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Nummer 265
Fernruf 17S
Samstag der^lO. November 1928
Fernruf 17S
63. Jahrgang
Ser Machlkamps der Eroßflaalen
III.
Japans militärische und strategische Stärke
Die Stärke der japanischen Großmacht liegt in erster Linie auf militärischem Gebiet. Seine strategische Lage ist mit der Amerikas zu vergleichen. Mit seinen Inseln von Sachalin bis Formosa flankiert es die gesamte pstasiatische Küste von Nikolajewsk und Wladiwostok bis nach Schanghai und Nanking. Mit Korea hat es den Brückenkopf zum asiatischen Festland in seiner Hand, mit Port Arthur beherrscht es den Ausgang Nordchinas und der Mandschurei. Infolge seiner Jnsellage kann es nur von der See aus bekämpft werden. Die beiden Seemächte, die nach der Stärke ihrer Flotten hierzu vielleicht imstande wären, England und Amerika, liegen aber mit der Grundlage ihrer Macht Tausende von Kilometern von Ostasien entfernt. Die japanische Seemacht ist heute die dritte in der Welt. Sie kommt mit 350 000 Tonnen Großkampfschiffen unmittelbar hinter denen der beiden angelsächsischen Mächte, die auf der Washingtoner Konferenz je 500 000 Tonnen zugesprochen erhielten. Sie ist so stark, wie die französische und die italienische Großkampfmarine zufammenge- nommen, von denen jede nur bis zu 175 000 Tonnen Groß- kamfschiffe bauen darf und nicht einmal baut. Das japanische Heer steht, was Zahl und Ausbildung anbelrifft, unmittelbar hinter dem französischen. Mir oft bestaunter Geschwindigkeit hat Japan, das vor kaum einem Jahrhundert durch ein amerikanisches Geschwader gewaltsam dem europäisch-amerikanischen Handel geöffnet werden mußte, alle wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften der westlichen Zivilisation sich angeeignet. Industriell ist es vom Ausland nahezu unabhängig geworden. Seine Handelsmarine und fein Handel Lehen mit dem europäisch-amerikanischen erfolgreich in Wettbewerb und jedenfalls in Ostasien bereits an erster Stelle.
Japans wirtschaftlich-finanzielle Schwäche
Japans Schwäche liegt zunächst auf wirtschaftlich-finanziellem Gebiet. Bei allem Reichtum des Bodens sind die japanischen Inseln für seine beständig steigende Bevölkerung zu klein. Sie sind nur wenig, 75 000 Geviertkilometer, größer als die britischen, müssen aber dafür 10 Millionen Einwohner mehr ernähren. Korea und die Mandschurei haben sich aus verschiedenen Gründen für eine japanische Massenkolonisation als ungeeignet erwiesen. Von den nordchinesischen Kohlenlagern hat sich Japan nur einen Teil aneignen können. Im Fall eines Kriegs mit einer andern Großmacht wäre es auf fremde Hilfe angewiesen. Noch schwächer aber ist seine Stellung innerhalb der internationalen Lage/In der Formel: „Asien den Asiaten" hat Japan gefährliche Konkurrenten in Amerika und Rußland gefunden, die mit ihr mehr Erfolg haben. Japan unterdrückt Korea, und die Asiaten vermuten unter der japanischen Formel das Ziel: „Asien den Japanern". Der alte Gegensatz zu Rußland ist zwar zurückgetreten, aber ein russisch-japanisches Einverständnis hat sich als unmöglich erwiesen, und das Verhältnis zwischen beiden Mächten Skaaken zurückweichk. Es fleht, Gewehr bei Fuß, rassegleichen China besteht ein innerer Gegensatz. Japans Aufschwung beginnt mit seinem Sieg über China. Dieser verdrängte China aus der Vormachtstellung, die es bisher in Ostasien eingenommen hatte, und gab gleichzeitig das Zeichen zu der geplanten Aufteilung des chinesischen Reichs. Jetzt ist die chinesische Nationalbewegung bemüht, die verlorene Stellung wiederzugewinnen, und sie wird dabei ausgiebig von den Amerikanern unterstützt.
Japan Gewehr bei Fuß
Zwischen Amerika und Japan, die beide die Vorherrschaft über den Stillen Ozean und über Ostasien anstreben, sind die Beziehungen seit langem gespannt. Bereits im Jahr 1905 hat Amerika die Japaner in dem unter Roosevelts Einfluß abgeschlossenen Frieden von Portsmouth um die hauptsächlichsten Früchte ihres Siegs über Rußland gebracht und dem finanziell erschöllen Land die geforderte russische Kriegsentschädigung entzogen. Nach dem Weltkrieg, den Japan unbenutzt vorüberaehen lassen mußte, hat Amerika sogar die Nichterneuerung des englisch-japanischen Bündnisses durchgesetzt und damit Japan auf dem Gebiet der internationalen Politik des einzigen Stützpunkts beraubt. Japan steht heute, allein auf seine Kräfte angewiesen, der gewaltigen Macht der Vereinigten Staaten gegenüber. Einem bewaffneten Streit mit ihnen wäre es auf die Dauer nicht gewachsen, da der Krieg von Amerika voraussichtlich als Ermattungskrieg geführt werden würde, in dem Japan schließlich die finanziell-wirtschaftlichen Kräfte ausgingen. In dem Bewußtsein der eignen Schwäche liegt der Grund, weshalb Japan fortwährend vor den Vereinigten Staaten zurückweicht. Es siöeht, Gewehr bei Fuß, ruhig zu, wie die Amerikaner ihm in einem neuorganisierten und wiedererstarkten China einen gefährlichen Rivalen > zur Seite zu setzen suchen, der die heutige Machtstellung Japans aufs schwerste bedroht. In einem Krieg mit Amerika ist Japan ganz auf die Hilfe Englands angewiesen. England aber will sich zurzeit zu nichts verpflichten und
lagesspiegel
2n der ersten Reichslagssihung am Montag wird Reichsarbeitsminister Wisset! über den nordwestdeutschen Lohn- kampf sprechen.
Laut BT. wird in parlamentarischen Kreisen beabsichtigt. den Antrag zu stellen, daß Streitigkeiten über die Gültigkeit oder über die Auslegung eines Tarifvertrags von größerer Bedeutung den örtlichen Arbeitsgerichten entzogen und unmittelbar dem Reichsarbeitsgericht als letzter und einziger Instanz überwiesen werden. Die unmittelbare Anrufung des Reichsgerichtes soll immer dann möglich sein, wenn der Tarifvertrag eine bestimmte Anzahl von Arbeitern, etwa 10 008 oder 50 008 Arbeiter betrifft.
Der deutsche Geschäftsträger in London gab im britischen Schatzamt die Erklärung ab» die zu berufende Sachverständigenkommission müsse unbefangen und sachlich die deutsche Leistungsfähigkeit für Entschädigungen prüfen. Die Reichs- icegierung könne sich nicht im voraus auf die Annahme «einer bestimmten Entschädigungssumme binden. Die Arbeit werde sehr erschwert, wenn von vornherein die bekannt« Balfournoke und die französische Forderung (Frankreichs Schulden an Amerika und England zuzüglich Wiederaufbaukosten) als bindende Grundlage der Verhandlungen festgesetzt werden.
Die deutsch-russischen handelsverkragsverhandlungen sollen womöglich noch im Lauf des November wieder ausgenommen werden.
Poincare hatte am Freitag nachmittag eine längere Besprechung mit dem Staatspräsidenten Doumergue.
Die französische Kammer hat nach einer stürmischen Sitzung mit 422 gegen 171 Stimmen beschlossen» daß die Mandate der elsässischcn Aukonomisien Dr. Ricklin und Rosse ungültig sein sollen. — Durch eine solch brutale Rechtsverletzung wird sich das französische Regiment im Elsaß nicht beliebter machen.
In Rumänien hat Titulescu (liberal) die Kabinettsbildung abgelehnk und dem Regentschaflsrak empfohlen, sie dem Führer der nationalen Bauernpartei, Maniu, zu übertragen.
Nachrichten aus Kairo zufolge sind bedenkliche Zeichen einer Gärung in dem nationalistischen Volk der Aegypter bemerkbar.
vermeidet feste Bindungen, da es weiß, vag es oie japanische Hilfe im Notfall jeden Augenblick haben kann. Unterdessen befestigt England Singapur an der Straße von Malakka, um im Fernen Osten neben Hongkong eine zweite Operationsbasis zu haben. Es wird, wenn der Augenblick gekommen ist, mit Japan ähnliche Abmachungen wie kürzlich mit Frankreich abschließen. In dem englischen System würde dann Japan in Asien dieselbe Stellung einnohmen, wie Frankreich in Europa.
Neueste Nachrichten
700 Millionen Fehlbetrag
Berlin, 9. Nov. Der ..Vorwärts' macht heute neue An>- gaben über die Gestaltung des Reichsskats für 1929. Darnach soll der Fehlbetrag bereits 7 0 0 Millionen Mark betragen. Die Regierung müsse aber alles daran setzen, um dem Etat ein soziales Gesicht zu geben. Daher müsse der neue Aeichshaushalk sozialpolitische Mehrausgaben bringen. Da das Loch im Etat 1929 durch Ausgabestreichungen nicht allein zu schließen sei, lassen sich Steuererhöhungen nicht umgehen. Es bestehe noch keine Klarheit darüber, welche Steuern heranzuziehen seien. Halbamtlich war gestern noch erklärt worden, der Fehlbetrag werde ..erheblich unter 800 Millionen" bleiben.
Der Kelloggvertrag ersetzt Osr-Locarns
Königsberg, 9. Nov. Gelegentlich der — bekanntlich wieder gescheiterten — polnisch-litauischen „Verständigungs"- Verhandlungen wurde der polnische Außenminister Za- leski von einem Mitarbeiter der „Ostpreußüchen Zeitung" befragt, ob er ein sogenanntes Ost-Locarno für Polens Sicherheit für notwendig halte. Zaleski erwiderte: „Line Bürgschaft für die Sicherung der jetzigen Grenzen Polens gegen Deutschland ist im Kellogg-Verkrag enthalten. Wenn der Kellogg-Verkrag durch die beteiligten Mächte angenommen wird, so glaube ich, daß der jetzige Zustand dem polnischen Licherheitsbedürfnis Genüge leistet."
Die deutsche Reichsregierung ist bekanntlich als erste dem durch Frankreich und England für ihre besonderen Interessen zurechtgestutzten Kellogg-Vertrag vorbehaltlos beigetreten. Wenn dieser Kelloggvertrag genügt, um ein von Deutschland amtlich stets abgelehntes besonderes „Ost- Locarno" den Polen jetzt als überflüssig erscheinen zu lassen, so wissen nun wohl auch diejenigen Deutschen, die damals das Schauspiel der feierlichen Unterzeichnung des Vertrags und die sogenannten Versöhnungsfestlichkeiten in Paris begrüßt haben, wieviel die Glocke geschlagen hat.
Zum Lohnkampf in der Grotzeisenindustrie
Berlin, 9. Nov. Die Lage in dem Randgebiet des Aussperrungsbezirks hat sich nicht wesentlich geändert. Aus dem Tarifgebiet des Siegerländer Vereins für Gruben und Hütten (Siegen—Dillenburg) wird gemeldet, daß ein Teil der Aufträge, soweit sie aus dem Ruhrrevier stammen, aufgehoben wurde und deshalb fast allgemein Kurzarbeit eingeführt worden ist. In Hüsten (A r n s b e r g) haben Stillegungsverhandlungen der Betriebe der Vereinigten Stahlwerke stattgefunden. Es wurde eine Einigung dahin getroffen, daß von den etwa 1200 Arbeitern der genannten Werke am 22. November 200 und am 28. November weitere 400 Arbeiter zur Entlassung kommen. Die übrigen 600 Arbeiter werden weiter beschäftigt werden.
Die sozialdemokratische Fraktion hat im Reichstag den Antrag eingebracht, daß Arbeitslosen, die durch Aussperrung in einem Tarifkampf beschäftigungslos geworden sind, ohne Rücksicht auf ihre Anwartschaft rückwirkend bis 15. Oktober die gesetzliche Arbeitslosenunterstützung gewährt werden soll.
Essen, 9. Nov. In der Stadtverordnetenversammlung hat die sozialdemokratische Fraktion beantragt, die Gewerbe- und Lohnsummen st euer zu erhöhen, um die ausgesperrten Arbeiter mit Lebensmitteln, Kleidern usw. zu versorgen.
Düsseldorf. 9. Nov. Die Stadtverwaltung und der Wohl- fahrtsausschuß haben sich geeinigt, die ausgesperrten Ar-, beiter durch Spenden von Lebensmittelgutscheinen, Volksküchen, Kinderspeisungen und dergleichen zu unterstützen. Der Wohlfahrtsausschuß empfahl die Aufnahme kurzfristiger Anleihen durch die Stadt.
Nach vorsichtigen Schätzungen dürften sich die Mistel der Stadt Düsseldorf für die Unterstützung der ausgesperrten Metallarbeiter in der Woche auf 650—700 000 L stellen. 34 000 Arbeiter sind in Düsseldorf ausgesperrt. Mit Einschluß ihrer Familienangehörigen dürfte sich die Zahl auf rund 80—85 000 Personen stellen.
In Duisburg wurde die Ausgabe unentgeltlicher Schulspeisungsportionen von 9000 aus 11000 erhöht.
Die Stadtverwaltung Düsseldorf sagt Festlichkeiten ab
Düsseldorf. 8. Nov. Aus Anlaß des Ernstes der geger/- wärtigen wirtschaftlichen Lage und der Aussperrung der Metallarbeiter werden sich die Mitglieder der städtischen Verwaltung in den nächsten Wochen von allen öffentlichen und nach Möglichkeit auch den privaten Festlichkeiten fernhalten.
Von 156 deutschen Hochöfen nur noch 50 in Betrieb
Nach dem D. Handelsdienst sind im Bereich der nordwestlichen Gruppe des Vereins Deutscher Eisen- und Stahlindustrieller sämtliche 60 Hochöfen, die vor dem Lohnkampf in Betrieb waren, nunmehr ausgeblasen. Weitere 46 lagen schon vorher wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten und Absatzmangels still. Im übrigen Deutschland sind nur noch 50 Hochöfen im Betrieb.
Kündigungen in der Rheinschissahrt
Duisburg. 9. Nov. Da seit über 8 Tagen im Hasen von Walsum das Löschen von Erzen stockt, ist in den leisten Tagen den Matrosen und Schiffsjungen der dort liegenden Schiffe gekündigt worden. Die Kündigung betraf die Besatzung von über 10 Schiffen.
Denkschrift der Evang. Kirche an die Reichsreglernng
Essen. 9. Nov. DieevangelischenKirchen Rhein- lands und Westfalens haben sich mit einer Denkschrift an die Reichsregierung gewandt und sie zum Einschreiten in dem nordwestdeutschen Lohnkampf, durch den Hunderttausenden von Familien große Not drohe, aufgesordert. Auf beiden Seiten sei man zu Verhandlungen bereit. Daher sollten durch wirtschaftlich erfahrene Persönlichkeiten, die das Vertrauen beider Parteien besitzen, neue Verhandlungen versucht werden, die von einer offenen Aussprache über die letzten Gründe des gegenwärtigen Kampfes begleitet sein müßten. Es sei die Pflicht der Kirche, für den sozialen Frieden zu wirken, ohne sich in wirtschaftstechnischen oder in die aufgeworfenen Rechtsfragen zu verlieren.
Der Tiger im Lammfell
Paris, 9. Nov. Der 87jährige frühere Ministerpräsident und Kriegshetzer Clemenceau — der sich in Frankreich und auf der ganzen Welt den Beinamen des Tigers erworben hat, als er, die unzufriedenen Bauern der Champagne mit Maschinengewehren zusammenschießen ließ — er hat auch das fromme Wort von den „20 Millionen Deutschen zu viel" erfunden — dieser „Tiger" schreibt in einer Randnote zu seinen Friedensverträgen von Versailles usw.: „Heute spricht alles vom Frieden und alle Völker rüsten mehr als je zum Krieg. Sie können daher vom Mann der Straße nicht verlangen, daß er an ihre Aufrichtigkeit glaubt. Solange aber der Mann der Straße kein Vertrauen gefaßt hat, traue ich auch den Diplomaten nickt zu, daß sie den Drachen Krieg