Ligen Rat zu werten. Die Frage, ov der Bürgermeister entspre­chend diesen Grundsätzen die Verwaltung geführt hat, unterliegt der Nachprüfung vor Ausspruch der Entlastung. Innerhalb der Gemeinde ist es Pflicht des Bürgermeisters, in steter Verbun­denheit mit der Bevölkerung gerecht und hilfsbereit dem Woylc der Gesamtheit zu dienen. Ihm fällt damit neben dem Amte des Führers zugleich das eines Schiedsrichters zu. Wie er als Führer alle in der Gemeinde wirksamen, lebendigen Kräfte für die Ge­meinschaft zusammenzufassen hat, so hat er als Schiedsrichter widerstreitende Interessen in dem für die Gemeinjchaft lor^er- lichsten Ausgleich zu vereinen. Der Bürgermeister mug ,rch stets bewußt sein, daß er durch die Berufung Verwalter eines Teiles des gesamten Volkes und des gesamten Staates ist. So sehr e» seine Aufgabe ist, das Beste der örtlichen Gemeinschast und ihrer Einwohner zu fördern, so hat er sich doch stets auch das Wort der großen Volksgemeinschaft und des Staatsganzen vor Augen zu halten und bei einem Gegensatz der Interessen diesem den Vor- rang einzuräumen.

Wildbad. dien 20. April 193S.

Dr. Eöbbels spricht zum Geburtstag des Führers. Reichs- Minister Dr. Eöbbels wird am heutigen Samstag, mittags von 12 bis 12.10 Uhr über alle deutschen Sender zum Ge­burtstage des Führers sprechen. Die Rede wird abends von 20 bis 20.10 Uhr wiederholt.

Ostermorgen

Die Lerche stieg am Ostermorgen

Empor ins blaue Luftgebiet

Und schmettert hoch im Blau verborgen

Ein freudig Auferstehungslied!

Ostern! Kein anderes Fest ist wie dieses geeignet, die Menschheit emporzureißen aus aller Trübsal und Fin­sternis. Auferstehung! Die Zeit, da die Christenheit allent­halben den Sieg des Heilands über Nacht und Tod feiert, sie schenkt uns auch zugleich in jedem Jahre aufs neue das große Erlebnis der aufstehenden Natur. Und ist auch in diesem Jahre der Kampf gegen die Naturgewalten beson­ders lang und hartnäckig gewesen, wehen noch an manchen Tagen fast winterliche Lüfte Ostern, das Fest der Auf­erstehung, ist uns Symbol dafür, daß die Macht des Win­ters gebrochen ist und daß auch die Menschheit zu neuem Leben erwacht. In keine Zeit paßt so gut der Vers des Dichters:Die ganze Welt ist wie ein Buch, darin uns aus­geschrieben in bunten Zeilen manch ein Spruch, wie Gott uns treu geblieben:" Aus dem Wunder des neuen Erste- hens der Natur erwächst uns die Erkenntnis vom ewigen Werden und Vergehen alles Lebendigen. Im kleinsten Grashalm, der nach langer Winterstnrre in neuem Grün dem Frühling ins Antlitz schaut, offenbart sich das ganze Mysterium des uraltenStirb und werde!" Ostern erleben das heißt nicht die Feiertage ausnutzen in einer Kette von Vergnügungen, es heißt nicht, diese Festtage nach ei­nem bestimmten Programm des Genießenwollens abrollen, es bedeutet Einfühlen und Versenken in die tiefen Zusam­menhänge zwischen Natur und geistigem Erleben. Wer of­fenen Auges hinauswandert in die erwachende Welt, wer im eigenen Herzen zu einem neuen geistigen Frühling em­porzuwachsen vermag, >denr wrrd^Dftkrn'Mehv Isin als ein erfreulicher Festtag, der sich durch die ersten Frühlings­lüfte auszeichnet. Es ist das Fest der Liebe, das wir heute feiern, der opferfreudigen Liebe Aus der Erinnerung an jenes große Opfer, das vor fast 2000 Jahren der Gottes­sohn der Menschheit brachte und das über die Jahrhunderte hinweg noch in unsere moderne Zeit hinüberleuchtet, soll uns die Bereitschaft zum Opferbringen und zu der großen uns ganz erfüllenden Menschenliebe erblühen. Wer die Er­kenntnis dieses höchsten Lebenszieles errang dem wird Ostern zwiefache Auferstehung bedeuten: Auferstehung der Natur zu neuem Leben, Auferstehung des Geistes zu Opfer­bereitschaft und Verantwortungsbereitschaft für Volk und Vaterland!

Wie wird das Osierwelter?

Ja, das ist die große Frage! Die amtlichen Wettermacher lehnen es ab, darauf eine klipp und klare Antwort zu ge­ben. Nicht deshalb, weil sie es nicht könnten, nein, sie tun es einfach nicht, grundsätzlich nicht. Und sie haben auch Recht. Würden siezufällig" danebenhauen", dann würde man sie falsche Propheten heißen. Aber mit dieser amtlichen Zurückhaltung ist all denen nicht gedient, die ein berechtig­tes Interesse am Osterwetter Nachweisen können. Also ein­mal die ungezählten Tausende, die zwei Tage haben und ihren Osterausflug schon bis ins Kleinste ausgearbeitet haben; dann die vielen Hunderte von Wirten draußen und in der Stadt, die entsprechendantragen" müssen, endlich die Veranstalter von Festen. Ein jeder von diesen Inter­essenten klopft bald auf's Thermometer, bald auf's Baro­meter und schaut abwechselnd auf die Wetterkarte und auf die Wetterfahne. Aber klug wird keiner. Ja, ganz einfach ist die Vorhersage über das Osterwetter diesmal nicht. Die einen, die Miesmacher und Griesgrämigen, wissen ganz ge­nau, daß wir kalte, trübe, feuchte, windige Ostern kriegen. Sie schwören auf ihre Hühneraugen, auf irgend einen ver­gilbten Kalender und auf das Stechen m der Magengegend. Und überhaupt wo der März so schön war und der ganze April bis jetzt noch nichts gewesen ist" Und die anderen, die unverbesserlichen Optimisten, sie wetten keck und kühn, hundert zu eins, daß wir an Ostern den Frühling haben, heiteres, trockenes und sonniges Wetter. Sie halten nichts von dem Tief auf der Wetterkarte und geben nichts aus das neue Mondviertel. Wir für unseren Teil wollen es mit die­sen Optimisten halten Wir erinnern uns an ein Osterfest, da war es auch die ganzen Wochen vorher schlecht, geschneit hat es und geregnet. Und am Ostermorgen war der Himmel wolkenlos. Warum sollte dieses Osterwunder sich nicht auch Heuer wieder ereignen?

Württemberg

OSermeisterlagulig des wiirtt. Zlumerhandwerks

Stuttgart, 17. April. Zu einer Tagung für das Zimmerha: werk traten kürzlich die Obermeister des Gaues Wllrttemb« und Hohenzollern erstmals zusammen. Der Tagung ging e! Besichtigung des wiedererbauten Alten Schlosses voraus. 3 der Tagung im Hindenburgbau konnte Landesinnungsmeis Ficker nach einem Gedenken an unseren Führer den Neid 'nnungsmeister Roth, M.d.R., und Syiidikus Dr. Metzger > -Vertreter des Landeshandwerksmeisters begrüßen. Auch !

Baden hatte seinen Vertreter, Syndikus ü Landesinnungsmeister erstattete soda nw über den Stand des Neuaufbaues und der Oraanilati

des Handwerks. Es folgten weitere Ausführungen über all­gemeine Jnnungsangelegenheiten und die Verhältnisse unseres Handwerkszweiges in Stadt und Land. Von berufener Seite wurde hierauf über das heutige Kalkulations- uitd Preisbil­dungswesen in seinen Grundzügen referiert. Die spätere Aus­sprache über Jnnungsangelegenheiten seitens der Obermeister war außerordentlich fruchtbar. Hierauf ergriff Reichsinnungs- , meister Roth das Wort und führte aus, daß Württemberg in seiner wirtschaftlichen und organisatorischen Aufbauweise an einer I der ersten Stellen Deutschlands zu finden sei. Das Einverneh­men zwischen Betriebssichrer und Gefolgschaft müsse auf eine erhabene Stufe der Gleichberechtigung gestellt werden. Dr. Bru­der vom Landesverband Baden überbrachte die Grüße seines Be­zirks und führte aus, daß in enger Zusammenarbeit die Ver­wirklichung des erstrebten Zieles nicht ausbleiben könne. Mit einem Filmvortrag über den deutschen Handwerkertag in Würt­temberg und abwechslungsreichen Bildern über Holzkonstruktionen erreichte die überaus wichtige Versammlung ihren Schluß.

Stuttgart. 17. April. (Vier Personen verun­glückt.) Am Dienstag nachmittag stürzte ein an einem Hause der Königstraße angebrachter Bauzaun aus noch nicht festgestellter Ursache ein. Hierbei wurden vier Vorüber­gehende getroffen und zum Teil nicht unerheblich verletzt.

Stuttgart, 18. April. (E h r e n k r e u z e.) Bis zum 1. April 1935, dem Endtermin für die Einreichung der Gesu­che um Verleihung des Ehrenrreuzes, sind beim Polizei­präsidium Stuttgart 57 233 Anträge eingegangen. Hiervon sind 15 933 Anträge bis zu obigem Zeitpunkt durch Verlei­hung des Ehrr. s beschieden worben.

Tübingen, 18. April. (Von der Universität.) Der ao. Professor für Physiologie Dr. Ruprecht Matthael an der Universität Tübingen hat den an ihn ergangenen Ruf auf den physiologischen Lehrstuhl der Universität Erlangen angenommen und ist bereits zum Ordinarius in der medi­zinischen Fakultät der Erlanger Universität ernannt wor­den.

Pfullingen, 18. April. (Vronzezeitliche Sied­lung.) Bei den Grabarbeiten, die zur Zeit zur Verlegung der Staatsstraße zwischen Pfullingen und Unterhausen durchgeführt werden, fand man Reste von Gefäßen aus der Bronzezeit.

Laupheim, 18. April. (Brandstifterin gefaßt.)- Der Brandfall in Warn in der Nacht aus 12. Äpril 1935 hat seine rasche Aufklärung gefunden. Dem Stationskom­mandanten in Laupheim ist es gelungen, die Ehefrau des Vrandgeschädigten Schließer als Täterin zu überführen. Sie legte ein umfassendes Geständnis ab. Nicht ganz unbe­teiligt an dem Fall ist ihr 35 Jahre alter Sohn.

Laupheim, 18. April. (Unbekannter Toter.) Am 15. April abends wurde im Wald zwischen Bihlafingen und Schnllrpflingen, Kreis Laupheim, ein Mann erhängt aufgefunden, dessen Persönlichkeit bis jetzt nicht festgestellt werden konnte. Er ist etwa 40 bis 50 Jahre alt.

lllm, 18. April. (Ergebnis der Vertrauens­rat sw ahlen.) Die Deutsche Arbeitsfront, Kreis Ulm, meldet folgendes Ergebnis der Vertrauensratswahl im Kreis Ulm: Abgegebene Stimmen 97,6 Prozent, gültige Stimmen 96 Prozent, Ja-Stimmen 88,1 Prozent, Nein- Stimmen 11,8 Prozent.

Ulm, 18. April. (Führers Geburtstag.) Aus An­laß des Geburtstages des Führers und Reichskanzlers fin­den am Samstag bei den Infanterie-, Artillerie- und Kraftfahr- sowie bei den Piöniertruppenteilen des Stand­orts Ulm-Neu-Ulm um 9 Uhr vormittags Appelle statt. Der älteste Offizier der betreffenden Waffe wird dabei der Bedeutung des Tages gedenken. Von 1112 Uhr spielen die vereinigten drei Musikkorps auf dem Münsterplatz.

Ellwangen, 17. April. (D i ch t e r p r e i s.) Der früher hier ansässige Studienrat Dr. Hermann Weller macht wie­der einmal im besten Sinne von sich reden. Im Jahre 1931 siedelte er an die Universität in Tübingen über. Nunmehr kommt die Kunde, daß er auf seinem Lieblingsgebiet der la­teinischen Dichtung, sich mit seinem neuesten WerkDis- ceptatio amantium" (Der Streit der Liebenden) neue Lor­beeren geholt hat. Die Kgl. Akademie der Wissenschaften in Amsterdam hat dem vielfach gefeierten Landsmann zum 8. Male dieGoldene Medaille", dis höchste Auszeichnung für lateinische Dichtung, unter allen internationalen Be­werbern zuerkannt.

Altsteußlingen, OA. Ehingen, 17. April. (Giebel ein­st u r z.) In aller Morgenfrühe brach der Giebel des Wohn­hauses der Witwe Belz zusammen. Die Einwohner lagen während des Einsturzes noch im Schlaf, jedoch kam niemand zu Schaden.

Aus dem Gerichtssaai

Wegen Devisenschmuggels verurteilt

Stuttg»rt, 17. April. Der Devisenschmuggel hat erneut über­handgenommen.. Das Stuttgarter Schöffengericht hatte sich wie­der mit zwei größeren Fällen dieser Art zu beschäftigen. Der erste Fall betraf die 27 Jahre alte Frau Karoline Gehn er aus Varoslöd in Ungarn. Sie war Geliebte und gefügiges Werkzeug jenes baltischen Barons von Hunnius, dessen Name in verschie­denen Devisenprozessen der letzten Zeit aufgetaucht ist, der aber bis jetzt nie gefaßt werden konnte. Dieser Kavalier, der jetzt we­gen anderer Straftaten in der Schweiz verhaftet worden ist u. im Falle seiner Verurteilung die Ausweisung zu gewärtigen hat, war das Mitglied einer größeren, vielleicht zwölfköpfigen De­visenschmugglerbande, von der vier Mitglieder in Stutt­gart vor einigen Monaten zu mehrjährigen Gefängnis- und Zuchthausstrafen verurteilt worden sind. Die übrigen Mitglieder der Bande konnten inzwischen ebenfalls festgenommen werden: die Untersuchung gegen sie ist im Gange. Baron von Hunnius hielt die Angeklagte aus. Sie wohnte in Kreuzlingen, gleich jen­seits der schweizerischen Grenze, im besten Hotel und kam der Fall spielt in der Zeit von Juni 1933 bis Februar 1934 jeden Tag durchschnittlich dreimal ins nahe Konstanz herüber, angeb­lich zum Baden, Tsnnisspielen oder sonst zu einer Vergnügung. Auf dem Rückweg nach Kreuzlingen nahm sie jedesmal, also drei­mal im Tage, 200 bis 300 RM über die Grenze nach der Schweiz mit. Hunnius hatte ihr das Geld jeweils in Konstanz aus­gehändigt, und er nahm es ihr jeweils in Kreuzlingen wieder ab. Was er allein durch diese Geliebte an Reichsmark in die Schweiz schaffte, ergab in der genannten Zeit mindestens 200 000 RM. Das Gericht erkannte auf die empfindliche Gefängnisstrafe von anderthalb Jahren.

Der zweite Fall betraf ein junges französisches Par- che n, Monsieur Chevaleau und Demoiselle Bernardin, beide etwa Mitte der Zwanziger. Chevaleau hatte am 11. Dezember 1934 bis 9. März 1935 verschiedene Reisen von Paris nach Deutsch­land, darunter mehrmals nach Stuttgart, gemacht und für 8400 RM. Reiseschecks eingelöst. Die Bernardin, die ihn seit 24. Ja­nuar begleitete, hatte für weitere 3300 RM. Reiseschecks eingelöst, und zwar im Aufträge des Chevaleau, dem sie das Geld jeweils ablieferte. Von diesen insgesamt 8700 RM. hat Chevaleau min­destens 6800 RM. unerlaubt über die französische Grenze ge­

schafft. Bei seiner Festnahme hatte er weitere Reiseschecks im Werte von 2200 RM. bei sich. Er erhielt sieben Monate, seine Freundin vier Wochen Gefängnis. Hinzu kommen 1000 RM. Geldstrafe und 1000 RM. Einziehung.

Bestätigtes Todesurteil

Leipzig, 17. April. Der Reichsgerichtsdienst des DNB. meldet: Der erste Strafsenat des Reichsgerichts hatte sich am Dienstag mit einem vom Schwurgericht in Ellwangen gefällten Todesurteil als Revisionsgericht zu befassen. Es handelt sich dabei um einen Kindsmord. Die Angeklagte Mi na Knorr hat in Münster OA. Mergentheim am 26. Oktober 1934 ihr nur wenige M-n.ae altes Kind, ein Mädchen, aus Furcht vor den Folgen eines Unterhaltsprozesses mit Kupfervitriol vergiftet. Sie hatte schon vorher einen Vergiftungsversuch unternommen, der aber erfolg­los geblieben war. Die Knorr hatte früher ein Liebesverhältnis mit ihrem Stiefvater und sie befürchtete nicht ohne Grund, daß im Verlaufe des Unterhaltsprozesses dieses Verhältnis zur Sprache gebracht und ihr Stiefvater bestraft werden könnte. Die Knorr wurde am 18. Februar d. I. vom Schwurgericht Ell­wangen wegen Mordes zum Tode und wegen versuchten Mordes zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Die bürgerlichen Ehren­rechte wurden ihr auf Lebenszeit aberkannt. Der erste Straf­senat des Reichsgerichts hat ihre Revision als unbegründet ver­worfen. Insbesondere habe das Schwurgericht Ellwangen Ü ber­legung bei Begehung der Tat ausreichend nachgewiesen, lias Todesurteil gegen die Knorr nt somit recknskriutin ,-mworoe-i.

Rundfunk-Prozeß

Der Verteidiger verlangt Freisprechung Vredows

Berlin, 16. April. In seinem Plädoyer führte Rechtsanwalt Dr. Pelkmann, der Verteidiger des Hauptangeklagten Dr. B r e- dow, aus, aus objektiven und subjektiven Gründen müsse Dr. Bredow von der Anklage der Untreue freigesprochen werden. Für Bredow sei das Rundfunkwesen der Inhalt seines ganzen Lebens gewesen Er fühle sich noch heute unlösbar damit verbunden. Darum sei es ganz ausgeschlossen, daß er während seiner Tätig­keit für den Rundfunk bei irgend einer Handlung von dem Be­wußtsein geleitet worden sei, den Rundfunk zu schädigen. Tat­sächlich lasse sich auch nicht beweisen, daß Dr. Vredows Tätigkeit dem Rundfunk irgendwie geschadet habe. Selbst wenn das Ge­richt aber anderer Meinung sein sollte, so könne daraus straf­rechtlich keine Verurteilung Vredows erfolgen, denn es komme auf den Willen und das Bewußtsein an. Gerade jetzt, wo die Strafrechtspflege den verbrecherischen Willen des Täters in den Mittelpunkt stelle, müsse andererseits auch der gute Wille des Täters die ausschlaggebende Rolle bei der Beurteilung seiner Handlungen spielen. Der Wille Vredows, dem Rundfunk zu nützen, sei aber nicht zu widerlegen.

Urteil gegen den Niederschönhcmsener Knabenmörder

Berlin, 16. April. Das Berliner Schwurgericht verkündete das Urteil gegen den 25jährigen Niederschönhausener Knabcnmörder Hans Holler, der am 26. Januar d. I. den 8 Jahre alten Schüler Paul Herms auf dem einsam gelegenen Vüchnerweg in Nieder», schönhaufea durch einen Messerstich in den Hals tötete. Der Au­geklagt« ist nach dem Urteilsspruch des Mordes schuldig und wird zu 15 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust verurteil. Außerdem wird die Entmannung des Angeklagten ungeordnet, ebenso nach Verbüßung der Straft seine Unterbringung in <r«.rr Heil- und Pslegoanstalt.

Zuchthausstrafe im Altonaer Kommunistenprozeß beantragt

Altona. 17. April. Am fünften Verhandlungstag im Altonaer Kommunistenprozeß hielt Staaisanwaltschaftsrat Dr. Voß sein Plädoyer, in dem er u. a. ausführte, daß alle Angeklagten mit­schuldig an den Todesopfern des Ueberfalles auf die SA -Männer im März 1933 seien. Eine Anklage wegen vollendeten Mordes könne aber nicht erhoben werden, da es sich nicht habe feststellen lassen, daß gerade die Schüsse der Angeklagten Menschenleben ge­fordert haben. Der Staatsanwalt beantragte gegen Behrendt als Rädelsführer 15 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust. Gegen die übrigen Angeklagten beantragte er Strafen von zwei bis zwölf Jahren Zuchthaus.

Kleine Nachrichten an§ aller WM

Der portugiesische Staatspräsident ertrankt. Staatspräsi­dent Garmona ist schwer erkrankt. Infolgedessen konnte seine auf Montag vor dem Parlament festgesetzte Vereidi­gung, die durch seine Wiederwahl zum Staatspräsidenten notwendig geworden war, nicht stattfinden.

Furtwängler dirigiert wieder. Staatsrat Wilhelm Furt- wängler dirigiert am 25. April in Berlin das Konzert des Berliner Philharmonischen Orchesters und am 26. April in Hamburg das seinerzeit verschobene zweite Hamburger Kon­zert des Philharmonischen Orchesters.

Ein Todesopfer der polnischen Ausschreitungen. Der bei den Ausschreitungen polnischer Gruppen in Klein-Katz (Pommerellen) durch Messerstiche schwer verletzte Angehö­rige der deutschen Minderheit, Fritz Eroen, ist in einer Klinik in Zoppot seinen Verletzungen erlegen.

Eroßfeuer im Kreise Danziger Höhe. Dienstag brach in Schwarzenfelde im Kreise Danziger Höhe ein Großseuer aus, dem sechs Gebäude zum Opfer kielen. In den gefüllten Scheunen hatte das Feuer reichliche Nahrung gesunden.

Fünf österreichische Bauernhöfe eingeäschert. In der Ort­schaft Lasberg in Oberösterreich vernichtete ein Großseuer fünf Bauernhöfe. Der Schaden ist außerordentlich groß.

Vulttat im Kreise Oosel. In Wiegschietz im Kreise Oosel drang der 35 Jahre alte frühere Gasthauspächter Franz Nognik in die Wohnung des gegenwärtigen Pächters Al­fons Malerczyk ein und tötete diesen durch zwei Bauch­schüsse. Dann richtete Nognik die Waffe gegen die Frau des Malerczyk, die ebenfalls mit einem Bauchschuß schwer verletzt zusammenbrach. Der Mörder lief dann in die in unmittelbarer Nähe gelegene Gastwirtschaft des Urban Malerczyk. Nognik gab auf diesen ebenfalls zwei Schüsse ab, von denen einer der Ueberfallenen in den Oberschenkel traf. Schließlich richtete der Mörder die Waffe gegen sich selbst und tötete sich durch einen Schläfenschuß.

Wirbelstürme in Südwestpolen. In zwei Kreisen des süd­westlichen Polens vernichteten Wirbelstürme etwa 150 Ge­bäude und richteten auf den Feldern gewaltigen Schaden an.

Explosionskatastrophe in Tennessee. In Helenwood (Ten­nessee) ereignete sich ein furchtbares Explostonsunglllck. Ein Brand, der in einem Wohnhaus ausgebrochen war. breitete sich aus einen Lagerschuppen aus, in dem 20 Kisten Dyna­mit und 200 Kisten mit Schießpulver aufgespeichert waren. Die gesamten Sprengstoffvorräte explodierten. Außer der Bahnstation wurden 36 Gebäude zerstört bzw. schwer be­schädigt. 100 Menschen wurden mehr oder weniger schwer verletzt.

Eisenbahnunglück in Mandschukuo. Nach einer Meldung aus Tsitstkar stießen zwischen den Bahnhöfen Peianschen und Schinzen zwei Eisenbahnziige zusammen Nach den bis­herigen Meldungen sind sieben Tote und 16 Verletzte zu verzeichnen.