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Nummer 3

Fernruf 179

Freitag den 4. Januar 1929

Fernruf 17S

64. Jahrgang

Parker Mberls Neusahrsgrub

Schlimmer Auftakt zur Sachverständigenkonferenz

Daß die Locarnopolitik uns bisher nur Enttäuschungen gebracht hat, darüber kannte Reichspräsident v. Hindenburg schon beim vorigen Neujahrsempfang Klage führen. Die alte Klage hat er in diesem Jahr, der wachsenden Ent­täuschung entsprechend, stark betonen müssen. Und er hat damit nur ausgesprochen, was das ganze Volk empfindet. Ueberall werden die Worte des Reichspräsidenten Zustim­mung finden, daß wir ohne die Zusammenfassung aller schaffenden Kräfte im Innern die Unabhängigkeit nicht er­ringen werden, und dazu gehört auch, daß wir die Lebens­kraft der deutschen Landwirtschaft vor dem Erliegen bewahren. Ohne die. Landwirtschaft hat der Kampf um unsere Unabhängigkeit jeden Sinn verloren. Denn ein Volk, das in seiner Ernährung nicht frei ist diese harte Lehre des Kriegs sollte doch noch nicht vergessen sein! ist über­haupt nicht mehr frei. Wenn eins, so sollte also dies Pro­blem außerhalb des Parteigezänks stehen: daß man die deutsche Landwirtschaft fähig erhält, ihre Aufgabe der Volksernährung zu erfüllen. Und mit Recht hat H-ndenburg gerade diese Aufgabe der Reichsregierung nochmals dringend ans Herz gelegt.

Denn wir dürfen nicht verkennen, daß im Vorgehen des Bundes unserer alten Kriegsgegner gegen uns eine furcht­bare Folgerichtigkeit liegt. Deutschland soll die Wirtschaftskolonie der Kriegsgewinner sein und bleiben, aus der herausgepreßt wird, was irgend geht, und an die abgesetzt wird, was die Kriegsgewinner im Ueberfluß haben: Rohstoffe und Nahrungsmittel. Für die Verwirklichung dieses Plans ist die deutsche Landwirtschaft also nur ein Hindernis. Wie ernst es aber dem Trust der Kriegsgewinner mit diesem seinem Plan ist, kann auch der Gutgläubigste aus dem Bericht des Dawesagenten erkennen, der nach gründlicher Ueberarbeitung im Sinn des Poincarismus zu Neujahr verspätet erschienen ist. Wenn eine gute Wirkung von ihm zu erhoffen ist, so ist es die, daß er auf die deutschen Traum- po.litiker ernüchternd wirken werde. Der Be­richt ist ganz und gar im Stil eines Oberfchwitzmeisters der großen Sklavenplantage Deutschland gehalten, und es rächt sich jetzt bitter, daß alle deutschen Regierungen seit 1924 dem Dawesagenten gegenüber auf jede eigene Meinung verzichtet haben. In allen Berichten des Dawesagenten kehrt die alberne Wendung wieder:Der Dawesplan arbeite befriedigend". Sinnlos albern ist die Wendung des­halb, weil der Dawesplan der von dem Grundsatz aus­ging, nur aus wirtschaftlichen Ueberschüssen könne die Zahlung des Kriegstributs geleistet werden zu arbeiten noch gar nicht angefangen hat. Und zwar um deswillen nicht, weil er einmal von Deutschland Lei­stungen fordert, die es selbst in der Blüte seiner Vorkriegs­zeit nicht hätte vollbringen können, und zum andern deshalb nicht, weil die Hauptgläubigerstaat-'N gar nicht wollen, daß erbefriedigend" arbeite. Sie sperren sich gegen die Ausnahme eines vielleicht möglichen deutschen Wirtschafts­überschusses und sabotieren damit offenkundig den Dawes- ol-n.

Das alles sind Zustände, die für den Dawesagenten ein­fach nicht da sind. Er kritisiert wacker an innerdeutschen Zu­ständen herum zum Teil nicht mit Unrecht, wie ohne wei­teres zugegeben werden muß aber er enthält sich jeg­licher Kritik, sobald diese sich gegen die Politik seiner Auf­traggeber, der Gläubigerstaaten, richten müßte. Das mag wm Standpunkt Parker Gilberts richtig sein, denn er wird dafür bezahlt, die beste Methode. r-> man Deutschland bis aufs Blut auspressen könne, zu studieren: ganz unbegreif­lich aber ist es, wie deutsche Regierungen sich auf den glei­chen Standpunkt stellen und Parker Gilberts willkürliche Behauptung vombefriedigten Arbeiten" des Dawesplans nachsprechen konnten.

Reichskanzler Müller hat vor kurzem beim Bankett des Vereins Berliner Presse diese gefährliche Wendung wieder­holt. Vielleicht darf man annehmen, daß er sich heute, nach­dem er die Auszüge aus Parker Gilberts-Bericht gelesen Kat, doch hüten wird, es ein zweites Mal zu tun. Denn lerne Bemerkung in der Ansprache an den Reichspräsiden­ten, daß manche Ausländer Deutschland in einem Zustand der Blüte sehen, der den Tatsachen nicht entspreche, scheint doch daraus hinzüideuten, daß er die Gefahr mittlerweile er­kannt hat. Wer Augen hat zu sehen, der kann sich nicht dar­über täuschen: Parker Gilberts Bericht, der wohl seinen Abschiedsgruß an Deutschland bedeutet, stellt sich rück­sichtslos in den Dienst einer Politik, die Deutschland nicht wieder sre Nassen will, die es vielmehr so hoch belasten will, daß ein ehrliches Abarbeiten der Last ein­fach unmöglich ist, und die es gleichwohl für verrückt genug halten möchte, als Dreingabe an seine Ausbeuter auch rwch auf das bißchen Transserschutz zu verzichten!

.Daß das eine gefährliche, eine für den Frieden der Welt bedrohliche Politik ist, darüber hat sich Herr Parker Gilbert vermutlich keine Gedanken gemacht. Er wird nicht daiür bezahlt, für den Frieden der Welt zu sorgen, sondern die Vivisektion zu übernuckien, die der Dawesplgn am deutschen

ragesspiesel

Me deutschen diplomatischen Vertreter in London, Paris und Brüssel sind aufgefordert worden, an das Auswärtige Amt zu berichten, in welcher Weise sich der Jahresbericht des Dawesagenten bei der fremden Regierung ausgewirlrl habe. Die Reichsregierung wird den Jahresbericht amtlich richtigstellen.

Das Befinden des Königs von England ist unverändert ernst. Es bemühen sich jetzt elf Aerzte um den Kranken.

Wirtschastskärper vornehme!, soll. Und er stellt fest, daß dem deutschen Wirtschastskärper die Blutabzapfung glänzend be­kommen sei und auch in Zukunft glänzend bekommen wer­de. Herr Parker Gilbert hätte sich die französische Eh'en- legion und den englischen Hosenbandorden dazu verdient, wenn er sie annehmen dürfte.

Neueste Nachrichten

Weitere Zunahme der Arbeitslosigkeit

Berlin, 3. Jan In der ersten Hälfte des Monats De­zember hat die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger in der Arbeitslosenversicherung erheblich zu­genommen, und zwar von rund 1030 000 auf 1300 000, d. i. um 270 000 oder um 26,2 v. H. (in der vorhergehenden Berichtszeit 27,9 v. H). Die Zahl der Zuschlagsempfänger ist in der Zeit vom 1b. Novembe- vis 15. Dezember von 761 000 auf 1285 000 gestiegen. Die Zahl der Krisen­unterstützten ist bei den Hauptunterstützungsemp­fängern um rund 8700 oder 8,1 v. H. (von 108100 auf 116 800): bei den Zuschlagsempfängern von rund 107 300 auf 121200 gestiegen.

Lehrermangel in Württemberg. Junglehrernok in Preußen

Berlin, 2. Jan. Im preußischen Landtag ist folgende kleine Anfrage des Abg Eickhoeffel (DN.VP.) ein­gegangen: Durch die Presse geht die Nachricht, daß Würt­temberg zur Behebung des dort drohenden Lehrermangels von Ostern ab Abiturienten in einem einjährigen Kursus zu Volksschullehrern heranbilden will. Ist das Staaksmini- sterium bereit, angesichts der großen Junglehrernot in Preu­ßen sofort mit der würtkembergischen Skaaksregierung um llebernahme einer entsprechenden Anzahl von Junglehrern zu verhandeln?

Kein badisches Konkordat!

Karlsruhe, 3. Jan. Im badischen Landtag richtete Abg. Oberkirchenrat I) M a g c r (D.-Nat.> die Anfrage an di; Regierung, ob bei ihr schon Anregungen ergangen seien, Bert, mdlungen mit der einen oder anderen Religionsgesell- sck.afl ins Auge zu fassen und ob ine Regierung bereits für solche Verhandlungen eine bestimmte Stellung eingenommen habe. Der Minister für Kultus und Unterricht erklärte, daß er im Juli vergangenen Jahrs auf eine liberale An­frage erklärt habe, Verhandlungen mit dem erzbischöflichen Ordinariat über ein Konkordat hätten nicht stattgefunden. Die württeinberchsche Regierung habe angefragk, ob Baden einer kirchlichen Regelung nahekreken wolle. Seither bade die Regierung keinen Anlaß mehr gehabt, für etwaige Ver­handlungen mit der einen ode- andern Religionsgemein­schaft eine bestimmte Stellung einzunehmen.

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Zehn Jahre Diktatur

Madrid. 3. Jan. In dem halbamtlichen BlattNacion" schreibt der spanische Diktator General Primo de Rivera, ein Land müsse mindestens zehn Jahre durch Diktatur regiert kberden, damit die doppelte Aufgabe erfüllt werde: einerseits Gesundung der Politik, Rechtsprechung, Verwaltung und der gan'en bürgerl'chen Gesellschaft, anderseits Vorbereitung einer sichren Grundlage für ge­ordnete Zustände.

llebernahme von ausländischen Hsnzessionsgebielen in chinesische Verwaltung

Paris, 8. Jan. Havas berichtet ar-s Hankmi: Drr chine­sisch; Vezi.rksrat hat in den Bezirken Hankaii, Wutschang und Hanyang oie Verwaltung der früheren deutschen, russi­schen und französischen Konzessionszone übernommen. Die Schnelligkeit di;!;r Maßnahme hat dle ausländischen Be­hörden am Einschreiten gehindert. Man erwartet aber, daf die Angelegenheit bald aufgerollt werden wird.

Das erwachende Indien

Kalkutta, 3. Jan Der indische Nationalkongreß nahm ferner ein von GH an di ausgearbeitetes Programm für die Organisation der Massen an, dessen wichtigste Bestim­mungen sind: die Aufhebung des Berührungs­verbots (die höheren Kasten durften nach diesem uralten Verbot mit den niedrigen Kasten in keine Berührung, namentlich nicht in eheliche Verbindung kommen, damit

Mut und Rasse rein erhalten werden), Verbot alko­holischer Getränke und Boykottierung aus- ländischer Tuche: es sollen nur solche Tuche in Ge­brauch genommen werden, die im indischen Haus hergestellt worden sind. Bei der Begründung des Programms führte Ghandi aus, die Selbstverwaltung Indiens .werde innerhalb eines Jahrs in greifbare Nähe gerückt sein, wenn das Programm durchgeführt werde. Der Führer der indischen Liberalen, Chimanlal Setlava d, erklärt-) die Vormundschaft Englands gehe ihrem Ende entgegen, das indische Volk sei volljährig geworden und verlange von seinem Vormund fein Eigentum zurück und fordere Rechen­schaft über sein bisheriges Tun.

Dr. Ansari sagt, an den Nordgrenzen Indiens ziehe die britische Regierung Truppenmassen zusammen unter dem Vorwand, es sei ein Einfall der Afghanen zu befürchten. In Wirklichkeit handle es sich um Vorberei­tungen, Rußland niederzuwerfen. Indien erbebe da­gegen Einspruch denn es wolle mit jedem Land in Frieden leben und sich nicht für die britische Herrschsucht ausbeuten lasten.

Mrllembm

Stuttgart, 3. Januar.

Um die. Stuttgarter Wasserversorgung. Vor einigen Tagen besichtigte die Technische Abteilung des Stuttgarter Eemeinderats mit dem Gemeinderat von Magstadt das Ge­lände im Hölzertal, das für das Projekt der Wasserversor­gung in Frage kommt. Der Staudamm, der an der Furt das Hölzertal schneidet, wird etwa 170 Meter breit und 700 Meter lang. Der Damm soll mit einem hohlen Veton- . kern versehen werden, der zur Kontrolle des Leckwerdens dient. Um das Wasser dem Hochreservoir zuzuführen, muß ein Stollen von etwa 2100 Meter Länge gegraben werden.

Die Technische Hochschule Stuttgart wird im laufenden Winterhalbjahr von 1898 Studierenden, darunter 52 weib­lichen, besucht. Hievon sind 1154 Württemberger, 648 An­gehörige anderer deutfcher Länder, 35 Deutjchstämmige,

8 Oesterreicher, 11 Schweizer, 10 Bulgaren, 32 andere Aus­länder. Außerdem sind 597 sonstige Personen, darunter 330 weibliche, als Gasthörer zum Besuch der Vorlesungen berechtigt.

Zum 80. Todestage Gabelsbergers. Franz Taver G a - belsberger, der Begründer der deutschen Stenographie, ist am 4. Januar 1849 gestorben. Gabelsberger, ein bayr.. Ministerialbeamter, hat in einem sorgsam ausgeklügelten System die Stenographie, die bis dahin der Allgemeinheit fast unbekannt war, geschaffen. Seine grundlegende Erfin­dung kommt auch im neuen deutschen Einheitskurzschrist- system zur Geltung.

Aus dem Lande

Stetten OA. Waiblingen, 3. Januar. 8 0. Geburts­tag. In seltener körperlicher und geistiger Frische feiert heute Oberjustizrat Dr. Mayer seinen 80. Geburtstag. Er war lange Jahre Vorstand der Strafanstalt Gotteszell bei Gmünd.

hall, 3. Jan. Ein? Spur des vermißten Arztes. Von Beamten des Landjägsrkommandos wurde gestern unweit des Tullauer Eisenbahnviadukts um K"cher der Schirm des seit 29. Dezember vermißten Arztes Dr. med. Elsäßer gefunden.

Kindringen OA. Oehringen, 3. Jan. Schweres Ex­plosionsunglück. Ein Schutzmann brachte eine mit Pulver geladene Röhre, die er gefunden hatte, ins Wirts- Ammer, wo mehrere Gäste versammelt waren, die den Sprengkörper durch Entleerung des Pulvers unschädlich machen wollten. Dabei muß ein Funke das Pulver ent­zündet haben und das Eisenstück verletzte Schultheiß Manz im Gesicht und an beiden Händen sehr schwer, so daß ihm die linke Hand abgenommen werden mußte und auch für die andere noch die Gefahr des Verlustes besteht.

Künzelsau, 3. Jan. Gewerbeausstellung. Aus Anregung des Zweckverbandes der Gewerbevereine des unte­ren Kochertals wurde in einer gemeinsamen Ausschußsitzung des Kaufmännischen und Gewerbevereins Künzelsau für Herbst 1929 die Abhaltung einer größeren Gewerbe­ausstellung einstimmig beschlossen.

Erkenbrechtsweiler OA. Nürtingen, 3. Jan. Unkall beim Neujahrsschießen. Der 18jähriae Wilhelm Bauer von hier und drei seiner Kameraden hantierten in der Neujabrsnacht mit einem Vorderlader. Beim Laden ging der Schuß vorzeitig ios. Bauer erhielt schwere Ver­letzungen im Gesicht. Das eine Auge ist verloren, das an­dere gefährdet. Bauer wurde noch in derselben Nacht nach Tübingen verbracht. Die Verletzungen der Kameraden sind leichterer Art.

Areudenstadk, 3. Januar. Schwerer Autounfall. Am Silvesterabend wurde auf dem hiesigen Haupibahnhof- vorplatz ein in dem früheren Schwarzw-abdholel wohnendes ISjähnges Mädchen von. einem hiesigen Privatauw «UW»