Minden:'8. Rede'von llnio.-Prof. Dr. Wundt-Tübingsn über „Der Kampf um deutsches Wesen".
kindstölung. Am Mittwoch, den 7- Mai 1930, vormittags 7.30 Uhr, wurde in den Silberburganlageu, Seite Hohenstaufenstraße, die Leiche eines neugeborenen Kinds gefunden. Sie war in ein viereckiges Stück alter weißer Leinwand, einer Nummer des Neuen Tagblatts Nr. 130 vom 19. März 1930 und in eine solche Nr. 151 vom 1. April 1930 und außerdem noch in ein gelbbraunes Packpapier eingewickelt. Nach dem vorgeschrittenen Verwesungszustand der Leiche muß die Geburt schon einige Zeit zurückliegen.
Zimmerbrand durch ein Bügeleisen. Durch ein elektrisches Bügeleisen, das vereshentlich mit der Stromleitung verbunden blieb, brach in einem Haus der Kanzieistraße abends ein Zimmerbrand aus. Das Feuer konnte sofort gelöscht werden.
Vom Tage. In einem Haus der Wsberstraße verübte eine 65 I. a. Frau durch Einatmen von Gas Selbstmord.
Aus dem Lande
Hohenheim, 7. Mai. Nekkoratsübergabe. Am Samstag wurde in feierlicher Meise das akademische Rektorat vom bisherigen Rektor, Professor Dr. Brial, dem Nachfolger, Prof. Dr. Wacker, übergeben. Dieser hielt seine Rekkoratsrede über die „Die Züchtung landwirtschaftlicher Kulkurpflanzen in Württemberg".
Ludwigsburg, 7. Mai. Ueberfall im Zuchthaus. Als im hiesigen Zuchthaus ein Wachtmeister die Zelle des gemeingefährlichen Strafgefangenen Glaser betrat, wurde er von diesem mit einem Hammer überfallen. Ein Schlag, der nach dem Kopf geführt wurde, ging infolge Ausweichens fehl und traf den Rücken. Ein zweiter Schlag traf erheblich die Schulter. Hätte der erste Schlag sein Ziel verfehlt, so wäre dem Wachtmeister die Schädeldecke zertrümmert worden.^
Marbach, 7. Mai. HeilbronnerIuristentag in Marbach. Letzten Sonntag wurde hier der „Heilbronner Juristentag" unter Anteilnahme zahlreicher Richter, Staatsanwälte. Rechtsanwälte und Verwaltungsjuristen abgehalten.
Poppenweiler OA. Ludwigsburg, 7. Mai. Leichenfund. Vor fünf Wochen sind bei Hofen a. N. zwei junge Leute beim Nachenfahren ertrunken. Der junge Mann konnte bis jetzt nicht aufgefunden werden, dagegen wurde das aus Siegelberg OA. Backnang gebürtige Mädchen am Montag abend am Rechen des Elektrizitätswerkes hier gelandet.
Dachingen a. E-, 7. Mai. Der Gemeinderat ge-
gendievorgeschlageneAufhebungdesOber-
amts und des Amtsgerichts. 3n der letzten Ge meinderatsfihung sprach sich Stadtschultheiß Linkenhei ^ gegen das Gutachten des Aeichssparkommissars, das u. a die Auflösung des Oberamks Vaihingen sowie die Wegver legung des hiesigen Amtsgerichts vorsehe, aus. An die Aue Führungen des Vorsitzenden, von denen der Gemeindera zustimmend Kenntnis nahm, schloß sich eine Aussprache au
Schorndorf, 7. Mai. Geburtstag von Stadt schultheiß Räible. Mit dem Jubiläum einer 25jähi Amtstätigkeit darf Stadtschultheiß Raible in diesem Iah auch die Feier seines 60jährigen Geburtstags begehen. Dc Müsikverein und der Ev. Kirchenchor haben gestern oben den Jubilar mit einem Ständchen geehrt.
Metzingen OA. Urach, 7. Mai. 14ProzentUmlagc Der Hauptvoranschlag des Temeindehaushalts sieht an En nahmen 578100, an Ausgaben 880 350 RM., somit eine Abmangel von 302 250 RM. vor. Es kann mit einem Um lagesah von 14 Prozent, der damit im fünften 3ahr gleich geblieben ist, durchgekommen werden. Metzingen hat unter den Städten die niederste Umlage.
Halterbach OA. Nagold, 7. Mai. Der erste Hagel. Montag mittag zogen schwere Wolken über das Städtchen. Wolkenbruchartig schüttete der Himmel die Wassermassen, vermischt mit schwerem Hagel, hernieder.
Mm, 7. Mai. Todesfall. Braudirekkor Heinrich Mayser ist ln der Nacht zum Dienstag im Alter von 67 Jahren gestorben- Er war seit 1884 Direktor der Aktiengesellschaft Almer Brauereigesellschaft.
Langenau OA. Ulm, 7. Mai. Bitte ein Ei. In letzter Zeit erscheinen Handwerksburschen, die in bäuerlichen Betrieben um Eier bitten. Der Landmann hat Empfinden und gibt gern, wenn er der Not steuern kann. Weniger schön ist es, wenn der Handwerksbursche dann beim Bahnhof 80 Eier verkauft. So haben sich die menschenfreundlichen Spender die Sache nicht gedacht.
"" Adebarinschwarz. Zwischen der Mussesmühle und der Sixenmühle am Ufer der Nau bemerkten zwei Knaben einen schwarzen Storch. Die zwei ergriffen vor dem ungewohnten Kleid des Harmlosen die Flucht. Schwarze Störche werden nur ganz selten gesehen.
Maldsee, 7. Mai. Aus dem Gefängnis ausge- brachen. In der Nacht auf Dienstag ist der Bauernhauseinbrecher Kilian Schwarz aus dem hiesigen Amtsgerichtsgefängnis ausgebrochen.
Leukklrch, 7. Mai. Lehrerjubiläum. Oberlehrer Wörrle hier konnte das Jubiläum seiner 25jährigen Lehrtätigkeit in Leutkirch begehen. Weitere Jubilars ln unserem Bezirk sind Oberlehrer Linsenbolz, der 30 Jahre in Heggelbach tätig ist, Oberlehrer Merath 30 Jahre in Niederhofen und Oberlehrer Kanzler 37 Jahre in Aich- stetten.
Zwei Gebäude niedergebrannt. — Brandstiftung. Gestern nacht um 3 Uhr wurde die Leuikircher Motorspritze nach Michlebaindt Gde. Beuren OA. Wangen gerufen. Infolge Brandstiftung brach dort in dem von drei Familien bewohnten Armenhaus, ferner im Anwesen von Paul Albrecht und im Hof von Josef Schupp Feuer aus. Das Anwesen des Paul Albrecht und das Armenhaus brannten völlig nieder. Dabei verbrannten noch zwei Kühe und drei Schweine. Der Hof van Josef Schupp konnte noch gelöscht werden. In diesem Gebäude wurde auch eine leere Spiritusflasche vorgefunden und starker Spiritusgeruch mahrgenommen. In der Angelegenheit ist bereits eine Verhaftung erfolgt. Die Weckerlinie hatte schwere Arbeit, da eine lange Schlauchleitung zum Ur-See gelegt werden mußte.
Wozu die Mizzi herhallen muß. Eine Erfindung machte im unteren Teil des Oberamtsbezirks ein Maulwurfsjäger, um bessere Erfolge zu erzielen. Dieser unter- iMsche Revierförster konstruierte künstliche Maulwurfsschwänze. Diesen Maulwurfsschwanzersatz lieferte er „pflichtgemäß bei der Gemeindepflege ab und ließ sich dafür ver- güten. Auf die Spur kam man, weil das edle Fabrikat nicht verfaulen wollte. Der Maulwurfsjäger wurde in Strafe genommen. Der Schwanzersatz war aus Bast und Katzenhaar .tzergrsM ^ ^ .. . .
Hochbekagk. Am 9. Mai kann Witwe Henrike Wassermann, Ehefrau des verstorbenen Benedikt Wassermann, Zimmermann hier, ihren 90- Geburtstag begehen. Sie ist 1840 in Schwäbisch Hall geboren und kam im Jahr 1868 mit dem damals hieher versetzten Stadtpfarrer Bon- höfer nach Leutkirch als Köchin. Sie ist körperlich noch rüstig, aber ihr Geist und Gemüt leidet an Altersschwäche.
Vom Ries, 7. Mai. Gesteinigt. Im Verlauf von Streitigkeiten, die gelegentlich einer Hochzeit in Munningen bei Oettingen ausbrachen, verfolgten Munninger Burschen den 22 I. alten Ernst König und bewarfey ihn mit Steinen. Am andern Morgen wurde König tot auf der Brücke aufgefunden. Bis jetzt sind vier Burschen verhaftet.
Vom bayerischen Allgäu. 7.Mai. Motorradunglück. Zwischen Memmingen und Steinheim stieß ein Landwirt an einer Straßenkreuzung mit seinem Fuhrwerk mit einem Motorrad zusammen. Während der Mitfahrer nur leicht verletzt wurde, mußte der Motorradfahrer mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Ein neuer Dokkor-Titel. — Dr. rer. lechn. Das württ. Staatsministerium hat, wie bei der heutigen Rektorats- Übergabe der Technischen Hochschule der scheidende Rektor, Professor Dr. Grammel, mitteilte, die Promotionsordnung der Technischen Hochschule Stuttgart dahin umgestaltet, daß die Technische Hochschule außer dem Titel eines Dr. Ing. künftig den neuen Titel eines Dr. rer. techn. verleihen kann, und zwar in solchen Fällen, wo entweder der Bewerber nicht den Grad eines Dipl.-Jng. besitzt oder feine Arbeit einem nichttechnischen Fachgebiet angehört.
Hohenheim, 7. Mai. Außerordentlich heftiges Fernbeben. In der Nacht zum Mittwoch verzeichnet«» die hiesigen Erdbebeninstrumente ein außerordentlich heftiges Fernbeben. Die Herdentfernung beträgt ziemlich genau 3000 Km. (Kleinasien). Die Aufzeichnung der Bebenwellen begann hier um 23 Uhr 40 Minuten 11 Sekunden. Die stärkste Wellenbewegung war zwischen 23.50 und 24 Uhr. Diese sehr starke Erderschütterung hielt die Instrumente über eine Stunde in Bewegung.
Lokales.
Wildbad. den 8. Mai 1930.
Todesfälle. Heute nacht starb nach langer schmerzhafter Krankheit, nachdem er im Lauf des gestrigen Tages ins Bezirkskrankenhaus eingeliefert wurde, der in weiten Kreisen des Enztales bekannte frühere Metzgermeister Ehr. Walz. An seiner Bahre trauern seine Gattin und zwei unversorgte Kinder. Möge- er im Frieden ruhn.
Gleichzeitig traf die Nachricht vom Ableben des in Wildbad wie im ganzen Bezirk wohlbekannten Oberlehrers Julius Kühefuß von Calmbach ein. Der Verstorbene war als guter Gesellschafter in hiesigen Freundeskreisen gern gesehen. In Wildbad, das ihm zur zweiten Heimat werden sollte, wollte er nach seiner Pensionierung seinen Lebensabend beschließen. Nun hat ihm der Schnitter Tod vorzeitig ein Ziel gesetzt, tief betrauert von Freunden und feiner Familie. *
Was der Mal bringt
^ Der Volksmund hat für den Mai eine ganze Anzahl von Wettersprüchen und Bauernregeln geprägt: „Im Mai ein warmer Regen bedeutet Früchtesegen." Besonders zu becchten ist die Temperatur zu den verschiedenen Tageszeiten. So heißt es: „Kühle und Abendtau im Mai bringen Wein und vieles Heu". Gefährlich sind dagegen die Maifröste.
Der Hundertjährige Kalender verzeichnet füi den Monat Mai 1930 folgende Witterung: Am 1. und 2. Mai schön, am 3. morgens Frost, sonst schön, am 4. Donner mit Platzregen: am 5. unfreundlich und kühl; am 6. mittelmäßig; vom 7. bis 20. nachts kühl; vom 21. bis 24. warm: am 27. rauh; vom 28. bis 30. trüb und Regen; am 31. Wind und Reif.
Kleine ilachrMen aus aller Nell
Lin Auto fährt gegen eine befehle Bank. In Heiters- heim (Baden) fuhr ein Auto, dessen Führer die Herrschaft über das Fahrzeug verloren hatte, gegen eine vor einem Haus stehende Bank, .auf der drei ältere Männer sahen. Während zwei von den Männern mit leichteren Verletzungen davonkamen, mußte der im Ruhestand lebende Lokomotivführer Helbling lebensgefährlich verletzt ins Krankenhaus geschafft werden.
Zwei bäuerliche Doppelanwesen niedergebrannt. In Riet- heim bei Villingen brach ein Großfeuer aus, das zwei bäuerliche Doppelanwesen in Asche legte. Das Feuer entstand im oberen Stockwerk der Wohnung des Landwirts Peter Bücher und griff schnell auch auf das angebaute Haus des Landwirts Andreas Weber über. Nach etwa einer halben Stunde wurde von dem Funkenflug auch das etwa 100 Meter entfernt liegende, mit Schindeln gedeckte Doppelanwesen der Landwirte Ernst Neininger und Franz Zimmermann in Brand gesetzt. Das Vieh und ein Teil der Fahrnis konnte gerettet werden.
Die Berliner Grundstückskäufe. In der Untersuchung gegen Len Berliner Stad trat Busch wegen der skandalösen Grundstückskäufe für die Stadt hat der Staatsanwalt das Verfahren auch auf den zurzeit in Lugkmo befindlichen Stadt- rat Katz, der mit Busch Hand in Hand gearbeitet hat, und gegen den Agenten Hitler eingeleitet. Hiller hat bekanntlich als Vermittler bei diesen Geschäften Millionen verdient. Nydahl soll auch einen seiner Freunde veranlaßt haben, dem Magistrat ein Grundstück für Schulzwecke in Schmöckwitz zum Preis von 180 000 Mark anzubieten, obwohl der Freund das Grundstück kurz vorher für nur 85 000 Mark gekauft hatte.
Durch eidesstattliche Zeugenangaben soll ferner erwiesen sein, daß der Berliner Stadtschulrat Nydahl bei der Anschaffung von Schulklavieren von den liefernden Fabriken 10 v. H. Provision gefordert habe.
Von einem Wolfshund zerfleischt. Im Stadtteil Duisburg- Meiderich wurde ein Metzgerlehrling von dem Wolfshund feines Meisters angefallen und durch Bisse am ganzen Körper schwer verletzt. Nachdem sich das rasende Tier an einem Arm des Jungen festgebissen hatte, versuchten Vorbeikommende, durch Schlagen mit Stöcken und Holzlatten den Hund zu zwingen, von seinem Opfer abzulassen. Da alle Versuche vergeblich waren, mußte ein hinzukommender Beamter die gefährliche Bestie durch zwei Revolverfchüsse niederstrecken. Der Zustand des Lehrlings ist sehr bedenklich.
Schierling statt Petersilie. Durch Verwechslung von Petersilie mit dem giftigen Wasserschierling beim Zubereiten von Siedfleisch und einer Suppe erkrankte in Chemnitz eine Familie von fünf Köpfen schwer.
Ein Kirchturm eingestürzt. In einer kleinen Gemeinde der Umgebung von Genua ist der Glockenturm dör Kirche während des Gottesdienstes eingestürzt, wobei das benachbarte Pfarrhaus unter den Trümmern vollständig begraben wurde. Ein Priester, der die ersten Anzeichen der drohenden Katastrophe zufällig bemerkt hatte, stürzte in höchster Aufregung in die Kirche und veranlatzte, daß der Gottesdienst abgebrochen, und Kirche und Pfarrhaus geräumt wurden. Kaum hatte der letzte Andächtige sich in Sicherheit gebracht, als der Einsturz erfolgte.
Die amerikanischen Waldbrände. Wie aus Neuyork gemeldet wird, soll durch die polizeiliche Untersuchung tatsächlich festgestellt worden sein, dag die großen Waldbrände, die einen Schaden von vielen Millionen Dollar angerichtet haben, planmäßig und gleichzeitig an vielen Stellen, die sich über mehrere Staaten verteilen, verursacht worden sind. Nach den Polizeiberichlen sind Leute gesehen worden, die das Unterholz mit Benzinsackeln anzündeten. Vermutlich handle es sich um Arbeitslose. Die Brände wüten zum Teil noch weiter trotz allen Anstrengungen der Feuerwehren und der Tausende von Freiwilligen. In den Staaten Pennsylvania, Connecticut, Rhode Island ist der Kampf gegen die Flammen noch in vollem Gang. Im Staat Neuyork gelang es, 20 Brände zu löschen, aber fünf andere konnte.» bis jetzt noch nicht eingedämmt werden, und in West-Virginia bilden tausend Morgen Forst ein einziges Flammenmeer, und das Feuer bedroht einige Oelfelder. Die Waldbrände haben auch auf den Staat Delaware übergegriffen. In Teilen des Staats Neujersey, wo man schon glaubte, der Brände Herr geworden zu sein, sind sie durch eine Wendung des Winds von neuem entfacht worden.
In großen Teilen der Staaten Oklahoma und Nebraska hat ein Wirbelsturm großen Schaden angerichtet. Besonders hat die Stadt Watong (Oklahoma) gelitten, von wo zwei Tote und zehn Schwerverletzte gemeldet werden. Ein allgemeiner Ueberblick über die Wirkungen des Tornados ist zurzeit noch unmöglich.
In Neujerfey sind neuerdings etwa 200 Wohnstätten abgebrannt. Mehrere hundert Personen wurden bei den Löscharbeiten verletzt.
Ein schwerer Wirbel st urm hat auch den Süden des Staats Texas am 6. Mai heimgesucht. Er raste in einer Breite von 250 bis 300 Meter über eine Strecke von etwa 160 Kilometer und entschwand im Golf von Mexiko. Da die Verkehrsmittel zerstört sind, stehen genauere Nachrichten noch aus. 84 Menschen sollen umgekommen und mehrere hundert verletzt worden sein. Der 1000 Einwohner zählende Ort Frost hat anscheinend am schwersten gelitten. Hier sollen 26 Menschen getötet worden sein.
Das Erdbeben in Hinterindien. Nach den neuesten Gerüchten von dem bereits gemeldeten Erdbeben in Burma, die bisher jedoch nicht bestätigt worden sind, sollen in der Stadt Pegu, ungefähr 80 Kilometer nördlich von Rangun, 1000, nach anderer Meldung sogar 6000 Menschen umgekommen sein. Infolge der Erdstöße brachen in Pegu an verschiedenen Stellen Deiche, so daß ein Teil der Stadt unter Wasser steht. Außerdem entstanden in Pegu mehrere große Brände. Fast kein Haus der Stadt ist unbeschädigt, und die Verbindungen mit Pegu arbeiten nur mangelhaft. Auch aus andern Orten in der weitern Umgebung von Rangun kommen beunruhigende Nachrichten. In Rangun selbst beträgt die Zahl der Toten 51. während die der Verwundeten sich auf ungefähr 200 beläuft.
Oskar v. Miller 75 Jahre alt
Der bekannte Ingenieur und Schöpfer und Leiter des Deutschen Museums in München, Oskar v. Miller, feierte am 7. Mai den 75. Geburtstag. Aus diesem Anlaß fand eine Festtagung der Deutschen Gesellschaft in München statt, in der Herrn v. Miller große Ehrungen zuteil wurden. Reichspräsident v. Hindenburg verlieht ihm den Adler- schild des Reichs mit folgendem Schreiben: „Ew. Exzellenz zu Ihrem 75. Geburtstage meine herzlichsten Glück- wünsche auszusprechen, ist mir ein aufrichtiges Bedürfnis In einem arbeitsvollen Leben haben Sie der deutschen Wirtschaft und Technik wertvolle Dienste geleistet und Ihre Arbeitskraft und Initiative bis in die Gegenwart hinein in den Dienst öffentlicher Interessen gestellt. Die Arbeit Ihres Lebens haben Sie gekrönt durch die Schöpfung des Deutschen Museums, dessen weiterer Ausbau durch die in diesen Tagen erfolgte Vollendung des Studienbaus wiederum Ihr besonderes Verdienst ist. Dem Dank des deutschen Volks möchte ich Ausdruck geben, indem ich Ihnen die höchste Ehrung zuerkenne, die die deutsche Republik verleiht, den Adler- schild, der auf der Vorderseite das Symbol des Reichs und auf der Rückseite die Widmung „Dem Schöpfer des Deutschen Museums" trägt. Diese Ehrung soll Ihnen ein Zeichen dafür sein, daß mit mir das Vaterland Ihres Geburtstages gedenkt. Mit den besten Grüßen und den aufrichtigsten Wünschen für Ihr weiteres Wirken und Schaffen bin ich Ew. Exzellenz sehr ergebener (gez.) von Hindenburg."
Auch Reichskanzler Dr. Brüning hat, zugleich im Namen der Reichsregierung, ein Glückwunschtelegramm gesandt.
Drei Tote durch Blitzschläge
In der Nähe von Obermarbach (Schwaben) schlug der Blitz am Mittwoch in zwei Bauernhöfe und eine industrielle Mühle ein. Alle Anwesen wurden völlig eingeäschert. Drei Radfahrer sahen von fern die Feuersbrunst und eilten zu Hilfe. Zwei von ihnen wurden von einem anderen Blitz getötet, der dritte ziemlich schwer verletzt. In der Nachbarschaft wurde noch ein Motorradfahrer ebenfalls vom Blitz erschlagen. Die Bewohner der abgebrannten Anwesen konnten sich retten.
Entwicklung des deutschen Volkseinkommens
Das Institut für Konjunkturforschung veröffentlicht eine Tabelle über die Entwicklung des Volkseinkommens von 1925 bis 1929. Darnach ist das Einkommen aus Kapitalvermögen von 1,4 auf 3,4 Milliarden Mark gestiegen, Renten von 1 auf 2,6, Lohn und Gehalt von 34,9 auf 44,5 bis 45 5 Milliarden Mark. Das Einkommen der Landwirtschaft (3,2 bis 3,6) hielt sich auf fast gleicher Höhe; geringe Steigerung weisen auch Handel und Gewerbe (11,7 bis 13,3) sowie Vermietung und Verpachtung (0,5 bis 0,8) auf. Im ganzen stieg das Privateinkommen von 53,3 auf 09,3 Milliarden Mark; auf den Kopf der Bevölkerung entfielen 1925 870, 1929 aber 1080—1125 Der Stillstand bezw. Rückgang des Kapltaleinkommens wird bei einem Vergleich mit 1913 und im Verhältnis zum Gesamteinkommen noch deutlicher: während der Anteil des Arbeitseinkommens am gesamten Volkseinkommen im Jahre 1913 knapp 50 Prozent betrug und sich im Durchschnitt der letzten Jahre auf 65 Proz. steigerte, ist der Anteil des Kapitaleinkommens von 11—12 Proz. 1913 aus etwa 5-0 Proz. im Jahre 1929 zusammengeschrumpft. — Die gleiche Erscheinung wurde auch in England festgestellt, wo sich der Anteil des Arbeitseinkommens tM-M von 4V auf S7 Proz. rrhöht hat. ^ ^