Nr. 101

Amt»- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Lalw.

98. Jahrgang.

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Mittwoch, de» SV. April 1924.

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Neueste Nachrichten.

Der Bayerische Jndustriellenvrrband hält wie der deutsche Indu­striellen verband das Sachverständigengutachten für ein« ge«

' eignet, Grundlage zu Verhandlungen.

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Die Antworten Japans, Polens und Jugoslawen» an di« Repa» rationskommission find in Paris «ingetrofsen.

Die nach Amerika -urückgekehrten amertkaaischen Sachverständi­ge» sprechen sich für eine Teilnahme Amerika» an der Ausfüh­rung des Gutachten» an».

Zur Reparationsfrage.

Prüfung der deutschen Antwort »« vertag««.

>- Pari», 2S. April. Das nach Schluß der heutigen Sitzung' der Neparationskommisfion ausgeebene EommuniquL lau: ?et: Im Verlaufe der Sitzung der Neparationskommisfion, die heute Nachmittag um 3 Uhr abgehalten wurde, ist be­schlossen worden, die Prüfung der deutschen Antwort auf die Note der Neparationskommisfion vom 17. April und di« Prüfung der Antworten der alliierten Regierungen auf den gleichen Beschluß auf eine spätere Sitzung zu vertagen, um offiziöse Verhandlungen zu ermöglichen, die morgen Vormittag stattfinden sollen.

s Berichterstattung Theunis' und Hymans i» Brüssel.

Parts, 29. April. Der Brüsseler Korrespondent des Temps" meldet, daß Ministerpräsident Theunis und der Außenminister Hymans heute vormittag dem König von ihrer gestrigen Besprechung mit dem französischen Minister­präsidenten in Kenntnis gesetzt haben.

Der englische Delegierte in der Neparationskommisfion, Bradbury, reist morgen abend nach London. Die Reise steht in Verbindung mit der demnächst stattfindenden eng­lisch-belgischen Ministerpräsidenten-Konferenz.

Theunis hofft auf eine Berstäudigung.

Parts, 29. April. Nach einer Havas-Meldung aus Brüs- sel hat Theunis vor feiner Abreise aus Paris gestern dem Pariser Berichterstatter derLiberte Belgique" erklärt: Ich verhehle nicht, daß noch viele Schwierigkeiten zu überwin­den sind, aber die Tatsache, daß wir am Donnerstag unsere Reise nach London fortsetzen werden, zeigt klar und deut­lich, daß wir davon überzeugt find, eine allgemein« Ver­ständigung erreichen zu können.

Zusammenkunft Mussolinis mit Theunis.

Rom, 29. April. Nach seiner Rückkehr von der geplan­ten Sizilienreise wird Mussolini eine Zusammenuknft mit Theunis und Hymans haben. Als Ort der Konferenz, die voraussichtlich Mitte Mai stattfinden soll, ist Mailand vor­gesehen.

In der letzten Zeit find in der Auslandspresse irrefüh­rende Nachrichten über die italienische Außenpolitik aus­getaucht vor allem sprach man von einer italienischen Annäherung an den französischen Standpunkt in der Repa­rationsfrage. Demgegenüber legt die italienische Regie­rung Wert daraus, kund zu tun. daß in ihrer Politik hin­sichtlich der Ruhr und der besetzten Gebiete Deutschlands keine Aenderung eingetreten sei, daß geheime Abmachun­gen in dieser Sache nicht bestehen und daß sie an der Not­wendigkeit einer raschen Lösung des Reparationsproblems im Sinne der Vorschläge der Sachverständigen festhält und nicht gewillt ist, sich zu irgendwelchen Intrigen herzugeben, um die Lösung des Reparationsproblems zu verschleppen.

Die sranzöfische Antwort auch bei den Neutralen nicht befriedigend.

Bern, 29. April. Zu der französischen Antwort an die Reparationskommission über die Sachverständigengutachten schreibt derBerner Bund", daß Frankreich, indem es die in der Presse bereits erörterten Vorbehalte nunmehr auch offiziell vorbringe, die Einigung oder doch die rasche Erle­digung erschwere. An eine baldige und Eesamträunrung

des Ruhrgebiets sei bei einer Verwirklichung dieser Vor­behalte nicht zu denken und die Lösung des Reparations­problems würde dadurch auf unabsehbare Zeit verschleppt. DieNeue Zürcher Zeitung" bemerkt, daß für Poincarö die Stunde der Verhandlung unter den Alliierten zu rascher Realisierung des Expertengutachtens noch nicht ge­kommen zu sein scheine. Der französische Bremsklotz sei in völliger Aktion.

Die Antwort von Jugoslawen,

Paris, 30. April. Die Reparationekommiffivn veröffent­licht die von Jugoslawen und Ja-a» «n-zrangenen Ant­worten auf ^en Besch-atz der Reparationskommiffion vom 17. April. Die südslavische Regierung erlärt, daß sie mit größtem Interesse Kenntnis von dem Bericht genommen habe, der unzweifelhaft als das Vollkommenste bezeichnet werden müsse, was über die Einnahmequellen und di« Zah­lungsfähigkeit Deutschlands festgestellt worden sei, fodaß die Reparationskommission auf Grund des Art. 234 des Frie- densoertrags ihr Urteil aussprechen könne. Die südslavische Regierung müsse di« große Kompetenz der Eachoerständi- gen, ihren Sinn für Realitäten und ihre UnparteiliAeit anerkennen, di« ihren Konklusionen große moralische Auto­rität gäben. Sie fei bereit, mit den anderen alliierten Re­gierungen, soweit dies ihren Befugnissen zustehe, mitzuar­beiten an den Maßnahmen, die nach einem gemeinsamen Einverständnis im gegebenen Augenblick als notwendig empfunden würden, um deiMNdgültigen Plan wie ihn die Reparationskommisston bestimme, zur Ausführung zu bringen.

Antworten von Japan und Polen eingetroffe«.

Paris, 29. April. (Aavas.) Die Reparationskommiffion hat heute morgen die Antworten der Regierungen von Japan und Polen bezüglich der Sachverstnädigengutachten erhalten. Beide Dokumente werden wahrscheinlich im Lauf des Abends veröffentlicht werden. Die Reparationskom- Mission wird in ihrer Sitzung von heute Nachmittag diese Antworten, sowie diejenigen der Regierungen von Eng­land nnd Italien einer Prüfung unterziehen.

Erklärung des Abgeordneten Louis Dubais.

Paris, 29. April. Bei einem Frühstück der Union et de Industrie erklärte der Vorsitzende, der ehemalige fran­zösische Delegierte in der Sachverständigenkommission, Ab- gvrdnete Louis Dubais, in einem Vortrag überDie Sach­verständigenberichte und die interalliierte Politik", den Sachverständigen sei eine rein konsultative Aufgabe über­tragen worden, da allein die Reparationskommission befugt fei, über die heutige Zahlungsfähigkeit Deutschlands und über die zur Sicherheit der Zahlungen ihm aufzuerlegen­den Maßnahmen eine Entscheidung zu treffen. Der Plckn des Komitees Dawes erfordere eine sehr eingehende Prü­fung, namentlich, was den Gegenstand der Zahlungen und das Verfahren bei ihrer Konvertierung anlang«. Die von den Sachverständigen vorgvsehenen Leistungen sollten nicht nur di« Schäden an Gütern und Personen, sondern auch die Kosten sämtlicher Besatzungsarmeen, die Salden der Aus­gleichsämter und sämtliche übrigen Kriegslasten, selbst di« Restitution decken, so daß bei Berücksichtigung der belgischen Priorität Frankreich für 1924/25 beispielsweise nichts auf Reparationskonto zu beanspruchen hätte, selbst wenn der Sachverständigenplan vollen Erfolg habe. Was das Ver­fahren bei der Konvertierung der einbezogenen Summen anlange, so stelle es einen ausgesprochenen Eingriff in die Kompetenz der Reparationskommisston dar, und mache die Zahlungen an die Gläubiger zu einem regelrechten Risiko. Bevor die Reparationskommiffion also ihr« Entscheidung fälle, habe sie eine wichtige Aufgabe vor sich. Wie auch diese Entscheidung ausfalle und welche Verpflichtungen man Deutschland übertrage, ohne eine feste und solide Politik der Alliierten seien keine greifbaren Zahlungen zu erhof­fen. Nach der Vergangenheit zu schließen, könne man, was die Möglichkeit einer derartigen Politik «Uaag», sehr skeptisch sein. ^

Kein Besuch Poincares in London.

London, 30. April. An zuständiger Stell, ist nichts Lb«i einen Besuch PoincarSs in London, der nach den Wahlen er­wartet wird, bekannt, doch wird e» für sicher gehalten, daß der britische und der französische Prenrierminister binnen 2 Monaten ein« Begegnung haben werden.

Für di« Teilnahme Amerika».

London, 3V. April. Reuter meldet aus Newyork: Pöring und Robinson, die an Bord des Dampfers .^Leviathan" »gekommen find, dringen in einer gemeinsamen Mitteilung auf die Beteili­gung Amerikas an der Ausführung des Sachverständigenplanes, besonders bezüglich der Deutschland zu gewährenden Anleihen, die «ine gesunde Kapitalsanlag« darstell« unS» für die mnsang- reiche Bürgschaften gegeben seien. Di« Anleihe würde dem Da- wesplan Wirksamkeit geben, di« wirtschaftliche Ruhe «nid di» Kaufkraft Europas wiederherstellen und z» einer Epoche des Frieden» und der Zusammenarbeit führe«.

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Reichswirtschast»«r«tper -am» zu« Sachverständigerbericht.

Köln, 2S. April. In einer Unterredung mit dem Berliner Vertreter derKölnischen Zeitung" über di« wirtschaftliche» Grundlage» de» Sachverständigengutachten» führt, Reichswirt» schaftsminrfter Hamm aus: Nach mein«, Ueberzengung über­schätzen di« Sachverständigen di« innere deuHch« Leistungsfähig­keit. Man darf wicht vergessen, daß Deutschland Ungeheure» schon au» seiner Volkswirtschaft abgeführt hat, wach deutscher Berech­nung bis Ende 1S23 über 43 Milliarden. Dabei dürfen die Der- lriste an Grund und Boden, Schiffen, Kapital nicht vergessen werden. In den Bestimmungen über Reichsbahn und Reichs» bank sieht der Minister schwere Belastungen. In den Vorder ei- tungsoerhaudlungen muh eine maßgebliche fremd« Einwirkung auf die Fäll« nachweisbarer schuldhafter Verletzung beschränkt werden. Die Besorgnisse, daß die Kontrolle politisch ausgenutzt werden könnte, werd« dadurch gelindert, daß bei der Eoldnoten- bank und dem llebertragungsausschuß nicht politische Vertreter der Regierungen, sondern unabhängige Sachkenner fitzen.

In der Wiederherstellung der deutschen Etaatseinheit und Staatsoberhoheit an Rhein und Ruhr, die von den Sachver­ständigen selbst in klaren Worten als wichtige Voraussetzung deutscher Leistungen bezeichnet worden ist, erblickt« die Reichs­regierung da» politische Ziel, wenn sie sich bereit erklärt«, das Sachverständigengutachten als Grundlage der Reparationslösung anzunehmen. Di« Reichsregierung habe für ihren Entschluß die stärkste Unterstützung durch Politik und Wirtschaft gefunden. Der neue Reichstag werde die Entscheidung über die Durchführung des Sachverständigengutachtens zu treffen haben, für welche die gesetzgeberischen Vorbereitungen bereit» im Gange seien.

Auch die bayerische« Industrielle» für da» Gntachte«.

Berlin, 29. April. Wie dieZeit" aus München meldet, hat die Vorstandschaft des Bayerischen Zndustriellenverbande» bei den allergrößten Bedenken gegen die Hoheitsrechte des Deutsche» Reiche» das Gutachten der Sachverständigenkommission als eine geeignete Grundlage zu Verhandlungen für di« Lösung de» Re­parationsproblems anerkannt. Der Verband der bayerischen In­dustriellen billigt daher die Absicht der Reichsregierung, aus Grund des Gutachtens in Verhandlungen einzutreten.

Auch der EesamtvorstaNd des Verbands Rheinisch« Indu­strieller hat sich, wie uns «in eigener Drahtbericht meldet, nach eingehender Beratung einstimmig auf den Boden der vom Reichsverband der Deutsche, Industrie abgegebenen Erklärung zum Sachverftändigen-Gutachten gestellt, die, wie gemeldet, in dem Gutachten eine Grundlage zur Lösung des Reparationspro­blems steht. Die Aebereinstimmung der rheinischen Industrie mit der Auffassung des Reichsverbands erscheint namentlich auch deshalb bedeutsam, weil vom Reichsverbond gerade die Not­wendigkeit der Wiederherstellung der wirtschaftlichen Einheit für das besetzte und unbesetzte Gebiet nachdriicklichst betont wird.

Ausland.

Laugsam« Arbeit.

London, 30. April. Der Ausschuß der 'englisch-russischen Kon­ferenz ist gestern morgen zusammengetreten. Die Unterlominij- fion des Ausschusses für die Schuldenfragen trat mittags zu­sammen. Keiner der Ausschüsse hat seine Arbeiten weit genu­gefördert, um einen Bericht zu erstatten, fodaß da» Datum für die SonfereN noch nicht bestimmt werden kan».