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SrnS, Sarl«, und Kchristleitnnzr Ltzeos-, B«-f» WildbsS. Niktz-tAstraffr SS. TMbtzsv Nr. 479.
WshnnnS! Han» Vollmer.
Nummer 238
Fernruf 479
Samstag, den 11« Oktober 1930
Letzten Freitag führte es sich zum zehntenmal, daß ein Heldenkampf von seltener Zähigkeit ein ruhmvolles Ende fand: das vielumstrittene Land Kärnten bzw. dessen erste Abstimmungszone stimmte mit 22 000 kärntischen gegen IS 000 südslawische Stimmen für Oesterreich und damit für Großdeutschland. Dadurch wurde die Abstimmung in der zweiten Zone überflüssig Wäre es nicht soweit gekommen, dann wäre für Oesterreich und damit für das Deutschtum eine schöne, eigenartige Landschaft mit einem halben Hunderttausend treuer Menschen für immer verloren gegangen und eine weitere blutende Wunde am Körper Europas aufgerissen worden.
Der Sieg war nicht leicht. Schon vorher wurden dax Miestal mit Seelaad (418 Qkm. mit 3000 Deutschen uni! 12 700 Slowenen) und das Kanaltal mit Tarvis (35(1 Okm. mit 5600 Deutschen und 1500 Slowenen) der Abstimmung entzogen. Das erstere fiel an Südslawien, das letztere an Italien. Die Abstimmung selbst aber wurde unter sehr erschwerten Verhältnissen durchgeführt. Nach dem großen Weltkrieg hatte das tapfere Bergvolk zwei Jahre lang mit den Slowenen auf Tod und Leben gerungen. Südslawien wollte um jeden Preis das Kärnter Land dem neuen Staat einverleiben. Cs schrak vor keinen Gewaltmitteln zurück. Endlich mußten die wackeren Kämpfer der slowenischen Uebermacht weichen. Klagenfurt mußte kapitulieren. Am 6. Juni 1919 wurde Kärntens Hauptstadt durch die Slowenen besetzt. Dabei stieg die Aufrenung so doch, daß 15 000 Flüchtlinge aus dem besetzten Gebiet mit Bahn, Auto, Wagen und zu Fuß ihre Heimat verließen. Dieser Heldenkamps imvonierte sonor den Borise-' Machthabern, Sie konnten einem solchen Volk das Selbstbestimmungsrecht mcht vorenthalten. Und so beschloß der Oberste Rat endgültig die Zulassung einer Volksabstimmung in Kärnten.
Aber nun ging erst recht die Keidenszeit für das gequälte Volk los. Die fast eineinhalb Iabre dauernde südslawische Besatzung hielt mit schärfsten Maßnahmen alle und jede deutschen Gegeneinflüsse fern. Andererseits konnten die Südslawen ihre Werbearbeit aus ihre gesamten Verwaltungseinrichtungen stützen. Die Grenzen nach dem übrigen Kärnten blieben strenge geschlossen. Drahtverhaue und militärische Posten sicherten die Sperre. Im Abstimmungsgebiet selbst herrschte eine wahre Schreckensherrschaft gegen die Heimattreue Bevölkerung Die Schulen wurden slowenisiert. Jeder deutsche Gruß wgr verboten. Geld gab es — genau wie später in Südtirol — nur mehr mit slowenischen Aufschriften. Ausweisungen und Einkerkerungen waren an der Tagesordnung Hunderte Heimattreue Kärntner wurden in die Kerker Laibobs und Belgrads abaeführt. Um der Bevölkerung jeden Mut 3u nehmen, wurde von den südslawischen Zeitungen verbreitet, daß es zu einer Abstimmung überbaust nickt komme. Wenn es doch geschehe, so mürbe Südilawisn dennoch bleiben und — genau wie in Eupen-Malmedn gedroht wurde — alle a u s w e i s e n, die für Oesterreich stimmen. Um so schlechter wurde Oesterreich als em bankerott-'r Staat von lauter Hungerleidern binaestellt. Kurz: es war eine von Haß und Verlogenheit getränkte Propaganda.
Und dennoch siegte die Heimattreue. In Sonntagskleidern und in festlicher Sllmmuna. das Kärntner Trutz- und Kampflied singend, mit dem Kärntner Abzeichen geschmückt, kamen sie zu Tausenden von ihren Höhen und Bergen zur Urne. Unbeschreiblich war die Freude und der Jubel über den herrlichen Wahlsieg. Die Fesseln waren gefallen, ganz Kärnten atmete nach so viel Not und Bedrückung aus. Die bleiche Fslsmauer der Karawanken mar wieder die Grenze, hinter die sich zähneknirschend der Süd- flawe zurückziehen mußte.
Heute ist Festtag im ganzen Kärntner Land. Alles, was deutsch heißt, nimmt Anteil an der Freude eines Bölkleins, dem nicht andere, nicht einmal sein eigener Staat helfen konnten, das aber sich selbst geholfen hat. Hilf dir selber, so hilft dir Gott!
Schacht über die Lage Deutschlands
Deutschland kann den Voungkribul nicht mehr bezahlen Reuyork, 10. Oktober. Der frühere Reichsbankpräsident Dr. Schacht nahm gestern an einem Essen teil, das der Neuyorker Bond-Klub ihm zu Ehren veranstaltete und zu dem etwa 500 Personen aus den führenden Kreisen erschienen waren. Auf Wunsch der Versammlnug sprach sich Dr. Schacht über die Verhältnisse in Deutschland aus:
Wer die geradezu übermenschliche Geduld des deutschen Volkes gegenüber aller wirtschaftlichen Not und außenpolitischen Bedrängnis unbefangen beobachtet, kann unmöglich davon überrascht sein, daß ein so rechtschaffenes Volk endlich seiner Empörung Ausdruck gibt. Daß dies nicht durch Gewalttaten, sondern durch den Stimmzettel geschehen ist, ist ein neuer Beweis dafür, daß das deutsche Volk das ordnungsliebendste der Welt ist. Diejenigen deutschen Zeitungen, jtitz wissentlich falsche Rackrichten über eine angeblich bevor-
ragerspiezel
Das preußische Slaaksministerium hak seht endlich, na jahrelangen Verhandlungen den evangelischen Landeskirche: Preußens einen Entwurf sür einen Kirchenvertrag zugehe, lassen.
stehende Revolution in Deutschland verbreitet haben, haben ein Verbrechen an der Welt begangen. In Deutschland geht es lediglich darum, ob das deutsche Volk genügend Beschäftigung finden kann, um am Leben zu bleiben. Noch ist die wirtschaftliche Lebenskraft unerschüttert, aber die Reserven sind teils durch eine grundfalsche Finanz- und Wirtschaftspolitik der Regierungen, teils durch die Reparationen aufgebrauchk. Die Tributleistungen sind nicht aus einem Ueberschuß der Wirtschaft, sondern durch Ausländsanleihen aufgebracht worden. Im kommenden Winter muß Deuisch- land auf eine Arbeiislosenzahl von über vier Millionen gefaßt sein, ohne dabei auf irgendwelche Finanzreseoeren zurückgreifen zu können. Die Wahrheit ist, davon bin ich fest überzeugt» daß Deutschland aus eigener Kraft die Tributieistun- gen des Ponngpians nicht mehr bezahlen kann. Es müßte sonst seinen Außenhandel aut Kosten der übrigen Lände: um oie zzcnsie geigern. -ocy gcauoe aoer mcy«, oay oie uvri- gen Völker gewillt sein werden, ihrerseits zu einer solchen Steigerung der deutschen Warenausfuhr auf ihre Kosten bei- zutragen, nur damit Deutschland den Poungplan erfüllen könne. Ich kann mir auch unter keinen Umständen vorstellen, daß irgendeine Macht der Welt in der Lage oder auch nur geneigt wäre, Deutschlands politischen Schuldverpflichtungen einen Vorrang vor privaten Schuldverpflichtungen zu verschaffen. Eine Regierung, die etwas' derartiges versuchte, würde selbst jeden Kredit in der Welt verlieren. Was auch das Schicksal der Reparationen sein mag, Deutschland wird diejenigen, die ihm Anleihen gegeben haben, niemals enttäuschen. Und dies gilt auch für die neueste Founganleihe, trotzdem sie politischen Ursprungs ist.
Die moralische Kreditwürdigkeit des deutschen Unternehmertums ist unverändert. Der deutsche Kaufmann, der Industrielle, der Landwirt, sie werden keine Schuldverpflichtungen übernehmen, wenn sie nicht der ehrlichen Ansicht sind, Zinsen und--Amortisation aus der Produktion Herauswirtschaften zu können. Was aber den Kredit für öffentliche Körperschaften betrifft, so machen sich heute weite Kreise in Deutschland die Kritik zu eigen, die ich vom ersten Tag meiner Amtsführung an der öffentlichen Finanzgebarung geübt habe: Die Förderung nach Beseitigung der sozialistischen Verschwendungswirtschaft und nach finanzieller Ordnung ist das Hauptproblem des Augenblicks.
Sie werden mich fragen, ob die deutsche Regierung stark genug sein wird, eine solche Politik der finanziellen Ordnung durchzuführen. Ich erwidere darauf, daß uns auch hier das Ausland durch eine gerechtere Behandlung unserer nationalen und moralischen Forderungen Helsen könnte. Das deutsche Volk ist im ganzen genommen viel zu ordnungsliebend, fleißig und ehrenhaft, als daß es den Geist der Unordnung oder den Bolschewismus zur Herrschaft gelangen lassen wird. Aber auch hinsichtlich der Reparationsabmachungen wird Deutschland im Rahmen der abgeschlossenen Verträge bleiben. Der Doungplan sieht eine ökonomische Abwicklung des Reparationsproblems vor, er enthält aber auch alle Möglichkeiten einer Reuanpassung, wenn die Unmöglichkeit einer Durchführung sich ergeben sollte. Wenn trotzdem eine psychologische Beunruhigung über das Reparations- Problem herrscht, so aus dem Grund, weil die Politik das „Self Liquidating Scheine" des Poungplans im Haag mit Sanktionen belast i hat.
Neue NuchkWeu
Keine Begnadigung für die Ulmer Offiziere
Berlin, 10. Okt. Amtlich wird mikgekeilk: Der Herr Reichspräsident hak das von einem der Beleidiger der drei vom Reichsgericht verurteilten Reichsweh Offiziere an ihn gerichtete Gesuch um Begnadigung mit -er Begründung abschlägig beschieden, daß die Notwendigkeit, gerade in polltisch bewegter Zeit dienstliche Zucht und Unterordnung in der Reichswehr unerschüttert aufrecht zu erhalten, die gnadenweise Aufhebung des Urteils und — wenigstens zur Zeit — auch eine Milderung der Strafe nicht zulasse.
Rücktritt Curtius?
Berlin, 10. Oktober. Die Reichstagsfraktion der Deutschen Volkspartei ist heute nachmittag zu einer Beratung zusammengetreten. Wie verlautet, handelte es sich um die Frage, den Außenminister Dr. Curtius aus dem Reichskabinett aurückzuzieben. d. b. ihn zum Rücktritt zu
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Fernruf 479
65. Jahrgang.
zwingen. Es'ist bekannst daß in der Partei eine starke Strömung gegen Curtius schon länger vorhanden ist, die durch seine Erfolglosigkeit in den Tagungen des Völkerbundsrats und des Völkerbunds noch verstärkt wurde. Der einzige Erfolg war das Versprechen des litauischen Außenministers, daß die Beschwerden der deutschen Memelländer berücksichtigt werden sollen. Aber auch dieser Erfolg ist zunichte geworden, da die litauische Regierung sich weigert, das Versprechen einzulösen. - Dazu kommt das Bestreben der Deutschen Volkspartei bzw. ihrer Fraktion, ihre Verbindung mit dem Kabinett Brüning als nicht allzu eng erscheinen zu lassen. Vielfach glaubt man, daß Dr. Curtius seine Stellung als Reichsminister der Zugehörigkeit zur Deutschen Volkspartei vorziehen und daß er aus der Partei ausscheiden werde, wenn der Antrag, ihn aus dem Kabinett zurückzuziehen, von der Mehrheit der Fraktion angenommen werden sollte.
Die halbamtliche Meldung, daß der Bericht des Dr. Curtius über Genf vom Kabinett einstimmig gebilligt worden sei, scheint übrigens nicht richtig zu sein. Aus Mitteilungen i der D. Tagesztg. scheint vielmehr hervorzugehen, daß die Reichsminister Schiele und Trevira nus mit dem Be- I richt nicht einverstanden waren.
! Die gegen Curtius gerichtete Stimmung in der Partei soll namentlich in den Veamtenkreisen verbreitet sein, da diese sich durch die Gehaltskürzung und andres Punkte des Regierungsprogramms am stärksten belastet fühlen, während den Bank- und Handelskreisen im Programm keinerlei Sonderlasten auferlegt werden.
Aus der Skaatspartei
Berlin, .10. Oktober. In einem.RMdschxeibey^an. dix Staatspartei und Demokratische Partei treten die Führer Höpker-Aschoff und Meyer für die Aufrechterhaltung der Staatspartei ein. Die oolksnationale Gruppe habe, wie sich bald herausstellte, eine Erweiterung der Staatspartei gar nicht gewollt, und sie habe verlangt, daß mit der Deutschen Volkspartei nicht verhandelt werde.
Dem Führer der Gruppe junger Voiksparteilsr, die sich vor den Wahlen der Staatspartei angeschlossen hatte, Dr. Josef W i n d s ch u h, wurde von Höpker-Aschoff der zweite Vorsitz der Staatspartei angeboten, um ihn in der Partei zu erhalten. Winschuh hat das Angebot indessen abgelehnt. Die Gruppe wird nun ebensalls die Staats- Partei verlassen.
Hilgenberg über die politische Lage
Berlin, 10. Okt. Einem Vertreter der Osloer Zeitung „Tidens Tagn" erklärte Dr. Hugenberg auf dessen diesbezügliche Fragen: Die Reichstagswahlen haben deutlich gezeigt, daß ein sehr erheblicher Teil des deutschen Volks, und zwar vor allem die Jugend, endlich die Lage seines Vaterlands erkannt hat. Die Gerüchte von einem Putsch sind böswillig von gewissen Kreisen verbreitet worden, sie sind aber sinnlos und gegenstandslos, denn die politische Entwicklung arbeitet offensichtlich sür die nationale Rechte, sie braucht keine Gewalt. In der Außenpolitik kann es zu nächst nur e i n Ziel für die Rechte geben: Revisiondes Versailler Vertrags und des Youngplans Die Staatsmänner und die Finanzsachverständigen müssei sich noch einmal zusammensetzen, um eine der Vernunft ent sprechende Regelung zu fördern. Die Ueberzeugung von der Unhaltbarkeit des gegenwärtigen Zustands ist erfreulicherweise bereits in sehr weite Kreist des Auslands gedrungen.
Gehaltskürzung für die Behördenangestellten
Berlin, 10. Okt. In einem Erlaß des Reichssinanzmini- sters vom 4. Oktober an die Reichsbehörden wird zur fristgerechten Kündigung der laufenden Einzelverträge sämtlicher bei der Reichsverwaltung beschäftigten Angestellten ausgesor- dert. Diele „vorsorgliche" Kündigung, die bis zum 31. Mürz 1931 erfolgen soll, bezweckt den Abschluß neuer Einzelner- träge, die eine Kürzung der Dienstbezüge mit Ausnahme der Kinderzufchläge um 6 Proz. vorsehen. Die geplante Maß- nähme wird auch gegenüber den an der Reichsgrenze beschäftigten Angestellten, auch wenn ihr dienstlicher Wohnsitz im Ausland liegt, sowie gegenüber allen sonstigen im Ausland beschäftigten Angestellten durchgeführt werden. Von der Gehaltskürzung der Dienstbezüge .werden 30 000 Reichsangestellte unmittelbar betroffen; die der Reichsbahn und der Reichspost sind in diese Zahlen nicht eingerechnet. Im Fall, daß Länder und Gemeinden sich dem Vorgehen des Reiches anschließen, werden 300 000 Personen derselben Kürzung ihres Einkommens unterworfen, die für die Beamten vorgesehen ist. *
Die Pressepolitik Preußens
Berlin, 10. Okt. Im preuß. Landtag ist von der Deutschen Volkspartei eine Große Anfrage Stendel-Dr. Heimann (Köln) eingegangen, in der ausgeführt wird, daß in dem kürzlich im Verlag Fischer, Berlin, erschienenen Buch „Das Geld in der Politik" mitgeteilt wurde, daß aus Mitteln des preußischen Staats die Zentral-Ver^