^ -5 - 7 -^- 7 -
ftmtÄblst^ und Mn^eigev fün Wildvad
^ Lin-Sas^obL^e
Anzeigenpreis: Die einiraltige Grundpreis 15 Pfg-, anßerhsl Rabatt nach Tarif. Für Offerten jeweils 10 Pfg. mehr berechnet, täglich 8 Uhr vormittags. - - In liche Beitreibung notwendig wird
oder deren Raum nn Bezirk M Pfg. — R-klam-zeille 50 Pfg und bei Auskunfterteilung werden Schluß der Anzeigennahme Konkursfällen oder wenn gericht fällt jede Nachlaßgewährung weg
Erlcheint täglich, ausgen. Sonn-u.Feiertags. Bezugspreis monatlich 1.40 RM. frei ins Haus geliefert; durch dre Post
st bezogen im inner deutsche« Verkehr monatlich 1.76 RM. — Einzelnummern 10 Pfg Girokonto Nr. 58 bei der Sberamtssparkafse Neuonbiirg Zweigstelle Wildbad. — Bankkonto: Enztalbarik Häberle L Co., Wilodad. Pforzheim« Gewerbebank Fil. Wildbad. — Postscheckkonto 29174
»ruck, Verlag und SchrifUeitnu», Theodor Sa», WUdiad, Wilhelmstrabe 8«. Telephon 17S.
Wohnung > Bi,«arckstratze 18.
Nummer 171 Fernrufes
Mittwoch, den 24. Zuli 1S29
Fernruf 179
64. Jahrgang.
Ser Raubbau auf den Saargkubeu
8. Mit allerlei Ausflüchten sucht man in Frankreich die Ausrollung der Saarsrage auf der Räumungskonferenz zu verhindern. Aber es kann nicht länger angehen, daß der Völkerbund eine dera't-ge Verwaltung mit seinem Namen deckt und sich dadurch in schärfsten Mißkredit bringt. Schon wenige Jahre nach der Uebernahme der Saargruben, als die französische Presse noch ganz anders schrieb, hatte man an maßgeblicher Stelle in Frankreich eingesehen, daß es nicht gelingen werde, die Saargruben dauernd in französischem Besitz zu behalten. Man stellte sich also nur aus einen vorübergehenden Besitz ein und gab die Parole aus, möglichst viel Kohlen aus den Gruben herauszuholen. Man suchte sich die besten Flöze zum Abbau aus, ließ die minderwertigeren liegen. Kapitalanlagen mußten möglichst vermieden werden; so unterblieben alle Maßnahmen, die der künftigen Erhaltung der Gruben dienten. Wenn eben Preußen die Gruben zurückhaben wollte, dann sollte es sie in völlig Heruntergewirtschaftetem Zustand wiedererhalten. Hohe Förderung hieß die alleinige Losung. Und je mehr diese stieg, desto höher waren auch d^e Prämien der französischen Ingenieure, Divisionäre und Grubenchefs. Die unvermeidliche Folge davon war, daß dix Grubenschäden ins Ungemessene stiegen. Der stützende Jndustrieort Schnappach bei St. Ingbert üst inzwischen nahezu ein Trümmerfeld geworden. Die 'Betroffenen hat man mit einem Trinkgeld als Entschädigung abgefunden.
Wenn man nun französischerseits daran festhalten will, daß die Saargruben bis 1935 französisches Staatseigentum bleiben, so bedeutet das für diese eine wahre Katastrophe, denn dann tritt der Raubbau jetzt in sein schlimmstes Stadium ein. Aus allen Gegenden des Saargebiets wird schon heute eine beängstigende Zunahme der Grube nschäden gemeldet. Am schlimmsten dürfte es zurzeit in der Gemeinde Dud weiter bei Saarbrücken aussehen. Dafür nur einige Beispiele: In einem Viertel an der sogenannten Wilhelmshöhe, in dem Tausende von Menschen wohnen, machen sich die Folgen der Senkungen in jedem Haus — es sind dies einige hundert —- bemerkbar. Die ganzen Häuser sind mit breiten Nissen durchzogen, die man nur ganz notdürftig zugeschmiert hat. Täglich treten neue Risse auf, oft von einem Ausmaß, daß man einen ganzen Arm hineinlegen kann. In diesem Viertel zählt man jede Woche 20 bis 25 Gasrohrbrüche. Vor kurzem noch hat die Gemeinde Dudweiler unter Aufwand von 2)4 Millionen Franken Baugelände erschlossen, die neu gebauten Häuser sind bereits dem sicheren Untergang geweiht. Die Leidtragenden sind durchweg Bergleute, die sich in jahrzehntelanger Arbeit das Geld für ein Eigenheim vom Munde abgespart haben.
Nun ist ja an und für sich die Grubenverwaltung zum vollen Ersatz dieser Schäden verpflichtet. Aber wie kommt man dieser Verpflichtung nach? Die Schäden werden angemeldet, dann vergehen oft Monate des Wartens. Schließlich werden die Häuser so baufällig, daß die Hilfe der Polizei in Anspruch genommen werden muß. Dann tritt schließlich ein französischer Unternehmer auf den Plan, der die Schäden notdürftig ausbessert, denn der Billigste hat von der Grubenverwaltung den Zuschlag erhalten. Man be- -chränkt sich darauf, die Risse ein wenig zu überkleistern. Duwn geht es schließlich einige Monate gut, bis wieder neue Risse auftreten und das Verfahren wieder aufs neue losgehen . cmn. Ein französischer Beamter äußerte sich auf eine Beschwerde hm, di^ Bevölkerung müsse sich eben an die Risse gew^Nen. Verkäuflich such die Häuser schon heute nicht mehr. ? v. H. des sehr niedrig angesetzten
Hauswerts als" Entschädigung für Minderwert an und ver- langt dann, dach me Bergleute auf alle weiteren Ansprüche verzichten. So bringt 'ns>n schließlich diese um ihr Häuschen. Für Entwertung des früher baureifen Grundbesitzes, der jetzt als Bauplatz nicht mehr zu verwenden ist. zahlt man keinerlei Entschädigung.
Nun lassen sich in keinem Grubengebiet Senkungen ganz vermeiden. Es kommt aber darauf an, was getan wird um derartige Schäden zu verhüten, und welche Entschädiaunaen man gewährt. Zu sicherer preußischer Zeit ließ man breite Sicherheitspfeiler stehen und trieb die Stollen nickt unter ausgesprochene Wohngebäude vor, weil man an dein Wohlergehen der Bevölkerung interessiert war Wenn trok dem Schäden auftraten, wurden Häuser und Grundstücke angekaust und angemessen bezahlt. Heute hinaeaen baut Man die Sicherheitspfeiler rücksichtslos ab, man dringt auch in Flöze unter den Wohngebieten vor, weil dort ergiebige bequem zu erreichende Kohle liegt. '
Der Bevölkerung hat sich wegen , dieser Vorgänge eine maßlose Verbitterung bemächtigt. Man kennt keinen sehnlicheren Wunsch, als daß die Gruben baldmöglichst an den preußischen Staat zurückkehren. Es erhebt sich dabei die Frage, ob so noch fünf weitere Jahre im Saarbergbau gewirtschaftet werden soll. Eine Besserung gibt es erst, wenn das Saargebiet von der Fremdherrschaft be- freit ist.
razesiviegel
Der Reichspräsident hat dem erkrankten Reichskanzler Müller nach Heidelberg die wärmsten Wünsche zur Genesung gesandt,
Reichsminister Dr. Strefemann. der bisher eine Kur in Baden-Baden bezw. Bühl gebrauchte, ist nach Bad Wil- düngen abgereist. um die Kur fortzusehen. — Zn letzter Zeit gingen Gerüchte um über eine Verschlimmerung im Befinden Stresemanns.
Reuter meldet aus Tokio, der Befehlshaber der japanischen Besahungstruppen in der Mandschurei habe die süd- mandschnrische Eisenbahngesellschaft angewiesen, den Transport chinesischer Truppen und Munition abzulehnen, und keine bewaffneten chinesischen Truppen ohne Genehmigung der örtlichen japanischen Kommandanten durch die Eisenbahnzone passieren zu lassen.
Ne „Bremen" gewinnt ins Rinne Rand
Der Schnelldampfer „Bremen" des Norddeutschen Lloyd zat am Montag nachmittag 3.02 Uhr Neuyorker Sommer- ;eit (8.02 Uhr deutscher Zeit) das Leuchtschiff im Ambrose- Kanal bei Neuyork passiert. Die Strecke von Lherbourg bis zum Leuchtschiff wurde somit in 4 Tagen 17 Stunden und 52 Minuten zurückgelegt und die bisherige Rekordzeit des englischen Schnelldampfers „Mauretania" um nicht weniger als 8 Stunden 52 Minuten unterboten. Von Sonntag mittags bis Montag mittags entwickelte die „Bremen" eine Geschwindigkeit von 29,5 Knoten in der Stunde, also insgesamt 713 Knoten (1283,4 Km.). Auch diese Leistung stellt einen Weltrekord dar.
Die Landungsstelle des Lloyds im Hafen von Brooklyn erreichte der Dampfer um 6 Uhr. Riesige Menschenmengen umsüumten die Uferstraßen. Zahlreiche Schleppdampfer mit den unvermeidlichen „Knipsern" waren der „Bremen" entgegengefahren.
Das Postfluzgeug der „Bremen" war bereits 1.35 Uhr om Pier des Lloyd auf das Wasser niedergegangen und übergab 6 große und 2 kleine Postsäcke, die sofort zum Hauptpostamt Neuyork befördert wurden.
Die Londoner Blätter berichten ausführlich über die außerordentliche Leistung der „Bremen". „Daily Chronicle" glaubt, die „Mauretania" werde alle Anstrengungen machen, um das Blaue Band zurückzugewinnen.
Die Neuyorkcr Blätter feiern die Fahrt als ein ep o ch e- machendes Ereignis in der Schiffahrtsgeschichte. Ein Empfang, wie ihn die „Bremen" in Neuyork erlebt habe, sei noch keinem Schiff zuteil geworden. Kapitän M a c N e i l l, Offiziere und Mannschaften der gegenwärtig im Neuyorker Hafen liegenden „Mauretania" beglückwünschten telegraphisch Kapitän Ziegenbein, die Offiziere und die Mannschaft der „Bremen" herzlich zu ihrer Nekordreise. Kapitän Ziegenbein erklärte, er habe die »Bremen" nichtüberanstrengen wollen. Es sei aber möglich, noch mehr aus den Maschinen herauszuholen und er hoffe daher, noch einen besseren Rekord auf st eilen und 30 Knoten erreichen zu können. Die „Bremen" schlug auf ihrer Ueberfahrt den sogenannten Mittelkurs ein, der 49 Meilen länger ist, als der von der „M a.u r e t a n i a" bei ihrer Rekordfahrt benutzte nördliche.
Die Fahrgäste hoben hervor, daß das bekannte „Zittern" der Dampfschiffe bei der Bremen nur im Hinterschiff leicht .bemerkbar gewesen sei. Auch dieses soll noch beseitigt werden. Ferner sollen die Schornsteine des Dampfers um etwa 1,20 Meter erhöht werden, da der Rauch zuweilen das Deck bestrichen hat.
Die Amerikaner gaben der „Bremen" den Ehrennauen „Königin der Meere". Die Stadt Bremen prangte am Dienstag in reichem Flaggenschmuck.
Der Reichspräsident an den Norddeutschen Lloyd
Reichspräsident v o n H i n d e n b u r g hat an den Norddeutschen Lloyd folgendes Telegramm gerichtet: „Dem Norddeutschen Lloyd spreche ich zu dem schönen Erfolg, den sein neuer Schnelldampfer „Bremen" errungen hat, meine herzlichsten Glückwünsche aus. In unserem schweren Kampf um die Wiedererlangung der Gleichberechtigung in Weltwirtschaft und Seeverkehr ist die Leistung, die Sie durch die Schaffung dieses Schiffs erzielt haben, ein besonderer Schritt vorwärts, gez. v. Hindenburg, Reichspräsident". — Der Reichspräsident ist bekanntlich „Pate" der „Bremen".
Neue Mchrichlen
Rene Operation des Reichskanzlers?
Juli. Nach dem Aerztebericht war l den enkM^7»'^" erkrankten Reichskanzler den Umstä 2ig L L "'''blich gut". Ob eine zweite Operati. hängen. Die Mc' uon dem Verlauf der Heilung a einqetröffen. """bst" des Reichskanzlers ist in Heldelbe
An Stelle des Reichskanzlers wird Dr. Strefemann die Führung der deutschen Abordnung zur Reparationskonferenz übernehmen. An der Konferenz nehmen die Reichs- minisker Curkius, Hilferding und Wirth teil.
Zoungplan — Steuersenkung — Neue Einnahmequellen
Berlin, 23. Juli. Dem „Demokratischen Zeitungsdienst" wird mitgeteilt: Die Beratungen des Haushaltsplans für das nächste Jahr haben im Schoß der Ministerien bereits begonnen. Die für dieses Jahr „ersparten" 400 Millionen Dawes-Zahlungen werden in erster Linie zur Besserung der Kassenlage des Reichs verwendet werden, sowie zur Beseitigung des voraussichtlichen.Fehlbetrags im laufenden Haushaltplan, der auf 250 Millionen geschätzt wird. Wie der Fehlbetrag des vorjährigen Haushaltsplans mit 154 Millionen zu beheben sein wird, ist noch unklar. Mehreinnahmen sind nur durch die erhöhten Zölle zu erwarten. Diese Summe ist aber sehr fraglich. Sie wird in diesem Jahr auf etwa 25 Millionen Mark geschätzt. — Daß mit erheblichen Mindereinnahmen zu rechnen ist, zeigt die letzte Uebersicht über die Reichseinnahmen im Juni 1929. Die geplante Steuersenkung werde daher, so heißt es weiter, frühestens auf 1. April 1930 versucht werden können. Da aber hiefür mindestens 400 bis 500 Millionen Mark in der Reichskasse sein müssen, die die Ersparnisse aus dem Uoungplan nicht bringen können, weil durch Reichsbahn, Industrie-Obligationen und durch den Fehlbetrag des Haushaltplans jene Summe aufgezehrt werde, so müssen neue Einnahmequellen, d. h. Steuern gesucht werden.
Die Berliner Meldung scheint schonend auf die Illusion er Ersparnisse durch den Uoungplan und die Kurz ebigkeit wr Erleichterungen für die Reichskasse vorberciten zu rvol- en. Diese Erleichterungen sind tatsächlich von seh- kurzer Dauer. Mit der Steuersenkung wird es aber untc' diesen Umständen noch gute Weile haben, wohl über den ... April inaus — es sei denn, daß erhebliche „neue Emncck nequel- a" bei der unter dem Steuerdruck seufzenden W rtschaft binden werden.
Jur bevorstehenden Reparakionskonferenz
Berlin. 23. Juli. In Berlin ist man nach wie vor der ^Mnung, daß die Konferenz nur an einem neutralen Ort abgehalten werden könne. Brüssel könne als neutral nicht angesprochen werden. Zu einer Verschiebung des Konferenzbeginns besteht keinerlei Anlaß. Für Deutschland könne nur eine Konferenz in Frage kommen, in der die technische Erledigung des Toungplans beraten und die politischen Folgerungen aus dem
Boungplan, besonders auch für die beteiligten kleineren Nationen, bereinigt werden. Der englische Außenminister Henderson habe sich in dieser Frage leider doch dem französischen Standpunkt genähert.
Oeffenkliche Aufträge und Arbeitslosigkeit
Berlin, 23. Juli. Der Reichsarbeitsminister hat die Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung beauftragt, durch die Präsidenten der Landesarbeitsämter auf eine zweckmäßige Verteilung der öffentlichen Aufträge im Sinn des Ausgleichs der Konjunktur» und Saisonschwankungen hinzuwirken.
Der Deutsche Skudenkenkag
Hannover, 23. Juli. Nach langen Auseinandersetzungen hat der Deutsche Studenkentag den Antrag der Technischen Hochschulen München und Brünn auf Beschränkung der Zahl der jüdischen Studierenden auf deutschen Universitäten und Hochschulen (Numerus clausus) mit geringer Mehrheit abgelehnt, weil der Antrag nicht in der vorgeschriebenen Frist und Form eingereicht worden sei.
Der Ulih-Prozeß
kakkowih, 23. Juli. Heute morgen um 9.20 Uhr begann unter ungeheurem Andrang der polnischen, ostoberschlesischen, deutschoberschlesischen, reichsdeutschen und ausländischen Presse der Prozeß gegen den Geschäftsführer des Deutschen Volksbunds in Oberschlesien, Otto Ulitz, wegen angeblicher Beihilfe zur Entziehung vom Militärdienst. Den Vorsitz führt der Vizepräsident - des Bezirksgerichts, Dr. Herlinger. Als militärische Sachverständige sind zwei polnische Majore beigezogen. Ulitz bestritt die ihm zur Last gelegten Straftaten im vollen Umfang. Die Anklageschrift enthalte eine ganze Reihe von Fehlern.
»
Die französische Aktenveröffentlichung
Paris, 22. Juli. Der erste Band der amtlichen franzöfl- schlen Dokumentensammlung zur Vorgeschichte des Kriegs ist erschienen. Der mit der Veröffentlichung betraute Ausschuß betont in einem Vorwort, daß die Auswahl der Dokumente einzig und allein durch Erwägungen wirtschaftlicher Art bestimmt worden sei. Der erste Band umfaßt die Zeit vom 4. November 1911, dem Abschluß deL