Gelegenheiten gegenüber werde im Senat auf scharfen Widerstand stoßen. Die Vereinigten Staaten würden übrigens, nach der Meinung des Blatts, durch die Zusicherung nur verpflichtet sein, die Handelsrechte einer neutralen Macht nicht geltend zu machen, sobald gegen einen Angreifer die Blockade verhängt sei. Die Vereinigten Staaten seien nicht einmal verpflichtet, die Waffenausfuhr nach einem angreifenden Staat zu verbieten. Im Fall eines großen Kriegs in Europa aber würden derartige Unterscheidungen tatsächlich wenig bedeuten, denn Hütten die Vereinigten Staaten erst einmal einen Staat als Angreifer erklärt, dann käme dieser Schritt einer endgültigen Stellungnahme gegen diesen Staat gleich. Eine Frage von praktischer Bedeutung sei indessen, ob die Franzosen die Erklärung Norman Davis als eine bedeutsame Erhöhung ihrer Sicherheit ansehen. Schließlich komme man immer wieder zu dem Schluß, daß die einzige richtige Lösung die tatsächliche Rüskungsgleich- hett zwischen Frankreich und Deutschland wäre. Das wiederum bedeute, daß Frankreich, bevor es zur Abrüstung schreite, die Ueberzeugung gewinnen müsse, daß das Sicherheitsangebot Amerikas bindend sei. Außerdem bestehe aber noch der schwere Zweifel, ob das amerikanische Parlament Roosevelt die Erlaubnis geben werde, eine solche Garantie zu leisten.
„Newyork Times" schreibt, die Erklärung Norman Davis lese sich wie eine stillschweigende Zustimmung zu Artikel 10 der Völkerbundssahung, einen Artikel, den der Senat im Jahr 1919 auf das äußerste, be-'ämpst habe und der schließlich einer der Hauptgründe für die Ablehnung des Versailler Vertrags durch die Vereinigten Staaten gewesen sei.
Abmachung in Genf
Genf, 23. Mai. In einer Besprechung des erweiterten Vorstands der Abrüstungskonferenz haben sich Deutschland, England, Frankreich, Italien und Amerika dahin geeinigt, daß im Hauptausschuß der englische Entwurf in der Weile durchberaten werden soll. daß. von Tag zu Tag abwechselnd, das einvinal die Sicherheitsfragen, das anderemal die materielle Abrüstung behandelt wird. Die Entscheidungen sollen der zweiten Lesung Vorbehalten bleiben. Um die Arbeiten wenn möglich bis zur Weltwirtschaftskonferenz (12. Juni) zu einem Abschluß zu bringen, soll über Pfingsten keine Unterbrechung eintreten.
Die Vereinbarung stellt ein Kompromiß dar: Frankreich wollte bisher vor allem restlos die Sicherheitsfrage entschieden wissen, während Deutschland und Italien die materielle Abrüstung in den Vordergrund stellten.
Der Kanzlerbesuch in Kiel
H'A. 23. Mai. Der erste Tag des Besuchs des Reichs-- kan^ers bei der deutschen Flotte schloß mit einem manöver- mäßigen Nachtgefecht zweier Verbände. Die Schiffe gingen dann in der Kieler Bucht vor Anker. Heute früh wurden die Vorführungen mit einem Fliegerabwehrschießen des Kreuzers „Leipzig", auf dem sich wieder sämtliche Gäste versammelt hatten, fortgesetzt. Große Scheiben. die von Flugzeugen der Holtenauer Seeflugstation geschleppt wurden, bildeten das Ziel. Anschließend gingen der Reichskanzler und seine Begleitung an Bord des neuen Panzerschiffs „Deutschland", das an den gestrigen Uebungen nicht reilgenommen hatte und erst heute früh zum Verband gestoßen war. Die Gäste hörten hier kurze Vorträge des leitenden Ingenieurs und des Artillerieoffiziers der „Deutschland". Nach einer Besichtigung des Schiffs während der Fahrt kehrte der Kanzler auf die „Leipzig" zurück. Die Verbände führten sodann eine Vorbeifahrt aus. die den Abschluß des Flottenbesuchs der Reichsregierung bildete. Nach der Vorbeifahrt, die eine halbe Stunde in Anspruch nahm, setzte sich die „Leipzig" mit hoher Fahrt an die Spitze des Geschwaders, um es in den Kieler Hasen zurückzuführen. Nach dein Einlaufen der Schiffe fand an Bord des Flottenflaggschiffs „Schleswig-Holstein" ein gemeinsames Mittagsmahl statt, das noch) einmal alle Gäste der Reichsmarine mit den Gastgebern vereinte. Im Lauf des Nachmittags trat der Reichskanzler mit seiner Begleitung die Rückreise nach Berlin im Flugzeug an.
Neuregelung der preußischen technischen und höheren Staatslehranstallen
Berlin, 23. Mai. Das preußische Ministerium für Wirtschaft und Arbeit hat neue Vorschriften für die Organisation und die Tätigkeit der preußischen technischen und höheren Staatslehranstalten für Maschinenwesen, Elektrotechnik und
„Ruhig, keinen Widerspruch — ich werde doch noch meinen eigenen Wagen steuern dürfen, wenn ich will!"
Der andere lächelte, zu matt, um nochmals zu protestieren. Der Maybach wurde gewendet und jagte nun in schnellster Fahrt der Stadt zu.
„Ja, wohin fahren wir denn. Das ist ..."
.. der kürzeste Weg zum Arzt", lautete die energische Antwort.
Die zusammengesunkene Gestalt straffte sich. „Nein, Herr Steinherr, das will ich nicht!" Kurz und befehlend klang es. „Wegen des bißchen Hustens — er wird schon wieder vergehen."
„Und wenn nicht, Vandro?" Der Blick des anderen ruhte in ernster Herzlichkeit auf dem Erregten. „Wollen Sie dem Freund nicht gestatten, seine Sorge zu beruhigen?"
In dem blassen Gesicht zuckte es. „Es muß vergehen", sagte er leise, vor sich hinsehend, „was würde denn sonst.."
„Es wird vergehen", sagte Steinherr laut und riß mit harten Händen das Steuer herum. Nun flogen sie die lange Hauptstraße hinunter. „Und jetzt kein Wort weiter! Noch bin ich Ihr Chef, verstanden?!" —
„Lungenkatarrh ln fortgeschrittenem Stadium — Bettruhe — äußerste Schonung hätte schon längst liegen müssen", meinte der Professor lakonisch, als die Untersuchung beendet und Steinherr allein mit ihm war, während Vandro sich nebenan wieder ankleidete. „Er mag sich heute nachmittag im Krankenhaus melden."
Schiffbau sowie für das Hüttenwesen erlassen. Die völlige Umstellung soll spätestens mit Beginn des Sommerhalbjahrs 1934 beendet sein. Der Zweck ist, diese Anstalten auch organisatorisch und lehrplanmäßig dem technischen Fortschritt anzupassen, der sich seit dem Erlaß der letzten Richtlinien 1910 vollzogen hat. Vor allem wünscht man der drohenden Spezialisierung vorzubeugen, die für die Besucher verhängnisvoll werden muß, sobald die Konjunktur und der Arbeitsmarkt sich ändern. Es entspreche den Zielen dieser Schulen, daß ihre Absolventen ohne weiteres als Ingenieure angesprochen werden müssen, und daß eine derartige Zweckbestimmung auch in den zu erteilenden Abgangszeugnissen zum Ausdruck kommt. Auf diese Schulen können auch Volksschüler gelangen, die allerdings, wie jeder andere auch, eine gewisse mehrjährige praktische Tätigkeit hinter sich haben müssen. Etwa 6000—7000 Schüler befinden sich auf diesen staatlichen technischen Anstalten. Erfahrungsgemäß wird festgestellt, daß besonders die von den Volksschulen kommenden Facharbeiter sich als ausgezeichnetes Material für die Fortbildung zur Ingenieurtätigkeit auf ! diesen Schulen erwiesen haben. Die Ausbildung auf den I Anstalten dauert vier bis fünf Semester.
Vorläufig 200 Arbeitnehmer zur Fortbildung nach Italien
Berlin, 23. Mai. Wie das VdZ.-Büro meldet, hat der Präsident der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung Durchführungsbestimmungen zu dem deutsch-italienischen Abkommen über die gegenseitige Zulassung von Arbeitnehmern für die berufliche und sprachliche Fortbildung erlassen. Darnach sind deutscherseits für dieses Jahr 100 Personen aus dem H o - tel- und Gastwirtsgewerbe, 60 Techniker und Arbeiter aus der Industrie, sowie 40 kaufmännische Arbeitnehmer in Italien zugelassen worden. Entsprechende Zahlen gelten für italienische Arbeitnehmer, die nach Deutschland kommen wollen. Die Arbeitnehmer müssen bei ihren Bewerbungen Arbeitgeber aus Italien benennen können, die sie zu den genannten Zwecken einstellen wollen. Personen aus dem Hotel- und Gastwirtsgewerbe haben sich zu melden bei der Fachabteilung für das Hotel- und Gastwirtsgewerbe beim Landesarbeitsamt Süd- westdeutfchland in Baden-Baden. Für alle übrigen Berufe ist das Arbeitsamt Köln, Badstraße 8—10, zuständig. Die Teilnehmer dürfen nicht über 30 Jahre alt sein. Die Beschäftigungsgenehmigung erfolgt auf 12 Monate.
Die Arbeitszeit im Freiwilligen Arbeitsdienst
Berlin, 23. Mai. Die Reichsleitung des Arbeitsdienstes teilt mit: Wie wir erfahren, wird immer wieder Klage geführt darüber, daß die Arbeitsdienstwilligen von den Trägern des Dienstes über 6 Stunden hinaus in der Arbeit gehalten werden. Die Reichsleitung hat die Bezirksleitungen angewiesen, darauf zu achten, daß im Hinblick auf die staäts- politische Erziehung und die Freizeitgestaltung die reine Arbeitszeit nicht mehr als 6 Stunden beträgt.
Der neue Senat der Laiser-Wilhelms-Gesellschaft
Berlin. 23. Mai. Die Kaiser-Wilhelms-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften nahm heute den Antrag an, daß der Senat nicht wie bisher aus 44. sondern nur aus 32 Senatoren zu bestehen habe. Von diesen werden 14 von der Hauptversammlung gewählt, während je 7 von dem Reichsminister des Innern und dem preußischen Kultusminister ernannt werden. Van der Hauptversammlung wurden gewählt: Dr. Krupp von Bohlen und Halbach, Ammer, Darre, Duisberg, Krüß, Franz von Mendelssohn, Merton. Planck, Sahm, Exzellenz Schmidt-Ott, von Schottländer. Sprin- gorum, von Siemens und Vogler. Seitens des Reichsministeriums des Innern wurden ernannt: Dr. Schacht, Thyssen, Herzog von Koburg, von Krehl, Röchling, Lenard. von Stark. Auf Vorschlag der preußischen Staatsregierung wurden gewählt: Prinz August Wilhelm, Junkers, Bahlen, Sämisch. Bosch-Heidelberg, von Schröder und von Thaer: ferner gehören zum Senat der Präsident der Gesellschaft und die drei Sektionsleiter.
Neuer Landespräsidenk für Lippe
Detmold, 23. Mai. Der bisherige Reichskommissar für Schaumburg-Lippe, Hans-Joachim Riecke, ist vom Reichs- statthnlter zum Landespräsidenten für den Freistaat Lippe ernannt worden. Der neuernannte Landespräsident übernimmt allein die Geschäfte der Landesregierung.
Verhaftungen im Lauerland
Dortmund, 23. Mai. Eine kommunistische Hochburg hatte sich in N e h e i m - H u e st e n im Sauerland (Wests.) ge- bildet. Von dieser Zentrale aus nahmen sämtliche staatsfeindlichen Umtriebe der Kommunisten in der Gegend von Neheim-Huesten ihren Ausgang. Die Polizei hat nunmehr 43 Beschuldigte ermittelt, von denen 33 des Hochverrats, Landfriedensbruchs und unbefugten Waffenbesitzes überführt sind. 27 Kommunisten wurden festgenommen. Drei Gewehre, zahlreiche Handfeuerwaffen und etwa 200 Schuß Munition wurden beschlagnahmt. Bei den Ermittlungen hat sich ergeben, daß die Kommunisten vor der letzten , R e i ch s t a gs w a h l in einer geheimen Sitzung beschlossen ^ hatten, die Neheimer Ruhrbrücke zu sprengen, Führer der NSDAP., Geistliche und Bürger als Geißeln festzunehmsn und die Polizei zu entwaffnen. Gegen sämtliche Festgsnom- menen wurde Haftbefehl erlassen.
Parteiunisormen im Saargebiet verboten
Saarbrücken, 23. Mai. Der Landesrat des Saargebiets hatte am letzten Freitag verschiedene Verordnungen der völkerbllndlichen Regierungskommission, wovon eine das Verbot von Parteiumformen betraf, mit allen Stimmen mit Ausnahme der Sozialdemokraten abgelehnt. Die K- gierungskommission hat nun mit sofortiger Wirkung allen politischen Vereinigungen das Tragen einheitlicher Kleidung oder von Teilen solcher Kleidung verboten. — Das Verbot richtet sich in erster Linie gegen das nationalsozialistische Braunhemd.
Lhinesen erbitten britische Vermittlung
Peking. 23. Mai. Chinesische Kreise sind beim britischen Botschafter vorstellig geworden mit der Bitte, er möge sich um einen Waffenstillstand zwischen Chinesen und Japanern bemühen.
Japanische Streifen sind in Tungschau (östlich von Peking) eingetroffen und haben dort Stellung bezogen. Dis japanische Hauptmacht steht bei Pingkau, nordöstlich von Tungschau.
Parteiamtliche Bekanntgabe
KSK. Der Chef des Stab- teilt mit: In letzter Zell mehren sich die Fälle, daß ehemalige Kriegsteilnehmer sich an die oberste SA.Führung oder an mich persönlich wenden mit der Bille, ihnen zur nachträglichen Erlangung von Kriegsauszeichnungen, namentlich des E. k. 1 und 2, behilflich zu sein.
Die Verleihung von Kriegsauszeichnungen ist vor Jahren bereits abgeschlossen worden- Die Verordnung der Reichsregierung, welche die Möglichkeit zur Verleihung von Orden wiederherskellt, bezieht sich nicht aus die nachträgliche Verleihung von Kriegsauszeichnungen
Die Oberste SA.-Aührung ist daher nicht in der Lage, in dieser aussichtslosen Angelegenheit etwas zu unternehmen. Au» diesem Grunde sind derartige Gesuche an die Oberste S.A.-Aührung oder an mich persönlich vollkommen zwecklos.
Der Lhes des Stabes: gez. Rohm.
Dr. Ley an Reichswirkschafkskommissar Dr. Wagener
dlLK Berlin, 23. Mai. Der Führer der Deutschen Arbeitsfront Hai folgendes Schreiben an den ReichsrvirtschaftskommGsr Dr. Wagener gerichtet:
Herrn Dr. h. c. Wagener, Berlin.
Es ist mir ein dringendes Bedürfnis, verehrter pg. Dr. Wage- nier. Ihnen gegenüber meine persönliche Sympathie und die Hochachtung und Wertschätzung aller meiner Mitarbeiter, sowohl in der politischen Organisation der NSDAP- als auch in der Deutschen Arbeitsfront zum 'Ausdruck zu bringen und Ihne» versichern, daß wir restlos, besonders nach den letzten eingehenden Aussprachen über den ständischen Aufbau und über Ihre sozialey Ansichten im Hinblick aus den deutschen Arbeiter und die deutsche Wirtschaft mit Ihnen sn treuer Kameradschaft verbunden sind. Gegenüber den Tendenzen, die dahin gehen, Ihren Wirkungskreis zu begrenzen, drücken wir im Gegenteil den Wunsch aus. daß Ihre krast der Oeffentlichkeit an einer Stelle zur Verfügung stehen möge, die es Ihnen gestattet, zum Besten der nokleitendsn Wirtschaft wie des gesamten Volkes Ihre Ideen möglichst unbeeinflußt in die Tat um- i zusehen. Dieser Wunsch ist uns um so mehr Bedürfnis, weil wir : die Erkenntnis in uns kragen, daß es gerade die großen grund- ^ legenden Maßnahmen aus dem Gebiete der Wirtschaft sind, welche - die Rettung verbürgen. Dieses zu tun, ist uns aber noch vorbe- ! Hallen. Heil Hitler! gez. Dr. Ley.
„Nicht nötig, Professor." Der große Mann hatte sich erhoben. „Ich bitte Sie, die Behandlung in meinem Hause zu übernehmen und für einen zuverlässigen Pfleger zu sorgen. Herr von Vandro und seine Frau werden bei mir wohnen."
„Nanu!"
In unverholenem Staunen sah der berühmte Arzt zu dem Manne empor. Seit wann gefiel sich Magnus Steinherr in der Rolle des barmherzigen Samariters? Und warum wohl? Ob die Frau ...?
„Nicht wahr, Sie kommen, Professor?"
„Gewiß, da Sie es wünschen."
Wenn die lange Fahrt jedesmal eine ordentliche Stange Geld kostete, so war das schließlich Steinherrs Sache.
Als Georg von Vandro, dazutretend, von dem Vorhaben erfuhr, sträubte er sich heftig. Das ginge auf keinen Fall!
„Und Ihre Frau", fragte Steinherr, „soll sie allein da draußen bleiben und jedesmal den weiten Weg zum Krankenhaus machen? Sie sehen, es ist am besten so!" Und er nahm den Verstörten kurzerhand beim Arm und führte ihn hinaus. „Gönnen Sie mir die Freude, einem Freund zu helfen", bat er ungewohnte Wärme im Ton. „Was gern getan wird, kann doch nicht kränken — nicht wahr?"
Vandro schwieg. Ihm war plötzlich sterbenselend zumute. Die seit Wochen aufgepeitschte Energie und Kraft drohten ihn zu verlassen. Blaß, stumm lehnte er in der Ecke des Wagens, der pfeilgeschwind dahinschoß. Und an diesem jähen Verfall erkannte Magnus Steinherr, wie es um den kleinen Doktor bestellt war, der das letzte hergegeben in seinem Dienst. —
Daheim war bereits alles telephonisch bestellt worden. Nun rief Steinherr selbst im Gartenhaus an. Wera zuckte zusammen, als sie seine Stimme hörte. Georg krank — oh, ihre Ahnung!
„Sie werden zu mir übersiedeln, hier kann besser für Ihren Mann gesorgt werden. Es ist schon alles vorbereitet."
„Nein", unterbrach sie heftig, dunkelrot vor Erregung, „das gestatte ich auf keinen Fall, Herr Steinherr! Ich werde meinen Mann hier pflegen, oder mit ihm ins Krankenhaus."
„... wo er mit vierzig anderen Patienten im Massensaal für Arme liegt", schloß die klingende Stimme, brutal vor Ungeduld, „eine passende Erholungsstätte für einen Mann wie Georg von Vandro! Es geht nicht anders", milder, da er ein unterdrücktes Schluchzen gehört. „Seien Sie vernünftig und packen Sie schnell das Nötigste zusammen, Werner holt Ihre Sachen."
Die Frau starrte mit hängenden Armen vor sich hin, Angst und Zorn im Herzen, dessen wildes Schlagen sie bis in den Hals hinauf spürte. Georg, der Geliebte krank — und sie stand mit leeren Händen, unfähig zu helfen, mußte danken, daß der Fremde es tat. Alles in ihr bäumte sich aus bei dem Gedanken. Und sank wieder in sich zusammen in dumpfer Ergebung.
Was konnte sie denn gegen seinen Willen tun in ihrer Armut!
Es war ein schwerer Gang für die Frau ins Herrenhaus. —
In hohen, Hellen Räumen lag der Kranke, an dessen Kraft nun wochenlang das Fieber fraß. Aber noch einmal rang sich das Leben durch zum Sieg. Als es besser ging, übernahm Wera die Pflege allein, was ihr über die Peinlichkeit des Aufenthaltes in diesem Hause hinweghalf.
Fortsetzung folgt
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