nanzministerium hat im Einverständnis mit Dem Kummm- s^erium eine Verordnung über die Staatsprüfung im Höb«- Vermessungsfach erlassen.

Stuttgart, 29. Dez. Wiederzufammentritt des Landtags. Der Württ. Landtag wird, wie verlautet, am Diensag, 14. Januar zufammentreten. Der Staatshaushalts­plan für 1930/31 befindet sich zurzeit im Druck. Er soll den Abgeordneten im Lauf der kommenden Woche zugehen. Beim Zusammentritt des Plenums am 14. Januar wird alsdann mit der allgemeinen Aussprache über den Haus­halt begonnen. Mit dieser Aussprache wird voraussichtlich die Behandlung einer Anzahl großer Anfragen, wie die Stellung der württ. Regierung zum Toung-Plan, zum Bolksbegehren und Volksentscheid verbunden.

ep. Rundfunkmorgenfeier an Neujahr. Bei der Eevange- lischen Morgenfeier am Neujahrsfest, die 11.15 Uhr beginnt, wird Kirchenpräsident v. Wurm die Ansprache halten. Den musikalisichen Teil übernimmt der Kirchenchor Degerloch unter der Leitung von Hermann Ruck.

Ausschluß aus dem Lederarbeiterverband. Der Zentral- Vorstand des Deutschen Lederarbeiterverbands in Berlin hat die Kommunisten Alb. Fischer-Metzingen, Schneider- Eßlingen und Diehler-Heilbronn wegen verbandsschädigen­den Verhaltens aus dem Lederarbeiterverband ausgeschlos­sen. Alb. Fischer ist kommunistischer Landtagsabgeordneter.

Unfall des StuttgartBerliner D-Zuges. Am Samstag früh um 5.30 Uhr entgleiste bei der Ausfahrt aus dem Bahn­hof Leipzig-Leutzsch die zweite Lokomotive des Zugs D237 StuttgartNürnbergLeipzigBerlin. Wagen sind nicht entgleist. Personen sind nicht zu Schaden gekommen. Der Gleisschaden ist gering. Der Zug konnte mit einstündiger Verspätung di« Fahrt nach Berlin fortsetzen.

Aus dem Lande

Backnang. 29. Dez. Im Eisenbahnzug ge stör- den. Kurz vor Abfahrt des Zuges 20.41 Uhr bestieg der 70 I- a. Maschinist Wilhelm Silberhorn- Fellbach einen überfüllten Wagen. An die Wagentür gelehnt, sunk er, als der Zug sich in Bewegung setzte, infolge eines Herzschlags tot um. In Winnenden wurde er vom Zugpersonal und Fahrgästen ausgeladen. Seine Frau, der man den Tod ihres Mannes verschwieg, fuhr weiter bis Fellbach.

Hall, 29. Dez. E'i n b r u ch s d i e b sta h l. In der Nacht zum Christfest drangen Diebe durch Einschneiden eines Par­terrefensters in das Gebäude Bahnhofftraße 35, erbeuteten aus einem Kleiderschrank mehrere Herrenanzüge und taten sich außerdem noch an dem Meihnachstisch gütlich.

Westhausen. OA. Ellwangen, 29. Dez. Ein Messer­held am Heiligen Abend. Am Heiligen Abend kam es in der Bahnhofwirtschaft gegen 11 Uhr nachts zwischen dem von hier gebürtigen noch nicht 20 I. a. Hilfsarbeiter Sauer und dem hier wohnhaften 22 I. a. Fabrikarbeiter Fr. Rock aus geringer Ursache zum Streit. Sauer brachte dem Röck mehrere Messerstiche bei, so daß er schwere Darm­und Nierenverletzungen davontrug.

Betzingen. OA. Reutlingen, 29. Dez. Hunde im Schafpferch. Kürzlich brachen in den Pferch des Schä­fers Eiseler im Gewand Hengstfurcht zwei Hunde ein, wo­bei sie ein Schaf töteten und ein anderes tödlich verletzten. Bor 8 Tagen brach in den gleichen Pferch ein Hund ein und fraß ein Schaf an, so daß es geschlachtet werden mußte.

Tübingen, 29. Dez. Der neue Rektor der Landes- Universität. Zum Rektor der Universität Tübingen für das Studienjahr 193031 wurde vom Senat der Pro­fessor für semitische Sprachen Dr. Littmann gewählt.

Schramberg, 29. Dez. 26 Proz. Umlage. Der Ge­meinderat hatte eine Umlage van 26 Proz. festgesetzt, dabei zur Deckung des Abmangels einen Staatszuschuh von 100 000 Mark, einen Staatsbeitrag für die Schullasten von 30 000 Mark und eine Schuldaufnahme von 30 000 Mark für Für­sorgezwecke vorgesehen. Dieser Haushaltsvoranschlag wurde von der Ministerialabteilung wiederholt abgelehnt, sie ver­langte eine Erhöhung der Gas- und Wasserpreise, sowie einen höheren Gemeindebeitrag zur Gebäudeentschuldungs­steuer. Der Gemeinderat beschloß sodann infolgedessen me Beibehaltung der Umlage, die Heranziehung des Erneue­rungsfonds des Schlachthauses mit 40000 Mark ohne Ersatz, die Erhöhung der Gebäudeentschuldungssteuer von 3 auf 3,6 Proz. und di« Erhöhung des Gaspreises von 20 aus 23, so­wie des Wasserzinses auf 24 Pfennig.

Schorndorf. 29. Dez. Unglücksfall. Auf dem Bahnhof Haubersbronn stürzte der dortige Stationsvorsteher Johann Frank beim Milchverladen so unglücklich von einem Wagen, daß er mit einer schweren Kopfverletzung in das Bezirkskrankenhaus Schorndorf verbracht werden mußte.

Heilbronn. 29. Dez. DerKanalbau unterbleibt vorerst. 3m Bezirksrat wurde mitgeteilt, daß der als Notstandsarbeit geplant gewesene Kanaldurchstich Neckar­gartachBöckingen unterbleibt, nachdem von der Gemeinde Neckargartach unerfüllbare Bedingungen gestellt worden sind.

Plochingen, 29. Dez. Stiftung aus Amerika. Ein hiesiger Bürger erhielt von einem sehr wohlhabenden Verwandten in Amerika die Nachricht, daß dieser für die hiesigen Vereine ein größeres Vereinshaus stiften wolle, wenn die Gemeinde den Platz unentgeltlich zur Verfügung

Kirchheim u. T., 29. Dez. Todesfall. Unerwartet rasch ist Bauwerkmeister Eugen Nieffer, Ehrenkomman- dgnt der Feuerwehr, im Alter von 69 Jahren an einer Herzlähmung gestorben. 20 Jahre war er Kommandant der Feuerwehr, 17 Jahre gehörte er dem Gemeinderat an.

Dettingen OA. Urach, 29. Dez. Ein trauriger Messerheld. Rach Schluß einer Tanzunterhaltung im «Löwen" entspann sich vorgestern nachts auf der Straße zwischen dem verheirateten Flachsspinnereiarbeiter Aug. Trost von Urach und dem ihn zur Ruhe weisenden Polizei- wachtmeisker K. Ruoff von hier ein Wortwechsel, in dessen Verlauf der Arbeiter dem Wachtmeister zwei gefährliche Stiche in die Schläfe und Lunge versetzte. Der Verwundete konnte den Täter noch festhalten, bis weitere Hilfe kam, sich auch noch allein zum Arzt begeben, brach aber dann ohnmächtig zusammen. Durch das Sanitätsauto ins Uracher Krankenhaus verbracht, verschied er dort, ohne das Bewußsein wieder erlangt zu haben.

Langenau OA. Ulm, 29. Dez. Einbruch. Am zweiten Weihnachtsfeiertag wurde bei Metzer Fritz Fetz er in der Bahnhofftraße eingebrochen und ein namhafter Geldbetrag gestohlen.

Laupheim, 29 Dez. Einbruch. Der erst vor kurzem aus dem Zuchthaus in Ludwigsburg entlassene Zigeuner Karl Reinhardt verübte hier im Gasthof zur Linde einen Einbruch. Er konnte auf dem Weg zum Bahnhof verhaftet und seine Beute ihm abgenommen werden.

Ravensburg, 29. Dez. Mit der Kasse durch« ebrannt. Der Kassier des hiesigen Arbeitsamts, Kir- inger, ist am Heiligen Abend mit 18 000 Mark Arbeits­losenunterstützung flüchtig gegangen. Kirsingers Frau lebk in Brasilien, wo auch er sich bereits einmal längere Zeit oufhielt.

Illm, 29. Dez. Einbrecher. Am Dienstag während der Mittagsstunden sind Einbrecher in einen Laden ein­gestiegen und haben einen größeren Posten schwarze und farbige Damenftrümpfe gestohlen. Auch die ganze Laden­kasse nahmen sie mit.

Giengen a. d. Br., 29. Dez. Beim Fußballspiel verunglückt. Der Fußballklub Gundelsingen war am ersten Weihnachtsfeiertag zu einem Wettspiel hierher ge­kommen. Dem Dienstknecht M. Blatter von der Gundel- finger Mannschaft wurde ein Bein am Knie ganz abgeschla­gen, so daß der Fuß abgenommen werden muh.

Oberhöfen OA. Viberach, 29. Dez. Tod beim Ro­deln. Ein mit zwei Kindern besetzter Rodelschlitten geriet unter ein Auto. Dabei wurde der achtjährige Franz Eben­hof tödlich verletzt, das andere Kind kam glimpflich davon.

Aichstelten, OA. Leutkirch, 29. Dez. Rechtzeitig entdeckter Brand. Im Gasthof zur Tanne hier brach in einem Packraum des Dachstocks am Räucherofen um die Mittagszeit ein Brand aus, der im vorhandenen Pack­material reichliche Nahrung fand. Fremde Autofahrer, die in derTanne" eingestellt hatten, bemerkten zuerst den Feuerschein. Durch Minimax-Apparate und rasches Zu­greisen der Feuerwehr konnte der Brand auf seinen Herd beschränkt werden. Der Schaden ist nicht unbedeutend.

Vom Bodensee, 29. Dez. Gasvergiftung. In der Kunstseidefabrik in Rorschach erlitten sieben dort beschäftigte Chemiker durch Undichtwerden der Neutrolisierungsanlage eine ickmere Veraistuna durck Sckwekelm ferstoffgas, das

ln großen Mengen entwichen war..Z mußten dem Krankenhaus zugeführt werden, sie befinden sich jetzt außer Lebensgefahr.

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Januar. Mit dem Januar, dem ersten Monat des neuen Jahres, erreicht im allgemeinen der Winter mit Eis und Schnee seinen Höhepunkt. In allen Gegenden lebt der Wintersport aus, und die Menschen tummeln sich in der kla­ren kalten Luft und tun damit ihrer Gesundheit große Dienste. Wie der Sommersport soll auch der Wintersport mit Maß betrieben werden, nur dann kann er alle Organe des Körpers kräftigen. Der Januar (Jänner) ist nach dem römischen Sonnegott Janus beannt, dem er gewidmet ist. Früher nannte man den Januar in Deutschland den Hart­monat oder Hartung, weil er der kälteste des Jahres ist. Die Sonne tritt jetzt in das Zeichen des Wassermann, die Tage nehmen seit der Wintersonnenwende langsam wie­der zu.

Was gibt man den hungernden Vöglein? Brotkrumen und Kartoffeln bekommen den meisten Vöglein schlecht und verursachen oft Krankheit und Tod. Gut eignen sich: Für Meisen, kleinere Spechte und Finken: Sonnenblumenkerne» Gurken- und Kürbiskerne, Hanf, Nußkern«, roher Talg und ungesalzenes Fleisch; für Lerchen, Ammern, Finken und Zeisige: Heusamen, Dreschabfälle, Gartensamenabfälle,

Mohnsamen, Hanfsamen; für Sperlinge: Heusamen, Hafer­abfall, geringes Getreide, allerlei Samenabfälle, auch Brot und Kartoffeln: für Amseln, Drosseln und Stare: Weihdorn­früchte, Schnee- und Vogelbeeren, getrocknete Holunder- und Heidelbeeren, Trauben vom wilden Wein, Hagebutten, zer­schnittene Aepfel und Birnen, gekochtes, wenig oder nicht gesalzenes Fleisch oder Talggrieben; für Zaunkönige: kleine Mehlwürmer mit zerdrückten Köpfen, Ameisenpuppen und damit vermischt etwas Mohnsamen. Für kleinere Vögel decke man die Futterplätze mit Dornengestrüpp ab, damit ihnen nicht die Tauben das Futter wegfressen und Hamit sie gegen Nachstellungen seitens der Raubvögel und der Kaken aesckükt sind.

Amtliche Dienslnachrichken

Ernannt: Obersekretär Schaufele bei dem Justizministerium um Rechnungsrat der Gruppe 6 bei diesem Ministerium und )bersekretär Bandle bei dem Amtsgericht Kirchheim zum Nech- mngsrat der Gruppe 7 b bei dem Landgericht Heilbronn.

Verseht: Obersekretär Beyhl bei dem Amtsgericht Reutlingen mst seinem Einverständnis an das Justizministerium; Maschinen­oberinspektor Härter in Ulm nach Crailsheim als Vorsteher des Bahnbetriebswerks: Güterinspektor Friederich in Stuttgart- Obertürkheim nach Eßlingen (Bahnhof): Bahnhofinspektor Gau­genmaier in Stuttgart-Untertürkhe'm (Bahnhof) nach Kora- weftheim (Rangierbahnhof): Reichsbahnobersekretär Fuchsloch in Herbertingen nach Friedrichshafen (Bahnhof).

Verseht: der Postmeister Bauder in Lauchheim auf Ansuchen nach Mergelstetten.

Bestätigt: Die Wiederwahl des Schultheißen Friedrich Kurr in Arnsdorf OA. Hall zum Ortsoorsteher dieser Gemeinde.

llebertragen: Die Pfarrei Hohenmemmingen, Dek. Heidenheim, dem Pfarrer Münz in Asselfingen, Dek. Ulm.

In den Ruhestand verseht: die Hauptl«hr?rin Heermann an der Frauenarbeitsschul« in Cannstatt.

kleine Nachrichten ans aller UM

Eln deutscher Lehrstuhl ln Stockholm. Der Universität Stockholm sind von verschiedenen Körperschaften und ein­zelnen Personen in Deutschland und Schweden für Errich­tung eines Lehrstuhls der deutschen Sprache und Literatur 350 000 Kronen (392 000 Mark) ge­spendet worden.

Der amerikanische Millionär Rockefell er hak der Pariser Universität einen Betrag von 150 Millio­nen Franken (24,65 Will. Mk.) in Aussicht gestellt, der für den völligen Neubau der medizinischen Klinik Verwendung finden soll, falls die französische Regierung bereit ist, «inen ebenso hohen Betrag zu bewilligen und die erforderlichen Grundstücke zu beschaffen.

Mlsondenkmal im Völkerbund? Aus der Wilsonstift mg in Neuyork sind dem Völkerbund 25 000 Dollar zur Ver­fügung gestellt worden in der Erwartung, daß dem ehe­maligen Präsidenten der Vereinigten Staaten im Gebäude des Völkerbunds ein Denkmal gesetzt werde.

"VT"

Schicksale kommen vom Himmel

Roman von Christine Ruhland

(Nachdruck verboten)

Der Abgesandte des Kammerherrn knirschte mit den Zähnen. Er folgte, sich verneigend.

Verwundert las Frau Wolfram die Karte, die ihr Merker »rächte:

Theo von Raven, Sekretär des Kammerherrn Ruprecht »on Markendorf."

Sie zögerte. Was wollte der Kammerherr von ihr? Er vllte ihr doch die Ruhe lassen, die sie sich so schwer erkämpft.

Nein, sie wollte nicht hochmütig und hartnäckig sein. Sie vollte den Abgesandten ihres ihres Vaters hören.

Ich lasse Herrn von Raven bitten!"

Anton Merkers Blicke glitten staunend über Frau Wolf- :ams Gestatt.

So hoheitsvoll hatte er sie noch nie gesehen Sie hätte recht wohl eine Fürstin vorstellen können.

Theo von Raven aber verneigte sich vor dieser Frau un- villkürlich so tief, als es der Kammerherr nur wünschen 'onnte.

Er war einfach verblüfft verwirrt von ihrer noch mmer holdseligen, mädchenhaften Schönheit und Reinheit.

Aus feinen Wangen wich die Röte, als er aufgerichtet vor hr stand. Fast verlor er sein« aefellschaftltche Sicherheit.

Er zog einen umfangreichen Brief aus seiner Brusttasche.

Gnädige Frau, ich habe die Ehre, dieses Schriftstück des Kammerherrn Ruprecht von Markendorf in Ihre Hände zu «gen. Der Herr Kammerherr läßt gnädige Frau dringend »itten, es anzunchmen. Einem körperlich und seelisch schwer leidenden Menschen möchten gnädige Frau feine Bitte nicht oerscmen. Der Herr Kammerherr würde dann erleichtert «ch beruhigt seinem Ende entgegensetzen."

Ich bitte um Aushändigung dieses Dokumentes, mein Herr." laat« Frau Wolfram, den Kopf stolz erhebend.

Peberbringen Sie bitte dem Herrn Kammerherrn meinen Dank und Gruß. Ich werde den Inhalt des Schriftstückes prüfen und, falls es eine Antwort erfordert, ihm dieselbe in Kürze zusenden."

Gleich einer Fürstin hatte Christin« den Untergebenen des Kammerherrn entlassen.

Mit einer tiefen Verneigung, aber enttäuscht und unzu­frieden mit sich selbst, verließ er das harmonisch eingerichtete Wohnzimmer Frau Wolframs, das trotz seiner niedrigen Wände doch vornehm und anheimelnd wirkte.

Beinahe hastig überschritt er den Garten des plebejischen Mühkengrundstückes, und erleichtert bestieg er seinen Wagen. Nun erst fühlte er sich wieder an seinem Platze.

Während sich Theo von Raven auf der ganzen Heimfahrt intensiv mit der schönen Frau beschäftigte, hatte ihn diese so­fort vergessen. Für sie war dieser Herr eben nur der Ab­gesandte ihres nun ja ihres Vaters gewesen. Das Herz lag ihr schwer in der Brust, quälende Erinnerungen, die sie begraben wähnte, stiegen in ihr auf und die dicken, steilen Schriftzüge auf dem Briefumschlag starrten sie an, wie di« Schriftzüqe einer anderen Hand, der Hand eines Mörders.

Sie nahm ihn unschlüssig auf, um ihn uneröffnet wieder niederzulegen. Darauf trat sie, tiefaufatmend hinaus auf die Veranda, und ihre Augen gingen himmelwärts.

Mein Günther, ich fühle deine Seele, sie ist bei mir. O, hilf du mir über diese Stunde!" ..

Di« Sonne stand schon hoch und es war schwül im Znnmer.

Draußen auf der Veranda würde sie das Schriftstück-

ihres Vaters ruhiger studieren können. . . .

Mein Gott, sie war doch nicht nervös oder gar feig. Ent­schlossen zerschnitt das Briefmesser die aktenformige Umhül-

,,«n meine geliebt« Tochter, Krau E-risti»« Wolfram," »«»che «e «eberlchrift.

In Stunden schwerer Not und Gewiffenspein schreibe ich Dir dies« Zeilen, die ich dem anliegenden Vermächtnis für Dich beifüge. Zuerst sollst du es noch einmal schriftlich erfahren, was Du ja lange schon weißt

Du, Frau Christine Wolfram, Pflegetochter des ver­storbenen Talmüllers Friedrich Lauterbach, bist g«wiß und wahrhaftig mein« leibliche Tochter, das einzige Kind, das ich, der unvermählt« Ruprecht von Marken­dorf, besitze. Du hast keinen Grund, stolz auf Deinen Vater zu sein, er war von Jugend aus voll menschlicher Fehler und Mängel.

Ich bin schuldig an Anton Merkers Verhaftung und Verurteilung.

Ich kannte das wilde Blut Trudos, seine unglückselige Eharakteranlage, alles zu erzwingen, alle Hindernis^ zu beseitigen, die sich seinen Wünschen in den Weg stellten. Ich wußte, daß es Markendorfs gegeben, die vor einem Verbrechen nicht zurückscheuten, um sich die Liebe eines Weibes zu erzwingen. Ich wußte, daß zur Stunde, da Günther Wolfram meuchlings niedergeschossen wurde Trudos Pistolenkasten leer auf seinem Schreibtische stand, und Trudo selbst auf Markendorf nicht anwesend war.

Wie von Furien gepeitscht, ritt ich nach der Stell«, von welcher ich vor kaum zwei Minuten von der Terrasse aus einen Knall hörte, und ein Rauchwölkchen auf- steigen sah. Es war drüben an der Brombeerwand, die man deutlich von Schloß Markendorf aus liegen sieht.

Ick hörte, wie Deine Schwester den Merker direkt des Mordes an Günther Wolfram beschuldigte. Er aber verwahrte sich ganz entschieden dagegen und betonte, daß er den Knall eines Schusses drüben im Walde, jen­seits der Brombeerwand gehört habe. Er gab den Wald­wart Hendrich als Zeuaen an. dem fei er beaeanet.

Fortsetzung folgt.