Durch den Wegfall der Personalabbauoorschriften des Reichs ist eine Aenderung des Beamtengesetzes notwendig geworden. Damit fallen auch die Bestimmungen für die Sonderbehandlung verheirateter Beamtinnen und die Geldabfindung an Beamtinnen aus Anlaß ihres Aus­scheidens wegen Verheiratung. Der Finanzausschuß bil­ligte den Aenderungsentwurf einstimmig mit der Maßgabe, daß für Beamtinnen, die in der Zeit vom 1. April bis 1. August 1929 infolge Verheiratung freiwillig aus dem Dienst geschieden sind, aus Billigkeitsgründen eine Abfin­dung nach den bis 1. April geltenden Bestimmungen ge­währt werde.

Ein Abänderungsantrag Ströbel-Körnev, einen früheren Antrag anders zu fassen, wird angenommen: 1. Darauf hinzuwirken, daß bei der Festsetzung der Rückzahlungster­mine für die N o t st a n d s da r l e h e n, die im Jahr 1926 den Hochwasser- und Unwettergeschädigten gewährt wurden, auf den Notstand der einzelnen Darlehensnehmer Rücksicht genommen wird. 2. Die Bereitwilligkeit zu erklären, in besonderen Notfällen auch für das Jahr 1929 eine ange­messene Zinsverbilligung zu ermöglichen, entweder durch Beiträge aus dem Versügungssond der Zentralleitung sür Wohltätigkeit oder wie seither durch Mittel, die im Kap. 28 in einem Nachtrag zum Staatshaushaltplan ein­zustellen sind.

Der Ausschuß ging dann zur Beratung der Anträge Körner (BB.) und Kling (Ehr. Volksdienst) über, den Staatsbeitrag für die Landestheater auf die vor­jährige Höhe zu kürzen. Abg. Körner führt dazu aus, der Antrag wolle kein Mißtrauen gegen die Landestheater und deren Leitung ausdrücken, aber man müsse die ungünstige Finanzlage berücksichtigen. Vom Christi. Volksdienst wird angeführt, daß früher die eigenen Einnahmen der Hof­theater 64 v. H., jetzt nur noch 44 v. H. ausmachen. Dieser Entwicklung müsse entgegengewirkt werden. Von allen Seiten wurde indessen anerkannt, daß die Leistungen der Landestheater vorzüglich seien und künstlerisch auf der Höhe stehen. Generalintendant Ke hm gab Aufschluß über die gegenwärtige Entwicklung im Theaterwesen, die Kosten der Inszenierungen, Gehälter, künstlerische Anforderungen, Auswahl der Stücke. Allen könne man es eben nicht recht machen. Kultusminister Dr. Bazille erklärte, an den vorgesehenen Ausgaben könne nichts abgestrichen werden, ohne daß die Landestheater dem Wert nach gefährdet werden. s

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Stuttgart 9. Juli.

Besuch amerikanischer Homöopathischer Aerzke. Am Mittwoch nachmittag treffen mit einem Sonderzug 160 amerikanische Aerzte mit 250 Angehörigen in Stuttgart ein. Bon Montreal in Kanada, wo der diesjährige Kongreß der amerikanischen homöopathischen Aerzke am 1. Juni stattfand, schiffte sich eine Gruppe mach Europa ein und besuchte zu­erst London und Utrecht. Mittwoch abend findet im Haus des Deutschtums eine Festsitzung der Stuttgarter Homöo­pathischen Aerztevereinigung statt.

Bookstaufe des Marinevereins. Am Sonntag beging der Stuttgarter Marineverein die Feier seines 30jährigen Be­stehens ung zugleich die Taufe eines Jugendboots. Bei der Jubelfeier begrüßte der Vorsitzende des Mairnevereins Stuttgart, Langjahr, unter den Gästen den Protektor des Vereins, Graf Fugger- Kirchberg und Vizeadmiral Nösing vom Bund deutscher Marinevereine. Die Gattin des Protektors taufte das Boot auf den Namen «Graf Fugger", Die Taufrede hielt Fregattenkapitän Mitt- m an n. M

Teilung von Schnellzügen, lieber die Dauer des stär­keren Reiseverkehrs werden die Schnellzüge v 28, Stutt­gart 1-57 bis 2.07 bis einschl. Nacht 31. August/1. September und O 333/Z3, Stuttgart 1-47 bis 1.59 bis einschl. Nacht 30./31. August zwischen Mühlacker und Salzburg in zwei Teilen gefahren. Die Schnellzüge O 28 und 333 befördern nur noch die Kurswagen nach und von Frankfurt a. Main, Saarbrücken und Köln, während die Wien-Pariser Abtei­lung einschl. des Schlafwagens MünchenNancy als Nach­zug 28 und Vorzug 333 in folgendem Fahrplan läuft: Salz­burg ab 20.05, München 22.1530, Ulm 0,3642, Stutt­gart 2-1521, Mühlacker 3.0809, und Mühlacker 0.40 bis 0.43, Stuttgart 1.3747, Ulm 3.454.07 weiter im Plan des O 33.

Der Sohn vom eigenen Daker erstochen. Mißgunst und Zwietracht war die Ursache einer fürchterlichen Bauern­tragödie, die sich am 13. Juni 1928 in Burgstall, OA. Mar­bach, ereignete. Durch die Aufteilung des stattlichen Bau­

ernguts des 61 Jahre alten Landwirts Ludwig Holzwarth von Burgstall kam es in der Familie zu heftigen Austritten. Der älteste Sohn bekam die Hälfte des Guts verschrieben: damit war er aber nicht zufrieden. Zudem hatte er stein Erbrecht bald verspekuliert, wodurch die Mißstimmung noch gesteigert wurde. Der alte, bisher sehr angesehene Bauer sah sein Werk in den Händen seines Sohnes langsam zer­rinnen. Es kam deshalb zu immer heftigeren Szenen, die auch in die Oeffentlichkeit drangen und das Ansehen der Fa­milie verminderten. Am 13. Juni v. I. fing nun der Zweit­älteste Sohn Gotthold des Bauern mit dem ältesten Sohn Hermann Streit an. Der Vater kam dazu und forderte sei­nen Sohn Gotthold auf, Hermann zu verprügeln. Mit der Mistgabel befolgte Gotthold den Rat seines Vaters. Her­mann, der einen lahmen Arm hatte, konnte sich nicht zur Wehr setzen, weshalb ihm sein Knecht zu Hilfe eilte. Als dies der alte Bauer sah. stürzte er sich mit dem offenen Messer auf seinen Sohn und brachte ihm zwei Stiche bei. Einer davon, ein Herzstich, hatte den sofortigen Tod des Be­troffenen zur Folge. Früher schon hatte der Vater sich ge­äußert. nicht eher Ruhe zu bekommen, als bis er seinen Sohn Hermann aus der Welt geschafft habe. Das Schwur­gericht Heilbronn, wo sich Holzwarth vorigen Jahres wegen dieser Tat zu verantworten hatte, verneinte die Schuldfrage aus Totschlag und erkannte nur wegen Körperverletzung mit nachgefolgtem Tod auf 3 Monate Gefängnis. Die vom Staatsanwalt gegen dieses Urteil eingereichte Revision hatte Erfolg. Das Urteil wurde aufgehoben und der Fall an das Schwurgericht Stuttgart verwiesen. Jetzt wurde der An­geklagte wegen Totschlags zu 2 Jahren 6 Monaten Gefäng­nis verurteilt. Der Staatsanwalt hatte 3)4 Jahre Gefäng- nis beankraak.

Taufe im Haus des Herzogs Sttbrechk von Württemberg. Am 2. Juli fand im Haus des Herzogs Philipp (in der Her­zoglichen Rentkammer hier) die Taufe eines Töchterchens aus der zweiten Ehe mit Herzogin Rosa, der Schwester sei­ner ersten 1924 verstorbenen Gemahlin, statt. Das Kind er­hielt den Namen Helene, nach der ersten Gemahlin des Vaters. Den Tauffeierlichkeiten wohnten Herzog Albrecht von Württemberg, sowie andere Angehörige der Herzoglichen Familie bei.

Vom Deutschen Sängerbund. Der Vorsitzende des Deut­schen Sängerbundes, Rechtsanwalt List in Berlin, ist nach 22jähriger Tätigkeit an der Spitze des Bundes zurück- getreten. Friedrich List stammt von Alm, wo er am 1. Aug 1868 geboren ist. Sein Nachfolger an der Spitze des Sän- gerbundes ist Geheimrak Dr. Hammerschmidt in München.

Vom Tage. In einem Haus des Eckartshaldenwegs ver­suchte sich ein 18 Jahre alter Schlosser mittels Gas zu ver­giften. Der Sauerstoffapparat wurde mit Erfolg angewandt.

Aus dem Lande

Plieningen OA. Stuttgart, 9. Juli. Schwerer Mo­torradunfall. Samstag nacht fuhr ein hiesiger Motor- - radfahrer in raschem Tempo auf die im Möhringer Wald stehenden Fahrzeuge der Straßenwalze auf. Schwerverletzt wurde er ins Krankenhaus gebracht. Der Mitfahrer blieb unverletzt. Schlechte Beleuchtung soll die Ursache sein.

Waiblingen, 9. Juli. Motorraddiebstähle. Nach­mittags wurde auf der Straße WaiblingenFellbach ein Motorrad herrenlos aufgefunden. Der Eigentümer, der in Cannstatt wohnhaft ist, hat mitgeteilt, daß das Rad in der Nacht auf Samstag in Cannstatt gestohlen wurde, wo es in einem Hofraum aufgestellt gewesen sei. In jener Nacht seien in Stuttgart 8 Motorräder gestohlen worden.

Ludwigsburg, 9. Juli. Gefährliches Schaden­feuer Zwei Knaben verbrannt. Im Lager­haus der Kolonialwaren-Großhandlung Hagen auf dem Marktplatz entstand am Montag abend ein Brand. Es lager­ten dort Feuerwerk, Zündhölzer und Benzinfässer, die jedoch rechtzeitig entfernt werden konnten,, so daß eine Explosions­gefahr nicht mehr bestand. Das Lagerhaus ist vollständig ausgebrannt. Die beiden 8 und 9 Jahre alten Söhne des Stadtpfarrers Dr. Sting wurden tot unter den Trümmern gefunden. Nach den bisherigen Ermittlungen stehe fest, daß die Knaben in den Giebelstock des Lagerhauses, wo Zünd­hölzer und Feuerwerkskörper aufbewahrt waren, gegangen find und gezündelt haben, wodurch vermutlich das Unglück entstand. Als andere Kinder, die sich am Spiel vorher be­teiligt hatten, das Feuer sahen, rannten sie davon und er­zählten, daß die zwei Buben ein Feuerle gemacht hätten.

heilbronn, 9. Juli. Ein Eisenbahnzug fährt durch die Straßen. Allgemeines Aufsehen erregte aestern ein ..Küterxua" der Reicksbakm. der durck die Stra­

ßen der Stadt fuhr. Cs wären richtige Eisenbahnwagen von ansehnlicher Größe, ähnlich den Güterwagen oder gro­ßen Möbelwagen, die durch motorische Kraft getrieben . werden und abgeschlossen sind. Es handelt sich um einen Versuch. Ein solcher Lastzug läuft seit einiger Zeit zwischen EßlingenStuttgartLudwigsburg. Er ist bestimmt, Fracht­güter auf kurze Entfernungen zu befördern, um so die Ver­ladekosten zu ermäßigen, die Güter werden von Haus zu Haus befördert, und zwar am gleichen Tag, so daß sowohl eino Beschleunigung als auch eine Verbilligung erreicht wird. Im Rheinland laufen solche Lastzüge vielerorts mit bestem Erfolg. Es besteht für den erwähnten Lastkraftzug ein Reservezug, und um diesen auszunützen, wurde vereinbart, daß von der Zuckerfabrik Heilbronn eine gewisse Menge Zucker auf diese Weise nach Feuerbach spediert wird. Um den Rückweg auszunützen, werden nunmehr in Heilbronn Bezieher von Waren aus Stuttgart-Feuerbach gesucht, die auf diese Weise jedenfalls schnell und ohne zeitraubende Um­ladung befördert werden können.

Wegen eines Verbrechens an einem siebenjährigen Kind wurde ein 18jähriger Fürsorgezögling von Murrhardt ver­haftet.

Wegen einer Zurechtweisung durch den Vater sprang ein 17jähriges Mädchen in der Altstadt aus dem ersten Stock der elterlichen Wohnung auf die Straße. Schwerverletzt wurde das Mädchen ins Krankenhaus verbracht.

Wegen neun Diebstählen von Fahrrädern in Heilbronn wurden der ledige Kaufmann Friedrich Weigle von Neuenstein und der Arbeiter Eugen Jäger von Rodalben verhaftet. Die Räder konnten wieder beigebracht werden.

Vaihingen a. d. E., 9. Juli. Vermißt. Der ledige Friseur Eugen Bachmann wird hier vermißt. Er verließ am 29. April 1929 seine Stelle in Montier (Berner Jura), um nach Deutschland zurückzukehren und ist seitdem ver­schollen.

Dürrmenz-Mühlacker. 9. Juli. HohesAlter. Gestern feierte Stadtpfarrer a. D. Metzger hier seinen 75. Ge­burtstag. Aus diesem Anlaß sind dem Ehrenbürger der Stadt Neuffen, der durch seine geschichtlichen Arbeiten be­kannt ist, zahlreiche Glückwünsche zugegangen.

Schorndorf, 9. Juli. Der Omnibusverkehr von Schorndorf nach Göppingen wurde, nachdem dem Unternehmer Karl Dannenhauer von Oberberken die Genehmigung erteilt worden ist, gestern eröffnet. Der Om­nibus fährt von Schorndorf über Oberberken, Unterberken, Holzhausen, Uhingen, Faurndau bis zum Marktplatz in Göp- pingen, wo fahrplanmäßiger Anschluß an sämtliche Omni­busgelegenheiten in Göppingen gegeben ist.

Niederstetten OA. Gerabronn, 9. Juli. DasElektri- zitätswesen. Im Ueberlandwerk Jngelfingen-Hohebach G. m. b. H. ist der Stromverbrauch im letzten Jahr um 147 500 Kw. auf 2 322 000 Kw. gestiegen. Dem Werk sind insgesamt angeschlossen 5070 Stromabnehmer mit 36 816 Glühlampen, 3341 Motoren und 980 Wärmegeräten. Seit der Einführung des Grundgebührentarifs ist der Strom­verbrauch um 50 Proz., die Stromeinnahme um 17 Proz. gestiegen, was die Vorteile des neuen Tarifs für den Ab­nehmer erweist. Die Stromeinnahmen erbrachten 393 693 Mark.

Rok. OA. Mergentheim, 9. Juli. Vom Auto ge- tötet. Der Flaschner Johann Kremer von hier hatte auf der Straße von Bamberg nach Strullendorf auf einem vorüberfahrenden Kohlenfuhrwerk aus Bamberg Platz ge­nommen. Als das Fuhrwerk in einen Nebenweg einbog, sprang Kremer ab. In demselben Augenblick fuhr hinter dem Wagen ein Thüringer Lieferauto vorüber. Der Ab­springende wurde von dem Auto erfaßt und etwa 20 Meter weit geschleift. Er erlitt einen Schädelbruch und mehrfach Beinbrüche, so daß er sofort kok war.

Kirchheim u. T., 9. Juli. Einweihungsschießen. Am letzten Samstag und Sonntag fand das Einweihungs­schießen der Schützengilde Kirchheim in ihrem neuen Schühenheim auf der Plochinger Steige statt. Aeber 130 Schützen beteiligten sich an dem Preisschiehen, für das eine große Anzahl wertvoller Preise zur Verfügung stand. Als beste Schützen gingen aus dem Wettstreit hervor: Feskscheibe Kirchheim: N. S t r ö h l e n - Geislingen: Glückscheibe: F- N e i m - Eßlingen: Standmeisterscheibe: G. Maurer- Kirchheim: Armeemeisterscheibe: F. N e i m - Eßlingen. Standpunktscheibe: Hirschle - Kirchhem Kleinkaliberfest­scheibe: Dr. M e n z e l - Stuttgart.

Reutlingen, 9. Juli. Folgenschwerer Zusam­menstoß. Am Montag vormittag fuhr der 26jährige Chauffeur Richard Lotterer aus Unterhausen mit seinem Motorrad nach Reutlmaen. Beim Einbieaen in eine Straße

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Originalroman von Gert Nothberg.

t«. Fortsetzung. Nachdruck verboten.

Inge, ich liebe Sie. Ich wollte Sie nicht erschrecken, wollte Ihr Vertrauen nicht täuschen. Aber es läßt sich nicht mehr zurückhalten. Ich gehe sonst zugrunde, wenn ich Ihnen das nicht endlich einmal sagen darf." Er sah mit leiden­schaftlichem Ausdruck in ihr Gesicht.Warum sagen Sie gar nichts? Haben Sie kein armes Sterbenswörtchen für mich übrig, gar kein einziges?"

Da neigte sie das blonde Haupt.Ich liebe Sie schon lange, lange."

Inge!"-

Der Name kam heiser vor Erregung von seinen Lippen. Er riß sie an sich und küßte sie so heiß und leidenschaftlich, daß ihr erschauernd der Atem verging. Dann beherrschte er sich plötzlich und ließ sie aus seinen Armen.

Inges Augen waren gesenkt. So entging ihr der Aus­druck von furchtbarer seelischer Qual, der sich plötzlich über sein schönes Gesicht breitete.

Er nahm ihre Hände von neuem in die seinen.Ich muß Ihnen ein Geständnis machen. Wollen wir zu den Bänken da gehen?"

Ganz dicht saßen sie beisammen und er erzählte ihr alles, Küss. Dak er. um des Erbes nicht ganz vsMstig zu geheg.

seine blinde Cousine geheiratet und "daß er ihr nur wie ein Bruder nahegestandcn, denn sie hatten sich gleich nach der Trauung getrennt.Ich kenne nicht einmal ihren Aufent­halt, weiß nicht, wo und wie sie lebt. Ich habe danach ge­forscht in den letzten Monaten, denn ich will frei sein. Ich wollte frei sein, wenn ich Sie einst wiedersah. Und dann wollte ich um mein Glück werben. Sind Sie nun nicht er­schrocken über den verheirateten Mann, der gewagt hat, Sie zu küssen? Verzeihen Sie mir, Inge, geliebte Inge."

Bang fragend hingen seine Augen an ihrem Gesicht.

Da lächelte sie leise.Wir beide haben unrecht getan, denn auch ich bin ja verheiratet."

Er sprang auf.Inge, mein Gott, so ist es wahr, Sie sind gebunden? Also doch, so hatte Wendox recht. Nun sind wir uns ewig verlorenl" sagte er schmerzlich und sah in ihr zartes Gesichtchen. Dann kam ihm plötzlich ein Er- innern.Inge, Wendox hat mir erzählt, Sie küßten oft das Bild eines deutschen Offiziers. So lieben Sie ihren Gatten?"

Klar klang die goldene Stimme ihm entgegen:Ich liebe meinen Gatten, habe ihn immer geliebt, schon als ich noch ein Kind war."

Er wurde totenblaß.

Jutta reichte ihm das Schmuckstück und sagte:Es ent­hält das Bild meines Mannes. Morgen früh geben Sie mir dasselbe zurück, dann wird Ihnen auch das Rätsel mei­ner Liebe gelöst sein. Gute Nacht."

Ehe er recht zur Besinnung kam, war sie davongehuscht.

Er sah ihr nach und es stürmte in ihm. Auch sie hatte kein Herz, der sein Leben gehörte. Von ihr kam er nicht

mehr los, ihre betörende Süße hatte ihn bezaubert. Es brannte ihm in der Hand, das Schmuckstück mit dem Bildnis des andern. Am liebsten hätte er es weit von sich geschleu­dert. Aber dann besann er sich. Ja, er wollte tun, wie die geliebte Frau ihm geheißen.

Mit großen Schritten ging er dem Hause zu.

. . . Jutta saß am Fenster ihres Zimmers. Es war däm­merig in dem traulichen, eleganten Raum. Inmitten des­selben brannte eine einzige Lampe in Form einer riesigen roten Blume. Jutta wartete in unsagbarer Innigkeit und Liebe auf das, was kommen mußte. Ein Jauchzen war in ihr. So also liebte er sie. So heiß und leidenschaftlich, wie sie es in ihren kühnsten Träumen nicht gehofft. Wie war doch alles in Erfüllung gegangen, was die verstorbene müt­terliche Freundin ihr prophezeit! Was würde nun ge­schehen?

Da-die Tür wurde aufgerissen, eine hohe Ge­

stalt stand auf der Schwelle. Die fiebernden Männeraugen durchsuchten den Raum. Dann fanden sie die Gestalt am Fenster.

Eschingen schloß die Tür.

Dann stand er mit ein paar großen Schritten vor ihr. In der rechten Hand hielt er das geöffnete Medaillon.

Inge," heiser klang seine Stimme,welch Spiel treibst du? Die Wahrheit will ich jetzt!"

Seine Brust arbeitete in ungeheurer Erregung und das schöne, bräunliche Rassegesicht hatte einen furchterweckenden Ausdruck. Die Adern auf seiner Stirn waren dick ge­schwollen.

Fortsetzung folgt.