stlmmung aller interessierten Staaten gesichert sei, sei eine Re­vision nach Artikel IS möglich und erwünscht.

Wie- nicht anders zu erwarten, schloß der Vertreter Sowjet- rutzlands mit den bei ihm üblichen plumpen Verdächti­gungen der deutschen Politik, deren angebliche Ten­denz es überflüssig und gefährlich mache, auf die Mitarbeit Deutschlands in Genf zu rechnen. 2m übrigen ließ sich Litwinorv die Gelegenheit nicht entgehen, auch in dieser Rede für den al­ten sowjetrussischen Plan einer sogenanntenFriedenskonferenz" und die Einberufung des Studienausschusses für dieeuropäische Union" einzutreten.

Paris zu Lilmuows Rede

Paris, 29 Sept. Wenn die marxistische oder marxistisch ange­hauchte Presse die Rede Litwinows in Genf als einen B/.lrag zur kollektiven Sicherheit bezeichnet, sind die übrigen Blätter sehr kritisch eingestellt, und sich durchaus bewußt, daß Litwinorv mittelbar oder unmittelbar seine Vorschläge auf einen Block ab stellt, den er gegen Deutschland zustande bringen möchte. Der Auhenpolitiker desEcho de Paris" schreibt, Lit­winows Ausführungen zeigten deutlich sie Furcht der Moskauer Regierung vor dem Westpaktplan Seine Rede sei ein regelrech­ter Angriff auf die englische und sogar aus die französische Po­litik, soweit diese der englischen folge Indem er weiter dem Re­visionsgedanken Edens den Prozeß gemacht habe, werfe sich der Volkskommissar zum Verireter der mitteleuropäischen Verbün­deten Frankreichs auf. Er versuche, sie als Antwort auf die Re­den in Mtrnberg in sein Fahrwasser zu bringen. Wenn Lirwinow der^Äanonalsozialismus der Einmischung in andere Länder ^Dtlrdüchtige, so sei das nur ein Dreh, solange Moskau nicht durch Tatsachen bewiesen habe, daß es sich um die inneren Angelegen­heiten anderer Länder nicht kümmere.

Der Außenpolitiker desJournal" erklärt, man könne seinen Augen und Ohren nicht trauen. Hell auflache« müsse man. wenn man den Vertreter eines Regimes, das Methoden gebrauche, wie der Bolschewismus in Rußland, von der Zerstörung sämt­licher Schätze des Geistes und Jahrhunderte alter Menschheits- kultur sprechen höre. Man glaube zu träumen bei der Erklä­rung, daß die Sowjets niemals einen Kreuzzug gepredigt hät­ten. Sei denn seine Rede in Genf etwas anderes als der Auf­ruf zu einem Kreuzzug gegen Deutschland?

Auch derMatin" weist auf die angebliche Abkühlung der französisch-sowjetrussischen Verhältnisse hin. Seine Rede sei im Grunde genommen nur ein Aufruf zur Bildung eines Mächteblocks gegen Deutschland im Rahmen des Völ­kerbundes. DerFigaro" meint, wenn Litwinow sich zum Ver­fechter der Zivilisation gegen die Barbarei aufwerfe, sei das ein starkes Stück. Wenn er von allgemeiner Sicherheit spreche, dann müsse er es gefäRigst unterlassen, die Sicherheit in Westeuropa zu verhindern.

Deutschlands Recht auf Kolonien

Zuschriften des Unterhausabgeordneten Wilson und des Generals Waters an dieTimes"

London, 29. Sept. Der konservative llnterhausabgeordnete Oberstleutnant Sir Arnolo Wilson setzt sich in einer Zuschrift an dieTimes" für das deutsche Recht auf Kolonien ein. Er weist zunächst in derTimes" veröffentlichte Behauptungen des jüdischen Abgeordneten Adams zurück, daß Deutschland für die Kolonialverwaltung unfähig sei, und daß Kolonien keinen wirt­schaftlichen Gewinn für Deutschland darstellen würden. Wilson sagt, es sei Unsinn, dabei Ziffern aus der Vorkriegszeit heran­zuziehen. Zunächst habe Deutschland die Kolonien nicht lange ge­nug besessen, um sie voll entwickeln zu können. Wenn es in der Lage gewesen wäre, von 1914 an eine ständige fortschrittliche Entwicklung in Gang zu halten, selbst nur in dem sehr beschei­denen Ausmaß, welches das Land in den angrenzenden Gebieten erzielt habe, dann würde Deutschland jetzt aus seine afrikani­schen Kolonien einen doppelt so hohen Hundsrtsatz seiner Ein­künfte beziehen als England aus seinen Kolonien in Afrika. Zu der Behauptung, daß das nationalsozialistische Deutschland kein zuverlässiger Treuhänder der Eingeborenen wäre, sei zu erklä­ren, daß kein Staat in Europa besser geeignet lei, eine würdige Rolle der Kolonialmacht zu spielen Die Vorkriegslei st un- gen in den deutschen Kolonien seien anerkennenswert und ebenso gut wie die irgendeiner anderen Macht. Niemand könne ernstlich fordern, daß die gegenwärtige Verteilung der afrikanischen Kolonien ständig bestehen bleiben und die größte Macht in Europa ausgeschlossen werde» solle.Laßt uns offen anerkennen» daß die Klauseln des Versailler Vertrages, dir Deutschland feiner gesamten lleberseebesitzunge» beraubten, neu geprüft werden müssen. Das afrikanische Problem wird bald so schwierig sein, daß es die Mitarbeit jeder europäischen Macht erfordert."

In einer weiteren Zuschrift von General Waters heißt es, die deutschen Kolonien seien 1919 mit der Beschuldigung be­schlagnahmt worden, daß Deutschland schon lange vor 19t 4 den Krieg geplant habe. Bereits 1920 habe jedoch Lloyd Ge­orge, bekanntlich einer der Urheber des Versailler Vertrages, erklärt, daß diese Beschuldigung unzutreffend sei. Deutschland verlange jetzt eine Entschädigung für sein: Kolonien und die ein­zigen Möglichkeiten seien -entweder eine friedliche Regelung oder , ein Krieg.

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Blum gesteht den Mißerfolg in der Wirtschastsentwicklnng

Paris, 29. Sept. Die Kammer hat die Währungsvorlage in ihrer Gesamtheit mit 359 zu 221 Stimmen am Dienstag früh angenommen. Die Negierung hatte die Vertrauensfrage nicht ge­stellt. Die Sitzung dauerte mit Unterbrechungen die ganze Nacht hindurch.

Ministerpräsident Blum erklärte u. a : Die Kammer könnte die Regierung stürzen, aber die voU::i:rtL Tatsache der Abwer­tung nicht mehr ändern. Die Wahlen vom 6. Mai hätten die De­flationspolitik verurteilt. Die Regierung habe versucht, die französische Wirtschaft anzukurbcln und sich mit eiuem Aufruf an das gehortete Kapttal gewandt, ohnejedoch Erfolg zu haben. Immerhin hätten sich Ende August An­zeichen für eine Belebung der Wirtlchnst geltend gemacht Diese Entwicklung sei aber unterbrochen worden, da gewisse auswärtige Ereignisse das Land mit Sorgen erfüllt haben. Blum nannte in diesem Zusammenhang die Ereignisse in Spanien, die Einfüh­rung der zweijährigen Dienstzeit in Deutsü Und, die Notwendig­keit eines verstärkten Rüstung-Programms ur Frankreich und die Verbreitung einer Angstpsychose in Frankreich. Alles dies habe die normale Entwicklung gestört. Der Druck auf den Franken habe sich erneut verstärkt uns der Goldadfluß habe einen alar­mierenden Charakter angenommen. Ebenso wie der Finanzmini- ster bestritt Ministerpräsident Blum in diesem Zusammenhang auf das Bestimmteste, daß die Abwertung etwa erfolgt wäre, weil das Schatzamt keine Mittel mehr zur Verfügung gehabt habe. Er unterstrich oie Bedeutung des Abkommens mit Enaland

und Amerika. Die Fabrikbcg'tzungen ohne Lntstyeivunz der ver­antwortlichen Arbeiterorgane dürsten nicht zur Gewohnheit wer­den. Die Besetzungen der Fabriken dür-tni und würden nicht andauern. Das Vertrauen der Arwitersthaft in die Regierung der Volksfront werde es dieser ersparen, andere Mittel in An­wendung zu bringen, als die der Vcriöznung und Vermittlung.

Der abgeänderte Artikel 14 über die gleitende Lohnskala wurde von der Kammer angenommen. Auch die Artikel IS, 15 a, 16, 17 (soziale Maßnahmen, besonders für Zivil- oder Militär- pensionosmpfänger) wurden von der Kammer angenommen, ebenso Artikel 18 (Neuregelung der öffentlichen Verwaltungs­kosten) Artikel 19 (Außerkraftsetzung verschiedener Notverord­nungen) und Artikel 20 (Ruhegehaltsen psäuger).

wurde, ist Dienstag früh feinen Verletzungen erlegen. Der Prinz wurde von den Carlisten als Anwärter auf den spanischen Kö­nigsthron angesehen.

Prinz Alfonso Carlos von Bourbon wurde am 12. September 1849 in London als Sohn des Prinzen Johann von Bourbon und der Erzherzogin Maria Beatrix von Oesterreich-Este gebo­ren und gehört dem carlistischen Zweig des Hauses Spanien- Bourbon-Anjou an. Er war seit dem 26. April 1871 mit Prin­zessin Maria das Novos von Portugal verheiratet. Vor mehr als 66 Jahren hat er an dem denkwürdigen Aufstand der Car­listen leilgenommen und alle Phasen dieser fast fünf Jahre wäh­renden blutigen Kämpfe um die spanische Königskrone mitge- macht.

Auch Lettland ab

N-aa. 29. Sept. Die lettische Regierung beschloß die Wieber­au ., des Lat an dar Pfund Sterling, und zwar aus .. e Ba­sis ::: Wechselkurses von 1931 (vor der Abwertung des Pfun­de:), :.sso von damals 25,22 Lat für ein Pfund Sterling. Bekanntlich hatte sich Lettland 1931, als England abwertete, vom Pfunde gelöst. Wenn der Lat jetzt wieder an das Pfund ange­hängt wird so bedeutet das bei einer Notierung von 14,87 Lat für ein Papierpfund Ende letzter Woche eine Abwertung von rund 40 Prozent.

Auch Sowjetrußland will abrverlen

Paris, 29 Sept. Aus Moskau wird demMatin" zufolge über London gemeldet, daß Sowjetrußland, dem Beispiel Frankreichs und der Schweiz folgend, den Rubel abwerten, das heißt ihn auf eine seinem wirklichen Wert nähernde Grundlage bringen werde.

Die Drachme hängt sich an das Pfund

Athen, 29 Sept. Nach der Abwertung des französischen Fran­ken hat die Bank von Griechenland in Usbereinstimmung mit der Regierung beschlossen, den Schweizer Franken als Wechselgrund­lage zu verlassen und den Kurs der Währung auf das Pfund einzujtellen.

Die Türkei im Sterling-Block

Istanbul, 29. Sept. Die türkische Zentralbank teilt mit, daß nach der Abwertung des französischen Franken bis auf weiteres das Psund Sterling bei Kursberechnungen als Grundlage zu dienen habe. Der Kurs des englischen Pfundes ist zunächst auf 6,3S bis 6,38 Türkpfun^ sür ein Pfund Sterling festgesetzt wor­den.

Bedeutung des Goldes für die Schweizer Wahrung

Bern, 29. Sept. Ueber den Eoldverkehr der Schweiz erklärte Bundespräsident Meier im Ständerat, nach den Beschlüssen des Bundesrates ist grundsätzlich der Goldverkehr frei. Die Schweiz will den Devisen der Eroßstaaten in einem Abstand von 10 Prozent folgen. Das Gold soll die Richtlinie für die schweizerische Devisenbildung sein. Die Schweiz wolle sich nicht fest an den Kurs einer anderen Valuta binden. Die Angleichung an die englische, amerikanische und französische Devise erfolge nur insoweit, als diese gegenüber dem Gold Stabilität bewei­sen. Alls dem Goldgewinn schaffe die Schweiz einen Ausgleich- fonds, der zur Stützung der Währung dienen solle. Dieser Fonds werde erst aufgehoben, wenn wieder reguläre Verhältnisse ern- getreten seien. In der Schlußabstimmung wurde mit 36:5 Stim­men (3 Sozialdemokraten und 2 Liberalkonservative) vom Be­richt des Bundesrates in zustimmendem Sinne Kenntnis genom­men.

Der Ständerat nahm den Vundesbeschluß über wirtschaftliche Notmaßnahmen in der Schlußabstimmung mit allen gegenzweiStimmenan.

MU

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Weltbild (M).

Reichsautzenminister von Neurath iefucht -re deutsche Schule in Budapest

Der Reichsaußenminister begrüßt die deutschen Schüler anläß­lich seines Ausenthaltes in Budapest.

14Z

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Der Nei^s und preußische Verkehrrmiirisier gibt bekannt: 142 Tote, 4184 Verletzte sind die Opfer des Straßenverkehrs im Deutschen Reich wäh­rend der vergangenen Woche.

Beide Luftschiffe an ihren Zielen

Hamburg, 29. Sept. Wie die Deutsche Seewarte mitteilt, kreuzte das LuftschiffHindenburg" am Dienstag um 8 Uhr MEZ. über Neuyork nach einer Fahrzeit von 59 Stunden 18 Minuten.

LuftschiffGraf Zeppelm" landete Montag abend um 20.23 Uhr MEZ. in Rio de Janeiro.

Prinz Alfonso Carlos

Wien, 29. Sept. Der S7jährige Prinz Alfonso Carlos von Bourbon, der am Montaa das Opfer eines Kraftwagenunglücks

Riesige Walddrande in Nordkalisornkeu

Mehr als zwei Millionen Dollar Schaden Neuyork, 29. Sept Die vor einigen Tagen ausgebrochenen Waldbrände in der Gegend von Marshfield im Staate Oregon konnten bisher trotz aller Bemühungen nicht eingedämmt wer­den In dem 30 Meilen südöstlich von Marshfield gelegenen Ort Bandon sind neun Personen ums Leben gekommen. Die in Nord­kalifornien gelegene Ortschaft Oregonhouie ist bereits völlig zerstört. Der Brandschaden in beiden Orten wird über zwei Mil­lionen Dollar geschätzt. Im gleichen Bezirk haben viele Ortschaf­ten durch das Hochwasser zahlreicher Flüsse und Büche schwer zu leiden. Mehrere Orte sind zum großen Teil überflutet; ganze Wohnhäuser wurden weggesplllt und tausende von Personen sind obdachlos geworden. Auch hier geht der Sachschaden in die Millionen.

Ausl.au L§s Nsichsrhrenmals

Hohenstein, 29. Sept. Am Reichsehrenmal in Hohenstein sind umfangreiche Erdarbeiten im Gange, um das ganze Denlmalsge- lände bis zum Mai nächsten Jahres in seiner neuen Gestalt er­stehen zu lassen. In einem Abstand von 80 Metern wird rund um das Denkmal ein Ringgraben gezogen, hinter dem sich das Denkmal auf einer erhöhten Platte wirksam über das übrige Gelände erheben wird. Wo etwa jetzt das Stadion liegt, wird ein künstlicher rund fünf Morgen großer Teich entstehen. Das große Aufmarschgelände vor dem Reichsehrenmal wird von einer Feldsteinmauer eingeschlossen. Nach Abschluß dieser Erdbewegun­gen wird der neue Denkmalspark angelegt. Alle jetzigen An­pflanzungen, Wege und so weiter verschwinden wieder. Nur ein­heimische Bäume und Sträucher, größtenteils aus dem Hohen- steiner Stadtforst, werden angepslanzt. Wie auf dem Reichssport­feld, so sollen auch hier erforderlichenfalls große Bäume umge- pslanzt werden. Zur landwirtschaftlichen Nutzung der Wiesen und Weiden wird eine große Schafzucht eingesetzt. Das Denk­malsgelände, das bisher etwa 30 Morgen groß war, umfaßt nach der Neugestaltung etwa 200 Morgen. Hierzu war der Ankauf von 12 Grundstücken erforderlich, deren Wirtschaftsge­bäude und Wohnhäuser abgebrochen werden. Auch der Tan­nenbergkrug wird in neuer erweiterter Form aufgebaut werden. Im alten Tannenbergkrug wird eine Holzschnitzerschule untergebracht, die zugleich einen segensreichen Einfluß auf die Schaffung künstlerisch einwandfreier Reiseandenken ausüben wird.

Gleichzeitig mit der Neugestaltung der Umgebung ist, wie die Hohensteiner Post" berichtet, auch die völlige Fertigstellung des Reichsehrenmals selbst vorgesehen. Turm zwei, der bisher noch ohne Zweckbestimmung war, wird Weltkriegsturm. Er wird in seiner, fünf Geschossen mit Bildwerken an das gewal­tige Geschehen des größten aller Kriege erinnern. Turm drei wird Ostpreutzentvrm und Ostpreußens Geschichte »t>n »er. Urzeit bis zur Gegenwart zur Darstellung bringen. Auch der Soldatenturm geht der Vollendung entgegen. Im Turm sieben, der die Weihehalle enthält, werden die drei oberen Ge­schosse als Archivranm, Denkmalsbücherei and Leseraum ausge­baut. Ebenso großzügig wie die Neugestaltung des Denkmals wird auch -er bevorstehende Neubau des Bahnhofs Hohenstein durchgeführt.

Das SA.-Unglück bei Owen vor Cerichl

Stuttgart, 29. Sept. Bor der 5. Strafkammer des Stuttgarter Landgericht- wird zurzeit die Frage der Schuld an dem schweren V.rkehrsunglück bei Owen geprüft, dem am Abend des 15 Sep­tember des vorigen Jahres sechs Männer der SA. R 120 von Göppingen und Umgebung als Tote und 15 Männer als mehr oder weniger schwer verletzt zum Opfer sielen. Zu der Verhand­lung wurden 29 Zeugen geladen, von denen 12 als Nebenkläger zugelassen sind, außerdem wirken vier Sachverständige mit. Ange­klagt sind der 33jährige verheiratete Kraftwagensührer Eugen Raff von Jebenhausen, Kreis Göppingen, und der 53jährige verheiratete Lokomotivführer Friedrich Höß in Plochingen. Die Anklage lautet je auf sechs Vergehen der fahrlässigen Tötung in Tateinheit mit 15 Vergehen der fahrlässigen Körperverletzung und einem Vergehen der fahrlässigen Transportgefährdung. Am Samstag, den 14. September, waren sieben Stürme aus sechs Oberämtern zu einer SA.-Hebung nach Donnstetten berufen wor­den. Der bei der Radanrtschast in Göppingen angestellte Ange­klagte Raff fuhr den zweiten Lastkraftwagen der von Göp­pingen und Umgebung anfahrenden Kolonne. Am andern Tag hatte der Angeklagte sich abends mit seinem Wagen in Cuten- berg einzufinden, von wo die Rückfahrt der Kolonne erfolgte. Auf seinem Wagen saßen 22 SA.-Männer auf Bänken, die durch die hochgeschlagene Pritsche gehakten wurden. Es herrschte regne­risches Wetter und dementsprechende Dunkelheit. Die 12 Wagen der Kolonne fuhren mit etwa 40 Kilometer Geschwindigkeit und meist abgeblendetem Licht im Abstand von rund 50 Meter hin­tereinander Als sich der Spitzenwagen dem schienengleichen, un­beschrankten Bahnübergang einen Kilometer nördlich von Owen näherte, bemerkte dessen Führer zwar die Lichter der Lokomotive des von Dettingen herkommenden Zugs, hörte jedoch dessen Läute- und Pfeifsignale infolge Gegenwinds und des Mororge- räuschs nicht und war infolgedessen der Meinung, daß die Lich­ter einem entgegenkommenden Auto angehörten. Ein Irrtum, der durch die Parallelführung der Straße mit den Gleisen zu beiden Seiten des Uebergangs sehr begünstigt wurde. Er fuhr deshalb unbekümmert über die Kreuzung und bemerkte erst hin­terher zu seinem Schrecken, daß der Zug seinen Wagen beinahe gerammt hätte. Der nächstfolgende Wagenführer, der Ange­klagte Raff, verfiel der gleichen optischen Täuschung, konnte aber, als er die Gefahr unmittelbar vor dem Zusammenstoß erkannte, nicht mehr anhalten und versuchte daher durch Vollgasgeben noch an der Lokomotive vorbeizukommen, was ihm leider nicht mehr gelang. Die Maschine erfaßte vielmehr den Hinteren Teil des Wagens, wodurch er entgegen seiner Fahrtrichtung gedreht und seine Pritsche abgerissen wurde. Die SA.-Männer wurden zu Boden geschleudert und sechs von ihnen, lauter verheiratete Männer, infolge Zertrümmerung des Schädels oder Zermal­mung der Vauchorgane, getötet, 15 zum Teil schwer verletzt. Eine zufällig im Zug mitfahrende Sanitätskolonne leistete die erste Hilfe. Die Anklage legt Raff zur Last, daß er das 250 Me­ter vor der Kreuzung aufgestellte Warnzeichen übersah und bei