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Anrksvlatt unk» Anzeigen für Wttüvuk» und k» ödere Gnztul

Nummer 216

Fernruf 479

Samstag, den 16. September 1933

Fernruf 479

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Ums Ganze

Das gröszke Examen, dem ein Mensch sich zu unterwerfen hat, wozu ihm auch das ganze Leben angewiesen ist. das ist: Christ werden und sein. Kiergegaard.

Vieler Menschen Christentum hört immer da auf. wo das, was wirklich Christentum ist. anfängt: wenn Selbstüber­windung von ihnen gefordert wird. PaulConrad.

Ich habe nur einen Wunsch, den Willen Gottes zu er­füllen, und nur noch eine Furcht, irgend etwas vom Willen Gottes zu versäumen. Tolstoi.

Freiwerdende Kraft

Es ist erhebend, zu sehen, wie heute von Staat und Ge­meinden Arbeiten in Angriff genommen werden, die früher ins Reich der Träume verwiesen wurden. Die Reibungen der vielen zuständigen Stellen, die Gegenwirkungen parla­mentarischer Gruppen hatten es nicht zur Entfaltung der Kraft kommen lassen. Nun sind die Hemmungen beseitigt. Kraft ist frei geworden.

Manches Menschenleben gleicht dem vergangenen Staat. Neigungen gehen in ihm, sich bekämpfend, nebeneinander her. Triebe streiten wider einander, von denen bald der eine, bald der andere den Ausschlag gibt. Wechselnde Mehr- , heilen bilden sich unter dem Heer der Wünsche. Der Sieg ist unberechenbar. In einem solchen Zustand kann ein j Mensch große Aufgaben nicht in Angriff nehmen. Große ! Aufgaben fordern ein ungeteiltes Herz, beherrschte Triebe, . geschlossenen Einsatz. Wo es aber so ist, daß den Wünschen nach rechten Taten sofort andere Wünsche in den Rücken ; fallen: nur immer gemütlich, nur kein Risiko, da muß auch der Einsatz eines unbeugsamen Glaubenstrotzes und einer i unveränderlichen Gehorsamsgesinnung unerreichbares Ziel s bleiben. Ms Christus seine Jünger zu sich rief, da forderte er alle Kräfte der Seele und des Leibes von ihnen. So / ist es heute noch. '

Wie der Parlamentarismus aber nichts mehr fürchtet als Führung, so gibt auch der Mensch nie freiwillig das Glück des Sichtreibenlassens aus, lieber verzichtet er auf die Königsherrschaft Christi. Bis Christus selbst die Führung in so einem Menschenleben übernimmt, bis er einem in sei­nem Herzen geteilten, von seinen Trieben hin- und her- geworsenen Menschen zu stark wird, bis er ihn zu sich zwingt. Selig, wem das widerfährt. Christus macht den Unterworfenen frei, er beendet den Zwiespalt des Herzens, unter seinem stetigen Einfluß kommt Ordnung in das Le­ben. Kraft, die sich bisher unfruchtbar im Innern verzehrt hat, wird frei zum Dienst und ein Mensch selig in seiner Tat. H. B.

WtW WscheliMiWu

Der Kampf gegen die Wintersnot ist von der Reichsregierung sozusagen amtlich ausgenommen worden. Am Mittwoch fand im Thronsaal des Palais Prinz Leopold in Berlin, in dem jetzt das Reichspropogandaministerium seinen Sitz aufgeschlagen hat, auf Einladung des Reichs­ministers Dr. Göbbels eine Versammlung hervorragen­der Persönlichkeiten, Vertreter von Wohlfahrtsverbän'den, der Wirtschaft usw. statt, um die Gründung eines Aus­schusses zum Kampf gegen Hunger und Kälte vorzunehmen. Der Sinn des Kampfes kann, wie Reichs­kanzler Hitler in einer Ansprache betonte, nur ein Ge­danke des Opferns sein als Ausdruck einer nationa­len Solidarität. Mit Absicht soll einem Teil unseres Volks einegewisse Not mit aufgebürdet wer­den, damit er hilft, die Not des andern Teils erträglicher zu gestalten. Und wenn man sagt, die Last sei jetzt doch zu

arg, man müsse ja nur immer geben, so antwortet Hitler: das Geben ist nun einmal der Sinn einer wirklichen natio­nalen Solidarität, im Nehmen kann die wirkliche Soli­darität ihren Sinn nicht haben.

Reichsminister Göbbels erläuterte den Hilfsplan in seinen Einzelheiten; er solle ein grandioses, noch nie dage­wesenes Werk darstellen, von dem sich niemand ausschließen dürfe. Jeder erste Sonntag in den fünf vorgesehenen Mo­naten soll den Notleidenden gewidmet sein. An diesen Sonn­tagen sollen diejenigen, die es besser könnten, sich mit einem Eintopfgericht im Preis von höchstens 50 Pfennig begnügen; was dabei im Vergleich zu einem sonst üblichen Sonntagsmittagsmahl erspart wird, soll ohne Abzug in die große Hilfskasse fließen. Wichtig ist besonders, daß diese Vorschrift auch für Gastwirtschaften, Hotels. Speisewagen usw. gilt. Dazu kommen noch außer den Straßen- und Häusersammlungen die Abgaben der verschiedensten Er­werbs- und Berufszweige, Kohlen, Holz, neue und ge­brauchte Kleidung, Lebensmittel aller Art, gestaffelte Ab­züge von Gehältern, Löhnen, Bankguthaben usw., sowie die besonderen Lieferungen der Landwirtschaft. Außerdem wird ein großzügiger Speisungsdienst, vor allem auch für die Schulkinder bedürftiger Eltern eingerichtet. Fürwahr, ein grandioses Werk, das in der Tat geeignet ist, das Hunger­gespenst des Winters, das in früheren Jahren bei der la- winenhaft anwachsenden Zahl der Erwerbslosen oft so schwere Sorgen machte, zu bannen. Freilich bedarf es zur Durchführung eines solchen Plans auch einer ins Riesen­hafte gehenden, unbedingt sicher arbeitenden Organi­sation; mit ihr steht und fällt das ganze Hilfswerk. Aber auch diese Organisation ist in ihren Umrissen bereits durch­dacht und ausgearbeitet, und zwar in einer Art und Weise, die wohl keinen Zweifel mehr zuläßt, daß das große Hilfs­werk gelingen wird. An der Hilfsbereitschaft descstr-n Teils" des Volks ist sicherlich nicht zu zweifeln. In solchen Dingen hat das deutsche -Volk noch nie versagt. Und es ist die gut christliche Auffassung, daß Geben seliger ist denn Nehmen.

Am Vorabend des Prozesses gegen den Reichstagsbrand- stister van der Lübbe gab der Gesamtoerband deutscher anti- kommunistischer Vereinigungen ein Buch heraus mit Ent- hüllungenüber de nkommuni st ischenUm sturz­versuch am Vorabend der nationalen Reso­lut i o n". Der Verfasser, Dr. Adolf Ehrt, will mit dieser Veröffentlichung dem Leipziger Prozeß nicht vorgreifen, er will aber die kommunistischen Umsturzvorbereitungen schil­dern und damit die Atmosphäre aufzeigen, in welcher der Plan, den Reichstag in Brand zu stecken, entstehen konnte. In den letzten Februartagen erging bereits ein Alarm- befehl für den bewaffneten Aufstand an die Mitglieder des Roten Frontkämpferbunds. Zur selben Zeit, in der Nacht zum 28. Februar, stand der Deutsche Reichstag in Flammen. Das Buch wird in alle Weltsprachen übersetzt werden, um auch dem Ausland einen Begriff davon zu geben, wie es um die Jahreswende 1932/33 in Deutschland aussah.

Der Streit um das Doppelverdienertum ist in letzter Zeit wieder heftiger geworden. Wer istDoppel­verdiener?" Den Begriff desechten" Doppelverdienens wird man wohl kurz bestimmen können als den Bezug mehrerer selbständiger Einkommen durch eine Person. Die Reichsregierung beschäftigt sich zurzeit mit dieser Frage, sie warnt zugleich aber auch vor voreiligen Eingriffen Un­befugter in diese nicht so einfach liegende Frage. Auch das Reichspostministerium hat erklärt, daß es einseitige Auf­fassungen sich nicht zu eigen machen könne. Nach seiner Mei­nung sei es aus moralischen und rechtlichen Gründen nicht angängig, von Doppelverdienertum zu reden, wenn z. B. die Tochter eines noch im Dienst befindlichen Beamten im Postdienst usw. angestellt werde, statt daß sie ohne Be­tätigung zu Hause sitze. Ohne Zweifel wird die an sich be­greifliche und in der Zeit der großen Arbeitslosigkeit be­rechtigte Forderung der Abschaffung oder Eindämmung des Doppelverdienens vielfach übertrieben, man kann auch nicht alle Fälle über einen Kamm scheren, wenn nicht geradezu

Rund um den Kaiserstuhl

Von H. W.

Wenn man mit der Eisenbahn die weite, fruchtbare Rheinebene von Karlsruhe bis nach Freiburg i. Breisgau durchquert, so genießt das Auge einen wundervollen Fern­blick über einen großen Teil der Westmark unseres Deut­schen Vaterlandes, über das heutige Grenzland Baden. Links grüßen die Berge und Gipfel des Schwarzwaldes und zahlreiche Burgen, vor allen Dingen aber Ruinen sind heute noch stumme Zeugen längst vergangener Macht und Herrlichkeit. Rechts aber ragt aus blauem Dunst die Kette der Vogesen oder des Wasgenwaldes empor, wiederum mahnend an jene glanzvolle Zeit deutscher Größe und Macht, in der nicht der uralte deutsche Rhein die Grenze zwischen zwei Völkern bildete, sondern die Kammlinie des Gebirges uns von unserem westlichen Nachbar schied. Zwischen beiden Bergesketten dehnt sich einer der frucht­barsten Landstriche mit seinen reichen und lachenden Fluren, mit seinen trauten Dörfern und Städtchen und mit seinem uralt deutschen Volksstamm der Alemannen. Ein Gefühl der Bitternis regt sich in der deutschen Seele beim Ge­danken daran, daß zügelloser Haß und blinde Wut über­mächtiger Feinde uns erneut einen Teil deutschen Landes, deutscher Kultur und deutschen Volkstums entrissen haben. Aber die sieghafte Gewißheit bleibt daß auch im wandeln­den Wechsel der Zeit einmal uraltes Recht, verbrieft mit deutschem Blut und besiegelt mit deutscher Treue, nicht rohe Gewalt brechen und den Zustand schaffen wird, wo es heißt: Ein Führer, ein Recht, ein Volk, ein Reich.

Wenn man dann in die wunderschöne, weingssegnete Gegend des Breisgaues kommt, so sieht man rechterhand, malerisch überragt von den Vogesen, ein vorgelagertes Gebirge mit zuckerhutähnlichen Berggipfeln, das die Form Anes Halbkreises bildet. Liebliche Tälchen mit bekannten Weinorten liegen darin. Das ist der Kaiserstuhl. Seine Lorhügel werden im Westen von den Wellen des Rheins bespült. Den Geologen interessiert, daß der Boden des Kai- strstuhls (Basalt, Dolerit und Trachyht) durch Verwitterung

mit einer Lößdecke verbunden ist und mit seiner Frucht­barkeit und dem herrschenden günstigen Klima das ganze Gebirge zu einem Paradies der Schönheit und des land­schaftlichen Reizes geschaffen hat. Obstbäume und Reben edelster Art gedeihen hier. Schöne Laubwaldungen mit seltenen wildbewachsenden Pflanzen entzücken das Auge und wer das Bild des Kaiserstuhls in der blütenreisen Frühlingszeit mit den weißblühenden Kirschbäumen und den rotblühenden Pfirsichbäumen einmal gesehen hat, der nimmt einen unvergeßlichen Eindruck mit nach Hause und die Gewißheit, daß der Kaiserstuhl neben so vielen anderen ein wunderbares Fleckchen unserer deutschen Heimat ist. Ist es da ein Wunder, wenn der Bewohner unserer jüngsten Großstadt, der Breisgauperle Freiburg, Blick und Schritt mehr und mehr nach diesem wunderschönen Gebiet richtet? Die ganze Gegend ist überreich an Geschichte, wunder­samen Sagen, Erzählungen und Geschichten. Hier erzählen uns Jahrhunderte vom Römertum bis zu den französischen Raubkriegen; sagenumwobene Ereignisse und Begebenhei­ten nehmen greifbar Form und Gestalt an und lassen uns einen Einblick tun in Wirklichkeit und Zauber längst ver­gangener Zeiten. Ein Mahnmal urdeutschen Landes, deut­schen Volkstums, deutscher Kultur, Sitten und Gebräuche tut sich uns kund und gibt uns Ausschluß darüber, wie dereinst unsere Ahnen gewohnt, gearbeitet und gelebt ha­ben und 'unwillkürlich macht sich das Wort unseres großen Dichterfürsten geltend: Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es um es zu besitzen. Und wenn hier, hart an der Reichsgrenze, angesichts fremden Wesens und fremder Art ein Grenzland schwersten Kampf für alles Deutschtum kämpft, so wollen wir Schwaben als Brudervolk uns ver­bunden, treu und einig mit unserer Westmark fühlen. In geschichtlicher Hinsicht ist besonders noch ein Punkt von Interesse, das ist die Namensbedeutung des Kaiserstuhls. Auf der Ruine Leinburg, hart am Rhein, wurde 1218 Kaiser Rudolf geboren, jener Kaiser, der aus einem ohn­mächtigen und zerrissenen Land wieder ein Reich der Ord­nung und Stärke schuf. Auf dem Totenkopf, dem höchsten Berg des Kaiserstuhls, hat er oft nach altem deutschem Recht Gericht gehalten. Das Gebirge ist also Sitz gleich Stuhl

Ungerechtigkeiten herauskommen sollen. Man wird aber zu der Prüfung der Frage durch die Reichsregierung das Ver­trauen haben dürfen, daß alle Gesichtspunkte für und wider genau erwogen und gerecht gewürdigt werden.

Im Zusammenhang mit dem Wiener Katholikentag ver­anstaltete die Vaterländische Front in Oester­reich eine große Kundgebung, bei der Bundeskanzler Dr. Dollfuß eine bedeutungsvolle programmatisch» Rede hielt. Auch die Regierung Dollfuß ist entschlossen, mit demklassenhaherregenden Wirtschaftsliberalismus" zu brechen. Oesterreich sollfrei sein von Liberalismus, von der marxistischen Ausbeutung der Klassengegensätze, von dem Hemmschuh pseudoparlamentarischer Parteiherrschaft". Am politischen Leben in Österreich sollen in Zukunft nur solche Gruppen Anteil nehmen, die sich durch die Vaterländische Front zu Oesterreich bekennen. Die Sozialdemokratische Var- tei wird also völlig ausgeschaltet, wenn nicht überhaupt ver­nichtet werden. Diese stacke Front in Oesterreich wurde da. durch geschaffen, daß die bisher mehr oder weniger offen bestehenden Gegensätze zwischen Dollfuß, Starhemberg und Vizekanzler Winkler beigelegt wurden, so daß nunmeh. Na- tionalständifche Front, Heimatschutz und Landbund iu d r Vaterländischen Front vereinigt sind. Damit ist zur st c.ch- tung des saszistischen Totalitäts staats auf ständischer Grundlage, dessen Gedanken besonders der Heimatschutz stark vertritt, ein großer Schritt getan.

Dr. Dollfuß hob in seiner Rede auffallend stark den deutschen Charakter Oesterreichs hervor, und er sprach wieder vom deutschenBruder", nicht mehr, wie vorher ein­mal, vom deutschenVetter". Man wäre versucht, dies für einen begrüßenswerten Fortschritt in der politischen Einstel­lung Dollfuß' und als erfreuliches Zeichen für die Besserung des deutsch-österreichischen Verhältnisses zu halten, wenn da unten an der schönen blauen Donau nicht immer noch jeder ! verfolgt würde, derDeutschland über alles" singt. Man kann nicht ständig im Ausland einen Rückhalt gegen Deutschland suchen, ohne sich in Wahrheit aufs schwerste gegen den deutschen Gedanken zu versündigen. In Wien haben ganz Eifrige die Entdeckung gemacht, daß derHitler- Schnurrbart" die beiden Pünktchen unter der Nase in letzter Zeit Verbreitung finde; das wirke aufreizend, denn i der Hitler-Schnurrbart sei gleichbedeutend mit den natio- / nalsozialistischen Parteiabzeichen, und diese seien in Oester­reich verboten. So zu lesen in dem stark verbreiteten

> Neuen Wiener Abendblatt. Von wahrhaft deutschem Geist ! hierin ist noch blutwenig zu spüren. In Paris hat die j Dollfuß-Rede wenig gefallen, nicht wegen der starken Be- s tonung des Deutschtums Oesterreichs die Franzosen wer- j den ja schon wissen, daß dies mehr aus innerpolitischen Er­wägungen geschah als wegen der Ankündigung des fas- zistischen Totalitätsstaats, der zur berühmten französischen Demokratie" paßt wie die Faust aufs Auge und der ein«

> Anlehnung mehr an das faszistische Italien bedingt. Die - Pariser Blätter haben es deshalb für nötig gehalten, Oester­reich daran zu erinnern, daß es sich in französischer Schuid- knechtschaft befinde.

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eines Kaisertums und die Namensgebung, die schon oft Verwunderung ausgelöst hat, ist ja eigentlich nur zu gut erklärlich.

Wenn einer eine Reise tut,

so kann er was erzählen;

Drum nahm ich meinen Stock und Hut,

und tät das Reisen wählen."

Jenen Leitsatz hatte auch ich mir in meinen Ferien zum Grundsatz gemacht. Mit der Einschränkung allerdings, daß ich weder Stock noch Hut nahm, sondern mich in ange­nehmer Gesellschaft in ein Auto setzte. Das hat mancherlei Vorzüge. Man kommt einmal recht weit, man kann länger verweilen, wo es einem gefällt, man ist umgekehrt gleich fort, wo es einem weniger gut gefällt und letzten Endes ist der Grundsatz der Bequemlichkeit auch nicht ganz ohne Bedeutung. Der Kaiserstuhl lockte mit all seinen Reizen, seinen Sehenswürdigkeiten und seinem Wein. Und wenn man dabei bedachte, daß man auch einmal wieder den alten Vater Rhein, den Strom der Ströme Deutschlands sehen konnte, so war es weiter gar nicht verwunderlich, daß ich dem Reisetag etwas fiebernd und erwartungsvoll ent- geen sah. Ein lachender Sonntag, ein strahlend blauer Him­mel und die wohl zu verstehende Vorfreude ergaben von selbst eine frohe Stimmung, die nun einmal zu jedem Aus­flug gehört. Die Fahrt begann in Denzlingen, einem Vorort Freiburgs, an der Haupteisenbahnlinie Karlsruhe Freiburg gelegen. Denzlingen ist ein aufblühender Jndu- strieort (Zigarrensabriken) und hat wegen seiner Längen- ausdehnung (2Vs Kilometer) früher einmal den Namen Langendenzlingen geführt. Geschichtlich wird es schon im Jahr 984 erwähnt. Eine heute noch halbwegs erholtem ge­waltige Zehntscheuer legt Zeugnis ab vom dereinst mäch­tigen Johanniterorden, (geistlicher Orden) der in Freiburg seinen Sitz hatte. In seinem alten Kirchturm besitzt Denz­lingen heute noch eine vielbewunderte Sehenswürdigkeit. In spätgotischem Stil erbaut, sitzt auf dem eigentlichen Turm eine hohle Pyramide, aus 8 Sandsteinpfeilern zu­sammengefügt, während im Inneren eine eiserne Wendel­treppe zur Pyramidenspitze führt.-

(Fortsetzung folgt.) ^