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69. Jahrgang

Montag den 3. Dezember 1934

Fernruf 479

Nummer 281

Fernruf 479

Unerwartetes Ende

des Ehaeo-Krieges

Nicht durch den Völkerbund, sondern durch Revolution

Zu den vornehmsten Aufgaben des Völkerbundes gehört die Aufrechterhaltung des Friedens in der Welt. Sollten trotz seiner Bemühungen doch irgendwo kriegerische Ver­wicklungen sich ereignen, soll er um Friedensvermittlung und sriedlich-schiedlichen Ausgleich bemüht sein. Das Ka­pitel dieser Völkerbundsarbeit ist besonders an Grotesken reich. Die Sprache der Geschütze und Gewehre hat sich im­mer wieder von neuem als eindringlicher und überzeugen­der erwiesen als die Beschwörungsformeln von Genf. Der nunmehr schon sechs Jahre währende Konflikt im Fernen Osten ist ein besonders beweiskräftiges Beispiel dafür.

Auch im Lhaco-Konflikt zwischen B olivien und Pa - raguay hat der Völkerbund keine rühmliche Rolle ge­spielt, Gewiß, er hat eine Kommission entsandt, die einen schönen Bericht erstattete, er hat durch seine Spruchsprecher die beiden kriegführenden Staaten, die Mitglieder des Völ­kerbundes sind, zum Frieden ermahnt, und er hat schließlich ganz konkrete Waffenstillstands- und Vergleichsvorschlägs ausgearbeitet und zur Beschickung einer Friedenskonferenz in Buenos Aires aufgefordert. Dabei war er vorsichtig ge­nug, ein wahrscheinliches Fiasko dieser Konferenz in den 1 Berechnungsbereich einzubeziehen und für den Fall des > Scheiterns der Friedensverhandlungen die Anrufung des Haager Gerichtshofes zu empfehlen. Den ersten Vorschlag auf Waffenstillstand und Schaffung einer neutralen Zone in einer Breite von 100 Kilometer hatte Paraguay abgelehnt : mit der etwas merkwürdig anmutenden Begründung, daß f eigentlich seit 1879 Waffenstillstand zwischen ihm und Bo­livien herrsche. Wenn man zwischendrein ein wenig Krieg geführt habe, sei dies nichts anderes, als eine gelegentliche Unterbrechung des immer noch geltenden Rechtszustandes der Waffenruhe.

Da sich der Völkerbund über diese juristischen Deduk­tionen nicht ganz im klaren war, vertagte er die Weiterbe­handlung des Cchaco-Konflikts auf die erste Dezemberwoche. Ein unerwartetes Ereignis hat ihn nun vor der weiteren Blamage des Nichtgehörtwerdens bewahrt. Der Krieg ist von selbst zu Ende gegangen, allerdings nicht durch eine kriegerische Kampfhandlung, sondern mittels einer Revo­lution in Bolivien. Eigentlich ist es verwunderlich, daß die­ser in Südamerika nicht ungewöhnliche Weg nicht schon längst befchritten worden ist. Der seit etwa fünf Jahren un­unterbrochene Krieg in derGrünen Hölle" des Chaco hat durch die enormen Opfer an Menschen, Material und Geld beide Staaten an den Rand des Ruins gebracht. Vielleicht hat nur der Umstand, daß ein wirklich entscheidender Sieg bisher noch nicht errungen war, den Ausbruch einer Revolution verhindert. Nun ist sie in Bolivien über eine persönliche Angelegenheit erfolgt. Der Präsi­dent David Salamanca hatte sich in das Kriegs­gebiet begeben, um eine Veränderung in den obersten Po­sten der Heeresleitung vorzunehmen, da die Regierung in La Paz mit der Kriegführung nicht einverstanden war. Es kam aber anders, als es sich der Präsident gedacht hatte. Bevor er den kommandierenden General seines Postens ent­heben konnte, wurde ervonden eigenenTruppen gefangengenommenundzurAbdankungge- zwungen. In der bolivianischen Hauptstadt wurde dieser revolutionäre Akt mit Freuden begrüßt, die Regierung zum Rücktritt gezwungen und der bisherige Vizepräsident Te- jada zum Präsidenten ausgerufen, der sofort ein neues Ka­binett zusammenstellte.

Inzwischen war aber auch diebolivianischeFront zusammengebrochen. Die Gefangennahme des Prä- st^nten war bereits ein beredtes Zeugnis für die innere Zerrüttung. Die Armee ist nach so viel opferreichen Käm- pfen knegsmüde. Wahrscheinlich war Paraguay über den Zustand innerhalb der bolivianischen Armee unterrichtet, durch seinen Vertreter beim Völkerbund die Waffen- LE.'Edsvorschläge ablehnte. Der Oberbefehlshaber seiner ans" 2ose Estigarribia, befahl eine Offensive

n ganzen Front, die von einem überraschenden Er- vianer Ä'" größten Teil setzten sich die Voli-

tenkamÄkÄ>."^^-'?«E mehr zur Wehr, sondern sie räum-

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rn Männern zusammensei Stande sein, das Heer u

Chaco-E^bi^^^Iureißen. An eine Wiedereroberung des war, ist eben;iwL,,'Etbisher in bolivianischem Besitz nen neuen ^ denken, es sei denn, daß es durch ei-

des Vestehkns ^ dann der 35. in den 107 Jahren

das Land u ein^^^'^Luischen Staates wäre, gelänge. Aussichten dafür sinn" Kraftanstrengung zu bringen. Die Schlreßlick dar/nwn wenig erfolgversprechend.

Paraguay nickt mind!^ vergessen, daß das jetzt siegreiche

Lner Der Kr^a im Och°pft ist wie sein unterlegener »egner. Der Krieg im Chaco ist zu. Ende. Lrn künftiaen

Tagesspiegel.

An allen deutschen Hochschulen fanden am Samstag Pro­testkundgebungen statt. Die Berliner Kundgebung wurde auf alle deutschen Sender übertragen.

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Am Samstag wurde das neue deutsch-französische Han­delsabkommen unterzeichnet.

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Das Direktorium Neizgys im Memelland ist auf Grund des Einspruches der Signatarmächte zurückgetreten; der Gouverneur des Memelgebietes hat den Rücktritt an­genommen.

Ein Vertrauter Stalins, der Sekretär der Leningrader Parteiorganisation, Kirow» ist von einem Terroristen er­schossen worden.

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In Verbindung mit der Eröffnung einer Thüringer Spielzeugschau in Veuthen sprach Reichsinnenminifter Dr. Frick zu den Grenzlanddeutschen.

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Der französische Außenminister Laval hielt Freitag nacht seine große außenpolitische Rede vor der Kammer, auf die scharfe Erklärungen Franklin-Bouillons gegen Deutschland folgten. Die Kammer hat dann am Samstag den gesamten Ausgabenhaushalt angenommen.

Frieden wird Paraguay zufrieden fern, wenn es die im Chaco befindlichen Oelvorräte zugesprochen erhält. Wenn dann auch noch Volivieni ein Reststeck des Chaco bekommt, ist das nationale Prestige wenigstens einigermaßen be­wahrt.

Hoffentlich vergißt man nicht, auf den beiderseitigen Briefmarken, die nach altem Brauch die geographischen Lan­desgrenzen aufweisen, die neue Chaco-Grenze richtig zu ver­zeichnen. Das wäre übrigens eine hübsche Kontrollaufgabe für den Völkerbund, dem nun durch das plötzliche Kriegs­ende in derGrünen Hölle" das satzungsgemäße Bemühen um Friedensstiftung ohne sein Zutun etwas jäh abgeschnit­ten worden ist.

Ir. §M IN de« GrenzllMeilWn

Das Dritte Reich vergißt keines seiner Glieder"

Auf der Grenzlandkundgebung am Samstag in Veuthen, die mit der Eröffnung einer thüringischen Spielzeugschau verbun­den ist, hielt Reichsminister Dr. Frick eine längere Rede, in der er u a. ausführte:

Das durch unermüdlichen Schaffensdrang und rührigen Ge- werbesleiß sich auszeichnende Oberschlesien hat an dem in­dustriellen Gedeihen anderer deutscher Landesteile seit jeher leb­haften Anteil genommen. So werden auch die Erzeugnisse thü­ringischer Heimarbeit gerade hier die Würdigung erfahren, die ihrer Eigenart und Mannigfaltigkeit zvkammt. Aber wie das Werk ihres Fleißes auch entstehen mag, nicht das Was der Arbeit entscheidet im nationalsozialistischen Staat, sondern daß der Schrecken der Arbeitslosigkeit aus deutschen Landen verschwinde.

Ich kann hier nicht darauf verzichten, die Teilung Ober schlesiens durch das Versailler Diktat zu erwäh­nen, das ein einheitliches, aufeinander abgestelltes und eng ver­flochtenes Industriegebiet in zwei Teile geschnitten hat. Ich hoffe, daß die gegenseitigen Beziehungen, die im Genfer Ab­kommen, dem ersten zweiseitigen deutsch-polnischen Vertrag, ihre rechtliche Grundlage gefunden haben, sich jetzt so auswirken wer­den wie es dem Geiste des deutsch-polnischen Freundschaftsabkom­mens entspricht. Die freie eigene Entwicklung aller derjenigen Reichsdeutschen, die sich in Oberschlesien, wie im ganzen Reiche, zum polnischen Volkstum bekennen, haben wir, entspre­chend den Weisungen unseres Führers zu den Volkstums­fragen, sichergestellt. Wir hoffen zuversichtlich, daß auch auf die­sem Gebiete gerade in Ostoberschlesien entsprechende Schritte der anderen Seite folgen werden. Denn genau wie Polen sich für seine Volksgenossen in der ganzen Welt und besonders im benachbarten Deutschland interessiert, werden auch wir niemals aufhören, uns für unsere deutschen Volksgenossen im Nachbar­lande Polen einzusetzen. Beide Völker, die so stark aufeinander angewiesen sind, haben heute in der Arbeit für den Wiederauf­bau und für die Erfüllung des Friedens starke gemein­same Interessen. Gerade Oberschlesien mit seinem dichten In­dustriegebiet wird nur in friedlicher Arbeit zu neuem Wohlstand aufsteigen können. Die Bevölkerung, die nach ihrem Bekenntnis, ihrer kulturellen Entwicklung und ihrer Siedlungsgeschichte zum deutschen Volkstum gehört, weist mit das beste Menschenmaterial auf, das Deutschland heute besitzt.

Nach einem Rückblick auf die Geschichte Schlesiens fuhr Reichs­minister Dr. Frick fort: So wie damals 1920 hier in Oberschlesien entsprechend dem Versailler Diktat eine Volksabstimmung statt­fand, in der sich die Bevölkerung Oberschlesiens in überwältigen­dem Maße zum Deutschtum und zum Deutschen Reich bekannt hatte, so stehen wir jetzt im Saargebiet vor der letzten Volksabstimmung, die im Versailler Diktat festgelegt wurde. Im Westep rpje im Osten Bollwerkund bestes deutsches Volkstum.

Ich bin überzeugt, daß der Klang der Glocken an der Saar, die die Stunde der Freiheit, der Wiedervereinigung mit Deutsch­land einläuten werden, hellsten Widerhall gerade hier in Ost­oberschlesien finden wird. In dieser innigen Volksverbun­denheit wird sinnfälliges Zeugnis für die Einheit der Na­tion abgelegt: Ein Volk, ein Führer, ein Reich! Diese herrliche Einheit der Nation findet ihren sinnfälligen Ausdruck in der vom Führer eingeleiteten Winterhilfe. In den Rahmen dieses Hilfswerks gliedert sich auch die Thüringen-Schau im Landes­museum ein. Wenn jede Arbeit den deutschen Menschen adelt, dann verdient jene Bevölkerung und ihr Werk von Stadt und Kreis Sonneberg im Thüringer Land mit Rücksicht auf ihre schweren Lebensbedingungen besondere Achtung und freudige Aufnahme, und an dieser Stelle »ruß ich wie auch schon früher anerkennen, daß gerade das Sonneberger Gebiet in Thüringen eine Hochburg der deutschen Freiheitsbewegung gewesen ist und damit wesentlich zum Siege der nationalsozialistischen Idee in Thüringen und im ganzen Reiche beigetragen hat.

Die Deutschen Oberschlesiens diesseits und jenseits der Grenzen aber sollten aus meiner heutigen Anwesenheit in der südöstlichen Stadt Deutschlands und aus der durch mich erfolgenden Eröff­nung der Sonneberger Spielzeugschau in Veuthen entnehmen, daß das neue, das Dritte Reich, keines seiner Glieder vergißt, und der nationalsozialistische Staat in Treue seiner Getreuen gedenkt und sie nie uird nimmer verlassen wird.

Protest gegen Prag

Eemeinjchaftskundgebung der gesamten deutschen Studentenschaft

Berlin, 2. Dez. An allen deutschen Hochschulen wurden am Samstag mittag Protestkundgebungen gegen die Ausschreitungen in Prag veranstaltet. Die Berliner Kundgebung in der neuen Aula der Berliner Universität stand im Mittelvunkt. Sie wurde von allen deutschen Sendern übertragen, und die gesamte deutsche Studentenschaft erlebte sie in ihren Hörsälen und Versammlungs­räumen am Lautsprecher mit.

Der Rektor der Friedrich-Wilhelm-Universität und der Reichs« sichrer der Deutschen Studentenschaft sprachen über die furchtbare Schmach, die dem Deutschtum in Prag angetan worden ist, und riefen die studentische Jugend der ganzen Welt zum Protest auf Die aufrüttelnden V-fte eines Sprechchores lei­teten die Feier ein. Stehend und mit erhobener Rechten sangen die Tausende in der Aula, in den angrenzenden Gängen und aus dem Kaiser-Franz-Josef-Platz das alte deutsche Studentenlied: Burschen heraus".Lever tod als Slav" hallten dann wider wuchtig die Worte des Sprechchores durch den Raum.

Darauf nahm Rektor Professor Dr. Fischer das Wort. Ein einziger Schmerz hat uns hierher geführt, so führte er u. a. aus, der Schmerz um unsere gedemntigte Schwester Prag, eine Em­pörung über das ungeheuerliche Vorgehen gegen eine altehrwür­dige Stätte geistiger Arbeit, ein Gefühl der Verbundenheit mit denen, die in der Abwehr ein Stück Deutschtum verteidigten, eine deutsche Hochschule, an der man sich vergriff. Der Rektor gab dann einen ausführlichen Ueberblick über die Geschichte der Pra­ger Universität. Es geht nicht um materiellen Wert, es geht um deutsche Ehre, die beleidigt und getreten ist, es geht um ein Stück deutscher Kultur, um einen Hort des Deutschtums, und ein Symptom ist es, daß Schritt um Schritt deutsch« Leistung und deutsches Leben auf Außenpostcn im Osten gedrosselt werden soll, und gerade heute, wo unser Führer der ganzen Welt die Friedenshand reicht. Es geht nicht um Kleinigkeiten, wie es eine halbtausendjährige Eoldkette, ein Rektorstab und Fakultäts­szepter schließlich sind, es geht umeine deutsche Univer­sität. (Lebhafter Beifall.) Was dankt europäische Kultur, so rief der Rektor aus, was dankt unser Volk den deutschen Uni­versitäten in der Reihe der gesamten Universitäten der Welt. Und nun soll eine aus ihrer stolzen Reihe entehrt werden, be­raubt, beschimpft? Wenn wir Deutsche auch nur annähernd Aehnliches täten, wie würde das WortBarbaren" wohl wieder aufflammen über uns! Wir legen feierlichst Verwahrung ein gegen das schreiende Unrecht, das Prag geschieht, wir em­pfinden es als eigenes, alle sind wir getroffen! Aber sind nicht die anderen auch getroffen? Gibt es keine wirkliche Universitas über Landesgrenzen und Nationalitäten hinweg? Merken Bo­logna, Salerno, Siena. Florenz oder Oxford nicht, daß ihre eigene Ehre, die Ehre aller internationalen Wissenschaft an­gegriffen ist? Wir legen Verwahrung ein vor der ganzen gei­stigen Welt! Als Zeichen des Abscheus und der Trauer ruht heute an allen deutschen Hochschulen Arbeit und Unterricht. Der Rektor schloß unter dem stürmischen Beifall des Auditoriums mit dem Ruf an die Brüder und Schwestern Prags: Harrt aus und bleibet stark, denn Recht muß Recht bleiben, so wahr uns Gott helfe!

Der Führer der Deutschen Studentenschaft, Pg. Andreas Feickert, schilderte noch einmal die unwürdigen Vorfälle des 24. November in Prag. Ein Sturm der Entrüstung wurde laut, als der Redner bekanntgab, daß die tschechischen Post- behörden die Weiterleitung von deutschen Sympathietele­grammen an die deutsche Universität verweigert haben. Der 24. November wird als ein schwarzer Tag in der Geschichte der Deutschen Studentenschaft in ihrem Bewußtsein fortleben! Das Deutschland- und Horst-Wessel-Lied beschlossen die würdige Pro­testkundgebung der Deutschen Studentenschaft.