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Nummer 230

Ferrums 4M

Samstag den 1. Oktober 1932

Fernruf 4-79

67. Jahrgang.

MenSW M die deutsche Zugeud

Zum 85. Geburtstag des Reichspräsidenten

Deutsche Jugend, werde stark, werde hart, werde treu, werde einig!" Solche Worte ruft uns jungen Deutschen unser greises Reichsoberhaupt zu, der hochverdiente Heer- und Staatsführer, der in diesen Tagen seinen 85. Geburts­tag begehen kann. Und wahrlich wer dürfte uns mit mehr Recht ermahnen als er, dessen ganzes Leben nur Er­füllung dieser Forderungen war!

Stark sollen wir -werden, stark an Körper und Geist. Leibesübung ist Bürgerpflicht" lautet ein Wort Hinden- burgs. Nun, daran fehlt es ja heutzutage eigentlich nicht. Anders dagegen ist es mit dem Starkwerden an Geist, an Charakter, das hier wohl in erster Linie gemeint ist. Und da haben wir Jungen in unserem betagten Reichspräsi­denten ein leuchtendes Vorbild. Schon das Aeußere dieses Mannes, sein Blick, seine Haltung geben ein Bild innerer Festigkeit. Wer ihn sprechen hört, kurz, klar und kernig, wer Aussprüche von ihm liest, so knapp und doch so ein­deutig, der muß erkennen, daß hinter diesen Worten eine Persönlichkeit von einzigartiger, zwingender Kraft steht. Und genau wie das Wort, so auch die Tat. Im Feld und in der Heimat war Hindenburg stets der zielbewußte, klarblickend^ Führer, der alle Hindernisse siegreich überwand. Getragen von höchstem Verantwortungsbewußtsein und gestützt auf «ine tiefe Menschenkenntnis und die Erfahrungen eines arbeitsreichen Lebens von mehr als acht Jahrzehnten, ist er die ragende, historische Persönlichkeit geworden, in der alle Welt das Symbol des ungebrochenen. deutschen Lebens­willens erblickt. Hindenburgs starker Glaube an Gott, an das Vaterland und an uns, Deutschlands Jugend und Zu­kunft, soll uns antreibsn, ihm nachzueifern, in der Bewun­derung seiner Stärke selbst zu erstarken. Die moralische Kraft, die'von ihm ausgeht, die alle in ihren Bann zwingt, muß auch uns junge Deutsche neu beleben und uns stark machen für den Kampf um Deutschlands Freiheit und Weltgeltung.

Aus dieser Stärke muß dann erwachsen, was Hinden­burg als zweites von uns fordert: hart werden. Hart wie er es ist, der greise Krieger, hart gegen uns selbst, gegen alle Versuchungen und Lockungen, die auf uns einstürmen. Gibt nicht auch hier wieder der alte Feldmarschall uns das schönste Beispiel? Als Soldat hat er frühzeitig gelernt, hart zu werden, Eigenwünsche zu unterdrücken und Opfer zu brin­gen. Durch diese Härte ist er der Mann der Pflicht gewor­den, der eisern? Alte, als den wir ihn heute bewundern, der in denkbar größter Einfachheit lebt, dem jegliche Weich­lichkeit fremd ist. der auch jetzt in hohem Alter unermüdlich arbeitet und sich im ganzen Jahr kaum einige Tage wohl­verdienter Erholung gönnt, der noch vor wenigen Tagen in beneidenswerter Rüstigkeit an den Manövern der Reichs­wehr teilnahm. Er war hart, als er zur Erhaltung des Staats Maßnahmen zustimmts, die schwere Opfer von jedem einzelnen forderten, er war oftmals hart, als er gegen den vermeintlichen Volkswillen fest und unerschütterlich den für richtig erkannten Kurs beibehielt. Hart war er, denn er mußte es sein. H a r t, a b e r ni ch t h a rth erzi g! Oder zeugt es nicht von einem weichen, grundgütigen Herzen, daß unser Staatsoberhaupt überall gerne Kinder und Blu­men um sich sieht? Kinder und Blumen, Sinnbilder der Zartheit! Und so will er auch von uns, daß wir hart, ab­gehärtet werden sollen für den Kampf des Lebens, den Kampf des Vaterlandes, hart auch gegen alle lockenden Stimmen, die uns von dem Weg der Besonnenheit abbringen wollen, daß wir aber dabei uns ein mitfühlendes Herz für andere bewahren sollen, so wie er es sich bewahrt hat durch mannigfaltige härteste Zeiten hindurch. Er will, daß wir Männer werden sollen, die sich auch etwas versagen können um des Volks willen.

Die Treue ist das Mark der Ehre." Keinen treffenderen Wahlspruch hätte Hindenburg sich wählen kön­nen. Treu seinen Aufgaben, treu feinem Volk, treu sich selber. Als er 1925 zum Reichspräsidenten gewählt wurde, ließ er sich durch den Kaiser zuvor von seinem Treueid ent­binden und legte dann erst den Schwur auf die republika­nische Verfassung ab. Und diesem Verfassungseid ist er treu geblieben. Immer wurde er gerufen, wenn die Not am d>'ößten war, wenn niemand mehr weiter wußte, und nie hat er sich dem Ruf des Vaterlands versagt, stets hat er seinem Volk die Treue gehalten.Fels der Treue" nennt man ihn darob bewundernd im Ausland. Ja, ein Fels ist er, der nicht trügt, auf den man getrost bauen kann, ein Fels, an dem auch die Heranwachsende Jugend Halt ge­winnt. Und wie er uns treu war zu jeder Zeit, so wollen auch wir ihm die Treue halten, nicht nur seiner Person, sondern auch seinem Werk, auch dem Vaterland, das er ver­kitt und verteidigt; wollen ihm nachstreben, wollen unserer s^'unat und unserem deutschen Wesen treu bleiben, was hiuuer auch über uns Hereinbrechen möge. Treue um Treue.

II U

Tazesspiegel

Reichspräsident v. hindenburg hat dem Staatspräsidenten von Griechenland, Zaimis. telegraphisch seine herzliche An- kejsnahme an dem Erdbebenunglück auf Chalcidice bekundet.

Reichsministcr v. Elh erklärte einem Pressevertreter ge­genüber, Deutschland sei durch den Versailler Vertrag usw. zum motorlosen Flugzeug hinaedrängt worden und es stehe jetzt auf diesem Gebiet führend in der Welt da» ohne daß das Reich finanzielle Unterstützung gegeben habe, was ja auch durch die außenpolitischen Bestimmungen von 1926 Deutschland verboten sei. Dies sei auch der Grund gewesen, weshalb gelegentlich des Europarundflugs der Herr Reichs­präsident den von ihm gestifteten Preis nicht als einen internationalen zur Verfügung gestellt, sondern ihn für die deutschen Flieger Vorbehalten habe.

Die Deutsche Luflfahrtausstellung wurde am Samstag in Berlin eröffnet.

Die Reichsgeschäftsstelle der Skaakspartei keilt mit, daß die geplante Zusammenschlietzung der RNttelparleien ge­scheitert sei.

Die komm. Mitglieder des Reichskagsausschusses für Aus­wärtiges verlangen erneut die Einberufung des Ausschusses, nachdem der Reichsaußenministec nunmehr wieder in Ber­lin sei.

Der Chef der Schnlabkeilung der völkerkundlichen Saar- ksmmMon. der Franzose Pcsquier. ist endlich zurückgekreken. Der Herr bezog ein vom Laargebiet bezahltes Gehalt von 139 (W Franken mit VeniisyLberechMuna. Seine Aufgabe

Die MisresM

Berlin, 30. Sept. Im Reichsministerium des Innern ist man zur Zeit mit der Ausarbeitung von Grundlagen für eine Verfassungs- und Reichsreform beschäftigt, die späterhin einem kleinen Kreis von Staatsrechtlern, und Persönlichkeiten der politischen Praxis zugestellt werden sollen, um daraus Vorschläge für einen Resormentwurf der Reichsregierung zu formen. Dem neuen Reichstag soll dann dieser Entwurf unterbreitet werden, nachdem er im engsten Einvernehmen mit den Ländern ausgearbeitet worden ist.

Die am 28. September vom preußischen Staatsmini­sterium vollzogene Ernennung eigener Reichs­ratsbevollmächtigter ist in Parteikreisen, die der früheren Regierung Braun nahestehen, auf Widerspruch gestoßen. Da die Möglichkeit besteht, daß die Reichsrats­bevollmächtigten der früheren preußischen Regierung ihren Anspruch auf Vertretung Preußens im Reichsrat aufrecht­erhalten, bis der Staatsgerichtshof am 10. Oktober sein Ur­teil gefällt haben wird, so dürfte der Reichsrat in Ueberein- stimmung mit der Reichsregierung bis dahin auf Vollver­sammlungen verzichten, um unliebsame Zusammenstöße zu vermeiden.

Berlin, 30. Sept. Reichsaußenminister Frhr. v. Neu­rath äußerte sich heute vor Vertretern der Presse über seine Genfer Tätigkeit: Bei den Arbeiten des Völkerbunds habe ich besondere Aufmerksamkeit den Wirtschafts- fragen gewidmet. Diese Arbeiten scheinen deswegen von besonderer Bedeutung, weil ja auch der Völkerbund an der kommenden Weltwirischaftskonferenz und ihrer Vorberei­tung besonders beteiligt ist. Ferner habe ich mir es angelegen sein lassen, daß die Minderheitenfragen wieder im 6. Ausschuß zur Sprache kommen, und ich habe Vorbereitungen getroffen, daß derdeutsche Standpunkt dabei sowohl im Rat als auch in der Bundesversammlung nachdrücklichst zum Ausdruck kommt. Sehr wichtig erscheint mir auch nach meinen Genfer Eindrücken, daß die Frage der Neuordnung der obersten Leitung des Völkerbundssekretariats ' in einer Weise gelöst wird, die den Grundsatz der Gleich- s berechtigung aller Mitgliedsstaaten besser als bisher s verwirklicht. Der deutsche Vertreter im vierten Ausschuß , wird den Standpunkt vertreten, daß die Neuordnung vor allem nach dem Grundsatz der Sachlichkeit und der ! Sparsamkeit erfolgen muß. Personalfragen sollten daher nicht in den Vordergrund gestellt werden. Die Frage des Nachfolgers des Generalsekretärs Drummond wird erst im November zur Sprache kommen.

Herrn Simon habe ich in Genf meine Meinung über seine Antwortnote auf unsere Denkschrift vom 29. August !"ch< verhehlt und ihm deutlich gesagt, daß wir feine juristische Beweisführung nicht anerkennen können. Ich habe ferner ihm und den anderen Vertretern keinen Zweifel dar- über gelassen, daß ohne eine einwandfreie Klarstellung der Mse Msexer MMerechNsWa Mtz yklMt; MrdrÄM-

bestand darin, die Bevölkerung durch Schikanen zu zwingen, die Kinder in die französischen Schulen zu schicken.

Auf eine Klage des Vereins Deutscher Ieilungsverleger gegen Dr. Göbbels (RS.) und den BerlinerAngriff" hat das Landgericht I Berlin ebenfalls die von Göbbels den Berliner Rakionalsozialistcn befohlene Boykottierungbür­gerlich nationaler Zeitungen" hoher Geld- und Hast- sirafe untersagt.

Dr. Göbbels hat gegen die vorläufig« richterliche Ver­fügung in der klagefache des Scherlverlags gegen denAn­griff" Widerspruch erhoben.

Die Polizei in Danzig hak verschiedene rüchsdeuksckw Na­tionalsozialisten ansgewiesen, darunter vier solche, die an Anschlägen in Ostpreußen beteiligt waren und von der Staatsanwaltschaft verfolg»! werden.

Die Belegschaft von Henschel u. Sohn in Kassel hat auf Grund von Verhandlungen mit der Direktion die Arbeit wieder ausgenommen.

Der Papst hat eine Enzyklika erlassen in der gegen die üirchenverfolgungen in Mexiko Protest erhoben wird und die Katholiken Mexikos zur Eintracht und zum Gehorsam gegen ihre Führer, sowie zur Mitarbeit an der katholischen Aktion aufgeforderk werden.

Im belgischen Außenministerium in Brüssel begannen am Freitag die Verhandlungen der deutschen Reichskom­mission über die Einfuhrkontingentierung landwirtschaftlicher Erzeugnisse.

Rach der Aufstellung des amerikanischen Allgemeinen Gewerkschaftsbunds betrug die Zahl der Arbeitslosen ln den Ver. Skaaten Ende August 11,5 Millionen.

ligung an den Arbeiten der Abrüstungskonferenz nicht die Rede sein kann.

Die Unterhaltungen mit dem italienischen Vertreter Aloisi haben gezeigt, daß Italien großes Verständnis für unsers Forderungen hat. Herr Henderfon bemüht sich in sehr an­erkennenswerter Weise darum, eine Verständigung herbei­zuführen. Es ist jedoch kaum anzunehmen, daß er damit Erfolg haben wird. Ich bin einem Gespräch mit Herrn Herriok selbstverständlich nicht aus dem Weg gegangen. Wenn Herr herriot mir etwas zu sagen gehabt hülle, so wußte er, daß lch ihm zur Verfügung stand. i

In seiner gestrigen Rede in der Völkerbundsversamm­lung hat Herr Herriot erneut zum Ausdruck gebracht, daß Frankreich diplomatische Verhandlungen ablehnk. Ls lügt- nun an den anderen, uns Angebote zu machen. Etwas Neues haben wir nicht zu sagen. Was wir wollen, ist in unserer Denkschrift vom 29. August mit aller Deutlichkeit gesagt.

Inzwischen wird der Versuch gemacht, uns in der Welt anzuschwärzen. In Amerika werden aus französischen Ka­nälenEnthüllungen" über unsere angeblichen Geheimrf.fra­gen veröffentlicht. Man sagt, sie stammen aus den früher schon von Tardieu und neuerdings von Herriot erwähnten Dossiers, mit dessen Veröffentlichung man uns bangc ;u machen sucht. Mit keinerlei Verdächtigung kann die Tatsache der dnrchgeführken deutschen Abrüstung irgendwie in Zwei­fel gesetzt werden. Mit keinerlei angeblichen Verfehlung:.: Deutschlands gegen die Entwaffnungsbestimmungen von» Versailles kann die Tatsache verdeckt werden, daß die allge­meine Abrüstungskonferenz ohne nennenswertes Lrgebm« nach sechsmonatigen Verhandlungen auseinandergeganqcn ist. Mit nichts kann die Tatsache der einseitigen därtfchen Entwaffnung und die Ueberrüstung anderer Staaten rreg- geredet werden, ebensowenig die Verpflichtung der anderen Staaten, ihrerseits abzurüsten. Wer mit angeblichenVer­fehlungen Deutschlands" gegen die Versailler Entwcrfsnungs- bestimmungen operiert, vergiftet die Atmosphäre. Die Hal­tung der deutschen Regierung in der Gleichberechtigungs- srage kann durch solche Manöver in keiner Weise beeinflußt werden. Wir verlangen im Rahmen der Abmachungen über allgemeine Abrüstung, die die Abrüstungskonferenz kress, z soll, die gleiche Freiheit in der Wehrfrage wie die anderen Staaten. Mit der einseitigen Diskriminierung Deutschlands muß es ein Ende haben. Keine deutsche Regierung wird auf das Lebensrecht der deutschen Nation, auf Landesvertei­digung und Sicherheit, verzichten. . r

Heilders« BemittlUWMMs

Paris, 30. Sept.Havas" will von zuständigen Kreisen» in Genf erfahren haben, der Vorsitzende der Abrüstung^ wnferenz, Henderson, werde für die weitere Tagung deq Büros am 10. Oktober eine Erklärung abgeben, die es Deutschland ermöglichen soll, an den Arbeiten sich zu be-. teiligen. Die Erklärung enthalte folgende Grundsätze: 1. Deutschland darf nicht aufrüsten; 2. Die übrigen stärker gerüsteten Mächte sollen eine Herabsetzung ihrer Rüstung.»: vornehmen: 3. Die Gleichberechtigung in der Rüstungssrc wird allen vertragschließenden Mächten zuerteilt,- D'k SWsische Außenminister Simon soll dem Plan