Mit größter Aufmerksamkeit, Erschütterung und Empörung, so jagt das Blatt, sei das Publikum den Ausführungen des bischöf­lichen Redners gefolgt, der vom Papst mit einer so wichtigen und ernsten apostolischen Mission in Sowjetrußland betraut worden sei. Es handle sich um einen Zeugen der Wahrheit, der im Gegensatz zu gewissen politischen und unpolitischenCommis Vo­yageurs", teils Komplizen der Sowjetmachthaber, teils offiziellen und inoffiziellen Auslandstrotteln, die auf ihren Rutzlandreisen durch die Potemkinschen Dörfer geführt worden seien, die furcht­bare Wirklichkeit an Ort und Stelle wahrgenommen habe. Der Redner habe ein erschütterndes Gemälde des Religionsverhält- m'sses in Sowjetrußland gezeichnet. Er habe sich auf das rein religiöse Gebiet beschränkt, und den politischen, sozialen und wirt­schaftlichen Bereich vollkommen ausgeschaltet. Im Verlauf feiner Ausführungen habe der Bischof die einzelnen Phasen und Me­thoden des bolschewistischen Religiouskampfes geschildert, der sich zunächst gegen die orthodoxe russische Kirche gerichtet habe, um sodann auch gegen die katholische Kirche vorzugehen. Aus der Gesamtheit dieser satanischen Verfolgungen, die auch von den neronischen Grausamkeiten der ersten christlichen Jahr- hundete kaum überboten würden, habe der Redner erschütternde und empörende Bilder infernalischer Verruchtheit, aber auch trost­volle und erbauliche Szenen christlicher Glaubenstreue und kirch­licher Standhaftigkeit erzählt. Ergreifend sei besonders die Schil­derung des Prozesses der katholischen Bischöfe Czeplak, von Mohi- lew und Vudjevitsch von Moskau gewesen, der eine entsetzliche Karikatur menschlicher Justiz darstellte, und des Martertodes von Vudjevitsch, mit dem dieBands von Massenmördern und Hen­kern" auf die Mission des Vatikans zur Rettung der russischen Kinderwelt vom Hungertode geantwortet habe. Erschütternd seien auch die vom Bischof angeführten Beispiele von Standhaftigkeit und Vekennermut gewesen, mit denen die christliche Bevölkerung allen Zwangsmaßnahmen getrotzt habe.

Moskau wühlt auch in der Schweiz

Basel, 29. Nov. Im Zusammenhang mit den kürzlich erfolgten Verhaftungen mehrerer ausländischer Kommunisten stellten die mit der Bundesanwaltschaft arbeitenden kantonalen Polizei­stellen eine erhöhte kommunistische Werbetätig­keit auch auf dem Gebiete der Eidgenossenschaft fest. Das Büro derRoten Hilfe" in Zürich.spielte dabei eine recht dunkle Rolle.

Die Verhaftungen und Ausweisungen haben die kommunistische Internationale aber nicht davon abgehalten, nun ganz offen mit ihrer Agitation in der Schweiz vorzugehen und, wie der BernerBund" ausdeckt, Schweizer Bürger in Briefen unmittelbar aus Sowjetrußland zum Bezüge gewisser Zeitun­gen und Zeitschriften aufzufordern, in denen in jeder gewünschten Spracheüber das Leben in Rußland", über dengigantischen Aufbau der Sowjetunion" eineanschauliche und klare Vor­stellung" vermittelt werde. Die Sendezeiten der sowjetrussischen Rundfunksender werden gesondert angegeben. Bemerkenswert ist aber folgendes: Bestellungen sind nämlich an die Verwaltungs­stelle des Genfer sozialistischen BlattesLe travail" zu richten. Cs ist das amtliche Blatt der Genfer Sozialdemokratie und da­mit des sozialistischen Genfer Regierungspräsidenten Nicole. Damit sind", so schreibt derBund"-empört,wieder einmal sehr deutlich die Fäden enthüllt, die von Moskau nachdem Zentrum Nicoles führen. Schweizerische sozialdemokratische Stellen dienen als eigentliche Werbestellen des Bolschewismus. Hier hilft kein Auskneifen mehr. Die engen Beziehungen von 1918 sind trotz aller demokratischen Anwandlungen oder Ver­wandlungen eben doch wieder da oder noch da, wie man will. Die schweizerische Sozialdemokratie leistet heute wie damals dem Bolschewismus Handlangerdienste. Wenn die schweizerischen Ge­nossen dies wegen des schlechten Eindrucks auf die öffentliche Meinung bestreiten, so sind die sowjctrussischen Genossen um so unvorsichtiger."

Kommunistische Umtriebe in Mexiko

Mexiko. 29. Nov. Die in Mexiko erscheinende ZeitungUni­versal" weist in einem Leitartikel auf die verstärkte Tätig­keit des Kommunismus in Mexiko hin. Die kommu­nistischen Führer, so schreibt das Blatt, sprächen bereits ganz offen aus, daß diesoziale Revolution" bald käme, wobei sie ihre Anhänger zur Bewaffnung aufsorderten Die Dinge seien be­reits so weit gekommen, daß der Führer der Cardenas-Gruppe im Parlament öes Staates Puebla angesichts der Bedrohung der verfassungsmäßigen Einrichtungen durch die Freunde der Sowjetunion an den Präsidenten der nationalrevolutionären Regierungspartei die Anfrage gerichtet habe, ob der Kommu­nismus das höchste Ideal dieser Partei tatsächlich darstelle. Wenn dies nicht der Fall sein iollte, stünde» angesichts der Ge­fahr eines kommunistischen Umsturzes am 1. Mai 39 090 Lands­leute aus dem Staate Puebla der Regierung zur Verteidigung der Verfassung zur Verfügung. Das Blatt bezeichnet diese An­frage als besten Beweis dafür, daß die breiten Massen des Vol­kes dem Kommunismus ablehnend gegenüberstehen. Sodann gehtUniversal" auf die letzten Ereignisse in Brasilien ein und weist darauf hin, baß der Aufstand von der Moskauer Inter­nationale angezerrelt worden sei.

Bilanz des Kommunisten-Aufstandes in Brasilien

Rio de Janeiro, 29. Nov. In Rio de Janeiro sind insgesamt etwa 1300 Aufständische gefangen genommen wor­den. Sie werden nach der Blumeninsel in der Bucht von Rio iibergeführt. Bis Donnerstag wurden im Heereshospital 3V tote und etwa 200 verwundete Offiziere und Mannschaften als Opfer des kommunistischen Aufstandsversuches gezählt. Die auf Re­gierungsseite Gefallenen wurden unter militärischen Ehren bestattet.

Wie aus Natal gemeldet wird, ist dort der DampferSan- tos", auf dem die Aufständischen des 21. Jägexbataillons die Flucht ergriffen hatten, wieder in den Hafen zurückgekehrt. Die Rebellen haben sich den Behörden ergeben. Eine Zeitung berichtet, daß der Bundespräsident beabsichtige, noch in diesem Jahre dem Parlament eine Eesetzesvorlage einzureichen, die die Ausstoßung aller Offiziere des Heeres und der Marine sowie die Absetzung aller Aivilbeamten und Lehrer vorsehe, die sich als Anhänger des Kommunismus erwiesen haben.

Korruption in Moskauer Finanzkinrlern

Moskau, 29. Nov. Unter der UeberschriftVerbrecher in den Finanzämtern" meldet dieIswestija" die Verhaftung von 16 Beamten und Angestellten der Moskauer Bezirksfinanzämter, die sich Unterschlagungen, Annahme von Bestechungsgeldern und Begünstigung von ganzen Schieberbaitden haben zuschulden kom­men lassen.

Wie festgestellt worden ist, standen viele Finanzbeamte haupt­sächlich der Bezirkssinanzämter des Moskauer Dserschinski- und des Kirowbezirkes in engster Vebindung mit organisierten Ban­den von Marktspekulanten. DieIswestija" schließt ihre Mel­dung mit der Forderung umgehender und sorgfältiger Säube­rung des Veamtenapparates der Bezirkssinanzämter der roten Hauptstadt.

Am das deutsch-englische Fußballspiel

Englands Innenminister weist eine Verwahrung der Ee- werkschaftstagung gegen das deutsch-englische Fußballspiel ab

London, 29. Nov. Die englische Regierung hat die Verwahrung der Eewerkschaststagung gegen die Abhaltung des deutsch-eng­lischen Futzballwettkampses am kommenden Mittwoch abgewiese».

Innenminister Sir John Simon erklärt sich in seiner schrift­lichen Antwort an den Generalsekretär der Gewerkschaftstagung zwar bereit, falls man es wünschen sollte, eine Abordnung des Gewerkschaftsrates zu empfangen, aber er lasse schon sofort wissen, daß seiner Ansicht nach eine Einmischung der Regierung nicht erforderlich sei. In dem Schreiben heißt es dann:Das Spiel wurde vom englischen Fußball-Verband auf dem üblichen Wege festgesetzt. Es wird durchgeführt in einer Reihe anderer inter­nationaler Spiele, die von Zeit zu Zeit in London und in ver­schiedenen anderen Hauptstädten stattgefunden haben und denen große Zuschauermengen aus dem Lande der Gastmannschaft bei­wohnten. Eine Zustimmung der Regierung war weder nach­gesucht worden, noch war eine solche erforderlich. Das Hinein­bringen politischer Gefühle kn einen Kamps, der eine rein sport­liche Angelegenheit sein sollte, ist höchst unerwünscht. Ich bin der Ueberzeugung, daß der Gewerkschaftsrat diese Ansicht teilt. Ihr Brief, so sagt Simon weiter, gibt mir Gelegenheit zu der Mitteilung, daß der Wettkampf am nächsten Mittwoch von kei­nerlei politischer Bedeutung ist und auch nicht die Ansicht einer der beiden Regierungen über die Politik oder Enrichtungen der anderen Regierung ausdrückt. Es ist ein Fußballspiel, dem nie­mand beizuwohnen braucht, wenn er es nicht wünscht. Ich hoffe, daß alle, die sich irgendwie dafür interessieren, ihr äußerstes tun werden, um die Idee zu beseitigen, daß ein Sportereignis i« diesem Lande irgend eine politische Bedeutung hat.

Einspruch Nankings in Tokio

Nanking, 29. Nov. Die chinesische Regierung erhob beim japa­nischen Botschafter energisch Einspruch gegen die Schaffung und Unterstützung der Selbstverwaltungs-Bewegung in Nordchina durch japanische Miltärs sowie gegen die Besetzung von Eisen­bahnstationen und die Behinderung des Bahnverkehrs in den nordchinesischen Provinzen durch japanische Truppen.

Dom Kriegsschauplatz

Addis Abeba über die Truppenbewegungen

Addis Abeba, 29. Nov. Die zuständigen Stellen iu Addis Abeba behaupten weiterhin, daß die Italiener an der Nord- front R ü ck w ä r t s b e w egunge n durchführen und daß ihnen die abessinischen Streitkräfte vorsichtig folgen. Man er­klärt, die Provinzen Tembien und Gheralta seien fast ganz frei von italienischen Truppen.

Eine ähnliche Lage, so betont man auf abeffinischer Seite wei­ter, bestehe auch an der Süd front. Die italienischen Trup­pen sollen dort unter starkem Druck der abessinischen Kräfte eben­falls Rllckwärtsbewegungen ausführen. Man nimmt in Addis Abeba an, daß die Einnahme von Gorrahai, Gerlogubi und Wardere durch abessinische Truppen kurz bevorstehe. Auch von Ado her sollen abessinische Einheiten in Richtung auf Ualual Vorgehen.

Diese Darstellung der Lage an den beiden Fronten ist selbst­verständlich mit Vorbehalt aufzunehmen. Fest steht jedenfalls, daß die Aufmarschbewegungen der Abessinier nahezu beendet sind. Ihre Ausrüstung ist vor kurzem durch einige tausend Maschinengewehre ergänzt und auch sonst stark verbessert worden.

15VV Fliegerbomben auf Dagabur

Addis Abeba. 29. Nov. Am Donnerstag überflogen neun italie­nische Bombenflugzeuge mehrere Stunden lang die an der Süd­front gelegene Ortschaft Dagabur. Die Flieger belegten den Ort und die Umgebung mit angeblich insgesamt 1590 Bomben, unter denen sich auch Brandbomben befanden. Viele Ein­wohner sind getötet worden. Die Kirche von Dagabur, die beim letzten Bombardement fast zerstört wurde, verbrannte diesmal vollständig. Während des Bombardements haben sich keine Trup­pen in Dagabur befunden.

Der Negus auf dnn Kriegsschauplatz Vor einem abessinischen Gegenangriff

Addis Abeba, 29. Nov. Der Kaiser von Abessinien ist am Don­nerstag nach dem Großen Hauptquartier in Dessie abgereist. In seiner Begleitung befinden sich zwölf Männer seiner engsten Umgebung, sein gesamtes Büro, eine Funkstation, ein Feldlaza­rett, sowie ein Teil der Post- und Telegraphenverwaltung. Der Kronprinz, der den Kaiser ein Stück des Weges begleitet«, über­nimmt während der Abwesenheit seines Vaters in der Haupt­stadt die Regierungsgeschäfte. Die Reise geht im Kraftwagen über Ankober nach Dessie. Die gesamte Reisegesellschaft besteht aus 23 Kraftwagen und Lastwagen. Auf halber Strecke über­nachtete der Kaiser mit feinem Gefolge in einem Zeltlager. In Dessie wird er im alten Schloß Wohnung nehmen. Die Stadt ist gegen Fliegerangriffe bestens gesichert. Neben zahl­reichen bombensicheren Kellern ist eine große Anzahl der neuesten 7,5-Zentimter-Luftabwehrgeschütze vorhanden, die einen dichten Kranz um Dessie schließen.

Die Abreise des Kaisers in das Hauptquartier fand unter großer Anteilnahme der Gesamtbeoölkerung statt. Auf dem Wege nach Dessie standen die Menschen kilometerweit Spalier und brachten dem Kaiser immer wieder begeisterte Huldigungen dar. In politischen Kreisen nimmt man mit Sicherheit an, daß der Krieg auf abeffinischer Seite nach dem Eintreffen des Kaisers im Hauptquartier ein anderes Gesicht bekommen werde und daß die abessinischen Truppen zu einem planmäßigen Gegen­angriff übergehen werden. Der abessinischen Heeresleitung sind, so wird versichert, die Schwächen der italienischen Stellung genau bekannt, so daß die abessinischen Truppen trotz der Ueber- legenheit der italienischen Kriegsmittel bei größeren Angriffen nicht auf unvermutete Schwierigkeiten zu stoßen hätten.

Der Tod des ehemaligen Kaisers Lidsch Jaffa

Addis Abeba, 29. Nov. Der plötzliche, unerwartete Tod des ehemaligen Kaisers Lidsch Jassu hat im ersten Augenblick des Bekanntwerdcns starkes Aufsehen erregt. In übelwollenden Kreisen wurde die Vermutung ausgesprochen, Lidsch Jassu sei ermordet worden. Man habe den ehemaligen Kaiser aus dem Wege geschafft, um für den Fall, daß der jetziger Kaiser nach einem etwaigen verlorenen Kriege seinen Thron verlieren würde, keinen Thronbewerber zu haben. Es wird jedoch von verschiedenen Seiten bestätigt, daß Kaiser Hatte Selassie nie­mals seine Hand zu einem Mord bereit hatte, denn er verab­scheut alle unerlaubten Mittel zur Befestigung seiner Herrschaft, was auch seinem Charakter voll entspreche. Im Gegenteil habe der Kaiser vor kurzer Zeit einen von dritter Seite gedungenen Mörder, der Lidsch Jassu nach dem Leben zu trachten versucht habe, auf Lebenszeit in Ketten legen lasten. Die Leiche Lidsch Jastus soll später zu Beisetzung nach Addis Abeba übergeführt werde».

L«k«le»

Wildbad, den 30. November 1935.

Vertaufssonnlage vor Weihnachten. Aus Grund einer Ermächtigung des Württ. Wirtschaftsministers wirb der Verkauf aus den offenen Verkaufsstellen des Einzelhandels an folgenden Adventssonntagen gemäß ß 105 b, Abs. 2 Gow.-O. freigeg-ben: Sonntag, 8. Dezember, Sonntag, ben 15. Dezember, Sonntag, ben 22. Dezember. Die Offenhal­tung ber Verkaufsstellen ist bis zur Höchstdauer von 8 Stun­den, jedoch nicht über 18 Uhr hinaus erlaubt.

Zur Bekämpfung des Kartoffelkrebses werden am Sonn­tag, den 1. Dezember, nachmittags 2 Uhr im Gasthaus zur Eintracht" in Neuenbürg aufklärende Vorträge gehalten. Es spricht Oekonomievat Pf et sch, Catw, über das Thema Die Erzeugungsschlacht gehl weiter". Landwirtschaflsrat Martini, Stuttgart überDie Bekämpfung des Kar- tchMrebsts durch richtige Sortenauswahl" und Diplom- tandwirt B get, Stuttgart überNeuzeitliche Düngung der Kartoffeln". Au diesen Vorträgen werden auch noch Flöme gezügi. Die ganze kartoffelbauende Bevölkerung ist dazu einglläden.

Oesfentlicher Vortrag. Am Dienstag, den 3. Dezember wirb eine der hervorragendsten Vorkämpferinnen für das Deutschtum -im Ausland, Frau Maria Kahle im Auftrag brr Ortsgruppe Wtlbbab des V. D. A. einen öffentlichen Vortrag halten über d-as Deutschtum in Brasilien. Dort lebt rund eine Million deutscher Volksgenossen aus allen Gauen des deutschen Landss. Die Verbundenheit mit diesem deut­schen VoMsteil in Usberfee ist für uns eine Aufgabe, deren Wichtigkeit in zunehmendem Maße erkannt werden muß. Der VoMsibund für das Deutschtum im Ausland nimmt sich -dieser Aufgabe in zieGe-wuhter u-nd vorbildlicher Weise an, nicht zuletzt durch Entsendung erfahrener Männer u-nd- Frauen, die in den Städten und Urwaldfiedlüngen Brasi­liens, Argentiniens und Paraguays anstrengende Vortrags­reihen unternehmen und neben der deutschen Zeitung, dem Film, Rundfunk und Flugzeug mit Wort und Lied vom neuen Deutschland künden, und was alle Berichte der Zei­tungen nicht geben können, bringen sie durch ihre lebendigen Vorträge, sie bringen die Liebe der alten Heimat -und sie wecken die Liebe zu ihr in Herzen, die schon -in Gefahr wa­ren, die alte Heimat zu vergessen. Wohin sie auch kommen, überall finden sie eine so große Besucherzahl, wie sie auch bei großen Festlichkeiten dort nicht gesehen werben eine Leistung, die doppelt wiegt, wenn man die Entfernungen und die oft sehr schlechten Wege im Urwald bedenkt.

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1. Dezember 1. Advent

Wenn in diesem Jahre der 1. Dezember auf dem Kalen­der steht, leuchtet zugleich das erste der Adventslichte aus. Hell strahlt sein stilles Leuchten in die Dunkelheit der lan- ,gen Winterabende. Das erste einsame Licht am Advents­kranz ist wie ein Künder schimmernder Weihnachtsfreude. Auf einmal wissen wir es, daß dieser dunkelste Monat des Jahres nicht nur Finsternis und Schwermut bringt, daß er uns zugleich das Weihnachtsfest beschert und damit eine Fülle von Licht und Wärme und Freude und Liebe über uns ausschütten wird. Weihnachten das erste Lichtlein leuchtet...

Der letzte Monat des Jahres beginnt. Damit erleben wir zugleich den ersten Wintermonat. Zwar beginnt die eigent­liche Herrschaft des Winters kalendermäßig erst am 21. De­zember, und wenn auch das richtige Winterwetter mit Schnee und Eis erst im Januar einzusetzen pflegt, so wird es doch nun allmählich kalt, und wir spüren es, daß wir in den Winter Hineingleiten. Viele holen bereits jetzt Ihre Schneeschuhe und Rodelschlitten hervor, um alle Sport­geräte zu überprüfen und sie sofort beim Einsetzen des Win­terwetters bei der Hand zu haben.

Wie kein anderer Monat ist der Dezember von einer em­sigen Tätigkeit erfüllt Alles steht im Zeichen der Vorberei­tungen auf das Weihnachtsfest. Auch daheim ist die Stim­mung von Weihnachtsvorfreude getragen. Tausend Heim­lichkeiten liegen in der Luft. Und über all dem stillen Zau­ber lächelt das erste Licht am Adventskranz. Dort schwebt er in frischem Tannengrün über dem Eßtisch, von roten Bändern umwunden. Vier Lichter harren. Heute brennt eines, eine Woche später schon werden zwei Flammen glü­hen und wie rasch vergeht die Zeit, bis alle vier Kerzen brennen und der Heilige Abend unmittelbar vor der Tür steht. Der Adventskranz schwebt wie ein Symbol über die­len Tagen, die uns allmählich auf Weihnachten hinleitcn. Dieser Monat, der für uns durch das schönste der christlichen Feste sein Gepräge erhält, stand zur Zeit unserer Vorfah­ren im Zeichen des Mittwinterfestes. Ursprünglich feierte man das Weihnachtsfest am 6. Januar und verlegte es erst später auf das jetzige Datum, weil das Christentum die bestehenden heidnischen Feste der Wintersonnenwende usw. beibehalten, aber gleichzeitig mit christlichem Geiste erfüllen wollte. Dennoch ist nicht zu verkennen, daß dem Sonnen­wendseste der Germanen und dem christlichen Weihnachts­feste gewisse Grundgedanken gemeinsam sind. Beiden liegt der Gedanke einer frohen, lichterfüllten Ankunft zugrunde. Für die Germanen bedeutete die Sonnenwendfeier die An­kunft bzw. Wiederkunft des Lichtes, das Christentum wer­tete später diese Einstellung als Geburtstag des Lichtbrin- tzers der Welt, des Gottessohnes, aus.

Gegenüber dem Weihnachtsfest treten die anderen Feste dieses Monats ein wenig in den Hintergrund. Der ü. De­zember freilich wird wohl in keinem Haufe vergessen, wo Kinder sind, denn es ist der Tag des Nikolaus, des Schutz­patrons der Kinder. Und nach altem Brauch stellen sie am Abend dieses Tages ihre Schuhe vor die Tür oder vor das Fenster, damit der Nikolaus einen süßen Gruß als kleine Anzahlung auf Weihnachten hineintun kann. In manchen Gegenden Deutschlands feiert man am 4. Dezember das Fest der Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute und Artil­leristen. Die Menschen schneiden dann an diesem Tage Baumzweige ab. sogenannteBarbarazweige", die man in der Stube in Wasser stellt, damit sie zu Weihnachten blü­hen und Glück bringen sollen. Die Zeit zwischen der Win­tersonnenwende (Weihnachten) und oem Dreikönigstag (6. Januar) ist die Zeit derZwölf Nächte", die noch heute von vielerlei geheimnisvollem Glauben und Brauchtum umwo­ben ist. Und endlich wartet am letzten Dezembertage noch eine Sylvesterfeier auf uns.

Der Dezember ist da, und das erste Adventslicht leuchtet, und über uns allen schwingt srvhe Erwartung: Weihnach­ten Weihnachten!