hinaus solche Landarbeitslehrlinge der Nachwuchs des deutschen Landarbeitertums die bäuerliche Werkschule besuchen sollen, die sich während ihrer Lehrlingszeit und während des Besuchs der ländlichen Berufsschule als be­sonders tüchtig erwiesen und eine vorbildliche charakterliche Haltung gezeigt haben. Damit ist auch dem strebsamen und leistungsfähigen Landarbeiternachwuchs die Möglichkeit des beruflichen Weiterkommens gegeben, und damit die Ge­währ, daß alle geeigneten Angehörigen der Landjugend zu verantwortlichen Führerstellen emporsteigen können.

An die bäuerliche Werkschule reiht sich die Höhere Landbauschule an, deren Erundbestimmungen eben­falls durch einen Erlaß im September 1935 festgesetzt wur­den. Der Besuch dieser Schulen wird von der mittleren Reife oder dem erfolgreichen Besuch der bäuerlichen Werkschute abhängig gemacht. Voraussetzung ist weiterhin eine minde­stens dreieinhalbjährige Praxis, die durch eine abschließende bäuerliche bzw. landwirtschaftliche Werkprüfung abgeschlos-

RurrdfrmL

Programm des Reichssenders Stuttgart Sonntag» 10. Mai:

6.00 Aus Hamburg: Hafenkonzcrt

8.00 Zeitangabe, Wetterbericht

8.05 Nach Frankfurt: Eymnasttt (Elucker)

8.25 Aus Karlsruhe:Bauer, hör zu!'

9.00 Aus Karlsruhe: Evangelische Morgenfeier 9.30 W. A. Mozart 10.00 Aus Leipzig:Den Müttern"

10.30 Tanzstücke großer Meister

10.45In der weißen Wiege schläft mein Kind..

11.30 Aus Leipzig: Joh. Seb. Bach 12.00 Aus Berlin: Mittagskonzert 13.00 Kleines Kapitel der Zeit 13.15 Aus Berlin: Mittagskonzert 13.5010 Minuten Erzeugungsschlacht"

14.00 Nach Frankfurt: Kinderstunde:Kasperle fährt aufs Land"

14.45Aus Laden und Werkstatt"

15.00Singende, klingende Heimat"

15.30Wohl kann der Mann die großen Zeiten bauen,

Doch steht und fällt ein Volt mit leinen Frauen"

tt.00 Aus Köln:Nette Sachen aus Köln"

18.00 Schwäbisch-alemannische Welt 18.00Abendtanz"

19.40Turnen und Sport haben das Wort"

20.00 Nach Frankfurt: Carmen, Oper

22.00 Zeitangabe, Nachrichten, Wetter- und Sportbericht

22.30 Aus München: Tanzmusik 24.00 Aus Frankfurt: Nachtkonzert.

Wochentags regelmäßig wiederkehrrndrr Programm:

8D0 Nach Köln: Choral

8D5 Nach Köln: Gymnastik 1 (Elucker)

880 Aus Berlin: Frühkonzert

8.00 Aus Frankfurt: Wasserstandsmeldungen

8.0k Wetterbericht Bauernfunk

8.10 Nach Frankfurt: Gymnastik 2 (Elucker)

KILOFür dich, Bauer!"

18.00 Zeitangabe, Wetterbericht, Nachrichten 1480Allerlei von Zwei bis Drei"

20.00 Nachrichtendienst

LLÜO Zeitangabe, Nachrichten Wetter« und Sportbericht. Montag, 11. Mai:

8.30 Aus Berlin: Froher Klang zur Arbeitspause

9.30 Gedichte und Geschichte« vo» Mutter und Kind 10D0 .Uleujlucht"

sen sein'muß. Bisher find 13 Höhere Landbauschulen vor­handen; das Ziel des Reichsnährstandes ist es jedoch, für jede Landesbauernschaft eine solche Anstalt zu schaffen. Die früher in Preußen noch bestehenden sieben Ackerbauschulen find seit dem September 1934 aufgehoben. Den Angehöri­gen der weiblichen Landjugend ist dazu noch Gelegenheit gegeben, nach dem Besuch der ländlichen Berufsschule und der bäuerlichen Werkschule eine der bäuerlichen Frauen- schulen zu besuchen.

Den Abschluß dieses planmäßigen Aufbaus bilden die Bestimmungen über die Ausbildung der Lehrerin der land­wirtschaftlichen Haushaltungskunde und der Haushalts­pflegerin und die Bestimmungen über die pädagogische Aus­bildung der Landwirtschaftslehrer. Auch hier find Regelun­gen getroffen, die landwirtschaftlichen Lehrkräfte zu größt­möglichem Einsatz zu bringen und sie mit allen Aufgaben vertraut zu machen, die ihnen im Bereich der be puderen Aufgaben des Reichsnährstandes zufallen. K. V.

12.00 Aus Hannover: Schtotzionzerr 16.00 Musik am Nachmittag

17.40 Aus Mannheim: Reichsfachausstelluag des deutscher Bäckerhandwerks in Mannheim 18.00 Unterhaltungskonzert 19.00 Fröhlicher Alltag

19.45Die Jagd im Mai"

20.10Perpetuum mobile"

22.30 Zwischenprogramm

23.00 Aus Mannheim: Absndkonzert 24.00 Nach Frankfurt: Nachtkonzert

Dienstag, 12. Mai:

8.30 Aus Königsberg: Morgenkonzert 10.00 Aus Berlin: Ich bin ein lustiger Wandergesell...

10.30 Französisch für die Oberstufe 12.00 Aus Leipzig: Mittagskonzert 15.15Von Blumen und Tieren"

16.00 Musik am Nachmittag

17.45Laßt mich's wagen!"

18.00 Kleine musikalische Unterhaltung

18.30 Aus Berlin: Olympiavorbereitungen in aller Welt 19.00 Aus Karlsruhe:Leicht und heiter"

19.45 Aus der Vorbereitungsarbeit zum HJ.-Leistungsabzeichen 20.10 Aus Saarbrücken:Drei gestrenge Herren und die kalte

Sophie"

22.30 Unterhaltungs- und Volksmusik

24.00 Aus Frankfurt: Musik von W. N. Mozart.

Mittwoch, 13. Mai:

8.30 Aus Leipzig: Musikalische Frühstückspause 10.00 Aus Hamburg: Nordische Seele, nordischer Raum: Knut Hamsun

10.30 Buntes Schallplattenkonzert 12.00 Aus Saarbrücken: Mittagskonzert

15.15Allerlei Plaudereien"

15.30 Pimpfe besuchen die AusstellungDas wehrhafte Deutsch­land"

16.00 Musik am Nachmittag

17.45Goethe von französischen Studenten u. Schülern gesehen" 18.00 Aus Frankfurt:Unser singendes, klingendes Frankfurt"

19.45Die Burgfrau im Mittelalter"

20.15 Aus Stuttgart: Stunde der jungen Nation:Der Solda­tenkönig"

20.45 Nach Saarbrücken: Der letzte Klang

22.30Brief an einen Toten"

23.00 Unterhaltungsmusik

24.00 Nach Frankfurt: Symphoniekonzerk.

elngretsen müsse. Nein, dazu war Katharina zu stolz und zu tapfer!

Später, wenn die Kinder dann alle erzogen und erwach­sen waren, dann werde es leichter für sie. So hatte sie ge­dacht. Die Buben kamen der Reihe nach in die Lehre, die Mädchen in Hausstellungen. Sie kamen, die Buben, sie gin­gen; sie waren wohl geartet. Sie arbeiteten fleißig, aber sie mehrten auch die Arbeit der Mutter. Hier hält Frau Katharina inne:Kleine Kinder", sagt sie,kleine Sorgen; große Kinder, große Sorgen". Denn ach! was gab es nicht alles zu waschen, zu plätten, zu flicken: schmutzige Kittel, fleckige Arbeitsanzüge. zerrissene Hosen, löcherige Socken und anderes mehr. Das eine der Mädchen wurde krank in ihrer Stellung, das andere wollte heiraten, noch ehe die kleine Ausstattung beisammen war, und eine andere Toch­ter wunderte aus, nach Amerika. Allem war sie nach bestem Wissen und Können beigestanden, in nie versagender Liebe und Geduld. Alkes hätte sie noch gerne auf sich genommen, denn damit teilte sie das Los tausender von Müttern, alle täglichen Sorgen erschienen ihr klein und unbedeutend, als die größte, die Sorge um ein teures Leben, wiederholt an ihre Tür pochte. Sie mußte ihr anftun. Das Unglück brach herein, plötzlich, unerwartet Sie mußte ihren braven, flei­ßigen Sohn Ludwig, den Miternäherer ihrer jüngeren Kinder, in den Tod geben. Als Säger hatte.er gearbeitet, in einem benachbarten Sägewerk. Da geschah es, daß der schwere Riemen von der Maschine sich löste, das große Brett ihm aus den Magen fiel, mit einer solchen Wucht, daß er in wenigen Minuten verblutete. Kein Arzt konnte Helsen; es war zu spät!

In diesen Zeiten wurde es manchmal ganz dunkel um die Leiderprobte, und oft konnte sie verzweifelt fragen? warum? Es kam keine Antwort Oder doch, es kam eine. Bier Jahre später. Da hatte der Tod noch einmal Einzug bei ihr gehalten, einen andern Sohn von ihr gefordert. Mit 28 Jahren mußte er, der hoffnungsvolle Mann, sterben, er, der so gerne gelebt hätte! Das Gespenst der Arbeitslosigkeit hatte ihn umklammert, hielt ihn fest. Es galt zu sparen, und manchmal sogar zu darben Krankheit hatte sich einge­schlichen. Sein geschwächter Körper war das Opfer einer Wurstvergiftung geworden. Sie war zum Typhus ausge­artet. Der Patient wurde in's Krankenhaus gebracht. Alle Versuche der Aerzte, ihn zu retten, sino gescheitert. Er mußte sterben. Noch einmal mußte Frau Katahrina blühendes Le­ben in's Grab legen; wieder ging sie, leidgebeugt, mit, den stillen Weg zum Friedhof. Diesmal in fremder Stadt. War es nicht genug, ein Mutterherz zu zermalmen; war ihr Le­ben überhaupt wert, gelebt zu fein? Oder war die ringende Kraft, der lebensstarke Glaube der siegende?

Noch kaum hatte Katharina Atem geschöpft, als das Un­glück in der Familie ihrer Schwester zu East kam. Die Schwester starb, nach fünfjährigem Siechtum, zwei unmün­dige Mädchen zurücklassend. Der Vater war im Tod vor­ausgegangen. Was tun mit den armen Würmchen, die ohne Vermögen geblieben waren? Katharina wußte nur einen Rat: sie nahm sie auf, wurde ihnen Mutter und Heimat. Dort gmgen sie zur Schule, von dort aus werden sie einmal den Weg in's Leben antreten, an der Hand der neugefchenk- ten Mutter. Den Bruder der beiden Mädchen hatte die Mutige, nach dem Ableben seiner Mutter, auf einen Bau­ernhof verdingt. Auch er war lange Zeit ihr Sorgenkind gewesen, denn schon gleich nach seiner Geburt trat sie der Schwester helfend zur Seite, brachte den Jungen, der mit einem Löwenrachen zur Welt kam, in die Klinik, um ihn dort unter's Messer zu legen. Vergebens! Der Junge mußte das Merkmal seiner Geburt mit in's Leben nehmen.

Aber warum ließ ich mir dies alles erzählen, und wa­rum erzähle ich's weiter? Wäre es nicht besser, über solche Tragik zu schweigen? Die Antwort har Frau Katharina mir selbst gegeben. Sie ist mit offenen Augen durch diese Leidensschule gegangen, den Sinn ihres Schicksals erken­nend. Sie mußte leben, für ihre Kinder, für die ihrer Schwester, um sie zu lebenstüchtigen Menschen zu machen. Und sie niußte leiden, damit es andern leichter werde, das ihre zu leiden; als eine von Mut und Kraft besonders Be­gnadete. Es war i h r Frauenschicksal, ihr Mutterweg. Mitzählend zu denen, von denen die Welt nicht viel weiß, die sie nicht kennt, und denen sie keine Denkmäler setzt, Hai sie ihren großen Weg in aller Stille zurückgelegt, für ihre Kinder, für ihre Mitschwestern. Als. eine von jenen, denen nicht gegeben ist zu schreiben, zu reden oder von sich reden zu machen; aber die die Kraft hatte, zu dulden, zu handeln. Eine von jenen, die keine Enttäuschung am Leben wankend machen konnte. Leidgeadelete, Königinnen des Lebens, Sie­gerinnen ... ^ ^

Eine Mutter fingt...

Von I. K. Hesse f

Lieber Wind, geh um das Haus, X

Geh auf leisen Füßen. H

Süßer Ruch von Tau und Feld j

Soll mein Söhnchen grüßen.

Braus' nicht wild in Zorn und Graus,

Lieber Wind, geh sacht ums Haus. /

Lieber Regen, klopf das Dach, ;

Segne alle Erde.

Sorg, daß meinem Söhnchen Frucht u

Aus der Feuchte werde. I

Tropf und klopf und tropf gemach,

Lieber Regen, auf das Dach.

'A..

Liebe Sonne, guter Stern,

Trockne alle Schollen,

Die dem Söhnchen gutes Brot <

Liebend schenken wollen.

Aehren wogen nah und fern,

Liebe Sonne, guter Stern.

Liebe Welt nimm du ihn auf.

Sieh sein kleines Leben Ist aus meinem bangen Schoß Dir anheimgegeben.

Bald nimmt er zu dir den Lauf,

Liebe Welt, nimm du ihn auf.

Liebe Engel, wartet sein,

Wenn in dunklen Nächten Um des Kindes süßes Herz Tod und Teufel fechten.

Laßt mein Söhnchen nicht allein,

Liebe Engel, wartet sein.

Lieber Himmel, fei ihm gut.

Wenn nach langen Tagen Ihn die müden Wanderschuh Still zum Ende tragen.

Nimm ihn, daß er selig ruht.

Lieber Himmel, sei ihm gut.

b«m MutteVkug um 1V Mul

Mutter und Kind

Von Else v. Holländer

Nichts tm Leben ist einseitig, oder besser: nichts sollte und dürfte einseitig sein, denn eine gesunde und fruchtbare Wech­selwirkung entsteht nur im Austausch. Im Geben und Neh­men, im Empfangen und Verströmen. Wenn die deutschen Mütter hoch geehrt werden, indem man einen Tag im Jahre ihnen widmet, wenn nicht nur ihre Kinder, nein, alle ihre Volksgenossen an diesem Tage danach trachten, ihnen eine Ehrung zu erweisen, ihnen eine Freude zu be­reiten, so werden sicherlich die Mütter all diese Freude und Beglückung nicht achtlos und gleichmütig hinnehmen als et­was, was ihnen gebührt und zukommt. Sondern auch sie werden in diesem Tage etwas ganz Besonderes sehen. Zeigt er ihnen doch nicht nur, wie hoch die Achtung ist, die sie ge­nießen, und wieviel Liebe ihnen zum Dank für Treue und Hingabe zu teil wird, sondern er bringt ihnen auch zum Bewußtsein, wie stark und groß die Verantwortung der mütterlichen Frau nicht nur ihrer Familie und ihren Kin­dern, sondern auch ihrem Volk, ihrem Lande und der Zu­kunft gegenüber ist.

Wir können den Begriff Mutter nicht tief und groß ge­nug fasten. Es genügt ja nicht nur, daß eine Mutter ein frischer und gesunder Mensch ist, um auf diese Weise die Gewähr zu bieten, daß ein gesundes Geschlecht nach ihr her- onwächst, die Verantwortung, die einst die Mutter haben wird, muß schon in dem kleinen Mädchen geweckt und ge­pflegt werden, darf doch später Lei der Wahl des Gatten nicht vergessen werden, daß Ziel und Glück der Ehe das ge­sunde, wohl gedeihende Kind sein soll.

Und hat die junge Frau das Kind geboren, so beginnen damit ihre großen und weittragenden Pflichten. In erster Linie liegt es bei ihr, das Kind heranzubilden. Ihm muß sie Vorbild sein, Vorbild alles Guten. Ein Kind, das eine verantwortungsbewußte, aufopferungsvolle, kluge Mutter hat, wird sicherlich kein schlechter und schwächlicher Mensch werden.

Einer Frau, die Mutter sein darf, ist damit ein hohes Ehrenamt gegeben, denn sie gewinnt Einfluß auf die Ge­staltung der neuen Generation. Sie braucht niemals in den Kampf des Berufslebens hinauszutreten, braucht niemals in der Oeffentlichkeit ihre Stimme zu erheben, und wird demnach dem werdenden Geschlecht den Stempel aufdrücken. In ihre Seele ist der Lebensweg eingezeichnet, den ihre Kinder gehen werden. Ist so große Verantwortung nicht ein überwältigender Reichtum und ein fast unausdenkbares Glück?

Aber stärker als ihren Schwestern, denen die Gnade, ein Kind zu haben, versagt blieb, liegt den Müttern die große Pflicht ob, an sich selber zu arbeiten. In diesem Punkte heißt es für sie, nimmermüde zu !ein. Es genügt nicht, tätig und mit froher Schaffenskraft im Alltag zu stehen, sie müs­sen vielmehr sich in sich selber versenken, müssen in sich nach Tiefen suchen, die sie aushauen und in denen sie wurzeln können. Auf den inneren Reichtum kommt es überall an, aber in keinem Lebensverhältnis so sehr, wie in dem einer Mutter zu ihrem Kinde. Wer ein Kind zu einem wertvol­

len Menschen erziehen will, soll zunächst sich selber erziehen. Das ist die große Vorbedingung. Erst wenn die Mütter den schönen Muttertag als einen Mahnruf zu höchstem Verant­wortungsgefühl und strengster Selbstschulung auffassen, kön­nen sie beglückten Herzens Liebe und Ehrungen hinneh­men, die man ihnen, den Quellen des neuen Lebens, berei­tet.

Aus dem Leben einer Mutter

Von Dr. phil. Emma Schill.

Ich wußte anfänglich nicht, was mich in jenen Wochen der Landeinsamkeit so stark zu Frau Katharina zog. Ohne es zu beabsichtigen, hatte ich immer wieder an ihrem Haus haltgemacht, um für ein Stündchen dort zu verweilen. Wie oft habe ich ihr beim Teigkneten und Klößeeinlegen zuge­schaut, ihre Fertigkeit bewundert! Manchmal, wenn sie ganz alleine : .r, fielen einzelne Tropfen aus dem überfüllten Kelch ihres Erlebens, wie frischer Tau im herbstlichen Wald. Zwei große blaue Augen schauten mich fragend an, und über die weichen, runden Wangen schlich so etwas wie eine sanfte Röte. Filmartig entrollte sich mir allmählich Szene um Szene ihres armen, reichen Lebens. Ein ergreifendes Frauenschicksal durfte ich schauen, ein erschütterndes Mut­terbild mit nach Hause nehmen.

Mit tiefen Runen war das Wort: Pflichtin das Leben von Frau Katharina eingegraben Gebieterisch-sordernd stand es da, alles andere überschattend. Pflicht war es, was sie ununterbrochen an der Scholle festgehalten, Pflicht hieß sie, von frühester Jugend an, leiden, dulden, tragen. Die Annehmlichkeiten des Lebens waren für andere; für Katha­rina gab es nur Arbeit und Sorge: um ihre Kinder, um's tägliche Brot; denn frühe schon starb der Familienvater. Zwölf Kinder hatte sie ihm geschenkt; zweie davon hatte man schon im Vorfrühling ihres Lebens zum Friedhof ge­tragen. Mit den zehn Verbliebenen ging Frau Katharina den einsamen, beschwerlichen Weg weiter. Es war Krieg. Paula, das Aelteste ihrer jungen Schar, zählte vierzehn Jahre. Vieles hatte sie der Mutter abgenommen, bis sie, später als Lehrmädchen in ein Kontor eintrat.

Im Anfang ihrer Witwenlaufbahn hatte Katharina flei­ßig genäht, Nächte durchgearbeitet, wie sie es vom Vater her gewöhnt war, dem sie ihre geschickte Hand für die Schneiderei geliehen. Aber das Brot wollte und wollte nicht ausreichen. Und so kam sie bald darum ein, die Post­agentur für das Ort zu übernehmen. Da aber auch dieser Verdienst als zu kärglich sich erwies, kam sie auf den Ge­danken einen kleinen Spezereiladen zu eröffnen, um darin die wichtigsten Lebensmittel wie Zucker, Fett, Hülsenfrüchte zu führen. Die Wohnstube hatte sie in den nunmehr errich­teten Laden verwandelt. Nach der Schule mußten die Kin­der abwechslungsweise die Waren auf dem kleinen Leiter­wagen von der nächsten Bahnstation nach Hause schaffen, und wenn sie sich besonders mühen mußten, erhielten sie, vor dem Schlafengehen ein Stück Zuckerle, als Belohnung für vollbrachte Arbeit. All' dieses tat Frau Katharina, um der öffentlichen Fürsorge nicht anheim zu fallen, denn schon war das Gerücht umgegangen, daß nun bald der Schultheiß