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di» ?>. Ma: 1925

99. Jahrgang

Nr 101

Schweres Eisenbahnunglück bei Stargard.

Verbrecherischer Anschlag auf den D-Zug SydLkuhaen-Berlin.

28 Tote, 12 Schwerverletzte, 6 Leichtverletzte.

Schneidemühle 1. Mai. (Eig. Drahtb.) Hcnte fiüh ist der Schnellzug D 4 ErM,ihnenBerlin im polnischen Korridor zwischen Swaroschin und Preußisch-Stargard auf freier Strecke entgleist. Mit Ausnahme des Schlafwagens und eines Wagens erster Klasse stürzten sämtliche Wagen mit der Lokomotive den ziemlich steilen Abhang hinunter. An der Entgleisungsflelle macht der Bahnkörper eine außerordentlich scharfe Kurve. Nach An- gabx der Reisenden beträgt di- Zahl der Toten 3040. Die Zahl der Verwundeten wird vorlänfig ebenfalls auf ungefähr 40 geschätzt. Der Zug wird durch de!» Korridor von polnischen Be­amten geführt. Mit Polen sind sämtliche Verbindungen zurzeit unterbrochen, da die Leitungen durchgerissen sind.

Bisher 25 Tote fcstgesiellt.

Berlin, 1. Mai. Die Hauptverwaltung der Reichsbahngesell- schaft teilt der Test-Union um 11.40 Minuten mit: Nach Mel­dungen der polnischen Staatsbahndirektion in Danzig befinden sich unter den 25 Toten 11 Männer, 12 Frauen und 2 Kinder. Die Zahl der Schwerverletzten wird wie bisher auf 12, die der Leichtverletzten auf 6 angegeben. Die polnische Eisenbahnver­waltung ist mit der weiteren Feststellung eifrig beschäftigt und Wird nähere Nachrichten, besonders über die Namen und den Verbleib der Opfer so schnell wie möglich der Reichsbahndirek- tion übcrmitetln.

Nach Meldung der polnischen Staatsbahndirektion in Danzig ist das Eisenbahnunglück bei Stargard auf einen verbrecherischen Anschlag zuruckzuführen.

Der Bericht eines Augenzeugen.

Danzig, 1. Mai. Zu dem Eisenbahnunglück auf der Strecke zwischen Swaroschin und Preußisch-Stargard erfahren wir von einem Augenzeugen, der kurz nach dem Unglück auf der Unglücks- stells eintraf, folgende Einzelheiten:

Bis jetzt sind 24 Tote in Preußisch-Stargard eingeliefert worden. Nach Hirschau wurden 30 Schwerverletzte gebracht. Eine weitere Anzahl von Schwerverletzten befindet sich in Star­gard. Die größte Zahl der Leichtverwundeten ist nach Deutsch- landgebracht worden. Unter den Toten und Verletzten befinden sich hauptsächlich Frauen. Auch zwei Kinder sind dem Unglück zum Opfer gefallen. Führer und Heizer sind unverletzt, da sie kurz vor der Entgleisung abspringen konnten. Fast siiintliche Toten befanden sich in einem Wagen 3- Klasse, in den sich der erste Wagen hineingeschoben hat. Die Toten sind außer einem polnischen Zollbeamten deutscher Nationalität. Allem Anschein nach liegt ein Verbrechen vor, da eine Schiene gelöst war. Die Ausriinmuugsarbeiten.

Prcutz. Stargard, 2. Mai. Die Aufräumungsarbeitcn an der Unglücksstclle dauern die ganze Nacht an. Sie haben bisher allerdings noch keine großen Fortschritte gemacht, zumal die Zahl der bei den Arbeiten Beschäftigten verhältnismäßig gering ist. Das Unglück geschah gerade beim Ausiritt des Zuges aus einem Walde. In diesem Wald hat die Polizei eine Winde gesundest und man vermutet, daß der Verbrecher sie hier versteckte und dazu benutzte, die Schienen auseinanderzudrücken. In der deut­schen Bevölkerung hört man immer wieder die Forderung, daß di« Ursachen des Unglücks einwandfrei festgestellt werden Müllen da namentlich die Reise durch den Korridor eine Angelegenheit ist, die der Kontrolle der deutschen Regierung gewaltsam ent­zogen wurde.

Bon der UnglUcksstelle.

Schncidemühl, 1. Mai. Zu der Eisenbahnkatastrophe von Swaroschin erfahren wir weiter: Der Personenzug Maricnburg- Berlin hatte 20 Minuten vor der Katastrophe die Strecke passiert, ohne daß irgend eine Störung gemeldet wurde. Da die Strecke DirschauPreußisch-Stargard eine starke Steigung aufweist, kan der Zug mit höchstens 20 Klm. Schnelligkeit gefahren sein. Dem deutschen Zugführer, der den Zug in Könitz übernehmen sollte, verweigerten die polnischen Beamten jede Auskunft. Pol­nisches Militär bat die Unfallstrccke abgesperrt. Das zweite Eisenbahngleis ist unbeschädigt. Der Verkehr ist aulrecht er­halten.

Wie dieDanziger Neuesten Nachrichten" hören, ist der Dan- ziger Polizeipräsident von den polnischen Behörden telegraphisch

Vorläufiger Aufschub.

. Berlin, 1. Mai. Die Haltung der Franzosen in den uns interessierenden Fragen ist nicht klar und eindeutig bestimmt. Die Nachrichten widersprechen sich derart, daß man kein klares Bild gewinnen kann. Zweifellos erfahren aber die Verhand­lungen zwischen England und Frankreich einen gewissen Auf­schub, der vermutlich mit den Ereignissen in Deutschland in Zusammenhang zu bringen ist. Man ist in Paris noch immer mißtrauisch und möchte gern wissen, wie sich die Dinge in Deutschland weiter entwickeln. Dies ist wahrscheinlich der Lrrund, warum die Reise Briands nach London verschoben

ersucht worden, einen Polizeihund und Kriminalbeamte an die Unglücksstelle zu entsenden, um an der Aufklärung des Unglücks mitznwirken. Der Polizeipräsident hat im Einvernehmen mit dem Senat beschlossen, diesem Ersuchen zu entsprechen. In sachver­ständigen Kreisen stößt die Annahme, daß eS sich um ein Atten­tat handle, auf Zweifel. 3 gerettete Schlafwagenschaffner aus Berlin führen das Unglück auf einen Anschlag zurück. Es sollen abgelegte Schienenlaschen im nahen Walde anfgefunden worden sein. Der erste polnische Hilfszug traf zwei Stunden nach der Katastrophe ein. Der polnische Ekft»bahnminister ist im Flug- , zeug nach Stargard geeilt und nimmt an den gerichtlichen tersuchungen mit einer Eisenbahnkommission teil, zu der auch Mitglieder der Danziger Direktion gehören. An der Unfallstelle sperren Truppen aus Stargard das Gelände ab. Aus der Stadt sind viele Menschen herbcigeströmt und umlagern die einen ent­setzlichen Anblick bietende Unfallstätte in weitem Bogen. Auch Fotografen und Kino-Operateure arbeiten dort. Im Zug be­fanden sich drei Diakonissinnen, die, unverletzt geblieben, sofort hilfsbereit ans Werk gingen, um den Verletzten zu helfen. Die Zahl der Toten hat sich auf 28 erhöht. Die Strecke Dirschau Stargard ist gesperrt. Der Verkehr wird durch Umsteigcn auf­recht erhalten.

Uebcrsührung der Siargardcr Opfer nach Marienburg.

Schncidemühl, 1. Mai. Der polnische Landrat von Stargard gibt amtlich bekannt, Laß die Toten des Eisenbahnunglücks nach Marienburg überführt werden. Die Identität sei mit wenigen Ausnahmen festaestellt. Rach Ansicht der Behörden liege ein verbrecherisches Attentat vor.

Kostenlose Einreise für die Angehörigen der Verunglückten-

Berlin, 1. Mar. Di«. Berliner Polnische E»sai:dschaft und das Vizekonsulat Schncidemühl haben sich bereit erklärt, für die Angehörigen der bei dem Eisenbahnunglück im polnischen Kor­ridor Verunglückten kostenlos Einreisevisums sofort auszustcllen.

Beileidstelegramm des Reichskanzlers.

Berlin, 1. Mai. Reichskanzler Dr. Luther hat an den Ge­neraldirektor der deutschen Reichsbahn A.G. folgendes Tele­gramm gesandt: Die Nachricht von dem entsetzlichen Eisenbahn­unsatt, die den Schnellzug EydtkuhnenBerlin betroffen hat, hat mich aufs schmerzlichste bewegt. Ich Litte Sie, den An­gehörigen der tätlich Verunglückten und den Verletzten meine aufrichtige Teilnahme auszusprechcu.

Die Ursache r>s Unglücks?

Berlin» 1. Mai. Während nach einer Mitteilung der pol­nischen Eiscnbahndirckticn in Danzig die Eisenbahnkatastrophe im polnischen Korridor wahrscheinlich auf ein Attentat zurück­zuführen ist. berichtet dieBogrsche Zeitung" über eine andere Version, die von einer Schicnenlockerung spricht. Für die zweite Annahme spricht dis Aussage eines Mitreisenden, wonach der Lokomotivführer sich schon am Tage vorher geweigert hätte, die Strecke zu befahren, da die Strecke zu schlecht sei.

^ Derunmögliche" Korridor.

, Berlin, 1. Mai. Die Berliner Abendblätter bringen über die -Eisetibahnkatastrvphe im polnischen Korridor ausführliche Berichte von AugenzechM, die im Laufe des Vormittags in Berlin eingctrofsen sind. Besonders bemerkenswert ist der Be­richt eines ausländischen Fqziinalisten, der den Unglückszug be­nützte und nach dessen Angaben die Ursachen des Unglücks in einem Gleisdefekt zu suchen seiwr. Die meisten Blätter fordern eine unerbittliche und strenge Untersuchung und dieTägliche Rundschau" erwartet, daß sich die polnische Verwaltung dazu bereit erklärt, deutsche Behörden an der Untersuchung zu be­teiligen, oder eine internationale Untersuchungskommisiion ein- zusetzcn. Da authentische Angaben über die Ursachen der Kata­strophe noch nicht vorliegen, äußern sich die Blätter einstweilen noch zurückhaltend, heben aber die unmöglichen Zustände her­vor, die der polnische Korridor für den deutschen Durchgangs­verkehr geschaffen hat. DieDeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Durch dieses Unglück wird wieder einmal die große Unsicherheit im polnischen Korridorverkehr grell beleuchtet, da das Unglück nur dadurch eintrelM konnte, daß Polen die Eisen- bahnverwaltnng vernachlässigte, ^«as Unglück beweist, daß der Korridor auf die Dauer ein uimiögliches Gebilde ist, das im Lebensinteresse Deutschlands weiterhin nicht mehr bestehen darf, wenn nicht das Reich dauernd Schaden erleiden soll.

wurde, bedeutet aber nicht etwa, daß überhaupt keine Ver­handlungen stattfinden. Der Verkehr dürste aus dem üblichen diplomatischen Weg fortgesetzt werden, wobei es sich vor allem um die Sicherheitsfrage und Militärkontrolle handelt. Wie man aus London meldet, ist auch Chamberlain der Aufschub nicht ganz unerwünscht, weil durch den Tod des Unterstaats- fekretärs Crowe, der ja der einzige Beamte war, der seit langen Jahren im Foreign Office den ruhenden Pol bildete, Chamberlain gezwungen ist, sich nun stärker einzuarbeiten.

Trotzdem nimmt man in Frankreich an, daß sich Briand im wesentlichen an die Politik seines Vorgängers halten wird» wenn schon kleine Abweichungen aus persönlichen Gründen

Tagss-Spiegel.

Der D-Zug EndttuhnenBerlin entgleiste Freitao srüh bei Preudrsch-SiaiIard. Es werden 28 Tote und 12 Schwerver­letzte gemeldet.

» ,

Das Unglück dürste auf die Lstei'tliche Unsicherheit iu Polen zuruckzuführen sein, durch die iu den letzten Jahren schon mehrmals Katastrophen hervorgerufcn wurden.

Die Vereidigung des neuen Reichspräsidenten von Hin^enbiirS rrsolgt am 12. Mai 12 Uhr mittags im Reichstag.

Hebe» die Neuregelung der deutschen Sachlieserungrn ist ein Abkommen getrosten, das noch der Zustimmung der Repara- tionskommission bedarf.

Reichspräsident von Hindenburg wird sich vorläufig seinen Sohn, Major von Hindenburz, von der Kavallerieschule in Hannover als persönlichen Adjutanten Meilen lassen.

»

Reichskanzler Dr. Luther hat sich gestern abend nach der Rhein­pfalz begeben, wo er im Lause des heutigen vormittags ein- trifst. Er rmrd zunächst in Neustadt a. H. an den Festlich» keilen zur Iahrtausendseicr des Rheinlandcs tcilnehmen und dabei voraussichtlich eine Ansprache halten.

Die amerikanischen Banken beabsichtige^ der italienischen Re­gierung einen Kredit in Höhe von 12L^.^lar zu gewähren.

und infolge der Verschiedenheit der Charaktere, wie bei jeden» Personenwechsel, unvermeidlich sind. Jedenfalls hält aber Briand grundsätzlich an der Auffassung fest, daß nur der Beitritt Deutschlands zum Völkerbund und der Abschluß e .iss Sicherheitspaktes die Voraussetzungen für eine Beruhigung Europas bereit. Er wird daher auch die Note, die Herriot geplant hat, nach Berlin absenden, allerdings mit einigen Abweichungen, die jedoch nicht allzu scharf sein dürsten. Pariser Blätter, die vielleicht gut unterrichtet sind, behaupten, daß die Note durchaus freundschaftlich geholten, wenn auch forschend und fragend sein wird. Der Zusatz' daß sie in drei bis vier Tagen abgehen soll, scheint uns jedoch nicht über­zeugend. Jedenfalls widerspricht diese Behauptung allen anderen Meldungen. Erst nach Erledigung dieser Note, d. h. ihrer Beantwortung durch die Reichsregierung, soll Briand die Reise nach London antreten, auf der ihn auch Caillaux begleiten will. Jm Anschluß daran soll dann die Sicherheits­konferenz siattfinden.

Die Reise nach London hängt naturgemäß auch mit der Währungssrage zusammen. In amerikanischen Finanzkreisen behauptet man, und wird wohl auch Unterlagen dafür haben,. Laß Caillaux entsprechend dem englischen Borbild den Franc auf die Goldparität heben will. Er möchte dieses Experiment auch dann versuchen, wenn der Etat noch nicht ins Gleich­gewicht gebracht ist, was man jedoch in Washington als sehr bedenklich bezeichnet. So lang die Schuldenfrage nicht erledigt ist, wird nach Washingtoner Auffassung der Franc immer labil bleiben. Die Erledigung der Schuldenfrage aber hängt von der Erledigung der Sicherheitsfrage ab.

Auch die Engländer sind jetzt auf dem Wege zum Gold­standard, da die Regierung entschlossen ist, diesen Weg zu gehen. Sie findet dabei aber schärfstell Widerstand im Lande. Der Redner der Liberalen hat im Unterhaus diese Absicht schärfsiens kritisiert, die Arbeiterpartei nahm noch enischie- d:ner Stellung dazu, so daß es im Unterhaus einen derartigen Tumult gab, Laß Churchill, was noch keinem Minister be­gegnete, abtreten mußte, ohne zu reden. Man fürchtet, daß die Arbeitslosigkeit nur vergrößert und die Arbeitsgelegenheit verringert wird.

Die Ratifikation des Washingtoner Abkommens in England abgeleynt.

London, 2. Mai. Jm Unterhaus wurde gestern der Antrag der Arbeiterpartei auf Legalisierung der Beschlüsse der inter­nationalen ArbeitSkonferenz in Washington in zweiter Lesung mit 223 gegen 128 Stimmen abgelehnt. Der Antrag wurde von den Abgeordneten des linken Flüegls der Arbeiterpartei Bucha- 'nan und Kirkwood eingebracht. Der konservative Abgeordnete Clarry wies darauf hin, daß bei der heutigen Lage der Indu­strie die Einführung des achtstündigen Arbeitstages unmöglich sei. Für die Regierung sprach der Arbeitsministcr Sir Arthur Steel Maitland und erklärte die Annahme des Antrags für un­möglich. Die Beschlüsse der Washingtoner Konferenz stünden in direktem Gegensatz zu einer Reihe von Abmachungen der briti­schen Industrie mit den Arbettnehmerverbänden. Wegen der starken ausländischen Konkurrenz sei cs ausgeschlossen, daß der britischen Industrie neue Lasten auferlegt werden. Er sei bereit, mit den Vertretern der fremden Regierungen Rücksprache zu neh­men, um festzustellen, was sich tun lasse. Es sei jedoch nicht an­zunehmen, daß Frankreich oder Deutschland sich der Ratifikation der Washingtoner Beschlüsse durch Großbritannien anschiießen würden.

Die engLisch-franzZsischen Verhandlungen.