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^Nummer 282

Fernruf 17S

Groener über Heer und Marine

In der Deutschen Gesellschaft in Berlin hielt am 27. No­vember Reichswehrminister Groener einen Vortrag über die Zukunft von Heer und Marine. Cr führte u. a. aus: In dem Parteistreit um den Panzerkreuzer sei es ihm ein Bedürfnis der Ehrlichkeit und Reinlichkeit ge­wesen, die Kabinettsfrage zu stellen. Es sei eine Un­wahrheit, wenn behauptet werde, er habe den Reichspräsi­denten in den Streit gezogen. Gerade das Gegenteil sei der Fall. Die Gegenseite habe behauptet, der Reichspräsi­dent werde die Ablehnung des Panzerkreuzers nicht für ein Unglück hnlten. Darauf habe er die Wahrheit wiederher­stellen müssen mit der Feststellung, daß der Reichspräsident vollkommen seine (Groeners) Auffassung billige. Der Ver­zicht auf Seegeltung in der Ostsee in dem bescheidenen Rah­men des Versailler Vertrags wäre für Deutschland gleich­bedeutend mit dem Verzicht aus O st Preußen. Dar­über sollte man sich doch klar sein. Die Reichswehr sei gut und man hole aus ihr heraus, was herauszuholen ist. Man sehe aber keine klare Linie in der allgemeinen Entwicklung, sondern nur tastende Versuche, den Erfahrun­gen des Weltkriegs ein neues System abzuringen. Daß das Systeyi, wozu Frankreich dabei gelangt ist, einseitig auf Bekämpfung Deutschlands eingestellt ist, dürfen wir uns nicht verhehlen. Die Unsicherheit, die mehr oder minder überall herrscht, sei die Folge des Stellungskriegs, der allen Beteiligten schlecht bekommen und unser Ver­derben geworden ist. Nicht in dem Mißerfolg an der Marne sieht Groener den Keim unserer Niederlage, sondern in dem Entschluß, der nach dem Rückzug an die Seine gefaßt wurde: sich in den französischen Boden einzügraben und an den französischen Boden anzuklammern. Im Stellungskrieg, der daraus entsprang, wurde der Geist operativen Denkens ge­tötet, ging die Führung von der Strategie mehr und mehr aus die Technik über.

Der Technik verdanken wir denn auch die neuen Waffen­gattungen, die zunächst einer gewissen Ueberschätzung unterliegen. Dem Gaskrieg sei wohl ein mehr literarischer Wert zuzuschreiben. Einstweilen liege die stärkste Wirkung der Gaswaffe in der Furcht, die von ihr ausgehe. Auch dem Tank sei keine übertriebene Bedeutung beizumessen. Dagegen sei die Luftwaffe hoch zu werten und sehr ernst zu nehmen. An die Spitze der Spezialwaffen stellt Groener den Nachrichtendienst, der 1914 im Westen versagt habe.

Er stehe auf dem Boden eines gesunden Pazifis­mus, der für Deutschland allein berechtigt sei: den Frieden wollen, soweit es von uns abhängt, ihn zu erhalten. Ver­nünftiger Pazifismus könne sich nur auf Wehrwillen und Wehrhaftigkeit gründen. Unvernünftig sei da­gegen der Pazifismus, der sich auf Wehrlosigkeit und Unter­werfungswillen gründet. Dieser Pazifismus grenze an Landesverrat und sei in seinen Folgen weit gefähr­licher als der" materielle Landesverrat. Andererseits müsse er vor dem Illusionismus warnen, der auf einer Ueberfchätzung der ideellen Kräfte gegenüber den Machtmit­teln des Kriegs von heute beruhen.

Zwischen beiden Extremen gehe die Reichswehr stetig und nüchtern ihren Weg. Sie sei nicht dasModellheer", aber auch nicht dasmustergültige Kriegswsrkzeug", als das feindliches Uebelwollen sie verschreien möchte. Aber was mit den beschränkten Mitteln, die uns geblieben sind, aus ihr gemacht werden kann zum Schutz des Vaterlands, das solle sie werden, soweit es nicht schon ist. >

Die pslarschrlen LrZGras Zeppelin"

Flüge von insgesamt etwa 20 060 Kilometer Länge 1

In den Verhandlungen Dr. Cckeners und Nansens mit dem Reichsverkehrsminister v. Guerard wurden, wie ver­lautet, folgende Richtlinien für die Polarfahrt des Zr ''n ausgestellt: Das LuftschiffGraf Zeppelin" wird im jahr 1930 der Internationalen Sludiengesellschast zur Er­forschung der Arktis, deren Vorsitzender Fritjof Nansen und deren Vorstand Dr. Eckener beigetreten ist, zu Fahrten über dem Nordpolargebiet zur Verfügung stehen. Als Stütz- vunkte sind diesseits des Pols Leningrad (Peters­burg) und jenseits des Pols No me in Alaska vorgesehen, und zwar werden an beiden Orten Ankermaste errichtet. Wegen dieser Vorbereitungen, die jetzt erst von der russi­schen beziehungsweise amerikanischen Regierung in Angriff genommen, aber erst im Laus des Jahrs 1929 durchgeführt werden können, weil Nome erst im Sommer eisfrei wirk mußte die Expedition auf das Frühjahr 1930, und zwar auf die Monate April bis Mai verschoben werden, weil nur diese Jahreszeit wegen des Fehlens jeglicher Nebel­bildung in den Polarregionen für die wissenschaftlichen Be­obachtungen vom Luftschiff aus in Frage kommt.

Das Luftschiff wird dann von Friedrichshafen zunächst nach Leningrad übergeführt werden, um von hier aus die erste Polarfahrt nach Nome, und zwar über rund 7000 Kilometer, anzutreten. Dabei muß van vornherein betont werden, daß es sich in keiner Weise in erster Linie um die Erforschung der Verhältnisse am Nordpol selbst, viel­mehr vornehmlich um hie geographische AufklL,

Freitag den 30. November 1928

Tagessmegel

Die Räteregierung ist durch die Ernennung des Mini­sterialdirektors Dr. von Dirksen im Auswärtigen Amt zum deutschen Botschafter in Moskau als Nachfolger des verstorbenen Brockdorff - Rantzau sehr befriedigt. Dr. Herbert v. Dirksen steht im 47. Lebensjahr. Er war 1926 Gesandtsü^lftsrat in Warschau.

Nachdem die Reichsbahngesellschaft erklärt hat, daß eine Kürzung der Arbeitszeit sie zu Tariferhöhun­gen nötigen würde, te-lt auch die Reichspostverwal- kung mit. daß die Verkürzung der Arbeitszeit die Einstel­lung von etwa 15 666 neuen Kräften in den Postbetrieb er­fordern würde. Dazu wäre ein Kostenaufwand von etwa 59 Millionen erforderlich. Wenn aber die Dost ein- gewisse Vorbereikungszeit für die Amstellung erhalte, glaube man, einen Teil dieser kosten dur Raiionaiisiernngsmaßnahmen einsparen zu können.

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Die nächste Tagung des Völkerbundsraks am 16. Dez. sott, wie verlautet, nicht in dem um diese Zeit klimatisch nicht günstigen Genf, sondern wahrscheinlich in Lugano abgehallen werden, und zwar angeblich mit Rücksicht auf das schonungs­bedürftige Befinden Dr. Slresemanns und Lhamberlains.

rung der Jnnerarktis, und zwar besonders des Ge­biets zwischen Pol und Kap Berro an der Nordküste von Alaska handelt. Ferner sollen die kontinentalen Schslf- länber, und zwar sowohl das asiatische wie das kanadische, mit dem Echolot ausgelotet werden. UnterSchelfrändern" versteht man die Ausläufer der Kontinente, die von Flach­see bis zu 200 Meter Tiefe bedeckt sind.

Von Nome aus wird die zweite Fahrt nach der Jn­nerarktis in Form einer ebenfalls 67000 Kilometer weiten, nach Alaska wieder zurückführenden Schleife unter­nommen werden, worauf wieder guer über das Polar­gebiet die Rückfahrt nach Leningrad erfolgt. Ob bei diesen Forschungsfahrten Landungen auf arktischem Gebiet oder wenigstens das Aussetzen von Booten versucht werden wird, steht noch nicht fest. Auf jeden Fall werden neben geo­graphischen und fonstio-n Studien auch Erkundigungen der meteorologischen Verhältnisse in der Arktis in der Richtung durchgeführt werden, ob eventuell die Einrichtung regel­mäßiger Luf t sch i ff l i nien von Europa nach Amerika über die Arktis hinweg möglich ist und ob zu diesem Zweck die Schaffung von Stützpunkten und Statio­nen im Polargebiet in Frage kommt.

Dr. Eckener hat auf Grund seiner Erfahrungen das Vor­handensein einer Vereisungsgefahr bei derartigen Zeppelinfahrten über arktischem Gebiet verneint. Ueber- haupt dürfte sich die Lustschiffleitung in meteorologischer Hinsicht bei diesen Reisen weniger Schwierigkeiten gegenüber­sehen, als bei der Ueberquerung des Nordatlantik. Jede dieser drei Fahrten wird, da im Interesse der sorgfältigen Prüfung der Beobachtungen die Geschwindigkeit des Luft­schiffs zeitweise vermindert werden wird, etwa fünf Tage dauern.

Neueste Nachrichten

England gegen die Entschädigungskommiffion

London, 29. Nov. Amtliche Kreise bemerken zu dem Vorschlag der französischen Regierung, daß die Pariser Enk- schädigungskommission die Sachverständigen für die Aepa- rationsberatungen zu ernennen habe, daß nach dem Genfer Aebereinkommen die Ernennung Sache der beteiligten Re­gierungen sei. Auf keinen Fall sei die Pariser Kommission, wie man in Paris anzunehmen scheine, zuständig für die Mahl der deutschen Mitglieder, sin den Pariser Blättern sei der weitere Vorschlag gemacht worden, ein Sonderaus­schuß von Sachverständigen der Berbandsmächte solle Vor­beratungen abhalken und dann den deutschen Sach­verständigen seine Beschlüsse zur Annahme vorlegen, wie es früher üblich war. Diese Zumutung müsse England ablehnen. Es sei bedauerlich, daß der Name der Entschädigungskommisston überhaupt genannt wurde, denn man könnte es Deutschland nach seinen gemachten Er­fahrungen nicht verübeln, wenn es sich dadurch verletzt fühlte. Hoffentlich hält diese Einsicht in London auch durch.

»Erstaunlich guke Wirkschaftslage ln Frankreich-

London, 29. Nov. Ein ausführlicher Bericht des Handels­sachverständigen der britischen Botschaft in Paris, I. R. Ca- hill, über dieerstaunliche wirtschaftliche Wohlfahrt Frank­reichs" während der letzten 5 oder 6 Jahre findet in der Presse große Beachtung.

Aufhebung der Freizügigkeit ln Italien?

Rom, 29. Nov. Im ersten Halbjahr 1928 betrug die natürliche Vermehrung durch Geburten in Neapel 5238«

Fernruf 179

63. Jahrgang

Nom 4772, 'Mailand 1139, Venedig 984, Genua 65, Turin 156, Bologna 148, Florenz 5. Dagegen betrug die Zu­wanderungin Neapel 8167, Rom 12 320, Mailand 9250, Genua 5302, Venedig 819, Turin 25 301, Bologna 5527, Florenz 1935. In den sechs Monaten sind also in die acht größten Städte Italiens nicht weniger als 68 621 Menschen eingewandert, eine Zahl, die sich voraussichtlich im Winter­halbjahr verdoppeln wird. Milliarden und aber Milliarden Lire sind in den sechs Jahren der faszistischen Regierung für Notstandsarbeiten, Straßen-, Kanalisations- und Straßen­bahnbauten, für Häuserbau in den Städten ausgegeben worden und trotzdem ist es auch in Zukunft unmöglich, die Wohnungsnot der großen Städte zu beseitigen. DerPopolo d'Jtalia", das Blatt Arnaldo Mussolinis, schreibt, es gebe nur noch ein Mittel, der Entvölkerung des platten Lands und der Uebervölkerung der großen Städte, die mit einem immer stärkeren Geburtenrückgang in diesen verbunden ist, zu steuern: die Aufhebung der Frei­zügigkeit vom Land in die Stadt. Und dieses Mittel müsse schon sehr bald ergriffen werden. Der bevölkerunos- mordende Zug in die Großstadt ist eine Zeiterscheinung, die bekanntlich nicht nur in Italien zu beobachten ist.

Der Lohnkampf

Düsseldorf, 29. Nov. Die neuen Verhandlungen zwischen den beiden Parteien, die beide auf ihrem Standpunkt gegen­über dem Schiedsspruch verharrten, haben bisher zu kei­ner Annäherung geführt; auch die letzten Besp.'schlin­gendes Regierungspräsidenten mit den Parteien gesondert - blieben ohne Ergebnis, so daß er die Verhandlungen auf Samstag vertagte. Ja Jrrgeftändmsierr scheint ans beiden Seiten keine Neigung mehr zu bestehen. Der Vermittlungs­vorschlag vom 21. November, der nur ein kurzfristiges Uebergangsabkommen zum Schiedsspruch darstellte und von den Arbeitgebern deshalb abgelehnt wurde, stammte, wie Regierungspräsident Bergemann heute erklärt, nicht von ihm, sondern von den Gewerkschaften.

Der Untersuchungsausschuß im Ruhrgebiek eingelroffen

Vertreter des Reichsarbeits-, des Reichswirtschafts- und des Reichsfinanzministeriums sowie des preußischen Wohl­fahrtsministers sind im Ruhrgebiet eingetroffen, um gemäß dem Beschluß des Reichskabinetts die Untersuchung über die Verteilung der Reichsunter­stützung durchzuführen und den durchschnittlichen Stand der gemeindlichen Unterstützungssätze und ihr Verhältnis zu den Löhnen festzustellen. Auf Grund dieser Feststellungen soll die Verteilung neu geordnet werden. Für die Bemes­sung der Unterstützungen sollen fortan ausschließlich die Bestimmungen des Reichsfürsorgegesetzes maßgebend sein. Die Wohlfahrtsbeauftragten der in Be­tracht kommenden Gemeinden sind zusammenberufen wor­den, um den Vertretern der Reichsministerien die erforder­lichen Auskünfte zu erteilen.

Eingreisen des Reichs in den Lohnkampf

Der Einigungsversuch des Regierungspräsidenten Berge­mann wird vom Reichsarbeitsminister als gescheitert betrachtet. Da die gerichtliche Entscheidung noch einige Zeit auf sich warten lassen wird, beabsichtigt das Reichsardeiis- ministerium, von Reichs wegen einzugreifen. Es ist in Aussicht genommen, eine besonders geeig­nete Persönlichkeit zu beauftragen, den Parteien ein Gutachten vorzulegen, dem sich beide aus Billigkeitsgründen fügen. Genannt wurden der Reichsgerichtspräsident Dr. Simons oder der frühere Reichsarbeitsminister Dr. Brauns. Von unterrichteter Seite wird jedoch betont, daß diese beiden Herren -sicht in Frage kommen. ,

Stillegungen in Westfalen

Infolge des Lohnkampfes in Nordwestdeutschland muß­ten im Kreis Altena (Wests.) bereits 15 Werke der weiter­verarbeitenden Industrie teils wegen Rohstoff-, teils wegen Absatzmangels stillgelegt werden.

Lenlfcher Reichstag

Berlin. 29. November.

Arbeitslosenversicherung

Abg. Dr. Agena (Dntl.) erklärt, das Gesetz über die Arbeitslosenversicherung habe gerade auf dem flachen Land die schärfste Kritik erfahren. Das Gesetz passe vielleicht für die Großstädte, nicht aber für das platte Land. Unter der Wirkung dieses Gesetzes babe die Zählung der Arbeitslosen auf dem Land eine Steigerung von 1800 auf 13 000 in wenigen Jahren ergeben. Das Rkcht auf die Rente werde stark ausgenutzt. So betrachte st') der Empfangschef eines Hotels in Kissingen, ein Villen- lesitzer, als Saisonarbeiter. Er gehe außerhalb der Saison .stempeln und beziehe Arbeitslosenunterstützung. D.er vor^,