- AuSMHke.
Rom, 2. Mai. Der Staatspräsident der Tschechoslovakel, Masaryk. betonte gegenüber einem Mitarbeiter der „Tribuns", daß die Klein« Entente militärisch gegen Deutschlands Drang nach Osten und gegen die Orientierung , Berlin—Bagdad gerichtet sei. Daraus erkläre sich die Sympathie Frankreichs für die Kleine Entente. Die Tschecho- slovakei habe sich bisher Italien gegenüber zurückgehalten, weil in Italien sowohl vor wie nach dem Weltkriege, aLsr auch während desselben vielfach deutsch-freundliche Strömungen vorhanden gewesen seien. Der Aufenthalt des Ministers des Aeutzern Dr. Benesch in Rom gelte finanziellen und wirtschaftlichen Unterhandlungen, aber politische Betrachtungen seien ebenfalls nicht ausgeschlossen.
Bermutung.
Newyork, 2. Mai. (Durch Funkspruch.) Auf das Gerücht hin, datz sich Bergdoll an Bord des Dampfers „Colum- bus" befinde, wurde bei Ankunft des Schiffes von Offizieren der amerikanischen Armee eine Durchsuchung vorgenommen, die jedoch ergebnislos verlief, da sich Bergdoll nicht unter den Fahrgästen befand. »
Deutschland.
Erhöhung der Mittel für Hochschulgebühre«.
Berlin, 1. Mai. Wie das W.T.B. erfährt, hat das preußische Kultusministerium di« für den Erlaß der Hochschulgebühren zur Verfügung stehenden Mittel erhöht, sodaß in diesem Semester 20 Protz, aller Studenten von den Gebühren ganz oder 40 Proz. zur Hälfte befreit werden können. Gleichzeitig ist angeordnet worden, daß die Hochschulgebühren an den Universitäten in zwei Raten und an den Technischen Hochschulen evtl, in drei Raten bezahlt werden können.
Berlin, 2. Mai. Die „Rassische Zeitung" teilt mit, datz auf Beschlutz des Reichskabinetts die Transporte deutscher Kinder ins Ausland künftig auf der Reichsbahn frei zu befördern sind.
Roch kein Beschluß.
München, 1. Mai. Nach dem „Pfälzischen Kurier" hat der ordentliche Ministerrat in der Sache der Aussetzung des Strafvollzugs gegen Hitler, Pöhner, Weber und Kriebel noch keinen Beschluß gefaßt. Man habe es jedoch, wie das Matt erfährt, dem Justizminister Gürtner überlassen, selbst mit einem entsprechenden Antrag an den Ministerrat heranzutreten. Dies hat der Justizminister aber bisher noch nicht getan.
Der „Häussrrbuttd".
Münch«», 30. April. Usber den Häusserbund, der bekanntlich unter der Reih« der Wahlvorschläge zur Reichstagswahl figuriert, macht der „Bayerische Kurier" eingehend interessante Mitteilungen. Darnach ist Hausier der Besitzer oder Vertreter einer französischen Champagnerfirma gewesen, der di« meiste Zeit seines Lebens in Paris verbracht« und während des Krieges in der Schweiz lebt«. Nach dem Kriege entfaltete er, begünstigt durch den Tiefstand der deutschen Valuta, eine ungeheure Reklame für sich. Er bezeichnet« sich ohne Umschweife als den neuen Christus, der ungleich größer sei als der Weltheiland, und beschäftigte mehr als einmal die Psychiater und Juristen, von denen ihn die einen als Hochstapler, die anderen als Narren bezeichneten. Einen Beitrag zu seiner Charakteristik gewährt vielleicht der folgende Passus des Wahlaufrufs des Häusierbun- des. Es heißt da: „Wir garantieren in der ersten Woche nach Zusammentritt des neuen Reichstags den Sturz des heutigen Regierungssystems und die Aufrichtung der Selbstverwaltung, im ersten Vierteljahr nach Ergreifung der Macht di« Räumung von Rhein und Ruhr, und innerhalb sechs Monaten die Schaffung der Vereinigten Staaten von Europa hinter unserer Leitung." Daß solche Erscheinungen im öffentlichen Leben überhaupt möglich sind, mutet geradezu mittelalterlich an.
Maifeiern.
Berlin, 2. Mai. Die Veranstaltungen anlätzlich des 1. Mai verliefen, soweit Meldungen aus dem Reiche vorliegen, überall ruhig. Die Beteiligung ist überall schwächer gewesen als im Vorjahre. In Düsseldorf wurde in dev meisten Fabriken voll gearbeitet.
München, 1. Mai. Im Stratzenbilde der inneren Stadt war von den sozialistischen Maifeiern nicht viel zu merken. In den großen Betrieben ruhte die Arbeit. Heute Vormittag fanden 9 stark besuchte Versammlungen statt, in denen insbesondere die Aufrechterhaltung des 8-Stundentages gefordert wurde. Zwei von den Kommunisten einberufene Versammlungen wurden, da die Kommunistische Partei verboten ist. von der Polizei untersagt.
Zum zweiten Mal Sieger.
Skizze von Julie von Stach.
Frau Ingrids Hand, mit dem Brief ihres alten Freundes, des Geheimrat von Bauren, sank in den Schoß.
Ihre Gedanken wandelten weit zurück. Sie sah sich, ein fröhliches, junges Ding, umworben von den beiden Freunden, den Assessoren Udo von Goldringen und Hermann von Bauren. Ein echter Hermann, blond, blauäugig, stämmig gebaut, treu wie Gold, aber ein wenig schwerfällig, der Eine. Der Andere: dunkel, mit feurigen Braunaugen, lebhaft, sprühend, ein kluger, scharfer Denker. Daß ihre Liebe, ihr gleiches Werben um Ingrid, ihrer Freundschaft nicht schadete, zeigte die Vornehmheit beider Charakter«.
INgnv war nochschr sung und ihr Herz noch nicht erwacht; . st« hatte für beide nur ehrliche, warm« Freundschaft. Als Udo von Eoldringen versetzt wurde, bedauert« sie es, aber der Brief. Wechsel mit ihm brachte auch wieder «inen neuen Reiz in ihr frohes Leben.
Und dieser Briefwechsel war, Ingrid selbst unbewußt, der Grund, daß Hermann von Bauren ihrem Herzen nur langsam näher kam, trotz seines treuen und -arten Werkens. In der Gesellschaft war man aufmerksam geworden und erwartete die Verlobung des Paares. Auch Ingrids Eltern mahnten sie, nicht mit einem Herzen zu spielen und sich über sich selbst klar zu werden. So entschloß sich Ingrid, Bauren ihr Jawort zu geben. Ein Wald-Picknick stand bevor; er würde diese Gelegenheit sicher benützen, die Frage an sie zu stellen.
Man stand plaudernd beisammen auf dem freien Platz im Walde, den sechs Wege kreuzten und den man deswegen den „Stern" hieß; da sah Ingrid auf einem dieser Wege eine Männergestalt sich nähern, di« ihr seltsam vertraut und bekannt schien, in Gang und Haltung. Und auf einmal wußte sie, es war Udo von Eoldringen, der da auf sie zuschritt, fühlte in diesem Erkennen ihren Herzschlag einen Moment aussetzen, fühlte, wie das Bewußtsein eines namenlosen Glückes sie durchdrang. Ausgelöscht war alles sonst in ihr, sie war wie an den Fleck gebannt, und ihre Augen hingen an dem Mann, der da Schritt für Schritt ihr näher kam, ihr Glück, ihr Schicksal.
Nun hatte auch er sie erkannt; auch er sah nicht nach rechts und nach links, ging an allen, die ihn erfreut begrüßten, vorüber. auf Ingrid zu. Dann stand er vor ihr, neigte sich tief und küßte langsam ihre Hände, eine nach der andern, wortlos. Auch sie schwieg, nur die Augen flammten ineinander, selig, sich verstehend, ohne Worte ihre Liebe einander kündend. —
So hatten sie sich gefunden. Und sie waren sehr, sehr glücklich miteinander gewesen, viele Jahre hindurch, bis der Tod diese herrliche Kameradschaft, diese wundervolle Ehe löste und Ingrid nun allein den Weg durchs Leben weiter wandern mußte.
Baurens Freundschaft war ihr und ihrem Gatten geblieben; aber nach dessen Tode hatten sie sich jahrelang nicht wiedergesehen, bis kürzlich sein Besuch die alte Freundschaft neu befestigte, sie sogar noch vertiefte.
Und jetzt, in diesem Brief, warb Bauren um Ingrids Hand. So unglücklich, so todeinsam hatte sie sich gefühlt, all die Jahre lang; nun sollte sie wieder einen treuen Freund zur Seite, sollte ihr Leben einen neuen Zweck haben, indem sie Liebe gab und - nahm.
Aphorismen.
Von Charlotte Ullmann.
Es kommt nicht darauf an, datz mir mit Behauptungen und Widerlegungen „recht haben" oder „recht behalten" — es kommt nur darauf an, datz unsere Behauptungen oder Widerlegungen richtig sind und das Rechte wollen.
Was uns der Dumme im vertrauen sagt, belästigt, der Kluge fängt uns damit ein, und auch der Böse macht uns durch sein Vertrauen unfrei. — Das Vertrauen eines guten Menschen aber ehrt und beglückt.
Jeder Zwang von Mensch zu Mensch ist unedel und unnatürlich. Das Leben allein darf uns zwingen und tut es auch, bis wir lernen, es zu bezwingen.
Aus Stadt und Land.
La!», den 2. Mai 1924.
Die evang. Frauenverbände Deutschlands zur Wahl.
ep.- In einem Wahlaufruf, den der Arbeitsausschuß evang. Frauenverbände Deutschlands soeben an die evang. Frauen richtet, fordert er eine Regierung, die kraftvoll für die Ehre ruä» Freiheit des deutschen Volkes gegenüber dem Ausland eintritt; ferner wird der Kampf gegen die Versailler Schuldlüge gefordert und eingetreten für sozial« Versöhnung, für echt deutsche Volksgemeinschaft, für Schutz und Pflege der sittlichen und religiösen Güter des deutschen Volkes, für christliche Erziehung in Haus und Schule. Es gelte Männer und Frauen zu wählen, die sich diese Forderungen zu eigen machen; wer seine Wahlpflicht versäume, mache sich schuldig an seinen Kindern und an seinem Vaterland.
Wahltag und Alkohol.
ep.- Im österreichischen Wahlgesetz und in der Gemeinde- Wahlordnung der Tschechoslowakei findet sich ein Verbot des Ausschanks geistiger Getränke am Tag der öffentlichen Wahlen und den ihm vorhergehenden Tag. Es soll dadurch der Erregung der Wahlbewegung und der Neigung zu Gewalttätigkeiten vorgebeugt werden. Auch in Deutschland wäre ein solches Borbeugungsmittel zu begrüßen.
die Zahl der nach dem Eewrbehalleplatz strömenden Kom» munisten hier größer wurde und mit Angriffen auf die aus der „Liederhalle" kommenden Versammlungsteilnehmer zu rechnen war, wurden außer der blauen Polizei Abteilungen der grünen Polizei und die berittene Schutzmannschaft aufgeboten, um die Ansammlungen am Eewerbehalleplatz und in den Anmarschstratzen zu zerstreuen. Das gelang ohne ernsten Zwischenfall und ohne datz von der Waffe Gebrauch gemacht werden mutzte. Ein Mann, der nach der berittenen Polizei Steine geworfen hatte, wurde festge. nommen.
Wetter für Samstag und Sonntag.
Bei Fortdauer westlicher Luftströmungen ist für Sams-" tag und Sonntag mehrfach bedecktes, auch zu vereinzelten Niederschlägen geneigtes Wetter zu erwarten.
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Liebenzell, 29. April. Der Völkisch-Soziale Block ent." wickelte vor einem sehr zahlreich erschienenen Publikum int Gasthaus zum „Lamm" sein Wahlprogramm unter dem Motto: „Deutschlands Schicksalsstunde". Der von Stuttgart gewonnene Redner Stetter entledigte sich seiner Aufgabe mit großer Geschicklichkeit und Gewandtheit und gab in großen Zügen die Ziele des Völkisch-Sozialen Blocks' in einer Inständigen Rede bekannt. Sowohl di« Rede selbst als auch die daran anschließende Diskussion waren in einer vornehmen Art und Weise gehalten, datz man sich eigentlich im Gegenteil zu sonstigen Wahlreden nicht in einer Wahlversammlung glaubte; mutz man doch zum großen Bedauern und gewiß zum Nachteil unseres deutschen Volkes feststellen, datz zum Teil von politischer Seite mit einem Hatz gegen Andersgesinnte vorgegangen wird, der eines Deutschen unwürdig ist. Wäre nicht die große deutsch« Not, in der wir uns doch alle befinden, der gegebenst« Moment, Brücken zu schlagen und sich zu vereinigen, anstatt in 23 Parteien auseinanderzugehen? Der Redner streift« u. a. auch die Einstellung des Blocks gegenüber der Regie- ^.rungsform, desgl. die Legende der wollenden Kriegsführung mit Frankreich. Die Versammlung konnte beim offiziellen Schluß auf einen wohlgelungenen Abend zurückblicken.
(STB.) Rottweil, 1. Mai. Vor dem Schwurgericht hatten sich der Kreuzwirt Josef Vogel von Schömberg und der Gipser Adolf Geiger von dort, ersterer wegen Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode, letzterer wegen gefährlicher Körperverletzung zu verantworten. Es handelte sich um die an der Fastnacht in Schömberg erfolgte Schlägerei, wobei der 26 Jahre alte Karl Riedlinger von Schömberg sein Leben lassen mußt«. Die Verhandlung endigte mit der Verurteilung des Vogel zu ö Monaten Gefängnis und des Geiger zu 1 Monat Gefängnis.
(STB.) Tübingen, 1. Mai. Das Schwurgericht hat die 21- jährige Emilie Günther von Stamncheim, OA. Calw, wege« Meineids in einer Alimentensache zu 9 Monaten Gefängnis vev- urteilt.
(STB.) Tuttlingen, 1. Mai. Der 22 Jahre alt« landw. Volontär Erwin Kucher aus Schwab. Gmünd wollte ein Herrenfahrrad zu einem billigen Preis absetzen. Cr wurde, weil verdächtig, in polizeilichen Gewahrsam genommen. Das Fahrrad hatte er tags zuvor in Stockach gestohlen.
(STB.) Untertürkheim, 1. Mai. Der letzt« Weinverkauf de« Weingärtnergesellschaft ist doch nicht ergebnislos verlausen. Von Liebhabern wurden nachträglich ca. 80 Hektoliter zum Preise von 220 pro Hektoliter gekauft.
(STB.) Neckarsulm, 1. Mai. Neckar, Kocher und Jagst will« gen ungeheure Wassermassen zu Tal. Die Fluten an ihren Usern gleichen teilweise Seen. An der Neckarkanalbaustelle wurde ein Stück der Neckar und Neckarkanal trennenden Wand eingedrückt; der Schaden ist indessen nicht sehr beträchtlich.
(SLB.) Ratzenried, OA. Wangen, 1. Mat. Eine Kuh der Landwirtin Schupp von Berg brachte ein Kalb zur Well mit zwei vollständig normal ausgewachsenen Köpfen, drei Vorder- fußen und zwei Schwänzen. Das anormal« Tier verendete während der Geburt, die durch tierärztliche Mithilfe unter äußerst schwierigem Verlauf vollzogen werden mußte.
Raffel- und Aufgabenecke.
Rösselsprung.
Beurkundung von Ehe- und Erbverträge».
(SCB.) Stuttgart, 1. Mai. Das Staatsministerium hat durch Verordnung vom 15. April ds. Js. den 8 77 Abs. 1 der Württ. Gerichtskostenordnung dahin geändert, daß von der Verkündigung der Verordnung — 23. April 1924 — an für die Beurkundung von Ehe- und Erbverträgen statt des Doppelten der vollen Gebühr nur noch die einfache volle Gebühr anzusetzen ist.
Maifeiern.
Stuttgart, 1. Mai. Von zuständiger Seite wird mjt- geteilt, die heutigen Maifeiern sind ohne ernsten Zwischenfall verlaufen. Während die Freien Gewerkschaften ihre Maifeier in der „Liederhalle" abhielten, versammelten sich die Kommunisten im Saae der Brauerei Dinkelacker. Voll dort aus zogen nach Schluß der Feier viel« Teilnehmer nach dem Eewerbehalleplatz, um trotz des Verbotes eine . Kundgebung unter freiem Himmel zu veranstalten. Dck
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