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Am 7. April 1866 wurde der noch nicht 19jährige Paul von Veneckendorff und von Hinöenburg aus dem Kadettenkorps entlassen und als Seconde-Leutnant dem 3. Garde- Regiment zu Fuß, das damals in Danzig garnisonierte, überwiesen. Wenige Monate später zog er mit seinem Regiment gegen Oesterreich ins Feld und machte dieSchlacht von Königgrätz mit. Das 3. Garde-Regiment kehrte nach siegreicher Beendigung des Krieges nicht wieder in seine Garnison zurück, sondern wurde in die Hauptstadt des okkupierten Königreiches Hannover verlegt. Damals lernte Hindenburg die Stadt kennen und lieben, in der er noch so manches Jahr seines ruhmvollen Soldatenlebens verbrachte. Als im Jahre 1870 der Krieg gegen Frankreich ausbrach, zog er als Bataillonsadjutant ins Feld, machte St. Privat und die sonstigen Kämpfe seines Regiments mit, hatte das Glück, Augenzeuge der Kaiserproklamation im Spiegelsaal des Schlaffes zu Versailles zu sein, und kehrte mit dem Eisernen Kreuz geschmückt heim.
Im Jahre 1872 erfolgte seine Ernennung zum Premier- Leutnant, und im folgenden Jahre wurde er als Bataillonsadjutant abgelöst und zur Kriegsakademie kommandiert. Drei Jahre besuchte er diese militärische Hochschule, und zwar mit iolchem Erfolg, daß dem Besuch ein zweijähriges Kommando zum Generalstab folgte. Am 18. April 1878 wurde er unter Beförderung zum Hauptmann in den Eeneralstab versetzt und dem Generalkommando des 2. Armeekorps in Stettin überwiesen. Nachdem er dort drei Jahre Dienst getan hatte, wurde er Generalstabsoffizier der 1. Division in Königsberg, wo er ebenfalls drei Jahre verblieb. Im April 1881 kehrte er wieder in die Front zurück und übernahm eine Kompagnie beim 3. Posenschen Infanterieregiment Nr. 58 in Glogau. Doch nur ein reichliches Jahr stand er an deren Spitze, dann wurde er wieder in den Eeneralstab versetzt, in dem er beim Großen Eeneralstab Dienst tat und im nächsten Jahre zum Major befördert wurde. Im Dreikaiserjahr kam er in den Eeneralstab des 3. Armeekorps, aus dem er jedoch schon im folgenden Jahre schied, da er als Abteilungschef in das Kriegsministerium berufen worden war. Hier wurde er nach zweijähriger Tätigkeit Oberstleutnant.
Am 17. Juni 1893 wurde Hindenburg zum Kommandeur des Oldenburgischen Infanterieregiments Nr. 91 ernannt und im März des nächsten Jahres zum Oberst befördert. Am 14. August 1896 wurde der hochbefähigte Oberst von dem ihm liebgewordenen Regiment abberufen, um noch einmal in einer Eeneralstabsstellung Verwendung zu finden, er wurde Chef des Eeneralstabs des 8. Armeekorps in Kable n z, an dessen Spitze der damalige Erbgroßherzog Friedrich von Baden stand. Zwischen beiden Männern herrschte stets ein ideales Einvernehmen. Vier Jahre blieb Hindenburg auf diesem Posten und wurde während der Zeit zum Generalmajor befördert. Am 9. Juli 1900 wurde er Generalleutnant und Kommandeur der 28. Division in Karlsruhe, eine Ernennung, die wohl auf einen Wunsch des badischen Thronfolgers zurückzusühren sein dürfte, der seinen Stabschef in höchstem Maße schätzte. Hindenburg war also niemals Bataillons- und nie Brigadekommandeur. Drei Jahre kommandierte er seine Division. Dann wurde er zu Kaisers Geburtstag 1903 als Nachfolger des Generals v. Klitzing mit der Führung des 4. Armeekorps inMagde- burg beauftragt und vier Monate später zum Kommandierenden General ernannt. Hindenburg wurde außergewöhnlich früh an die Spitze eines Armeekorps gestellt und mußte, da es in unserer alten Armee in den höchsten Stellen keine Vorpatentierungen gab, noch zwei Jahre warten, ehe er zum General der Infanterie ernannt werden konnte.
Am Weihnachtstag des Jahres 1908 wurde er a la suite des 3. Garde-Regiments zu Fuß gestellt, in dem er seine militärische Laufbahn begonnen hatte, und am 18. März 1911 schied er nach über achtjähriger Tätigkeit als Kommandierender General unter Belastung a la suite des 3. Garde- Regiments zu Fuß aus dem aktiven Dienst und nahm seinen Wohnsitz in Hannover. Damit schien eine glänzende militärische Laufbahn ihren Abschluß gefunden zu haben, und der verdiente General hoffte in der Stadt, in der er als junger Leutnant vor 45 Jahren eingezogen war, in aller Stille und Zurückgezogenheit seinen Lebensabend zu »erbringen.
' Das Schicksal hatte es anders bestimmt. Der Weltkrieg brach aus, und auf dem östlichen Kriegsschauplatz gingen die Dinge nicht so, wie man es vom Hauptquartier aus wünschte und erwartete. Man entschloß sich, einen neuen Oberbefehlshaber für den Osten zu ernennen, und die Wahl fiel auf den General von Hindenburg, besten trefflich« militärische Leistungen noch m aller Erinnerung waren, und von dem man wußte, daß er sich viel mit den strategischen Möglichkeiten an unserer Ostfront beschäftigt hatte. Am 22. August
1914 wurde er wieder im aktiven Dienst angestellt und zum Oberbefehlshaber der 8. Armee ernannt. In höchster Eile begab er sich auf den Kriegsschauplatz, und vier Tage nach seiner Ernennung beförderte ihn der Kaiser zum Generaloberst der Infanterie. Nach weiteren drei Tagen war der Name des Siegers von Tannenberg in aller Munde, und das Eiserne Kreuz 1. Klaffe schmückte seine Brust. Sein Wirkungskreis wurde immer mehr erweitert, im September übernahm er das Kommando über zwei Armeen und Anfang November den Oberbefehl über die gesamte Ostfront. Sieg auf Sieg folgte, und der Kaiser verlieh seinem Dank dadurch sichtbaren Ausdruck, daß er den ruhmreichen Oberbefehlshaber am 27. November zum Ge- neralfeldmarschall ernannte. Nach der siegreichen Winterschlacht in Masuren wurde der Feldmarschall am 23. Februar
1915 zum Chef des 2. Masurischen Infanterie-Regiments Nr. 147, das im Frieden in Lyck gestanden hatte, ernannt und erhielt zugleich zu dem mittlerweile verliehenen Orden Pour le Merite das Eichenlaub. Als Deutschlands Lage sich im Sommer 1916 stark zuspitzte und von allen Seiten der Feind gleichzeitig anstürmte, um die Entscheidung zu erzwingen, berief der Kaiser den Marschall Hindenburg an die Spitze der Heeresleitung und ernannte ihn zum Chef des General st ab s. Es war am 29. August 1916. IN dieser Stellung hat Hindenburg die Operationen bis zum Ende des Weltkrieges in vorbildlicher Weise unter bisher in der Weltgeschichte unbekannten Schwierigkeiten geleitet.
Anläßlich^ seines 70. Geburtstages, am 2. Oktober 1917, wurde der Feldmarschall auch a la suite des Oldenburgischen Regiments Nr. 91 gestellt, das er als Oberst kommandiert hatte. Alle nur denkbaren Auszeichnungen schmückten die Brust des verdienten Kriegshelden, schließlich erhielt er auch noch das Eiserne Kreuz im goldenen Strahlenkranz, eins Auszeichnung, die zur Zeit der Befreiungskriege eigene für den siegreichen Marschall Vorwärts gestiftet worden war.
Der Endsieg war dem Helden nicht beschieden. In selbstloser Weise überwand er die Bitternisse der Novembertage 1918 und führte das Heer Ln die Heimat zuruck. Am 3. Zun ISIS »ahm er seine» Abschied Md besah sich Meder nach
Hannover, wo er bis zu seiner Wahl zum Präsidenten des Deutschen Reiches seinen Wohnsitz hatte. Solange Kriegsgeschichte geschrieben wird, wird Hindenburg als Soldat mit höchster Anerkennung genannt werden.
Wo Hindeoburg ruhen wird
Der Feldherrnturm des Tannenbergdenkmals
Hohenstein (Ostpreußen). 3. Aug. Das Städtchen Hohenstein, in besten Nähe sich Vas Tannenbergdenkmal befindet, steht bereits ganz im Zeichen der Ueberführung und Beisetzung des toten Feldmarfchalls im Tannenbergdenkmal In Hohenstein selbst sind bereits Beamte der Militärbehörden eingetroffen, die die Vorbereitungen für die große Trauerfeier im Tannenbergdenkmal treffen. Telephonleitungen werden gezogen. An- und Abfahrtsstraßen festgelegt. Die Gesichter der Menschen sind ernst. Gerade die Einwohner der Orte um Tannenberg fühlen sich dem General- seldmarschall besonders verbunden, denn auf ihrem unmittelbaren Heimatboden hat er die entscheidende Schlacht an der Ostfront geschlagen und Deutschland damals vor der russischen Invasion bewahrt.
Wuchtig ragen die acht Türme des Tannenbergdenkmals in den Himmel. Von seinen Zinnen übersieht man fast das ganze weite Schlachtfeld Fern im Süden sieht man den großen Friedhof von Waplitz. wohl ven größten Heldenfriedhof Ostpreußens, wo zehntausend Soldaten die letzte Ruhe gefunden haben. Man sieht bis zu den Kerndorfer Höhen, sieht bis zum Orte Tannenberg, wo ein Gedenkstein an die erste Tannenbergschlacht von 1410 erinnert.
An den Straßen liegen hier und da noch Einzelgräber und Mastengräber, Soldaten, die man an der Stätte ihres Todes begrub. Auf den Kreuzen verwitterte Helme, in schwarzer Schrift schmucklos Name und Truppenteil. Rechts vor dem Tannenbergdenkmal wiederum Einzelgräber, darunter das Denkmal des ostpreußischen Infanterieregiments 147, des Hindenburg-Regiments: ein aus Granit gehauener Löwe. Wenn man in der Einfahrt zum Denkmal unter dem Jugendherbergturm steht, dann hat man vor sich den weiten Jnnenhof mit den sieben übrigen Türmen. In dem Turm gegenüber befinden sich ebenfalls Räume der Jugendherberge, in der Mitte aber ragt steil und starr ein rie- fieges Kreuz empor zum Gedenken an die Gefallenen der Tannenbergschlacht. Im Sockel des Kreuzes ruht ein unbekannter deutscher Soldat, ver vorher an der Straße begraben war und den man hierher brachte und in die geweihte Erde des Denkmalshofss bettete: Ein Symbol für alle gefallenen Helden des Weltkrieges.
In dem riesigen Fahnenturm künden die Fahnen ostpreußischsr Regimenter von unvergleichlichen Heldentaten. Zerschossen, zerfetzt, pulvergeschwärzt sind diese Fahnen, goldgestickte Reichsadler, eiserne Kreuze rot und blau, so schimmerte es von oben herab. Der O st v r e u ß e n t u r m ist ein gewaltiges Heimatmuseum, und dann der F e l d h e r r n t u r m, der ursprünglich eine Ko- lostalstatue des Eeneralfeldmarschalls enthalten sollte, in den t nun die sterblichen Reste des Siegers von Tannenberg beigesetzt werden. Mitten unter seinen Soldaten wird der Sieger von Tannenberg schlafen, seinen Soldaten, denen er sich immer besonders verbunden fühlte.
Eeneralfeldmarschall von Hindenburg selbst war es, der diesem Denkmal am 18, September 1927 die Weihe gegeben hat. „Den Gefallenen zum ehrenden Gedächtnis, den Ueberlebenden zur ernsten Mahnung, den kommenden Geschlechtern zur Nacheiferung." Das war der Spruch, mit dem er die Weihe vornahm.
Er hat Geltung behalten und hat doppelt Inhalt in der schlimmsten Zeit, denn eine ernste Mahnung und eine Verpflichtung zu^ Nacheiferung wird uns immer das Gedenken an den größten Diener seines Volkes, Paul von Hindenburg, sein.
Hier am Tannenbergdenkmal war es auch, wo bei der Einweihung Eeneralfeldmarschall von Hindenburg als Reichspräsident eine offizielle Erklärung gegen die Kriegsschuldlüge abgab, die geradezu sensationell in der Welt wirkte.
„Die Anklage, daß Deutschland schuld sei an diesem größten aller Kriege, weisen wir. das deutsche Volk in allen seinen Schichten, einmütig zurück! Nicht Neid, Haß oder Eroberungslust gaben uns die Waffen in die Hand. Der Krieg ist vielmehr das äußerste, mit den schwersten Opfern des ganzen Volkes verbundene Mittel der Weltbehauptung einer Welt von Feinden gegenüber. Reinen Herzens sind wir zur Verteidigung des Vaterlandes ausgezogen und mit reinem Herzen hat das deutsche Heer das Schwert geführt. Deutschland ist jederzeit bereit, dies vor unparteiischen Richtern nachzuweisen."
Wir denken noch an jenen 27. August 1933, als Eeneralfeldmarschall von Hindenburg zum letzten Male am Tannenbergdenkmal weilte. Damals stattete der preußische Staat, vertreten durch seinen Ministerpräsidenten Hermann Eöring, dem Sieger von Tannenberg, dem Vater des Vaterlandes, seinen Dank dadurch ab, daß er ihm das einst aus Hindenburgischem Besitz an den preußischen Staat übergegangene Gut Langenau mit dem Preußenwald, einem der schönsten Wälder Ostpreußens, wieder übereignete. „Der Alte vom Preußenwald", so nannte der ostpreußische Gauleiter und Oberpräsident Erich Koch den Fsld- marschall. „Der Alte vom Preußenwald" — unter dieser Bezeichnung wird er in der ostpreußischen Landschaft immer lebendig bleiben.
Stimmungsbild aus Neudeck
Neudeck. 3 Aug, Langsam verrinnen die Stunden um das stille Eutsbaus von Neudeck. Es ist wie eine letzte Spanne der Einkehr und des Abschirdnehmens vor dem heroischen Schlußakt, der sich am nächsten Dienstag aus dem Schlachtfelde von Tannenberg vollziehen wird.
In Freystadt hat im Zusammenhang mit diesen Vorbereitungen der Verkehr der verschiedenen Dienstwagen zugenommen. Daneben sieht man Persönlichkeiten durchfahren, die dem Haus Neuüeck besonders eng verbunden waren und daher von dem toten Feldmarschall in seinem Haus Abschied nehmen wollen. Zu diesen zählt u, a. der deutsche Kronprinz, der sich am Freitag früh in Begleitung des greisen Kammerherrn v. Ol- denburg-Ianujchau nach Haus Neudeck begab.
Inmitten dieses Verkehrs sieht man gelegentlich eine Gruppe von vier Reichswehroffizieren, deren Züge von tiefem, ernstem Erleben gezeichnet sind: Es sind Offiziere, die von der Totenwacht an der Bahre des Feldmarschalls zurückkehren; Hauptleute aus den verschiedenen ostpreußischen Standorten lösen sich in diesem letzten Ehrendienst für den größten deutschen Soldaten ab.
Die Totenmaske
Berlin, 3. Aug. Der bekannte Berliner Bildhauer Professor Joseph Thorak. der Schöpfer der letzten nach dem Leben geschaffenen Büste des Reichspräsidenten, hat am Donnerstag abend die Totenmaske des Verewigten abgenommen.
M ich MeM keim» lmte
Von Generaloberst Wilhelm Heye i
Im folgenden Aufsatz äußert sich der frühere Chef der Heeresleitung darüber, wie er Hindenburg ken- ^ nenlernte, wie er ihm im Laufe der Zeit dienstlich ! nähertrat und welche gewaltige Bedeutung für unser ' Volk er ihm beimißt. Die Schriftleitung. >
Zum ersten Male bin ich im Jahre 1896 vor Hindenburg ! getreten. Es war während der Manöver im Rheinland im Bereich des 8. Armeekorps, dessen markanter Chef des Ee- neralstabes Hindenburg damals war. Als Oberleutnant im 8, Rheinischen Infanterie-Regiment Nr. 70 meldete ich Hin- ! denburg meine Abkommandierung zur Kriegsakademie. Ich ^ erinnere mich deutlich, daß der Eindruck der markanten mächtigen Gestalt des Feldmarschalls, die so recht geschaffen ist für einen Volksheros, schon damals auf mich der gleiche ! war wie später. Schon damals ging von seiner Person die ' Ruhe und Güte aus, die seine anfänglichen Feinde in Baun j schlug, und die die Charakterstärke erwarten ließen, die wir ! im Kriege schon als „Jenseits von gut und böse liegend" bezeichneten.
Als ich dann Hindenburg nach 17 Jahren wiedersah, war er General der Infanterie a. D. in Hannover. Er war inzwischen Divisionskommandeur in Baden und Kommandierender General des 4. Armeekorps in Magdeburg gewesen, überall hochgeachtet und besonders beliebt als gerechter und ; wohlwollender Vorgesetzter. In Hannover saß ich öfters mit ihm im Casino des Infanterieregiments Nr. 74, dem ich i angehörte, und in den geistreichen Sitzungen des „Roden- ! steiners". Schon damals trat uns jüngeren Kameraden als ! markant vor Augen, welch fabelhaftes Gedächtnis Hindenburg hatte und wie er von seinen Erlebnissen aus vergangenen Zeiten anregend zu erzählen wußte.
Unvergeßlich ist mir die Stunde, als Hindenburg mir im j Juli 1914, als die Kriegsgefahr nahestand, bei einem ge- ! festigen Abend im Casino sagte, er hoffe nun auch noch eine Armee zu führen, wenigstens wenn Ersatz für Ausfall nötig sei.
Zwölf Monate später hatte Hindenburg mit seinem genia- ^ len Gehilfen Ludendorff schon die größte Russenschlacht bei > Tannenberg geschlagen. Und als ich mich in meiner Eigenschaft als Chef des Stabes des Landwehrkorps Woyrsch wenige Monate später in Kielce in Rußland bei diesem Feldherrnpaar melden durfte, da trug er schon den Marschallstab in seiner Hand, und sein Name war der ganzen Welt bekannt. Ter Feldmarschall ließ damals das unter dem Befehl seines Freundes, des späteren Feldmarschalls von Woyrsch, stehende Landwehrkorps an sich vorbeimarschieren. Dieses Korps hatte sich besonders dadurch, daß es die österreichische Armee aus schwierigster Lage befreite, großen Ruhm erworben. Die schönen Worte, die damals Hindenburg für die Taten der braven Landwehrleute fand, sind mir unvergeßlich.
Ich habe dann unter Hindenburg den Feldzug im Osten mitgemacht, und miterlebt, wie er mit Ludendorff zusammen an die Spitze der gesamten deutschen Armee gestellt wurde. Schließlich kam ich im September 1918 selbst an seine Seite in das Große Hauptquartier, um mit ihm die letzte Phase des Feldzuges zu erleben.
Ich habe mit Hindenburg die besonders niederdrllckenden und schweren Tage erlebt, da sein treuester Mitarbeiter am 26. Oktober 1918 aus dem Hauptquartier schied, ferner die unheilvollen Tage im November 1918, da der Kaiser nach Holland ging, um seinem Volke den Bürgerkrieg zu ersparen, und schließlich auch den Tag, den 11. November 1918, da am Dom zu Spaa die deutschen Fahnen sich senkten und die Siegesfahnen der Alliierten Mächte emporgezoaen wurden.
Zwei Tage später verließ Hindenburg mit seinem Stabe das feindliche Land. Als Führer des in musterhafter Ordnung zurllckmarschierenden Heeres, das ohne Kaiser war, und nun in Hindenburg seinen höchsten Zusammenhalt fand, NA ^ ^ Heimat nach Wilhelmshöhe zurück. Die Ge-
ichichte wird einst schwer gerecht beurteilen können, als was i dieser Mann mehr hervorragte, als Feldherr oder als ! Staatsmann. Sein Feldherrntum war ebenfalls die Grundlage für dis Präsidentschaft, zu der ihn das Vertrauen des i deutschen Volkes in zwei Perioden berief. Man hat wohl ! versucht, Hindenburgs Feldherrnruhm zu beschränken und die Verdienste um die glücklichen Feldherrnentschlllsse und ! Taten anderen Persönlichkeiten stärker zuzuschreiben. Hin- > denburg hat stets die Verdienste eines Ludendorff und eines ' Hoffmann uneingeschränkt anerkannt. Man darf aber nicht übersehen, daß Hindenburg immer als der oberste Vertreter > für alles die Verantwortung trug, vor Kaiser, Reich und Geschichte. Er hat diese Verantwortung auch gern auf sich genommen und muß daher nach Recht und Gerechtigkeit auch bei der Frage um das Verdienst stets an erster Stelle genannt werden. Auch von seiten unserer ehemaligen Feinde hat man dies stets richtig erkannt.
Im Februar 1919 erschien in Kokberg, wo das Große > Hauptquartier war, eine Abordnung der amerikanischen Armee, gebildet aus Offizieren der Vesatzungstruppen des ! Rheinlandes unter Oberst Conger, dem späteren Militär- ' attache in Berlin. Diese Abordnung bot dem Feldmarschall als dem unbesiegten Feldherrn des den Amerikanern gegenübergestandenen feindlichen Heeres die Freundschaft von zwei Millionen Amerikanern (Stärke der amerikanisMp Kriegsarmee) an und forderte ihn auf, Amerika zu besuchen, wo er begeistert empfangen werden würde. Das war 1919, !
als der Friede noch gar nicht geschlossen war!
Als ich 1927 Nordamerika, 1929 Südamerika und 1931 Mittelamerika besuchte, war überall und jederzeit das Lieblingsthema in den Gesprächen der Amerikaner unser Hin- ' denburg. In den Reden, die zu meiner Begrüßung gehalten i wurden, kam stets zum Ausdruck: Seitdem Hindenburg an s der Spitze des Deutschen Reiches stünde, sei das Vertrauen der Welt zu Deutschland und der Glaube an eine große, > ehrenvolle Zukunft Deutschlands zurückgekehrt.
Zu seinem 80. Geburtstag brachte in Nordamerika die Presse überall das umkränzte Bild des Reichspräsidenten, und in allen Artikeln wurde Hindenburg als Feldherr und Staatsmann gerühmt. Die Präsidenten der amerikanischen Staaten, bei denen ich empfangen wurde, fragten stets zuerst nach dem Ergehen des „Großen Hindenburg" und trn- : gen mir Grüße an dieses erhabene Staatsoberhaupt auf.
Unvergeßlich als Zeichen, wie auch das kleinere Volk seiner gedachte, ist mir ein Fußballmeeting zwischen der Universität Neuyork und der Kadettenschule Westpoint im Jahre 1927. Ich saß unter den Kadetten, als sich ein kleiner Zeitungsjunge, der wußte, daß ich Deutscher war, näherte und mich fragte: „Kennen Sie Hindenburg?". Als ich bejahte, strahlte er mich an und erzählte mir seine Kenntnisse von j Tannenberg und von den persönlichen Eigenschaften unseres Feldmarschalls. ^. -4