Die Lehrabteilungen, die in her Mitte zwischen den beiden riesigen Blocks in der graubraunen Tracht Aufstellung genommen haben, setzen sich in Bewegung. In der ersten Reihe Fanfarenbläser und Männer mit dumpf klingenden Landsknechtstrommeln, dahinter die leuchtend roten Fahnen des Arbeitsdienstes. Die Lehrabteilungen teilen sich, und nach links und rechts brechen nun die langen Reihen der Fahnenschwinger ab. Die Lehrabteilungen marschieren vor der Führertribüne auf. Wenige Musiktakte, wieder Trommelgedröhn, und nun tönt ein altes Landsknechtlied auf. Und zum Takte schwingen die Fahnenträger ihre Fahnen, ein wunderschönes Bild in der leuchtenden Morgensonne.
Aus dem gewaltigen Block der erdbraunen Arbeitsmänner löst sich eine Helle, klare Stimme und schwingt sich über das Feld: Ein Gelöbnis des Arbeitsdienstes an den Führer. Der Sprechchor antwortet: „Hier stehen wir, wir sind bereit und tragen Deutschland in die neue Zeit." Symbolisch bringt der Arbeitsdienst nun zum Ausdruck diese riesige Volksgemeinschaft, die er in sich selbst verkörpert.
Fragend erhebt sich eine Stimme: „Kamerad, woher kommst du?" Und aus allen Ecken des Feldes schallen nun die Antworten: „Aus Pommern, aus Bayern, vom Rhein, aus Königsberg, von der Waterkant, aus Thüringen, aus Schlesien, von der Saar, um die wir kämpfen." Eine zweite Stimme fragt: „Kamerad, von welcher Arbeit kommst du?" Und wieder lösen sich die Antworten: „Vom Ambos, vom Schreibtisch, aus dem Hörsaal", und dann anklagend: „Ich war arbeitslos, und meine Hände verdorrten mir am Leibe."
Nun schallt ein Chor herauf zur Tribüne: „Wir standen nicht im Donner der Granaten und sind doch Soldaten." Gedämpft und getragen spielt die Kapelle nun das Lied vom guten Kameraden. Die Arme heben sich zum Gruß im Gedenken an die Toten, und aus den grauen Blöcken lösen sich wieder Worte: „Flandern, Somme, Lüttich, Düna, Jsonzo, Osten, Westen, Süden" und das Gedenken an die Toten der nationalsozialistischen Revolution schließt mit dem Ruf: „Kameraden, die Rot-Front und Reaktion erschossen", und nun heben sich wieder die Fahnen und flattern im frischen Morgenwind, und ein Helles Lied braust über den Platz: „Wir dienen dir mit dem Spaten, denn wir sind der Arbeit Soldaten", und noch einmal hören wir beschwörend: „Wir werden dich niemals verraten, denn wir sind der Arbeit Soldaten". Dem nationalsozialistischen Arbeitsdienst, der die schönste Verkörperung nationalsozialistischen Geistes darstellt, blieb es Vorbehalten, aus echt nationalsozialistischem und revolutionärem Geist eine Feierstunde zu gestalten, die wirklich eine Andachtsstunde an Deutschland war.
Reichsarbeitsfllhrer Hier!, der leuchtenden Auges und mit Stolz aus sein Werk sieht, nimmt nun das Wort.
Reichsarbeitsführer Hier! spricht
Mein Führer! Wir danken Ihnen, daß der Arbeitsdienst heute zum erstenmal vor,Jhrem prüfenden Auge steht und zeigen kann, was aus ihm im Laufe des letzten Jahres geworden ist. Heute stehen hier als sichtbares Zeichen der Entwicklung 52 000 Arbeitsmänner zn dieser Einheitstracht aufmarschiert, und einheitlich wie die Tracht ist heute Führung, Form und Geist im deutschen Arbeitsdienst. Es gibt nur noch einen: den nationalsozialistischen Arbeitsdienst. So wie hier die 52 000 auf diesem Platze, so stehen in dieser gleichen Stunde im ganzen Deutschen Reich in mehr als tausend Arbeitslagern 180 000 Arbeitsmänner zum Appell angetreten, um mit uns diese Feierstunde des Arbeitsdienstes gemeinsam zu erleben.
Im harten Ringen gegen Anfeindungen, Schwierigkeiten und Hindernisse aller Art hat der nationalsozialistische Arbeitsdienst im verflossenen Jahre seine Lebenskraft und damit sein Lebensrecht bewiesen. Der Arbeitsdienst ist ja, wie kaum eine andere Einrichtung, sichtbarer Ausdruck Ihres staatsmännischen Wollens. nämlich durch Arbeit in Frieden und Ehre unserem Volke bessere Lebensverhältnisse zu schaffen.
Wir bearbeiten deshalb im deutschen Arbeitsdienst den deutschen Boden, um ihm das abzuringen, was unser deutsches Volk braucht, um seine wirtschaftliche Selbständigkeit und Freiheit wahren zu können. Wir bearbeiten den jungen deutschen Menschen im Geiste der nationalsozialistischen Weltanschauung und helfen so mit, unser Volk zu erneuern aus dem ewig sprudelnden Quell deutschen Geistes und deutscher Kraft. Dienst am Volke, das soll der Inhalt unseres Daseins bleiben. Unsere Ehre aber wollen wir darin suchen, Ihnen, i Führer, unserem deutschen Volke und unseren Pflichten als Arbeitsmänner stets treu zu bleiben.
Mein Führer! Sie können sich auf Ihren Arbeitsdienst verlassen, in jeder Lage in schweren Tagen nicht weniger als in guten! (Stürmischer Beifall.)
In atemloser Stille tritt dann der Führer an das Mikrophon.
Rede des Führers
Mein Parteigenosse Hierl!
Das Werk, das ich hier vor mir sehe, ist, ich weiß es, Jh Werk. Den Dank für diese große Arbeit wird die ganze deutsch Nation abstatten, wenn der Segen und die Früchte dieser Arbe dereinst erblühen.
Meine Arbeitsmänner! Zum erstenmal nehmt Ihr an de, Parteitag der nationalsozialistischen Bewegung Deutschland teil. Zum erstenmal seid Ihr in dieser Form zum Appell vor mi und damit vor dem ganzen deutschen Volke angetreten. J h repräsentiert eine große Idee. Was ich gestern i der Proklamation an das deutsche Volk verkünden ließ, erfähr durch Euch seine lebendige Verkörperung. Der Nationalsozialis mus ist nicht eine reine Staatsauffassung, ist auch nicht ein Angelegenheit der äußeren Macht, sondern er ist a?s Welt anschauung eine Angelegenheit der Erziehung und damit de Zucht des ganzen Volkes. Wir sind nicht Nationalsozialisten deshalb, weil wir die Macht besitzen, sondern wir wollen, da Deutschland nationalsozialistisch wird, weil seine Söhne Na tionalsozialisten find! Und Ihr seid nicht Nationalsozialist.:
^hr ein äußeres Lippenbekenntnis auf ein Prc wolU ^bt. l°"dern weil Ihr innerlich Euch bemühen
> ch diesem Programm zu leben und nach ihm zu handele
ist die' Programm aber seinen tiefsten Sinn gib:
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bestehen kann, s^an^ nlch^übe? ^se Volksgemeinschaft nich fassungen von Beruf, Klaff und Sta' d ^
meinfame Auffassung unser Volk erfüllt ?-nzige ge
zuerst den Begriff 2er ArbÄ He7^
eigensüchtigen Zweck« uneigennützig. Absicht, Es ist ein großes Unterfangen, nun ein ganzes Volk z'
er e?en"^Mir^bab!^^^^ "nd M dieser Arbeitsauffasim/g ' Wir haben es gewagt und es wird uns gelingen nAkli^/ die ersten Zeugen dafür, daß dieses Werk nich Wirt, Eann. (Zubelnde Zustimmung.) Durch Eure Schul ?e?i d-e ganze Nation gehen! (Anhaltende Veifallskundgebun kann i^-^ w kommen, da kein Deutscher hineinwachiei Eure Eem dieses Volkes, der nicht zuerst durc
wMen ^ ^ ist. (Brausender Beifall.) Und wi
bell niM^ Millionen unserer Volksgenossen die Ar
Mr nicht mehr ein trennenden Bearikf sein wird, sondern en
allen gemeinsam verbindender und daß insbesondere dann keiner mehr in Deutschland leben wird, der in der Arbeit der Faust etwas Minderes sehen will als in irgend einer anderen. (Stärkster Beifall.)
Wir wollen nicht Sozialisten der Theorie sein, sondern als wahrhafte Nationalsozialisten auch dieses Problem wahrhaftig angreifen und wahrhaftig lösen. Und dieses große Werk wird gelingen, weil hinter ihm nicht nur die Weltanschauung einer Deutschland beherrschenden Bewegung, sondern weil hinter ihm unser Wille steht! (Neue Beifallsstürme.)
Ihr werdet heute auch zum erstenmal marschieren, zu Zehntausend« hinein in die Stadt der deutschen Reichsparteitage und ihr werdet es wissen: In diesem Augenblick sehen Euch nicht nur die Augen der Hunderttausende in Nürnberg, sondern in diesem Augenblick sieht Euch zum erstenmal Deutschland. Und ich weiß: So wie Ihr in stolzer Ergebenheit diesem Deutschland Dienst tut, wird heute Deutschland in stolzer Freude an Euch seine Söhne marschieren sehen! Heil! (Minutenlange Beifallsstürme.)
Mit erhobener Rechten singen die Zehntausend« das Deutschland- und das Horst-Wessel-Lied, während der Führer in seinen Wagen steigt, um nun durch das große Spalier wieder zurückzufahren in die Stadt.
Der Vorbeimarsch
Nürnberg, 6. Sept. Nach Beendigung des Appells des Arbeitsdienstes auf der Zeppelinwiese, als sich die 52 000 Arbeitsdienstmänner zum Marsch in die Stadt in Bewegung setzten, würben die Zufahrtsstraßen zum Adolf-Hitler-Platz vollständig abgeriegelt und nur Inhaber von Tribünenkarten durchgelassen. Die in offenem Viereck zur Aufmarschstraße erbauten Tribünen sind längst bis auf den letzten Platz besetzt. Die ersten Ehrengäste treffen ein. Ein immer mächtiger anschwellendes Jubeln kündigt das Eintreffen des Führers an, der zunächst die Mitglieder der Reichsleitung des Arbeitsdienstes und dann die SA.- Führer begrüßt. Als er sich der Ehrentribüne zuwendet und allen weithin sichtbar wird, braust erneut der Jubel los, der kein Ende nehmen will. Punkt 1.30 Uhr kommen die vier Spielmanns- und Musikzüge des Arbeitsdienstes die Straße herauf und schwenken stramm vor den Tribünen ein. Hinter ihnen folgen vor den ersten Fahnen Reichsarbeitsführer Hier! und die Reichsleitung und dann zog mit geschultertem Spaten oder Hacke in vier Gruppen zu je zwölf Mann eine endlose Kolonne vorüber.
Sie französische SmienkWift
Paris, 6. Sept. Die französische Negierung veröffentlichte am Dienstag eine Denkschrift, die sie an den Generalsekretär des Völkerbundes gerichtet hat und in der sie den Dreierausschuß auffordert, schon jetzt zu gewissen Fragen Stellung zu nehmen, die nach der Abstimmung im Saargebiet auftreten werden. Der größte Teil der in der Denkschrift aufgeworfenen Fragen hänge von dem Entschluß des Völkerbundes ab und es sei vielleicht gewagt, bis nach der Volksabstimmung zu warten, um sie einer näheren Prüfung zu unterziehen. Der Völkerbund möge deshalb in allen Fällen, wo dies möglich sei, schon jetzt grundsätzlich seine Entschlüsse fassen.
Von den drei Fragen, über die die französische Regierung einen grundsätzlichen Beschluß herbeigeführt sehen möchte, steht an erster Stelle die juristische Frage. Der Völkerbund habe durch die Garantien, die er der abstimmungsberechtigten Bevölkerung gegeben habe, seine Absicht kundgetan, sie auf die gesamte Bevölkerung auszudehnen, soweit es sich um ihre politische Vergangenheit handelt. Die französische Regierung sei jedoch der Ansicht, daß auf Grund des Paragraph 39 noch weiter- gehendeRegelungen getroffen werden müßten. Im Falle der Vereinigung des Saargebietes mit Deutschland oder Frankreich würden Entscheidungen hinsichtlich der Staatsangehörigkeit der verschiedenen Bewohner des Saargebietes und hinsichtlich eines Optionsrechtes zu treffen sein. Die französische Regierung sei bereit zu erklären, daß, falls das Saargebiet oder ein Teil desselben mit Frankreich vereinigt werde, alle Einwohner vor dem Gesetz gleich würden, daß sie vollen Schutz ihres Lebens und ihrer Freiheit genießen und ohne Unterschied der Sprache, Rasse oder Religion die gleichen politischen und Bürgerrechte genießen würden wie alle französischen Staatsangehörigen. Frankreich wünsche, daß eine entsprechende Bestimmung unter allen Umständen in den Entscheidungen des Rates enthalten sein möge.
Die französische Denkschrift erklärt dann, daß der Rat, falls das Saargebiet sich für die Beibehaltung des gegenwärtigen Zustandes entscheiden sollte, bevollmächtigt sei, die endgültige Ordnung den dauernden Interessen des Saargebietes und den allgemeinen Interessen anzupassen.
Die Denkschrift enthält dann eine Reihe von Einzelforderungen, die zur Sicherstellung der im Laufe der letzte« 15 Jahre erworbenen Rechte im Saargebiet dienen sollen. Im Einzelnen handelt es sich dabei um eigentumsrechtliche Garantien früher gerichtlich getroffener administrativer und fiskalischer Entscheidungen, Guthaben von ausländischen Sozialversicherungen, Pensionsrechte usw Zur Garantierung aller dieser Rechte wünscht die französische Regierung die Einsetzung eines gemischten Schiedsgerichts, das im Saargebiet noch 15 Jahre nach der Volksabstimmung amtieren soll.
Die Denkschrift wendet sich dann der V e r g w e r k s fr a g e zu und erklärt, daß Frankreich, falls das Saargebiet sich für die Beibehaltung des Völkerbundsregiments entscheiden sollte, bereit sein würde, dem Gebiet unter angemessenen Bedingungen einen größeren Teil der Gruben zu überlassen. Im Falle einer Rückkehr des Saargebietes zu Deutschland könne die französische Regierung indessen nicht darauf verzichten, daß Deutschland die Minen zurückkaust und das Eigentum an den Bergwerken nicht ausgebe, bevor eine zufriedenstellende Regelung gefunden sei. Die Denkschrift sucht dann auseinanderzusetzen, daß die im Versailler Vertrag vorgesehenen Bedingungen hinsichtlich des Rückkaufs der Gruben durch Deutschland zu einer langen Verzögerung führen würden, die zu vielen Unzuträglichkeiten führen könne. Um dem zu begegnen, wünscht die französische Regierung, daß der Völkerbundsrat auf Grund der einschlägigen Bestimmungen des Versailler Vertrags und auf Grund von Artikel 11 des Vöikerbundspaktes sich mit der Regelung der Grubenfrage beifällige, Dabei wird eine unter Mitwirkung des Völkerbunds- deutsch-französische Verständigung über die Frage des Ruckkauspreises und der Zahlungsbedingungen ins Auge gefaßt, die der Rat auf Grund seiner allgemeinen Befugnisse der ihm aus dem Versailler Vertrag zufallenden Vollmachten Ichon vor der Volksabstimmung gutheißen könne.
Weiterhin wendet sich die Denkschrift der Frage der priva - ten Gläubiger verschiedener Nationalitäten zu. Schon um dem gegenwärtigen Abzug fremden Kapitals aus dem Saargebiet zu begegnen, müsse der Rat schon bald eine Srundsätzliche Entscheidung in dieser Frage treffen. Wurde das Saargebiet an Frankreich fallen, so bliebe der Franken die Währung des Landes. Aber auch im Falle einer Beibehaltung des Völkerbundsregimes sehe die französische Regierung keinerlei Bedenken dagegen, daß der Franken die Währungseinheit -es Gebietes bleibe. Uebrigens sei Frankreich in
diesem Falle geneigt, zu prüfen, welche Maßnahmen getroffen werden können, um dem Saargebiet Krediterleichterungen zu gewähren. Falls eine Rückgliederung des Saargebiets an Deutschland stattfindet, dürften die im Saargebiet zirkulierenden Franken jedenfalls nicht von der Neichsbank reklamiert werden, sondern müßten der Regelung der privaten und öffentlichen auswärtigen Schulden dienen, d?e Deutschland infolge der Zuteilung des Saargebietes zu übernehmen haben werde.
Frankreich behält sich ausdrücklich vor, dem Rat über die in der Denkschrift erwähnten Punkte einzeln Sonderdenkschriftsn vorzulegen.
Berlin, 6, Sept. Die französische Denkschrift bringt keine Ueberraschungen. Der Gedanke, gewisse, nach der Abstimmung zu regelnde technische Fragen des Saargebiets möglichst frühzeitig zu klären, hat vielleicht manches für sich. Eine unbedingte Not- wendigheit dafür liegt allerdings nicht vor, da schon der Versailler Vertrag genügend klare Richtlinien enthält, die nach der Abstimmung e-ne schnelle Erledigung dieser Fragen ermöglichen. Selbstverständliche Voraussetzung für die alsbaldige Behandlung der in Rede stehenden Fragen ist aber, daß dabei keinerlei Versuch gemacht wird, die Abstimmung in dem einen oder anderen Sinne zu beeinflussen. In dieser Hinsicht können manche Teile der französischen Denkschrift zu Zweifeln Anlaß geben. Man könnte darin z. B. den Versuch sehen, der Bevölkerung des Saargebiets durch besondere Vorschläge und Maßnahmen die Beibehaltung des gegenwärtigen Regimes schmackhaft zu machen. Ebenso müssen natürlich alle Gedanken als vertragswidrig und unzulässig zurückgewiesen werden, die etwa darauf abzielen sollten, dem Saargebiet nach seiner Rückgliederung an Deutschland noch irgendwie den Charakter eines Gebiets mit einem internationalen Regime zu geben. Wenn Maßnahmen dieser oder jener Art mit dem Hinweis auf die Interessen der Bevölkerung begründet werden, so braucht sich hierüber im Grunde weder der Völkerbund noch eine fremde Regierung den Kopf zu zerbrechen. Die Bevölkerung weiß genau und hat es aus der Koblenzer Kundgebung noch einmal deutlich gehört, daß ihre Interessen nirgends besser ausgehoben sein können als bei ihrer eigenen nationalen Regierung.
Stimmen der Saar
Saarbrücken, 6. Sept. Die französische Saardenkschrift findet naturgemäß in der gesamten Presse des Saargebiets größte Beachtung. Während die Blätter der Deutschen Front die Denkschrift durchweg ablehnen und zum Teil scharf kritisieren, llber- bietet sich die marxistische und separatistische Presse in Lobeshymnen über die „unparteiliche und offene Art" und den „versöhnlichen Ton", in dem die Probleme des Saargebietes von französischer Seite erörtert würden.
Paris hochbefriedigt
Paris, 6. Sept. Die Denkschrift der Regierung zur Saarfrage wird von der französischen Presse ausführlich wiedergegeben und vollinhaltlich gebilligt. Die meisten Blätter bezeichnen sie als einen neuen Beweis für Frankreichs Entgegenkommen und Selbstlosigkeit. Das „Journal" ist wenigstens ehrlich genug, zuzugeben, daß die Denkschrift alle Argumente für die Beibehaltung des Völkerbundsregimes zusammentrage. Das „Oeuor e" schreibt: Die französische Note werde in Berlin einen ungünstigen Eindruck Hervorrufen. Vor allein wird sie Hitler sein bestes Argument für die Abstimmung nehmen, daß Frankreich die Saargruben behalten wolle, Deutschland habe stets betont, in der Saarfrage mit Frankreich verhandeln zu wollen, und jetzt müsse es einsehen, daß der Einfluß des Völkerbundes noch lange zwischen Frankreich und Deutschland bestehen bleiben werde. Man müsse also zweifeln, daß Deutschland auf die französischen Anregungen eingehen werde, die verschiedenen Schwierigkeiten zu regeln, die bei der möglichen Rückkehr des Saargebietes zu Deutschland auftauchen würden.
London sagt schwere Konflikte voraus
London, 6. Sept. Die Blätter melden ausnahmslos den Inhalt der französischen Denkschrift über die Saarfrage, der sie offenbar große Wichtigkeit beimessen.
Reuter sagt in einer Meldung aus Genf, dort halte man die französische Denkschrift allgemein für „eines der geschick- testenDokument e", das jemals dem Völkerbund zugeschickt worden ist. Besondere Aufmerksamkeit findet in Genf die Andeutung, daß eventuell eine zweite Abstimmung stattfinden sollte. Hierin werde, wie man glaube, den vaterlandsliebenden Deutschen, die Nichtnationalsozialisten seien, ein Ausweg gezeigt.
Der Genfer Sonderkorrespondent des „News Chronicle" lagt, in Genf werde die Denkschrift als ein Schachzug betrachtet, der geeignet sei, die Stimmung der Saarbevölkerung zugunsten des Verbleibens unter dem Völkerbund zu beeinflussen.
„Daily Hera Id" spricht von einer ernsten Warnung vor dem kommenden schweren Konflikt zwischen Frankreich und Deutschland wegen der Zukunft der Saar. Frankreich zeige deutlich, daß es Deutschland nicht erlauben werde, von der Saar Besitz zu nehmen, bevor jeder Pfennig für die Bergwerke bezahlt sei.
Wirtschaftliche Einigung mit Belgien
Regelung des Waren- und Zahlungsverkehrs zwischen
Deutschland und der belgisch-luxemburgischen Wirtschaftsunion
Berlin, 6, Sept. Bei dem seit längerer Zeit zwischen Vertretern der deutschen und der belgischen Regierung geführten Wirtschastsverhandlungen ist eine Einigung erzielt worden. Im Auswärtigen Amt wurde eine sechste Zusatzvereinbarung zum deutsch-belgischen Handelsabkommen vom 4. April 1925 und ein Abkommen über die Zahlungen im Warenverkehr (Verrechnungsabkommen) unterzeichnet.
Die Zusatzvereinbarung enthält eine Reihe von Zoll- und Kontingentsabreden zum deutschen Zolltarif. Artikel 6 des Handelsabkommens von 1925, der die Frage der Einfuhrverbote betrifft, wird geändert und die Kündigungsfrist dieses Abkommens von sechs auf zwei Monate herabgesetzt. Die Zusatzvereinbarung sieht ferner die Einsetzung von Regierungsausschüssen vor, die im unmittelbaren Geschäftsverkehr die mit der Durchführung der bestehenden Wirtschaftsvereinbarungen zusammenhängenden Fragen behandeln sollen. Sie wird mit Wirkung vom 20. September 1934 vorläufig angcwendet werden.
Das Verrechnungsabkommen über den Zahlungsverkehr, das mit Wirkung vom 10. Scptembe- ab in Kraft tritt, regelt die Bezahlung des Warenverkehrs zwischen Deutschland und der belgisch-luxemburgischen Wirtschaftsunion über Verrechnungskonten, die die Reichsbank und die belg ,,he Nationalbank sich gegenseitig einrichten. Das Abkommen geht davon aus, daß Deutschland aus der Aktivität seiner Handelsbilanz ein Devisenüberschuß verbleibt. Dieser Ueberschuß steht laufend zur Verfügung der Reichsbank, nachdem ein Teil hiervon für Zwecke