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Nummer 131
Fernruf 479
Fest des Gei
Cs ist ein altehrwürdiger Glaubensklang, das Wort vom kröblicben seligen Pfingsten. Dieser Pfingstglaube kann uns Menschen von heute etwas wundervoll Gegenwärtiges sein. Verstehen wir's nur recht: Pfingsten ist das F e st d e s Geistes! Die christliche Kirche denkt an ihren Geburtstag. Der erste Psingsttag war es, an dem ein Geist besonderer Kraft, einer gemeinschaftbildenden Kraft, über die Anhänger Christi kam. Wir stehen hier vor dem Geheimnis der Religion Man kann darüber manches sagen, man kann religions- Mschichtliche Erörterungen anstellen, aber verstandesmamg erklären kann man das Letzte und Tiefste des christlichen Pfingsten nicht. Der Pfingstglaube ist eine Gewißheit aus eigener Kraft und er fühlt dabef die Gewalt eines Ewigen, durch die solche Kraft erst möglich wird.
Kraftvolles Leben war dem deutschen Volkstum immer ein selbstverständliches Hochziel. Der deutsche Idealismus hat Nichts Weichliches. Schiller, der Lieblingsdichter unserer Nation, hat durchaus männliche Art. Die heute dielen kernfesten Geist totsagen möchten, tun dem deutschen Volk einen schlechten Dienst. Wir brauchen einen Geist der Kraft, und es ist gut, wenn wir ihn zunächst einmal in den eigenen Volkstumstiefen suchen. Gewiß, der Geist ist nicht an geographische oder nationale Schranken gebunden, aber wir wollen doch gern an ein deutsches Pfingsten denken. Und die Deutschen wußten seit alters her den christlichen Kraft- g<eist zu würdigen. Deutscher und ch. Micher Gelst fanden sich, und diese Verbindung hat sich als ein Segen erwiesen.
Gerade heute am Pfingstfest mag daran erinnert werden, daß uns Deutschen die Kirche viel zu sagen hat. Ein freier großzügiger Geist ist da not, der sich dem praktischen Leben zugewandt weiH. Die Betonung des Ehristlrch-Prat'tischen muß es möglich machen, daß aller Richtungsstreit in den Hintergrund tritt, und daß die beiden großen christlichen Konfessionen den Gedanken des religiösen Burgfriedens pflegen. Ein Geist des Friedens kann hüben und drüben betont und gefördert werden, ohne daß man geschichtlich gewordene Unterschieds übersieht, wohl aber so, daß ein Gemeinsames an christlicher Weltanschauung dem ganzen Volk zugute kommt. Die tiefen ethischen Gedanken des Christentums sind wahrlich nicht veraltet. Hier waltet ein Geist, der immer noch als ein wirklicher Kraft- und Lebensgeist zur Gesundung führen kann. Denn eine handgreiflich materialistische Ausfassung des persönlichen Daseins und des öffentlichen Lebens hat sich tausendmal als Irr- und Ungeist erwiesen. Wir kommen einfach nicht aus ohne Seelenkultur. Das Fest des Heiligen Geistes weist uns auf ein Heiligtum des innersten Menschen, wo ein Sehnen nach Reinheit und Vertiefung ist. Wer ein offenes Auge hat, wird solches Sehnen und Suchen besonders auch in weiten Kreisen unserer Jugend wahrnehmen können. Es ist etwas anderes als bloße Romantik. Eine klare innerliche Weltanschauungslinie wird gesucht, und sie soll zu den Höhen reifer Lebensgestaltung führen.
Ethischer und sozialer Geist! Daß dies einen guten Zusammenklang gebe, darauf kommt heute so ziemlich alles an. Die Menschen, die sich einst in der freudigen Kraft des erst?» christlichen Pfingstgeistes zusammenscharten, waren Menschen mit dem guten Willen, im Geist des Erlösers von Golgatha eine erlösende opferfreudige Liebe zu verkündigen und selber zu betätigen. Dieser Geist der Liebe hat einen weltweiten Zug. Aber wieder ist das Nächstliegende die Hauptsache. Im eigenen Volk, im eigenen Haus, im eigenen beruflichen Wirkungsfeld muß der Anfang' gemacht werden. Der Geist der Liebe, wie ihn das Pfingsten der Christen bezeugt, ist noch mehr als das klingende Wort Humanität, das heute vielfach verzerrt wird.
„O komm, du Geist der Wahrheit!" Auch das ist eine große, tiefe Pfingstbitte. Wahrheit ist nicht bloß eine Sache des gelehrten Forschens oder überhaupt des grübelnden Verstands. Wahrheit im Sinn einer pflichtmäßigen Wahrhaftigkeit ist eine Charakterangelegenheit. Wenn dieser Wahrhas- tiakeitsaeist in den letzter Jahrzehnten vielfach bei unseren
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Die Verwandlung
Kriminalroman von Paul Frank
iS. Foris-tzung. Nachdruck verböte!
Die Augen des Fremden leuchteten dem jungen Kassier! der das sanfte Schaukeln des Gefährts überaus angeneh empfand, entgegen. Er schloß die Lider, und ihm war seltso wohl zumute.
Irgendwo in seinem Innern nagte ein leises Gefühl d Unbehagens, aber er fühlte, daß es schwächer und schwäch ward und tiun bald gänzlich verschwunden sein würde.
Hatte er vordem die Kälte peinlich empfunden, so füh er sich jetzt von einer wohligen Wärme umgeben, die i überdies schläfrig machte.
Er drückte sich in die weiche Polsterung der Rückenleh, hielt die Augen geschlossen und war sich der Verpflichtui wach zu bleiben, gar nicht bewußt.
Er hörte die Stimme des Fremden unweit seinem Ol und er fand, daß ihr ein traulich-warmer Klang zu eig war. der ihm schmeichelte und ihm eine stille Freude bereite
Auch war das Gesprächsthema, an dem sein Begleii ^ v ihm durchaus sympathisch, so daß k
ausführliche, überladen-ausschweifende Behandlung, die jen ihm angedeihen ließ, seine volle Zustimung fand.
r versuchte, immer mit geschlossenen Augen, in ein , die Bilder, von denen fein Begleiter spra
Plastisch sich vorzustellen.
m (tch er alles gleichsam hinter einem grau
Nebelschseier verborgen. Allmählich verschwand eine Trübu: nach der anderen; die Sonne brach förmlich hinter Wolk hervor. Cr sah einen Eisenbahnzug in rasendem Tem; voruberflitzen. Erkannte troßdem im Fensterausschnitt se
Samstag, den 7. Zuni 193Ü
Volksgenossen ins Wanken kam, und wenn damit gewöhnlich auch die Moral verflackerte und dafür ein genießerischer Egoismus das entscheidende Wort sich anmaßte, so muß das als ein verhängnisvolles Abirren von deutscher Wesensart bezeichnet werden. Es hat sein gutes Recht, wenn wirkliche Volkssreunde immer wieder zur ernsten Selbstbesinnung rufen. Wir können uns nicht auf die Zeiten des Turnvaters Jahn zurückschrauben, aber dieser wackere Mann kann uns noch heute fagen, daß „Biederheit, Geradheit, Abscheu der Winkelzüge" wahrhafte Kleinode unseres Volkstums sind. Und wieder reimt sich das gut mit dem christlichen Wahrheit s g e i st zusammen. Auch der ist etwas ganz Schlichter Jeder Wahrheitssucher, dem die Christus-Persönlichkeit zum Erlebnis ward, weiß von diesem Einfachen, das zugleich ein Erhabenes ist. Da bedarf es wirklich keiner besonderen Aufmachung. Es ist kein bloßes Phantasiegebilde, wenn sicb auch die Kirche an den Einen hält, der sich den Weg, die Wahrheit und das Leben nennen durfte.
Beim Fest des Geistes denkt man wohl auch an die immerwährende Spannung von Ideal und Wirklichkeit. Der graue Alltag stellt uns immerfort in die bekannten Unvollkommenheiten und Allzumenschlichkeiten hinein, und auch der geistige Mensch muß sich damit absurden. Schauen und Schaffen und trotz aller Klein- und Unaeistigkeiten an der Macht des Geistes nicht verzweifeln — ist's nicht gerade auch eine deutsche Gegenwartsaufgabe? Hinauf und vorwärts möchten wir, und es kann kein Gedanke sein, daß es !m leichtbeschwingten Sturmvogclscbritt geschehen könnte. Ein langer und schwerer Weg, unendlich viel Arbeit und Geduld, und so manches Verzichten und Entsagen — das müssen wir uns als Wirklichkeitsmensch ruhig in den Kreis unserer Wünsche und Hacknungen mit hineinstellen, wenn wir es mit einem deutschen Wiederaufstieg oder Wiederaufbau ganz ernst nehmen wollen. Auch der Geist der Zucht und Ordnung, der stillen Treue und unermüdlichen Dienstbereitschaft gehört zum vollen Pfingsterleben.
Humoreske von M. Springer (Stuttgart).
„Ach, da sind Sie wieder, Herr Assessor!"
„Oh, guten Tag, Herr Assessor! Wenn Sie wüßten, was wir erlebt haben! —"
„Was hier geschehen ist, während Sie fröhlich auf dem Rhein herumgondelten —"
„Denken Sie sich —"
„Hören Sie nur —" so schwirrte es durcheinander.
„Nun hat man etwa bei ihnen eingebrochen?"
..Ach nein, stellen Sie sich nur vor —"
„Oder war in Heidelberg ein Studentenkrawall?"
„Oder ein Studentenball?"
„Wo denken Sie hin, an Pfingsten! !"
„Oder hat ein Teil der Stadt sich in Asche gelegt, weil Ihr liebenswürdiger Assessor'ihr auf ein paar Tage den Rücken kehrte!"
„I wo! Nein, ganz was anderes! Denken Sie sich, wir sind bei uns selber eingebrochen oder haben bei uns einbrechen lassen!"
„Nanu!" konnte sich der Assessor nicht enthalten, mit komischem Entsetzen auszurufen.
„Ja, das müssen Sie hören, aber nicht zwischen Tür und Angel, kommen Sie vollends herein in den Salon und setzen Sie sich —"
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eigenes Porträt. Er war von der Vornehmheit, die ihm anhaftete, entzückt. Schottische Schirmmütze, englische Pfeife im Mundwinkel. Eine weiße Hotelfassade, schneeig schimmernd in untadeliger Reinheit.
Palmenbüschel rechts und links.
Ein Negerportier.
Dann zogen vor seinen geschlossenen Augen noch folgende Bilder vorüber:
Eine Terrasse unter abendlich dunklem Himmel.
Weit draußen das endlos-blau sich dehnende Meer.
Nackte Frauenschultern.
Blitzende Edelsteine über mackgelbem Fleisch.
Kichern, silberhelles Lachen.
Glucksender, plätschernder Wellenschlag.
Gläserklingen.
Musik.
Ein Chorus von Stimmen.
Aus diesem eine einzige sich lösend, die warm, betörend, beschwörend, ganz nah seinem Ohr erklang:
„All das könnte man, müßte man haben... Nichts leichter als das... das Paradies steht offen ... Man muß nur durch die Pforte schreiten... Es kostet bloß Geld... Und Geld ist so viel vorhanden... Die Hand ausstrecken, und die Tausender knistern. Sie bergen tausend Freuden, die man sich bisher, lächerlicherweise, versagt hat. Es ist die höchste Zeit, ein anderes vernünftigeres Leben zu beginnen... Heute läuft der Termin ab. Und morgen... morgen schon..."
Fünfzehntes Kapitel
Dr. Jordan war damit beschäftigt, einen neuen Hemdkragen anzulegen, und da er entschlossen war, diesen Abend
Fernruf 479 65. ZlthrgaNg
„Gerne, gnädige Frau." Der Assessor folgte der würdigen Dame, bei der er wohnte, einer verwitweten Frau Oberforstmeister, und deren Töchtern, Fräulein Cäcilie ' nd Fräulein Theolinde, in den Salon.
„Also sie wissen doch, Herr Assessor, daß wir unserer Christine erlaubten, über Pfingsten heimzureissn —"
„Gewiß, gnädige Frau, ich entsinne mich," log er verbindlichst.
„Na, und wie gewöhnlich, nahm sie auch diesmal den einen Drücker mit, um bei ihrer Rückkehr, auch wenn wir ausgegangen sein sollten, zur Glastüre hereinkommen zu können."
„Wie ich es auch mache. Sie hatten also nur noch einen Drücker."
„Ganz richtig. Nun will es der Unstern --'
„Oder vielmehr Theodolindens Putzwut —"
„Cilly, urteile nicht vorschnell! Also Theodolinde stäubt am Pfingstmontag früh das Treppengeländer ab —"
„Was ganz überflüssig war, da Christine am Abend vorher jedes Stäubchen weggewischt hatte —"
„Cilly urteile nicht vorschnell!"
„Gut, daß ich wenigstens Mama auf mein c Seite habe! Wenn es nach dir ginge, müßte man im Schmutz umkommen! Ich bedaure nur deinen armen Mann!"
„Ja, ist Fräulein Cäcilie denn heimlich verheiratet?" fragte der Assessor boshaft.
„Pfui, Herr Assessor!"
„Na, also nicht! Ich atme wieder. — Also wo waren wir stehen geblieben? Richtig, Fräulein Theodolinde wischt das Treppengeländer ab —"
„Und wie ich das Staubtuch am Treppenhausfenster ausschüttle, sehe ich, daß nebenan bei der Exzellenz der junge Baron T anfährt, der ja mit der ältesten Tochter verlobt ist, und daß die Braut in einer entzückenden Robe bereits wartend im Zimmer steht. Da ich weiß, daß Cilly dergleichen gerne sieht —"
„Nun, ich wohl nicht allein —"
„So rufe ich ihr, und mit ihr kommt Mama, die drin ein bißchen gesäubert hatte, noch mit dem Besen in der Hand, und wir schauen alle drei zum Fenster hinaus —" „Und wie wir andächtig die Szene da drüben betrachten, fuhr Fräulein Cäcilie fort, „bautz, da schlägt ein starker Luftzug uns die Korridortür zu! Ruck, wenden wir alle uns um, pflanzen uns vor der Türe auf wie die Ochsen vor dem Berge und starren sie sprachlos an. Der Drücker stak innen, wir außen. Selbst hinausgesperrt! es war prachtvoll!"
„Cilly fand zuerst Worte," fuhr Frau Oberforstmeister fort. „Das haben wir gut gemacht!" meinte sie resigniert. „Ich fand mich nicht so schnell in mein Schicksal. Hinein müssen wir, erklärte ich bestimmt. Du darfst uns nur sagen, wie?, meinten aber die satirischne Küken."
„Ich schlug vor," schaltete Cäcilie ein, „ich wolle von hinten an den Veranden hinaufklettern und von dort in die Wohnung hereinkommen, um dann für Mama und Theo- dolinden auszuschließen: aber mein Vorschlag fand keinen Anklang. Wir müssen zum Schlosser, sagte Mama. Wir? riefen Linde und ich entsetzt aus. Denn Sie müssen sich nämlich unfern Aufzug denken, Herr Assessor — Mama in ihrem alten türkischen Schlafrock mit den ausgefranzten Quasten — na, Sie kennen ihn ja, haben sie wohl schon dann und wann drin gesehen, — Theodolinde in einem alten Zitzkleid aus den Zeiten, wo sie noch um einen halben Kopf kleiner war als jetzt —"
„Und Cäcilie in einem Kleid, das auch etwa vier bis fünf Jahre alt ist, also auch nicht gerade hochmodern genannt werden konnte, dazu ihre alten Pantoffeln; Hut und Handschuhe hatte natürlich keines von uns."
„Und drinnen lagen unsere schönen neuen Kleider und Helle Glaces und die neuen Hüte, alles parat, um Eindruck auf unser liebes Heidelberg zu machen — und da standen wir, ausgeschlossen von unseren Herrlichkeiten, und eine von uns dazu verdammt, sich auf die Straße zu wagen! —" „Wer wurde dann die Märtyrerin?" fragte der Assessor.
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zum Unterschied von den vorhergegangenen nicht im Hotel zu verbringen, hatte er den Knoten der Krawatte phantasievoller gebunden, als er sonst zu tun pflegte. Die fremde Umgebung wirkte, trotzdem auch er unter der Ergebnislosigkeit seiner Bemühungen litt, dennoch anregend und belebend auf sein durch fünfzehn Jahre Krankenbesuche von Monotonie befallenes Wesen. Schon die Fahrt war ihm ein Erlebnis ungewöhnlicher Art gewesen; jede neue Station hatte seine Hoffnungen und Erwartungen höher schwellen lassen. Daß er als Freund und Arzt Albert Reuß' die Reise unternommne; kam ihm jedoch noch rechtzeitig zum Bewußtsein, und nun hatte ihn eigentlich, ebenso wie Klaus Garbislander, eine gew'ste Resignation ergriffen.
Gleichwohl dachte er noch nicht an die Heimkehr, obwohl er manchmal erwog, wel'.ier seiner Patienten nach seiner Rückkehr wohl gestorben sein würde. Er einigte sich schließlich auf einen an Tabes dorsalis leidenden Regierungsrat, für dessen Befinden Dr. Winter jetzt verantwortlich war, und für den er nie besondere Vorliebe empfunden hatte, wohl darum auch, weil er ohnehin rettungslos verloren war und er, wenn er dem Tod schon irgendeinen seiner Patienten ausliefern mußte, lieber einen hergeben wollte, der ihm unsypathisch war, als einen, an dem sein Herz hing.
Klaus Garbislander trat ein.
„Daß man Sie wieder einmal zu Gesicht bekommt!" sagte der Arzt, gleichsam als Begrüßung.
„Sie haben recht, lieber Doktor. Ich bin in den letzten Tagen viel außer Hause gewesen," bestätigte der Schriftsteller. „Ich hoffe, daß Sie überzeugt sind, daß ich meine Zeit nur im Interesse unserer gemeinsamen Sache verbringen."
(Fortsetzung folgt.)