/ .
M
/
V v-
E^LZtslbots JeitrrnZ
^ AmtsblattunS Bn^eigevfünWilöbaö
^ uriS Sas^obeve En^fsl
v-1
Ericheint täglich, aus gen. Sonn- ll. s 1.40 RM. frei ins Haus g
eiertag«. Bezugspreis monatlich . Haus geliefert; durch die Post bezogen im innerdeutschen Verkehr monatlich 1.7K RM. — Einzelnummern 10 Psa Girokonto Nr. So bei der Sberamtsfparkast« Neuenbürg zweigstelle Wildbad. — Bankkonto: EnÄaldank Hiiderle L Lo., Wilobad. Psorzheimer Dewerbebank Fil. Wildbad. - Postscheckkonto W174.
oder deren Raum im Bezirk Reklamezetle SV Pfg. „ Auskunfterteilung werden
jeweils 10 Pfg. mehr berechnet. — Schluß der Anzeigennahm« täglich 9 Uhr vormittags. - - In KenkuesfLllen oder wenn gerichtliche Beitreibung notwendig wird, fällt jede Nschlaßgewährung weg.
LE..
Druck, ««lag uud Schrtftleitungr Theodor Sack, SUdbad, Wilhelmstratze 8«. Telephon 17». — Wohnung: Biswarckstratz« «8
WN«--.'
^Nummer 282
Fernruf 17S
Groener über Heer und Marine
In der Deutschen Gesellschaft in Berlin hielt am 27. November Reichswehrminister Groener einen Vortrag über die Zukunft von Heer und Marine. Cr führte u. a. aus: In dem Parteistreit um den Panzerkreuzer sei es ihm ein Bedürfnis der Ehrlichkeit und Reinlichkeit gewesen, die Kabinettsfrage zu stellen. Es sei eine Unwahrheit, wenn behauptet werde, er habe den Reichspräsidenten in den Streit gezogen. Gerade das Gegenteil sei der Fall. Die Gegenseite habe behauptet, der Reichspräsident werde die Ablehnung des Panzerkreuzers nicht für ein Unglück hnlten. Darauf habe er die Wahrheit wiederherstellen müssen mit der Feststellung, daß der Reichspräsident vollkommen seine (Groeners) Auffassung billige. Der Verzicht auf Seegeltung in der Ostsee in dem bescheidenen Rahmen des Versailler Vertrags wäre für Deutschland gleichbedeutend mit dem Verzicht aus O st Preußen. Darüber sollte man sich doch klar sein. Die Reichswehr sei gut und man hole aus ihr heraus, was herauszuholen ist. Man sehe aber keine klare Linie in der allgemeinen Entwicklung, sondern nur tastende Versuche, den Erfahrungen des Weltkriegs ein neues System abzuringen. Daß das Systeyi, wozu Frankreich dabei gelangt ist, einseitig auf Bekämpfung Deutschlands eingestellt ist, dürfen wir uns nicht verhehlen. Die Unsicherheit, die mehr oder minder überall herrscht, sei die Folge des Stellungskriegs, der allen Beteiligten schlecht bekommen — und unser Verderben geworden ist. Nicht in dem Mißerfolg an der Marne sieht Groener den Keim unserer Niederlage, sondern in dem Entschluß, der nach dem Rückzug an die Seine gefaßt wurde: sich in den französischen Boden einzügraben und an den französischen Boden anzuklammern. Im Stellungskrieg, der daraus entsprang, wurde der Geist operativen Denkens getötet, ging die Führung von der Strategie mehr und mehr aus die Technik über.
Der Technik verdanken wir denn auch die neuen Waffengattungen, die zunächst einer gewissen Ueberschätzung unterliegen. Dem Gaskrieg sei wohl ein mehr literarischer Wert zuzuschreiben. Einstweilen liege die stärkste Wirkung der Gaswaffe in der Furcht, die von ihr ausgehe. Auch dem Tank sei keine übertriebene Bedeutung beizumessen. Dagegen sei die Luftwaffe hoch zu werten und sehr ernst zu nehmen. An die Spitze der Spezialwaffen stellt Groener den Nachrichtendienst, der 1914 im Westen versagt habe.
Er stehe auf dem Boden eines gesunden Pazifismus, der für Deutschland allein berechtigt sei: den Frieden wollen, soweit es von uns abhängt, ihn zu erhalten. Vernünftiger Pazifismus könne sich nur auf Wehrwillen und Wehrhaftigkeit gründen. Unvernünftig sei dagegen der Pazifismus, der sich auf Wehrlosigkeit und Unterwerfungswillen gründet. Dieser Pazifismus grenze an Landesverrat und sei in seinen Folgen weit gefährlicher als der" materielle Landesverrat. Andererseits müsse er vor dem Illusionismus warnen, der auf einer Ueberfchätzung der ideellen Kräfte gegenüber den Machtmitteln des Kriegs von heute beruhen.
Zwischen beiden Extremen gehe die Reichswehr stetig und nüchtern ihren Weg. Sie sei nicht das „Modellheer", aber auch nicht das „mustergültige Kriegswsrkzeug", als das feindliches Uebelwollen sie verschreien möchte. Aber was mit den beschränkten Mitteln, die uns geblieben sind, aus ihr gemacht werden kann zum Schutz des Vaterlands, das solle sie werden, soweit es nicht schon ist. >
Die pslarschrlen LrZ „Gras Zeppelin"
Flüge von insgesamt etwa 20 060 Kilometer Länge 1
In den Verhandlungen Dr. Cckeners und Nansens mit dem Reichsverkehrsminister v. Guerard wurden, wie verlautet, folgende Richtlinien für die Polarfahrt des Zr ''n ausgestellt: Das Luftschiff „Graf Zeppelin" wird im jahr 1930 der Internationalen Sludiengesellschast zur Erforschung der Arktis, deren Vorsitzender Fritjof Nansen und deren Vorstand Dr. Eckener beigetreten ist, zu Fahrten über dem Nordpolargebiet zur Verfügung stehen. Als Stütz- vunkte sind diesseits des Pols Leningrad (Petersburg) und jenseits des Pols No me in Alaska vorgesehen, und zwar werden an beiden Orten Ankermaste errichtet. Wegen dieser Vorbereitungen, die jetzt erst von der russischen beziehungsweise amerikanischen Regierung in Angriff genommen, aber erst im Laus des Jahrs 1929 durchgeführt werden können, weil Nome erst im Sommer eisfrei wirk mußte die Expedition auf das Frühjahr 1930, und zwar auf die Monate April bis Mai verschoben werden, weil nur diese Jahreszeit wegen des Fehlens jeglicher Nebelbildung in den Polarregionen für die wissenschaftlichen Beobachtungen vom Luftschiff aus in Frage kommt.
Das Luftschiff wird dann von Friedrichshafen zunächst nach Leningrad übergeführt werden, um von hier aus die erste Polarfahrt nach Nome, und zwar über rund 7000 Kilometer, anzutreten. Dabei muß van vornherein betont werden, daß es sich in keiner Weise in erster Linie um die Erforschung der Verhältnisse am Nordpol selbst, vielmehr vornehmlich um hie geographische AufklL,
Freitag den 30. November 1928
Tagessmegel
Die Räteregierung ist durch die Ernennung des Ministerialdirektors Dr. von Dirksen im Auswärtigen Amt zum deutschen Botschafter in Moskau als Nachfolger des verstorbenen Brockdorff - Rantzau sehr befriedigt. — Dr. Herbert v. Dirksen steht im 47. Lebensjahr. Er war 1926 Gesandtsü^lftsrat in Warschau.
Nachdem die Reichsbahngesellschaft erklärt hat, daß eine Kürzung der Arbeitszeit sie zu Tariferhöhungen nötigen würde, te-lt auch die Reichspostverwal- kung mit. daß die Verkürzung der Arbeitszeit die Einstellung von etwa 15 666 neuen Kräften in den Postbetrieb erfordern würde. Dazu wäre ein Kostenaufwand von etwa 59 Millionen erforderlich. Wenn aber die Dost ein- gewisse Vorbereikungszeit für die Amstellung erhalte, glaube man, einen Teil dieser kosten dur Raiionaiisiernngsmaßnahmen einsparen zu können.
»
Die nächste Tagung des Völkerbundsraks am 16. Dez. sott, wie verlautet, nicht in dem um diese Zeit klimatisch nicht günstigen Genf, sondern wahrscheinlich in Lugano abgehallen werden, und zwar angeblich mit Rücksicht auf das schonungsbedürftige Befinden Dr. Slresemanns und Lhamberlains.
rung der Jnnerarktis, und zwar besonders des Gebiets zwischen Pol und Kap Berro an der Nordküste von Alaska handelt. Ferner sollen die kontinentalen Schslf- länber, und zwar sowohl das asiatische wie das kanadische, mit dem Echolot ausgelotet werden. Unter „Schelfrändern" versteht man die Ausläufer der Kontinente, die von Flachsee bis zu 200 Meter Tiefe bedeckt sind.
Von Nome aus wird die zweite Fahrt nach der Jnnerarktis in Form einer ebenfalls 6—7000 Kilometer weiten, nach Alaska wieder zurückführenden Schleife unternommen werden, worauf wieder guer über das Polargebiet die Rückfahrt nach Leningrad erfolgt. Ob bei diesen Forschungsfahrten Landungen auf arktischem Gebiet oder wenigstens das Aussetzen von Booten versucht werden wird, steht noch nicht fest. Auf jeden Fall werden neben geographischen und fonstio-n Studien auch Erkundigungen der meteorologischen Verhältnisse in der Arktis in der Richtung durchgeführt werden, ob eventuell die Einrichtung regelmäßiger Luf t sch i ff l i nien von Europa nach Amerika über die Arktis hinweg möglich ist und ob zu diesem Zweck die Schaffung von Stützpunkten und Stationen im Polargebiet in Frage kommt.
Dr. Eckener hat auf Grund seiner Erfahrungen das Vorhandensein einer Vereisungsgefahr bei derartigen Zeppelinfahrten über arktischem Gebiet verneint. Ueber- haupt dürfte sich die Lustschiffleitung in meteorologischer Hinsicht bei diesen Reisen weniger Schwierigkeiten gegenübersehen, als bei der Ueberquerung des Nordatlantik. Jede dieser drei Fahrten wird, da im Interesse der sorgfältigen Prüfung der Beobachtungen die Geschwindigkeit des Luftschiffs zeitweise vermindert werden wird, etwa fünf Tage dauern.
Neueste Nachrichten
England gegen die Entschädigungskommiffion
London, 29. Nov. Amtliche Kreise bemerken zu dem Vorschlag der französischen Regierung, daß die Pariser Enk- schädigungskommission die Sachverständigen für die Aepa- rationsberatungen zu ernennen habe, daß nach dem Genfer Aebereinkommen die Ernennung Sache der beteiligten Regierungen sei. Auf keinen Fall sei die Pariser Kommission, wie man in Paris anzunehmen scheine, zuständig für die Mahl der deutschen Mitglieder, sin den Pariser Blättern sei der weitere Vorschlag gemacht worden, ein Sonderausschuß von Sachverständigen der Berbandsmächte solle Vorberatungen abhalken und dann den deutschen Sachverständigen seine Beschlüsse zur Annahme vorlegen, wie es früher üblich war. Diese Zumutung müsse England ablehnen. Es sei bedauerlich, daß der Name der Entschädigungskommisston überhaupt genannt wurde, denn man könnte es Deutschland nach seinen gemachten Erfahrungen nicht verübeln, wenn es sich dadurch verletzt fühlte. — Hoffentlich hält diese Einsicht in London auch durch.
»Erstaunlich guke Wirkschaftslage ln Frankreich-
London, 29. Nov. Ein ausführlicher Bericht des Handelssachverständigen der britischen Botschaft in Paris, I. R. Ca- hill, über die „erstaunliche wirtschaftliche Wohlfahrt Frankreichs" während der letzten 5 oder 6 Jahre findet in der Presse große Beachtung.
Aufhebung der Freizügigkeit ln Italien?
Rom, 29. Nov. Im ersten Halbjahr 1928 betrug die natürliche Vermehrung durch Geburten in Neapel 5238«
Fernruf 179
63. Jahrgang
Nom 4772, 'Mailand 1139, Venedig 984, Genua 65, Turin 156, Bologna 148, Florenz 5. Dagegen betrug die Zuwanderungin Neapel 8167, Rom 12 320, Mailand 9250, Genua 5302, Venedig 819, Turin 25 301, Bologna 5527, Florenz 1935. In den sechs Monaten sind also in die acht größten Städte Italiens nicht weniger als 68 621 Menschen eingewandert, eine Zahl, die sich voraussichtlich im Winterhalbjahr verdoppeln wird. Milliarden und aber Milliarden Lire sind in den sechs Jahren der faszistischen Regierung für Notstandsarbeiten, Straßen-, Kanalisations- und Straßenbahnbauten, für Häuserbau in den Städten ausgegeben worden und trotzdem ist es auch in Zukunft unmöglich, die Wohnungsnot der großen Städte zu beseitigen. Der „Popolo d'Jtalia", das Blatt Arnaldo Mussolinis, schreibt, es gebe nur noch ein Mittel, der Entvölkerung des platten Lands und der Uebervölkerung der großen Städte, die mit einem immer stärkeren Geburtenrückgang in diesen verbunden ist, zu steuern: die Aufhebung der Freizügigkeit vom Land in die Stadt. Und dieses Mittel müsse schon sehr bald ergriffen werden. — Der bevölkerunos- mordende Zug in die Großstadt ist eine Zeiterscheinung, die bekanntlich nicht nur in Italien zu beobachten ist.
Der Lohnkampf
Düsseldorf, 29. Nov. Die neuen Verhandlungen zwischen den beiden Parteien, die beide auf ihrem Standpunkt gegenüber dem Schiedsspruch verharrten, haben bisher zu keiner Annäherung geführt; auch die letzten Besp.'schlingendes Regierungspräsidenten mit den Parteien gesondert - blieben ohne Ergebnis, so daß er die Verhandlungen auf Samstag vertagte. Ja Jrrgeftändmsierr scheint ans beiden Seiten keine Neigung mehr zu bestehen. Der Vermittlungsvorschlag vom 21. November, der nur ein kurzfristiges Uebergangsabkommen zum Schiedsspruch darstellte und von den Arbeitgebern deshalb abgelehnt wurde, stammte, wie Regierungspräsident Bergemann heute erklärt, nicht von ihm, sondern von den Gewerkschaften.
Der Untersuchungsausschuß im Ruhrgebiek eingelroffen
Vertreter des Reichsarbeits-, des Reichswirtschafts- und des Reichsfinanzministeriums sowie des preußischen Wohlfahrtsministers sind im Ruhrgebiet eingetroffen, um gemäß dem Beschluß des Reichskabinetts die Untersuchung über die Verteilung der Reichsunterstützung durchzuführen und den durchschnittlichen Stand der gemeindlichen Unterstützungssätze und ihr Verhältnis zu den Löhnen festzustellen. Auf Grund dieser Feststellungen soll die Verteilung neu geordnet werden. Für die Bemessung der Unterstützungen sollen fortan ausschließlich die Bestimmungen des Reichsfürsorgegesetzes maßgebend sein. Die Wohlfahrtsbeauftragten der in Betracht kommenden Gemeinden sind zusammenberufen worden, um den Vertretern der Reichsministerien die erforderlichen Auskünfte zu erteilen.
Eingreisen des Reichs in den Lohnkampf
Der Einigungsversuch des Regierungspräsidenten Bergemann wird vom Reichsarbeitsminister als gescheitert betrachtet. Da die gerichtliche Entscheidung noch einige Zeit auf sich warten lassen wird, beabsichtigt das Reichsardeiis- ministerium, von Reichs wegen einzugreifen. Es ist in Aussicht genommen, eine besonders geeignete Persönlichkeit zu beauftragen, den Parteien ein Gutachten vorzulegen, dem sich beide aus Billigkeitsgründen fügen. Genannt wurden der Reichsgerichtspräsident Dr. Simons oder der frühere Reichsarbeitsminister Dr. Brauns. Von unterrichteter Seite wird jedoch betont, daß diese beiden Herren -sicht in Frage kommen. ,
Stillegungen in Westfalen
Infolge des Lohnkampfes in Nordwestdeutschland mußten im Kreis Altena (Wests.) bereits 15 Werke der weiterverarbeitenden Industrie teils wegen Rohstoff-, teils wegen Absatzmangels stillgelegt werden.
Lenlfcher Reichstag
Berlin. 29. November.
Arbeitslosenversicherung
Abg. Dr. Agena (Dntl.) erklärt, das Gesetz über die Arbeitslosenversicherung habe gerade auf dem flachen Land die schärfste Kritik erfahren. Das Gesetz passe vielleicht für die Großstädte, nicht aber für das platte Land. Unter der Wirkung dieses Gesetzes babe die Zählung der Arbeitslosen auf dem Land eine Steigerung von 1800 auf 13 000 in wenigen Jahren ergeben. Das Rkcht auf die Rente werde stark ausgenutzt. So betrachte st') der Empfangschef eines Hotels in Kissingen, ein Villen- lesitzer, als Saisonarbeiter. Er gehe außerhalb der Saison .stempeln und beziehe Arbeitslosenunterstützung. D.er vor^,