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64. Jahrgang.

Donnerstag, den 10. Oktober 1S29

Fernruf 178

Fernruf 178

Nummer 238

Die Tributleistungen, die der Youngplan von uns fordert, sollen von uns unter eigener Verantwortung herausgewirt- schaftet werden. Wie wir das machen, kümmert unsere Gläu­biger nicht mehr, im Gegensatz zum Dawesplan, der wenig­stens den Grundsatz anerkannte, daß Deutschland aus die Dauer nur aus ll e b e r s ch ü s s e n seiner Ausfuhr über die Einfuhr zahlen könne. Wie nun stellt stch die Wirt­schaft zu der grundlegenden Aenderung, die der Youngplan bringt?

Da ist in erster Linie festzustellen, daß die Haltung dessen, was man gemeinhinWirtschaft" nennt, dem Toungplan gegenüber nicht einheitlich ist. Zur gütererzeugen­den Wirtschaft gehören Industrie und Landwinschaft, und dann gehört der Handel dazu, der die Verteilung der Güter übernimmt, und das Bankgewerbe, das den dazugehören­den Geldumlauf regelt. Von diesen verschiedenen Zweigen der Wirtschaft sind Industrie, Handel und Bankgewerbs heute größtenteils für Annahme des Youngplans. Die Landwirtschaft ist einheitlich dagegen. Innerhalb der In­dustrie gibt es aber auch noch bemerkenswerte Unterschiede: Die besitzende Oberschicht ist jetzt zwar auch der Meinung, der Youngplan könne alsdas kleinere Uebel "angenommen werden, sie täuscht sich aber nicht darüber, daß der Young- plan undurchführbar ist, also keine endgültige Lö­sung des Tributdienstes bedeutet, sondern eine Zwischen­lösung, die über kurz oder lang zur Krise fuhren muh, wenn ihre zeitgemäße Abänderung nicht vorher wieder mit neuen Zugeständnissen erkauft werden kann.

Von der Unterschicht der Industrie vertritt der am straff­sten organisierte und zahlenmäßig stärkste Teil, die Sozial­demokratie, die Ansicht, daß der Toungplan nicht nur an­genommen werden müsse in Fortsetzung der durch den Dawesplan vorübergehend unterbrochenen bedingungslosen Erfüllungspolitik sondern daß er auch durchführbar sei.

Bei so beschaffener Sachlage wird der Boungplan wohl im Deutschen Reichstag eine Mehrheit finden. Es ist die Bestätigung einesfalschen Ja", die der Reichstag da voll­ziehen wird. Aber man muß zugeben, daß es für den Reichstag nicht eben leicht gewesen wäre, sich zumehr­lichenNein" zurückzufinden, nachdem die sogsnanntenun- > abhängigen Sachverständigen" des Reichs auf derPariser Konferenz das falsche Ja einmal gesprochen hatten. Wir haben von Anfang an die Anschauung vertreten, daß die Tributschlacht schon in Paris verloren worden ist. Im Haag ging es nur mehr um den Rückzug. Daß der Reichsverband der Deutschen Industrie dem einen Sachverständigen, der ein falsches Ja mit seinem Gewissen nicht glaubte verein­baren zu können, den Rücken nicht stärkte, war für den Rückzug von vornherein ein erschwerender Umstand. In Wahrheit hat denn auch der Rückzug zu einer Preisgabe der deutschen Ausgangsstellung geführt: Dis Neichsregie- rung wM davon ausgegangcn, die Räumung müsse die Vorleistung der anderen für unsere Zustimmung zum Youngplan sein. Im Haag aber hat sich die Reichsregierung damit einverstanden erklärt, daß Annahme und In­gangsetzung des Youngplans der Räun, ung v o r a u s z u g e h e n habe.

Die industrielle Oberschicht hat sich für den Youngplan als daskleinere Uebel" gewinnen lassen, vermutlich durch die bestechende Aussicht, die I n d u st r i e h y p o t h e k de s D a w e s p l a n s l o s z u w e r d e.n, zugleich mit dem Fortsall fast jeder fremden Kontrolle und Vorschrift über die Art, wie wir den Kriegstribut aufbringen.

Nachdem also jüngst der Industrie- und Handelstag sich nicht gegen die Annahme des Youngplans ausgesprochen > har. wird es einen ernsthaften Kampf um die Annahme oder Ablehnung kaum mehr geben. Mit voller Heftigkeit dagegen wird der Kampf entbrennen um die V e r t e i l u n g der Lasten, die der Youngplan uns auferlegt, ohne Rücksicht darauf, ob und wie wir sie aufbringen. Die Tak­tik ist unschwer zu durchschauen. Die Finanzreform soll soweit wie möglich hin aus ge sch oben werden damit sie unter immer stärkerem Druck der Räumunas- srage gerät.

Wie der Reichsfinanzminister sich die Aufbringung der Youngmilliarden denkt, darüber verlautet, so gut wie nichts. Von allerhand Monopolen wird gemunkelt, einem Zünd­holzmonopol für Herrn Jvar Kreuzer, der dafür mittels einer Anleihe die dringend erwünschteAtem­pause verschaffen sollte; von einem Tabakmonopol, wobei das amerikanischeKapital Pate zu stehen hatte nur vom Abbau der Ausgabe, von der un­erläßlichen Reform des Verwaltungsapparates ist mit keiner Silbe die Rede. Man hofft halt aufDas Wunderbare". ; und die Industrie träumt derweil vom schönen Konjunktur-

! fahr 1925, als die ersten amerikanischen Anleihen herein-

^ ausgetrockneten Wirtschaft einen starken Auftrieb gaben. Ob der Antrieb ebenso stark gewesen wäre, aür die Dawesmilliarden nicht unter fremder Vor­mundschaft aus gepumpten Kelhexn» sondern u ist er ei gen er

!agesWeieI

Der preußische Minister des Innern hak den Stahlhelm ln der Rheinprovinz und in Westfalen aufgelöst.

Der Führer der Slowakischen Volksparkei. Andreas Hlinka, erklärte, die Slowaken werden fehl in einen Kampf um vollständige eigene Verwalkungsselbständigkeik einkreken Der Raiionalmärlyrer Tn?a werde bei den Parlaments- wahlen als Kandidat ausgestelkk werden.

In Athen wurde der 27. Weltfriedenskongreß eröffnet, auf dem die deutschen Pazifisten am zahlreichsten vertreten find. Wahrend der ganzen Tagung brennt auf dem Lyka- bettoshügel eine Friedenssockel. Mussolini soll den italie- Nischen Mitgliedern die Ausreise verböten haben.

Verantwortung aus dem Restoermögen Ser deutschen Wirt­schaft hätten zahlen müssen? Wie das bei den Youngmilli­arden zum Unterschied von den Dawesmilliarden möglicher­weise gar bald der Fall sein kann?

Auf zehn Jahre Dauer des unveränderten Young­plans rechnen die stärksten Optimisten. Aber auch, wenn er nur fünf Jahrebefriedigend" arbeitet wie nach Ver­sicherung Parker Gilberts und der deutschen Reichsregie­rung der Dawesplan gearbeitet haben soll allzuviel vom gegenwärtigen Besitzstand der deutschen Wirtschaft wird uns Deutschen dann wohl nicht mehr gehören.

Zer Warek-Skandal

Die Staatsanwaltschaft hat in der Zeit, als am Dienstag die drei S klarest sdem dluterfuchungsrichter vorgesührt wurden, bei fünf Berliner 'Firmen, darunter bei Klar- zewski, der 1919 mit den Sklareks aus Galizien nach Ber­lin eingewandert ist, überraschende Haussuchungen vorneh­men lassen. Es soll vieles Material gefunden worden sein, das eine ganze Anzahlangesehener" Personen schwer be­laste, besonders den Geschäftsführer der städtischen An-- schaffungsgesellschaft, Jakob Liebert, und den Bürger­meister von Berlin Mitte, Schneider, der nicht nur zahl­reiche feine Anzüge und dergleichen von den Sklareks er­halten, sondern auch häufig an ihren nächtlichen Gelagen teilgenommen und auch sonst in regem persönlichen Verkehr mit ihnen gestanden hat.

Die von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmtenKun­denlisten" der Sklareks sind so umfangreich, daß, wie der Bürgermeister Scholtz sagte, die Wände eines großen Raums damit tapeziert werden könnten. Es sind drei Bände mit 1700 Namen bezw. Konten, darunter städtische Beamte, wie der Vaurat Adler, die Stadträte Gäbet, Gütig u. a., dis Bürgermeister Schneider, Kohl, Treitel, Direktor Brolat, verschiedene Verwaltungsdirektoren, der Stadamtsrat Sakolowski, der Obermagistratsrat Knowski, ein Sohn des Oberbürgermeisters Böh, Ar­beiter, Angestellte usw.

Die Sklareks versuchten bei ihrem Verhör die Schuld auf Privatsekretär" und Buchhalter Lehmann abzuladen, der am Montag angegeben hatte, daß die Sklareks noch zwei Tage vor dem Zusammenbruch eine Million Mark ver­schoben haben. Leo Sklarek sagte, die Million sei an eine Firma für Lieferung von Wolldecken bezahlt worden, einen Beleg dafür konnte er aber nicht Nachweisen. Max Sklarek behauptete, von einem Betrug könne keine Rede sein, da die Skadkbank und andere Behörden von den Geschäften genau unterrichtet gewesen seien. Die Stadtbank habe in Wirklichkeit weder die Rechnungen noch die Aufiraqs- urkunden jemals nachgeprufk; sie sei über den Werk oder Unwert der von den Sklareks eingerelchkcn Wechsel durch­aus im klaren gewesen.

Dem zurzeit in San Franziska weilenden Oberbürger­meister Böß, der sich mit Rücktrittsabsichten tragen soll» wurde telegraphisch nahsgelegt, seine Amerikareise abzu­brechen und ungesäumt nach Berlin zurückzukehren. Bürger­meister Scholz richtete an Böß eine telegraphische Anfrage über eine Unterredung, die Böß mit einem Vertreter des amerikanischen NachrichtenbürosUnited Preß" hatte und in. der Böß behauptete, der sogenannte Sklarek-Skandal sei nichts als einErpressungsversuch", um die Stadtregierung von Berlin in üblen Ruf zu bringen.

Auf Grund der Erklärungen des verhafteten Buchhalters Lehmann wird jetzt auch der Name der Frau Ober­bürgermeister Böß, die ebenfalls in Amerika weilt, als Kundin der Sklarek genannt. -

Wie dasTempo" meldet, stellen sich die Privat« schulden der Sklareks nach vorläufiger Schätzung au-f mehr als eine Million Mark. Dazu kommen die bedeuten­den Wechselschulden. Einer der größten Gläubiger der Sklareks isteinsüddeutscherSchuhsabrikant, der rund 150 000 Mark zu fordern hat; es folgt eine Ver- mer Firma mit etwa 120 000 Mark. Auch viele kleine Ge- ichhUsleute und Handwerker mit Forderungen von 100 bis ' 1000 Mark sind unter den Sklarekgläubigern. Bankkonten waren noch immer nicht aufzufinden. Die Sklareks müssen daher die erschlichenen Millionen ins Ausland verschoben

oder unter falschem Namen in Jnlanvdbanken umergebrachl haben. Wahrscheinlich trifft beides zu. '

Der Vorsitzende der Berliner Sozialdemokratischen Par­tei, Reichstagsabg. Künstler, erklärte laut Z.", dis Partei werde eine strenge Untersuchung geg>n die im Sklarek-Skandal bloßgestellten Mitglieder einle'ten. Die preußische Regierung will nur in dem Fall, daß die Stadt­verwaltung Berlins bei den nötigen Maßnahmen versagen sollte, einen besonderen Kommissar für die Untersuchung er­nennen.

Nachdem der besonders stark in den Sklarek-Skandal ver­wickelte Stadtrat Gäbler sich trotz seiner ersten Erklärung geweigert hatte, seine städtischen Äemter niederznlegen, ist er jetzt von der Bezirksleitung der Kommunistischen Partei aus der Partei ausgeschlossen worden.

Tschechoslowakische Gsbietswünschr

Budapest, 9. Oktober. Dis Blätter beschäftigen sich leb­haft mit Aeußerungen, die der tschechoslowakische Staats­präsident Masaryk dem Vorsitzenden des ungarischen Sozialinstituts, Rajniß, gegenüber getan haben soll. Masaryk erklärte, der Zugang zur Donau bei Preßburg sei für die Tschechoslowakei eine Lebensnotwendigkeit. Die Tschechoslowakei würde für die Abtretung des in Frage kom­menden Gebiets einen Gebietsstreifen austauschen, dessen Bevölkerung zu mehr als 50 v. H. etwa aus Ungarn be­stünde. Außerdem könne er in Aussicht stellen, daß die ungarischen Minderheiten eine Vertretung im tschechoslowaki­schen Kabinett erhalten könnten.

Von tschechoslowakischer Seite wird geleugnet, daß eine Unterredung Masaryks mit Rajniß überhaupt stattgefunden habe. Die ganze Meldung sei erfunden. Der frühere ungarische Außenminister Dr. Gratz bestätigt aber, daß Masaryk ihm selbst gegenüber schon diese Vorschläge gemacht habe. Masaryk solle nun selbst öffentlich erklären, ob das wahr sei oder nicht. Der Fall erregt in Ungarn das größte Aufsehen.

Politische Krise in der Tschechoslowakei j

Das Gericht in Prag hat dieser Tage den Universitäts- Professor Dr. Tuk a, einen Führer der slowakischen Nation in der Tschechoslowakei, wegen angeblichen Hochverrats (Verhandlungen mit Ungarn wegen eines Anschlusses der Slowaken an Ungarn) zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Die tschechische Regierung und das tschechisch« Volk haben das Urteil laut gebilligt. In der ganzen übrigen Tschechoslowakei hat es aber als ein Ausfluß des verrannten Fanatismus und des Dünkels der Tschechen einen Sturm der Empörung entfacht. Die Anklage gegen Tnka wurde in der langen Gerichtsverhandlung als haltlos nachgewiesen. Die slowakische Presse bringt, obgleich sie durch Zensur und ein gewalttätiges Nepublikschutzgesetz ge­hemmt ist, den Dank der slowakischen Nation in die deutsche, österreichische und ungarische Presse zum Ausdruck, daß sie gleichfalls die den Slowaken angetane Schmach und Gewalt verurteilen. Tuka sei nun der Nationalheld, um den sich alle Slowaken scharen. Das führende BlattSlowak" schreibt:Dle Hyänenart, mit der sich der tschechische Staats­anwaltsklüngel auf Professor Tuka stürzte, schreit um Rache, und die Rache wird bei denSankt-Wenzelswahlen" am 27. Oktober kommen."

Ueberall wird es als brutale Anmaßung bezeich­net, daß' die tschechischen Gewalthaber den Slowaken, die der Republik doch auch mit den Namen gegeben haben, um­schreiben wollen, was sie als Patriotismus und was als Hochverrat zu betrachten haben. Die Slowaken streben für die bevorstehenden Wahlen ein Bündnis mit den Deutsch- Böhmen und den ungarischen Volksteilen der Tschecho­slowakei an, womit der Plan erfüllt würde, den seinerzeit schon der erste deutsche Landeshauptmann Sudetendeutsch­lands, Dr. v. Lodgman, ausgestellt hatte: ein" gemein­same Front der von den Tschechen unterdrückten Völker in der Tschechoslowakei, in der die Tschechen bei eine'' Gesamt- bsvölkerung von rund 13 Millionen etwas über 6 Millionen ausmachen. Aber den Sudetendeutschcn fehlt die füh­rende Hand; die Sozialdemokraten haben sich bereits beiseite gestellt, und auf diese Spaltung bauen die Tschechen ihre Tyrannenherrschaft auf. Aber das haben sie nun doch fertiggebracht, sich die slowakische Volksseele ganz zu entfremden.

Zufolge der Verhandlungen der Führer der slowakischen Bauernpartei, Hlinka, und Minister Tiso mit dem tsche­chischen Ministerpräsidenten Udrzal sind nun die beiden slowakischen Minister Dr. Tiso und Dr. Labay aus dem Kabinett ausgetreten.

Neue Nachrichten

Dr. Eckener beim Reichspräsidenten

Berlin, 9. Okt. Reichspräsident von Lindenburg empfing heule den zurzeit in Berlin weilenden Dr. Ecke.- ner und nahm von ibm einen versönlickey Bericht üchex tzrg.