fenprüfungen in Württemberg werden voraussichtsich im September 1929 abgehalten. Anmeldungen sind bis späte­stens 31. Juli bei der Landwirtschaftskammer Stuttgart, Marienstraße 33, einzureichen. Zu den Prüfungen werden nur solche Lehrlinge zugelassen, die ihre Lehrzeit in einem anerkannten Betrieb durchgemacht haben.

Seidenbaulehrkurse. Die Würkt. Lanöwirkschafkskam- mer veranstaltet vom 8.13. Juli sechs eintägige praktisch- theoretische Seidenbaulehrkurse in Korn tat in der Sei­denrauperei des Herrn R. Molitor, Ludwigsburger Straße. Interessenten wollen sich unter Beifügung einer Anmelde­gebühr von 1 Mk. bis spätestens 29. Juni bei der Wärt!. Landwirkschafkskammer, Stuttgart, Marienskr. 33, anmelden. An jedem Kurs können 1012 Personen teilnehmen.

Baukosken-Merkblakt. Die Wohnungskredikanskalt Hai in zahlreichen Fällen wahrgenommen, daß bei der Finan- , zierung von Wohnungsneubauken die sog. Nebenkosten, die Z. B. beim Stuttgarter Einfamilienhaus vielfach mehrere tausend Reichsmark ausmachen, nicht oder nur unzureichend berücksichtigt werden. Es ist der Wohnungskreditanstalk m> Rücksicht auf ihre beschränkten Mittel nicht möglich. ^

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W KoblbammA in Stuttgart für sich oder Zusammen mit den Vordrucken der Darlehensanträge zu erhalten ist.

Aus dem Lande

Friedrichshofen. 13. Juni. Beisetzung. Der auf dem kAuavlak Böblingen verunglückte Polizeihauptmann Fi­sch er wurde gestern zur letzten Ruhe bestattet. Ein überaus großes Trauergefolge zeugte von der großen Beliebtheit des Verstorbenen. Schon vor Ankunft des Trauerzugs hatte ein Flieger über dem Grab einen Kranz abgeworfen. Es folgten zahlreiche Kranzniederlegungen und ehrende Nachrufe für den Verstorbenen.

Von der bayerischen Grenze, 13. Juni. Große r H a - zelschaden.. Wie berichtet wird, richtete ein am Sonn- ag abend im Umkreis der Gemeinden Mörgen, Spöck und Zeisertshofen niedergegangener Hagelschlag besonders am Wintergetreide großen Schaden an. Stellenweise beziff sich der Schaden in der Flur Morgen bis °uf 100 Prozent. In der Flurabteilunq Frauenreis wurden die Sommer etreide- und Kleefelder fast dem Erdboden gleich gemacht.

Neu-Ulm. 13. Juni. Erschossen. Auf einer Ruhebank an der Donau wurden die Kleider eines Mannes aufgefun­den; daneben lag eine Schußwaffe, in der eine leere Hülse steckte. Wie aus den zerrissenen Papieren, die zerstreut umherlagen, ersichtlich ist, handelt es sich um einen Schlosser Frech aus Fellbach. Es wird vermutet, daß der Inhaber der Kleider sich an das Ufer stellte, einen Schuß auf sich abgab und in die Donau stürzte. Die Leiche wurde noch nicht gefunden.

Kleine Nachrichten ans aller Well

Heilbronn. 12. Juni. Schwäbischer Geflügel­zücht e r t a g. Der Geflügelzüchtertag am Samstag und Sonntag im Gartensaal der Harmonie verdient besonders Aufmerksamkeit. Das ausgestellte Großgeflügel, sowie Kük- ken mit und ohne Glucken, Tauben, Ziergeflügel, Eier, Zucht­geräte, Futtermittel und Literatur erwecken allgemein Inter­esse. Neben der Ausstellung finden Tagungen und Borträge von volkswirtschaftlicher Bedeutung statt. In den Tagungen und den Vorträgen wird besonders erwähnt werden, von welch großem Wert es ist, die Leistungen der Hüh - nerrassenzu heben, und welchen Vorteil dasdeuische Frisch-Ei hat.

Westhausen OA. Ellwangen, 13. Juni. Bestätigung. Gutem Vernehmen nach ist die Wahl des Krankenkassen-Jn- spektors Julius Riede in Horb a. N. zum hiesigen Orts­vorsteher von der Ministerialabteilung für Bezirks- und Korperschaftsverwaltung bestätigt worden, da eine weitere Beschwerde nicht mehr eingelegt wurde.

Böblingen. 13. Juni. Beerdigung von Dipl.- Ing. Laubenthal. Ein zahlreiches Trauergefolge hatte sich zur Beerdigung des Diplomingenieurs Paul Lauben­thal eingefunden. Sechs mit Trauerfahnen geschmückte Flugzeuge kreisten dem verdienstvollen Flugzeugkonstruk­teur zur letzten Thre in der Luft und auf dem Flugplatz wehten die Fahnen auf Halbmast.

Tübingen. 13. Juni. Von der Universität. Der ordtl. Prof. Dr. jur., Dr. sc. pol. Heinrich Po h l hat einen Ruf auf den durch den Weggang von Prof. Friedrich Heyer nach Bonn an der Universität Breslau erledigten Lehrstuhl für. Kirchen-, Staats-, Verwaltungs- und Völkerrecht ange­nommen upd bereits seine Ernennung zum Ordinarius in der Breslauer Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakul­tät erhalten.

Funfbronn O.A. Nagold, 13. Juni. Den Verletzun- gen erlegen. Im Bezirkskrankenhaus in Nagold starb im 53. Lebensjahr Philipp Herm von hier, der vor 14 Ta­gen durch Holzschleifen schwer verunglückte.

Arach, 12. Juni. Uracher Heimatwoche. Die Stadt Urach veranstaltet, wie bereits berichtet, in der Zerr vom.21. bis 28. Juli d. I. eine Heimatwoche. Neben dem am 25. Juli stattfindenden Schäferlauf, der einen großen historischen und Trachten-Festzug, Wettläufe, volks­tümliche Tänze. Spiele,. Reigen, die Aufführung des Volks- ftücks Schäferlies von Reyhing, ein großes Feuerwerk und die Beleuchtung der Stadt bringen wird, sind noch eine Reihe festlicher Veranstaltungen vorgesehen: am 21. Juli ein großes Konzert: die 4 Jahreszeiten, SpielMtz- und Äubhausweche mit Fußballwettspielen und sportlichen Wettkämpfen, im Lauf der Woche Aufführungen der Ge- sangs-, Turn- und Sportvereine, der Stadtkapelle, der Se­minaristen, ferner ein großer Jugendtag mit Freilicht­theater, Reigen, Spielen und Tänzen, eine Polizeihunde- Vorführung, Preishüten mit Schäferhunden, dieHundert- jahrfeier der heimatlichen ZeitungE r m r - t a l b o t e", während der ganzen Dauer der Veranstaltung ein Schaufensterwettbewerb und ein Blumenschmuckwett­bewerb und endlich eine heimatkundliche Ausstel­lung, verbunden mitUrach in der Kunst" und ein Licht- bildwettbewerb. An den beiden letzteren können sich Künstler aller Art, Berufs- und Liebhaberphotographen ohne Kosten beteiligen.

Iustingeu, O.A. Münsingen, 13. Juni. Ein junger Lebensretter. In das be: der Gemeindewiese liegende Senkloch fiel der 6jährige Sohn des Landwirts Robert Leichtle hinein. Der 9 Jahre alte Sohn des Molkerei­wärters Gaus eilte dem Kind zu Hilfe und rettete es.

Beukoch 13. Juni. Bürgermeisterjubiläum. Beuron hat am 10. Juni das 40jährige Amtsjubiläum sei­nes Bürgermeisters Theodor Vonier gefeiert.

Kuchen OA. Geislingen, 13. Juni. Wieder Woh­nungszwangswirtschaft. Der Gemeinderat hat be­schlossen, mit Rücksicht auf den in der Gemeinde bestehenden großen Wohnungsmangel, der insbesondere durch den Zu­zug auswärtiger Familien verursacht worden ist, die Gül­tigkeit des Wohnungsmangelgesetzes in der hiesigen Ge­meinde wieder einzuführen und beim Würtk. Oberamt zu beantragen, die hiesige Gemejnde als Gemeinde mit Woh- ^ungsmangel zu erklären. Zugleich wurde beschlossen, den Eigenbau weiterer Wohnungen durch die Gemeinde vor- mufig zurückzustellen und nötigenfalls der Frage der Er­stellung von Eigenbauten der Gemeinde nach Abschluß des Tausenden Baujahrs näher zu treten.

D-.^«ieuringen, OA. Tekknang, 13. Juni. Brand.

abentz brannte in der zwei Küometer von hier ent- eaen?'-?" der Staatsstraße RavensburgMarkdorf ge- aebäii^ V schast Stadel das große Wohn- und Oekonomie- nieder Gutsbesitzers Steiner bis auf den Grund während ^ Kapper Not konnte das Bieh gerettet werden, Schweine, üanze reichliche Baumannsfahrnis, einige Auch vom i - Hühner ein Raub der Flammen wurde, werden. Ä^Hen Mobiliar konnte nur weniges gerettet werden. ^ Brandursache muß Kurzschluß angenommen

Sven hedin in Boston. Der schwedische Forschungs-Rei­sende Dr. Sven Hedin traf aus Peking in Boston (Ber­einigte Staaten) ein, um sich wegen einer Nervenentzündung in der Schulter ärztlich behandeln zu lassen. Er ist von sei­ner Schwester.und dem Wundarzt der Expedition begleitet. Die anderen Mitglieder der Spedition sind in Peking ge­blieben.

Todesfall. In Budapest ist der frühere ungarische Innen­minister und letzte Außenminister der österreichisch-ungari­schen Monarchie, Gras Julius And ras s y, im Alter von 69 Jahren nach einer Nierenoperation gestorben. Er war wie sein Vater, der mit Bismarck den Dreibund begründete, bis zum Umstürze eine Freund Deutschlands.

Stützung des Berliner Philharmonischen Orchesters. Das

bekannte Philharmonische Orchester in Berlin ist neuerdings wieder in Schwierigkeiten geraten. Die Stadt Berlin strebt nun nach Uebereinkunft mit der Reichs- und der preußischen Regierung >d!e Bildung einer Gesellschaft an, durch die das Orchester mit mehr als 200 000 Mark jährlich unterstützt würde.

Tödlich angefahren. In Rastatt wurde ein Mädchen aus Kuppenheim von einem Personenkraftwagen angefahren und so schwer verletzt, daß es im Krankenhaus starb.

Gemeinsamer Selbstmord eines Schülers und einer Schülerin. Ein 17jähriger Schüler einer Kölner Lehranstalt suchte zusammen mit einer 15 Jahre alten Schülerin aus Köln den Tod im Rhein. Die Leichen der beiden jungen Lxpte wurden bei Monheim und bei Uerdingen gelandet.

20 Fischerboote gekentert. An der litauischen Küste nörd­lich Polangen (bei Memel) wurden etwa 20 kleine offene Fisck-erboote in der Nacht vom Sturm überrascht. Die meisten Boote kenterten. Die Fischer konnten schwimmend den Strand erreichen bis aus elf, die ertranken.

Fliegerabskurz. Auf dem Flugfeld von Ghedi bei Brescia stürzte ein Flugzeug aus 30 Meter Höhe ab und schlug gegen einen Kirchturm. Der Führer) ein italienischer Offi­zier, kam ums Leben. .

In Seagirt, St. Neu-Jersey, stürzte ein Flugzeug mit drei Insassen auf das Landhaus des Gouoenreurs von Neu-Jersey ab, durchbrach das Dach und fiel in das Schlafzimmer des Gouverneurs, in dem sich zur Zeit des Unfalls niemand auf­hielt. Sowohl der Flugzeugführer wie äNH die beiden Flug­gäste wurden schwer verletzt. Der Führer hatte vor wenigen Tagen seine Prüfung abgelegt und insgesamt erst 60 Stun­den Flugerfahrung.

Der Schönheitsrummel. Bei einem internationalen Schönheitswettbewerb, in Ga"veston (Texas) wurde dieVer­treterin" Oesterreichs, List Goldarbeiter, als Schönste erklärt und alsMiß Universum" zurSchönheitskönigin der Welt" gekrönt. Sie erhielt einen Preis von 2000 Dol­lar in Gold und eine Silberplakette. Der zweite Preis von 1000. Dollar fiel auf Miß Irene A h lberg aus Neil- york. Auch die übrigen Preise fielen auf Jungfrauen aus dem Dollarland. Die Preise wurden abends auf einem Fest­bankett verteilt. In die engere Mahl kamen 11 Schönheiten. Das Preisgericht entschied mit 6 gegen 1 Stimme, die auf die Rumänin Demetrescu fiel, für Frl. Goldarbeiter, wie der Radiobericht meldet, nicht nur wegen ihrer Schönheit, sondern auch wegen ihrervornehmen Erscheinung". Mussolini hat bekanntlich kürzlich die Schönheiksmessen in Italien verboten.

Der Beslechungsskandal in Prag. Vor kurzem wurde gemeldet daß n Prag eine ganze Reihe tschechischer Be­amten der Finanzbaudirektion wegen Bestechlichkeit. Er­pressung, Urkundenfälschung und anderer Vergehen in Unter­suchung genommen worden seien. Die Borgeschichte ist fol­gende: Die Revisionsabteilung der Finanzdirektion sandte an eine Reihe von Firmen, Anwälte ufw-, von denen mit Sicherheit angenommen werden konnte, daß sie in Steuer­sachen mogeln, Beamte zur Nachprüfung der Bücher. Die Beamten ließen jedoch die Firmen wissen, man werde ein Auge zudrücken, wenn soundso viel bezahlt würde. Natür­lich wurde bezahlt: die Beamten schlossen ihre Prüfung und beurkundeten, daß die Steuerzahlung in Ordnung sei. Der Hauptmacher ist der Oberrat der Direktion Wenzel Snajdr, außer ihm stehen über 40 Beamte in Unter­suchung. Snajdr wurde schließlich so frech, daß er in vielen Fällen nachträglich an den Firmen, unter denen sich ein Bankier und der Teilhaber einer englischen Importfirma befindet. Erpressungen verübte.

Schadenfeuer in Markdorf (Baden). Das große Wohn- und Oekononnegebäude des Landwirts Josef Steiner in Stadel ist durch Feuer vollständig zerstört worden. Es ist r ^ 8^oßte Brand fert Jahren. Gerettet werden kannte PO-glch??? lebende Inventar. Zahlreiche landwirtschaft­liche Maschinen, Geräte und das Federvieh sind verbrannt. Es handelt sich um fahrlässige Brandstiftung; ein Dienstknecht hatte einen brennenden Zigarettenrest acht­los weggeworfen. Der Schaden wird mit 100 000 Mark beziffert.

Probefahrt des Kreuzers «Königsberg". Der neue KreuzerKönigsberg" hat feine Fahrt nach der Ostsee zur Erledigung der großen Probefahrt und der Meilenfahrt t angetreten. ,

Zum Hohenwestedker Sprengstofsanschlag. Me derHel-

der Anzeiger" meldet, handelt es sich bei dem kürzlich in Verbindung mit dem Hohenwestedter Sprengftvffaltentat Verhafteten um den Ende der 20er Jahre stehenden Hand­lungsreisenden Gustav Dam mann aus Hohenwestedt. Nach einer Mitteilung von unterrichteter Seite steht noch kei­neswegs fest, ob der Verhaftete an dem Anschlag aktiv betei­ligt war. Es wird jedoch vermutet, daß er zum mindesten etwas von dem Anschlag weiß, da er sich durch Redereien verdächtig gemacht hat.

Barrikadenkampf zwischen Vater und Söhnen. In der vergangenen Rächt kani es in Berlin zu einem heftigen Kampf zwischen dem 45jährigen Schlächter Schlißki und sei­nen drei Söhnen im Alter von 2127 Jahren. Schon seil langem bestanden in der Familie Streitigkeiten, da die Frau auf den Verkehr ihres Mannes eifersüchtig war, und wie­derholt war es zu Ech'ägereien gekommen. Gestern nun hatte der Schlächter in Abwesenheit der Söhne seine Frau vor die Tür gesetzt und versuchte darauf, sich vom Dach auf die Straße hinabzustürzeii. Nachdem Hausbewohner ihn daran gehindert und ihm gut zugeredet hatten, begab er sich in seine Wohnung zurück und verbarrikadierte die Tür. Die heimkehrenden Söhne überwandlen schnell das Hindernis und drangen auf den Vater ein. In seiner Not griff er zu einem Schlächter messer und ^verletzte seine Angreifer, darunter den jüngsten schwer. Den Polizeibeamten gelang es erst, mit dem Gummiknüppel die Kämpfenden zu trennen. Der Schlächter wurde zu seiner eigenen Schutzhaft genommen.

Blutiger Ausgang eines Familienstreits. Der Sattler Bähr, der seit Herbst letzten Jahres mit einer Witwe verhei­ratet ist, geriet gestern abend in seiner Wohnung in Schwerin mit seiner Frau in Streit. Als er tätlich gegen sie Vorgehen wollte, ergriff die 15jährige Stieftochter, die ihrer Mutter zu Hilfe eilte, ein Sattlermesser und stieß es dem Sattler in die Brust. Bähr wurde schwerverletzt ins Krankenhaus eingeliefert.

Elf Insassen eines sächsischen Ileberlandaukobusses ver­letzt. Auf der erst vor kurzem eingerichteten staatlichen Linie Meißen Münchritz fuhr ein mit 20 Personen be­setzter Autobus gegen einen Straßenbaum und schlug um. Von den Insassen wurden drei schwer und 8 leichter verletzt. Die Schwerverletzten wurden ins Landeskrankenhaus in Meißen gebracht. Der Führer des Wagens kam mit dem Schrecken davon.

Unwetter im Gebiet von Szamos. In der Szamoser Gegend ist in der vergangenen Nacht ein riesiger, mit Hagel­schlag verbundener Wdlkenbruch niedergegangen, der meh­rere Ortschaften unter Wasser fetzte. 16 Personen fan­den infolge Ueberschwemmung den Tod. Der Sachschaden soll mehrere Millionen Lei betragen. Einzel­heiten fehlen noch, da die Telephon- und Telegraphen­leitungen durch das Unwetter zerstört worden sind.

Ein Arzt wegen Giftmord angeklagt

Bonn, 13. Juni. Heute vormittag begann hier der Gift­mordprozeß gegen den Arzt Dr. Richter, der beschuldigt wird, die Krankenpflegerin Käthe Mertens vorsätzlich durch Gift getötet zu haben. Ferner wirft ihm die Anklage vor, in einem Ehescheidungsprozetz der Frau Merkens als Zeuge vorsätzlich einen Meineid geleistet zu haben. Dr. Rich­ter erklärt bei seiner Vernehmung,.daß er Frau Mertens gelegentlich der Impfung ihres Kindes kennen gelernt habe. Er habe sie später verschiedentlich aufgesucht, oft in ihrer Wohnung in Gegenwart ihres Mannes. Sie stand auch längere Zeit wegen eines Leidens in Behandlung Dr. Rich­ters. Der Angeklagte gibt zu, Frau Mertens wiederholt geküßt zu haben, jedoch habe er nur freundschaftliche Ge­fühle für sie gehabt, da sie in ihm einen Ratgeber gesehen habe. Der Ehescheidungsprozetz sei von Frau Mertens an­gestrengt worden auf Veranlassung ihrer Geschwister und ihrer Mutter, nachdem ihr Mann verhaftet worden war und seine Verurteilung zu einer Zuchthaus- oder Gefängnis­strafe bevorgestanden habe. Die Ehe war dann am 6. Dez. 1927 geschieden worden. Es sei ihm bekannt geworden, daß Frau Mertens damals schon mit einem Staatsanwaltschafts­rat Beziehungen angeknüpft habe. Er habe später auch den Eindruck gehabt, daß Frau Mertens einen anderen Herrn heiraten wollte. 3m Juli 1928 habe er die Kosten ihres dreiwöchigen Kuraufenthaltes in Kreuznach bezahlt, ebenso eine Nachkur in Remagen.

Eines Tages sei Frau Merkens unerwartet in seiner Sprechstunde erschienen. Als Dr. Richter ihr erzählte, daß er sich eine Wohnung eingerichtet und auch schon eine Krankenschwester angenommen habe, sei es zu heftigen Szenen gekommen, in deren Verlauf Frau Mertens mit Selbstmord drohte und sich, wie der Angeklagte aussagt, so ungebührlich benahm, daß er ihr eine Ohrfeige gab. Er habe sich später wegen der Ohrfeige entschuldigt, ihr aber erklärt, daß er sie nicht in sein Haus aufnehmen könne. Frau Mertens habe trotzdem die Wohnung nicht verlassen, sondern sich entkleidet und auf das Sofa gelegt. Ein Abend­essen habe sie abgelehnt und wiederum die Absicht geäußert, Selbstmord zu begehen. Am nächsten Tage sei Frau Mer­tens abgereist. Er habe sich in der Folge noch mehrere Male mit Frau Mertens getroffen.

Nach der Verhandlungspause wurde auf Antrag des Staatsanwalts die Öffentlichkeit vorläufig ausgeschlossen. In der nichtöffentlichen Sitzung des Prozesses gegen Dr. Richter gestand dieser, daß er an Frau Mertens einen verbotenen Eingriff gemacht habe. Auf diesen Eingriff habe die Verstorbene ihr späteres Leiden zurückgeführt. Er gab auf Befragen verschiedene Gründe an, weshalb er einen intimen Verkehr mit Frau Mertens nicht ausgeübl habe. Eine Haupkbelastungszeugin, eine Freundin der Frau Mer­kens, die 23 Jahre alte Kontoristin Else Wipperfürth, glaubt, einem intimen Verkehr Richters mit Frau Mertens im Nebenzimmer zugehörk zu haben. Referendar Herker, der als Student bei Frau Mertens wohnte, zweifelt zwar auch persönlich nicht an einem intimen Verkehr, er HSbe jedoch den Eindruck gehabt, als ob Frau Merkens sich trotzdem nicht viel aus Richter gemacht habe. Auch ihm gegenüber hak sich die Verstorbene dahin geäußert, daß sie Richter in der Hand habe, wenn sie ihn wirklich heiraten wolle. Sie habe sich in sittlicher Beziehung nichts vorzuwerfen. Dem nächsten Zeugen, Skaaksanwaltschaftsrat von Marsch, gegen­über soll Frau Mertens vor ihrer Düsseldorfer Operation den intimen Verkehr mit Richter zugegeben haben.

Damit schloß die Zeugenvernehmung des ersten Verhand- lungstages. Die Verteidigung bat, anschließend noch drei weitere Zeugen zu laden. Ein besonderes Interesse verdient einer der Zeugen, ein gewisser Baumann, der brieflich aus Neustrelitz mitgeteilk hatte, er sei mit Frau Mertens in der Eisenbahn gefahren; sie habe ihm dabei von Richter erzählt und erklärt, daß sie sich selbst vergiften und den Verdacht suf Achter lechen kpojlk ^ >