Nummer 204

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Fernruf 47S

Montag den 2. September 1935

Fernruf 47H

70. Jahrgang

marschieren in Nürnberg

NSK. Der 15. September 1935 ist der Tag der SA. Auch für diesen Tag werden bereits in Stadt und Land ge­waltige Vorbereitungen getroffen, um den nun schon histo­risch gewordenen Festakt in der Luitpoldarena sowie den großen Vorbeimarsch aus dem Adolf-Hitler-PIatz vor dem Führer würdig zu gestalten. Am 15. September steht die SA. im Mittelpunkt des Reichsparteitages der Freiheit, der Wehrfreiheit, die gerade die braunen Kämpfer der SA. durch ihren heroischen Kampf gegen Marxismus und Liberalismus und durch die Eroberung der Macht im Staat für den Führer ermöglicht haben. Schon seit Wochen ar­beitet innerhalb der Organisationsleitung des Reichspartei­tages der Aufmarschstab der SA. unter Leitung des Gruo- penführers Jüttner, um die Hunderte und Tausende von Einzelheiten zu regeln und zu befehlen, die notwendig sind, um diesen Tag zu einem einzigartigen Erlebnis der SA. auszugestalten. Es gilt der Welt zu zeigen, daß Deutsch­lands SA. lebt und in der alten treuen und innigen Werse ihrem Führer verbunden ist. Jederzeit ist sie, gerade wie einst in den schweren Jahren des unerbittlichen Kampfes um die Macht, auch heute bereit, für den Führer und die Erhaltung der Macht ihr Blut einzujetzen.

Draußen vor den Toren Nürnbergs am Langwasser er­hebt sich die riesige Zeltstadt der SA. Alljährlich er­stehen hier die Hunderte von Zelten, um die 21 Gruppen aufzunehmen. Von hier aus marschieren die braunen Ko­lonnen am 15. September zur Luitpoldarena. An der Feier nehmen auch die SS., das NSKK. und der DLV. teil. Von der SA. marschieren insgesamt 80 000 Mann auf. In aufgeschlossenen Zwölferrethen werden die Ko­lonnen nebeneinander die ganze Arena füllen.

Im Mittelpunkt der Feier stehen die Heldenehrung, die Ansprache des Führers an seine Mannen und die Weihe von insgesamt 36 neuen Standarten. Wenn der Führer in Begleitung des Stabschefs der SA. und des Reichsfllhrers der SS. am Ehrenmal einen Kranz nieder­legt und die Standarten und Fahnen sich, senken, so ist dies eine in der ganzen Welt einzig in ihrer Art dastehende Totenehrung. Das wehrhafte Deutschland beugt sich in Ehr­furcht vor der Heldengröße dieser Männer, die ihr Vater­land mehr liebten als ihr Leben.

Der anschließende Vorbeimarsch vor dem Führer auf dem Adolf-Hitler-Platz erfolgt in Zwölferreihen. Marschiert wird in folgender Reihenfolge: Spielmannszug und Musik­zug z.b.V., Oberste SA.-Fllhrung, Sturmbann z.b.V., Gruppe Franken, Niedersachen, Ostmark, Hansa, Nordsee, Ostland, Pommern, Nordmark, Schlesien, Mitte, Hochland, Berlin- Brandenburg, Sachsen, S ü d w e st, Westmark, Thüringen, Bayerische Ostmark, Westfalen, Kurpfalz, Hessen, Nieder­rhein, Sondermarschblock der SA., denen dann das NSKK, die Flieger und die SS. folgen.

Für den Rückmarsch zum Biwak werden nach dem Vorbeimarsch zwei Marschgruppen gebildet.

340 Standarten einschließlich der 36 vom Führer neu geweihten Zeichen wird die SA. auf dem Reichspartei­tag zu Ehren der Gefallenen der Bewegung senken eine Ehrung, die in ihrer schlichten Wucht und Eindringlichkeit für sich spricht. Diese 340 Standarten sind der vollkom­menste Ausdruck des Willens zur Macht im Staat, wie ihn die SA. vom ersten Tage ihres Bestehens an stets hoch­gehalten hat. Deutschlands SA. lebt. Die Welt, die m hetzerischer und lügnerischer Weie immer wieder ihre Gift­pfeile mit der gegenteiligen Behauptung versendet, um Zwietracht zu säen, kann sich am 15. September, dem Tag der SA., in Nürnberg selbst davon überzeugen. Sie wird einen Aufmarsch der SA. erleben, der alle ihre Behaup­tungen Lügen straft. 340 Standarten sind die Zeugen dafür. I. H. Eerstenberg.

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Faschoda1888Tanasee 1938

Ein zeitgemäßer Vergleich Von Oberst a. D. Immanuel

französisch-englischen Einvernehmen 1905 mKoook umbenannt, unter der Gluthitze des zehn- ten Emdes nördlicher Breite am Weißen Nitz trotz aller Verbesserungen ein Sumpfloch und Fiebernest, hat einmal ^n^i^^geschrchtlrche Rolle gespielt, als Frankreich und England am Oberml zusammenprallten. Als Gegenstück be- trachten w^c den Tanasee in Hochabessinien, 1755 Meter über dem Meer, eingebettet in breiter und fruchtbarer Ebene zwischen Alpenketten, die über 4500 Meter empor- steigen, em gesundes Gebiet mit guten Wirtschafts- und Lebensbedlngungen, der Quellsee des Blauen Nils, mit avOO Quadratkilometer etwa sechsmal größer als unser Er bietet einen unerschöpflichen Wasserreichtum, der dem Nil die Sauvtiluten zuführt und dem britischen

Aegypten und Aegypten selbst'erst'die Lebensmöglichkeit verleiht. Faschoda und der Tanasee nebeneinander, das er­gibt einen Vergleich, der heute besondere Bedeutung erlangt hat. Es ist geboten, das Gedenken etwas aufzufrischen.

Wie ist es mit Faschoda gewesen? Der französische Major Jean-Vaptiste Marchand war mit etwa 150 Sene­galschützen von Senegambien aufgebrochen, um, teils im Fußmarsch, teils auf zusammenlegbaren Booten das noch unerforschte Afrika zu durchqueren. Vom Nigir erreichte er den Tschadsee, von dort die Oasenlandschaft Darfur, end­lich den Weißen Nil bei Faschoda. Die Pläne des kühnen Offiziers gingen über reine Forschungszwecke hinaus. Ueberall schloß er auf seinem fünfmonatigen Marsch im Namen Frankreichs mit den Stämmen Verträge und pflanzte die Trikolore auf. Er gedachte, ein französisches Kolonialreich vom Nigir bis zum Nil zu begründen, jen­seits des Nils die Verbindung mit Abessinien herzustellen und über dieses hinweg das französische Somaligebiet am Ausgang des Noten Meeres bei Dschibuti zu erreichen.

Marchand aber hatte nicht damit gerechnet, daß er bei Faschoda in den englischen Machtbereich stoßen würde. Wie war England nach Faschoda gekommen? Es hatte das größte Interesse daran, Aegypten unter seinen Einfluß zu bringen, da der Suezkanal die Lebensader seiner Weltmacht bedeutete. Aegypten hatte sich nilaufwärts bis nahe an den Aequator ausgedehnt, allein seine Schatten­größe brach durch den Aufstand der Mohammedaner unter dem Mhadi zusammen. England griff ein, eroberte das verlorene Gebiet zurück und schuf denEnglisch-Aegyptischen Sudan", der durch General Kitchener als englische Pro­vinz mit der Hauptstadt Karthum eingerichtet wurde. Am 18. Juli 1898 hißte Marchand zu Faschoda die französische Flagge, am 19. September erschien Kitchener selbst dort und verbot den Weitermarsch Marchands. Von Uebermacht umstellt, mußte der Franzose sich fügen. In Frankr ich brauste die öffentliche Meinung stürmisch empor. Sie empfand den Vorgang als Beleidigung und Schmach, so daß die französische Negierung Widerspruch erhob und die Faschodafrage sich zur ernsthaften Kriegsgefahr aus- wuchs. England knüpfte an die Niederholung der franzö­sischen Flagge ein Ultimatum. Frankreich gab nach und ließ am 4. November die Flagge niederholen, doch wurde Marchand ehrenhalber der Weitermarsch nach Dschibuti ge­stattet. Der Außenminister Delcasss sah in diesem für die französische Volksseele nicht leichten Verzicht die Vor­bedingung der Freundschaft mit England, die 1899 zum Sudanvertrag und 1905 zum Abschluß derEntente cor- diale" führte. 1900 trat der Englisch-Aegyptische Sudan unter die Alleingewalt Englands. England hat das sei nicht bestritten in diesen Ländern große Kulturarbeit geleistet. Die Nilschiffahrt wird durch ein Eisenbahnnetz und durch Kraftstraßen ergänzt, Karthum ist eine wohl- geordnete Stadt von 200 000 Bewohnern geworden, Ruhe herrscht im Lande, das eine Kornkammer und ein erst­klassiges Erzeugungsgebiet für Baumwolle und Oelfrüchte .wurde. Nachdem der Weltkrieg leider unser Ostafrika an England gebracht hatte, ist die Weltstraße KairoKapstadt in englischer Hand Wahrheit geworden

Da tauchte 1934/35 die Frage des Tanasees auf. Italien reckte die Hände nach Abessinien und rechnete mit der Gewißheit, dort mehrere Millionen seiner überschüssigen Bevölkerung anzusiedeln, Rohstoffe zu Lauen, namentlich Getreide und Baumwolle zu gewinnen. In Abessinien ist die Hochebene um den Tanasee . der^Raum der Provinzen

Kurze Tagesüberficht

Eine sensationelle Wendnng hat der Abessinien-Streit ge­nommen, nachdem jetzt bekannt wird, daß vom Negus ein Monopolvertrag mit einer englisch-amerikanischen Firma zur Ausnutzung der Oelfelder, Mineralien und anderen Erzeugnissen unterzeichnet wurde.

In Berlin ist nun auch das letzte Opfer des Einstnrz- unglücks in der Hermann-Göring-Straße geborgen worden. Reichsminister Dr. Eöbbels stattete dabei sämtlichen an den Rettungsarbeiten Beteiligten den Dank des Vaterlandes ad.

Mit einer Ansprache des Reichsleiters der DAF., Staats­rat Dr. Ley, wurde am Samstag die Reichsarbeitskammer eröffnet.

Zum Abschluß des Reichswettkampfes der SA. sprach Gruppenführer Ludin am Samstag über den Rundfunk zur SA. Zugleich wird das Ergebnis des Wettkampfes der Gruppe Südwest verkündet.

Die italienischen Alpenmanöver find mit einem Vorbei­marsch vor dem König von Italien und Mussolini ab­geschlossen worden. Mussolini sprach noch zn den Soldaten und verkündete, daß im September eine Million Mann unter den Waffen stehe.

Amyara und Eodjam, das vene Siedlungsgebiet, gleich ausgezeichnet durch Klima wie durch Wasserreichtum und anbaufähigen Boden. Hierzu werden die Wasser des Tana­sees gebraucht. Darum der Gegensatz zwischen Italien und England wegen dieses Seebeckens. Der britische Eeneral- gouverneur im Sudan, zur Zeit Steward Symes, ist vor drei Jahren mit oem Kaiser Halle Selassie von Abessinien in Verhandlungen über die Ausnutzung der Wasser des Tanasees getreten und hat ein liebereinkommen von maß­gebender Bedeutung erzielt. Hiernach wird ein Staudamm am Tanasee erbaut, der den Wasserabfluß nach dem Sudan so regelt, daß in der trockenen Jahreszeit die Bewässerung im Sudan u. weithin in Aegypten durch den Nil sichergestellt wird. Dieser Schritt, der sich im Stillen vollzogen hat, wird England große Vorteile bringen, schließt aber aus, daß eine andere Macht als Abessinien sich in den Besitz des Tanasees setzt und dessen Wasser dem Blauen Nil wsg- nimmt. Diese andere Macht ist Italien. Wird es sich ebenso wie Haile Selassie den Forderungen Englands gefügig zei­gen? Italien ist bei einem Angriff gegen Abessinien auf die Marschlinie von Erythrea über das Tanagebiet nach Addis Abeba angewiesen, greift also in das britische In­teressengebiet am Tanasee hinein. Wie vor Zeiten Mar­chand in Faschoda auf britische Truppen stieß, die ihm den Weg sperrten, so könnten die Italiener am Tanasee bri­tische Bataillone und Batterien vorfinden eine gefähr­liche Lage!

England wird nicht dulden, daß der Tanasee in den italie­nischen Machtbereich fällt. Wenn die Ereignisse von Fa­schoda zu einem ernsten Streit zwischen England und Frank­reich geführt haben, so ist zu befürchten, daß ein Zusammen­stoß zwischen England und Italien unvermeidbar wird, wenn nicht im letzten Augenblick ein Einlenken stattfindet. Faschoda hat eine Rolle in der Vorgeschichte des Weltkrie­ges gespielt. Welche Rolle wird dem Tanasee für den Weltfrieden oder für eine große Waffenentscheidung zu­fallen?

Abessinien »ergibt Lergdan-Konzession

Vertragsabschluß mit einer englisch-amerikanischen Gesellschaft

London, 31. Aug. Zwei englische Blätter überraschen ihre Leser mit der Behauptung, daß der Kaiser von Abessinien ge­rade in diesen Tagen politischer Hochspannung umfangreiche Konzessionen, die sich über große Teile Ostabessiniens er­strecken. an eine englisch-amerikanische Gesellschaft vergeben habe. Der Sonderkorrespondent derNews Chronicle" in Addis Abeba meldet, daß der Kaiser am Freitag einer englisch-amerkianischsn Gesellschaft mit dem Sitz in London eine bedeutungsvolle Kon­zession zur Ausbeutung der Mineral- und Petro­leumschätze Abessiniens gewährt habe. In Addis Abeba werde vorläufig strengste Geheimhaltung beobachtet. Die Kon­zession, bei der es sich um viele Millionen Pfund Sterling han­deln werde, bezieh sich auf die Ausbeutung der Bodenschätze von Gebietsteilen, zu denen auch das Gebiet an der Grenze der Ogadenwüste gehören soll.

AuchDaily Telegraph" veröffentlicht in allergrößter Auf­machung eine Meldung ihres Sonderberichterstatters aus Addis Abeba, die sich auf diese Konzesstonsverteilung bezieht. Dar­nach soll es sich um eine britisch-amerikanische Gesellschaft handeln, der das Recht auf die Ausbeutung der Petroleumvorkommen, der Mineralschätze und der sonstigen natürlichen Hilfsquellen von halb Abessinien" für die Zeit von 75 Fahre« gewährt worden sein soll. Der amerikrnische finanzielle Ratgeber des Kaisers sei als Zeuge bei der Unterzeichnung des Vertrags zugegen gewesen. Das Konzessionsgebiet beginne im Norden an der Grenze von Erythrea und führe am 4V. Längegrad entlang, durchschneide die Eisenbahnlinie Addis AbebaDschibuti und ende am Rudolph- See an der Grenze von Kenya. Das Gebiet schließe die wert­vollen Petroleumvorkommen von Außa-Jigjigga ein. WieDaliy Telegraph" meldet, verlautet von zuverlässiger Seite, daß dem Kaiser kürzlich vorgeschlagen worden sei, das Petroleumgebiet von Außa an Italien gegen Bezahlung abzutreten. Aus diesem Angebot sei nichts mehr geworden.

Auf eine Anfrage von Associated Preß bei dem in Los Angeles weilenden Präsidenten der Socony Vacuum Oil Corporation, John Brown, die die allgemeinen Auslandsgeschäfte der Stan­dard Oil Company wahrnimmt, antwortete der Präsident, daß ergar nichts" von dem gemeldeten Abschluß dieses Abkommens wisse. Jedenfalls sei die neue Gesellschaft keine Zweiggesellschaft der Standard Oil.

Militärische Vorbereitungen in Abessinien

Parts, 31. Aug. In einem Bericht über die Stimmung in Abessinien sagt Havas, daß in Anbetracht des Munitionsmangels in miltärischen Kreisen einige Unruhe herrsche. Man lege größ­ten Wert darauf, den Kampf auf die Hochplateaus zu verlegen. Da die Soldaten und die Bevölkerung an die Höhe gewöhnt feien, könne man auf diese Weise viel Munition sparen. Man hoffe in militärischen Kreisen, von außen Waffen- und Muni­tionslieferungen zu erhalten. Der Generalstab werde wahr-