l'v

A

^5

/>

M

/

lLnztslbots wiltzbad^v Seitens

k Mmtsblsl^unS Mn^eigevfünWilöbaö

''^ uns Sas^obsve Gn 4 frrl

Cricheim täglich, ausgen.-L 0 nn- u. Feiertag«. Bezugspreis m»narltch i.tv RM. stei ins Hmis geliefert; durch die Post bezogen im inner­deutschen Verkehr monatlich 1.76 RM. Einzelnummern 1V Vfg Girokonto Nr. SV bei der Obecaoitssparkaff« Neuenbürg Zweigstelle Oildbad. Bankkonto: Lnztalbank Haderle L Co., Wildbad nsnezbeimer Gewerdebank SiN. Mildbad BoMcheikkonto Mi?

Anzeigenpeeis: Die einipallig« Penezetl» oder deren Raum im Bezirk Grundpreis IS Mg., außerhalb 2V Mg. Reklamezeile SV Pfg. Rabatt nach Tarif. Für Offerten und bei Auskunsterteilung werden ,ewetls Pfg. mehr berechnet. Schluß der Anzeigennahme täglich S Ilbr vormittags. - - In 5konkursfällen oder wen» gerkchi. ich-- Beiireib INS notwend g wird, iällt irde Rawlaßgewäkruna wea.

M '

Dnur» «»lag aao «chriMruung, Lheebvr Ga« Wildbad, Wilhelmskrag« 8« Trtepdb» I7S. Wodnung L>»u,ailtstraße ««.

Nummer 26

Fernruf 17S

Re Vlecke von AMern

Der belgische Staat ist. seit seiner Gründung vor nahezu 100 Jahren, ein Nationalitätenstaat gewesen. Wenn man davon bi« zum Krieg wenig gemerkt hat, so kam das daher, daß die Flamen von den Wallonen rücksichtslos nieder­gehalten wurden, und zwar aus Veranlassung Frankreichs.

Als daher im Weltkrieg in Belgien eine deutsche Ver­waltung eingesetzt wurde, war eine der ersten Forderungen des erwachenden Flamentums, die Wiederherstellung der flämischen Hochschule in Gent, die von der belgischen Regierung unterdrückt worden war. Die deutsche Verwal­tung gab den Flamen, was sie von der belgischen Regierung vergeblich gefordert hatten und was, wenn es die belgische Regierung hätte gewähren wollen, ihr vcn Paris verboten worden wäre: die Selbstverwaltung. An ihrer Spitze stand der Rat von Flandern. Di« Seele dieses Rats von Flandern war der Antwerpen« Gymnasial - Professor August Borms. genanntDie Glocke von Flandern".

Der Vorwurf der Verräterei, den das Franzosentum gegen Borms und seine Anhänger erhebt, gehört zur politi­schen Propaganda, auf die man sich in Paris noch besser versteht als In Brüssel. Die flämischen Aktivisten haben nie daran gedacht, einer deutschen Annexion Vorschub zu leisten. Sie wollten die Selbstverwaltung für Flandern unter dem belgischen König, die eine entsprechende Selbstverwaltung für Wallonien bedingen sollte. Sie waren sich darüber klar, daß Deutschland, wenn es Sieger im Streite bl'ebe, seine schützende Hand über Flandern werde halten müssen. Aber Teile flandrischen Bodens an Deutschland abtreten das hat kein Flame gewollt.

Als die deutsche Verwaltung zusammengebrochen war, ist es den Mitgliedern des Rats von Flandern nicht schwer ge­worden, sich nach Holland in Sicherheit zu brinaen. August Borms verschmähte die persönliche Rettung und hat damit der Sache, die er vertrat, der Sache des Flamentums. einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Weil er blieb und der Gefahr, erschossen zu werden, furchtlos ins Auge sah, ist das Flamentum eine Macht geworden. Borms wurde zum Tode verurteilt, aber nicht erschossen, wie die unaszäbl- ten Opfer der Pariser Nachkriegsgerichte, sondern zu lebens- länalichem Kerker begnadigt.

Borms hätte die Freiheit schon lange vor dem allge­meinen Straferlaß wiederhaben können, den die belgischen Kammern setzt endlich angenommen haben, wenn er sich nur hätte bereitfinden lassen, jeder politischen Tätigkeit für alle Zukunft zu entsagen. Aber dafür war der Mann nicht zu haben, uni» wiederum hat er der flämischen Sache einen unschätzbaren Dsinst erwiesen, indem er sich auch im Kerker durch keine Wohltat vom Gegner bestechen ließ. Obwohl er ein Mandat gar nicht ausüben darf, hat ihn Antwerpen, dsi Hochburg des Flamentums. während er noch gelangen saß, mit 83 000 Stimmen zum Abgeordneten gewählt. Nur halb so viel, 44 000 Stimmen, erhielt der liberale Gegenkandidat, der jetzt das Mandat ausübtz 58 000 Stimmzettel Bel­gien hat Wahlpflicht waren unbeschrieben und bekundeten dadurch, daß sie zum mindesten nicht gegen Borms abgegeben sein wollten.

Run ist August Borms, nachdem der Straferlaß Gesetz geworden ist, der Freiheit zurückgegeben, und es sieht für- wahr nicht so aus, als hätten zehn Jahre Kerkerhast den Mann gebrochen. DieGlocke von Flandern" läutet Sturmi Wie die flämische Frage sich weiter entwickelt, das ist auch füs uns von Bedeutung. Belgien ist heute französischer Vasallen, staat. Je mehr aber die Flamen sich durchsetzen, einerlei nach welchen Methoden, um so mehr wird Belgien Machten, sich aus der französischen Hörigkeit frei zu machen. Von Deutsch­land erwarten die Flamen dabei nichts mehr, um so mehr aber von England, und wahrscheinlich mit Recht. Zwar die amtliche englische Politik wird sich jeder auch nur schein­baren Unterstützung der flämischen Bewegung ängstlich ent­halten, und Herr Chamberlain wird ihr, wenn er Poincarä damit einen Gefallen tun kann, vielleicht sogar seine Miß- billigung aussprechen. Insgeheim aber wird England die Flamen gegen Frankreich stützen, wie es zu feister Zeit die Geusen gegen Spanien gestützt hat.

- ^ Belgien restlos dem französischen Einfluß ver-

. ble'be. liegt keineswegs im Interesse der englischen Politik. Selbstverständlich will England sich die Aendsrung dieses unerwünschten Zustands nichts kosten lassen! Wenn aber die. Flamen so freundlich sein wollen, ibn zu ändern, io wird England ihnen dazu alles Gute wünschen und ihnen oen Rucken stärken, so weit es das ohne eigene Bloßstellung vermag. August Borms. dem die Pariser Hstzvresse vor- geworfen hatte, er wolle Flandern an Deutschland ver- die ParoleG r o ß n i e d e r (a n d" aus. Darüber wird man in Paris aufs neueVerrat" schreien, und in Brussel wird man gehorsam einstimmen. Auch in London wird man amtlich eine Mißbilligung murmeln, hinter dem Rücken der Franzosen sich aber heiter die Hände reiben.

Reuefte Nachrichlen

Veruntreute Staatsdotumsnte

Berlin, 30. Januar. Die Staatsanwaltschaft Berlin hat xiy, Unkrsuchups eingeleitzt,,V,s, gewiss, MW Tpus-

Donnerstag den 3 t. Januar 192S

Fernruf 179

64. Zahrgan

Tagessmeps!

2n den vorbesnrechunaen, die Reicksbankpräfldent Dr. Schacht mit den französischen Sachverständigen in Paris in Sachen der Reparakionskanferen; hakte, sollen bereits starke sachliche und formelle Meinungsverschiedenheiten zu­tage getreten sein.

Der Ainainausschuß d--s amerikanischen Senats hak die tzeeresansgaben um 2.3 Millionen Dollar für Beschaffung neuer Flugzeuge erhöht.

Heber Neunork wird berichtet. Trotzki sei mit seiner Familie aus feinem verbannunasort nach konstantinopel entkommen b-n». won lobe ibn d"h>n entkommen lasten.

vorumeme. Sie ieii einiger -Zeit in größerer ^ayi im r) a n° del>End bei Versteigerungen aufgetaucht sind, aus den Staatsarchiven in private Hände gelangt sein können. Es handelt sich vor allem um Briefe Hindenburgs aus der Kriegszeit und um Schriftstücke oder Entwürfe, die der frühere Exkaiser vor Kriegsende gefertigt hat. Bei der Autographenversteigerung, die das Auktionshaus Henrici in Berlin veranstaltete, kam eine Reihe welt- geichichtlich bedeutender Dokumente zum An­gebot. u. a. auch der Brief Hindenburgs an einen Apotheker, in dem Hindenburg den Kaiser gegen den Vorwurf, er sei fahnenflüchtig geworden. In Schutz nimmt. Ein anderes wichtiges politisches Dokument mußte von der Versteigerungs­firma vor dem Beginn der Auktion zurückgezogen werden, da die Besitz- und Eigentumsverhältnisse dieses Stücksnicht völlig geklärt" waren. Cs handelt sich um die erste Fassung- des AufrufsAn mein Heer und meine Marin el", vom Kaiser und von Ludendorff handschriftlich korn­giert. von Hindenburg gr-genge zeichnet und mit dem Datum 2. Januar 1917 versehen, nach der Abst mung desFriedensangebots" vom 12. Dezember 1916 im Großen Hauptauartier verfaßt. Die Staatsanwaltschaft hatte, laut B. Z. , durch die Kriminalpolizei bei Henrici anfragen lassen, wer der Eigentümer dieses Stücks sei. Es konnte aber nicht festgestellt werden, auf welchem Weg das Dokument in die Hände seines jetzigen Besitzers gelangt war.

Koaükionsverhandlungen

Berlin, 30. Jan. Reichskanzler Müller hatte gestern Besprechungen mit Führern des Zentrums, der Deutschen Volkspartei und der Bayerischen Volkspgrkei über die Bil­dung einer Regierungskoalition und die neuen Skeueroorlagen Hilferdings. Die Fragen erfuhren aber keine Förderung, dis Lage scheint sich vielmehr versteift zu haben.

Der neue Personalchef der Reichsbahn Gesellschaft

Berlin, 30. Jan. Zum Abteilungsleiter der Personal­abteilung in der Hauptverwaltung der Deutschen Reichs­bahn-Gesellschaft wurde Reichsbahndirektor Ost ho ff er­nannt.

Die Arbeitslosigkeit nimmt weiter zu

Berlin, 80. Jan. Die Zahl der Unterstützten in der Arbeitslosenversicherung belief sich am 13. Januar auf 2 029 000 gegen 1702 000 am 31. Dezember 1928. Die Steigerung in diesen 14 Tagen umfaßt also rund 327 009 Personen (19 v. H.)

PoincarL preist die Verdienste Frankreichs um Elsah'Lothringen

Baris, SO. Jan. In der Kammer kamen gestern die Verhältnisse in Elsaß-Lothringen zur Sprache. Poincar 6 erklärte, alle Klagen gegen die französische Verwaltung seien unberechtigt. Frankreich hätte sich vielmehr den Dank Elsaß- Lothringens verdient, denn es habe diese Provinzen vor dem finanziellen Zusammenbruch bewahrt. Hätten sie ihre eigene Verwaltung gehabt, io hätten sie die Mark Wäh­rung beibehalten, die später aus den Nullpunkt gesunken wäre. Die französische Regierung habe aber den Elsässern die Marknoten für 1,25 Francs abgenommen und hierfür 2123 Millionen Francs geopfert s r die Anpassung der elsässischen Wirtschaft an die frcnzösischc und die Beseitigung der Krstigschäden habe Frankreich 215 Millionen Francs aufgebracht. Die Anpassung der Industrie sei so ecf-ugt, daß schon heute das Elsaß von Frankreich nichts mehr zu fürchten habe. Die Produktion von Gußeisen und buhl überfteloe die des Jahres 1913 um 10 Prozent. Aust die Lage auf dem Arbsitsma-kt sei zufriedenstellend. Elsaß- Lothringen habe keine Arbeitslosen Die Landw'-stchast leide zwar, jedock, viel weniger als die frcnzäsifcken B rucr". Aust für die elsaß-lcthringen S-stuien habe der Sta si viel Geld ausgege'»en. Weiter sti Elsaß-Lcsihringen durch d e franzöOi-ste Zollpolitik begünstigt und 'eiben Handele- vertragsverhandlungen n.it Deutschland mit besonderer Aufmerksamkeit behandelt worden. Durch den bereits in Angriff genommenen V o - g e sendurchtzich sei eineVerbesserung der Vrrb'ndung mit Frankreich" ln die Wege geleitet. Oer Hafen von Straßburg gedeihe und '«i ein groß« nationaler Hasen geworden.

Der PariserTemps" verdächtigt Deutschland und die Reichsreoierung. daß sie bei den Selbstverwaltunzsoestre- bungen der Bevölkerung in Eisaß-Lothringen, in der Vre- taane. in Flandern und auf Korsika die Hand im VPiei haben. Durch solche Verleumdungen n ird sie itsachp nicht aus der Weit geschasst, daß jene Volksteiie '' Roste und Geschichte eben Fremdkörper im Staat Fr^sireichs sind. Irgend welche Beweise für seine freche Behauptung bringt derTemps" nicht vor.

Militärpulsck in Spanien

Madrid. 30. Jan. Im Nakionalrat machte Primo de Rivera die Mitteilung, daß ein Aufstand in Vorberei­tung gewesen sei, der in der Rächt zum 29. Januar in ganz Spanien zum Ausbruch kommen sollte. Er sei aber überall gescheitert mit Ausnahme der Stadt Ciudad Real (KSnigsstadk). Dort habe das erste Feldartillerieregiment ge- meutert, die Gendarmeriekaserne besetzt, in den Straßen Geschütze aufgefahren und Eisenbahnzüge angehailen. Dis Rädelsführer sollen streng bestraft werden.

Die Bewegung soll auch in der Flotte Unterstützung gefunden haben. In Bilbao waren die Regimenter bereits ausgerückt, gaben aber ihre Absicht wieder auf. Der Chef der Militärflieger wurde mit einem Geschwader nach Ciudad Real gesandt, um dort Aufrufe abzuwerfen, durch die die Mannschaften aufoefordert werden, den meuternden Offi­zieren die Gefolgschaft zu verweigern. Aus Madrid sind drei Bataillone abgesandt worden; der Befehlshaber. Ge- neral Orgaz. hat den Auftrag, die Artilleristen durch güt­liches Zureden in Ordnung zu bringen.

Die Bewegung soll auf die Unzufriedenheit über die Maß­nahmen gtzgen die frühem Auflehnung der Artillerieschule in Segovia und über ein Dekret zurückzufahren sein, das un­günstige Vorrückunflsoerhälknisse in der Flotte geschaffen habe. Die Verbindungen zwischen Madrid und den Pro­vinzen sollen wiederbergestellk sein.

Plünderungen in Kabul

Lodon, 30. Jan. Wie Reuter meldet, ist es in Kabul wiederum zu Plünderungen gekommen. Die Häuser zweier deutscher Angestellter der Regierung Aman Ullahs wurden vollkommen ausgeraubt. Bei den meisten dieser Ausschreitungen handelt es sich um persönliche Racheakte.

Die afghanische Gesandtschaft ln Berlin erklärt, Aman Ullahs Truppen hätten bereits die Kabul beherrschenden Forts von Paiwar besetzt. Die deutschen Lieferanten der Bestellungen des Königs dürften unbesorgt sein, der König trete für di« Bestellungen ein.

Deutscher lleichslag

Berlin. 30. Januar.

Zweite Beratung des Gesetzes über die Aenderung der Rechtsverhältnisse der Wartegeldempfänger.

Abg. Laverrenz <Dnatl.) gab für seine Fraktion eine Erklärung ab, wonach seine Partei den vorliegenden Ent­wurf bekämpfe, weil er dem Reichstag mindestens sieben verfassungsändernde Beschlüße zumute Sie sehe in dem Entwurf eine schwere, nicht zu rechtfertigende Verletzung der oerfosiungsmSßsgen Grundlagen des Berufsbeamkentums.

Abg. Dr. Morath (D. Vp.) stimmt der Vorlage zu.

Abg. Dr. Frick (Nat.-Soz.) protestierte aufs schärfste gegen das Gesetz, das den berechtigten Forderungen der Wartstandsbeamten in keiner Weise Rechnung trage.

Abg. Bernhard (Dem.) bezeichnete die Ausschuß« beschlösse als wesentliche Verbesserung.

Abg. Groß (Z.) glaubt, daß das Gesetz nach der Per« sonalabbauverordnung ein Mei er Fehlgriff sei.

Abg. Roßmann (Soz.): Der Götzenkult, der hier mir den Rechten der Beamten getrieben werde, entspreche jetzt den Interessen der Beamten.

Württemberg

Stuttgart, 30. Jan. Dom Landtag. Der Landtag wird am 13. Februar seine Vollsitzungen wieder aufnehmen. Die zweite Lesung der Gemeindeordnung soll, wie schon be­richtet, bis Ostern abgeschlossen werden. Nach Ostern kom­men das Anerben- und Fideikommißgefetz an die Reihe, woran sich die Aussprache über den Staatshavska"^^ und die dritte Lesung der Gemeindeordnung schließen wird.

Geh. Rat Prof. Dr. Hans Pruh gestorben. Hier >st am 29. Januar Geh. Rat Prof. Dr. Hans Prutz. früher 'ang- sähriger Ordinarius der mittleren und veu-"-en Gssck'chte an der Universität Königsberg. Mitglied der bnnr. Akad»iiic der Wissenschaften, im Alter von 85 Jabren gestorben. Seit 1922 lebte der Gelehrte in Stuttgr-ß Als sein Hauptwerk gilt die von 1899 bis1902 erschienene vielbändigePreu­ßische Geschichte".

Geburtstag des Naturforschers Alfred Vrehm. Am 2. Februar dieses Jahres jährt sich zum hundertsten Mal der Geburtstag des volkstümlichen Naturforschers Alfred V rr.bzn, des Verfassers vonBrehms Verleben". Dis