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Druck, Verlas «. veraut«. SLristtettuusr Theodor Gack, «lld»ad 1. Sch«., «llhelmftr. 8«. Tel. 47». - »ohsuusr BMa -ud-rtu«

Dezember 1935

70. Jahrgang

Montag

Fernruf 479

Nummer 299

Fernruf 479

Das Ende der PrioMoteubankea

Der Schlußstein einer 200jährigen Entwicklung 110 verschiedene Banknoten in Deutschland

WPD. Mit dem Ablauf dieses Jahres werden die vier letzten Privatnotenbanken in Deutschland, die Bayeri- icheNotenbank, dieSächsischeBank, die W ü r t- tember gische Notenbank und die Badische Bank, das Notenausgaberecht verlieren. Die Reichsbank ist dann das einzige mit einem Notenausgaberecht ausge­stattete Institut in Deutschland. Damit ist eine Entwicklung im deutschen Notenbankwesen zum Abschluß gekommen, die sowohl zeitlich wie sachlich fast eine Parallele bildet mit der Verminderung der politischen Bedeutung der deutschen Län­der. Das heißt, je größere Fortschritte die Vereinheitlichung des Deutschen Reiches machte, desto mehr büßten die Noten­banken von ihrer früheren Stellung ein.

Die Erkenntnis hat sich zwar schon verhältnismäßig früh durchgesetzt, daß nur eine zentrale Notenausgabe die Ge­währ für eine einheitliche Währungs- und. Kreditpolitik gibt, die vor allem in Zeiten kriegerischer Auseinander­setzungen oder wirtschaftlicher Schwierigkeiten von staats­politischem Interesse ist. Das Eigenleben der deutschen Län­der war indes so stark, daß erst jetzt die restlose Zusammen­fassung der Notenausgabe bei der Reichsbank möglich wurde. Es muß aber gesagt werden, daß seit dem Bestehen einer ersten Zentralgewalt im deutschen Reichsgebiet, dem Norddeutschen Bund, die oberste Machtträgerin stets die Zügel für eine einheitliche Notenbankvolitik in Händen ge­habt hat, die allerdings nicht immer im allgemeinen Inter­esse war.

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Im 18. Jahrhundert entstanden meist auf Veranlassung von Landessürsten die ersten Notenbanken, die aber keine größere Bedeutung erlangten. Eine Ausnahme bildete die Königliche Bank" in Berlin, aus der 1846 die preußische Bank hervorging, die 1875 zur deutschen Neichsbank umge­staltet wurde.

In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts nahm die Neigung zur Gründung von Banken mit Notenausgaberecht m. Diese Institute beruhten vielfach auf privater Grund­lage, zum Teil waren sie unter staatliche Aufsicht gestellt. Ihr Bestreben, über ihr eigentliches Geschäftsgebiet hinaus die Noten im Umlauf zu bringen, führte zu Abneigungen gegen diese Notenüberschwemmung. Es blieb aber erst einer durch den Norddeutschen Bund geschaffenen Zentralgewalt Vorbehalten, durch ein Banknotensperrgesetz (1870) die Gründungen von Notenbanken von einer Vundesgesetzge- bung abhängig zu machen. Kurze Zeit danach wurde den Einzelstaaten die Ausgabe von Staatspapiergeld untersagt. Nach der Schaffung des Deutschen Reiches durch Bismarck wurde das Vanknotensperrgesetz 1872 auch auf Süddeutsch­land ausgedehnt.

Wie notwendig eine Vereinheitlichung des Notenbank­wesens geworden war, geht allein aus der Tatsache hervor, daß im Jahre 1873 an Banknoten und sonstigem Papier­geld im Deutschen Reich 140 verschiedene Arten im Umlauf waren! Wenn die Noten der Privatnotenbanken eingezo­gen find, werden einschließlich der Rentenbankscheine jetzt nur noch 13 verschiedene Arten von Banknoten im ganzen Reich Gültigkeit haben. Es bedarf keiner näheren Begrün­dung, welche Erschwerung eine Vielzahl von verschiedenen Banknoten für den Verkehr bedeutet und wie sehr dadurch auch die Geldfälschung gefördert wird. Die Zentralisierung der Notenausgabe bedeutet daher schon von der rein tech­nischen Seite her einen nicht zu unterschätzenden Fortschritt.

Durch das deutsche Bankgesetz von 18/5 und die Erric tung der Reichsbank wurde für die Zentralisierung des N tenbankwesens der entscheidende Schritt getan. Nach diese Gesetz konnte die Befugnis zur Notenausgabe nur dur /Reichsgesetz erworben werden. Die Privatnotenbanken wu !den unter Beschränkung ihrer Tätigkeit auf ihrem provii Malen oder lokalen Bereich zwar belassen. Den bei Eric Gesetzes vorhandenen 33 Privatnotenbanken wurde j Doch der freiwillige Verzicht auf das Notenrecht nahegelea ^«nd brs zur Jahrhundertwende haben 25, einige Jahre da ^r b ihr Privileg auf Notenausgabe aufgegebe dieser Zeit sind also nur noch die vier bereits genani wn Pnvatnotenbanken in Deutschland vorhanden. Mit de Dawes-Plan schien auch ihre Existenz endgültig aufzuh ren, da zunächst nur eine einzige Zentralnotenbank vorqes h?* si^ jedoch aus innerpolitischen Gründe Vetter bestehen lassen. Nach dem Bankgesetz von 1924 wc M Notenausgaberecht insgesamt auf 194 Mill. NM b schrankt worden. Das find bei einem gegenwärtigen Gel! mnlaus (einschlreßltch Scheidemünzen) von rund sechs Mi Uarden Reichsmark etwa 3 v. H. Der Anteil der Privatw

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-,?urch Reichsgesetz vom 18. Dezember 1933 erlischt je! 8M dem 31. Dezember 1935 das Notenausgaberecht d<

Privatnotenbanken uNd geht au) die Reichsbank Uber. Mit der llebernahme der Macht durch den Nationalsozialismus ist die Reichsgewalt so vollkommen in Deutschland zum Durchbruch gekommen, daß nun auch aus dem Gebiet des Notenbankwesens die Zentralisierung in der obersten Spitze, der Reichsbank, erfolgt. Die Privatnotenbanken in Baden und Württemberg sind bereits als Regionalbanken mit neuen Aufgaben ausgestattet worden. Am 20. Dezember wurde auf der Hauptversammlung der Bayerischen Noten­bank das Ausgehen dieses Instituts in der Bayerischen Staatsbank beschlossen. Bezüglich der Sächsischen Bank schwe­ben noch Verhandlungen, die sich auf eine llebernahme in die geplante Gemeinschaft der Sächsischen Staatsbank mit der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt beziehen dürften.

Wenn nun im Zuge der Zentralisierung der Notenaus­gabe die Privatnotenbanken verschwinden, so muß man bei gerechter Beurteilung anerkennen, daß diese Institute für dis Wirtschaft ihres regionalen Wirkungsbereichs eine för­dernde Tätigkeit entwickelt haben, die sie speziell auf Grund vorzüglicher Kenntnisse der Wirtschaftsstruktur ihres Ge­bietes ausüben konnten. Diese Tatsache findet in den be­reits vollzogenen oder geplanten Umwandlungen ihre An­erkennung. Man hat die Institute nicht einfach verschwinden lassen, sondern ihnen aus neuer Grundlage selbständig oder in Verbindung mit anderen Banken ein Weiterwirken er­möglicht. Größtenteils wird auch durch llebernahme des Mitarbeiterstabes der Privatnotenbanken deren sachliches Können zum Wohl der deutschen Volkswirtschaft weiter ver­wertet. H. I. M.

Merrka Md die Sanktionen

Neutralitätspolitik und amerikanische Selbstbesinnung Von Dr. KurtBrencken.

Die gegenwärtige Haltung der amerikanischen Regie­rung, die sich gemäß der jüngsten Erklärung des Staats­sekretärs Hüll auf den Kurs einer sogenannten Neutrali­tätspolitik im italienisch-abessinischen Streitfall festgelegt hat, bildet in den Vereinigten Staaten eine in der Oeffent- lichkeit lebhaft umstrittene Frage. Je nach der Einstellung des einzelnen und ganzer Bevölkerungsgruppen zu der im­merhin sanktionsfreundlichen Außenhandelspolitik Wa­shingtons wird Stellung genommen, gelobt und getadelt. So hat beispielsweise die italienisch-amerikanische Liga am 16. November des Jahres in einer Entschließung gegen die sanktionsfreundliche Politik Hulls" Verwahrung eingelegt und die Regierung wissen lassen, daß sämtliche Mitglieder dieser Liga eine Abwehraktion ins Leben rufen würden. Aus der anderen Seite erwartet man ein baldiges Eingrei­fen Roosevelts gegen alle Amerikaner, die in irgendeiner Form die amtliche Neutralitätspolitik zu durchkreuzen ver­suchen. Darüber hinaus hofft man sogar, daß der Präsident in seiner Neujahrsbotschaft dem Kongreß Vorschläge un­terbreiten wird, deren Ausführung als besonders völker- bundsfreundlich gelten könnte und einen eindeutigen Ver­such der Vereinigten Staaten bedeuten würde, durch Stützung der Genfer Sanktionspolitikeine Angreifern«« tion" auf die Knie zu zwingen.

Um den Sinn derartiger Wünsche und Erwartungen rich­tig zu verstehen, ist es erforderlich, die Dinge nicht nur vom rein wirtschaftlichen Standpunkt aus zu betrachten, sondern auch von dem der politischen Mentalität des Pankees. Seit der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten ge­hört es zu den Grundsätzen der politischen Weltanschauung zahlreicher Amerikaner, daß die USA. in der internationa­len Politik die Rolle eines Weltgewissens zu spielen haben. Man maa dies als puritanische Schwärmerei oder Anmaßung

Kurze Tagesüberficht

Zu den fünf Millionen Kindern, die mit ihren Eltern zu den Volksweihnachtsfeiern des Winterhilfswerks in ganz Deutschland eingeladen waren, sprach Reichsminister Dr. Eöbbels durch den Rundfunk.

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Für die aus dem Reichsheer ausgeschiedenen Soldaten wird vom Oberbefehlshaber des Heeres ein Soldatenbund des neuen Heeres gebildet.

Der englische Völkerbundsminister Eden wurde als Nach­folger Sir Samuel Hoares zum Außenminister des briti­schen Weltreiches ernannt.

Der Große Faschistische Rat hat einmütig beschlossen, in der strengen Verteidigung des eigenen Rechts unerschütter­lich zu bleiben.

Die vier ausgewiesenen Heimattreuen aus Eupen-Mal- medy sind von der belgischen Gendarmerie an vier verschie­denen Stellen über die Grenze nach Deutschland aögescho- ben worden.

abtun, fest steht jedoch, daß diese Einstellung in den letzten 150 Jahren oft genug die Außenpolitik Washingtons beein­flußt hat. Man denke an die Abschaffung der Sklaverei, an den propagandistisch geschickt dieser Mentalität angepaßten Eintritt der Vereinigten Staaten in den Weltkrieg, an die Einführung der Prohibition, an die Haltung Amerikas ge­genüber dem Völkerbund und Haager Schiedsgericht und anderes mehr. Dann kamen die Krisenjahre, der Zusam­menbruch der Prosperity-Träume, das Anschwellen der Ar­beitslosenheere und mit ihnen Zweifel, ob Amerika seine Weltgewissensrolle ehrlich gespielt habe.

Der heute stark angegriffene Staatssekretär Hüll hielt gelegentlich auf einem Bankett ehemaliger Studenten der Cumberland-Universttät eine Rede, die schon damals in der Forderung nach einer aktiven internationalen Zusam­menarbeit der Nationen zur Herbeiführung eines dauerhaf­ten Friedens gipfelte und allgemein als Annäherung an den Genfer Völkerbund aufgefaßt wurde. Wenn Hüll heute einen sanktionsfreudigen Kurs im amerikanischen Außen­handel befürwortet, so bewegt er sich zweifellos in der glei­chen Richtung.

Es fehlt jedoch nicht an amerikanischen Stimmen, denen selbst dieser Kurs noch zuitalienfreundlich" erscheint. Die Neuyork Times verstieg sich unlängst sogar zu der Behaup­tung, mit der jetzigen amerikanischen Neutralitätspolitik diene man letzten Endes doch nur Mussolini und der Ver­längerung des afrikanischen Krieges.Abessinien kann von uns keine lebensnotwendigen Rohwaren beziehen, was hin­gegen auf Umwegen Italien möglich ist. Weshalb soll Eng­land die Kupferausfuhr nach den kriegführenden Ländern einstellen, wenn wir sofort die Stelle Englands einneh­men? Wenn wir Amerikaner diese kurzfristige Handels­politik fortsetzen, zwingen wir den Völkerbund zur Ver­hängung einer maritimen Blockade gegen Italien. Das aber würde den Ausbruch weiterer und größerer Feindseligkeiten bedeuten, in dis auch wir verwickelt werden könnten", hieß es dort. Am diesjährigen Waffenstillstandstage warnte auch Präsident Roosevelt jene geschäftstüchtigen Amerikaner, die bereit seien, sich auf Kosten der Maßnahmen zur Herbei­führung des Friedens zu bereichern. Diese Egoisten ständen im krassen Gegensatz zu der überwältigenden Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung, die gewillt sei, mit den An­strengungen anderer Nationen zur Beendigung des Krieges zusympathisieren".

Auch eine solche Erklärung kann als Besinnung auf die amerikanische Rolle des Weltgewissens ausgelegt werden. Man vergesse nicht: Nicht weniger als 52 Mitgliedsstaaten des Völkerbundes haben die Waffen- und Kriegsmaterial­ausfuhr nach Italien ergriffen, 50 die Einfuhr aus Italien verboten und Maßnahmen betreffs ihrer Rohstoffaussuhr ergriffen. Das bedeutet eine einschneidende Verlagerung im Außenhandelsverkehr der Nationen und somit eine Neu­ordnung der Dinge, der sich auch die Vereinigten Staaten nicht entziehen können.

Außenpolitische Rede Neville Chamberlains

Wir müssen zur Sanktionspolitik zurück

London, 21. Dez. Der Schatzkanzler Neville Thamberlain hielt in Birmingham eine große außenpolitische Rede von program­matischem Charakter. Er wiederholte zunächst, daß die Pariser Friedensvorschläge tot und begraben seien und nicht mehr zum Leben erweckt werden würden, und sagte dann:

Ich vermute, daß für den Augenblick alle Versuche einer fried­lichen Regelung als beendigt betrachtet werden müssen. Wir müssen daher zur Sanktionspolitik zurückkehren. Ich vertraue darauf, daß die Völkerbundsstaaten zeigen werden, daß sie ge­willt sind, sich in Bereitschaft zu setzen, um jedem Angriff Wider­stand zu leisten, der gegen irgend einen Völkerbundsstaat unter­nommen werden könnte."

Die Rede des Schatzkanzlers klang in der Forderung aus, daß England mit Macht aufrüsten müsse, um seine kollek­tiven Sicherheitsverpflichtungen erfüllen zu können. 2n diesem Zusammenhang sagte er u. a.:

Wenn wir Mitwirken wollen, den Völkerbund zu einem wirk­lich erfolgreichen Werkzeug für die Erhaltung des Friedens zu machen, dann müssen wir uns in die Lage versetzen, unsere Ver­pflichtungen zu erfüllen und jeder Gefahr, die aus ihnen er­wachsen kann, entgegenzutreten. Wir müssen das tun, und wenn andere Staaten dasselbe tun und zeigen, daß auch sie bereit sind, ihren Anteil an dem Risiko zu übernehmen, dann wird das Risiko selbst verschwinden. Welche Art von Druck auch der Völkerbund in Zukunft auf einen Angreifer ausüben mag das letzte Hilfs­mittel und die Tatsache, die den Ausschlag gibt, ist Gewalt und nichts anderes. Solange ein Angreifer nicht überzeugt ist, daß ihm eine Gewalt gegenübersteht, die zu groß ist, daß er ihr Widerstand leisten könnte, solange wird es niemals irgend eins Sicherheit geben. Es wird die Pflicht der britischen Regierung in den kommenden Jahren sein, unsere Verteidigungsrechte wie­der auf einen Stand zu bringen, der uns das Gefühl gibt, daß nicht nur die Sicherheit dieses Landes und der großen Handelsstraßen zwischen England und den anderen Mit­gliedern des britischen Weltreiches, von denen unser Fortbestand abhängt, gewährleistet ist. sondern daß wir auch in der Laag