bruch des Brands'auf dem Felde. Die Brandgeschädigten konnten nur wenig Mobiliar retten; sie scheinen schlecht ver­sichert zu sein. Die reichen Ernte- und Futtervorräte sowie die tags zuvor gedroschene Frucht und der Winteroorrat von 40 Ztr. Kohlen sind mitverbrannt. Das Doppelhaus ist bis auf die Grundmauern abgebrannt.

Geislingen a. d. St., 7. Oktober. Hundert Jahre Höhere Schule in Geislingen. Die höhere Schule der Stadt Geislingen hat auf Samstag ihre früheren Schüler und Lehrer, ihre Freunde und Gönner eingeladen, um mit der Elternschaft und dem jetzigen Lehrkörper zu- sammen das Fest des 100jährigen Jubiläums zu feiern. Eine große Zahl von Festgästen fand sich ein. Kultminister Dr. Bazille, selbst eine ehemaliger Schüler Geislingens, erwies dem Jubilar die Ehre seines Besuches: als weitere Vertreter der Unterrichtsverwaltung erschien Präsident Bracher und Oberregierungsrat Kolb. Besondere Freude erregte es, den ältesten noch lebenden Lehrer der Anstalt, Professor Nägele aus Tübingen, in der Mitte ehemaliger Schüler zu sehen. Das Fest nahm einen glän­zenden Verlauf.

Ennekach OA. Saulgau, 7. Okt. E i n S S g e w e r k a b. gebrannt. Samstag nachmittag brach in dem Sage- und Hobelwerk I. Löw hier Feuer aus, das nicht nur das Werk, sondern auch einen großen Teil der aufgestapelten Schnittwaren zerstörte.

Ravensburg. 7. Okt. Gröber g e denk f e i e r. Am 19. November werden es 10 Jahre, daß AdolfGrober gestorben ist. Wenige Tage darauf wurde er in Weingarten begraben. In den nächsten Wochen soll das Denkmal auf dem Grab Gräbers fertiggestellt werden und am Sonntag, den 17. November, wird die feierliche Einweihung statt­

finden. .

Areudenstadf, 7. Okt. ReichstagspräsidentLobe inFreudenstadt. Reichstagspräsident Löbe ist mit sei- ner Gattin und seinem Arzt von Mergentheim her zur Nach, kur hier eingetroffen und hat im Hotel Waldeck Wohnung

genommen.

Ilnterdeitingen OA. Biberach, 7. Oktober. Verm i ß t. Seit Donnerstag abend wird hier der taubstumme 32jähr. Bauernsohn Bernhard Niedermaier vermißt.

Ravensburg. 7. Oktober. Tödlicher Autounfall. Auf einer Vergnügungsfahrt zum Münchner Oktoberfest, die einige Angestellte der Firma Escher, Wyß u. Co. am Freitag unternahmen, scheint der Wagenführer Zembrod von Mochenwangen bei Landsberg am Lech die Herrschaft über den Wagen verloren zu haben. Das Auto, dem Zie- geleibesitzer Schmidt von Oberzell gehörig, schoß auf ein Haus und wurde zertrümmert. Dem Insassen Alfons Sailer wurde der Brustkorb eingedrückt; er war sofort tot. Der Monteur Spieß wurde schwer verletzt. Zembrod war rechtzeitig aus dem Wagen gesprungen.

Weingarten. 7. Okt. Vom Kloster. Der im 87. Lebensjahr stehende Abt Ansgar Höckelmann ist von der Leitung der Abtei, die er 30 Jahre lang führte, zurück­getreten. Bei der Wahl unter Vorsitz des Erzabts von Beuron wurde der derzeitige Subprior der Abtei Neuburg, Pater Michael v. W i t o w s k i, der im 44. Lebensjahr steht, als Abt-Koadjutor gewählt.

Beuron, 7. Okt. Goldene Ordensprofeß. Am Samstag feierte Pater Plazidus Berner, O SB., in de:i Abtei Mariä Heimgang auf dem Berg Sion in Jerusalem die goldene Jubelfeier seiner Ordensprofeß. Er zählt zu den ältesten Patres der Beuroner Kongregation. P. Berner wurde 1862 zu Neukirch geboren.

Friedrichshofen, Oktober. Bootsunfälle. Am Sonntag kenterte vor der Hafeneinfahrt bei starkem Sturm ein Segelboot. Das Polizeiboot eilte zu Hilfe und rettete die vier Insassen. Das Boot ging unter. Ein Paddel­boot, das mit zwei jungen Ulmern besetzt war, kenterte. Der eine von ihnen konnte sich ans Ufer retten, der andere, ein 18jähriger Optikerlehrling Kaplan, wird vermißt.

Wassersiand des Bodensees. Der Bodensee fiel infolge der anhaltend warmen Witterung sehr rasch. Der Pegel­stand beträgt noch etwa 2,95 Meter. Dieser Wasserstand ist für die gegenwärtige Zeit außerordentlich nieder.

Von der bayerischen Grenze. 7. Okt. Zwei Brände nacheinander. Die Seegrashandlung Aich in Fell- heim hatte vor dem Anwesen Koch drei Wagen Seegras angeführt, wo es gesponnen werden sollte. Von einem Waschkessel wurden plötzlich Funken abgetrieben; das See­gras fing Feuer und in Bälde standen alle drei Wagen in Flammen. Der Feuerwehr Kellmünz gelang es, das in der Nähe befindliche Anwesen mit Stadel vor dem Feuer zu retten. Kaum war die Wehr abgerückt, als sie zu einem Brandausbruch nach Buchau bei Unterdettingen gerufen wurde, wo der Stall und Stadel des Landwirts Birkle vollständig eingeäschert wurden.

Eautag des Bundes der technischen Angestellt« und Beamten

Aiedrichshafen. 7- Okt. Der hier abgehaltene Gayb des Bunds der technischen Angestellten und Beamten nah eine Entschließung an: Der Gautag richtet an die Reich regierung und den Reichstag dis dringende Aufforderur durch gesetzliche Maßnahmen dafür zu sorgen, daß bei d Zusammenlegung von Betrieben für die Arbeitnehmer du: angemessene Abgangsentschädigungen, weitestgehende digungsbeschränkungen für ältere Angestellte, Sperrfrist, Uebergangsschutzbestimmungen den wlllkü Uchen Massenentlassungen vorgebeugt wird. Der bisher! Gauleiter, Ingenieur Bote-Stuttgart, wurde einstimm wiedergewählt. "

Amtliche Dienfknachrichken

Ueberkreaen' 7 ' Nfarrei Müllheini a. B., Dek. Sulz dem Pfarrverweser Karl AItenmüller in Westheim. Dek. Hall.

Verseht: Landgerichtsrat Dr Stalin in Ellwangen auf eine Landgerichtsratstelle in Tübingen; Bauinspektor Clautz in Oeh- ringen nach Jagstfeld als Vorsteher der Bahnmeisterei und Ober- bahnhofsvorsteher Schuhmacher in Sulzbach (Murr) nack Murrhardt.

Sn den Ruhestand verseht: Studienrat Dr. Müller an dei Oberrealschule in Ravensburg.

Kleine liachnihlen ans aller Vell

Schmöhbriefe an die Reichsbahndirektion. Reichsbank­direktor Schacht und einige andere Direktoren haben in letzter Zeit 22 Schmäh-riese ohne Unterschied erhalten, in

denen ihnen Parteilichkeit bei Beförderungen von Reichs­bankbeamten vorgeworfen und Gegenmaßnahmen an­gedroht wird. Der Kriminalpolizei ist es bis jetzt noch nicht gelungen, den Briefschreiber, der mit den inneren Verhält­nissen der Bank vertraut sein Muß, zu ermitteln.

Einbruch in die französische Botschaft. Am Samstag abend wurde in die französische Botschaft am Pariser Platz in Berlin ein schwerer Einbruch entdeckt, bei dem den Tätern für 87 000 Mark Schmucksachen in die Hände ge­fallen find. Das Botschaftsgebäude wird z. Zt. neu her­gerichtet und der Botschafter hat mit einem Teil des Per­sonals das Haus verlassen.

Ersenbahnanschlag. In der Nacht zum Sonntag sind auf der Strecke BraunschweigNeuekrug kurz vor dein Bahnhof See on von verbrecherischer Hand Befestigungs­schrauben einer Schiene gelöst und 2 Laschen abgeschraubt worden. Der Schaden wurde beim Begehen der Strecke entdeckt. Auf die Entdeckung des Täters hat die Reichs­bahndirektion Kassel eine Belohnung von 6000 R.N. aus- aeietzt.

Der Räuber von Charlokkenburg. der am Freitag abend den frechen Raubüberfall in einem Mehgerladen verübte, ,st in der Person des 16jährigen Walter Schall, der kurz zuvor aus einer Fursorge-Anstalk entwichen war, ermittelt und verhaftet worden. Er gibt an, er sei von einem arbeits­losen ..Maxe", der den Raub schon lange geplant hatte, zur Tat aufgefordert worden. DerMaxe" habe ihm auch das ganze geraubte Geld abgenommen. DerMare" und der dritte Beteiligte konnten inzwischen ebenfalls verhaftek werden.

Raubüberfall. In Frankfurt a. M. schlug der 24jährige Fabrikarbeiter Karl Benne auf der Straße einen Kassen­boten der Firma Gutbrod nieder und raubte ihm 3000 RM. Lohngelder. Der Täter wurde aus der Verfolgung ein- geholt; das Geld ist wieder beigebracht.

Schiffszusammenstoß. Das Schulschiff des Deutschen SchulschiffvereinsDeutschland" hatte bei Goodwin Sands mit dem französischen DampferLouis Mercier" einen Zu­sammenstoß, bei dem das Schulschiff oberhalb des Wassers an der Back leicht beschädigt wurde. Das Schulschiff fuhr nach Bremerhaven zurück.

Hoffnungslose Lage des DampfersHöchst". Di« Lag« des an der Südspitze von Indien gestrandeken Hapag- dampfersHöchst" gilt als hoffnungslos. Auch der zu Hilfe gesandte HapagdampferLauterfeld" ist bei der ge­fährlichen Insel Minicoi auf ein Rifs geraten und befindet sich in bedenklicher Lage. Der DampferHerkules" setzt pine Arbeit, den beiden Schiffen beizustehen, fort.

Die Vorbereitungen zu den Oberammergauer Passions­spielen. In Oberammergau fanden am Montag die Wahlen zu den nächstjährigen Spielen statt. Dem Wahlamt voraus ging ein feierliches Hochamt in der Pfarrkirche, an dem sämtliche Mitglieder des Gemeinderats und des Wahlaus­schusses teilnahmen. Die Wahl begann um 10 Uhr im Rat­haus. Als Christus wurde der Bildhauer Aloys Lang, als Sprecher des Prologs der bisherige Christusdarsteller A n to n L a n g, als Pilatus der Bildhauer Peter Rendl, als Judas der letzte Darsteller Guido Mayr, als Johannes der Sohn des Sanitätsrats Lang (Hausnummer 151) ge­wählt. Für die Rolle Maria wurde Frl. Nutz gewählt, während Frl. Hansi Preisinger Maria-Magdalena ver­körpern wird. Der Wahlakt wurde gegen Mittag unter­brochen und um 2 Uhr wieder ausgenommen. Insgesamt sind 107 Sprechrollen zu besetzen.

Großfeuer. Am Montag früh brach in der Scheuer des Bürgermeisters Herzog in Walsdorf bei Bamberg Feuer aus. Bei dem herrschenden Sturm lagen in kurzer Zeit 5 Wohnhäuser und 22 Nebengebäude in Asche. Dis ineisten der Brandgeschädigten sind nur gering versichert.

In Walldürn (Baden) brach am Freitag abend in einer Scheune ein Brand aus, der sich mit rasender Ge- chwindtgkeit ausdehnte und noch zwei weitere Scheunen owie eine Doppelscheune ergriff. Außer den Erntevorräten ind sämtliche Fahrnisse verbrannt, dagegen konnte das Vieh gerettet werden. Man schätzt den Schaden auf 100000 ,4t. Im Zusammenhang mit dem Brand soll eine Verhaftung erfolgt sein.

Von einem französischen Posten erschossen. Auf dem Wackernheimer Flugplatz bei Mainz ist in der Nacht zum Montag ein unbekannter Mann von einem französischen Posten angeschossen und so schwer verwundet worden, daß er im Krankenhaus seiner Verletzung erlegen ist. Der Posten behauptete, der Unbekannte habe sich ihm genähert (!) und auf den Anruf nicht Halt gemacht. Der Tote, der keinerlei Ausweispapiere bei sich führte, hatte nur einen Arm.

Brennender Berg im Föhn. Seit einigen Tagen wütet an den Südabhängen des Kleinen Solsteins und der Hohen Warte (Tirol) in der Höhe von 1200 bis 1900 Nietern ein gewaltiger Brand. Das Feuer wurde durch die ungewöhnliche Trockenheit gefördert und vom Sturm berg­auf und nach Nordosten weiter getragen. Alle Anstrengun­gen der Forstbeamten, unterstützt von Arbeitern und der Gendarmerie, dem Feuer Grenzen zu ziehen, blieben er» folglos, aber auch der Einsatz von Militär, der bevorsteht, wird in dem weglosen felsigen, fast undurchdringlichen Ge­lände nutzlos sein. Nur ein langdauernder Regen wird den gewaltigen Brand löschen können.

Eine Giftmischers« zu lebenslänglichem Zuchthaus ver- urkeill. Die 64jährige Wahrsagerin Verena Lehner aus Duhr (Kankon Aargau) wurde wegen Ermordung zweier Pensionäre mit Gift und Unterschlagung der Hinterlassen­schaft eines der beiden Pensionäre zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt.

Schwere Sturmschaden an der englischen und irischen «üsie. Die Küsten von Irland und England wurden von ^nem schweren Sturm heimgesucht. In der nordirischen Grafschaft Teyrone wurden zwei wichtige Brücken von den reißenden Fluten zum Einsturz gebracht. Der Norddamm der irischen Eisenbahn steht unter Wasser und der Verkeh, durfte heute unmöglich sein. In Bournemouth an der eng­lischen Südküste wurden 60 Badehütten zerstört.

Der Nordwesten und das Landesinnere von Portu- gal wurden am Samstag von furchtbaren Gewittern und Wolkenbruchen heimgesucht. Von vielen Häusern wurden die Dächer abgehoben, Brücken zerstört und in den Wein­bergen der Boden abgeschwemmt. Viel Vieh ist um- gekommen.

Das Schicksal gewährt uns unsere Wünsche» aber auf seine Weise, um uns etwas über unsere Wünsche aeben zu können. ^ Goethe.

Turnen und Sport

Der 20. Deutsche Turnkag setzte in seiner Sitzung in Berlin den Haushaltplan für 1930/31 fest, der mit einem Betrag von 1 185 000 Mark abschließt und der eine Kopfsteuer von 85 Pfennig voraussetzt, denn die Deutsche Turnerschaft deckt alle ihre Unkosten aus den Beiträgen ihrer Mitglieder. Die Einnahmen reichen aber hierzu nicht aus, so daß die D.T. mit dem Zufluß öffentlicher Mittel rechnet. Im Lauf der Besprechung des Haushaltplans gab es öfter lebhafte Erörterungen, die sich zu einem scharfen Ein­spruch auswirkten, als bekanntgegeben wurde, daß die Unfall­unterstützungskasse der D.T. mit 7600 Mark vom Staat besteu­ert worden ist. Weiter wurde beschlossen, in Leipzig einen Platz in Erbpacht zu nehmen, um auf diesem im Laufe der Zeit eine zweite Turnschule zu errichten. In dieser sollen vor allem Lehrer für Spiele und das Volksturnen ausgebildet werden.

Schwierige Landung desGraf Zeppelin". Am Sonntag mor­gen führte derGraf Zeppelin" eine weitere Schweizer­fahrt unter der Führung des Kapitäns Lehmann aus. Ge­gen 144 Uhr nachmittags kehrte es nach Friedrichshafen zurück. Ein starker Föhnsturm machte aber die Landung zunächst unmög­lich. Wiederholte Versuche muhten aufgegeben werden. Das Luft­schiff mußte in der Höhe von einigen hundert Metern Schleifen­fahrten machen, bis der Bvdenwind um 4.45 Uhr etwas nach­gelassen hatte. Dann konnte mit größter Vorsicht die Senkung vorgenommen und das Luftschiff langsam in die Halle gezogen werden, wo es um 146 Uhr verankert wurde.

Wegen des stürmischen Wetters wurde die Schlesienfahrt, di« Sonntag nachts 11 Uhr beginnen sollte, abgesagt werden. Falls sich die Witterung bessert, wird die Fahrt in der Nacht zum Dienstag begonnen, lieber den britischen Inseln liegt zurzeit ein schwerer Tiefdruck, der langsam nach Osten zieht.

Zeppelinlandung im württ. Flughafen. Die Ortsgruppe B8b> lingen-Sindelsingen des Deutschen Touring-Elubs hat beschlossen, am 20. Oktober, dem Tag, da der Zeppelin in Böblingen ist, eine Plakettenfahrt, offen für alle Kraftfahrer, zu veranstalten und damit fliegerische Veranstaltungen aller Art zu verbinden.

Wieder ein Alugrekord. Das französische Luftfahrtministerium teilt mit, daß die beiden französischen Flieger Coster und Bel­la n t e den Langstrecken-Rekord der italienischen Flieger Ferrari» und del Preto vom Juli 1928 (7180 Kilometer) mit ihrem Flug nach Charbin in der Mandschurei (etwa 7840 Kilometer) gebrochen haben.

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Deutschland siegt im Länderkampf DeutschlandJapan. Im

Leichtathletik-Länderkampf, der am Samstag im Beisein von Zehn­tausenden in Tokio ausgetragen wurde, konnten die deutschest Vertreter im Gesamtergebnis mit 7914 gegen 7114 der IapayH einen schwer erkämpften Sieg erringen.

Sanders neuer Rakekenstosf. Der erste Raketenslug von Fritz v. Opel am Montag erfolgte noch mit den alten Pulverraketen. Künftig sollen aber auch, wie von Valier, Flüssigkeits­raketen verwendet werden, die von dem Raketenbauer Ings- nieur Sander (Wesermünde) hergestellt sind. Wie Sander rk- klärte, ist es gelungen, in einem Nebenerzeugnis der chemischen Industrie, das bisher keine Beachtung gefunden hatte, einen Sauerstoffträger nutzbar zu machen und in der Berbrsn- nungskammer mit einem Kohlenstoffträger zu verbinden. Oer Kernpunkt der Erfindung bestehe darin, baß die flüssigen Stoffe im Augenblick der Vereinigung durch -geeignete Maßnah­men auf Verbrennungstemperatur erhitzt werden. Der neue San­der-Sprengstoff entwickelt 2380 Kalorien (Wärmeeinheiten). Sein» Wirkung in der Rakete sei viermal größer als die des Pulver», und seine Wirtschaftlichkeit sei um ein Drittel geringer al, dl« des Benzins; der neue Betriebsstoff werde sich auf 20 Pfennig j« Liter stellen. Der erste mit diesem neuen Triebstoff arbeitend» Raketenmotor sei 40 Minuten lang gelaufen, während die Pulver­rakete eine Brenndauer von höchstens 40 Sekunden erreichte. Der Triebftoffträger werde In getrennten Tanks für den Kohlenstoff und den Sauerstoff aufbewahrt, und die Zufuhr könne genau wi» beim Benzinmotor durch den Führer geregelt werden. Entgegen der Meinung andrer Fachleute will Sander festgestellt haben, daß die Rakete auch im leeren Raum, unabhängig von der sie um­gebenden Atmosphäre, ihrem Druck und ihrer Zusammensetzung, arbeite. Sie werde also tatsächlich das gegebene Mittel sein, um Flugzeugen in großen Höhen große Geschwindigkeiten zu ver­leihen. Der flüssige Sander-Betriebsstoff könnte auch ein anderes Problem der Lösung nahebringen, nämlich den Bau einer wirl schaftlichen Gasturbine.

Handel und Verkehr

Großbankenverschmelzung in Wien

Die Bodenkreditbank zahlungsunfähig

Zufolge eines Abkommens, bei dem die Bundesregierung stark itgewirkt hat, wird die Bodenkreditanstalt mit allen

tiven und Passiven von der Oesterreichischen Kredit­frist alt für Handel und Gewerbe in Wien übernommen worden. Nach der amtlichen Mitteilung sollen alle an die Boden- kreditanstalt zu stellenden Ansprüche von der Kreditanstalt zur vollen Höhe ausbezahlt werden. Die Besprechungen über die Industrieunternehmungen, an denen die Bodenkredit­anstalt interessiert ist, seien noch nicht abgeschlossen. Die Verein- arungen über die Einzelheiten des Vertrages sind noch nicht bekannt.

Die Verschmelzung wird den Aktionären der Bodenkredit- anstalt bedeutende Opfer auferlegen, aber andererseits den Einlegern und sonstigen Gläubigern volle Sicherheit und den Konzernindustrien der Bodenkreditanstalt die Fortsetzung ihrer Arbeiten ermöglichen. Eine Kapitalerhöhung der Kreditanstalt ist in Aussicht genommen, deren Begebung durch ein internationales Konsortium unter Führung des Bankhauses Rothschild in Aus­sicht steht.

Für vier Bodenkreditaktien soll eine Kreditaktie gegeben werden. Der Nominalwert der Vodenkreditaktie beträgt 50 Schil­ling (30 Mark), der der Kreditaktie 40 Schilling. Nach dem Nomi­nalwert berechnet sollen die Vodenkreditaktionäre nur ein Fünftel des Nennwerts ihrer Aktien erhalten. Die Schalter der Bodenkreditanstalt bleiben für den Publikumverkehr geöffnet; jeder Besitzer eines Einlagebuchs erhält auf Ber- langen seine Einlagen oder Depots zurück, da die Kreditanstalt einspringt.

Die christlich-sozialeWiener Montagspost" meldet: Es steht fest, daß die Bodenkreditbank zahlungsunfäyig ist. An der Börse werden ihre Aktien gestrichen. Allgemein wird das energische Eingreifen des Bundeskanzlers Schober in dieser Angelegenheit anerkannt. Die Regierung Schober habe sich hierdurch als eine Regierung der Tat erwiesen und die bestehende Vereinigung der Kreditanstalt und der Boden­kreditanstalt sei ihr ausschließliches Werk und der erste starke Aus­druck der Initiative des Bundeskanzlers Schober. Schober ver­trat den Standpunkt, daß die Liquidierung nicht wieder auf Kosten des Staats erfoloen dürfe. Der drohende Zusam­menbruch der Bodenkreditansialt sei es auch gewesen, der die Be­setzung des Finanzministeriums bisher unmöglich machte. Der in Aussicht genommene Sektisnschef Dr. Juch weigerte -ich, auf das entschiedendste, unter solchen Aussichten das Finanzministerium zu übernehmen. Von den leitenden Persönlichkeiten der Bodenkre­ditanstalt wird keine in die Kreditanstalt übernommen.

Vorkriegsschulden-Konferenz in Pari;

Deutschland stark beteiligt

Am 7. Oktober begann in Paris eine Versammlung des Ver­waltungsrats der Caisse Commune statt. Diese Versammlung, an der die Vertreter der Inhaber österreichischer und un­garischer Vorkriegsanleihen wird voraussichtlich für alle, bisher noch ungeregelten oder nur vorläufig geregelten Vox-,