67. Lebensjahre gestorben. Cr war früher Schultheiß in Holzgerlingen.
Urach, 3. Nov. Tot auf gefunden. Der verh. Wilhelm Häberle von hier, der seit einigen Tagen vermißt wurde, ist am Sonntag unterhalb der „Steinernen Brücke".tot aus der Erms gezogen worden. Häberle scheint durch einen Unglücksfall ums Leben gekommen zu sein.
Tübingen. 3. Nov. Der neue Ast a - V o r sta n d. Am Montag wurden die Vorstandswahlen für den Tübinger Studentenausschuß vorgenommen. Erster Vorsitzender wurde der Vertreter der Nationalsozialisten, cand. phil. Wolf, stellv. Vorsitzender wurde cand. Zur. Doch (Hohenstausiae), als Kassenwart wurde stud. mod. Blum (Arminiae) gewählt. Die Vertreter der Fachschaften enthielten sich bei der Wahl der Stimme.
Dornhan OA. Sulz, 3. Nov. Mißgeburt. Vorige Woche brachte eine Kuh des Bauern Klumpp ein starkes Stierkalb zur Welt. Obwohl gut ausgebildet und gesund, hatte es keinen Schwanz und auch keine Augen.
Ebingen. 3. Nov. Milchpreisabschlag. Die hiesigen Milchhändler geben bekannt, daß ab 2. November der > Preis eines Liters offene Milch von 28 auf 26 Pf., der eines Liters Flaschenmilch von 32 auf 30 Pf. und der eines Viertelliters Rahm von 65 auf 55 Pf. herabgesetzt sei. Die Spanne zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreis ist immerhin eine noch vollauf genügende.
Schlecht rentierende Autolinisn. Die gedrückte Wirtschaftslage wirkt sich mehr und mehr auch nachteilig aus den Postautoverkehr aus. Die Strecke Onstmettingen— Bisingen ist bereits eingegangen und wird privat weitergeführt. An die an der Strecke Ebingen — Obernheim gelegenen Gemeinden ist die Oberpostdirektion, obwohl diese Linie stets als eine der am stärksten benützten gegolten, auch herangetreten wegen Uebernahme eines Teils des Abmangels. Bei den Gemeinden besteht offenbar wenig Geneigtheit, eine Ausfallsgarantie zu übernehmen, zumal ein privater Unternehmer bereit wäre, in die etwa entstehende Lücke sofort sinzuspringen.
Göppingen, 2. Nov. Politisches Vergehen. Das Amtsgericht Göppingen verurteilte am Montag den ledigen in Uhingen wohnhaften Ad. Gutbrod wegen eines Vergehens gegen die Notverordnung des Reichspräsidenten vom 28. März 1931 zu der Gefängnisstrafe von drei Monaten. Gutbrod hatte am 25. September d. I. an einer Versammlung des Kampfbundes gegen den Faszismus teilgenommen und nach Beendigung dieser eine Lastwagenfahrt nach Groß- Eislingen organisiert, wo eine Versammlung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei stattfand, bei der es dann zu den seinerzeit gemeldeten Ausschreitungen kam.
Ausgebrochener Zuchthäusler fetzt seine Einbruchsarbeit fort. Montag früh kurz vor Tagesanbruch wurde in einer Wirtschaft und Bäckerei in Göppingen eingebrochen. Der Täter wurde vom Geschäftsinhaber in seiner Arbeit gestört und entkam unter Mitnahme von Zigaretten und Zigarren. Bei dem Täter handelt es sich zweifellos um einen erst kürzlich aus dem Zuchthaus in Ludwigsburg entflohenen, zu einer langjährigen Zuchthausstrafe verurteilten Einbrecher, der in Göppingen wohlbekannt ist. Er konnte bis jetzt noch nicht gefaßt werden.
lllm, 3. Nov. DieEröffnungdesArbeitsamts. Montag nachmittag wurde in einem einfachen Akt das neue Arbeitsamtsgebäude seiner Bestimmung übergeben. Der Vau wurde von der Stadt erstellt. Die Baukosten betragen etwa 300 000 RM. Das Arbeitsamt ist in Miete. Der Bautermin wurde aus die Stunde eingehalten und eine Ueberschreitung des Voranschlags vermieden.
Blaubeuren, 3. Nov. Vom Felsen gesprungen. Am Friß des Blaufelsens wurde die Leiche eines 18jährigen Mädchens von hier aufgefunden. Es hatte sich am Samstag von zu Haus entfernt und ist offenbar von dem Felsen gesprungen.
Ravensburg. 3. Nov. Auf der Hochzeitsreise gestorben. Aus ihrer Hochzeitsreise starb in Meran Frau Maria Lämmle, geb. Wörz. Dem Gatten, Amtsrichter Lämmle, und dem Vater der Verstorbenen, Dr. med. Wörz, wendet sich allgemeine Teilnahme zu.
Weingarten, 3. Nov. Abschied. Am 1. November fand der Abschied von Stadtpfarrer Krauß statt, der am 4. November nach 17t4jähriger Tätigkeit die Stadt verläßt, um seinen Ruhestand in Ludwigsburg zu verbringen.
Leutkirch, 3. Nov. Tödlichverunglückt. Das Lang- holzauto der Firma Sägewerk Peter u. Sohn in Leutkirch kam Montag abend auf der Memminger Straße beim Schützenhaus unterhalb der Stadt, als es einem anderen Auto auswich, mit dem Hinterwagen auf das Bankett, wodurch der Wagen einsank und sich seitwärts in den Graben überschlug. Der bei der Firma bedienstete Marzell Natterer von Herlazhofen, der den Hinterwagen steuerte, kam dabei in dem Graben unter die Baumstämme zu liegen. Er hatte so schwere Verletzungen erlitten, daß er auf dem Transport zum Krankenhaus starb.
Reutlingen. 3. Nov. Reutlinger Friedrich-List- Hofein Lehr- und Umschulungsbetrieb. Zur ersten ordentlichen Mitgliederversammlung seit der Gründung des Volksbunds für freiwillige Arbeitsdienstpflicht und der Friedrich-List-Kameradschast Reutlingen trafen sich die Mitglieder, um den Rechenschaftsbericht des geistigen und sachlichen Leiters der ganzen Bewegung, Konsul Dr. Wend- l e r, entgegenzunehmen. Seit 5 Monaten hat die Friedrich- List-Kameradschast die Arbeit ausgenommen. Vis Ende September sind insgesamt 14 753 ch aufgebracht worden. Davon wurden 13 840 -R für die Friedrich-List-Kameradschast verausgabt. Dr. Wendler berichtete, die Kameradschaft habe auf dem Gelände der Schieferölsabrik schon bedeutende Wert- verbesserungen vorgenommen, und sie werde diese Arbeit fort- st^En. Der Wunsch der Friedrich-List-Kameradschast sei, auf dem Gelände eine Art Musterbetrieb für die Selbstversorgung der Kameradschaft selbst, darüber hinaus aber einen Lehr- vetrieb und Umschulungsbetrieb für die Zwecke der inneren Kolonisation im ganzen einzurichten.
Freudenstadt, 3. Nov. Fleischpreisermaßigung.
Die Metzgerinnung Freudenstadt hat eine Senkung der Fleischpreise eintreten lassen, und zwar kostet jetzt das Pfund Ochsensleisch 75 Pf., Schweinefleisch 85 Pf., Kalbfleisch 75 Pf. Dies bedeutet eine Ermäßigung bei Ochsen- und Schweinefleisch um je 5 Pf., bei Kalbfleisch um 10 Pf. je Pfund.
Psalzgrasenweiler, OA. Freudenstadt, 3. Nov. Brandstiftung. Zu dem gemeldeten Brandfall in der Möbelschreinerei Jakob Lehmann wird noch berichtet, daß der Besitzer des Hauses und seine Frau wegen Brandstistungsver- dachts festgenommen wurden.
Auendorf OA. Göppingen, 3. Nov. Tot aufgefunden wurde gestern abend die 32 I. a. Frau Sofie Neuster geb. Schneider in ihrer Wohnung. Die Todesursache ist noch nicht geklärt. Die so jäh aus dem Leben geschiedene Frau Neuster war erst vor kurzem aus dem Elsaß zurückgekehrt, wo ihr Mann an einem Kanalbau bei Diedenhofen beschäftigt ist. Die Verstorbene hinterläßt drei Kinder im Alter von 1 bis 7 Jahren.
Geislingen a. Kl., 3. Nov. Zweites Todesopfer. Das schwere Lastwagenunglück in Weißenstein hat nun ein zweites Todesopfer gefordert. Der Besitzer des Wagens, der schwerverletzt ins hiesige Krankenhaus eingeliefert wurde, ist gestern abend gestorben. Es trat Bauchfellentzündung auf. Seine Leiche wird in seine Heimat nach Lüneburg übergeführt werden.
Main OA. Laupheim, 3. Nov. GeständigerBrand- stifter. Der Brand in der oberen Mühle hat eine rasche Aufklärung gefunden. Der Pächter Schädler wurde samt seiner Frau verhaftet. Nach anfänglichem Leugnen bei der Vernehmung vor dem Amtsgericht Laupheim gestand er die Brandstiftung ein. Seine Frau ist nur Mitwisserin. Nur dem äußerst raschen und tatkräftigen Vorgehen der Feuerwehr ist es zu verdanken, daß die stark gefährdeten Nachbargebäude gerettet werden konnten.
Slafflangen OA. Biberach, 3. Nov. Schwerer Einbruch s d ieb st a h l. Während des Nachmittagsgottesdienstes am Sonntag schlich sich vermutlich ein Wanderer oder Bettler in das Haus eines hiesigen Landwirts, durchsuchte die Wohnung und fand in einer Kommode einen Geldbetrag von 800 Mark, mit dem er unter weiterer Mitnahme von zwei Uhren flüchtig ging. Die Hausbewohner waren zur Zeit des Diebstahls in der Kirche. Das gestohlene Geld stammt aus dem kürzlich erfolgten Verkauf einiger Stück Vieh und sollte zur Bezahlung der fälligen Dienstbotenlöhne dienen.
Friedrichshofen, 3. Nov. Die Leiche der Irene Wenk geborgen. Nach tagelangem Suchen ist es Herrn Ainser-Hagnau mit Unterstützung von Uhldinger Fischern gelungen, die Leiche der Irene Wenk, welche am 21. Oktober bei dem Zusammenstoß des Motorschiffs „Mainau" mit dem Fischerboot ihres Vaters ums Leben gekommen war, zu bergen. Die Leiche lag in einer Tiefe von 94 Metern nördlich der Unfallstelle. Die Bergungsarbeiten zur Auffindung der Leichs des Fischers Wenk werden fortgesetzt.
Von der bayerischen Grenze, 3. Nov. Großer Waldschaden. Aus den Waldungen an der Strecke von Augsburg bis Günzburg und Donauwörth werden recht erhebliche Waldschäden gemeldet, die der letzte Schneefall und der mehrere Tage anhaltende starke Wind verursacht haben. Infolge der auf den Bäumen lastenden Schneemassen wurden die stärksten Aeste abgeknickt, teilweise sogar ganze Bäume durch den Wind entwurzelt.
Vom bayerischen Allgäu, 3. Nov. Erwischte Falschmünzer. Schon seit 1l4 Jahren wurde immer wieder gemeldet, daß in der Jmmenstadter Gegend falsche Füns- markstücke im Umlauf sind. Die Täter, die das falsche Geld hauptsächlich in der Dämmerung in den Geschäften und Gaststätten absetzten, konnten nie erwischt werden. In den letzten Tagen jedoch wurden bei Verausgaben falscher Fünf- markstücke in zwei Gaststätten der Kraftwagenführer Franz Gißl aus Wangen und der Hilfsarbeiter Josef Schnaus aus Ratholz festgenommen. Der Verdacht, der Hersteller zu sein, richtete sich auf den Spengler Peter Knöcheler von Jmmenstadt. Bei einer Haussuchung bei Knöcheler fand die Gendarmerie Silbersachen, Zinn und Blei. Im Keller wurde das Geld angefertigt. Knöcheler leugnete anfangs die Tat und gab einen gewissen Amring aus Miebach an, wurde aber verhaftet. Amring, der als Lehrmeister und Urheber zu gelten hat, verbüßt zurzeit wegen Betrugs und Falschmünzerei eine Gefängnisstrafe. Schließlich wurde noch ein gewisser Klemens Kling aus Altstädten sest- genommen.
Wegelagerer. In Pleß überfielen zwei vermummte Burschen einen Stromgeldeinkassierer, gaben ihm mit einem Prügel Schläge auf den Kopf, würgten ihn und versetzten ihm zahlreiche Messerstiche. Dem Bewußtlosen raubten sie über 200 Mark einkassierte Stromgelder und entkamen unerkannt.
hechingen, 3. Nov. Todesfall. Der hohenzollerische Heimatdichter Studien rat Dr. Karl Widmaier ist Montag früh gestorben.
Kielten bei Hechingen, 3. Nov. Todesfall. Sams- tag früh starb nach kurzer Krankheit der Forst- und Rentenverwalter a. D. Adolf Mutscheller im 81. Lebensjahre. Er war gebürtig von Nusplingen in Württemberg und stand viele Jahre in Diensten der hohenz. fürstl. Verwaltung in Neusra und Ergetsweiler. Wegen eines Leidens mußte er sich pensionieren lassen. Er war dünn noch 8 Jahre als Rentenverwalter in Hohenems bei der Verwaltung des Grafen Waldburg-Zeil.
Die Gemeinden in Deutschland. Nach der letzten Volkszählung gab es irr Deutschland insgesamt 63 580 einzelne Gemeinden, davon 60 132 Gemeinden mit weniger als 2000 Einwohnern. Von diesen kleinen Gemeinden hatten 11839 weniger als 100 Einwohner. Weitere 33 740 Gemeinden zählten nicht mehr als 100 bis 500 Einwohner. Demnach sind in Deutschland rund 45 000 Gemeinden, das sind über 70 Prozent aller Gemeinden, sog. Zwerggemeinden mit weniger als 500 Einwohner. !
lokal««
Wildbad, den 4. Novembetz 1931.
Zur Gemeinderatswahl. In einer am Sonntag stattgefundenen Versammlung des Fabrikarbeiter-Verbandes wurde u. a. auch über die kommende Gemeinderatswahl gesprochen. Vom Fabrikarbeiterverband wurden als Kandidaten für den Wahlvorschlag der Gewerkschaften ausgestellt die Herren Heinrich Stirn er und Wilhelm Willig. Hinzu kommen noch die Bewerber der anderen Verbände.
Was bringt uns der Winter? Ueber dieses Thema sprach zufolge einer Einladung des Gaues Ober-Enztal des Alldeutschen Verbandes am Samstag, den 31. Oktober ds. Js. im „Wildbader Hof" der im Enztal aus früheren Vorträgen bereits bekannte Herr Karl Grube- Berlin. Herr Grube führte aus, daß die Reichsregierung selbst für den Winter mit einer Arbeitslosenziffer von 7—8 Millionen rechne. Es sei indessen nicht zu erwarten, daß die Regierung die Lage meistern könne. Nur eine geschlossene, auf nationaler Grundlage sich aufbauende Einheitsfront könne uns aus den Schwierigkeiten herausführen. Es gebe jetzt für das deutsche Volk nur zwei Möglichkeiten: hie national-deutsch oder hie international undeutsch. Eine Fortsetzung der internationalen Politik könne nur zum Untergang Deutschlands führen. Der Redner ermahnte sodann die Anwesenden, jetzt alle Lauheit und Gleichgültigkeit abzuwerfen und sich offen zu dem nationalen Gedanken zu bekennen. Er wies auf das Beispiel Englands hin, wo im entscheidenden Augenblick besonders der englische Arbeiter alle Partei-Interessen bei Seite gestellt und eine breite nationale Front geschaffen habe. Auf der Tagung in Harzburg habe sich bei den nationalen Verbänden eine vollkommene Einigkeit gezeigt. Es gelte nun, diese nationale Seite so zu stärken, daß sie in die Lage gesetzt werde, das Steuer der Regierung zu ergreifen und Deutschlands Schicksal zum Besseren zu wenden. Herr Grube verstand es auch diesmal, die Aufmerksamkeit der Zuhörer bis zum Schluß seiner etwa Inständigen Ausführungen wach zu halten. — Die anschließende Aussprache erbrachte nichts Wesentliches.
ep. Gefallenengedenktag. Der Oberkirchenrat legt in einem Erlaß den Kirchengemeinden nahe, am diesjährigen Gefallenengedenktag, der in unserem ganzen Land am Sonntag, 22. November begangen wird, von 12 Uhr bis 12.15 Uhr mittags ein volles Geläut, zu veranstalten. Zugleich werden die Geistlichen ersucht, bei den Gottesdiensten in Predigt und Gebet auch der Gefallenen und der andern Kriegsopfer zu gedenken und sich auch sonst, wo an diesem Tag ihre Mitwirkung erbeten wird, z ur Verfügung zu stellen.
Ermäßigung der Landesgebührenordnung.. Vom Abg. Schneckenburger wird in einer Kleinen Anfrage die Ermäßigung der Prüfungsgebühren für Beamten und Lehrer angeregt.
kleine Nachrichten ans aller Nell
Wieder zwei Schwarzwälder Bauernhöfe eingeäschert.
Am Sonntag nachmittag brach im Gropperhos des Landwirt» Johann Rapp zwischen Unterkirnach und Stockburg Feuer aus, während der Besitzer und seine Frau zum Gräberbesuch auswärts weilten, und nur die Großmutter mit den Enkelkindern zu Haus war. Binnen zwei Stunden war alles in Schutt und Asche gelegt. Es handelt sich um einen sehr alten, großen Schwarzwaldhos, der 223 Jahre stand. Der Hof befand sich noch in einem sehr guten Zustand. Als Vrand- ursache vermutet man Brandstiftung. — Abends ertönte in Kappel (Amt Villingen) Feueralarm. Hier war das Anwesen des Landwirts elosef Reich in Brand geraten. Auch hier dürfte Brandstiftung vorliegen. Das Feuer nahm einen außerordentlich großen Umfang an. Das Vieh vermochte man in Sicherheit zu bringen, ebenso einen großen Teil der Fahrnisse. Der Gebäudeschaden wird auf etwa 20 000 RM. beziffert.
Die Brüder Erich und Franz Laß in Berlin, die so viel auf dem Kerbholz haben, ohne daß man ihnen so recht mit dem Strafgesetz beikvmmen kann, sind wieder einmal verhaftet worden. Bei einem Klischeefabrikanten in Berlin- Wilmersdorf hatten zwei zunächst unbekannte Männer ein Klischee in Auftrag gegeben. Die Bestellung erregte Verdacht und die Kriminalpolizei nahm die Besteller fest. Hier erkannte man in ihnen die Gebrüder Saß. Bei einer Durchsuchung ihrer Wohnung in der Birkenstraße wurden Linsen, Pinzetten, chemisch-photographische Artikel und anderes mehr gefunden. Das bestellte Klischee zeigt ein Wasserzeichen und stellt die rechte Ecke eines Zehnmarkscheins dar. Der Fund läßt darauf schließen, daß Vorbereitungen für die HerstellungvonBanknoten getroffen waren. Daß die Brüder falsche Scheine bereits hergestellt haben, wird nicht angenommen. Fertiggestellt ist dagegen ein Kontra l l s y st e m für Scheine. Außerdem ist ein Anwaltstempel, ein Notariatsstempel, entdeckt worden.
Erich und Franz Saß haben schon in früheren Jahren viel von sich reden gemacht. Ihre Namen wurden in Zusammenhang gebracht mit dem großen Bankeinbruch vom 30. Januar 1929 am Wittenbergplatz. Knapp ein Jahr später, am 10. Januar 1930, wurden die Brüder von Kriminalbeamten auf dem Friedhof in der Canerstraße in Charlvtten- burg gesehen, wo sie eine Art Unterstand gebaut hatten.
Der Hellseher vor Gericht. Der auch in Stuttgart nicht unbekannte sogenannte „Hellseher" Fred Marion — richtigen Namens Joseph Kraus — aus der Tschechvflo- wakei wurde wegen Betrug vom Gericht in Dresden zu 2000, sein sogenannter Impresario oder Geschäftsmacher Leopold Kießler zu 1500 Mark Geldstrafe verurteilt. In den Proben, die Marion vor sachverständigen Gelehrten oblegen mußte, erwies sich seine Hellseherei als Heller Schwindel.
Prozeß Henning. Vor dem Schwurgericht in Hamburg begann am Dienstag die Verhandlung gegen die früheren Nationalsozialisten Jansen, Bammel und Höckmeyr, die am I 15, März das kommunistische Bürgerschaftsmitglied Henning
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