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Nummer 34

Fernruf 479

Samstag den 9. Februar 1935

Fernruf 479

79. Jahrgang

Fehlschläge der Sowjetunion

Das Ende der amerikanisch-sowjetrnssischen Freundschaft? Moskaus Sorge vor englischer Orientierung Frankreichs

Aus Washington kommt die Meldung, das amerikanische Staatsdepartement habe offiziell bekanntgegeben, daß das amerikanische Generalkonsulat in Moskau mit sofortiger Wirkung geschlossen werde. Außerdem werden die Militär-' und Marine-Attaches bei der Moskauer Amerikanischen Botschaft abberufen. Das Personal der Botschaft wird ver­ringert. Natürlich wird vonseiten der amerikanischen Ne­gierung diese auffällige Maßnahme als eine rein technische hingestellt, die lediglich dadurch gerechtfertigt sei, daß die erwähnten amerikanischen Dienststellen in Moskau in Zu­kunft weniger Arbeit vorfinden würden. Man kann aber in politischen Kreisen Washingtons auch bereits die Ansicht hö­ren, die jetzigen Anordnungen bedeuten nur den ersten Schritt zu einem völligen Abbruch der diplomatischen Be­ziehungen der Vereinigten Staaten zu Sowjetrußland.

Dann hätte die Freundschaft zwischen Washington und Moskau nicht allzu lange gedauert. Nach den langwierigen Verhandlungen, die Herr Litwinow seinerzeit auf seiner Amerikareise führte, sind in der Nacht vom 16. zum 17. No­vember 1933 die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern laut amtlicher Mitteilung aufgenommett worden. Dieser Akt bedeutete die Anerkennung der Sowjet­union durch die Vereinigten Staaten. Sie ist in Moskau damals mit noch größerer Genugtuung ausgenommen wor­den, als man sich äußerlich anmerken ließ. Das Verhältnis der Sowjetunion zu Japan spitzte sich immer mehr zu und Litwinow erhoffte sich von einer Annäherung an USA. eine wesentliche Entlastung der Situation in Ostasien. Das war aber nicht einmal der einzige Grund dafür, daß er den Weg nach Washington ging. Sowjetrußland brauchte Geld und es brauchte auch, nachdem es die in den Jahren vorher so stark ausgebauten wirtschaftlichen Beziehungen zu Deutsch­land gelockert hatte, einen neuen Lieferanten für all die Dinge, die es zum weiteren Aufbau seiner Industrie nötig hatte. Beides hofften die Außenpolitiker des Kreml in den Vereinigten Staaten zu finden.

Es läßt sich garnicht leugnen, daß man Herrn Litwinow sowohl in den Staatskanzleien von Washington wie in den Jndustriekontoren der großen amerikanischen Eisen- und Stahlwerke mit Interesse begegnete. Auch Amerika hatte seine javanischen Sorgen, und die Jndustriekonzerne schau­ten begierig nach Käufern aus, deren Bestellungen ihre Hochöfen und ihre Stahlwerke wieder in Gang bringen sollten. Es schien, ein Geschäft mit vergnügten Mienen auf beiden Seiten geben zu sollen.

Immerhin, die Amerikaner sind smarte Geschäftsleute, dis die Katze nicht im Sack kaufen und die keinen Cent herge­ben, wen er sich nicht rentiert. Da waren noch allerhand Fragen, die mit Moskau geregelt werden mußten, ehe man in ein neues Geschäft hineinsteigen konnte. Da waren vor allen Dingen die 700 Millionen Dollar Schulden, die die einstige Zarenregierung und Kerenski in USA. ausgenom­men und die die Sowjetregierung bei der Liquidierung des alten kaiserlichen Regimes kurzerhand als für sie nicht ver­bindlich aus ihren Konten gestrichen hatte. Die Neuyorker Finanz war durchaus nicht der Meinung, nun eine neue Anleiherechnung mit Moskau zu eröffnen und dabei die alten Schulden einfach zu vergessen. Also wurde vom Staats­departement in Washington der Sowjetregierung in geeig­neter Weise bedeutet, sie müsse zunächst einmal die alten Kriegsschulden grundsätzlich anerkennen. Dann könnte man sich ja darüber unterhalten, wie und in welcher Höhe sie zurückgezahlt werden sollten. Auf diesen Standpunkt mußte die amerikanische Regierung sich umsomehr stellen, als die Johnson-Bill die Kreditgewährung an säumige Schuldner verbietet. Man hat also jetzt wochenlang über diese Dinge verhandelt. Die Russen begehrten eine neue Anleihe in Höhe von 100 Millionen Dollar, die sie allerdings zur Finanzierung von Aufträgen an die amerikanische Industrie verwenden wollten. Von den alten Schulden wollten sie 100 Millionen Dollar anerkennen und diese in 20 Jahren raten­weise tilgen. Das Geschäft schien aber Washington nicht verlockend genug. Man verlangte zunächst einmal eine An- erkennungsgebühr von 150 Millionen Dollar, ohne damit schon über den Erlaß des ganzen Schuldenrestes entscheiden zu wollen. Als Moskau sich zur Bewilligung dieser Forde­rung nicht verstand, brach Roosevelt die Verhandlungen kurzerhand ab, und Herr Trojanowsky, der russische Bot­schafter in Washington, soll das Staatsdepartement recht niedergeschlagen verlassen haben, als ihm die entsprechenden Eröffnungen gemacht worden waren. Die Aufhebung des amerikanischen Generalkonsulats in Moskau und die Ein­schränkung des Botschafterpersonals mit den möglichen wei­seren Konsequenzen eines völligen Abbruchs der diploma­tischen Beziehungen sind die recht deutliche Antwort, die die amerikanische Regierung nunmehr auf die russische Zah­lungsunwilligkeit gibt.

Man wird es in Moskau recht peinlich empfinden, daß dieser diplomatische Mißerfolg mit einer Entwicklung zu-

Tagesspiegel.

Eine weitere Verordnung zum Ausbau des Reichsnähr­standes betrifft die auf dem Gebiet der Marktordnung ge­bildeten Zusammenschlüsse.

Dr. Schacht sprach in Breslau überWirtschaftspolitische Fragen der Gegenwart."

Der preußische Ministerpräsident Göring spricht in Kund­gebungen für das Wrnterhilfswerl und wird demnächst auch Freiburg und Stuttgart aufsuchen.

Die Reichsbahn hat einen großzügigen Plan für kosten­lose Ausbildung begabter Kinder ausgearbeitet und stellt dazu erhebliche Mittel zur Verfügung.

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In allen deutschen Hochschulen fand zur Eröffnung der Saarspende der deutschen Studentenschaft ein Saar-Appell statt.

Der britische Außenminister Sir John Simon ist am Freitag in Paris eingetrosfen. Obwohl der Bestich privater Art ist» triftt er sich mit Ministerpräsident Flandin.

lammenfallt, die vielleicht auch in Europa zu einem Fehl­schlag der intriganten Politik Litwinows führt. Das Er­gebnis der französisch-englischen Besprechun­gen in London wird im Kreml durchaus nicht begrüßt. Wie Litwinow die Anlehnung an USA. suchte, jo hat er sie auch an Frankreich erstrebt und dabei in Barthou einqri ihm sehr genehmen Gegenspieler gefunden. Litwinow hat dabei von Anfang an auf die französisch-russische Allianz hinaus­gewollt, von der er allerdings wußte, daß sie nur erreichbar ist, wenn es gelingt, eine französisch-deutsche Verständigung zu Hintertreiben. Als sie sich trotzdem am Horizont abzu­zeichnen begann, wurde man in Moskau unruhig, und als Herr Laval, weniger von dem Gedanken der Isolierung Deutschlands beherrscht als Barthou, am Quai d'Orsay ein­zog, suchte Litwinow ihm die Hände durch jenes Genfer Abkommen zu binden, in dem dem Ostpakt die unbedingte Priorität vor anderen außenpolitischen Abmachungen Frankreichs ausbedungen wurde. Nun ist m London jenes Projekt einer Luftkonvention der Westmächte aufgetauchr, die unter Umständen nicht nur die Verhandlungsbrücke zwischen Frankreich und Deutschland bilden könnte, sondern die wegen der durch sie gewährten englischen Garantie viel­leicht auch das Interesse Frankreichs "an Sowjetrußland in den Hintergrund drängen wird. Man sagt dem französischen Ministerpräsidenten Flandin ohnedies nach, daß er ein Än- hanger der westlichen Orientierung sei. Moskau läßt zur Zeit alle Minen springen, um die Ostpaktidee zu stützen, von der man im Kreml weiß, wie schwere Bedenken Deutsch­land gegen sie zu erheben hat. Aber der Ostpakt ist im Au­genblick garnicht Selbstzweck der sowjetrussischen Außenpo­litik, sondern ganz offensichtlich Mittel zur Isolierung Deutschlands und so denkt sich das wenigstens Herr Lit­winow zur Herbeiführung der französtich-sowjetrussi- schen Allianz. Wenn nicht auch das wieder eine Fehlkon­struktion seiner Außenpolitik sein sollte!

Sr. Elhacht Wer ivirlWstSPlitW Nagen

Breslau, 8. Febr. Auf Einladung der Industrie- und Handels­kammer Breslau sprach am Donnerstag im Konzerthaus vor etwa 1700 Vertretern der schlesischen Wirtschaft der mit der Füh­rung des Reichswirtschaftsministeriums beauftragte Reichsbank­präsident Dr. Schacht überWirtschaftspolitische Fragen der Gegenwart". Dr. Schacht schickte seinen Ausführungen, die wie- - verholt durch starken Beifall unterbrochen wurden, voraus, daß ein absolutes Sichoerstehen zwischen denen, die leiten, und denen, die ausführen, notwendig sei, ein absolutes Hand-in-Hand- Arbeiten, um an den gewaltigen Aufgaben mitzuwirken, oie sich das Dritte Reich gestellt habe. Um zu ermessen, was in den letzten zwei Jahren seit der Machtergreifung durch den Na­tionalsozialismus geschehen ist, müssen wir. so führte der Reichs- bankpräfident aus, uns ins Gedächtnis zurückrufen, was vorher war. Nachdem wir den Krieg verloren hatten, der eine Unzahl von Produktionsquellen einfach zum Verschwinden brachte, gab , es zwei Möglichkeiten, um aus diesen Schwierigkeiten heraus­zukommen. Die eine, leider von den Nachkriegsregierungen nicht befolgte, wäre eine friederizianische Politik gewesen, die aus eigener Kraft versucht hätte, das Verlorene wieder auszubauen. Der Marxismus bediente sich der anderen Möglichkeit, die Dinge einfach treiben zu lassen und Wünsche nach Annehmlich­keiten zu erfüllen. Die Mittel, um eine derartige Politik ver­folgen zu können, wurden freilich vom Auslande geborgt.

Dr. Schacht ging sodann über zu der bekannten Krisis des Jahres 1931. Zwei Faktoren haben im wesentlichen zu ihr geführt: das wachsende Mißtrauen über die Zahlungs­

fähigkeit Deutschlands und der Mangel an politischem Ver­trauen zu Deutschland. Die damalige Wirtschastsderoute hatte jene in unseliger Erinnerung stehende Vrüningsche Deflations­politik zur Folge. Niemals ist unser Warenausfuhrllberschutz so groß gewesen wie 1931. Was war aber die Folge davon? Herabgedrückte Löhne, Anwachsen der Arbeitslosenzahl auf sechs Millionen, eine ruinierte Landwirtschaft und eine ruinierte Volkswirtschaft überhaupt. Diese Politik hat sich zwangsläufig totgelaufen und sie endete mit dem Umschwung, in dem Ser Nationalsozialismus an die Macht kam.

Dr. Schacht behandelte nun die Fragen der deutschen Aus­landsverschuldung, der Rohstoffbeschaffung sowie der Finanzierung der Arbeitsbeschaffung, wobei er insbesondere di« Zusammenhänge zwischen Arbeitsbeschaffung und Rohstoff­beschaffung eingehend darlegte. Er betonte, daß es sehr wertvoll für die Mitglieder der Reichsregierung sei, dann und wann zur Wirtschaft zu kommen und ihr zu sagen, daß es nicht allein an der Regierung liege, wenn die Dinge nicht alle wunsch­gemäß vorwärts kommen, daß es nicht schlechter Wille, Büro­kratie usw. sei, sondern daß die zu bewältigenden Aufgaben überaus schwierig sind, so daß wir Verständnis und Duldung und nicht zuletzt die zweckvolle Mitarbeit der Wirtschaft be­nötigen. Das folgerichtige Ergebnis der im Außenhandel über­handnehmenden Schwierigkeiten war der neue Plan, der ein unerläßliches Instrument zur Gesundung der deutschen Wirtschaft ist. Auf eine einfache Formel gebracht, ist der Sinn dieses Planes folgender: Nicht mehr kaufen, als man bezahlen kann, und so viel verkaufen, wie nur irgend möglich. Um das Ziel zu erreichen, daß tatsächlich nur das hereinkommt, was bezahlt werden kann, sind die bekannten Ueberwachungsstellen ein­gerichtet worden, die die Einfuhr ausnahmslos kontrollieren. Das Ganze basiert auf einem System desVordringlichen", d. h. weniger wichtige Einfuhr wird gegen die lebenswichtige ab­gebogen".

Eine Entwertung der Währung so, wie es andere Länder getan haben, kommt für uns nicht in Frage. Wir haben den Beweis erbracht, daß man eine Währung auch ohne Gold aufrecht erhalten kann. Diesem Ziel dient auch der neue Plan. Er muß das eine zeigen: Bedeutet der deutsche Markt noch etwas für das Ausland oder bedeutet er nichts mehr? Sind diese Millionen Konsumenten nn Herzen Eu­ropas etwas wofür sich die Welt interessiert? Die Kompen­sationsgeschäfte, die so oft mißverstanden worden sind, haben den richtigen Kern, daß nämlich das Ausland, das an Deutschland verkaufen möchte, sich nun auch Mühe geben muß, für den Absatz der deutschen Waren auf dem Weltmarkt zu sorgen. Es gibt eine ganze Reihe von Waren, die auch ohne Kompensationsgeschäfte abgesetzt werden.

Dr. Schacht hob dann die Richtigem des nationalsozialisti­schen Grundsatzes hervor, daß die Leistung des einzelnen Men­schen wieder in den Vordergrund gerückt werden müsse. Wenn der Einzelne nicht in diesem Sinne arbeitet, kann die Regie­rung sich bemühen, so viel sie will, sie wird ihr Ziel nicht er­reichen. Was nutzen Verordnungen, Vorschriften und Gesetze, wenn nicht jeder Einzelne von dem Pflichtgefühl erfüllt ist, daß er in der Gemeinschaft steht und mit ihr zu leben und zu wirken hat und daß er selbst nicht leben und wirken kann, wenn das Ganze nicht besteht.

Im letzten Teil seiner Ausführungen gab der Reichsbankpräsi­dent einen Ueberblick, in wie planvoller Weise der National­sozialismus auf dem Gebiete der Finanz- und Kapital­politik vorgegangen ist. (Aufsicht über den Kapitalmarkt, Anleihestockgesetz. Kreditwerbegesetz, Zinssenkungsgesetz.s Es ist alles getan worden, um das Vertrauen der Volksgenossen zum Staat zu festigen. Den nicht ausführbaren Plänen hat der Führer eine Politik der Ordnung und des Vertrauens entgegen­gesetzt mit der Ueberzeugung, daß man aus keiner Volkswirt­schaft mehr herausholen kann, als in ihr ist. Es kommt nicht so sehr darauf an, unter welchen Bedingungen man hierbei vorgeht, sondern vielmehr darauf, daß die Gesamtheit weiß, di« Ersparnisse des Volkes werden so angelegt, daß dem Einzelnen kein Unrecht geschieht und die Gesamtheit doch eine Förderung erfährt. W'r müssen erkennen, daß wir in einer Notzeit leben und daß wir für ein Jahrzehnt aus Annehmlichkeiten des Le­bens, wie wir sie vor dem Kriege hatten, zu verzichten haben. Wir müssen uns bescheiden entrichten, wenn wir durch diese Selbstbescheidung und dieses Zusammenstehen die Zukunft unserer Kinder sicherstellen wollen.

Wir befinden uns auf der richtigen Bahn und wir werden unter der nationalsozialistischen Führung unsere Lage meistern, auch wenn sie noch so schwierig ist.

ElilMllleii MW unbeliebt

i Der Umschwung der öffentlichen Meinung

Es lag auf der Hand, daß die Auswirkungen des deutschen Saarsieges sich nicht auf die unmittelbaren Folgen, soweit sie die Rückgliederung des Saargebietes betrafen, befchrän- i ken würden. Schon in den ersten Tagen nach dem 13. Ja- s nuar setzte in einem Teil der Weltpresse eine gewisse Ee- j Wissenserforschung ein, die in der Folgezeit sich zu bemer­kenswerten Erkenntnissen verdichtete. Am auffälligsten war ! der Umschwung in Frankreich, wo sich plötzlich Stimmen vernehmen ließen, die man mit einer derartig scharfen Verurteilung des Emjgrantenwesens nicht erwartet hätte-