eine Überschreitung bereits bewilligter Kredite dar. Der. Nest ist vorgesehen für Arbeiten, die erst vergeben und in Angriff genommen werden können, wenn das Gesetz vom Parlament ver­abschiedet worden ist. Der Heeresausschutz hat sich einstimmig für die Vorschläge der Regierung ausgesprochen. Es ist anzuneh­men, datz der Marineausschutz und der Luftfahrtausschutz für die ihr Gebiet betreffenden Kredite ähnlich Stellung nehmen werden.

Italienische Erklärung

zur Abrüstungssrage

Brüssel, 24. Mai. Ueber die Außenpolitik Mussolinis sprach der Direktor derTribuna", Senator Davanzatti, vor einem Kreis ausländischer Diplomaten und belgischer Politiker, da­runter dem belgischen Außenminister Hymnus. Was die Ab­rüstungsfrage angehe, so sei es eine Tatsache, daß die Sieger­staaten weder zu Lande noch zu Wasser noch in der Luft ab­gerüstet hätten. Darum habe Mussolini erklärt, daß man Deutsch­land eine gewisse Aufrüstung zugestehen müsse. Wenn jetzt ein Abkommen aus dieser Grundlage nicht zustande komme, so werde sich Deutschland als von jeglicher Verpflichtung entbunden.an- sehen und werde sich der Fesseln sür seine Rüstungsverstärkung entledigen. Die Sicherheitsgarantien, die Frankreich fordere, könnten nur dann gewährt werden, wenn ein internationales Rüstungsabkommen zustande komme. Im aiideren Falle müßten England und Italien sich die Frage vorlegen, ob sie die Sicher- hertsgarantien, die sie im Locarnovertrag übernommen hätten, noch weiter gewähren könnten.

Diese letztere Bemerkung dürfte ihren Eindruck auf die bel­gischen Zuhörer nicht verfehlt haben, denn es ist bekannt, datz die belgische Außenpolitik in den Locarnoverträgen einen Grund­pfeiler der Sicherheit Belgiens erblickt.

Schweizerische Ablehnung einer Aufnahme Rußlands in den Völkerbund

Genf, 24. Mai. Angesichts der Wahrscheinlichkeit, daß die An­wesenheit des russischen Außenministers Litwinow in Genf in der kommenden Woche zu internationalen Verhandlungen über den Eintritt Rußlands in den Völkerbund und über den rus­sischen Plan eines auf Europa beschränkten gegenseitigen Hilfe- leistungswerkes führen wird, beschäftigt sich die schweizerische Presse wieder ausführlich und zum Teil leidenschaftlich mit die­sen Fragen und ihre möglichen Rückwirkungen auf die Schweiz.

DasJournal de Geneve" läßt sich aus Bern melden, datz man dort wieder von einem diplomatischen Druck auf die Schweiz rede mit dem Ziel, den Widerstand der schweizerischen Negierung gegen den Eintritt Rußlands in den Völkerbund zu überwinden. Gleichzeitig wünsche man als Voraussetzung für den Eintritt Rußlands die formale Anerkennung Sowjetrutzlands durch die Schweiz. Das Blatt hofft, datz die Bundesregierung im Einklang mit der öffentlichen Meinung der Schweiz fest bleiben werde und lieber selbst den Völkerbund verläßt, als einem der­artigen Druck weicht. Die Errichtung einer russischen Gesandschast in Bern wäre gleichbedeutend mit dem Beginn einer groß an­gelegten sowjetrussischen Propaganda in der Schweiz.

Selbst die sonst immer franzosenfreundlicheGazette de Lau­sanne" gibt den Franzosen zu bedenken, datz ein Bündnis Frank­reichs mit Sowjetrutzland die Engländer veranlassen könne, sich Deutschlands wieder stärker zu nähern, was an sich dem Wunsche Macdonalds entspreche. Auch die mühsam verbesserten Beziehun­gen zwischen Paris und Rom würden dadurch von neuem in Frage gestellt werden.

DasBerner Tageblatt" überschreibt seinen LeitartikelDie Schweiz vor folgenschweren Entscheidungen". Das Blatt wendet sich ebenfalls mit großer Schärfe gegen den Eintritt Sowjetruß- j lands in den Völkerbund und gegen die Anerkennung durch die Schweiz. Es befürchtet, datz man im Bundeshaus in dieser Frage doch nicht fest genug bleiben werde. Deshalb erinnert es an die Gefahren, die für die Schweiz erwachsen würden, wenn erst ein­mal eine sowjetrussische Vertretung in Bern vorhanden sei. Die Sowjetgesandtschast mit ihrer GPU.-Abteilung könnte in der Schweiz nach Belieben wühlen und ihre Tätigkeit von hier aus nach anderen Ländern ausdehnen.

Der Erfolg der Merlen ist Amerika zu verdanken gibl Dukois zu

Paris, 2-4. Mai. Bei einem Vortrag über die Frage der inter­alliierten Schulden vor der internationalen diplomatischen Aka­demie in Paris gab der frühere französische Delegierte in der Reparationskommisston. Louis Dubais, unumwunden zu, daß

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Roman von Käthe Mehner dzi Nartin k'encUtevanzer, Halle (8aale)

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Hastig schloß Rosemarie die Haustür aus. Ähr war, als ob aus dem dichten Nebel tückische Gestalten auf sie zuschlichen. Erst als sie das elektrische Treppenlicht ein­geschaltet hatte, wurde sie ruhiger und schalt sich ihrer lä­cherlichen Vorstellungen wegen.

Lieber Gott, ich wußte nicht, daß Glück so schmerzhaft ist!" sagte sie schwer und drückte die Hand gegen ihr heftig klopfendes Herz.

*

Tante Berta wartete schon mit dem Abendessen.

Verzeih, Tantchen! Ich komme schon zu spät?"

Frau Bergmann lächelte nachsichtig.

Nein, Rosemarie. Ich bin eben fertig. Und dann ich verstehe doch, Kindel. Ihr konntet euch wieder mal nicht trennen nicht wahr?"

Rosemarie lächelte; aber es war ein Lächeln unter Tra­nen.

Da erst gewahrte Frau Bergmann jenen tief ins Herz greifenden Ausdruck auf Rosemaries Gesicht, wie ihn nur höchstes Glück oder tiefster Schmerz zeichnen.

Da ging sie mit schnellen Schritten auf Rosemarie zu und wie in den Tagen der Kindheit, nahm sie das liebe süße Gesichtchen in die Hände und blickte ganz tief in die großen blauen Augen.

Mädelchen, mein liebes, kleines Mädel, was ist dir? Ist es aus? Bist du unglücklich!"

Aber vor dieser mütterlichen Güte wich alle Verstört­heit von Rosemarie. Sie schmiegte sich ganz tief in die treuen, sorglichen Arme und sagte mit heißem Erröten:

Nein, nein, gerade das Gegenteil, Tantchen. Erst seit heute wissen wir zwei, wie lieb wir uns haben. ,Wir blei-

es unbestreitbar sei, daß mTin den Verewigten Staaten von Amerika, die am 6. April 1917 in Sen Krieg eintraten, den Er­folg der Alliierten verdanke".

Tagesordnung der niichsten Genfer Ratstagung

Eens, 24. Mai. Die Tagesordnung der am 39. Mai beginnen­den 80. (außerordentlichen) Tagung des Vülkerbundsrates ent­hält vorläufig folgende drei Punkte:

1. Der Streit zwischen Bolivien und Paraguay.

2. Vorbereitende Maßnahmen im Hinblick auf die Volks­abstimmung im Saargebiet.

3. Zwischenfülle an der ungarisch-südslawischen Grenze.

Bei drm letztgenannen Punkt handelt es sich um die am 12. Mai, also lurz vor Beginn der letzten Ratstagung ein­gereichte ungarische Note, deren Behandlung aus formalen Grün­den zurückgestellt worden war.

Ter Melismrkt

Zunahme der Beschäftigten im April um 640 008

Verttn, 24. Mai. Nach den neuesten Ergebnissen der von der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversiche­rung bearbeiteten Krankenkassenmitgliederstatistik hat die Be­schäftigtenzahl im April um rund K4V VV8 zugenommen. Damit ist ein Beschäftigtenstand von 15 Millionen 326 900 erreicht, der um 2 628 900 über der Vorjahreszifser vom gleichen Stichtage und um 3 839 000 über dem Tiefstand der Beschäftigung im Ja­nuar 1933 liegt.

Deutlicher noch als in der Entwicklung der Arbeitslosenzahl kommt der große Erfolg der Arbeitsschlacht in den Beschäftigten- Ziffern zum Ausdruck. Die Arbeitsloscnzahl ist vom Jahresbeginn bis Ende April um 1450 000 gesunken die Beschäftigenziffer da­gegen um 2 039 000 gestiegen. In keinem Jahre auch nicht in dem konjunkturgünstigen Jahre 1929, ist die Beschäftigenziffer in den ersten vier Monaten des Jahres in einem derartigen Umfange gestiegen wie im Jahre 1934.

Die Zunahme der Beschäftigtenziffer war besonders groß im März (plus 720 000) und im April (plus 639 000), in dem die Arbeitslofenzahl um 574 000 und 190 000 gefallen ist. Ins­gesamt ist die Beschäftigtenziffer in diesen beiden Monaten um 595 000 mehr gestiegen als die Arbeitslosenziffer zurück­gegangen ist.

Die Fahne der Deutschen Arbeitsfront

Berlin, 24. Mai Das Propaganda- und Presseamt der DAF. s gibt folgende Anordnung bekannt: In Ergänzung der früheren Anordnung über die Fahne der DAF. in Absatz 14 der Dienst­ordnung der DAF. wird hiermit bestimmt:

Berechtigt, die Fahne der DAF. mit Spitze und Metallschild zu führen, sind bis auf weiteres die Ortsgruppen der DAF. und die Betriebe über 200 Mann. Das schwarze Zahnrad im weißen Feld darf nicht durchbrochen sein. Genau wie beim Abzeichen der DAF. muß auch das Zahnrad in den Fahnen 14 Zähne ha­ben. Die Originaliabnen können von der Reichszeugmeisterei bezogen werden. Es ist dafür Sorge zu tragen, daß bis zum 16. Juni, dem Beginn der Owöchigen Propagandaaktion der DAF., wenigstens die Ortsgruppen unter den Fahnen der DAF. mar­schieren.

Lohnzuschüsse aus öffentlichen Mitteln

Berlin, 24. April. In einem Rundschreiben an die Regierun­gen der Länder wendet sich der N e i ch s a r b e i t s m i n i st e r im Einvernehmen mit dem Reichsminister der Finanzen und dem ! Reichswirtschaftsminister gegen die Versuche örtlicher oder regio- ! «aler Stellen, Neueinstellungen von Arbeitslosen in der Privat­wirtschaft durch Gewährung von Lohnbeihilfen aus öffentlichen Mitteln zu fördern. Durch ein solches Verfahren würden keine zusätzlichen Absatzmöglichkeiten und somit gesamtwirtschaftlich gesehen auch keine zusätzliche Arbeitsgelegenheit geschaffen, vielmehr trete nur eine ungesunde Verschiebung der Wettbe­werbsgrundlagen zugunsten der mit Zuschüssen bedachten Be­triebe ein. Den durch die Lohnbeibilfen ermöglichten Neuein­stellungen ständen also Entlassungen in anderen Betrieben in denen keine Lohnbeibilfen gezahlt würden, gegenüber. Auch sei ? es zweifelhaft, ob das Verfahren wirklich eine Entlastung der ! beteiligten Fllrsorgeträger mit sich bringe, da im Einzelfalle ^ nicht einwandfrei entschieden werden könne, ob die Einstellun-

ben immer zusammen, Rosemarie immer"', hat er mir heute gesagt."

Tante Berta durchfuhr ein freudiger Schreck.

Oh, Kind, wie mußt du dem lieben Herrgott dankbar sein sür solch ein Glück! Und da lachst du nicht, Kind? Mädel, du weinst ja?"

Es ist so unausdenkbar, Tantchen. Nicht daß er reich ist nein, das bedrückt mich nicht, aber daß ich ihn so lieb habe, daß ich für ihn sterben könnte."

Fast leidenschaftlich sielen die Worte von Rosemaries Lippen, aber bei Tante Berta fanden sie inniges Verständ­nis.

Als Rosemarie etwas ruhiger geworden war, setzten sie sich zu Tisch.

Nun war ja alles gut. Frau Bergmann fühlte erst jetzt, welch schreckliche Angst sie all in den Wochen um Rose­marie ausgestanden hatte. Sie hatte alles allein mit sich herumgeträgen. Rosemarie erfuhr das erst jetzt.

Rosemie, du glaubst nicht,wie ich mich um dich ge­bangt habe. Es gibt doch so viele unwürdige Männer, die mit einem armen schönen Mädchen nur ihr Spiel treiben und gar nicht daran denken, es ernst zu meinen."

Aber Tante, kennst du mich wirklich nicht? Glaubst du denn, daß ich mich dazu hergegeben hätte?"

Rosemarie schaute mit großen, fragenden Augen auf ihre Tante.

Nein, nein, Kind, das glaube ich nicht. Aber du bist so jung noch, so unerfahren, und weißt nicht, wie böse die Welt ist."

Rosemaries Gedanken flogen zu Anna Lobe, und sie dachte bei sich, daß sie wohl wisse, wie häßlich manch? Menschen seien. Aber gewaltsam schob sie den Namen von sich. Er sollte nicht fallen in dieser Stunde, da sie träumend an ihr Glück und ihre Zukunft dachte, die nun so strahlend hell vor ihr lag.

i Das Gespräch der beiden Frauen verstummte. Jede - hing ihren Gedanken nach.

gen nicht auch ohne die Gewährung von Lohnbeibilfen erfolgt wären. Aus diesen Gründen ersucht der Reichsarbeitsminister die Regierungen der Länder. Versuchen mit Lohnbeibilfen aus öf­fentlichen Mitteln in jedem Fall entgegenzutreten.

Ausnahme ehemaliger Freimaurer

in die Deutsche Arbeitsfront

Berlin, 24. Mai. Das Organisationsamt der Deutschen Ar­beitsfront gibt folgende Anordnung vom 24. Mai 1934 über die Aufnahme ehemaliger Freimaurer in die Deutsche Arbeits­front bekannt:

Ehemalige Angehörige von Freimaurerlogen können als Mit­glieder in die Deutsche Arbeitsfront ausgenommen werden, wenn sie schriftlich die eidesstattliche Versicherung abgeben, daß sie irgend welchen Nachfolgeorganisationen der früheren Logen nicht angehören. Die Bekleidung von Führerstellen in der Deutschen Arbeitsfront durch ehemalige Freimaurer ist unzulässig. Die vorstehende Anordnung gilt auch für alle bisher schon in die Deutsche Arbeitsfront aufgenommenen Mitglieder.

Deutsche Arbeitsfront Organisationsamt. gez Dr. Max Frauendorfer.

Mirage an bildende Künstler und Kunsthandwerker!

Berlin, 24. Mai. Der Reichsmiinster für Volksaufklärung und Propaganda hat an die Bauverwaltungen des Reiches, der Länder, der Gemeinden und der Körperschaften des öffentlichen Rechts die Bitte gerichtet, den kunst- und kulturschaffenden Men­schen wieder Arbeits- und Gestaltungsmöglichkeit zu geben. Da­bei sollen die oben genannten Bauverwaltungen voranschreiten und durch ihr Beispiel auf die privaten Bauherren wirken. Der Minister hält es für unerläßlich, daß bei allen Neu- Um- und Erweiterungsbauten des Reiches, der Länder, der Gemeinden, der Körperschaften des öffentlichen Rechts und der Körperschaf­ten, bei denen Reich, Länder oder Gemeinden die Aktienmehr­heit oder die Mehrheit der Geschäftsanteile besitzen, grundsätzlich ein angemessener Hundertsatz der Bausumme für die Erteilung von Aufträgen an bildende Künstler und Kunsthandwerker auf­gewendet wird. Von obigem Grundsatz dürfen Bauten aus­genommen werden, deren Vausumme den Betrag von 10 000 RM. nicht übersteigt.

Eine belgische Sondermission in Berlin

Berlin, 24. Mai Am Freitag, den 25. Mai, trifft der Bot­schafter in besonderer Mission, Baron Holvoet, mit Beglei- s tung in Berlin ein. Die Sondermission, die den Auftrag hat, : dem Reichspräsidenten das Ableben des Königs Albert und die Thronbesteigung des Königs Leopold der Belgier zu notifizie­ren, wird am Samstag vom Reichspräsidenten zu diesem. Zweck empfangen. Der Botschafter in besonderer Mission, Holvoet. wird am Ehrenmal einen Kranz niederlegen. Aus diesem An­laß wird am Ehrenmal eine Ehrenkompagnie Reichswehr Auf­stellung nehmen. Die Sondermission setzt sich aus dem Botschafter Baron Holvoet. Gouverneur der Provinz Antwerpen, dem Ge­neral de Erox, Kommandanten der Provinz Brabant, Graf Eugene de Hemricourt de Grunne, Graf Guy de Baillet-Latour und Herrn Philippe Lippens zusammen.

Saarlous zeigt einer französischen ' Reisegesellschaft deutsche Gesinnung

. Saarlouis, 24. Mai. Die Bevölkerung der Stadt Saarlouis hat einer Reisegesellschaft französischer Ausflügler in Stärke von etwa 40 Personen, die zum größten Teil aus Studenten bestand, einen Empfang bereitet, der ihr zweifellos noch länger in den Ohren klingen wird. Mit zwei Autobussen der französischen Gru­benverwaltung kamen die Herrschaften auf dem Marktplatz an, wo ihnen der Reiseführer in französischer Sprache kurz die Ge­schichte der Stadt Saarlouis erläuterte. SeineRede" gipfelte in der Feststellung:Saarlouis war, ist und bleibt französisch". Der ungewohnte Besuch hatte eine große Zahl von Saarlouisern angelockt. Ein zufällig anwesender Student übersetzte die Worte des Franzosen, worauf die Bevölkerung die Reisegesellschaft über ihre deutsche Gesinnung keinen Augenblick im Zweifel ließ. Die Franzosen begaben sich darauf in ein Restaurant zum Mittag­essen. Hunderte von Menschen hatten sich rasch vor dem Hause angesammelt Eine Musikkapelle holte ihre Instrumente herbei und veranstaltete ein vaterländisches Konzert. Als sie das Deutschlandlied, das Horst-Wessel-Lied und das Saarlied spielte, stimmte die Menge spontan in den Gesang der Hymnen ein. Inzwischen waren an sämtlichen Fenstern der umliegenden Häu­ser die Hakenkreuzfahnen und die schwarz-weiß-roten Fahnen in großer Zahl herausgehängt worden. Ein riesiges Schriftband trug die Inschrift: ..Die Saar bleibt deutsck". Diese

Warum habe ich nur immer wieder eine solche Angst, eine so brennende Angst?, dachte Rosemarie noch im Ein­schlafen. Es ist doch alles gut. Wir werden immer bei­einander sein, immer.

Mit allem Glauben ihrer jungen Liebe klammerte sie sich an diese Worte und nahm sie mit hinüber in das Reich der Träume.

*

Freitag Lohntag.

In der Buchhaltung von Bachstedt u. Co. ging es heute zu wie in einem Bienenhaus. Löhne mußten errechnet wer­den. Lohnbeutel waren zu beschreiben. Gelder wurden ge­zählt.

Doktor Wangenheim machte, da es kurz vor dem Ultime war, in seinem Büro die Angestelltengehälter zurecht. Sorg­fältig zählte er selbst das Geld in die Lohntüten und schrieb Beträge und Namen darauf.

Als er Rosemaries Vsutelchen fertig machte, trat ein sinnend schmerzlicher Ausdruck in sein Gesicht.

Armes Kind! Sechzig Mark Anfängerinnengehalt! Wie kommst du nur damit aus?"

Und dabei hatte er noch niemals von Rosemarie ein Wort der Klage gehört. Oft war er mit ihr an guten Iuwelengeschäften stehengeblieben, um zu prüfen, ob nicht auch in ihr ein starker Zug weiblicher Eitelkeit wohnte aber stets hatte sie sich kindlich über den herrlichen Schmuck gefreut, ohne je auch nur im geringsten den Wunsch ge­äußert zu haben, daß sie etwas davon besitzen möchte.

Einmal hatte er sie scherzend beim Arm genommen und gesagt:

Komm, Rosemarie, wir wollen hineingehen. Ich möchte dir einmal ein recht schönes Stück schenken."

Da hatte sie ganz ruhig gesagt:

Wenn du mir eine große Liebe erweisen willst, dann spricht nicht wieder so etwas, Wolf! Ich kann ohne diese Dinge leben."

(Fortsetzung folgt.)