrung zur versönOchen Vor­stellung bei einem neuen Arbeitgeber in der Zeit zwischen Kündigung und Entlassung geltend m">h°n 'önnen, e<mn da­her nur unter Würdigung der Verhältnisse im Einzelsalle entschieden werden. Ebenso labt sich das Ausmaß der Z'it» gewäbrung (angemessene Zeit") nur unter jeweiliaer Be- röcksichtig'mg der lokalen Verk-hrsverbAtnisse beurteilen. Er­wähnt sei noch, daß die in Frage stehende Vergünstigung auch dem Arbeitnehmer zu gewähren ist, der von vornherein auf eine gcmr bestimmte Dauer eingestellt worden ist. Eine Kürzung des Gehasts oder Lvbns darf in dielen Fällen ni-bt vorgenommen werden, soweit das Aufsuchen des neuen Dienstverhältnisses einen nerbAtni«mäß!a v'cht erdebliä-en Leitraum erfordert. Selbstverständlich entfällt jeglicher An­spruch cws Beeabl'ina der versäumten Arbeitszeit, m->nn d'e Arbeitsordnung des Betriebs die Bestimmung entd^ft, daß nur die tatsächlich geleistete Arbeitszeit bezgdst wird. Das Kausmannsaericht Hamburg hat kürzlich festgen»slt. > der Arbeitgeber die ieweilia» G-mäh-mna sol-^eu llttanhs- von den Betriebsverhäi>nissen absmnaia nmch->n kann vnh daß d-i AbmZa^g k-r c,gjdgr Teile die dringend­

sten Interessen ausschlaggebend find.

*

llntertalheim, 6. Jan. Standesamt. NSHekurse.

Das Jahr 1925 ergab in hiesiger Gemeinde 12 Geburten (1924 23), 3 Eheschließungen (1924 3) und 19 Sterbefälle (1924 10). Seit 4. d. M. wird hier von Fräulein Bärbara Müller ein Nähkurs abgehalten, an dem sich'10 Mädchen be­teiligen. Zur gleichen Zeit begann auch ein Nähkurs in Ober­talheim.

*

Gültstein, 7. Jan. Amtseinführung. Am Samstag wurde Herr Hugo Maier als Ortsvorsteher der hiesigen Ge­meinde durch den Oberamtsvorstand eingeführt. Dieses Amt hatte sein Vater vor ihm bereits 35 Jahre lang verwaltet.

Calw, 5. Jan. Vom Schlachthaus. Im Monat De­zember 1925 wurden im hiesigen Schlachthaus geschlachtet: 9 Ochsen, 11 Rinder, 2 Farren, 12 Kühe, 135 Kälber, 148 Schweine, 22 Schafe und 1 Ziege. -H g

Freudenstadt, 6. Jan. Ehrenpreis für Geflügelzucht. Hermann Gukelberger von Freudenstadt hat bei der 9. süd­deutschen allg. großen Geflügelausstellung schöne Erfolge erzielt. Er stellte das beste Material von sämtlichen weißen Jtaliener- züchtern zur Verfügung. Er war der einzige Aussteller, der in dieser Farbe einen Ehrenpreis mit 8. A. 1 erhielt. Wir gratulieren dem Geflügelzüchter zu dieser Auszeichnung.

Freudenstadh 7. Jan. Die Würtk. Bol! "bühne, Leitung Intendant Herbert Maisch, ist von der hiesigen Kur­verwaltung eingeladen worden, bei der Ende Mai hier statt­findenden diesjährigen Tagung des Deutschen Iournolisten- und Schriftskellerverbands alsFestvorfktzllung za Ehren Max Halbes dessen Drama .Jugend' zur Aufführung zu bringen.

r Liebe kleine Limkna L

Dieser gern gelesene Roman, der zurzeit im Gesellschafter" veröffentlicht wird, ist auch in Buchform erschienen und geheftet zu 2.50, ge­bunden zu 3.50 vorrätig bei

2»i8vr, Asxolä.

llllttllttUIUIMMINMttMIMIttUNIIMttttUMN

Ans aller Welt

Rundfunkgeräts für Blinde. Um den Blinden die Teil­nahme am Unterhaltungsrundfunk zu ermöglichen, ver­anstaltet die Oberpostdirektion Berlin in diesem Mottgt eine Sammlung zur Versorgung von Blinden mit Rund­funk-Empfangsapparaten. Außer Geldspenden werden auch Empfangsapparate und Einzelteile entgegengenommen.

370 000 Mark Ueberschuß bei der Münchener Verkehrs- ausslellung. In der Schlußsitzung der Deutschen Verkehrs­ausstellung München 1925 wurde von Kommerzienrat Dr. Hergt mitgeteilt, daß die Ausstellung mit einem Ueber­schuß von rund 370 000 -1t abschließt. Aus diesem Ueberschuß erhalten das Deutsche Museum 50 000 -H, die Stadt Mün­chen für Verkehrs- und Ausstellungszwecke 30 000, das baye­rische Handelsministerium zur Förderung des Luftverkehrs 25 000, die Deutsche Reichsbahngesellschaft, Gruppenverwal­tung Bayern und das Reichspostministerium, Abteilung München, ebenfalls je 25 000 -1t zur Unterstützung und För­derung von Erfindungen auf dem Gebiet des Eisenbahn- und Postwesens, das bayerische Innenministerium 20 000 -H für wohltätige Zwecke, das Kultusministerium den gleichen Be­trag zur Unterstützung des Kunsthandwerks. Außerdem wur­den 20 000 -1t an die Münchener Wohifahrtsleitung und die Zeppelin-Eckener-Spende 5 000 -1t überwiesen.

Die Wartburg gefährdet. Die erste Hälfte des jetzige« Winters mit ihren gewaltigen Schneemaffen und de« schroffen Umschlägen von strengster Kälte zu unzeitgemäßer Wärme hat auch der Wartburg bei Eisenach erheblichen Schaden zugefügt. Infolge der Feuchtigkeit der Mauern ist besonders im Hauptstockwerk des sogen. Landgrafenhauses, das das Landgrafenzimmer, den Sängersaal, die Elisabeth- Galerie und die Kapelle birgt, der Schwamm derart in dem HÄzwerk ausgebrochen, daß der Fußboden einschließlich Balkenlage teilweise wegen drohenden Durchbruchs entfernt werden mußte. Die schweren geschnitzten Truhen und Schränke von hohem Kunstwert konnten noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden Großen Schaden hat dagegen eine Anzahl von Wandgemälden erlitten. Cs sind dies in erster Linie die Bilder der Elisabeth-Galerie aus dem Leben der hl. Elisabeth, sowie Gemälde von Moritz von Schwind. Man ist sofort mit allen Mitteln daran gegangen, dem Weitergreisen des Uebels entgegenzuarbeiten.

Der Meffingkäfer. Dieser Tage wurde festgestellt, daß der gefürchtete Messingkäfer, der in einem Teil des Schlosses des Fürsten in Büdingen (Oberhessen) entdeckt worden war, sich auch im alten Kreisamtsgebäude eingenistet hat. Sachverständige erklären, daß der Messingkäfer Fußböden und Holrbekleiduno innerhalb weniger Iabre vollständig zer- st ren würde. Im ersten Stockwerk des alten KreisamtS- gcbäudes und in der Dachwohnung hat er schon Fußböden» Eetäfel und Holzwerk schwer beschädigt. Auch benachbarte Privathäuser erscheinen gefährdet. Die Behörde hat die Absicht, dem Schädling durch Vergasung zu Leibe zu gehen.

Ein Schloß von Ratten vernichtet. Eins der schönste» Schlösser aus der Zeit Friedrichs des Großen, das Schloß Schwerins bürg bei Ducherow (Meklenburg) ist Ratten und Mäusen zum Opfer gefallen. Im Jahre 1772 war das Schloß vom Marschall Schwerin im Stil von Sanssouci er­baut. Auf Befehl des Königs mußte der Feldmarschall in seinem Schloßpaik eine Militärkaserne errichten, die mit einer Schwadron Dragoner belegt wurde. Der jetzige Be­sitzer beabsichtigte, das Schloß wohnlich Herrichten zu lasse» und ließ Bausachverständige kommen. Als man das seit Jahrzehnten nicht mehr bewohnte Schloß öffnete, fand man Scharen von Ratten und Mäusen vor, die die Inneneinrich­tungen völlig zerstört hatten. Die Kosten der Instandsetzung würden nahezu 1 Million RM. betragen, die der Besitzer nicht aufwenden will. So wird das Schloß .Schwerinsburg wohl vollends ein Opfer der Ratten und Mäuse werden.

Das Hochwasser. Während in Deutschland vorerst keine weiteren Gefahren wegen des Hochwassers zu befürchten sind, nehmen die Deichbrüche und Ueberschwemmungen in Holland noch zu. Die Regierung sandte Pioniere und Marine­truppen ir. die Provinz Limburg, wo mehrere Ortschaften ganz von Wasser eingefchlossen sind. Die Bauern mußten vielfach mit Gewalt in Kähnen weggebracht werden, da sie sich nicht von ihren gefährdeten Höfen trennen wollten. Die deutsche Grenzbevölkerung hat mit Kähnen usw. den be­drängten holländischen Nachbarn wertvolle Dienste geleistet. Sehr ernst lauten Nachrichten aus England, wo ein gro­ßer Teil des Themsetals unter Wasser steht.

Eine Anfrage im Reichstag wünscht festzustellen, inwie­weit die Abholzungen im Rheinland zu der Tatsache bei­tragen, daß in den letzten Jahren fast regelmäßig Ueber­schwemmungen eintraten.

Gefährliches Ervreßquk. Dieser Tage lieferte ein junger Bursche auf dem Bahnhof Dinglingen in Baden eine Kiste auf, die als Expreßgut nach Biberach im Kinzigtal befördert werden sollte. Belm Amladen in Offenburg fand man, daß in der Kiste ein junger Mann versteckt war. Dieser gab an, daß er auf billige Meise habe die Reise nach Biberach machen wollen. Die behördlichen Nachforschungen stellten jedoch fast, dah der junge Mann die Absicht hatte, die- kerhalle von Biberach auszurauben. Die beiden Burschen wurden festgenommen.

Veruntreuungen bei der Reichsbahn in Breslau. Wegen umfangreicher Veruntreuungen in Höhe von über 30 000 K ist der Eisenbahnmaterialmsvektvr Iürjanz vom Werkstätten­amt 3 in Breslau verhaftet worden.

Explosion. Durch die vorzeitige Explosion einer Mine in dem Blei- und Zinkberawerk auf dem Schneeberg bei Llön wurden ein Arbeiter tödlich, ein anderer lebensgefährlich und mehrere weiter leichter verletzt.

Lebensrettung auf hoher See. Einer Meldung aus Wa­shington zufolae rettete der deutsche DampferBeck" die Mannschaft des amerikanischen SegelschiffsMaid vf Eng­land". das auf dem Meer verbrannt ist. '

12 000 Ehemänner zu wenig. Die Londoner Behörden befinden sich aus der Suche nach 12 000 Ehemännern. Es handelt sich dabei um eine Merkwürdigkeit der Stattstik. die man jetzt herausbekommen hat. Nach der neuesten Zahlung gibt es in London 877 298 verheiratete Frauen, aber nur 865 300 verheiratete Männer. Es fehlen also 11998 Ehe­männer. Man weiß nicht, wo sie hingekommen sind.

Letzte Nachrichten

Marx über die kommende» Beschlüsse de« Zentrum«.

Berll», 7. Jan. Wie die Morgenblätter aus Wies­baden melden, erklärte Reichskanzler a. D. Marx auf dem