Regierung auszutreten, und wies in diesem Zusammenhang auch auf den Entschluß der übrigen radikalsozialistischen Minister hin, die beschlossen hätten, Herriot zu folgen. Die Abstimmung in der Kammer habe gezeigt, daß die große Mehrheit der radikalsozialistischen Fraktion gegen die Politik Lavals eingestellt sei. Wenn trotzdem einige für die Regierung gestimmt hätten, so nur deshalb, weil der Haushalt und die Frage der Kampfbünde noch nicht verabschiedet gewesen sei.
Nach dem Abgeordneten ergriff ein Mitglied des Vollzugsausschusses das Wort, um in scharfer Form die Außenpolitik L a v a l o zu kritisieren. Laval habe den Völkerbundspakt verleugnet, der Frankreichs Sicherheit garantierte. Laval habe außerdem die Bande gelöst, die Frankreich an England knüpfen und an seine mitteleuropäischen Freunde. Der Redner warf dem Ministerpräsidenten außerdem vor, den französischrussischen Pakt noch nicht ratifiziert zu haben. Der Redner brachte sodann einen Entschließungsentwurf ein, wonach sich kein Parteimitglied in Zukunft der Politik Lavals anschließen dürfe und der Stimmzwang in diesem Punkte unbedingt durchgefllhrt werden müsse.
Anschließend ergriff Staatsminister Herriot das Wort und erklärte, die radikalsozialistischen Minister hätten immer ihre volle Pflicht und Schuldigkeit getan. Aber eines Tages seien Schwierigkeiten hinsichtlich der Außenpolitik eingetretrn. Herriot gab in diesem Zusammenhänge nur andeutungsweise zu verstehen, daß die radikalsozialistischen Minister mit der Außenpolitik Lavals nicht immer einverstanden gewesen seien. Herriot versuchte sodann den Ausschuß von der Notwendigkeit zu über- : zeugen, die radikalsozialistischen Minister m der Regierung zu belassen, weil Laval sich auf dem Wege nach Eens befinde.
Der Abg. Marchandeau verteidigte den Standpunkt des rech-
> ten Flügels der Radikalsozialisten, der stets für die Regierung gestimmt hat. Er warnte vor allzu häufigen Regierungskrisen.
Der neugewählte Präsident der radikalsozialistischen Partei, Da lädier, schloß sich dem von Herriot vertretenen Standpunkt an. Er erklärte aber auch, man müsse den Staat von der Diktatur gewisser wirtschaftlicher Mächte befreien
Der Ausschuß nahm dann mit großer Mehrheit eins Ent- s chließung an, in der u a. zum Ausdruck gebracht wird, daß die Politik des französischen Ministerpräsi-
> den ten Laval im Widerspruch zu dem Parteiprogramm stehe, das auf der letzten Landestagung der Radikalsozialistischen Partei in Paris aufgestellt worden sei und zwar sowohl in außenpolitischer Beziehung als auch auf anderen Gebieten. In der Entschließung ist nicht ausdrücklich die
' Rede von der zukünftigen Haltung der radikalsozialistischen Minister. Es scheint aber mit Sicherheit festzustehen, daß diese nunmehr das Kabinett verlassen werden.
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„Regierungskrise in Frankreich akut"
Pariser Presse zur innenpolitischen Lage
Paris, 20. Jan. „Die Regierungskrise ist nunmehr akut geworden", lautet die übereinstimmende Feststellung der Pariser Presse nach den Beschlüssen des radikalsozialistischen Vollzugsausschusses vom Sonntag.
Der „Petit Parisien" glaubt, daß Laval bei seiner Rückkehr aus Genf in der Mitte der Woche die Rücktrittserklärung nicht nur Herriots, sondern auch der übrigen radikalsozialistischen Minister vorfinden werde. Daraufhin werde das Eesamtkabinett zurücktreten. Also elf Regierungen und vielleicht noch mehr in vier Jahren' stellt das Blatt mit ein wenig Bitterkeit fest. Das sei eine Höchstleistung.
! Der „Matin" erklärt zu dem beabsichtigten Fraktionszwang / für die radikalsozialistische Kammergruppe, daß mindestens ein 1 Dutzend der radikalsozialistischen Abgeordneten bis zum letzten zu Laval stehen würde notfalls würden sie sogar eine neue Fraktion gründen. Man dürfe dabei auch nicht vergessen, daß die Partei sich „Radikale und Radikalsozialistische Partei" nenne, daß sie also bereits zwei vereinigte Gruppen umfasse.
Im „Populaire" zeigt Leon Blum unverhohlene Befriedigung über die Entwicklung der Lage. Die Wahl Dalad iers bedeute nicht nur den Bruch der Radikalsozialisten mitLavaI, sondern darüber hinaus auch mit dem System der nationalen Einigung. Bei den Nadikalsozialisten sei das Steuer nunmehr für den Wahlkamps nach links geworfen.
Bor H§M Rücktritt des Kabinetts Laval
Paris, 20. Jan. In gut unterrichteten Kreisen rechnet man damit, daß Laval am Dienstag aus Genf zurückkehrt. Am Mittwoch findet ein Kabinettsrat statt, in dessen Verlauf Staatsminister Herriot seinen Rücktritt bekanntgeben wird und die übrigen radikalsozialistischen Minister ihre Absicht verkünden werden, dem Beispiel Herriots zu folgen.
Ministerpräsident Laval, so erklärt man, werde sich dann sofort zum Staatspräsidenten begeben, um ihm den Eesamt- , rücktritt des Kabinetts zu unterbreiten. Weiter glaubt man, daß Laval jedes Angebot, eine neue Regierung zu bilden, ablehnen werde.
BMEndieSstahl in Baden-Baden
Baden-Baden, 20. Jan. In dem Juweliergeschäft von E. Bürgermeister in Baden-Baden wurde am Sonntag nachmittag ein dreister Einbruchsdiebstahl verübt. Diebe drangen nach Zerstörung der schweren Schutzgitter in die Verkaufsräumlichkeiten vor und stahlen aus der Schaufensterauslage Vrillantringe, Anhänger und andere Schmuckstücke. Der Schaden beläuft sich, soweit sich bis jetzt übersehen läßt, auf etwa 26 000 RM.
Neuer mongolischer Staat ausgerufen
Peiping, 20. Jan. In Nordch i na ist über Nacht ganz plötzlich eine neue Lage geschaffen worden. Der stellvertretende Vorsitzende des „Politischen Rates der inneren Mongolei",
^ Fürst Tewang, hat in einem Zirkulartelegramm die Ausrufung eines neuen mongolischen Staates Menguo bekanntgegeben. Dieses wichtige Telegramm wurde zwei Tage lang vom Regierungstelegraph enamt zurückgehalten.
Das Zirkulartelegramm ist außer vom Fürsten Tewang noch von dem Kommandierenden der vom japanischen Oberkommando in Mandschukuo organisierten mandschurischen Truppen, j Tsoschihae, unterzeichnet. 2000 Kavalleristen der Armee Tso- > schihae sind bereits in der mongolischen Stadt Pinditsujan ein- getroffen, die nur 40 Kilometer von der Provinz Tschachar entfernt liegt. Der Eisenbahnverkehr auf der durch die nord- chinesischen Provinzen Schansi und Tschachar führenden Strecke Peiping—Suiyuan ist fast völlig eingestellt.
! Das chinesische Militärkommando der Provinz Sanfi und s Tschachar zieht seine Truppen zur Vorbereitung der Verteidigung zusammen. Die Truppen des Generals Lischuhsin eroberten i M Norden von der Grenzstadt Kalgan den strategisch wichtigen Punkt Datstnmyn (Provinz Tschachar). Die Truppen der Pro- l l>mzialregierung von Tschachar ziehen sich, ohne Widerstand zu Listen, ««ch Kaltzau -»rück.
Zusammenschluß gegen den Kommunismus Ir Me«
Tokio, 20. Jan. Der japanische Außenmini st er Hi - rota hielt am Montag im Reichstag eine große politische Rede, in der er eingangs erklärte, daß Japans besondere Aufgabe die Erhaltung und Festigung des Friedens im Fernen Osten sei. Die grundsätzlichen Voraussetzungen hierfür seien die Iln- trennbarkeit Japans undMandschukuos und der Ausgleich mit China und der Sowjetunion. Hirota setzte sich dann lebhaft für die Bildung eines DreiläInder-Blocks Japan-Lhina-Mandschukuo ein und stellte für die Verwirklichung dieses Zieles drei Forderungen auf. 1. müsse Chrna ein eindeutiges Bekenntnis zur Zusammenarbeit mit Japan ablegen, um die Einmischung dritter Länder zu verhindern. Japan werde dann bereit sein, China in jeder Beziehung zu unterstützen. 2. müsse China Mandschukuo anerkennen und diese Anerkennung durch die Bildung der Selbstverwaltung Nordchinas vorbereiten. 3. müßten sich die drei Länder Japan, China und Mandschukuo zur Bekämpfung des Kommunismus z u s a m m e n s ch l i e ß e n. Dies sei die notwendige Erund'agc ?-'r ein H Ausgleich mit k:r So" '7t".>'ion, die durch ihre gewaltigen Rüstungen an der Ostgrenze die Verständigung verhindere und Gefahren auslöse.
Zwei Reden SLarhembergs
„Volksabstimmung in Oesterreich nicht möglich"
Wien, 20. Jan. Die Vaterländische Front hat in Wien am Sonntag einen Funktionärappell abgehalten, bei dem Bundeskanzler Dr. Schuschnigg und Vizekanzler Fürst Starhemberg gesprochen haben.
Am Tage vorher hielt die Vaterländische Front eine Pressekonferenz ab, auf der Vizekanzler Fürst Starhemberg den Zweck des Funktionärappells behandelte. Er wandte sich zunächst gegen die Gerüchtemacherei und bezeichnet» die Vaterländische Front als gemeinsame Plattform für verschiedene politische Gruppen, die allmählich zu einem Kampfblock zusammenwachsen sollten, der eine einheitliche Zielsetzung im Rahmen des Dollfuß-Programms haben solle. In diesem Sinne trete die Vaterländische Front jetzt in eine neue Etappe. Als Aufgabe der nächsten Zeit bezeichnet« es Fürst Starhemberg, daß der Grundsatz praktisch durchgesetzt werde, daß niemand außer der Vaterländischen Front berechtigt sei, in Oesterreich Politik zu machen. Dieser Grundsatz behindere in keiner Weise das politische Mitbestimmungsrecht der österreichischen Bevölkerung, da die Vaterländische Front zwei Millionen Mitglieder zähle und das vaterländische Oesterreich verkörpere. Er brachte zum Ausdruck, daß jeder, der vom Staat bezahlt werde, auch der Vaterländischen Front angehören müsse. Das habe nichts zu tun mit einem absolut undeutschen Kadavergehorsam gegenüber der Staatsführung (!). Fürst Starhemberg wandte sich dann gegen die vielfach verbreitete Auffassung, daß es im heutigen Oesterreich zwei miteinander um die Vormacht ringende Richtungen gebe, die Richtung Schuschnigg und die Richtung Starhemberg. Allerdings bestünden innerhalb der Vaterländischen Front verschiedenartige Auffassungen über viele Probleme des öffentlichen Lebens und es würden über die Probleme innerhalb der Vaterländischen Front Diskussionen geführt. Das sei aber durchaus begrüßenswert.
Starhemberg wandte sich ferner gegen die Gerüchte, daß er nach dem Thron oder der Reichsverweserschaft in Oesterreich strebe. Eine Monarchie in Oesterreich sei nur möglich, wenn sie dem historisch-traditionellen Denken entspreche. Es sei aber falsch, daß man nun etwa am Vorabend der Ausrufung der Monarchie stehe. Kaiser Otto werde sich niemals unter solcher Voraussetzung ausrusen lassen, da er bestimmt keinerlei Erschütterungen der Ruhe Europas heraufbeschwören wolle und eine Monarchie in Oesterreich tief in der Gesamtheit des österreichischen Volkes verwurzelt sein müsse.
Starhemberg begründete dann den Totalitätsanspruch der Vaterländischen Front. Er werde mit allen Mitteln danach streben, daß sämtliche Posten des öffentlichen Lebens ausnahmslos, und möge es sich um die scheinbar bedeutungslosesten Posten, beispielsweise eines Vereinsvorstandcs in irgend einem kleinen Orte, handeln, ausschließlich von Oesterreichern, die bewußte Oesterreicher sind, besetzt würden.
Auf eine Frage, wie stark die kommende Miliz sein werde, antwortete Fürst Starhemberg, es würden alle Mitglieder der Wehrverbände, soweit sie physisch und sittlich einwandfrei wären, in die Miliz übernommen werden. Auf eine weitere Frage, was an den Gerüchten über eine bevorstehende Volksabstimmung wäre, erwiderte Fürst Starhemberg, eine Volksabstimmung komme in absehbarer Zeit in Oesterreich nicht in Frage. Wohl werde erwogen, im Rahmen der ständigen Körperschaften nach Möglichkeit dem Gedanken der Wahlen Rechnung zu tragen. An sich könne Oesterreich eine Volksabstimmung wohl abhalten, wenn es die Garantie hätte, daß diese unbeeinflußbar sei. Eine Abstimmung sei aber Sache der Propaganda, und diese hänge ab von den zur Verfügung stehenden Mitteln. In dieser Hinsicht sei Oesterreich nicht in der Lage, in Konkurrenz zu treten mit den Mitteln, die den Nationalsozialisten zur Verfügung ständen.
Aus dem Funktionärappell am Sonntag sprach zunächst Bun- deskanzler Schuschnigg, der betonte, daß Oesterreich den Dollsutz-Kurs unabänderlich Weiterführen werde. Auch er er
wähnte, daß man in der letzten Zeit k« Oesterreich versuche, M eine Volksabstimmung Propaganda zu machen. Je mehr man aber glaube, die Regierung zwingen zu können, desto später werde die Volksabstimmung durchgeführt werden. Zu seiner Prager Reise erklärte Dr. Schuschnigg, daß er sich freue, feststellen zu können, daß Oesterreich begründete Aussicht habe, durch Vertiefung der wirtschaftlichen Beziehungen zu den Nachbarstaaten, zu denen bisher nicht die nötige Fühlung bestanden habe, einen Fortschritt in der Konsolidierung des Landes zu machen.
Die Ausführungen des Vizekanzlers Für st Starhemberg, der als Bundesführer der Vaterländischen Front sprach, bewegten sich im wesentlichen in dem gleichen Sinne, in dem er bereits zur Presse gesprochen hatte.
Fürst Starhemberg erklärte einleitend, daß einfreiesund unabhängiges Oesterreich im Sinne der göttlichen Weltordnung liege. Einen Anschluß Oesterreichs an Deutschland, einen Zusammenschluß Oesterreichs mit deut- schen Stämmen in der Form, daß Oesterreich in ein zentralistisches Reich eingegliedert würde, lehne erab. Der Kampf gegen di« Anschluß-Ideologie sei ein Hauptprogramm Punkt der Vaterländischen Front. Wenn er die Theorie bekämpfe, daß Oesterreich ein widerrechtlich abgetrcnnter Teil des Deutschen Reiches sei, daß Oesterreich nicht eine Provinz von Groß-Deutsch- land werden dürfe, so schließe diese Auffassung ein Bekenntnis zu einem gesunden deutschen Denken nicht aus. Gerade weil er und seine Freunde gute Deutsche seien, wollten sie im Sinne der österreichischen Vergangenheit den Weg in die Zukunft gestalten. Fürst Starhemberg erklärte dann, er müsse es ablehnen, in ein politisches System gezwungen zu werden, das seinem innersten Wesen nach undeutsch und deutschfremd sei. Wenn es Leute in Oesterreich gebe, die behaupteten, daß der Anschluß an das heutige Deutschland vereinbar sei mit einem richtigen und ehrlichen Bekenntnis zum Vaterland, jo sage er, das sei Schwindel und Betrug.
Zum innenpolitischen Kurs erklärte Fürst Starhemberg: „Radikaler, systemarischer und hartnäckiger als bisher wollen wir den Kampf gegen verstockte und offene Feinde des vaterländischen Gedankens führen. Nicht nur die öffentlichen Angestellten, nicht nur die Beamten und Angehörigen der bewaffneten Macht müssen vaterländisch denken, sie verlieren das Recht, öffentliche Funktionen auszuiiben, wenn sie nicht bewußt und ehrlich vaterländisch sind, sondern auch in der Wirtschaft haben Varerlandsfeinde nicht mehr das Recht, aus der österreichischen Volkswirtschaft zu leben. Wir sind entsschlossen, härter und gröber als bisher zuzufassen."
Zum vaterländischen Gedanke« übergehend, führte Fürst Starhemberg aus, daß eine gesundemonarchistischePro- paganda absolut in der Rrchtung des vaterländischen Gedankens liege. Er könne sich vorstellen, daß einmal der Zeitpunkt komme, wo die Begriffe Habsburg und Oe st erreich wieder zu beider Glück und Aufblühen zusammenkämen, nicht nur zu Nutz und Frommen Oesterreichs, sondern zum Heile ganz Europas. Er wandte sich dann gegen die Art, mit der die nationale Propaganda in Oesterreich früher den habsburgischen Gedanken beseitigt habe. Von dieser Seite sei erklärt worden, Habsburg sei ein degeneriertes undeutsche« Herrscherhaus und deshalb abzulehnen. Diese verlogen« Legendenbildung über das Haus Habsburg werde er bekämpfen, weil die Schaffung dieser Legenden Oesterreich schade.
Erklärung der abesfinischen Negierung
Eens, 20. Jan. Der Dreizehner-Ausschutz des Völkerbundsrate» hat das abessinische Ersuchen um Entsendung eines Untersuchungsausschusses und die Gewährung einer Finanzhilfe auf Grund des seinerzeit abgeschlossenen, aber noch nicht ratifizierten Abkommens abgelehnt.
Die abessinische Regierung betont in einer Erklärung, sie mache dem Völkerbund keine Vorwürfe. Es zeige sich jetzt, daß die kleinen Völker bei der Verteidigung ihrer Unabhängigkeit und territorialen Unversehrtheit vorwiegend auf sich selbst angewiesen seien. Das abessinische Volk sei fest entschlossen, so lange zu kämpfen, bis sein Gebiet vom Feinde befreit sei und es Sicherheitsbürgschaften gegen einen künftigen Angriff erlangt habe. Die abessinische Regierung stelle aber die Frage, ob die Opfer und die Leiden Abessiniens nicht abgekürzt werden könnten. Wenn nicht nachdrücklich vom Rat eingegriffen werde, werde der Krieg langwierig sein. Die Note spricht sodann von kriegerischen Meldungen über sensationelle Siege am Vorabend der Ratstagung und von einem Manöver, das darin bestehen würde, das Verlangen der abesfinischen Regierung nach Untersuchung der italienischen Greuel in eine politische Untersuchung zur Vorbereitung eines Anschlages auf die Unabhängigkeit und Unversehrtheit Abessiniens hinzuwandeln.
Unter Bezugnahme auf das Verlangen der italienischen Regierung nach Erweiterung ihres Gebietes in Afrika erklärt die abessinische Regierung schließlich, daß sie Italien keinerlei Expansionsrecht und keinerlei historische Mission in Afrika zuerkenne und daß eine Aufforderung an Abessinien, ein solches Recht oder eine solche Mission durch die Aufgabe seiner Unabhängigkeit und llnversehrheit anzuerkennen, gegen den Pakt verstoße.
Kein Untersuchungsausschuß nach ASesfiuie«
Genf, 20. Jan. Der Dreizehner-Ausschuß des Völkerbundsrates hat am Maytag nachmittag in anderthalbstiindiger Sitzung über den italienisch-abessinischen Konflikt beraten. Das Ergebnis war die Feststellung, daß kein Anlaß zur Entsendung eines Untersuchungsausschuß» s e s nach Abessinien vorliege, daß im Augenblick nichts hinsichtlich der Schlichtung geschehen könne und daß ferner der Achtzehn«:« Ausschuß der Sanktionskünferenz über den Fortgang der Sanktionen zu beschließen habe. Der Dreizehner-Ausschutz wird am Dienstag eine neue Sitzung abhalten.
Dom Kriegsschauplatz
Italienischer Luftangriff ans die Stadt Korem
Addis Abeba, 20. Jan. Italienische Flieger haben, abessi- nischen Meldungen von der Front zufolge, wiederum die Stadt Korem mit Bomben belegt, und Erkundungsflüge südlich von Uardia durchgeführt.
Nach Berichten des Ras Desta dauert die vor 1b Tagen begonnene SchlachtbeiDolo und am Lanale Doria weiterhin an. Die Italiener setzen dort vor allem Somali-Truppen ein, mit deren Spitzenabteilungen die Truppe Ras Destas ständig im Kampf liegt.
Die abessinische Regierung erklärt in einer der Bevölkerung bekanntgegebenen. Mitteilung, daß die italienische Presse kleine örtliche Erfolge bei Dolo in einen großen italienischen Sieg umgewertet habe, um den Kampfgeist der eigene« Truppen und der Volkes zu heben, da die bisherigen außerordentlich schweren Verluste in keinem Verhältnis zu den erzielten Erfolgen ständen. Man versuche durch derartige Meldungen andererseits auch die Widerstandskraft der abessinische^