Die ..Rote Fahne" beschlagnahm«
Berlin. ZI. Jan. Die Morgenausgabe der „Roten Fahne" ist polizeilich beschlagnahmt worden. Ferner wurde ein Extrablatt der kommunistischen Reichstagsfraktion „Alarm, Alarm!" mit der Ueberschrift „Neuer 20. Juli droht be
schlagnahmt.
Zusammenstöße
Anläßlich des Wechsels in der Reichsregicrung kam es in verschiedenen Städten des Reichs am Montag abend zu mehr oder weniger schweren Zusammenstößen. So wurden in Charlottenburg auf eine Abteilung Nationalsozialisten, die von, Fackelzug heimmarschierten, aus einigen Häusern der Wallstrahe Schüsse abgefeuert, durch die ein SA.-Führer und ein Polizeiwachtmeister tödlich verwundet wurden. In Schweinfurt wurde ein junger Kaufmann von Kommunisten erschossen.
Kundgebungsverbot in Hamburg
Hamburg, 31. Jan. Die Polizeibehörde hat im Hinblick ! auf kommunistische Ausschreitungen am gestrigen Abend und am heutigen Morgen eine für heute nachmittag geplante Kundgebung auf dem Lübecker Torfeld aus Grund des Artikels 123 Abs. 2 der Reichsverfassung wegen unmittelbarer Gefährdung der öffentlichen Sicherheit verboten.
Aufruf des Bevollmächtigten der NSDAP, des Saargebiets
Saarbrücken, 31. Jan. Der Bevollmächtigte der NSDAP, für das Saargebiet hat anläßlich der Berufung Hitlers zum Reichskanzler einen Aufruf an die Saarländer Nationalsozialisten erlassen, in dem erklärt wird, die Bestimmungen des Versailler Vertrags als unüberbrückbares Hindernis für «ine ehrliche Völkerversöhnung lasteten wie überall auch auf dem deutschen Saargebiet. Stärker denn je müsse jetzt daran gegangen werden, diese Barrikaden aus dem Weg zu räumen, um den Glauben an Recht und Gerechngkeit bei allen Völkern wieder herzustellen.
Ausruf der Deutschnationalen Volksparkei
Berlin, 31. Jan. Die Parteileitung der DNBP. veröffentlicht einen Aufruf, in dem es heißt: Mit der Bildung des Kabinetts der nationalen Front ist eine weittragende Entscheidung gefallen. Damit ist der Gedanke verwirklicht, der lange Zeit hindurch ein wesentliches Ziel der DNVP. gewesen ist. Mir Dankbarkeit gedenken wir in dieser Stunde des Reichspräsidenten, dessen Enrsch'ußkiast den Wochen des Chaos, gefährlicher Intrigen und ihwerster Sorgen ein Ende bereitet hat. Die Bildung des Kabinetts ist ein erster Schritt. Jetzt gilt es. das deutsche Volk aus dem inneren Streit herauszuführen zu stetiger sachlicher Arbeit in Staat und Wirtschaft.
Sozialdemokratischer Aufruf
Vertia, 31. Jan. Die Vorstände der SPD. und der Sozialdemokratischen Reichstagsfraktion haben einen Aufruf beschlossen, in dem es heißt: „Wir führen unseren Kampf auf dem Boden der Verfassung. Jeder Versuch der Regierung, ihre Macht gegen die Verfassung anzuwenden oder zu behaupten, wird auf den äußersten Widerstand der Arbeiterklasse und aller freiheitlich gesinnten Volkskreise stoßen. Zu diesem entscheidenden Kampf sind alle Kräfte bereitzuhalten. Undiszipliniertes Ergehen einzelner Organisationen oder Gruppen auf eigene Faust würde der gesamten Arbeiterklasse den schwersten Schaden bereiten."
Die gewerkschaftlichen Spihenorganlsationen mahnen zur Besonnenheit
Berlin, 31. Jan. Die gewerkschaftlichen Spitzenorgani- sationen richten an ihre Mitglieder einen Aufruf, in dem sie unter Hinweis aus die geänderte politische Lage sagen, die Lebensinteressen der gesamten Arbeitnehmerschaft stünden auf dem Spiel. Um Angriffe gegen Verfassung und Volksrechte im Ernstfall wirksam abzuwehren, sei kühles Blut und Besonnenheit erstes Gebot. Die Mitglieder sollen sich nicht zu voreiligen und darum schädlichen Einzelaktionen verleiten lassen.
PreWWk»
Die „Germania" über das Kabinett Hitler
Berlin. 31. Jan. Die „Germania" schreibt, dt« Zentrumspartei nehme gegenüber der ohne ihr Wissen und Zutun vollzogenen Kabinettsbildung eine eiskühle Haltung ein. Sie trage auch, da man sie über die Voraussetzungen dieser Regierungsbildung, über die Ziele, Methoden und das Programm des neuen Kabinetts in keiner Weise unterrichtet und ihr auch keinerlei Gelegenheit zu einer Meinungsäußerung gegeben Habs, nicht die geringste Verantwortung. Die Zentrumspartei und Prälat Kaas haben sich seit Monaten für die Sammlung einer arbeitsfähigen und arbeitswilligen
»jugsnä unterm I-tsmmsr
Zeitroman von Helmuk Messerschmidt Urheber-Rechtsschutz für die deutsche Ausgabe:
Drei Quellen-Verlag, Königsbrück (Sa.)
«. Ksrtfrznng Rachdnrck orrSote».
„Ach", gab er zurück, „es geht." Er war verlegen, weil der Soldat ihn in einer für ihn wenig vorteilhaften Verfassung gesehen hatte. Daher lenkte er rasch ab: „Was war denn die Nacht eigentlich los?"
„Das möchtest du wohl gern wissen, kleiner Naseweis, was? Wir haben ein bißchen Jagd gespielt. Sind wohl, recht laut gewesen dabei?"
Es ärgerte ihn, daß der Mann ihn „Kleiner" nannte. Darum reckte er sich ein wenig, um größer zu scheinen: „Ich Hab gehört, es wären die Spartakisten gewesen", forschte er.
Der Soldat wurde sehr ernst und nickte.
Bredenkamp fielen die drei Toten ein, die er gesehen hatte.
„Sind denn viele — erschossen worden?"
„Sieben Tote gab es heute nacht", kam die traurige Anwort, neunzehn Verletzte — und zwei von uns haben daran glauben müssen. Vier Kameraden liegen im Krankenhaus."
Heinrich sah mit tiefem Mitleid in ein schmerzverzerrtes Gesicht.
Er stahl sich schüchtern davon.
Am Nachmittag kam er wieder.
Der Posten war inzwischen abgelöst morden.
An den Pferdeställen in der Seitengasse standen ein paar Gassenjungen. Dahin schleuderte auch Bredenkamp und
Mehrheit bemüht. Vas, was jetzt nach wochenkanger heim, licher Arbeit zustande gekommen sei, sei nicht der Ausdruck dieser vom Zentrum erstrebten Sammlung. Es gelte nun, die Dinge sich entwickeln zu lassen, bis Hiller und Hugenberg dem deutschen Volk und seiner Vertretung ihr Programm darlegen und auch das Verhältnis des Reichspräsidenten zu diesem Kabinett eine Klärung gefunden habe. Das Zentrum warte bis dahin in unerschütterlicher Ruhe ab.
Die kölnische Zeitung zum Regierungelvechsel
Köln, 31. Jan. Zum Regierungswechsel schreibt die Kölnische Zeitung !,. a.: Es ist ein großer Sprung, den gestern die deutsche Politik mit dem Uebergang von Schleicher zu Hitler gemacht hat. Wird er über die Schlucht hinweg auf besseres Land oder wird er mitten in den Abgrund führen? Das ist dis Frage, dis heute nicht nur Deutschland, sondern die Welt erörtert. Die Antwort kann trotz des leidenschaftlichen Für und Wider, das man heute schon hört, erst die Zukunft geben. Die Frage ist, ob wir auf dem neuen Weg auch zu politischer Ruhe kommen werden und ob Reichskanzler Hitler dem Volk und der Welt das Vertrauen zur deutschen Regierung einflößen kann, das nötig ist, um der Wirtschaft Auftrieb zu geben. Es bleibt die Frage nach der politischen Beruhigung, die im wesentlichen vom Verhalten des Reichstags oder eigentlich nur vom Tolene- rungswillen des Zentrums abhängt. Das Blatt meint, daß eher mit einer Tolerierung und langfristigen Vertagung des Reichstags als mit einer Auslösung und Neuwahlen zu rechnen sei. Alles in allem bestehe für die Privatwirtschaft kein Grund zu besonderem Jubel und Aufatmen, aber ebensowenig Grund dazu, die Flinte ins Korn zu werfen.
Stimm der NslMMffe
Oesterreich
Die Wiener christlich-soziale „Reichspost" drückt den Wunsch aus, daß später einmal die Fieberschauer, die das Deutsche Reich zu bestehen hatte, als Genesungskrisis bewertet werden können. — Die „Wiener Neuesten Nachrichten" weisen daraus hin, daß in dieser Stunde auf das neue Kabinett mehr Hoffnungen gesetzt werden, als je auf ein« Regierung in den letzten zehn Jahren. — Im „Wiener Neuen Journal" begrüßt der frühere Reichskanzler D r. Marx die Entscheidung des Reichspräsidenten und sagt, wenn auch dieser Fortschritt sein Risiko habe, so mußte er doch einmal gewagt werden, um in Zusammenarbeit aller vaterländisch Denkenden zum Besten des Volks zu wirken.
Frankreich
In Paris wird das Kabinett Adolf Hitler im allgemeinen als eine schon lang fällige Entwicklung der deutschen Politik betrachtet. Der „Petit Parisien" stellt fest, daß Hitler die Macht auf durchaus legalem Weg übernommen habe. Er könne sich nichts Besseres wünschen, wurde er doch als Reichskanzler von Marschall Hindenburg unter der Patenschaft von Papens eingesetzt. Der „Exzelsior" betrachtet das Verbleiben des Herrn v. Neurath im Auswärtigen Amt als einen Beweis für das Bestreben, die Empfindlichkeit der Mächte in Genf zu schonen. Deutschland werde seine Politik betreffend die Aenderung des Versailler Vertrags fortsetzen. Darüber bleiben sämtliche Parteien einig. Man werde die neue Reichsregierung nach ihren Taten beurteilen müssen. — Das „Ouvre" fragt, ob Hitler wirklich aufrichtig Wasser in seinen Wein gegossen habe und ob dann seine Anhänger bereit sein würden, sich mit diesem Getränk zu begnügen.
Das Großindustrielle»^!! „Journee industrielle" regt sich bei dem Gedanken auf, daß Hugenberg, der Industrie und Landwirtschaft unter einen Hut bringe, alle Muße haben werde, seine landwirtschaftliche Schutzpolitik, für die er bereits Papen gewonnen hatte, bis zum äußersten zu treiben. — Das Blatt Herves, die „Vic- toire", beneidet Deutschland um den gestrigen Tag. Deutschland sei glücklich zu preisen. Es sei am Ende des Leidensweges angelangt, den es seit 14 Jahren gegangen sei. Es werde durch Hitler gerettet werden, wie Italien durch Mussolini gerettet wurde. Dagegen sei Frankreich zu beklagen.
England
Die englische Presse bringt dem Regierungswechsel in Deutschland großes Interesse emgegen. Es sei erfreulich, daß ein so bewährter und persönlich allgemein beliebter Diplomat wie Frhr. v. Neurath, der unstreitig einer der fähigsten Diplomaten Deutschlands in der Gegenwart sei, die deutsche Außenpolitik auch weiterhin vertreten werde. Wo Neurath bisher gewirkt habe, habe er es verstanden, gute Beziehungen der betreffenden Staaten und Regierun- aen zu Deutschland herzustellen. Neurath verbürge die Fort
sah eine Gruppe Feldgrauer, die in einem dämmerigen Stall saßen, standen, lagen und miteinander sprachen, oder sich irgendwie beschäftigten.
„Da sind wir ja wieder", wurde er aus dem Halbdunkel heraus angerufen, „komm, kannst mal halten."
Sein Bekannter hatte ihn entdeckt. Zögernd trat er vor.
Der Soldat nahm gerade sein Gewehr auseinander und legte Heinrich ein paar Stahlteile in die Hand.
„Wie heißt du denn eigentlich?"
„Bredenkamp."
„Hm, Gymnasiast?" Der Mann sah nach Bredenkamps grüner Mütze.
„Nein, Präparand."
„So, da weiß ich nicht viel mehr als erst. Worauf präparierst du dich denn?" Einige Kameraden lachten über den Wortscherz.
Heinrich wurde rot. „Ich will Lehrer werden."
„Lehrer? Dann mußt du auch wissen, was so eine Knarre für Eingeweide und Eigenschaften hat. Paß mal auf, ich zeig's dir. Uebrigens ich heiße Schnell. Meinetwegen auch Fix oder Rasch, am liebsten aber Schnell. Also sieh her. Deine Schüler werden mir einmal dankbar sein, daß ich dir das zeig."
So lernte Bredenkamp die Zusammensetzung eines modernen Militärgewehres kennen. Schnell zog auch eine Kugel aus ihrer Hülse, wies auf Pulver und Zündhütchen und erklärte dem Knaben den Vorgang der Entladung bei einem Schuß. Dann gab er Bredenkamp das Gewehr in die Hände, unter dessen Last der Fünfzehnjährige in die Knie sank.
Schnell lachte. „Zum Musketier taugst du noch nicht!"
Er nahm das Instrument wieder zurück. „Hier ist Kimme und Korn. Wenn das zueinander patzt und gleichzeitig
Wiing einer besonnenen AußenpolM Deutschlands. He?, vorgehoben wird ferner, daß Graf Schwerin-Krosigk, der ein hervorragender Fachmann im Finanzwesen sei, im Kabinett bleibe. Eine „Inflation" und finanzpolitische Experimente seien von ihm nicht zu befürchten. Im übrigen verhalten sich die Blätter zurückhaltend oder teilweise zweifelnd. Hitler müsse nun zeigen, ob er und seine Partei der Lage gewachsen seien.
Italien
Die italienische Presse ist mit dem Umschwung in Deutschland sehr zufrieden. Das halbamtliche „Giornale d'Jtalia" sagt, das neue Kabinett bedeute den Triumph des neuen Deutschland und die Absage an die Weimarer Herrschaft. Endlich haben sich alle gesunden Kräfte zusammengeschlossen, die den Grundsatz der Narion und der starken Regierung vertreten. Der „Laboro Fascista" (Fascistischer Arbeiter) schreibt, die neue deutsche Regirung sei das Ende der sozialdemokratischen Herrschaft in Deutschland; es handle sich um einen neuen Abschnitt m der Geschichte Deutschlands.
Amerika
Neuyork, 31. Jan. ,.Herold Tribüne" bezeichnet die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler als die größte Rechtsschwenkung, die die deutsche Regierung seit Kriegsende vollzogen Hobe. „Newyork Times" weist daraus hin, daß di« Reichsfinanzen in starken konservativen Händen verbleiben und keine Aenderung der deutschen Außenpolitik beabsichtigt sei, ebenso, daß Reichspräsident o. Hindenburg die oberste Leitung weiter br-halte.
Was Kaste« die Parlamente?
Das Statistische Reichsamt veröffentlicht eine Uebersicht über die öffentlichenAusgaben für die Reichs, und Landesparlamente. Aus dieser Uebersicht gehl l-ervor, daß die Ausgaben für alle deutschen Parlament« im Rechnungsjahr 1926/27 20,8 Millionen -4t betrugen, von denen 9,1 Millionen -4t das Reich zu tragen hatte. Diese Ziffer erhöhte sich bis zum Jahr 1930/31 auf 23,9 Milk -4t, vor allem infolge der Besoldungsreform im Jahr 1927, die im allgemeinen auch eine Erhöhung der Entschädigungssätze für die Reichstags- und Landtagsabgeordneten nach sich zog. Dann zeigte sich die Auswirkung -er Wirt- s ch a f ts k ri s e, die zu Gehaltssenkungen und Diätenkürzungen führte. Gegenüber dem Höchststand im Rechnungsjahr 1929/30 dürften 1932/33 die Ausgaben um fast 5 Millionen Mark auf 19 Millionen -4t gesunken sein. In diesen Zahlenangaben sind die Kosten für den Reichstag, den Reichsrat, den Reichswirtschaftsrat und die Landesparlamente enthalten.
Die Aufwendungen für den Reichstag, die in der Uebersicht für 1930/31 mit rund 8 Millionen -4t angegeben sind, dürften heute trotz erhöhter Durchschnittszahl der Abge- ordneten erheblich geringer sein, da die Kürzung der Aufwandsentschädigungen und die Senkung der Gehälter des Verwaltungspersonals im Rechnungsjahr 1930/31 noch nicht voll zur Auswirkung gekommen sind.
Die öffentlichen Ausgaben der Länder für die Landtage in Höhe von 12,8 Mill. -4t im Rechnungsjahr 1930/31 sind nahezu zur Hälfte Ausgaben für den Preußischen Landtag. Im Verhältnis zu den Einwohnerzahlen wiegen jedoch die Ausgaben in fast allen Ländern — trotz geringerer Entschädigungssätze für die Abgeordneten — schwerer als in Preußen. Das erklärt sich hauptsächlich aus der Verschiedenheit der Abgeordnetenzahlen im Verhält, ms zur Größe der Länder. So entfällt z. B. in P r e u ß e n auf etwa 85 000 Einwohner, inBayern jedoch auf 58 000, in Mecklenburg-Strelitz sogar auf 3000 Einwohner ein Abgeordneter.
Im einzelnen betrugen die Ausgaben für die Landtage im Rechnungsjahr 1930/31 in Preußen rund 6,3 Millionen -4t, in Bayern 1,79 Millionen, Sachsen 1.25 Millionen, in Württemberg 648 000, Baden 616 000, in Thüringen 381000, Hessen 340 000, Mecklenburg-Schwerin 196 000, Oldenburg 134 000, Braunschweig 203 000. Anhalt 79 000, Lippe 38 000, Mecklenbura-Strelitz 83 000, Schaumburg-Lippe 7000, Hamburg 464 000, Bremen 157 000 und Lübeck 96 000 -4t.
Die zwischen den außerpreußischen Ländern bestehenden Unterschiede im Aufwand je Einwohner sind — abgesehen von Braunschweig, Mecklenburg-Strelitz, Schaumburg-Lippe und den Hansestädten — nicht erheblich. Die Ausgaben lagen zwischen 023 und 0,29 -4t je Einwohner, in Preußen betrugen sie 0,l7 -4t, in Schaumburg-Lippe sogar nur 0,15 -4t.
6ro6s Unrast!
lWlSi'-Nl'lM
ein Spartakist dazu, dann kannst du durch den Spartakisten hindurchsehen — wenn du rechtzeitig den Finger krumm machst. Denn dann gibt's ein Loch. Meistens paßt's aber nicht, und das ist ganz gut so, sonst gäb es im schönen Europa bloß noch Frauen und Kinder."
Bredenkamp freundete sich regelrecht mit Schnell an. Er lag halbe Tage mit ihm in dem dunklen Pferdestall, konnte bald mit dem Gewehr umgehen, lernte Handgranaten kennen und Maschinengewehre bedienen, Monturen putzen und die soldatische Umgangssprache verstehen.
*
Als das Freikorps am Mittag des 19. März 1919 die Stadt verlieh, lief Bredenkamp noch ein ganzes Stück neben Schnell her und hätte am liebsten ein paar Abschiedstränen geweint, wenn er nicht den Spott der Soldaten gefürchtet hätte.
Mit wehmutvollem Herzen wandte er sich endlich wieder zurück zur Stadt.
Auf der Ruhrbrücke überfiel ihn ein seltsames Gefühl. Er sah keinen Menschen und konnte sich das nicht erklären.
Beim Eintritt in die Stadt erblickte er einige Leute, die eiligst in die Richtung strebten, in der der Markt lag. Bredenkamp setzte sich ebenfalls in Trab.
Der Marktplatz war schwarz von Menschen.
Auf dem Balkon des Rathauses hielt jemand eine schallende Rede, von deren Inhalt Bredenkamp nur wenig verstand, weil ein starkes Echo die Worte zerschlug. Er vernahm nur etwas von Rostes Bluthunden, von Freiheit, die die Stadt allein schützen könne, davon, daß der Alpdruck der Noskiden endlich gewichen sei.
(Hrrtsetzung folgt.)