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wir blieben unverletzt.' Nach wenigen Schritten stießen wir auf einen Haufen toter und verwundeter deutscher Solda-, ten. Es war die Spitze mit General von Wussow, ein frühe­rer Kartätsch-Schuh mußte sie getroffen haben. Ich sam­melte die nach und nach eintreffenden Soldaten des Jäger- Bataillons 4 und des Infanterie-Regiments 27 und be­schloß, die Führung der Brigade zu übernehmen. Zunächst galt es, die Geschütze zu beseitigen, die die Straße be­schossen. Die Hauptleute von Harbou und Brinckmann vom Generalstab schoben sich mit einigen tapferen Leuten durch die Hecken und Gehöfte zu beiden Seiten der Chaussee an die Geschütze heran. Die starke Besatzung ergab sich. Der Weg war frei.

Wir gingen vor und traten bald daraus in Queue du Bois in einen schweren Häuserkampf. Es wurde allmählich hell. Die beiden Eeneralstabshauptleute, der Kommandeur der 4. Jäger, Major von Marcard, der Kommandeur der 7. Abteilung Feldregiments 4, Major von Greifs, und s nn vortrefflicher Adjutant Oberleutnant Neide, einige Solda­ten und ich schritten vorweg. Eine Feldhaubitze und später eine zweite wurden in gleiche Höhe vorgeholt. So kamen wir langsam vorwärts. Ich mußte oft die Mannschaften, die nur zögernd vorgingen, ermahnen, mich nicht allein gehen zu lassen. Endlich lag das Dorf hinter uns. Die Bevölkerung war übrigens geflüchtet. Es handelte sich hier um Kämpfe gegen die reguläre belgische Armee.

General von Emmich stellte mir noch Teile der weiter südlich angesetzten 11. Infanterie-Brigade zur Verfügung in der Annahme, daß auch sie durchgebrochen sei. Der Wei­termarsch fand ohne Zwischenfälle statt. Im Angesicht der Werke an der Nordfront Lüttichs erstiegen wir aus dem Maastal die Höhen östlich der Chartreuse. Als die Bri­gade dort eintraf, war es etwa 2 Uhr geworden. Die Ge­schütze wurden gegen die Stadt gerichtet. Ab und zu wurde ein Schuß abgegeben, teils als Signalschuß für die anderen Brigaden, teils um den Kommandanten und die Stadt willfährig zu machen. Ich mußte sorgfältig mit der Mu­nition Haushalten, sie war sehr knapp geworden. Die Truppe war erschöpft und durch den zersetzenden Kampf teilweise stark mitgenommen. Die Offiziere hatten ihre Pferde ver­loren. Die Feldküchen waren zurückgeblieben. Ich ließ die Brigade rasten und verpflegte sie, so gut es ging, durch Beitreibungen aus den umliegenden Häusern.

Unsere Lago war ungemein ernst. Von den anderen Bri­gaden kam keine Nachricht, auch von der 11. nicht. Melde­reiter waren nicht durchgekommen. Es wurde immer kla­rer: die Brigade befand sich allein im Fortgürtel, abge­schlossen von der Außenwelt.

Ich werde die Nacht vom 6./7. August nie vergessen. Es war kalt. Meine Sachen hatte ich zurückgelassen, Major von Marcard gab mir seinen Umhang. Gespannt lauschte ich, ob irgendwo ein Kampf hörbar würde. Ich hoffte immer noch, daß wenigstens die eine oder andere Brigade die Fortlinie durchbrochen habe. Alles blieb still, nur alle halbe Stunde fiel ein Haubitzschuß auf die Stadt. Die Span­nung war unerträglich. Gegen 10 Uhr abends gab ich einer Jäger-Kompagnie, Hauptmann Ott, den Befehl, die Maasbrücken in Lüttich zu besetzen, um sie für weiteren Vormarsch in der Hand und eine Sicherung für die Bri­gade weiter vorn zu haben. Der Hauptmann sah mich an und ging. Die Kompagnie erreichte ohne Kamps ihr Ziel. Meldungen kamen nicht zurück.

Es wurde Morgen. Ich ging zum General von Emmich und besprach mit rhm die Lage. Der Entschluß, einzurücken, stand fest. Nur den Zeitpunkt wollte sich der General noch Vorbehalten. Während ich die Aufstellung der Brigade ver­besserte und versuchte, die Vormarschstraße der 11. Infan­terie-Brigade zu erreichen, erteilte mir sehr bald darauf der General von Emmich den Befehl zum Einmarsch. Oberst von Oven hatte die Vorhut. Der Rest der Brigade mit den Gefangenen folgte in gewissem Abstande, General von Emmich mit seinem Stabe und ich mit dem Brigadestab an dessen Anfang. Während des Einmarsches ergaben sich viele umherstehende belgische S Viten. Oberst von Oven sollte die Zitadelle besetzen. Ms-dungen veranlaßten ihn, dies nicht zu tun, sondern den Weg in Richtung Ft. Loncin, im Nordwesten der Stadt, einzuschlagen und sich an diesem Ausgang von Lüttich aufzustellen. In der Annahme, daß

Oberst von Oven auf der Zitadelle sei, fuhr ich mit dem Brigade-Adjutanten in einem belgischen Kraftwagen, den ich mir nahm, dorthin voraus. Kein deutscher Soldat war dort, als ich eintraf. Die Zitadelle war noch in feindlicher Hand. Ich schlua an das verschlossene Tor. Es wurde von

Es interessiert mich vorläufig nicht. Herr Präsident. Viel wichtiger erscheint es mir, endlich Licht in diesen my­steriösen Fall Stradella zu bringen, von dem ich immer noch annehme, daß er für die Polizei ein unrühmliches Ende nimmt."

Herr Oberst Fermati! Weshalb denn diese Hetze? Sie wäre überflüssig, wenn Sie davon überzeugt sind, daß Tr. Stradella nicht der Täter ist."

Die Regierung Sr. Majestät des Königs legi Wert darauf, den Fall unter allen Umständen zu klären; wie er auch ausläuft, Herr Präsident. Daher die Hetze."

Man hätte es vor Monaten tun sollen, Herr Oberst. Darf ich Sie daran erinnern, daß meine Maßnahmen damals durchkreuzt wurden. Kommissar Dr. Lombroso hatte eine Spur damals in der Schweiz ausgenommen. Ich mußte ihn zurückrufen aus Zürich. Sie wissen es, Herr Oberst?"

Ja, ich weiß es, Herr Präsident. Damals glaubten wir, sichere Anhaltspunkte dafür zu haben, daß Doktor Stradella nicht in der Schweiz war."

Und Sie sehen heute, Herr Oberst, daß Doktor Stra­della mit höchster Wahrscheinlichkeit unter dem Schutze der Bolschewiken nach der Sowjet-Union geflogen ist."

Das wird sich noch zu erweisen haben, Herr Präsi­dent. Man kann irren."

Luigi Vortolo sah ein wenig ungläubig darein. Dieser Oberst Fermati war doch ein verfluchter Querkopf. Aber er wurde schon sehen, ob Luigi der Dummkopf war, für den man ihn in Rom hielt.

- Solcher Art waren seine Gedanken, als er den Ober«

Innen geöffnet. Die paar hundert Belgier ergaben sich mir auf meine Aufforderung.

Die Brigade rückte nun an und besetzte die Zitadelle, die ich sofort zur Verteidigung einrichtete.

Meine selbstllbernommene Aufgabe war damit beendet. Ich habe es als besondere Gunst des Schicksals angesehen, daß ich bei der Einnahme von Lüttich Mitwirken konnte, zu­mal ich im Frieden an dem Entwurf zum Angriff mit­gearbeitet hatte und von der Wichtigkeit der Aufgabe durch­drungen war. Seine Majestät verlieh mir für die Führung der Brigade den Orden Pour le Merite.

Geburlslagsehruitg für General Ludendorff

Berlin, 8. April. Aus Anlaß des 70. Geburtstages des Gene­rals der Infanterie Ludendorff werden der Reichswehrminüter Generaloberst von Blomberg und der Chef der Heeres­leitung, General der Artillerie Freiherr von Fritsch dem Feldherrn am 9. April persönlich die Glückwünsche der Wehr­macht überbringen.

Am Tage der Feier werden um 8 Uhr vormittags Doppelposten des Reichsheeres vor dem Hause des Generals Ludendorff in Tutzing aufziehen. Um 11 Uhr nimmt eine Ehrenkompagnie mit den Fahnen des ehemaligen Füselierregiments General Luden- dorff (Niederrheinisches Nr. 39) in Anwesenheit des Befehls­habers im Wehrkreis 7 sowie der übrigen Vorgesetzten der Truppe Aufstellung. Eine Abordnung des Vereins des ehemali­gen Füselierregiments 39 ist an der Ehrung beteiligt. Der Reichs­wehrminister und der Chef der Heeresleitung werden gemeinsam mit General Ludendorff die Front der Ehrenkompagnie ab­schreiten. Darnach findet ein Vorbeimarsch der Truppe statt. Der Reichswehrminister hat außerdem für den 9, April bei allen Truppenteilen Appelle angeordnet, bei denen die militärischen Leistungen des Feldherrn Ludendorff gewürdigt werden.

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Glückwünsche an Lubendorff

Der Reichskriegsopferführer an Ludendorff

Berlin, 8, April. Der Reichskriegsopferführer Oberlindober hat an General Ludendorff folgendes Glückwunschtelegramm gesandt:

Die in der nationalsozialistischen Kriegsopferversorgung ver­einigten Frontkämpfer und Kriegsopfer entbieten Eurer Ex­zellenz zum 70, Geburtstag ihre aufrichtigen Glückwünsche. Diese gelten dem Bezwinger von Lüttich ebenso wie sie den Dank für den Feldherrn in sich schließen sollen.

Der Reichsverband Deutscher Offiziere an Ludendorff

Berlin, 8. April, Der Reichsverband Deutscher Offiziere ge­denkt in seiner Verbandszeitschrift mit folgenden Worten des 70. Geburtstages des Generals Ludendorff:

An seinem 70 Geburtstage gedenken wir dankbar des großen Soldaten Ludendorff, insonderheit seiner treibenden Kraft bei der letzten Heeresvorlage vor dem Weltkriege, des tapferen Frontsoldaten und energischen, taktischen Führers bei Lüttich, des Organisators und Strategen von höchster Initiative und fast übermenschlicher Arbeit und Willenskraft im ganzen Kriege. Sein Name kann in Deutschland nur mit dem Andenken an den Weltkrieg überhaupt vergessen werden.

gez. Graf von der Goltz."

Wahlsieg in Danzig

Danztg, 8. April. Die Danziger Volkstagswahlen hatte«

folgendes Gesamtergebnis:

7, 4 .1935

28. 5.1933

NSDAP. ........

139 290

(109 929)

Sozialdemokratische Partei . .

37 539

(37 882)

Kommunistlsche Partei....

6 889

(14 566)

Zentrum. «...

39 059

(31 338)

Liste Weise (Nationale Front).

9 769

(13 596)

Liste Pretsch........

759

(0)

8199

(6 743)

*

Ein« Mehrheit von 60 Prozent aller abgegebenen gültigen Stimmen hat sich für den Nationalsozialismus erklärt, und nur 40 Prozent sind den zersplitlerten Oppositionsparteien zugefallen. Damit hat die nationalsozialistische Regierung auch weiterhin die Vollmachten, die politischen Geschicke der Freien Stadt Danzig im nationalsozialistischen Sinne zu bestimmen und ihre Aufbau­arbeit fortzusetzen. Das ist das wesentlichste Ergebnis dieser Wahl.

Daneben darf aber auch ein zweiter Umstand nicht übersehen werden. Vekantlich ist bei allen Volkstagswahlen, insbesondere von der ausländischen Presse mit großer Sorgfalt die Entwick­lung der polnischen Stimmenzahlen verfolgt worden, weil man daraus am sichersten erkennen zu können glaubte, ob der deutsche Besitzstand in Danzig, so wie er bei der Abtrennung vom deut­schen Mutterland in Danzig gewissermaßen zu treuen Händen übereignet wurde, sich behauptete, oder aber ob der polnische Teil zugenommen habe. Auszugehen ist dabei von der Tatsache, daß die Polen bei den Wahlen zur ersten verfassunggebenden Ver­sammlung insgesamt 9300 Stimmen erhielten, von denen bei den späteren Volkstagswahlen allerdings wesentliche Prozent­sätze abbröckelten, so daß sie im Jahre 1927 sogar auf 8700 Stim­men zuriickgegangen sind. Bei der jetzigen Wahl haben die Polen nach dem vorläufigen Eraebnis 8100 Stimmen erbalten, d. b. gegen der vorletzten Volkstagswahl, die die Machtübernahme durch den Nationalsozialismus brachte, von 6700 auf 8100 zu­genommen. Sie sind aber nicht herangekommen an ihren Be­sitzstand bei der Abtrennung der Freien Stadt, ein weiterer mittelbarer Beweis dafür, daß Danzig deutsch ist und deutsch bleiben will, allen Polnisierungsversuchen zum Trotz.

Insgesamt bedeutet das Ergebnis der Danziger Volkstags­wahlen, daß die NSDAP, eine verfassungsändernde Mehrheit zwar nicht erreicht hat, aber die Möglichkeit behalten hat, in ihrem Sinne den politischen Kurs der Freien Stadt weiter zu bestimmen.

Die Berechnung der Mandate nach dem Proportionalsystem er­gibt folgende Verteilung der Sitze im Volkstag, die allerdings noch geringfügigen Verschiebungen unterworfen sein kann:

NSDAP. 41 (38)

Sozialdemokraten 12 (13)

Kommunisten 2 (5)

Zentrum 9 (191

Liste Weise

(fr. Deutschnationale) 3 (4)

Polen 2 (21

Es ergibt sich daraus, daß unter Berücksichtigung der höheren Wahlbeteiligung alle Oppositionsparteien Verluste erlitten haben. Nur die NSDAP, hat sechs Mandate gewonnen, und die Polen haben ihre beiden Sitze behauptet.

Nationalsozialistische Mehrheit auch in den Danziger Kommimalvertreinngen

Danzig, 8. April. In den Landkreisen Danziger Höhe, sowie der Stadt Zoppm fanden am Sonntag gleichzeitig mit den Volks­tagswahlen auch Neuwahlen zum Kreistag und zu den Ge­meindevertretungen statt. Nach dem Ergebnis dieser Wahlen hat die NSDAP, ebenso wie es bereits im November 1934 der Fall war, nunmehr auch im Kreise Danziger Höhe sowie in der Stadt Zoppot überall die absolute Mehrheit, im Kreistag Danziger Höhe sogar eine überwältigende Mehrheit erzielt. Der Kreis­tag Danziger Höhe setzt sich nunmehr aus 15 National­sozialisten, 2 Sozialdemokraten. 3 Zentrumsvertretern und einem Polen zusammen. Im neuen Zoppoter Stadtparla­ment verteilen sich die Sitze wie folgt: NSDAP. 15 (bisher keinen), Sozialdemokraten 3 (3), Zentrum 7 (6), Gruppe Weise frühere Deutschnationale) 2 (9), Polen 1 (1). Die Kommunisten, die bisher einen Sitz innehatten, sind in dem neuen Zoppoter Stadtparlament nicht mehr vertreten.

Aufruf des Danziger Senatsprastdeulen

Danztg, 8. April. Der Präsident der Freien Stadt Danzig, Arthur Greiser, hat am Montag mittag nachstehenden Aufruf an die Bevölkerung der Freien Stadt Danzig erlassen:

Der vom Senat der Freien Stadt Danzig gewünschte und von der nationalsozialistischen Bewegung parlamentarisch herbei­geführte Appell an die Danziger Bevölkerung hat mit dem gest­rigen Tage den Beweis erbracht, daß noch mehr als bisher die übergroße Mehrheit der Danziger Bevölkerung hinter der natio­nalsozialistischen Partei und Regierung steht. Damit hat die Danziger Bevölkerung eindeutig zum Ausdruck gebracht, daß sie mit dem Treiben und Wühlen der Opposition nicht einverstanden ist. Die Oppositionsparteien haben dadurch ein- für allemal das Recht verwirkt, im Namen der Danziger Bevölkerung Schriften und Beschwerden an irgend eine Stelle zu richten. For­mal mögen sie im Recht sein, moralisch sind sie gerichtet.

Durch den eindeutigen Vertrauensbeweis der Danziger Be­völkerung, der durch die Abgabe von 30 000 Stimmen mehr als in den Volkstagswahlen im Mai 1933 zum Ausdruck gekommen ist, wird die Regierung nach der Neubildung ihre schwere und verantwortungsvolle Aufbauarbeit nunmehr mit gestärkter Kraft fortsetzen und, vom Vertrauen des Volks getragen, vollenden.

sten Fermati in aller Artigkeit zum Flugzeuge zurück­begleitete.

Fermati machte indessen sich auch seine Gedanken. Sie bewegten sich allerdings weniger m der Richtung der Ge­dankengänge des Luigi Bortolo.

Hatte ein gütiges Geschick ihn nicht vor dein Tode be­wahrt? Vor jenem furchtbaren Tode, der Augustus Ce- chini vor langen Wochen ereilt hatte . . . ? In welcher Gefahr befand sich dieses Vaterland, das aus neuen Ideen heraus sich den Platz an der Sonne erobern wollte?

Sein altes Soldatenherz wurde weich. Es zuckte ver­räterisch in dem harten Gesichte. Unter ihm lag dieses herrliche Land, das vom Brenner bis zum Vesuv die un­erhörtesten Leiden erduldet hatte. Wozu das eigentlich alles, wenn es nicht im Schicksal der Völker bestimmt war, die Segnungen des Friedens zu genießen?

Die Türme von Florenz grüßten ihn im Glanze der Abendsonne. Das Geräusch der Motore drängte alle Selbstempfindungen zurück. Aber sein Blick weitete sich, als das Flugzeug in langsamer Fahrt die gewaltige Kup­pel des Domes überflog, in der die italienische Kunst zu unsterblichem Ruhme sich verewigt hatte.

XVI.

Dr. Stradella dachte gar nicht daran, Ploeschti so schnell wieder zu verlassen. Diese kleine reizende Stadt, die vorwiegend von Siebenbürgern bewohnt war und in­folgedessen einen beinahe deutschen Eindruck machte, bot so viel Anziehungspunkte, daß es sich schon verlohnte, in der Geruhsamkeit ihrer Mauern die Aufregungen der letzten Monate zu vergessen. Zudem waren die Weine und die Verpflegung vorzüglich.

Wenn es überhaupt einen Grund gab, dieser Gast­freundlichkeit den Rücken zu kehren, so war es die Sehn­sucht nach Franca Menschikoff.

Wie kam es nur, daß Antonio durch alle schicksalhaften Erlebnisse seit jenem 19. September das Bildnis dieses hübschen Mädchens hindurchleuchten sah?

Er vermochte es fick nickt zu erklären., -

Nur eines fühlte er: daß die Begegnung im Orient- Expreß am 19. September eine Bedeutung von noch nicht zu übersehender Tragweite in sich schließen würde.

Wohlgemut und guter Tinge verbrachte er die Tage in Ploeschti. Sein Gesundheitszustand war ausgezeichnet; der schwere Unfall im Schwarzen Meer war überwunden. Von all den Dingen, die Europa feit jener Abreise aus Odessa in Aufregung hielten, wußte er nichts. Zeitungen, die ihn darüber hätte» unterrichten können, hatte er seit feiner Flucht vom Lido nicht mehr gelesen.

Kein Wunder also, daß er von einer Sorglosigkeit war, die absolut nicht zu der Unruhe paßte, von der Tr. Lom­broso in diesen Tagen beherrscht ward. Aber an allem war Mac Connor schuld.

Dieser dreimal gekreuzigte Zeitungsschreiber hatte der amerikanischen Presse schon so viel Vorschüsse auf die be­vorstehende Verhaftung des Täters der ermordeten Mist­reß Swift gegeben, daß es sich jetzt gar nicht mehr so sehr darum handelte, den Mord aufzuklären, als den Verfolg­ten tot oder lebendig zu fassen, um die italienische Geheim­polizei vor einer blamablen Lächerlichkeit zu bewahren.

Und dieser Mac Connor ging ihm nicht von der Pelle. Es bereitete ihm anscheinend das größte Vergnügen, sich an den Mißerfolgen des Dr. Lombroso zu weiden und immer wieder neue Sensationsberichte nach Newyork zu kabeln, wenn sie auch noch so inhaltlos waren.

Lombroso aber war nicht der Mann, der durch Miß­erfolge von dem jetzt beschrittenen Wege abwich. Man funkte nach allen Richtungen . . . Wenn es feststand, daß der Verfolgte im Nord-Süd-Expreß Ovessa verlassen hatte, dann mußte man irgendwo auf eine neue Spur stoßen.

Diese neue Spur glaubte Mac Connor am 8. Dezember gefunden zu haben; an diesem Tage kabelte er nach New­york, daß der langgesuchte Verbrecher mit höchster Wahr­scheinlichkeit versucht habe, die bulgarische Grenze zu er­reichen, um in den unwirtlichen und schwer zu erforschen­den Gebirgsteilen des bulgarischen Hochlandes sich vor den Verfolgungen zu schützen.

(Fortsetzung folgt.)