Line Anerkennung des großen Werkes der Invaliden- Versicherung. Die katholischen Klöster in Deutschland sind kirchlicherseits angewiesen, für die eintretenden Novizen, die der Invalidenversicherung angehören, die zur Aufrechterhal­tung der Anwartschaft erforderlichen Beiträge zu verwenden. Es soll verhindert werden, daß diejenigen Novizen, die nicht den Profeß oblegen und damit endgültig in die Ordens­gesellschaft aufgenommen werden, beim Ausscheiden infolge Verlustes der Anwartschaft unversorgt sind, wobei in Betracht kommt, daß das Ausscheiden zum großen Teil aus dem Grunde erfolgt, weil die Gesundheit für die zu stellenden An­forderungen nicht ausreicht. Die Ordensgesellschaften setzen vielfach über den Rahmen dieser kirchlichen Vorschrift hinaus das Versicherungsverhältnis ihrer Mitglieder fort, um in der Rente einen wertvollen Zuschuß zu den Kosten des Unter­halts der alten und invaliden Ordensmitglieder zu erhalten.

Alke 10- und 20-INark-Skücke sind gültige Iahlungsmikkel.

Es kommt immer wieder vor, daß Geschäftsleute und Pri­vatpersonen der Entgegennahme von Reichsgoldmünzen (10- und 20-Mark-Stücke) als Zahlungsmittel ablehnend gegen­überstehen und sälfchlicherweise annehmen, die Geldstücke da aus der Vorkriegszeit stammend hätten einen gerin­geren Kauskraftwert als ihr Nennwert beträgt. Demgegen- über wird ausdrücklich bemerkt, daß die 10- und 20-Mark- Stücke in Gold von allen Banken ausgegeben werden und ihrem vollen Nennwert entsprechend als Zahlungsmittel zu bewerten sind.

Vorsicht beim Gekreideausdrusch. Jahr für Jahr ereig- nen sich beim Ausdreschen des Getreides Unfälle bei der Be­dienung der Dreschmaschinen. Als Heizer oder Einleger sol­len nur nüchterne und verlässige Personen eingestellt nnr- den, die eine sichere Gewähr für einen ordnungsgemäßen Verlauf des Dreschens bieten. Eine anscheinend nicht auv- z"rottende Unsitte beim Dreschen ist auch das Rauchen. Die Verabreich? g geistiger Getränke außerhalb der für die Ein­nahme der Mahlzeiten und der Vesper vorgesehenen Ruhe­zeit während des Dreschens ist ein Mißstand, der schon schwere Unfälle zur Folge hatte. Die Landwirte, die ohne hin zu der landwirtschaftlichen Unfallversicherung schon recht ansehnliche Beiträge zu leisten haben, werden in ihrem eigensten Interesse zur Mithilfe an der Behebung solcher Uu sttten und Mißstände ermahnt.

Aufstellung von Wegweisern. Die württ. Staats- und Nachbarschaftsstrahen sind meist noch mit Wegweisern ver­sehen, die für den Verkehr der Fuhrwerke, Radfahrer und Fußgänger aufgestellt worden sind und in ihrer Ausführung den Bedürfnissen des Kraftfahrzeugverkehrs nicht mehr ge­nügen. Der Deutsche Touring-Club in München hat nun die Aufgabe übernommen, sämtliche württcmbergische Straßen, die für den Kraftfahrzeugverkehr in Frage kom­men, mit Wegweisertafeln nach dem nunmehr Im ganzen Deutschen Reiche eingeführten Muster des Siedlungsver­bands Ruhrkohlenbezirk in Essen auszustatten. Demzufolge hat die Ministerialabteilung für den Straßen- und Wasser­bau mit dem genannten Club eine Vereinbarung getroffen, wonach dieser für die Staats- und Nachbarschaftsstrahen des Landes die kostenfreie Lieferung und Unterhaltung der Wegweisertafeln übernimmt.

Die Einführung durchgehender Personen, und Gepäck­abfertigung zwischen Eisenbahn und Kraftpost ün Rahmen der neuerdings vereinbarten Zusammenarbeit zwischen Reichsbahn und Reichspost unterliegt zur Zeit der Prüfung. Die Einrichtung wird jedoch nur für solche Verkehrsbezie­hungen in Betracht kommen, bei denen es sich um einen Uebergangsverkehr von Bedeutung handelt. Im Kraftpost­verkehr soll bei der fortschreitenden Verkehrsentwicklung eine Ermäßigung des Fahrgelds von Fall zu Fall weiter vorgenommen werden, soweit die Wirtschaftlichkeit des Kraftpostbetriebs für das Reichsgebiet im ganzen nicht beeinträchtigt wird.

kleine Nachrichten aur aller Dell

Todesfall. In Milwaukee (Wisconsin) ist der Führer der Soz'.'."., .nokratie in den Vereinigten Staaten und der einzige soz. Abgeordnete des Repräsentantenhauses, Viktor Berger, im Alter von 69 Jahren gestorben. Berger war in Nieüer-Rehbach in Oberösterreich geboren. Weil er gegen Li« Beteiligung Amerikas am Weltkrieg austrat, wurde er wegen Begünstigung des Feinds" zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt, er hat aber die Strafe nie antreten müssen.

Die Bekämpfung der Tuberkulose durch Dläk. Versuche Ler Bekämpfung der Tuberkulose durch eine bestimmte Er­nährungsweise, die Prof. Abderhalden- Halle angestellt hat, haben ergeben, daß Knochentuberkulose und Hauttuber­kulose (Aussatz) geheilt, Tuberkulose des Darms und der Lungen wesentlich gebessert wurden. Bei Kehlkopftuber­kulose scheint durch das Heilverfahren noch keine Beeinflus­sung erzielt worden zu sein.

Sg Jahre Tierschutz. Der Alte Tierschutzverein ln Dres de n feiert am 9. August sein Mjähriges Bestehen. Er ist de chssst/ Tierschutzverein des Deutschen Reichs und des eure paischen Festlands. Der Verein wurde am 9. August 183 von Legationsrat Freiherrn von Ehren st ein gegründei der im sächsischen Ministerium des Auswärtigen beschäftig war. Sein Plan, ihn ursprünglich als Landesoerein wirke, M lassen, mußte nach einiger Zeit wieder aufgegeben wer -den, da sich der Tierschutzbewegung Schwierigkeiten entgegen stellten, weil sie noch zu neu war. Das Wirken Ehrenstein führte dazu, daß der preußische Justizminister v. Kamp Lie Satzungen des Vereins und Ehrensteins Studie ,Schtl und Waffen gegen Tierquälerei" erbat und beides als ge setzgeberische Grundlage für zwei Tierschutzparagraphen'in preußischen Strafgesetzbuch benutzte. Insofern hat der Ver ein bereits in seinem Gründungsjahre den denkbar größte, Eh^bt^ ^ ^ Gestaltung des Tierschutzes im Strafrech

' Großfeuer. In Dahme (Mark) sind 18 große Scheuern Mit der ganzen Futter- und Getreideernte abgebrannt.

Anschuldig im Zuchthaus? Die Brüder Otto und Paul Kung in Allenstein in (Ostpr.), die im Jahr 1922 wegen Ermordung des Holzhändlers Paul Kuchenbecker aus Hohen- stein zum Tod verurteilt und dann zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt wurden, betrieben ihr Wiederaufnahme­verfahren. Sie haben während ihrer langjährigen Zucht- ,hausstrafe fortwährend ihre Unschuld beteuert. Jetzt ist ihnen -unerwartet Hilfe gekommen. Der Berliner Kriminalkom­missar Johannes Müller, der vor kurzer Zeit den Händ- ler Baginski aus Ostpreußen überführte, dort einen Mord verübt zu haben» hat jetzt festgestellt, daß Baginski dringend verdächtig ist, auch den Mord verübt zu haben» Wßen dessen di« Brüder Kung verurteilt wurden. ^

Lin gefährlicher Schwindler verhaftet. Wie dieVoss. Ztg." berichtet, ist einer der gefährlichsten Schwindler, die Berliner Geschäftsleute gebrandschakt baden, in Belgien ver­haftet und nach Deutschland ausgeliefert worden. Der aus Rumänien stammende Löb Jacob machte in der Friedrich­straße in Berlin unter dem Namen Leon Jacobi einE:n- und Ausfuhrgeschäft" auf und hat zahlreiche Lieferanten um sehr erhebliche Summen geschädigt. Es wird ihm °erner zur Last gelegt, daß er einen Berliner Anwalt durch Hypno'e zur Unterfchreibung falscher Wechsel gebracht habe.

Der Europarundslug. Bis 3 Ahr nachmittags hatten 1b der am Internationalen Europarundflug beteiligten Flug­zeuge die Zwangsetappe Mailand mit Richtung auf Ve­nedig verlassen, darunter 6 deutsche Teilnehmer, nämlich dis Flugzeuge, des Aeroclubs von Deutschland, des Luftfahrt- vereins Essen, von Raab-Katzenstein und der Akademischen Fliegergruxpe Darmpadt, sowie die beiden Iunkersflugzeuge.

FamMentragödie. Wegen seines unheilbaren Leidens erhängte der tschechische Oberleutnant Franz Kondr ln Brüx seine beiden kleinen Kinder. Darauf begingen er und seine Frau gemeinsam Selbstmord durch Erhängen.

Flugzeugabsturz. Am Mittwoch stürzte bei einem Uebungsflug in der Nähe von Pistyan (Tschechoslowakei) ein Militärflugzeug ab und bohrte sich mit dem Propeller tief in die Erde. Die Besatzung, ein Artillerieoffizier und ein Zugführer, wurden schwer verletzt.

Blinde Passagiere an Bord eines französischen Damp­fers. An Bord des französischen DampfersNormanville" sind drei blinde Reisende entdeckt worden, di« angeblich die Absicht gehabt haben sollen, in die Fremdenlegion einzu­treten, und zwar zwei Deutsche, nämlich der Seemann Wil­helm Hagedorn aus Hamburg und der 24jährige Kellner Paul Hermann, sowie ein Estländer, der 28jährige Schlosser Paul Schmitt. Die Leute, die nur Wasser und Brot besaßen, sind den französischen Behörden übergeben worden.

Unfall eines Verkehrsflugzeugs. Am Donnerstag vor­mittag gegen 8.30 Uhr mußte das Verkehrsflugzeug Essen- München bei Witzhelden (Thüringen) noflmden. Der Füh­rer hatte infolge dichten Nebels die Rich-mg verloren und flog, um klarere Sicht zu erhalten, tiefer. Dabei stieß das Flugzeug gegen einen Berg und wurde so stark beschädigt, daß es abmontiert werden mußte. Die Insassen, der Pilot, Ler Bordmonteur nud ein Fahrgast, blieben unverletzt.

Der Bodenseewassersiand war am 15. Juli 3,98 Meter, am 1. August 3,67 Meter und heute 3,66 Meter.

4600 Bäckereien in Berlin. In Berlin gibt es heute 3250 Kleinbäckereien, in denen bis fünf Personen tätig sind, ferner 1320 mittlere Betriebe bis zu 50 Leuten und 20 Groß­betriebe. Für die Brotversorgung der Stadt sind täglich 25 000 Meister, Werkführer, Gesellen, Lehrlinge und andere gewerbliche Arbeitnehmer tätig. Das Berliner Bäckerei­gewerbe ist mit einem steuerpflichtigen Umsatz von 200 Mil­lionen Mark an der Umsatzsteuer beteiligt.

Lin Fall von Hundetollwut in Berlin. Ein Ende Juli nach Charlottenburg aus der Tschechoslowakei eingeführter Hund hat drei Menschen gebissen und ist an Tollwut ver­endet. lieber neun Bezirke von Berlin ist die Hundesperre verhängt worden.

Selbstmord nach einem Streit mit der Frau. Der

36jährige bekannte Mannheimer Motorradrennfahrer Kurt Meisezahl, der seit längerer Zeit an Gelenkrheumatis­mus litt, schoß nach einem vorhergegangenen Streit auf seine Frau, glücklicherweise ohne sie zu treffen. Vorübergehende Personen alarmierten die Polizei. Als ein Schutzmann an der Abschlußtür klingelte, sagte Meisezahl zu seiner Frau, mit der er sich inzwischen wieder ausgesöhnt hatte:Ich bin blamiert, ich kann mich nicht mehr sehen lassen ...!" Als die Frau die Tür öffnete, krachte im Schlafzimmer ein Schuß. Der sofort herbeigerufene Arzt konnte nur noch den Tod Meisezahls feststellen.

Falschmünzer. In Kassel wurden 7 Falschmünzer ver­haftet, die schon lange Zeit sehr geschickt nachgeahmte Fünf­markstücke aus verzinkten Messingplättchen in den Verkehr brachten. Der Hauptschuldige ist ein früherer Reichswehr­soldat.

Eia Aufwerkler verklagt den falschen Minister. Ein Kauf­mann in Köln besitzt alle Tausendmarkscheine im Gesamt­wert von 80 Millionen Mark. Er will diese Scheine in Gold eingelöst haben und richtete eine Klage gegen das Reich, vertreten durch den Reichswirkschaftsminister. (Schuld­hafte Herbeiführung der Inflation durch Amtspflichkver- lehung und unerlaubte Handlung von Reichsbeamken.) Das Reich bestreitet in erster Linie die gesetzliche Bertretungs- befugms des Reichswirtschastsministers in dieser Angelegen­heit. Die Klage wird in allen Instanzen abgewiesen und der vierte Zivilsenat des Reichsgerichts gibt seiner Abweisung u. a. folgende Begründung: Die vorliegende Klage hätte ge­gen das Reich, vertreten durch den Reichsfinanzminister, ge­richtet werden müssen. Der Aeichswirtschaftsminister hak mit der Ausgabe von Reichsbanknoken und mit den Auf­gaben der Reichsbank nichts zu tun. Die Klage ist aus prozessualen Gründen, wegen mangelnder gesetzlicher Ver­tretung des Reichs zu Recht abgewiesen worden. Auf den materiellen Inhalt der Klage brauchte bei dieser Prozeßlage überhaupt nicht eingegangen werden. (A-G.Z. IV. 737/28. Urteil vom 20. Juni 1929.)

Stand der wichtigeren Tierseuchen in Württemberg. Am 31. Juli 1929 war der Milzbrand in 1 Oberamt mit 1 Gemeinde und 1 Gehöft, der Rauschbrand in 1 Oberamt mit 1 Gemeinde und I Gehöft, die Maul- und Klauenseuche in 6 Oberämtern mit 10 Ge­meinden und 16 Gehöften, die Räude der Schafe in 2 Oberämtern mit 2 Gemeinden und 2 Gehöften verbreitet. Ferner traten auf die Schweinefeuche und Schweinepest in 2 Oberämtern mit 2 Ge­meinden und 2 Gehöften, die Kopfkrankheit der Pferde in 20 Oberamtern mit 31 Gemeinden und 31 Gehöften, sowie die an- steckende Blutarmut der Pferde in 19 Oberämtern mit 39 Gemein- den und 41 Gehöften.

-<m-;uwerdens" der Blüten und Träubchen vom Peronospora- p?z war ln diesem Jahr anfangs Juli nicht groß uüe im

berüchtigten Jahr 1906, Mitte Jul, waren d.e Wemb.rge allge

mein dreimal gekupfert - In den Unwetter gebieten des

Nemstals und der Uhlbacher und Fellbacher vregeno haben sich die Reben wiederbegrün s: die betroffenen Wem- aärtner waren bemüht, das Bodenwerk wieder m Stand zu setzen.

In den staatlichen und privaten Pfropfanstalten ist rusng we'ter- aearbeitet worden; Hunderttausende von Pfropfreben wurden m die Rebsckmlen einaelegt; da die Edelreiser teilweise unter dein Winterfrost gelitten hatten, ergab sich ein höherer Anwachsungs­aussall wie sonst. Die heurigen Jungfelder kommen schon. Der Weinabsatz läßt nach wie vor sehr zu wünschen übrig.

Stand der Früchte in Württemberg zu Anfang August 1929

Landesdurchschnitt (1 gleich sehr gut, 2 gleich gut, 3 gleich mittel, 4 gleich gering, 5 gleich sehr gut): Winterweizen 2,5 (Juli 1924: 2,4), Sommerweizen 2,6 (2,6,), Winterdinkel 2,5 (2,5), Wlu- terroggen 2,6 (2,4), Sommerroggen 2,8 (2,6), Sommergerste 2,4

(2.4) , Haber 2,4 (2,6), Frühkartoffeln 2,5 2,5), Spätkartoffeln 2,4

(2.5) Hopfen 2,4 (2,7), Zuckerrüben 2,3 (2,6), Runkelrüben 2,4 (2,7), Klee 2,8 (2,4), Luzerne 2,5 (2,5), Bewässerungswiesen 2,7

(2.5) , andere Wiesen 2,9 (2,6), Aepfel 3,0 (3,1), Birnen 2,9 (2,9), Weinberge 2,8 (3,2). Durch Hagelschlag (besonders am 4. und 25. Juli) ist m verschiedenen Gegenden des Landes (namentlich in den Bezirken Aalen, Ehingen, Ellwangen, Gaildorf. Gmünd. Laup- heim, Leutkirch, Münsingen, Ravensburg, Ulm, Waiblingen, Waldsee, Welzheim) zum Teil sehr beträchtlicher Schaden ange- richtet worden. Durch die heißen Julitage ist die Reife des Ge­treides, das im allgemeinen recht befriedigend sich entwickelt hat, beschleunigt worden und teilweise sogar Notreise entstanden. Auch haben heftige Gewitterstürme und Schlagregen vielfach starke Lagerung des Getreides zur Folge gehabt. Es ist deshalb da­mit zu rechnen, daß der Ertrag nicht so gut ausfällt, als der schöne Stand erwarten ließ. Kartoffeln (Spätkartoffeln) stehen schön und zeigen guten Knollenansatz. Auch Zucker- und Futterrüben versprechen einen befriedigenden Ertrag. Die Hopfenpflanzungen sind reichlichangeflogen", auch sind sie frei von Ungeziefer und die Peronospora hat nicht weiter um sich gegriffen. Die Wiesen und sonstigen Futterpflanzen haben unter der mehrwöchigen Trockenheit im Juli gelitten, je­doch dank den Niederschlägen in der letzten Iuliwoche sich wieder etwas erholt. Die Aussichten in Kernobst sind verschieden. Durch Gewitterstürme ist viel unreifes Obst abgerissen worden. Gleichwohl darf der Landesdurchschnitt mit einem annähernd mittleren Ertrag gerechnet werden. Den Weinbergen sind die heißen Julitage sehr zu statten gekommen und ihr Stand ist ein recht befriedigender. Wegen der teilwe e schweren Schäden durch den strengen Winter 1928/29 ist freilich, auch wenn der weitere Verlauf der heurigen Witterung sich günstig anlasien wird, mit einem wesentlich geringeren Ertrag als tm Vorjahr zu rechnen.

Die Aussichten der neuen Flachsernte

Die schwere Krise, in der sich die europäische Lei, mindustrie seit dem Krieg befindet, ist eine Folge des Auss > eidens Rußlands aus seiner Stellung als Weltflachsliefer nt. Wäh­rend die Weltproduktion an Faserflachs in den Jahre" 1909 bis 1913 durchschnittlich 7182 000 Doppelzentner betrug, sank sie in den Jahren nach dem Krieg bis auf rund 4 Will. Dz. und dürfte heute wieder auf etwas über 5 Mill. Dz. gestiegen sein. Rußland, das vor dem Krieg rund 33,5 Mill. Dz. lieferte, hat -r den letz­ten Jahren nur noch 3100 000 Dz. ausgeführt: l e meisten übrigen flachsproduzierenden Länder haben in den le'. --n Jahren ihre Anbaufläche zum Teil wohl wesentlich erhöht, auch die Ernte­erträge sind merklich gestiegen, sie konnten aber den Au 'all gegen­über der Vorkriegszeit nicht decken. Die Folge war e ne außer­ordentlich starke Steigerung der bisherigen Flachspretfl-, die von einem durchschnittlichen Preis für gute Qualität von 49 lfd. Sterl. 12 Sh. im Jahr 1913 auf über 100 Pfd. Sterl. in dm Jahren 19241928 anzogen und erst in den letzten Monaten wieder auf 7080 Pfd. Sterl. zurückgingen, weil von den etwa 4 Mill. Spin­deln der europäischen Leinenindustrie infolge der Rohstoffteurung etwa 16, zeitweise sogar bis zu 50 Prozent stillgelegt wurden und dadurch der Flachsbedarf eine ganz bedeutende Eindämmung er­fuhr. Gleichzeitig erwuchsen dem Leinen infolge der verfeinerten Verarbeitung der Baumwolle und durch die äußerst rasche Entwicklung der Kunstseidenindustrie sehr sch. rfe Kon­kurrenten. Von ausschlaggebendem Einfluß auf die F achspreise bleibt vorläufig immer noch die Flachsernte: leide, sind die Aussichten auf die diesjährige Ernte nicht günstig. In Westen zeigt der Flachs nur in Holland und Irland einen befriedigenden Stand; in Belgien und Frankreich sind die Saaten infolge der Trocken­heit im Juni sehr ungleichmäßig ausgefallen. Lettland weist einen starken Rückgang der Anbaufläche auf: man schätzt ihn auf etwa 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch Estland me-det etwas schwächeren Anbau, dagegen haben Litauen und vor allem Polen ihre Anbaufläche vergrößert. Der russische Crnteertrag an Flachs­faser wird für 1927 auf 1S40 000 Dz. und für 1928 auf ungefähr 1500 000 Dz. geschätzt; für die europäische Leinenindustrie spielt nur die russische Ausfuhr eine Rolle, die in den genannten Jahren rund 300 000 bzw. 400 000 Dz. betrug.

Der Stand der Weinberge in Württemberg

Im Stand der Weinberge ist nach den Berichten der Ver- trauensmänner eine ganz wesentliche Besserung eingetreten. Im allgemeinen haben sich mehr Blüten eingestellt, als man auf den kalten Winter hin hätte erwarten müssen. Vom Frost hart mitgenommene Trollinger- und Portugieserweinberge pausieren in diesem Ertrag; dafür berechtigt der Stand bet den

übrigen Rebsorten, insbesondere auch beim Riesling und Syl- vaner, zu schonen Hoffnungen. Von einigen Orten wird aller­dings em stärkeres Durchrieseln und sogar ein Absterben der BIü- jungen Träubchen beim Riesling und Elbling gemeldet; die letztere Erscheinung trifft man namentlich in zu spät gehefteten und verbrochenen, wohl auch in zu eng bepflanzten Weinbergen, wo b?i dem tagelang herrschenden dämpfigen Wetter die Stielfäule ansetzen konnte. Wenn bis jetzt wesentliche Peronospora- und eingetreten sind, so ist dies den energisch durch- Lembrten Vorbeuaunasmatznabmen zvzuschreiben. Die, Gefahr des

DerSchnauzer" des Generals Heye. In einem Tennis­sportblatt regt sich eine Berlinerin, Mitglied eines Tennis­sportvereins in einem langen Artikel mächtig darüber auf, daß der Befehlshaber der deutschen Reichswehr einen Schnauzbart trage. DerSchnauzer" passe überhaupt nicht mehr für einen deutschen Soldaten. Besagte moderne Tennisdame ist wohl keine Deutsche, daß es ihr der Schnauz­bart so übel antut. Sie weiß nichts davon, daß der Schnauz­bart der eigentliche alte Bart der alten Deutschen ist und daß, wie aus alten Münzen zu ersehen ist, sowobl Kaiser Karl der Große wie Kaiser Friedrich Barbarossa schnauz- bärte getragen haben. Kaiser Rotbart ließ sich seinen be­rühmten langen Bart erst wachsen, als er im Kreuzzug "Zum heil'gen Land gezogen kam". Aber wa: braucht das eine moderne Berlinerin zu wissen I

Sport

Die Lusksahrkausgaben der großen Staaken. Nach den Erklä­rungen des Reichsverkehrsministers Dr. Stegerwald steht England mit seinen Aufwendungen für Luftfahrtzwecke an erster, Deutschland an letzter Stelle. England verausgabte 1927: 310 Mil- lionen Mark (6,75 pro Kopf der Bevölkerung), 1928: 325 Mil­lionen Mark (7 ^), 1929: 324 Millionen Mark (7 ^t), Amerika 1927: 178 Millionen Mark (1,70 ^(), 1928: 203 Millionen Mark (1,90 ^/), 1929: 262 Millionen Mark (2,50 ^(), Frankreich 1927: 165 Millionen Mark (4,25 ^(), 1928 : 209 Millionen M. (5,46 ^), 1929: 283 Millionen (7,25 .//), Italien 1927: 138 Millionen (3,45 Mark), 1928: 154 Millionen (3,85 .M, 1929: 154 Millionen (3,85 Mark), Deutschland 1927: 46 Millionen (0,73 ^7), 1928: 51 Mil- lionen (0,81 ^(), 1929: 54 Millionen (0,86 ^).

Die Jagd nach dem Blauen Band. Das englische Schiff Mauretania" der Cunard-Linie, das bisher, d. h. seit dem Krieg, konkurrenzlos und daher unverdientim Besitz" des Blauen Bands war, hat auf seiner Rückfahrt von Neuyork denRekord" derBremen" brechen wollen. Es mußte nun aber während der Fahrt nach London funken, daß es augenblicklich nur mit 27 Knoten fahre und den Vorsprung derBremen" nicht mehr einholen könne.

Der Europarundslug. Die Teilnehmer des Europarundfluges Md am ersten Tage bereits über eine weite Strecke verstreut und