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vrn», Berta, u. oeraut«. Sichriftlettu»»! Theodor Lack. »Udbad t. Sch»., Silhelmstr. s«. Tel. «7». — »ohnnn,r Villa Hubert»,
Nummer 90
Fernruf 478
Samstag, den 18. April 1936
Fernruf 47Sj
71. Jahrgang
Wochenrundfcha«
Den 16. April 1936
Die Osterwoche, die in der Natur draußen die böse Ueber- raschung eines Rückfalls in den Winter brachte, soll in der europäischen Politik eine Woche der Entscheidung werden. Der Schlichtungsausschuß des Völkerbunds für den Abessinienkonflikt, der sogenannte Dreizehner-Ausschutz, hat sich in Eens versammelt und mit ihm die Außenminister der europäischen Staaten im Völkerbund. Der Präsident dieses Ausschusses, der Spanier Madariaga, hat in diesen Tagen mit dem italienischen und abessinischen Vertreter im Aufträge des Völkerbundes Rücksprachen über die Friedensmöglichkeiten in Ostafrika genommen, und er wird in Eens nun Mitteilen müssen, daß die Bemühungen um einen Waffenstillstand und Friedensschluß gescheitert sind. Dann wird der Sanktionsausschuß in Tätigkeit treten und nach einem Kompromiß suchen, wenn ein solches noch möglich ist. Die Auseinandersetzung hat sich nämlich in eine italienischenglische Spannung verschärft. Frankreich steht dazwischen, im Innersten an der Seite Italiens, der Form nach noch bei England, um womöglich ein Geschäft zu machen, nämlich die Unterstützung Englands in der Rheinlandsrage zu erhalten.
Die Behandlung der mit dem Locarnovertrag zusammenhängenden Fragen ist bekanntlich aus den 1. Mai verschoben worden. Unterdessen soll der britische Außenminister Eden mit Deutschland in Verbindung treten und Rückfragen zum deutschen Friedensplan stellen. Das wird erst geschehen wenn Eden aus Genf nach London zurückkehrt. Jedenfalls wurde die französische Ansicht vereitelt, den Abessinienkon- slikt mit den europäischen Angelegenheiten zu verkoppeln.
Immer schwerer lastet auf London und Paris die große Frage des Völkerbundes überhaupt, denn der Völkerbund hat mit seiner Sanktionspolitik gegen Italien einen Fehlschlag erlebt, der sein Ansehen aufs schwerste erschütterte. Das in Genf ausgedachte System der Niederringung einer großen europäischen Nation durch wirtschaftliche Zwangsmittel war von Anfang an durchlöchert und ist nun völlig zusammengebrochen. Die Sanktionen gegen Italien haben den Siegeslauf in Ostafrika nicht hemmen können, man kann Italien auch setzt nicht die Einstellung der Feindseligkeiten zumuten, weil die Einlegung einer Pause vor der Regenzeit zwar für die Politik der Genfer Sanktionsmächte erwünscht wäre, nicht aber für den kriegführenden Staat. Nun scheint sich die Politik Englands immer noch darauf festzulegen, daß die Sanktionen ausrecht erhalten werden müßten, um das Ansehen des Völkerbunds zu wahren. Ja der Gedanke einer verschärften Sankiions- politik mit Schließung des Suezkanals und der Straße von Gibraltar ist von der englischen Presse ernstlich erörtert worden. Aber da macht Frankreich nicht mit. Es will die Freundschaft Italiens retten, die Sanktionen sogar abbauen, weil es militärisch nur den Blick aus das Rheinland gerichtet hat und den Großteil seines Heeres seit 7. März in die Maginot-Linie steckte. Die gegenseitige Unterstützungs- Verpflichtung aus Art. 18 des Völkerbundspaktes wird durch die politischen Verwirrungen in Eens in Frage gestellt und genau wie Art. 16 mit den Sanktionen durch die Tatsachen erledigt und so der ganze Völkerbund unterhöhlt.
Die Italiener stehen in Abessinien am Tana- See, und in Gallabat, einem Ort, durch den die Grenze zwischen Abessinien und dem englisch-ägyptischen Sudan läuft. England hat alles Interesse am Tana-See und seinem Abfluß, dem Blauen Nil. Aus dem natürlichen Staubecken des Tana-Sees, der 1760 Meter hoch liegt, fließen die Wasser, die das Nilland Aegyptens befruchten. Italien hat die Zusicherung gegeben, daß es an den bestehenden Verhältnissen nichts ändere. Im Dezember 192ö Hai Italien und England bereits ein Abkommen über die gegenseitigen Interessensphären getroffen. Die Italiener behaupten, die Engländer hätten auf nichts weiter Anspruch als auf das Wasser, das den Blauen Nil hinuntersließt. Vor wenigen Monaten hörte man aus der englischen Presse allerdings andere Stimmen. Damals hieß es: Hände weg vom Tana-See! Das siegreiche Italien wird aber nunmehr die besetzten Landstriche am Tana-See nicht mehr preisgeben, obwohl die englische Politik dadurch vor schwerwiegende Entscheidungen gestellt wird. Das neue große Kolonialreich Italiens in Afrika ist zweifellos vom britischen Standpunkt aus eine schwere Belastung für die Linie des britischen Weltreiches, und so ist das Bemühen Edens zu verstehen, aus der schwierigen Lage das Beste herauszuholen. Man hofft in London immer noch Ms eine Lösung des Konfliktes auf vertraglichem Wege,
denn der andere Weg würde zu einem kriegerischen Zusammenstoß zwischen England und Italien im Mittelmeer führen.
Zum deutschen Friedensvlan hat sich der frühere französische Ministerpräsident Laval geäußert. Er ist für Verständigung mit Deutschland eingetreten und hat darüber ruhige und sachliche Worte gesprochen. „Ohne Abkommen zwischen Paris und Berlin gibt es keine wirksame Sicherung für den Frieden in Europa, das habe ich hundertmal gesagt und dieses Problem muß gelöst werden." Lava! betont weiter ausdrücklich, daß es seiner Ansicht nach möglich sei, mit Deutschland zu verhandeln. Allerdings tritt Laval dann wieder für die Streiäsront ein, dem bekannten Versuch, die drei Westmächte Frankreich, England und Italien, zu einer festen antideutschen Front zusammenzuschweißen. Wer Verständigung mit Deutschland will, die Laval als notwendig erklärt, kann nicht gleichzeitig zur Sicherung des Friedens eine antideutsche Front wiedererwecken wollen. Lavals Mahnungen zu einer Art Burgfriedens-Zustand mit Deutschland zu kommen, sind gut gemeint, aber an die falsche Adresse gerichtet. Die fta.'.zösijche Presse ist unentwegt dabei, durch Kritik und Herabsetzung das deutsche Volk zu. diffamieren. Laval unterscheidet sich in seiner Haltung immerhin sehr deutlich von den jetzigen Machthabern Frankreichs, die den deutschen Friedensplan eilfertig als „unannehmbar" bezeichnten und in ihren Gegenvorschlägen wirklich kein Werk der Verständigung und des Brückenbaus vollbrachten. Nun muß aber die französische Politik in diesen Wochen uMer dem Gesichtspunkt der Wahlen betrachtet werden. Am letzten Sonntag in diesem Monat sind die ersten Kammerwahlen, am 3. Mai die Stichwahlen. Das Interesse an der Wahl in Frankreich ist groß, weil die Öffentlichkeit durch das Verhältnis zu Deutschland und durch den Russenpakt mobil gemacht worden ist.
Vielleicht war die Diplomatie in ganz Europa in den kommenden Wochen noch nie vor so folgenschwere Entscheidungen gestellt seit den Tagen des Weltkriegs wie in der Gegenwart, wo sich um den deutschen Friedensplan vom 7. März und die Wirren in Genf alles zusammenzuziehen zu scheint, was nach einer Lösung treibt. Es sei nur daran erinnert, daß auch Oesterreich durch die Einführung der Bundesdienstpslicht sich von den Militärklauseln des Friedensvertrages von St. Eermain befreit hat, daß die Türkei die Verpflichtungen im Vertrage von Lausanne über Entfestigung der Dardanellen gekündigt hat und daß auch Bulgarien sich von den Fesseln des Friedensvertrages von Neuilly befreien will. Die Nevisionsbestrebungen Ungarns sind bekannt. So ist das Gebäude von 1919, das Europa neu ordnen sollte in seinen Grundfesten erschüttert.
In diesen Tagen werden in Dresden die sterblichen Ueber- reste des deutschen Botschafters in London, Leopold von Hoesch, beigesetzt. Nach zehnjähriger Tätigkeit als Bot-
Am Geburtstag des Führers, am kommenden Montag, findet abends an allen Orten die feierliche Verpflichtung der politischen Leiter und Walter der Gliederungen im Gemeinschastsappell durch Rudolf Heß statt.
Der schwere Wintsreinbruch mit starken Schneefällen bat in vielen Teilen bes Reiches erheblichen Schaden verur,.icht, namentlich dürfte die Obstblüte gelitten haben.
In Genf hat der Dreizehner-Ausschuß das Scheitern der Schlichtungsbemühungen im Abessinien-Krieg sestg " Alt und die Behandlung der Frage dem Bölkerbundsrat übertragen, der am Montag zusammeutritt.
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In Madrid haben die marristilchen Gewerkschaften den G?-°' '-.istreik cmsocrnsen. Die Opfer des roten Terrors oer letzten Wochen sind ungeheuer.
In Lemberg (Polens kam es zu schweren marxistischen Ausschüttungen und Zusammenstößen mit der Polizei, wobei es 8 Tote und 6ü Verletzte gab.
Bei Ausschreitungen kroatischer Bauern gegen Mitglieder oer NejMiLuz:Partei in der Nähe ssn Agram wurden neun Todesopfer gezählt.
schaster in Paris, von 1924 bis 1934, kam er nach London, wo er ebenfalls sehr segensreich für die Interessen seines deutschen Vaterlandes wirkte Sein überraschender Tod hat eine große Lücke in die Reihe unserer Auslandsdiplomaten gerissen und die Trauer um ihn war nicht nur in der Heimat, sondern auch im Ausland ehrlich und groß. Davon legte Zeugnis ab der Trauerzug in Lonoon und die lleber- führung seiner Leiche aus einem englischen Kriegsschiff nach Wilhelmshaven Der plötzliche Tod des griechischen Ministerpräsidenten Demerdzis reißt in Athen eine große Lücke. Er hatte in seiner Politik versucht, die politische Versöhnung der beiden Gruppen, der Venezelisten und Monarchisten, durchzuführen. Wenn es ihm auch nicht ganz gelang, seine Arbeit fand bisher keine parlamentarischen Schwierigkeiten. Sein Nachfolger, General Metaxas, gehört den Monarchisten an. Sern Ansehen beruht aus seinen militärischen Leistungen; er gilt als der fähigste Offizier Griechenlands. Ob er auf die Dauer den drängenden Ehrgeiz der Parteien zurückhalten kann, müssen die nächsten Wochen zeigen.
Der große Erfolg der deutschen Rennfahrer und der deutschen Wagen bei dem Internationalen Rennen uindeu Großen Preis von Monaco in Monte Carlo ist nicht nur eins Angelegenheit, die den Sport und die deutsche Auto-Industrie angeht, sondern auch in das Gebiet der Politik hinübergreift, so unerkennbar zunächst auch die Zusammenhänge erscheinen mögen. Die französische Presse macht das Ergebnis zum Ausgangspunkt einer Polemik, die nichts anderes ist als eine Rechtfertigung der wirtschaftlichen Einstellung, die Deutschland seit 1933 gegenüber der Förderung des Automobilwesens eingenommen hat. Die Polemik der französischen Blätter richtet sich nämlich nicht gegen Deutschland, sondern gegen die eigene Regierung, der sie Blindheit und Unverständnis gegenüber den berechtigten Forderungen vorwersen, die die heimische Industrie an die Regierung Frankreichs stellen dürfe. Die Franzosen anerkennen die Güte der französischen Wagen und die Qualitäten ihrer Fahrer, aber, so heißt es an einer Stelle, die Waffen waren nicht mehr gleichwertig, denn die Deutschen waren von vornherein überlegen. So weit diese Ueberlegen- heit auf technischen Dingen beruht, mögen sich die Fachleute deshalb auseinandersetzen. Für uns entscheidend ist die Anerkennung, die die französischen Blätter der deutschen Regierungspolitik zollen. Vielleicht innerlich widerwillig und auch mit einigen Vorbehalten, aber im Endeffekt doch bewundernd, weil sie der eigenen Regierung ein Spiegelbild Vorhalten, wie man es machen muß. Das Reich hat als erster Staat die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen Staat und Industrie nicht nur erkannt, sondern auch die praktischen Folgerungen daraus gezogen. Dahin gehört die Steuerpolitik, die Förderung des Kleinwagens und vor allem der Bau der Autobahnen. Und was tut Frankreich? Auch dort ist das Auto noch heute eine Steuerquelle, die bis zum Uebermaß ausgeschöpst wird. Irgendwelche weitere Stützungen und Förderungen der französischen Automobilindustrie sind völlig unbekannt. Niemand wird es uns verdanken, daß wir in dem Erfolge von Monte Carlo einen vor der Welt erbrachten Beweis für die Nichtigkeit der deutschen Wirtschaftspolitik aus diesem überaus wichtigen Gebiete der nationalen Volkswirtschaft erblicken.
Der Botschafter
Ueber die Welt der Diplomatie, ihre Gepflogenheit und Gebräuche herrscht in weitesten Kre-sen eine bedauernswerte Unkenntnis. Umso lebhafter 'st dann naturgemäß die Anteilnahme der Oeffentlichkeit, wenn bei besonderen Anlässen die Persönlichkeit einer ihrer Vertreter in den Vordergrund tritt.
Sei es im Leben, sei es im Tode! Ja gerade das eigenartige Trauerzeremoniell, mit dem die sterblichen Ueber- reste eines fremden Diplomaten aus dem Land geleitet werden, legt Kunde ab von der Bedeutung eines Botschafters, die ihm auch im fremden Land zuerkannt wird Ein eigenartiges Geschick bat es gefügt, daß das Reich binnen vier Monaten seine Botschafter in Paris uno London durch den Tod verloren hat. Beide Maie sind ihre Särge mit größter Feierlichkeit und hohen Ehrungen außer Landes geführt worden. In Paris defilierte an dem Sarge Kösters eine aus allen Truppengattungen zusammengesetzte Ehrengarde der französischen Armee vorbei. Auch oie französische Regierung war amtlich durch mehrere Minister vertreten. England hat den Sarg Hoeschs mit einem sinnvollen Trauer- zeremoniell umgeben, für das wir der englischen Regierung dankbar sein müssen. Nicht nur, daß drei Mitglieder des englischen Kabinetts, darunter der Außenminister Eden, der unmittelbar vor der ALreüe nack Genf stand, dem Sarge
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