/In^erge^fur WrlöbaL

^rmtLblsrr

«rschiim täglich, au»g Umerdiutsch»» V»r!eh ildbad. Banllonto

ruck, ««lag u. o-raat«. SchrifUettuug: Theodor »ack, WUdbad i. Schw., Wilh-lmftr. S». Tel. 47». Wohmmgr Billa Hadertu,

70. Zahrgang

Dienstag den IS. Marz 1S35

Fernruf 479

Fernruf 479

Nummer 66

Klarheit und Logik

Von Neichsminister Dr. Eöbbels

Die deutsche Öffentlichkeit verzeichnet mit einigem Er­staunen die Reaktion, die die Bekanntgabe des Gesetzes zum Wiederaufbau der Wehrmacht in den zuständigen Kreisen der europäischen Hauptstädte hervorgerufen hat. Sie glaubte vermuten zu dürfen, datz die Welt mit sichtlicher Erleich­terung und einem Gefühl innerer Befriedigung diese Tat­sache zur Kenntnis genommen hätte. Denn die offene und rückhaltlose Darlegung der deutschen Absichten stellt in Wahrheit ein Element der Beruhigung dar, das für die logische und fruchtbare Betrachtung der europäischen Situa­tion erfreulich, wenn nicht geradezu unentbehrlich ist."'Das Geheimnis, das die deutsche Wehrfrage in den vergange­nen Monaten und Jahren umgab, war gerade von offi­ziellen und nichtamtlichen Stellen des Auslandes oft und lebhaft beklagt worden, vor allem im Hinblick darauf, datz ohne uneingeschränkte Kenntnis der Absichten Deutschlands eine Konsolidierung des Friedens, wie man sagte, aus­geschlossen erschien. Mehr als einmal ist deshalb von diesen Stellen dem Wunsche Ausdruck gegeben worden, Deutschland möge der Geheimniskrämerei ein Ende machen und klipp und klar dartun, wohin es steuere, was es wolle und welche Pläne es verfolge.

Die Erfüllung dieses Wunsches war um so dringender geboten, als die meisten ausländischen Zeitungen zum Teil mahgebenden Charakters sich in vagen und phantastischen Schätzungen ergingen, die in den tatsächlichen Verhältnissen keine Begründung fanden, darüber hinaus aber nur geeig­net erschienen, die Völker in eine höchst gefährliche kriege­rische Psychose zu versetzen. Kein anderes Gebiet gilt so wenig wie gerade das militärpolitische als geeignet, über­triebenen und ausschweifenden Mutmaßungen Raum zu geben. Was hier not tut, ist Klarheit; denn nur aus der Klarheit läßt sich jene realistische Logik entwickeln, die allein die innere Kraft besitzt, eine verworrene Situation aufzu­hellen und aus ihr die entsprechenden Elemente der Sicher­heit und politischen Stabilität zu kristallisieren.

Wie sehr die Welt das Bedürfnis verspürte, über den deutschen Rüstungsbestand Klarheit zu erhalten, mag man aus der Tatsache ersehen, datz sie sich selbst mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln jene Unterlagen zu verschaffen versuchte, die ihr von Deutschland vorenthalten wurden. Die historische Tat des Führers am vergangenen Samstag hat diesem auf vage Vermutungen angewiesenen Verfahren ein Ende gemacht. Die Welt weiß nun, woran sie ist. Das soll nicht heißen, als habe sie das vorher nicht gewußt. Sie hat durch die Proklamation und das Gesetz über den Auf­bau der Wehrmacht nun unumstößliche Sicherheit erhalten über das, was ihr bereits zur Kenntnis gekommen war, und von dessen Kenntnis sie auch in ihren amtlichen und nichtamtlichen Verlautbarungen keinen Hehl machte.

In der englischen Unterhaus-Debatte vom 29. November 1934 erklärte Winston Churchill: Welches ist nun das große neue Ereignis, das während der letzten 18 Monate über uns hereingebrochen ist. Deutschland rüstet wieder auf!... Nachdem was wir hören, was uns erzählt wird und was aus allen möglichen Quellen zu uns dringt obgleich da­rüber in der Öffentlichkeit wenig gesprochen wird be­sitzt Deutschland schon ein mächtiges, wohlgerüstetes Heer mit ausgezeichneter Artillerie und ungeheuren Reserven an ausgebildeten Mannschaften. Die deutschen Waffenfabri­ken arbeiten praktisch kriegsmäßig, das Kriegsmaterial aus ihnen bestimmt seit den letzten zwölf Monaten in ^umer größerem Umfange. Es wird hier also bereits am 28. November 1934 in der Rede eines englischen Politikers ern deutscher Wiederaufrüstungsstand vorweg genommen in einem Umfange, wie er selbst durch das (öesetz vom 16 März nicht begründet ist. Auch die Folgerung, die Churchill aus dieser Tatsache zieht, kann von Deutsch­land gutgeheitzen werden:Auch hier besteht kein Grund zu der Annahme, datz Deutschland uns angreifen wird." Und schon am 29. November 1934 erklärte Churchill in eben derselben Rede, datz die Zeit gekommen sei,da das Ge­heimnis, das die deutsche Wiederaufrüstung umgibt, ge­lüftet werden mutz". ^

Die Antwort, die Baldwin km Namen der englischen Regierung auf Churchills Rede gibt, ist ebenso bezeichnend. Er erklärt hier:Eine der Ursachen der heutigen Malaise m Europa ist, wie ich beweisen werde, nicht nur die Furcht, sondern die Unkenntnis außerhalb und Geheimhaltung innerhalb Deutschlands." Kann man es der deutschen Ne­gierung verdenken, wenn sie vier Monate später mit einer offenen Darstellung die Ursachen dieser Malaise beseitigt und Unkenntnis ein Ende bereitet! Valdwin i weiter:Ich bin der Ueberzeugung, und ich

spreche hier mit einem Gefühl der Verantwortung, wenn ich von dem Zustande der Furcht rede, der in ganz Europa herrscht, nicht nur der Art, wie ich ihr Ausdruck gab, son­dern Furcht vor einem unbekannten Terror, die in der Hauptsache auf der Unkenntnis dessen beruht, was in Deutsch­land vorgeht." "

Die ProklamationdesFührersandas deutsche Polk und an die Weltöffentlichkeit vom vergangenen Sams-

Tagesspiegel.

Der Führer und Reichskanzler hat sich einem englischen Journalisten gegenüber über die Herstellung der deutsche» Wehrhoheit ausgesprochen.

Der britische Außenminister Simon erklärte im Unter­haus, datz der britische Botschafter in Berlin eine Nore wegen des deutschen Schrittes in der Wehrfrage überreicht habe.

*

In der britischen Note wird gefragt, ob Deutschland be­reit sei, anläßlich des englischen Ministerbesuches die fest­gelegten Punkte zu erörtern. Der Reichsaußenminister hat dies bejaht.

Nach französischen und englischen Vlätterstimmen stehen Frankreich, England und Italien in dauernder Fühlung­nahme und Besprechungen, wobei ein gemeinsamer Protest­schritt in Berlin, eine Konferenz der Unterzeichnermächte des Friedensvertrages oder die Einberufung des Völker­bundes zur Frage steht, nachdem die allgemeine Wehrpflicht

in Deutschland verkündet wurde.

*

Am Mittwoch findet ein französischer Ministerrat statt» in dem Lava! über die durch Cm-ührung der deutsche« Wehrpflicht geschaffene Lage berichtet.

tag erklärt ausdrücklich, datz die Wiedereinführung der Wehrpflicht -in Deutschland keinerlei kriegerische Absichten in sich schließe, im Gegenteil nur der Erhal­tung des Friedens dienen solle. Der Furcht vor einem her­einbrechenden unbekannten Terror ist also durch Beseiti­gung der Unkenntnis über die deutschen Absichten ein Ende gemacht.

Am 8. März 1935 berichtet derMatin" über eine Un­terredung mit dem Marschall Petain. Der Marschall erklärte dabei:Die Verlängerung der Militärdienstzrit ist unbedingt erforderlich und dringend, denn es handelt sich nicht um eine theoretische, sondern um eine praktische Frage in Anbetracht der intensiven Wiederaufrüstung Deutschlands und der Gefahr eines überraschenden Angriffs. Wie sollen wir die Nichtverletzung unserer Grenzen sichern. Das be­nachbarte Heer besteht aus 600 000 Mann, die sofort ver­fügbar sind."

In seiner Rede zur Eröffnung der Lyoner Messe vom 10. März erklärt der französische Ministerpräsident Fl a n- d i n:Die Aufrüstung Deutschlands, gegenüber der die Unterzeichner des Versailler Vertrages machtlos gewesen seien, zu verhindern, habe für Frankreich den Eintritt in die rekrutenmageren Jahre viel gefährlicher gestaltet." In seiner großen Kammer-Rede vom 15. März zur Wieder­einführung der zweijährigen Dienstzeit erklärt der fran­zösische Ministerpräsident:Nach den allen bekannten Plä­nen wird Deutschland im Jahre 1936 mindestens über 600 000 Mann verfügen." Ja, diese angebliche Tatsache wurde von der französischen Regierung ausdrücklich als Grund und Ursache für die Wiedereinführung der zwei­jährigen Dienstzeit in Frankreich ins Feld geführt. Mutz es da in Deutschland nicht Verwunderung erregen, wenn die Weltöffentlichkeit nun mit einem Male unter Autzer- achtlassung dieser dokumentarisch festliegenden Tatsachen Erstaunen und Entrüstung spielt angesichts der Wiederein­führung der allgemeinen Wehrpflicht in Deutschland, die nur einen Teil dessen im Ziele führt, was hier von amt­lichen Stellen schon als feststehend in der innerpolitischen Diskussion der betreffenden Länder vorgebracht wird? Wäre es nicht mutiger, konsequenter und auch logischer, würde es nicht dem Realismus einer neuen Tatsachenbetrachtung mehr entsprechen, wenn man sich dort überall auf jenen Standpunkt stellte, den der englische Publizist I. L. Garvin in seinem Aufsatz vom 3. März 1935 imObserver" ein­nimmt, wenn er schreibt:Hinsichtlich der Aufrüstung oder Abrüstung muß Deutschlands absolute Gleichberechtigung unter den Großmächten als eine moralische Voraussetzung ein für allemal anerkannt werden. Sie muß so unein­geschränkt anerkannt werden, als hätte es nie einen Welt­krieg und nie einen Frieden von Versailles gegeben."

15 Jahre lang hat Deutschland darauf ge­wartet, daß die Unterzeichner des Versailler Vertrages die dort übernommene Verpflichtung auf Abrüstung ent­sprechend dem deutschen Beispiel einlösten. Statt dessen hat die Welt ausgerüstet und sich ansonst nur mit theoretischen und platonischen Debatten beschäftigt. Oft genug hat der Führer öffentlich erklärt, daß er bereit sei, das letzte Ma­schinengewehr zu verschrotten, wenn die Welt ein Gleiches tue. Seine Erklärungen sind immer unbeantwortet ge­blieben. Deutschland mutzte einmal aus dieser Situation die Konsequenzen ziehen vor allem im Hinblick darauf, datz nun die anderen Länder eine Verstärkung ihrer Heeres­bestände Vornahmen unter Zugrundelegung eines unkon­trollierten Materials, das sich größtenteils auf phantastische Vermutungen begründet. Ein ungerüstetes Land ist in­mitten einer bochaerüsteten Welt eine stete Aufforderung

zum Krieg. Nicht das bewaffnete, sondern das unbewaff­nete Deutschland hat Europa beunruhigt. Durch die Wie­dereinführung der Wehrpflicht wurde jene Balance wieder hergestellt, die notwendig ist, um zu frucht­baren Diskussionen über die großen ungelösten Probleme der Weltpolitik zu kommen. Deutschland will am Frieden Mitarbeiten; es hat ihn so nötig wie alle anderen Völker. Die Welt tut gut daran, nun an die lohnendere Aufgabe zu gehen, aus der geschaffenen Situation jene Elemente zu entwickeln, die wirklich zu einer dauerhaften Beruhigung führen können. Alle Völker sind von einer tiefen Sehnsucht darnach erfüllt. Niemand in Europa, der auch nur eine Spur von Verantwortungsgefühl in sich trägt, glaubt da­ran, datz die Schäden eines Krieges, die durch 17jährige Friedensarbeit nicht zu beseitigen waren, durch einen neuen Krieg beseitigt werden könnten.

In dieser Situation, die alle Möglichkeiten zu einer wahr­haften Verständigung aller Völker bietet, ist Klarheit und Logik nötig. Nichts wäre gefährlicher als ein neues Gebäude von Illusionen und Wunschträumen auf­zurichten. Je mehr wir verantwortliche Vernunft und ge­sunden Menschenverstand obwalten lassen, um so durchgrei­fender wird die glückliche Wendung sein, in der Europa sich neu gestaltet. Diese oft beklagte E heimnistuerei i st n u n z u E n d e, die Atmosphäre gereinigt. Deutschland will als gleichberechtigte Nation der Welt entgegentreten mit der ernsten Bereitschaft, am Frieden Europas und an der Versöhnung der Völker nach besten Kräften mitzu­arbeiten.

Mit tiefer Dankbarkeit hat Las deutsche Volk von dem großen und mutigen Entschluß des Führers Kenntnis ge­nommen. Nicht Kriegsbegeisterung und Revanche-Lieder waren seine Antwort darauf; voll Stolz und Würde fühlt es sich wieder ruhend in der Sicherheit seiner eigenen Kraft, denn sein Schicksal liegt wohlbehütet in Adolf Hit­lers Hand.

Eine SlMe m WmWr Bettotiss

NSK. Eine Stunde von historischer Bedeutung hat ge­schlagen. Ein Ereignis von unerhörter Grütze ist das Zei­chen dieses 16. März.

Deutschland hat seine Fesseln zerbrochen Dieses große Land im Herzen Europas hat sich seine Gleichberechtigung, die ihm ein mißtrauisches Ausland mit allen nur erdenk­lichen Schikanen vorzuenthalten verstand, endlich selbst ge­nommen.

Nur so kann der Erhaltung des Friedens gedient wer­den. Nur so kann die Sehnsucht der Völker erfüllt werden. Nur so wird ein ewiger Herd der Unsicherheit und Unruhe dem unverantwortlichen politischen Spiel entrissen!

Das ganze deutsche Volk blickt voll Dankbarkeit, Ver­ehrung und Bewunderung in dieser Stunde zu seinem F ü h- rer auf. Wie ein Mann stellt es sich hinter seinen Kanzler Adolf Hitler, der das Befreiungswort sprach, als er sich zur Erlösungstat durchgerungen hatte.

Niemnad kennt die Stunden, in denen dieser große Deut­sche gearbeitet und gerungen hat, bis er seine Entscheidung zu fällen vermochte. Die Tragweite seines Entschlusses ist von epochaler Bedeutung. Wird doch endlich ein Strich un­ter eine Zeit gezogen, die nur eitel Spiegelfechterei und Verleumdung kannte.

Selten in der Weltgeschichte hat ein Volk so fanatisch und aufrichtig seine Pflicht brs zur Selbstaufopferung erfüllt, wie das deutsche Volk. Es hat die Bestimmungen eines Ge­waltdiktates bis zum letzten i-Punkt erfüllt. Vis zur Nackt­heit und völligen Wehrlosigkeit hatte es abgerüstet und stand ohnmächtig und hilflos inmitten bis an die Zähne be­waffneter Staaten, die sich obendrein durch Pakte und Mi­litärbündnisse gegenseitiger Waffenhilfe versicherten. Trotz hohler und heuchlerischer Phrasen verhöhnten gewisse ehe­malige Siegerstaaten die von ihnen immer wieder im Munde geführteHeiligkeit" der Verträge. Ihre Verpflich­tung zur Abrüstung brachen sie in rücksichtsloser und bru­taler Weise. DieHeiligkeit" von Versailles wurde nur da respektiert, wo sie Handhabe zur Diskrimierung und Knebelung Deutschlands bot, gleich, ob Recht oder Moral vergewaltigt wurden. Eine Kulturnation von 60 Mil­lionen Deutschen glaubte man mißachten und mit Füßen treren zu können.

Bis der Tag kam, an dem Adolf Hitler mit seiner natio­nalsozialistischen Bewegung die Staatsmacht übernahm und das innen- und außenpolitische Ruder des sinkenden Staatsschiffes herumriß. Die Welt, die sich endlich um die weitere Ausbeutung Deutschlands betrogen sah, heulte in ohnmächtiger Wut auf und rüstete zu einem anderen Ver­nichtungskampf gegen das neue Reich. Boykott, Greuelpro­paganda und Lügenhetze feierten wahre Triumphe. Gegen Barbaren- und Heidentum wurde zum Kampf geblasen.

Aber die Wahrheit brach sich unerbittlich Bahn und räumte mit der Campagne gegen Deutschland und den Na­tionalsozialismus auf. Das beispiellose Aufbauwerk des Führers löste hier und da Bewunderung aus, und bald erlebten wir, wie eine Maßnahme nach der anderen, die die

, , ? . tI '

j. , . ^