Zum Kabinettswechsel

Berlin, 29. Jan. Man glaubt, daß die Verhandlungen Papens mit den Parteien am Montag so weit beendet sein werden, daß er dem Reichspräsidenten Vorschläge unterbreiten kann. In politischen Kreisen wird betont, der Reichspräsident stehe vor einer schweren Entscheidung. Einerseits solle ein Kabinett der nationalen Kon- j zentration mit Unterstützung des Zentrums gebildet werden, das sich also aus eine Reichstagsmshrheit stützen könne. Andererseits j müsse aber dem oorgebeugt werden, daß Hitler, wenn er zur Macht gelangt sei, sich der Helfer entledige und die alleinige Führung übernehme, die der Reichspräsident bisher stets abgelehnt habe. : Es sei also die Frage, ob der Reichspräsident, der den Auftrag z zu einer parlamentarischen Lösung gegeben habe, Hitler allenfalls s auch die präsidiale Vollmacht erteilen werde.

Die Blätter der Rechten erklären, Schleichers Stellung s sei, obgleich kaum je ein Kanzler größere Möglichkeiten gehabt ! habe, infolge des Mangels an Entschlußkraft, der Schaukelpolitik und der inneren Uneinigkeit unmöglich geworden. Luthers Geld- - Politik habe unter ihm triumphiert. Andere Blätter erklären, der : Wechsel sei ein Sprung ins Dunkle; derVorwärts" nennt den : Sturz Schleichers einenWeg des halsbrecherischen Experiments" ^ und desgefährlichen Abenteuers".

Mandate sind Kriegsbeute"

Tokio, 29. Jan. Zu der Frage, ob Japan im Fall seines Aus- i tritts aus dem Völkerbund die ihm unterstellten Mandatsgebiete dem Völkerbund wieder zur Verfügung stellen würde, wird amt­lich erklärt:Japan würde die ihm übergebenen früheren deut- sehen Besitzungen ln der Südsee unbedingt behalten.- diese Inseln sind nichts andere» als ein Teil der Kriegsbeute. Die Gegenwart > des verstorbenen amerikanische» Präsidenten Wilson in Versailles machte es unmöglich, die Dinge beim rechten Namen zu nennen. ! Dieeroberten" Besitzungen wurden alsMandate" und nicht als Kriegsbeute bezeichnet, was sie in Wirklichkeit sind." In den politischen Kreisen Japans ist man überwiegend der Ansicht, Japan müsse sobald als möglich aus dem Völkerbund austreten, da er durch die Völkerbundssatzung nur gehindert werde, sein asiatisches Programm durchzusühren. !

Das ist wenigstens ehrlich. Aber man wird doch abwarten müssen, ob Japan sich wirklich bezüglich der Mandate eine der- s artige. Verhöhnung des Ariedensverlrags zu eigen macht. Sie halte' selbstverständlich keine Rechtswirkung, wäre vielmehr ein glatter Bruch der von Japan Unterzeichneten Bundessatzung, die in Artikel 22 bestimmt, daß die Mandatare eines Gebiets die Vor­mundschaft darüber alsMandatare des Bundes und in seinein Namen" zu führen haben. Sollte Japan die Mitgliedschaft zum Bund kündigen, so müßte der Bund die Rückgabe der Japan ver­liehenen Mandat« verlangen und im Weigerungsfall« Strafmaß­nahmen gegen Japan ergreifen.

Württemberg

Aus dem Verwaltungsbericht ' der Stadt Stuttgart

Stuttgart. 29. Januar. Aus dem Verwaltungsbericht Lrr Stadt Stuttgart ist folgendes zu entnehmen: Von größe­ren Straßenbauten wird vor allem die Durchführung urtd Erbreiterung der Haldenstraße.,in Cannstatt angeführt, mit deren Vollendung der Durchgangsverkehr nach Münster eine neue 6 Meter breite Umleitungsstraße erhalten hat. Be­sonders erwähnt wird auch di« Erbreiterung der Neuen Weinsteige zwischen Vopser und'Waldanfang. Zurzeit sind Verhandlungen im Gang, die Verbretterung his Degerloch ermöglichen. An d" H"">vtklä- " v s«s je' ^ - Hur - > - Ge*'

Ausländern liefert die Schweiz die größte Besucherzahl. Die Bautätigkeit war im ganzen genommen etwas reger als im Vorjahr, doch handelt er sich fast durchweg um klei­nere und kleinste Bauten. Die Zahl der neu erstellten Ge­bäude betrug 804 gegen 565 im Vorfahr, darunter waren 763 Wohngebäude. Die Säuglingssterblichkeit ist bei den ehelichen wiederum gesunken, bei den unehelichen dagegen tu Zunahme begriffen. Bei den Schulkindern zeioen sich die Folgen der wirtschaftlichen Krise in einer Ab­nahme der Zahl der gut genährten Kinder in einer Stei­gerung der Nervosität und in einer Zunahme der Rachitis. Die Feuerwehr mußte 351mal ausrücken, der Anlaß waren 17 Großfeuer, 42 Mittelfeuer, 207 Kleinfeuer, 64 blinde und 21 mutwillige Rufe,- im Sanitätsdienst waren 5397 Fahrten mit rund 46 000 Fahrtkilometern zu leisten. Die Zahl der aus der Volksschule entlassenen

»lugsnrl unterm l-Ismmsr

Zeitroman von Helmuk Alesserschmidl

Urheber-Rechtsschutz für die deutsche Ausgabe:

Drei Quellen-Verlag,. Königsbrück (Sa.)

4. Fortsetzung Nachdruck »erboten.

Frau Bredenkamp wimmerte.Ja ... ich glaub . . . ich weiß nicht . . . doch . .

Ich seh nach."

Nein bleib hier! Hierbleiben!"

Wieder ein Knall.

Hör doch ... sie schießen . . . Heinrich bleib!"

Vorsichtig kroch der Knabe über den Fußboden. Von einem Zimmer ins andere, griff mit langem Arm zu den Türklinken. Die Mutter schrie hinter ihm her.

Schließlich kam er wieder zurück, brachte aus dem Schlaf­zimmer Steppdecken mit, die er mühselig hinter sich her­schleifte. Er breitete sie auf dem Boden des Wohnzimmers aus.

So, Mutti, jetzt machen wir unser Nachmittags­schläfchen."

Frau Bredenkamp hielt ihre Kinder umschlungen und lauschte. Immer wieder fielen Schüsse. Jeder Knall trieb ihr das Blut aus dem Gesicht. Ihr Herz klopfte mit beäng­stigender Heftigkeit.

Die Knaben unterhielten sich über die praktische Seite der Situation. Sie hatten so viel vom Stellungskrieg gehört in den letzten Jahren, daß sie sich schnell hineinfanden.

Wir sind hier ganz sicher," stellte Heinrich fest,durch die Wand kommt keine Kugel. Wenn eine durchs Fenster geht, fliegt sie über uns weg in di« Decke; denn sie schießen

S ch 1300.

Zahl der in die Grundfchülklasse l eingetretenen Kinder 3940. Der letzte schwache Kriegsjahrgang kommt im Jahr 1933 zur Entlassung.

Der Stuttgarter S chl a ch tv i e h m a r k t hat im Auf­trieb bei Großvieh und Schweinen eine leichte Abschwächung, bei Kälbern eine zehnprozentige Zunahme zu verzeichnen. Der Fleischverbrauch dürfte annähernd 57 Kilogramm je Einwohner betragen. Beim Elektrizitätswerk ist der Stromabsatz gegenüber dem Vorjahr um 3 v. H. zurück­gegangen. Das Gaswerk hat einen Rückgang von 76,5 im Jahr 1931 auf 74,5 Millionen Kubikmeter im Jahr 1932 zu verzeichnen. Der Wasserverbrauch betrug rund 18 730 Kubikmeter (3 5 o. H. weniger als im Vorfahr). Die Zahl der U n t c r st ü tz u n q s e m p f ä n g e r in der Ar­beitslosenversicherung und Krisenunterstützung ist im Lauf des Jahrs 1932 von 13184 auf 10 603 zurückgegangen, da­gegen die Zahl der Wohfahrtserwerbslosen von 7615 auf 13 029 gestiegen. Daneben waren noch 5700 Per­sonen zusätzlich zu unterstützen. Die Fürsorge des Woh l- fahrtsan: ts umfaßte am Jahresende 6400 Kriegsbeschä­digte, 2070 Kriegerwitwen, 780 Kriegereltern, 2150 Krieger­waisen. 2000 sonstige Kinder, 5500 Sozialrentner, sowie 2250 Kleinrentner. Vom Fürsoroeamt werden zwi­schen 1500 und 2000 sonstige Hilfsbedürftige unterstützt.

Stuttgart. 29. Januar.

Einnahmen und Ausgaben des Landes Württemberg. Nach dein Monatsousweis über die Einnahmen und die Ausgaben des Landes Württemberg im Rechnungsjahr 1932 betrugen bis Ende Dezember 1932 im ordentlichen Haushalt dis Mehrausgaben 17 938 000 NM.

Eingaben an den Landtag. In der Zeit vom 5. Dezember vorigen Jahres bis Ende Januar d. I. sind an den württ. Landtag 45 Eingaben verübtet worden.

Keine Aenderung der Abgeordnetenzahl. Der Verwal- tungs- und Wirtschaftsausschuß, d/s, Landtags bat den nationalsoziatistlicycn Antrag, oie Ham oer z-anoragsaogeoro- ncten auf 42 (derzeit 80), sowie den Antrag des Christlichen Volksdienstes, die Zahl auf 60 zu vermindern, abgelehnt.

Am das Hauplversorgungsamt. Die Nachricht, daß man sich in Berlin für die Verlegung des Stuttgarter Haupt- versorgungs-amts nach Karlsruhe entschieden habe, hat sich Nicht bewahrheitet. Die Entscheidung über diese Frage dürfte aber in Bälde fallen. 3m Neichsarbeitsministerium steht man nach wie vor auf dem Standpunkt, daß die Zu­sammenlegung der beiden Bersorgunasämter notwendig und zweckmäßig ist. Sowohl von württembergischer wie von badischer Äegierungs-seite werden alle Anstrengungen gemacht, um einer Verlegung entgegenzuwirken.

Gutscheine zur Verbilligung von Brennholz. Zur Er- leichterung des Brennstoffbezugs der hilfsbedürftigen Be­völkerung wurden schon im vergangenen Winter in Form von Gutscheinen Reichszuschüsse gewährt. Diese Gutschein« waren nur für den Einkauf von Kohle gültig. Die arme Bevölkerung auf dem Land, die vorwiegend nur für den Holzbrand eingerichtet ist, konnte daher im vergangenen Jahr nicht in den Genuß der Reichszuschüsse kommen. Auf wiederholten Antrag des Waldbesitzerverbands für Würt­temberg und Hohenzollern ist der Bezug von Brenn­holz mit Reichsgutscheinen nunmehr für alle Bezirke, in denen der Brennstoffbedarf vorwiegend mit Holz eingedeckt wird, grundsätzlich gestattet worden. Das Innen­ministerium hat entsprechende Weisungen bereits erlassen.

Vom Tage. Durch Einatmen von Gas verübte ain Frei­tag vormittag in einem Haus der Lindenspürstraße ein« 18 Jahre alte Frau einen Selbstmordversuch. Sie wurde ins Katharinen-^vital übergeführt. Durch Einatmen von Gas ^ ^ mg von Schnittverletzungen am linken am Freitag abend in einem Haus der aberg ein 34 Jahre alter Mann Selbst­wurde ins Bürgerhospital nbergeführt.

i. Be st raste Eigenmächtigkeit eines Architekten. Ein Stuttgarter Architekt hatte ent­gegen den baupolizeilichen Vorschriften auf ein Haus statt zwei drei Stockwerke aufsetzcn lasten. Sein nachträgliches Gesuch um Genehmigung wurde, wie derSchwäbische Merkur" berichtet, durch baupolizeiliche Entscheidung abgewiesen. Außerdem wurde ihm die Auflage erteilt, bis längstens 1. Februar das 3. Stockwerk wieder abzubrecheu. Das Ministerium des Innern hat aus eine Beschwerde des Architekten hin die Maßnahme der Baupolizei in vollem Maße gebilligt, und das Stockwerk muß nun wieder ab­getragen werden.

S

Wie man zu einem Bubikopf kommt. Zur Zeit wird hier eine drollige Geschichte erzählt, die sich in einem Eisen­bahnwagen zugetragen haben soll. Fuhren da zwei junge Mädel, die stolz ihre langen Zöpfe noch zur Schau trugen. Ein älterer Mann beobachtete die beiden schon lange und

Mb MM cntch seiner Freude darüber Ausdrück, daß dies«' beiden Mädels ihre Zöpfe noch tragen, aus ihren Haarwuchs stolz und nicht der Mode Bubikopf verfallen seien. So be­geistert war der alte Herr, daß er aus Freude darüber jeder einzelnen fünf Mark schenkte, was dankbar von den beiden angenommen wurde. Doch kaum war der alte Herr aus- gesttegen, als die eine der beiden sagte:So, jetzt ka i mir ^ wsnigschtens en Bubikopf schneida lau!"

i Aus dem Lunde

! Unlertürkheim, 29. Jan. Diamantene Hochzeit. Ein ! altehrwürdiges hiesiges Weingürtnsrchepaar, Johannes H u n t, geb. ; 18. Mai 1847, und Christiane, geb. Maier, geb. 24. Oktober 1846, konnte am Sonntag die Diamantene Hochzeit feiern.

Sindelfingen, 29. Jan. Brand. In der Nacht zum Samstag brach in der Färberei Fr. Schäfer ein Brand aus. der an den t zum Färben und Bleichen bereitliegenden Garnoorräten reich!'he Nahrung fand. Der Schaden ist erheblich, aber durch Versicherung gedeckt.

Tübingen, 29. Jan. Der Tübinger Mord. Es scheinen sich Anhaltspunkte dafür ergeben zu haben, daß der Mord an der 70jährigen Frau Walz durch einen Studenten aus Neu-Ruppin auf sadistische Beweggründe zurückzuführen ist.

Grab, OA. Backnang, 29. Jan. A m t s u n t e r s ch l a g u n g. Der seit drei Monaten bei dem Bürgermeisteramt beschäftigte Vrr- waltungskandidat Banzhaf von Münchingen wurde wegen Un­terschlagung von etwa 200 ,/k festgenommen und an das Amts­gericht Backnang eingeliefert.

j Dcttensee bei Hechingen, 29. Jan. Zwei Todesopfer einer Kohle ngasvergistung. In der Nacht züm Freitag fanden zwei erwachsene Söhne des Gemeindebäckerr Lorenz Maier

- in ihrem Schlafzimmer durch dem geheizten Ofen entströmend« i Kohlengase den Tod.

! Schmiden OA. Waiblingen, 29. Jan. Treuer Wäch- ! ter. Hier wurde in der Nacht auf 25. Januar ein Einbruchs­versuch in das Gewächshaus des Gärtners Bubeck versucht. Wie aus den Spuren ersichtlich war, kamen zwei Diebe auf Fahrrädern heran und schlugen ein Fenster des Gewächs­hauses ein, durch das sie einsteigen wollten. Ohne Zweifel handelte es sich um Fachleute, die eine von Bubeck gezüchtete wertvolle Neuheit stehlen wollten. Der in dem Gewächshaus untergebrachte scharfe Hund ging aber den Dieben ans Leder, worauf sie ohne Beute wieder abziehcn mußten.

Heilbronn, 29. Januar. Verhafteter Autodieb. Der Kriminalpolizei gelang es, einen berüchtigten Autodieb in der Person des 19 I. alten Mechanikers Hans Schmied von hier festzunehmen. Er gab zu, zahlreiche Autodisbstähle, teils allein, teils mit seinen Freunden, dem 20 I. a. Arbeiter Wilhelm Rupp und dem 21 I. a. Packer Erich Glatte, beide von hier, ausgeführt zu haben. Bei der Polizei waren im panzen 25 Fälle zur Anzeige gelangt, s Gundelsheim a. N., 29. Jan. Einstellung derAr- i beiten an der neuen Staustufe. Die Erdarbeiten ! zur Vorbereitung des Betts des Neckarkanals Staustuf« i Gundelsheim mußten der großen Kälte wegen eingestellt : werden, während die Arbeit an der elektrischen Zuleitung ^ und der Sandgewinnung wettergeht, j Aus dem Jagsttal, 29. Jan. Vom Hybriden- zum ! Oualitätsweinbau. Die behördlichen Anordnungen

- bezüglich der Hybriden werden allenthalben befolgt, zumal

- denjenigen, die die Hybriden entfernen, Qualitätsreben

> kostenlos geliefert werden. Musterweinberge für Qualitäts- : Weinbau werden in »agstfeld, Möckmühl, Bieringen, Mar-

lach und Dörzbach angelegt.

Schwenningen. 29. Januar. 8 0. Geburtstag Am Samstag feierte Ludwig Vürk in geistiger und körperlicher Frische seinen 80. Geburtstag. Er ist noch einer der wenigen

> lebenden Bürger, die den Ausstieg Schwenningens nach dein ; großen Brand 1850 miterlebten. Sein Geburtstag fiel in

eine Zeit, die gewiß nicht besser war als unsere heutige; Not : und Arbeitslosigkeit trieben damals viele aus ihrer Heimat, j So hatte auch er eine harte Jugend; er mußte arbeiten wie

> einAlter", um der Familie das tägliche Brot mitzuver- i dienen. Als selbständiger Meister besuchte er wie die mei- ? m?" seiner Zunftgenossen als Marktschuhmacher mit seiner

Ware die Jahrmärkte am oberen Neckar und im Schwarz- i wald bis hinab nach Freiburg. In den neunziger Jahren, als die Schuhe und Stiefel fabrikmäßig hergestellt wurden, gründete er ebenfalls eine Schuhfabrik, die rasch emporblühte i und deren Erzeugnisse besonders im Elsaß hoch geschätzt und gern gekauft wurden. Leider wurde auch sein Lebenswerk wie so viele Betriebe ein Opfer der Nachkriegszeit.

Göppingen. 28. Jan. Milchpant schere! vor dem l GöpprngerStrafrichter. In der Stuttgarter Milch­sammelstelle in Voll stellten Beamte des Polizeipräsidiums Stuttgart am 13. Oktober v. I. verwässerte, entrahmte, mit Ziegenmilch durchsetzte sowie mit fettarmer Melkmilch ver­sehene sogenannteVollmilch" fest, die jeweils an die Milch­versorgung Stuttgart abgeliefert wurde. Die Wasserzusätze bewegten sich von 5 bis 10 v. H auch die übrigen Verstöße

von unten heraus. Wir dürfen bloß nicht aufstehn . . . Aber! . . . Mutter!! Mutter . . . !"

Frau Bredenkamp lieh plötzlich den Kopf sinken, streckte die Hände von sich, stöhnte tief auf, lag wie leblos.

.Mutter!" Heinrich schrie auf und warf sich über die Mutter. Karl brach in lautes Geheul aus.

Handeln! dachte Heinrich, handeln! Er rüttelte sie an den Schultern.

Kein Widerstand.

Schreiend sprang er auf. Warf sich sofort wieder hin. Gefahr!

Rannte auf allen Vieren in die Küche. Rannte zurück. Brachte Wasser, das unterwegs halb verspritzt war. Riß dis Decke vom Tische. Tauchte einen Zipfel ins Wasser. Netzte der Mutter Stirn. Rief verzweifelt:Mutter! Mutter!"

Karl vergaß alle Vorsicht, schrie jämmerlich, erhob sich.

Heinrich riß ihn wieder nieder. Gab ihm das nasse Tuch.

Hier, kühlen! Ich hol Hilfe."

Plärrend versuchte ihn der Bruder festzuhalten.

Heinrich riß sich los. Hoppelte eiligst hinaus. Sprang die Treppe hinauf. Klingelte im ersten Stock.

Nichts rührte sich.

Er pochte laut.

Niemand kam.

Mit aller Kraft warf er sich vor die Tür, schrieHilfe!!"

Vergebens!

Heinrich rannte eine Treppe höher. Rüttelte, klopfte, heulte, schrie.

Keine Antwort.

Dem Knaben sank aller Mut.

Wieder raffte er sich auf. Kroch schnell die Treppe hinab.

Ueberschlug sich dabei.

Dumpf schlug sein Kopf auf eine Stufe.

Auf!

Weiter!

Zurück in die Stube.

Karl heulte noch laut. Der Mutter Kopf lag in einer mächtigen Wasserpfütze.

Die Knaben betteten den schweren Körper um.

Was tun?

In dem älteren stieg die Kaltblütigkeit der Verzweif­lung hoch.

Er hüpfte auf Händen und Füßen zur Tür, um den Bruder ein Beispiel zur Vorsicht zu geben. Dann sprang er auf, atmete tief und rannte zur Haustür.

Riß sie auf.

Hilfe! Hilfe! Hilfe! Hilfe!" Seine Schreie gellten durch die Straße.

Ein Soldat rannte herbei:

Wo? Wo denn?"

Hier! Hilfe!"

Was ist?"

Meine Mutter . . ."

Wo?"

Beide rasten in die Wohnung.

Karl schrie in neuem Schreck, als die Tür aufflog und des Mannes schwere Stiefel lärmten.

Der Soldat warf einen Blick auf Mutter und Kinder, untersuchte die Frau, fand keine Blutflecke, sagte:Wird nicht so schlimm sein. Ich hole einen Sanitäter. Tut das Wasser weg!"

Er ging wieder.

(Fortsetzung folgt.)