Wirtschaftsministerium übernommen. Das Ende der Zentralstelle, die beinahe 120 Jahre lang ihre landwirtschaftsfördernde Tätigkeit ausgeübt hat, gibt Anlatz, einen kurzen Rückblick auf ihre Geschichte zu werfen. Die bedrängte und wirtschaftlich besonders schwierige Lage, in der König Wilhelm I. bei seinem Regierungsantritt am 30. Oktober 1816 das Land vorfand, und die Erkenntnis der grundlegenden Bedeutung der einheimischen Landwirtschaft für die Eesamtwohlfahrt des Landes veranlatzten den neuen Herrscher, vor allem nach Mitteln und Wegen für die Verbesserung der landwirtschaftlichen Erzeugung und die Hebung des Bauernstandes zu suchen. Ein wesentliches Mittel zur Erreichung dieses Zieles sah der König in dem Zusammenschluß der Landwirte des ganzen Landes zu einem Verein, der berufen sein sollte, durch Anregungen, Versuche und Unterstützungen befruchtend auf die landwirtschaftliche Erzeugung einzuwirken. Am K. Juni 1817 genehmigte der König den vom Ministerium des Innern ausgearbeiteten „Entwurf zu einem landwirtschaftlichen Verein". Zur Leitung wurde die „Zentralstelle des landwirtschaftlichen Vereins" berufen. Nachdem durch die im Jahre 1811 abgeschlossene Gründung von landwirtschaftlichen Bezirksvereinen in allen Oberamtsbezirken eine sichere und lebendige Grundlage für den Bestand des landwirtschaftlichen Vereins geschaffen war, erhielt die „Zentralstelle des landwirtschaftlichen Vereins" am 22. Juli 1818 die Bezeichnung „Zentralstelle für die Landwirtschaft". Erst mit der Errichtung der Landwirtschaftskammer im Jahre 1919 hat die frühere Stellung der Zentralstelle an der Spitze des Landwirtschaftlichen Vereins aufgehört. Dadurch ist auch das Eesamtkollegium der Zentralstelle weggefallen. Die Zentralstelle kann ihre Pforten mit um so größerer Befriedigung schließen, als sie in den letzten Jahren ihres Bestehens noch die Genugtuung erleben durfte, daß die für ihre Schaffung maßgebende Erkenntnis, daß die Wohlfahrt des Landes ihre grundlegende Stütze in dem Gedeihen der einheimischen Landwirtschaft suchen müsse, mit der Machtergreifung durch den Nationalsozialismus wieder zum Durchbruch gekommen und Allgemeingut des ganzen Volkes geworden ist.
Bekämpfung der Rebschadlinge!
Infolge der in den letzten Tagen niedergegangenen Regen ist mit einem ersten Ausbruch der Peronospora in den ersten Tagen des Juni sicher zu rechnen. Bis zu diesem Zeitpunkt muß daher die erste Bespritzung der Weinberge mit Kupfer- brühen unbedingt durchgefllhrt sein. Da auch der Flug der Heuwurmmotten seit Anfang Mai in steter Zunahme begriffen ist und in den letzten Tagen einen Höhepunkt erreiht hat, ist mit der Bekämpfung der Peronospora eine solche des Heuwurms zu verbinden. Zu diesem Zweck setzt man der Kupser- brühe ein neutrales Kalkarsenat zu oder verwendet ein Kupfer und Arsen enthaltendes Fertigfabrikat. Wer den Heuwurm gesondert bekämpfen will, kann sich eines Arsenstäubemittels bedienen. Bei Verwendung von Nikotin oder Pyrethrum ist der richtige Zeitpunkt für die Bekämpfung Ende Mai. Im Anschluß an die erste Spritzung hat eine Schwefelung vorbeugend gegen das Auftreten des Oidiums (echter Mehltau) zu erfolgen. Sämtliche Bekämpfungsarbeiten sind rechtzeitig und gründlich auszuführen. Blattunterseite wie Gescheine müssen ordentlich von der Spritzbrühe getroffen und mit einem feinen, aber lückenlosen Spritzbelag überzogen werden. Daher nicht an Brühe sparen und jeden Stock von zwei Seiten behandeln. Bei Benutzung von Nikotin oder Pyrethrum bedient man sich zweckmäßigerweise des Revolververstäubers.
Württ. Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau, Weinsberg.
Stuttgart, 36. Mai. (Neues Frauen-Alters- heim.) Das städtische Bürgerhospital das auf ein fast 600jähriges Bestehen zurückblicken kann, und das hauptsächlich der Versorgung von alten erwerbsunfähigen Personen dient, hat durch den Umbau des bisherigen Asyls für Obdachlose zu einem Heim für alte erwerbsunfähige Fronen eine neue Bereicherung erfahren Bei der Eröffnung des neuen Heimes wies Stadtrat Ettwein auf die Uebe'ralte- rung der Bevölkerung in ganz Deutschland hin, die überall zu einer starken Nachfrage nach Plätzen in Altersheimen und damit zu einer Verknappung solcher führt. Verwaltungsdirektor Hörmann gab einen gedrängten Ueberblick über die 600jährige Geschichte des Bürgerhospitals, woraus der ärztliche Direktor, Professor Dr Wetzel, über Organisation und Entwicklung der verschiedenen Abteilungen berichtete.
Deutscher Auslandsclub. Der frühere Württ. Automobil-Club, der noch als Gesellschaftliche Vereinigung Weiterbestand, wurde in einer am Montag stattgehabten außerordentlichen Generalversammlung in eine Ortsgruppe des Deutschen Auslands-Clubs umgeivandelt und überge- sührt. Zum Vorsitzenden dieser Ortsgruppe wurde sinngemäß der Oberbürgermeister der Stadt des Auslandsdeutschtums, Dr. Strölin, gewählt, der zu seinem ersten Stellvertreter Ministerialdirektor Dill vom Innenministerium und zu seinem 2. Stellvertreter den langjährigen Präsidenten des WAC.. Dr. Mattes, berief. Aufgabe der neugeschassenen Ortsgruppe des Deutschen Auslands-Clubs ist die Betreuung von Ausländern, die nach Deutschland kommen, und andererseits die Einführung der Clubmitglieder in ausländische Kreise.
Die NSV. an der Arbeit. Die Bayrische Ostmark ist das Reiseziel der 518 NSV -Ferienkinder, die am Mittwoch, 27. Mai, ihre frohe Fahrt antrsten. Von Gmünd sind es 95, von Heilbronn 150, von Ludwigsburg 98, von Neckar- iulm 81 und von Neuenbüra 91 Kinder.
Glocke ngeläute für die M a ^ , , n s L» r ck, e. <;ür die im Bau begriffene protestantische MarLnskirche in der Nähe des Stuttgarter Nordbahnhofes hat eine alteingesessene Familie in hochherziger Weise ein Glockengeläuts gestiftet, das dieser Tage in der Stuttgarter Glockengießerei Heinrich Kurtz fertrggestellt worden ist. Es sind fünf bronzene Glocken im Gesamtgewicht von über hundert Zentnern (5280 Kilogramm) Die Glocken sind auf die Töne D, E, Fis, A und H abgestimmt.
Kornwestheim, 26. Mai. (Schwerer Unfall.) Am Montag vormittag geriet auf dem Rangierbahnhof ein hiesiger, verheirateter Rangierarbeiter beim Anschieben eines Wagens auf die Drehscheibe unter den Wagen. Er erlitt schwere, jedoch nicht lebensgefährliche Verletzungen.
Ludwigsburg, 26. Mai. (Württ. Artilleristen- t a g.) Zu diesem Treffen, das Sonntag, den 7. Juni, stattfindet und im Ludwigsburger Schloßhof alle in Württemberg gedienten Feld-, Fuß- und Eebirgsartilleristen in einzigartiger Weise bei der Gedenk- und den darauffolgenden Wiedersehensfeiern vereinen wird, liegen Anmeldungen von vielen Tausenden einstiger Artilleristen vor. Auch der „Hilfszug Bayern" wird für die Verpflegung eingesetzt.
Glems, 26. Mai. (Unfall.) Der bei einer Stuttgarter Firma für den Ferngüterverkehr beschäftigt gewesene 24jäh- rige Kraftfahrer Hermann Eönninger von hier, verunglückte auf einer Fahrt zwischen Leipzig und Halle a. d. S. bei Bernau infolge Reifenbruch, wodurch der Wagen ins Schleudern kam und eine steile Nöickuna binaüktürrte. Gön»
ninger erlag seinen schweren inneren Verletzungen. Seine Leiche wurde nach Glems überführt.
Wasseralfingen, 26. Mai. (A u t o u n f a l l.) Am Montag stieß zwischen der Hüttlinger- und Wilhelmstraße ein Personenauto mit Anhänger'mit einem andern Auto zusammen. Dabei wurde der Weinhändler Vaumann aus Affal- trach bei Heilbronn schwer verletzt. Zwei weitere Personen kamen mit leichteren Verletzungen davon.
Ravensburg, 26. Mai. (Gefangenentransport imFlugzeug.) Im Interesse einer beschleunigten Untersuchung wurden am Montag zwei seit längerer Zeit im Untersuchungsgefängnis in Ravensburg untergebrachte Gefangene im Flugzeug nach Berlin transportiert.
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Böhringen, OA. Rottweil, 26. Mai. (Kops in die Futterschneidmaschine gebracht.) Das Toch»er- chen einer hiesigen Familie war mit FuUerschneiden beschäftigt. Allem Anschein nach glitt sie dabei aus, denn sie stürzte plötzlich gegen das sausende Schwungrad der Maschine und geriet mit dem Kopf in die Schneidemesser. Dabei wurde ihr durch die scharfen Messer der obere Teil der Schädeldecke abgeschnitten. Sie wurde mit furchtbaren Kopfverletzungen in die Futtereinlege zurückgeschleudert und von ihren Angehörigen tot aufgefunden.
Dunningen, OA. Rottweil, 26. Mai. (U n g l u ck s f al1 .1 Ein Dunninger Motorradfahrer befand sich mit seinem Rad unterwegs zwischen Dunningen und Hochwald. Aus nicht geklärter Ursache fuhr er auf das rechte Bankett der Straße aus, wurde auf die harte Straße geschleudert und zog sich einen schweren Schädelbruch zu, der seinen sofortigen Tod zur Folge hatte.
Tettnang» 26. Mai. (Drei Schwerverletzte.) Mn Personenkraftwagen von Saulgau geriet in Höll, Ede. Meckenbeuren, von der breiten Straße ab, fuhr in einen Baumgarten und prallte nach etwa 15 Metern gegen einen Baum. Der Personenkraftwagen wurde dabei auf der rechten Seite vollständig aufgerissen und die drei Insassen, ein Gastwirt aus Saulgau und ein junges Ehepaar aus Tettnang, wurden dabei sehr schwer verletzt.
Friedrichshafen, 26. Mai. (Zunahme des Verkehrs.) Der Verkehr auf dem Bodensee hat im letzten Jahre ein starke Zunahme erfahren. Nach den Zahlen, die das Maschinenamt Lindau der Neichsbahndirektion Augsburg über die bayerische Bodenseeschiffahrt nennt, hat die Gesamtleistung im Jahre 1935 um 12 Prozent gegenüber 1931 zugenommen. Der Personenverkehr hatte gegenüber 1934 eine Steigerung um etwa 27 Prozent erfahren. Die Zahl der Fahrgäste ist aber gegen 1930 fast um das achtfache gestiegen.
Zuchthausstrafen für zwei Landesverräter
Berlin, 26. Mai. Die Justizpressestelle Berlin teilt mit: Der L7jährige Herbert Preuß aus Tilsit ist durch Urteil des 1. Senats des Volksgerichtshofes wegen Landesverrats zu lebenslangem Zuchthaus und dauerndem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt worden. Preuß hat im Sommer 1938 im Aufträge einer ausländischen Macht Nachrichten über Stärke und Verteilung der Wehrmacht in Ostpreußen, insbesondere über die Zusammensetzung und Bewaffnung der Garnison einer bestimmten ostpreußischen Stadt gesammelt. Bei dem Versuch, diese Nachrichten in das Ausland zu bringen, ist der Verurteilte infolge der Wachsamkeit der Polizei festgenommen worden.
Ferner ist der 27 Jahre alte Max Wittik aus Neiße durch Urteil des 1. Senats des Volksgerichtshofes wegen Landesverrats zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Wegen der von ihm bewiesenen ehrlosen Gesinnung und der Eemeingefähr» lichkeit seines Treibens sind ihm gleichzeitig die bürgerliche« Ehrenrechte auf die Dauer von zehn Jahren aberkannt u<ch Polizeiaufsicht für zulässig erklärt worden. Der Verurteilte hat im Jahre 1938 im Aufträge einer ausländischen Macht versucht, Stärke, Ausrüstung und Zusammensetzung der Garnison einer Stadt Schlesiens zu Verratszwecken in Erfahrung zu bringe«.
Herausgeber und Verlag: Buchdruckerei und Zeitungsverlag Wildbader Tagblait Wildbader Badblatt, Wudbad im Schrvarzwalo (Inh. Th. Gack) DA. 4. 36. 735. Zur Zeit ist Preisliste Nr. 3 gültig.
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