Getreide eingesührt wird. Der Reichstag würde sofort die Getreidezölle aufheben und Deutschland würde mit Aus- iandsgetreide überflutet. Das gleiche gilt vom Fleisch."

würllemberi

Skuk.'gark, 24. 3an. Aegypkifches Konsulat.

Königlich Aegypkischen Konsul in Berlin ernann­ten Abdel Aziz Ghaleb Effendi, zu dessen Amtsbereich auch das Land Württemberg gehört, ist !m Namen des Reichs das Exequatur erteilt worden.

Politisches aus dem Gemeinderat. Der Christi. Vollrs- dienst, der im Gemeinderat zwei Vertreter hak, hak sich dort mit der Sozialdemokratie verbunden und auf die boden- reformerifche Grundstückspolitik festgelegt. Durch die Ver- bindung erstrebt der Christliche Volksdienst eine Vertretung m den Kommissionen. Der frühere deutsch-demokratische Gemeinderat Rechtsanwalt Dr. Wiedersheim-Cannstakt, der bei der letzten Wahl nicht mehr gewählt wurde und wegen der Ausgabe von Sonderzetteln die Wahl Dr. Gösers an- gefachten, diese Anfechtung aber nachher zurückgezogen hatte, ist jetzt aus der Deutsch-demokratischen Partei ausgetreten.

Die Verhaftungen in Stetten. Die Gründe für die Ver­haftung von Göh und Schmid wegen Mordverdachts sind folgende: Dem ermordeten Hilfsbahnwärler Pfund fiel es auf, daß fast ständig ein kleinerer Abmangel in Dien stk lasse dann vorhanden war, wenn Goh Dienst tat. Eine Meldung an die Vorgesetzte Bahn­behörde unterließ Pfund und legte die kleinen Beträge von seiner Tasche drauf. Einige Zeit vor der Tat sagte Pfund zu Götz, er werde den Abmangel künftig nicht mehr decken, sondern im Wiederholungsfall Anzeige machen. Un­geklärt ist auch, wie Götz einen größeren'Betrag, der etwa die Hälfte des bei dem Mord gestohlenen Geldes im Betrag von 150 Mark ausmachke, an seinen Schulden heimzahlen konnte. Götz hat auch, wie die «W. Z." berichtet, Äeuße- rungen des Inhalts gemacht, derAlte (womit Pfund ge­meint war) müsse vom Bahndienst weg". Es wird daraus von der Unkersuchungsbehörde gefolgert, daß Göh die Ab­sicht hakte, seinen Verwandten Schmid, der jetzt mitver- hafket wurde, an die Stelle des Pfund zu bringen. Wider­sprüche in den Aussagen des Götz über seinen Aufenthalt mr Zeit oder kurz nach der Tat, seine Heimkehr und sein Benehmen am Tatort selbst verdichten den Verdacht gegen ihn und führten zu seiner Verhaftung.

Eßlingen, 24. Jan. 600000 Mark für den Woh­nungsbau. Die Stadtverwaltung stellte beim Gemeinde- rat den Antrag, zur Förderung des Wohnungsbaus im Jahr 1929 600 000 Mark zur Verfügung zu stellen.

llnterheinriet OA. Heilbronn, 24. Jan. Wildschweine. Auf kiesiger Markung wurden seit längerer Zeit zwei starke Wildsauen gespürt und durch Förster Maier in Wildeck im Schnee eingekreist, worauf eine Anzahl Jäger Jagd auf st» machte. Hiebej glückt« es auch, eines der Tiere zu erlegen, Der glückliche Schütze war Schultheiß Kübler.

Möhringen a. A., 24. Jan. Brand. Heute früh brach in der Eßlinger Straße in dem Wohnhaus des Gottlob Wolf Feuer aus. Das Haus brannte fast vollständig nieder.

Zuffenhausen. 24. Januar. Eingemeindungs- fragen. Im Gemeinderat beantragte die demokratische Fraktion die sofortige Einleitung von Verhandlungen über die Eingemeindung von Zuffenhausen nach Stuttgart. Die Angelegenheit wurde einer Kommission überwiesen.

HeUbronn, 24. Jan. Die Uhren diebe vor Ge­richt. Im Oktober v. I. wurden in dem Uhrenladen von Robert Hehner hier in der Gerberstraße 120 Herren- und Damenuhren, 75 Ringe, sowie eine Uhr- und eine Perlen­kette entwendet. Als Dieb konnte der aus Reu'singen ge­bürtige Taglöhner Ulrich Haas in Eutingen festgenommen werden. Mitangeklagt wegen Hehlerei waren der Tag­löhner Karl Schmidt von Cannstatt, der Bauarbeiter Julius Ho hl och und der Händler Georg Schirm aus Stuttgart. Die Angeklagten waren, mit Ausnahme von Schirm, geständig. Das Schöffengericht Heilbronn ver­urteilte Haas zu 3 Jahren Zuchthaus, Schmidt zu 8 Mo­naten Gefängnis, Hohloch zu 2 Monaten und Schirm zu 1 Monat Gefängnis. Dem Einbrecher Haas wurden außer­

dem die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 5 Jah­ren aberkannt.

Weinsbera. 24. Jan. Rauchversuche gegen Frost- gefahr. In der Hauptversammlung des Landwirtschaft­lichen Ortsvereins teilte Dr. Kramer mit, daß in diesem Frühjahr Weinsberg staatliches Versuchsgebiet im Räucher­verfahren gegen Frostgefahr sein wird. Die Reichsregie­rung hat Württemberg hiefür den Betrag von 4000 Mark zur Verfügung gestellt. Es soll das Räuchern mit Oefen, die mit Teer und Asphalt geheizt werden, ausprobiert wer­den. Als Versuchsfeld sind etwa 200 Morgen Weinberg vor­gesehen.

Degmarn. OA. Neckarsulm, 24. Jan. Brand. Die gegenüber dem Rathaus gelegene Scheuer des Landwirts und Kraftwagenführers August Jochim brannte abends vollständig nieder. Vermutlich dürfte das Lastauto der Brauerei Lang, Stein, a. K., das Jochim führte und in seiner Scheuer eingestellt hatte,, den Brand verursacht haben. Das Auto ist mitverbrannt.

Nürtingen. 24. Jan. Gründung eines Ver­kehr sv e r e i n s. In einer von Stadtschultheiß Vaur einberufenen Versammlung wurde die Gründung eines Ver­kehrsvereins beschlossen. Stadtschultheiß Vaur betonte ins- besondere die Notwendigkeit des Baus einer linksufrigen Neckarbahn, die auf dein kürzesten Weg die Orte Plochingen- Nürtingen, Neckartenzlingen und Pliezhausen mit Tübingen verbinden würde und die schon vor Jahren vom Landtag genehmigt worden sei. Ziegeleibesitzer Theodor Mayer wurde zum provisorischen Vorstand, Rechtsanwalt Dr. B e r- roth zum provisorischen Sekretär des neuen Vereins ge­wählt, zu dem sich sofort 135 Mitglieder angemeldet haben.

Tübingen, 24. Jan. Meineid. Vor dem Schwur­gericht hatte sich der 21 I. a. Gefreite Josef R a g g, 7. Komp. 14. (bad.) Jnf.-Regts. in Tübingen wegen Meineids, und der 22 I. a. Gefreite Berthold Ganter, 7. Komp. 14. (bad.) Jnf.-Regts. in Tübingen wegen Anstiftung zum Meineid anläßlich eines Unterhaltsprozesses zu verantwor« ten. Ragg wurde zu 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus und 2 Jahren Ehrverlust, Ganter, der der Hauptschuldige und Verführer Raggs war, zu 4 Jahren Zuchthaus und Ab­erkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 5 Jahren verurteilt.

Dunningen OA. Rottweil, 24. Jan. Unglücksfall. Abends verunglückte der Sohn des früheren Schultheißen von Locherhof, August Jäckle, indem er, neben seinem »Fuhr­werk gehend, ausglitt und unter seinen rutschenden Wagen geriet, der ihn an einen Gartenzaun drückte. Der Be- dauernswerte trug schwere äußere und innere Verletzungen davon.

Rudersberg. OA. Welzheim, 24. Jan. Neubau eines Schulhauses. Der neugewählle Gemeinderat faßte als ersten Beschluß, den Neubau eines Schulhauses auszusühren.

Unterschlechtbach OA. Welzheim, 24. Jan. Hühner- farm. Gotthilf Fischer, Bruder des Mühlebsitzers Fischer von Mittelschlechtbach, der vor kurzem mit seiner Familie von Amerika in die Heimat zurückgekehrt ist, hat das neu­erbaute Anwesen des Maurers Karl Föhl-Ünterschlechtbach käuflich erworben. Er beabsichtigt, das Anwesen neuzeitlich auszubauen und darauf eine Hühnerfarm einzurichten. Auch die Familie Lang-Oberschlechtbach ist gegenwärtig daran, auf ihrem Anwesen eine moderne Hühnerfarm zu erstellen.

Reutlingen. 24. Jan. 7 5. Geburtstag. Land­schaftsmaler Professor Paul Wilhelm Keller wird am 21. Februar 75 Fahre alt. Der Künstler ist 1854 in Reut­lingen geboren.

Holzelfingen, OA. Reutlingen, 24. Fan. Rekord­flug einer Gans- Eine von einem Hund mitten im Ort aufgescheuchte Gans suchte ihre Rettung im Flug. Sie erhob ihre Schwingen, stieg alsbald zu einer ungewöhn-

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"ch?" Wo, wanore flH oem r-rrsausgang zu uno nog in majestätischem Fluge talabwärts über bewaldete Höhen unkerhausen zu. Nach einem etwa 1500 Meter langen Flug landete der Großvogel in der Nähe bei Unterhausen mitten ,m Walde. Die Gans konnte noch rechtzeitig vom Eigentümer in Sicherheit gebracht werden. Sonst hätte sie der Fuchs gestohlen. , - ,

Rechberghausen OA. Göppingen, 24. Jan. Ein viel­er s ^ u b , l a r. Oberlehrer A. Schellmann feiert in diesem Jahr nicht weniger als vier Jubiläen. Seit 35 Jahren ist er Rechner der Darlehenskasse und Chordirigent des Ge- sangvereinsHarmonia": seit 25 Jahren ist er Dirigent des Kirchenchors Ferner ist er seit 33 Jahren Organist Ober- Hut sich in der Zeit seiner vielseitigen Tätigkeit die Achtung und Liebe der ganzen Bürgerschaft er­worben.

Schramberg, 24. Januar. Tödlicher Betriebs­unfall. Der 52 I. a. Taglöhner David Trumm von Seedorf war einem Schlosser in der Uhrenfabrik von Gedr. Junghans bei der Reparatur einer Holzwollmaschine behilf­lich, als er plötzlich mit dem Kopf unter die Maschine ger.er und eine schwere Schädelverletzung davontrug. Ins städtische Krankenhaus übergeführt, starb der Verletzte am andern Nachmittag.

Tuttlingen, 24. Jan. Verkehrsunfall. Dieser Tage scheuten die Pferde eines Personenschlittens und rann­ten durch die Hermannstraße. Eines der Pferde stieß rm Geländer des Schlachthausstegs auf, wurde schwer verletzt und stürzte auf das Eis der Donau hinab. Es mußte auf der Stelle gelötet werden. Das andere Pferd blieb unver­letzt, weil das Geschirr riß. Ter Schlitten überschlug sich und stürzte mit den Insassen auf das Eis. Der Führer des Schlittens erlitt Verletzungen an der Nase. Der zweite In­sasse, ein hiesiger Arzt, klagte über Schmerzen auf der Brust.

Göppingen, 24. Jan. Politischer Zusammen­schluß. Im Gemeinderat verlas Oberbürgermeister Hart­mann ein Schreiben, in dem die volksvarteilichen und demo­kratischen Gemeinderäte Mitteilen, daß sie sich zur Fraktion der allgemeinen bürgerlichen Vereinigung zusammengeschlos- sen haben.

Gerskekten, OA. Heidenheim, 24. Jan. Die ungün­stige Wirtschaftslage beginnt sich auch in der hie­sigen Industrie fühlbar zu machen. In der mech. Weoerei der Gebr. Bing AG. wird schon seit längerer Zeit nur 5 Tage in der Woche gearbeitet, doch soll in Bälde wieder voll gearbeitet werden. Die Belegschaft der Geb r. Schüfe rschen Zigarrenfabrik arbeitet seit Jahresbeginn nur 4 Tage in der Woche.

Biberach, 24. Jan. Eingefrorene Enten. An einem bitterkalten Morgen entdeckte eine Frau auf der Eisdecke der Riß in der Nähe der Angermühle zweiDuck­enten", die mit den Füßchen in die Eisdecke eingefroren waren. Die Helferin löste die kleinen Schwarzröckchen aus der eisigen Umklammerung.

Ravensburg. 24. Januar. Gasrohrbruch. Gestern mußte auf dem Platz bei Metzgermeister Fritz die Gas­leitung aufgegraben werden. Starker Gasgeruch in den umliegenden Häusern läßt vermuten, daß ein Gasrohr ge­brochen ist. Gleichfalls muß wegen starken Gasgeruchs in der Reichlestraße aufgegraben werden. Es ist nicht aus­geschlossen, daß in beiden Fällen Lastkraftwagen die Ursache bilden.

Von der bayerischen Grenze, 24. Jan. Ein Unglück kommt selten allein. Der 10jährige Sohn der Fri­seurswitwe Spang in Dinkelsbühl wurde beim Spielen auf dem Eis von einem Herzschlag betroffen und war sofort tot. In kurzer Reihenfolge hat die schwer geprüfte Frau vorher einen anderen Sohn durch Unglücksfall verloren, sowie ihre Mutter und ihren Gatten durch Todesfall.

Vom bayerischen Allgau, 24. Jan. Hüttenbrand. Anz Hinterhädrich ist eine Alphütte vollständig nieder­gebrannt. Die Hütte war seit Jahren vom bayerischen Inf.- Regt. 19 belegt und diente als Unterkunftsraum für die Of­fiziere bei Hebungen. Der Schaden beträgt 25 000 Mark.

Vom Vodensee, 24. Jan. Beim Schiläufen schwer verunglückt. Der Leiter der Jllerwerke, Obsrbanrat Huber, stürzte beim Schifahren vom Pfänder so unglück­lich, daß er sich den Schistock gegen das rechte Auge rannte und die Stirnhöhle zersplitterte. Der Schwerverletzte wurde ins Spital nach Bregenz gebracht.

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11. Fortsetzung.

Da hielt der Wagen. Aus einer breiten, blumenum- rankten Loggia des kleinen hübschen Villenhauses winkten Frau Senalskys Eltern.

Herr Blöm kam heruntergelaufen und begrüßte lustig, wie es in seiner Art lag, Magda: unverwüstliche Lebens­heiterkeit sprühte dabei aus seinen lachenden Aeuglein. Frau Blöm küßte Magda auf beide Wangen, drückte ihre Hände und erkundigte sich sofort, ob sie nicht großen Hunger habe, und wie ihr Baden-Baden gefiele. Magda wurde es immer Wähler ums Herz. Die Atmosphäre der Sorglosigkeit, Schön­heit und leichten Genußsucht bezauberte und erhob sie.

Später, nach dem Abendessen, als Magda schon in ihrem Zimmer und dabei war, sich zu Bett zu begeben, klopfte Lidh noch bei ihr an. Sie müßte noch ein Viertelstündchen mtt ihr plaudern. Magda schloß die Tür auf und schlüpfte dann ins Bett zurück. Nun kam Lidh herein und fegte sich einen Sessel dicht zu ihr. . » .

Aus dem Viertelstündchen wurden aber fast zwei Stunden, und als Lidh Magda verließ, batte sie alles er­fahren, was sich seit dem Sommerfest zugetragen hatte. Auch von Andrees Antrag und dem Widerstand, den die Mutter leistete, hatte Magda zu ihr gesprochen.

Lidh war hochgesprungen bei Magdas Schilderung von den Umständen, unter denen sie gereist sei.

Herzensmagdalena" rief sie,da bist du ja förmlich vor deiner strengen Frau Mutter geflohen. Aber das ist ja hochinteressant!" Sie streichelte ihr die Wangen, setzte sich auf ihr Bett und fuhr eifrig fort:

Sag mal, liebst du Andres so sehr?" Da Magda rot wurde, lachte sie auf, umschlang Magdas Kopf mit beiden Händen und sagte: ^ .

Nun, laß nur sein, Schatz, du brauch,t mir ia reine Geständnisse zu machen." Sie lief wieder hin und her, blieb dann stehen und fragte, mit einem spitzbübischen Lächeln auf Magda niedersehend: , ^ ^

Aber Frau Andrer willst du aus reden Fall werden? Da richtet» sich Magda unwillkürlich auf und stützte Hr«n Kopf itz dt« HLlld. .Tis Mük HM Ltz io IW «inz

Verbündete hatte. Alle Zagheit war pwtztich vet thr wie fortgeblasen, nur der Wille, ihr Ziel zu erreichen, von zu Hause fortzukommen, am liebsten jetzt gar nicht wieder dahin zurück zu müssen, beherrschte sie vollständig.

Ja," sagte sie fest,ich möchte Andrees Frau werden. Doch wie soll das möglich sein, da Muttei ihn verabscheut."

Lidh kam zu ihr, umfaßte sie wieder und sagte mit einer heißen Freude in der Stimme:

Du hast ganz recht, Magdalenchen, daß du Andrees Frau werden willst. Solche Männer wie er laufen nicht viel herum in der Welt. Gut und jung und frisch sieht er aus. Und dabei ist er viel reicher als du denkst . . . Du, der kann dir alle Wünsche erfüllen . . ."

Da Magda den Kopf schüttelte, wurde sie noch eifriger:

Und verliebt ist er in dich! Du, Magdalena, der hat die große Leidenschaft für dich, das weiß ich schon lange. Ein Blinder konnte es ja sehen, so wie er dich vom ersten Augenblick, da er dich kennen lernte, mit den Augen verschlang."

Frau Senalskh sagte hierin die blanke Unwahrheit. Gar nichts hatte sie bemerkt oder gewußt. Sie wollte sich nur wichtig machen. Ein neuer Gedanke blitzte in- ihr hoch, den sie aber nicht anssvrach.

-»Aber nun gute Nacht! Morgen sprechen wir weiter darüber. Schlaf gut, mein Liebling, und träume von deinem zukünftigen Glück!" Sie küßte Magda und eilte dann schnell zur Tür hinaus.

Es war bereits Mitternacht als Frau Senalskh ihr Schlafzimmer betrat. Da sie nie ohne Bedienung fertig wurde, kam auch jetzt die etwas verschlafene Jungfer sofort zu ihr geeilt.

Gehen Sie, Rose, und bringen sie mir Papier und Tinte, ich habe ein Telegramm zu schreiben," rief ihr Frau Senalskh entgegen. Als das Mädchen damit zurückkam, setzte sie sich in Hast an ihren Frisiertisch nieder. Sie schrieb:

Kuno Senalskh, Berlin W-, Kurfürstendamm 6. Bringe Andrer unter allen Umständen mit. Anrufet morgen bestimmt. Andrer soll sogleich Reisevorbereitungen treffen. Es ist wichtig. Gruß Lidh."

Sie faltete das Telegramm zusammen und gab es dem Mädchen:

Beute nacht soll es noch als dringend aufgegeben wer­den; aber bestimmt, Rose, daß es keinesfalls vergessen wird."

Das Mädchen nickte und versicherte, daß es besorgt wer­den würde. Dann entkleidete sie Frau Senalskh. Endlich lag das ganz« Haus im Dunkel der stillen Nacht.

*

Am nächsten Mittag um zwei Uhr wurde Lidh von ihrem Mann an das Telefon gerufen. -.

Vor Ungeduld zitternd hatte sie auf dieses Ferngespräch gewartet. Es war kurz vor dem Mittagessen. Mit rhren Eltern und Magda hatte sie plaudernd auf dem Rasen des Gartens in Hellen Pedigrohrsesseln gelegen. Endlich nun sollte ihre Ungeduld gestillt werden: sie würde nun erfahren, ob Andres mitkäme.

Mit geheuchelter Ruhe erhob sie sich. Vorhm, als man von einem Spaziergang nach Hause zurückgekehrt war, hatte sie die Eltern und Magda sofort in den Parten dirigiert. Es sollte heute niemand zuhören, wenn' sie mit ihrem

Ja, hier ist Lidh. Guten Tag, Kuno, kommt Andree?

Nein," ertönte Senalskys Stimme.Aber warte, Andree ist hier und wird dir guten Tag sagen."

Andree?"

Guten Tag, schöne Frau Lidh!"

Nein, Andree, keine Scherze. Hören Sie. Magdalena am Ende ist seit gestern hier, sie ist von der Mutter hart behandelt worden, weil sie Herrn Bröse . . ."

Wie?"

Weil sie Herrn Bröse, den Sie ja auch kennen, nicht heiraten wollte. Sie ist von Hause geflohen . . . Wollen Sie nicht kommen? Vielleicht wäre das ganz gut . . .

Nach einer kurzen Pause fragte Andres:

Weiß Fräulein Magda, daß Sie mich rufen?" ,

Aber nein, bewahre. Ich tue das ganz aus Instinkt. Ich , denke. Sie interessieren sich für sie? . -"

Also ich komme. Aber bitte zu niemanden ein Wort..

Aber bewahre ... Mit welchem Zug werdet ,hr hier

lein.' , , , c

Wir nehmen den Abendzug und steigen im Hotel ab.

Gut, gut, auf Wiedersehen!"

Auf Wiedersehen!"

Ganz erhitzt vor prickelnder Aufregung und Genug­tuung, hing Frau Lidh den Hörer an. Klopfenden Herzens blieb sie stehen und nestelte ihr goldenes Puderbüchschen auf, nahm dann auch den Spiegel von den vielen Gold- reauisiten, die in ihrer großen goldenen, stsinbesetzten Hand­tasche sich befanden, sah hinein und puderte sich fl-nk und geschickt das Gesicht, schminkte den Mund neu und zog die Augenbrauen nach. Ein ungemein wohliges Gefühl ergriffne^

(FoctsekU"g kolqt.Z

Senkt an die hungernden Söget!