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ümls- unä ilnzeigeblalt für äen Oberamtsbezirk (alw
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Samstag, den 15. März 1930
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In äerStaät40Soläpfennig« wöchentlich mit Trägerlohn Posl-öezugrpreis 40 Solck- pfennige ohne Sestellgelck
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Jahrgang 102
Aufftellung eines Reichssparprogramms
Beginn der Vorarbeiten im Reichsfinanzministerium
TU. Berlin, 15. März. Wie der Demokratische Zct- tnngsdienst erfahrt, sind im Ncichssinanzministerinm die Vorarbeiten für das große Rei chssp arpro- -ramm begonnen worden, daS der Reichsfinanzminister gemeinsam mit dem Neichssparkommissar vorlcgeu will. Durch di« preußischen Anträge zur Jnstizgesctzgebung wird einer de» Punkte dieses Sperprogramms demnächst verwirklicht werde«, da das Reichs!abiuett den gesetzgebende« Körperschas- te» eine S^rlage über die kleine Jnstizresorm zuleiten wird. Weiterhin wird eine Vereinfachung der Vcrwal» tnng durchzuführe« sei«, «nd zwar in Verbindung und unter Annäherung an die LLuderverwaltunge«. Die Aushebung des Reichsentschädignngsamtes beschäftigt zur Zeit den Reichstag. Weiter ist notwendig eine möglichste Vereinfachung der Steuergesetzgebung »nd der Stcucrvcrwaltnng. Zu erörtern bleibt die Übertragung der Vauvenvaltnng «nd des Neichsrvaffcrschntzcs einschließl. ihres Beamtenapparates au die Länder zur Vereinigung mit ihrer Van- und Polizci- verwaltung. Gegen derartige Pläne machen sich aber bei den einzelnen Reichsressorts noch Widerstände geltend. Im Hinblick aus die sozialen Laste« muß eine Verminderung «»gestrebt werden, «nd zwar einmal auch durch eine Verwal- tnugsresorm, so wie sie für die Arbeitslosenversicherung erneut geplant ist. Dringender Reform bedarf auch das Vcr » sorgnugswese« und weiterhin wir- nach der materiellen Seite erwogen, eine Einschränkung der Nenteucrhöhun- gen für Kriegsbeschädigte in de» leichten Fällen. Endlich wird es notwendig werden, ein Sparprogramm für das Neichsheer und die Neichsmarinc festznlcgen, damit im b'sonderen bei der Marine über die etwaigen Bauten Klarheit geschaffen wird und planmäßig gearbeitet werde» kann.
Die Finanzvcrhandlungen der fünf Regierungsparteien.
Wie die TU. aus den Finanzverhandlungen der fünf Regierungsparteien im Reichstag erfährt, haben sich die Erörterungen am Freitag vor allem auf die Frage der Arbeitslosenversicherung und das Problem der Steuersenkung konzentriert. Bei der Arbeitslosenversicherung sind die Gegensätze in den Auffassungen nach wie vor sehr groß. Die Volkcpartei ist gebeten worden, für die
nächsten interfraktionellen Besprechungen, die am Montag statt finden, schriftliche Neformvorschläge zu unterbreiten, die dann Gegenstand der Aussprache sein sollen. Bei der Frage der Steuersenkung tst das Problem der Gewerbesteuern und der Erundvermögensstcner in den Bordergund gerückt. Für beide Sterrerarten verlangt die Deutsche Volks- partei im Rahmen der geplanten Lastenfenkung eine wesentliche Ermäßigung nnd in parlamentarischen Kreisen hat man den Eindruck, daß grundsätzliche Widerstände hiergegen von den anderen Parteien der Regierungsgemelnschaft nicht mehr erhoben werden. Über bas KInanzprogramm der Reichsregierung, das offiziell in den bisherigen Verhandlungen noch nicht zur Aussprache gestanden hat, soll von Dienstag ab gesprochen werden. Am Dienstag findet im Reichstag die erste Lesung des Regierungsprogramms statt, die von Reichs» sinanzminister Dr. Moldenhauer mit einer kurzen Erklärung eingeleitet werden wird.
Städtelag und Reichsfinanzreform
Tll. Nürnberg, 15. März. Der hier tagende Vorstand -es Deutschen Stäütctages nahm einen Bericht über die Pläne der Rcichsfinanzresorm entgegen. Mit Bebauer« «nrde fest, gestellt» daß bisher die Frage der Fortführung einer geordneten gemeindliche« Finanzwirtschaft völlig unzulänglich be, handelt worbe« sei, obwohl deren Gestaltung für di« Allgemeinheit ebenso wichtig sei wie die von Reich und Ländern. Reich «nd Länder müßten de« Gemeinde« die unbedingt er» forderliche« Mittel sicher». Die Förderung des Wohnungsbaues bleibe eine der wichtigsten kommunalen Fragen. Der lausende Bedarf von jährlich 250 000 Wohnungen müsse unter allen Umständen erstellt werden. Die Hcranziehnug von Anslandsmitteln sei unerläßlich. Fehlbetragsabschlüsse für 1929 und Fehlbctragshaushalte für 1930 würden die Städte mit allen Kräfte» vermeiden.
In einer Entschließung wird darauf hlngewiefen, daß ein« schneidende Maßnahme» unerläßlich seien, um be« durch den Druck der Erwerbslosenlastc« drohenden finanzielle« Z«, sammenbruch zu vermeiden. Mit großer Beschleunigung müsse die Krisensürsorge vom Reich ne« geregelt, zeitlich nn- brfristet «nd alle« Berufen, insbesondere auch den «ngeler«, ten Arbeiter«, gewährt werde«. DaS lebhaste Interesse der Presse an den Arbeiten, Erfolgen und Nöten der kommunalen Selbstverwaltung wurde allseitig begrüßt.
Das Republikschutzgesetz im Reichstag
Annahme in zweiter Lesung
TU. Berlin, 15. März. Ter Reichstag nahm gestern den Gesetzentwurf znm Schutz dcrNepnblik in zweiter Lesung mit den Stimmen der Regierungsparteien an. Die Aus» schustbcschliisse blieben im allgemeinen «»verändert. Nnr z« de« Strafbestimmungen für Beschimpfung der Staatssorm, der Leichs- «i d Landessarbe«, der verstorbene» Reichspräsidenten «nd Minister «nd für Verherrlichung des Hochverrats wurde ei» Nirtrag der Deutschen Volkspartci angenommen, wonach statt der Reichs- «nd Landessarbe« die Farven nnd Flaggen des Reiches nnd der Länder geschützt werden solle». Außerdem wnrd: einem Antrag der Regierungsparteien entsprechend beschlossen, baß das Gesetz mit dem Inkrafttreten des ncncn Strafgesetzbuches, spätestens aber Ende 1232, außer Kraft treten soll.
Das Haus beriet dann noch einige kleinere Vorlagen, so den Entwurf des Brotgesrtzes. Der Ernäh- rnngsininister Dietrich ging in Sem Zusammenhang ans das Roggenprobkem ein und stellte die klare und unangreifbare These auf, daß es besser wäre, deutschen Roggen, den wir bekanntlich im Ueberfluß besitzen, zu verbrauchen, als unter Verschlechterung der deutschen Bilanz eine Unmenge Wetzen aus dem Ausland zu beziehen. Der Entwurf wunderte an den Ausschuß. Ebenso w'e die Novelle zur Gewerbeordnung. Es wurde schließlich noch unter dem üblichen Protest der Rechts- und Linksertrcmisten die Aufhebung der Immunität einiger kommunistischer und nationalsozialistischer Abgeordneter verfügt. Die heutige Satzung ist ausschließlich der dritten Lesung deS Nepubltk- schutzgesetzes Vorbehalte«.
Ein demokratischer Antrag zur Agrarnot.
Im Reichstag beschäftigte sich gestern vormittag e^n Teil der Fraktionen mit den Agrarvorfchlägen des Neichsernäh- rnngsmrntsterS, die bereits vorgestern Len Gegenstand einer Besprechung mit den Parteiführern geb löet hatten. Die demokratisch: ReichStagSfraktton hat beschlossen, ein Ermäch- l'gungSzcsetz zn beantragen, das lediglich ans einem Paragraphen besteken «nd verlange» soll, das, d:m Ernährnngs- minister die Ermächt'gnng erteilt wird, die ihm zur Beste» bnng der Not der Landwirtschaft erforderlich scheinende« Maßnahme» z« ergreife«.
Der Nachtragshaushalt für die besetzte» Gebiete.
Der Haushaltsausschuß des Reichstages erledigte gestern Sen Nachtragshaushalt des Ministeriums für die besetzten Gebiete. Bon der Neichsreglerung wurde mitgeteilt, -aß die Verringerung der Bcamtenzahl der Reichsvermögensver- waltung und die Unterbringung von rund 450 Beamten in anderen Verwaltungen unmittelbar vor dem Abschluß steht. Größere Schwierigkeiten bereite die Unterbringung der Arbeiter und der höheren technischen Beamten. Ans Anfrage teilte Minister Wtrth mit, daß sich der Ausschuß für die besetzten Gebiete schon m nächster Zeit mit der B e r w e n d « n g des IV-Millionen-FondS für den Westen z« beschäftigen haben werde. Me Veräußerung von Hochbauten in Koblenz sei nicht einfach. Das Ministerium sei dazu bereit, wenn die Bedingungen erträglich seien. Eine Umwandlung des Ministeriums tn ein Grenzlandmmisterium sei nicht beabsichtigt. Ei» kommunistischer Antrag, die reichseigenen freiwerdenden Gebäude an die Gemeinden zu Wohnungszwccken zu übertragen, wurde abgelehnt. Der Nachtragshaushalt wurde angenommen. Auch die Anforderung von 5 Milk, für die Saargänger-Unterstübungen wurde genehmigt. Im ganzen sind in den Jahren 1926-29 für diesen Zweck 27,6 Mill. ausgegeben worden. Der Minister stellte fest, daß dl« Beträge für die Saargänger für 1930 tn dem bisherigen Ausmaß nicht zur Verfügung gestellt werden könnten. Die Kosten der Verlegung des ReichskommissarkatS von Koblenz nock Wiesbaden ermäßigte der Ausschuß von 50 OM auf 25 000 RM.
Das Wastlprüfuugs-ertcht über be» Volksentscheid.
Das Wahlprüfungsgericht beim Reichstag hielt am Freitag unter dem Vorsitz des Abgeordneten Dr. Bell (ZI eme Sitzung ab, «m das Ergebnis des Volksentscheids vom 22. Dezember zu prüfen. Der Netchsbeauftragte, Ministeriald rektor Dr. Kapfenberg, beantragte, bi« Abstimmung beim Volksentscheid über das Frciheitsgrsstz für gültig ,» erkläre» »nd festznstellen, daß sich an der Abstimmung nicht die Mehrheit der Stimmberechtigte« betet, lkgt hat. Der Berichterstatter, ReichSgerichtSrat Schmitz, unterstützte diesen Antrag deS Reichsbeaustragten. Nach halbstündiger Beratung schloß sich auch daS Wahlprüfungsgericht i» seinem Urteil diesem Anträge au.
Tages-Spiegel
Der Reichssina»zmi«lster «nd der Neichssparkommissar bereite» et« Reichssparprogram« durch Vereinfachung i« alle« Verwaltungszweige« vor.
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Die Finanzsachverständige» der Regierungsparteien habe» sich gestern über die ArbeitStose«verficher«»g ausgesprochen. Das Decknngsprogram« der Regierung wird hente den Ncichsrat »nd am Dienstag den Reichstag beschäftige«.
Im Reichstag ,:«rde gestern das Republikschutzgesetz in zweiter Lesung mit de« Stimme« der Regierungspartei«« angenommen.
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I« Flensburg fanden gefter» würdige Gedenkfeier« zur Erinnerung a» den dentschen AbstimmnngSsseg vor 19 Jahren in der zweite» schleswigsche« Zone statt.
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In Pole» ist e»«e Kabinettskrise ansgcbroche«. Ministerpräsident Bartel wird hente de» Gesamtrücktritt des Kabinetts erkläre«.
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In de« Bereinigte« Staate« wir- eine Kinanzkatastroph« befürchtet, wen« di« heurige Weizenernte gut ansfällt. Der Weize«markt ist durch ungeheure Vorräte übersättigt.
Gedenkfeiern in Flensburg
Ivjähr'ge Wiederkehr des Abstt«m»ngstags i« Schleswig.
TU Flensburg, 15. März. Die Feierlichkeiten aus Anlaß der 10jährigen Wiederkehr deS Lbstimmungstags fanden am Freitag abend i« vier der grüßten Lokalitäten statt. Di« Veranstaltungen waren überfüllt von einer begeisterte» Menge, die im Gedenken des Tags vor 10 Jahren erneut e » Bekenntnis zum deutschen Volkstnmgedanken ablegte. Oberbürgermeister Dr. T o d s e n - Flensburg erklärte, dr« Gedenkfeiern seien eine Mahnung, den deutschen SeLbstbo» hauptungswillcn nicht erlahmen zu lassen. Die ans Unge» rechtigkeit beruhenden neuen Grenzen könnten niemals anerkannt werden. Er bat die nordschleswigschen Volksgenossen, geduldig auf Sen Tag zu warten, der das Recht übe» die Gewalt triumphieren lasse.
Im Nahmen der Abstimmungsfestlichkeiten in Flensburg hielt der Schlesnng-Holsteiner-Bund seine 13. Landesversammlung ab. Folgende Entschließung wnrde einst«w> mtg angenommen:
„Am 10. Jahrestage deutschen Treuefieges in der zweiten Abfttmmungsszoue erneuert die 18. Landesversammlung de- Schlesw g-Holfteiner-Bnndes das Bekenntnis, das Inhalt und Smn des Lebens ist: Wir bekennen uns zur deutsche» Volksgemeinschaft, die durch keine willkürlich gezogen» Staatsgrenze unterbunden werden kann. Niemand kan» unserer Heimat die ihr durch Geschichte nnd Lage überlieferte Aufgabe abnehmeu. Kür sie wollen wir die Kräfte bodenständigen deutschen Stammes wecken, pflegen und -«- sammenfassen. Der Glaube an Deutschlands Volkstum und an daS Deutsche Reich, der in dnnklen Tagen nnd in Notzeiten unserer Heimat Mut «nd Zuversicht gab, leuchte weiter über unserem Weg." _
Umschwung in der Sowjetpolitik
TU. Sowno» 1L März. Wie aus Moskau gemeldet wird, hat am Freitag daS Präsidium des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion unter Vorsitz Stalink folgende Beschlüsse gefaßt:
Nachdem die Sowjetbchürden bisher die individuelle« Bauernwirtschaften zwangsweise ausgelöst haben. Hai die Partei festgestellt, daß eine solche Kollektivierung nicht mehr den Interessen der Partei entspricht. Die Partei ver» langt, daß di« Auflösung der individuellen Bauernwirtschaften nicht mehr zwangsweise, sondern nur noch freiwillig erfolgen darf. DaS Politbüro der Kommunistischen Partei der Sowjetunion hat beschlossen:
1. Sofortige Einstellung sämtlicher Maßnahmen gegen die individuelle« Bauernwirtschaften.
L Sämtliche Märkte sollen sofort gedssnet werden.
» Die Schließung von Kirche« soll sofort eingestellt «erde«, «eil eine Schließnng der Kirche» »«r freiwillig mit Erlaubnis »nd Znstimmnag des Pfarrers znstaudckvmme« bars.
Politische Umtriebe in der Reichswehr
TU. Berlin, 16. März. Amtlich wird mitgeteilt: DaS Neichswehrminiflerium hat vor einiger Zelt durch Meldungen aus der Truppe erfahren, daß einig« junge Offiziere i» nationalsozialistischem Sinne zu wirken versuchten. Da diese Versuche rechtzeitig bemerkt und abgestellt worden sind, habe« sie sich auf wenige Personen beschränkt nnd keine Bedeutung gewinnen können. Das Ncichswehrmtnisterium hat die Angelegenheit der Neichsanwaltschast übergeben. Diese hat zwei Leutnants deS Standortes U l m und einen ehemaligen Osfi- sier in Kassel verhaften lassen.