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B ihnmrg r Bismarcküratze 68

Nummer 210

Z-rnrn) 1?«

Freitag dsrr 7. September 1928

Fernruf 17S

63. Jahrgang

Nüster bei Sriand

Senf, 6. Sept. Gestern abend 6.30 Uhr begab sich Reichs­kanzler Müller zu Briand in das Hotel des Bergues und hatte mit ihm durch Vermittlung eines Dolmetschers eine anderthalbstündige Unterredung, worauf der Reichs- kanzler^DM^eutschenl Abordnung über die Besprechung be- Abordnung wurde dann eine kurze Mel­dung die besagt, die Unterredung sei nur

ovrbeWWender Art gewesen; auf beiden Seiten be­stehe der Wunsch, weitere Besprechungen init den Besatzungsmächtcn in Genf folgen zu lassen.

Mit dieser diplomatischen Ausdrucksweise soll wohl gesagt werden, daß die Unterredung Müller-Briandso ziem­lich fruchtlos geblieben sei. Einer der tüchtigsten deutschen Berichterstatter stellt seine Eindrücke und Erfahrungen in Gens folgendermaßen zusammen:Noch niemals ist Deutsch­lands unwürdige Abhängigkeit von der guten oder schlechten Laune seiner französischen Gegenspieler in so peinlicher Weise hervorgetreten wie diesmal; noch niemals hat eine deutsche Abordnung so lange sich bemühen müssen, um nur die Gunst einer Unterredung mit Briand zu erlangen. Und eT ist diesmal der deutsche Kanzler, den man warten läßt!" Selbst Dr. Seipel von dem kleinen Oesterreich wurde von Briand vor dem deutschen Reichskanzler empfangen. Es steht fest, daß der Reichskanzler in der Unterredung die deutsche Räumungsforderung entsprechend der be­kannten Regierungserklärung zur Sprache gebracht hat unter Berufung auf Artikel 431 des Friedensvertrags und auf das moralische Recht Deutschlands aus Grund seiner Vor­leistungen.

Es ist bedrückend, zu sehen, mit wie wenig Wohlwollen, mit welchem Mangel an Gefühl für ehrliches Spiel gewisse nicht alle neutrale Kräfte den deutschen Schritt be­gleiten. Da nimmt man Deutschland gar übel, daß es die Genfer Ministerzusammenkunft ausnützt, um eigene lebens­werte Ziele zu verfolgen. Welchen Sinn hat der Völkerbund aber überhaupt, wenn er es ablehnt, sich mit'ernsten Streit­fragen zwischen großen Mächten zu befassen? Eine ganz an­dere Frage ist es natürlich, ob wir überhaupt zum Völker­bund genügend Vertrauen haben könnten, ob sein Schiedsspruch in der Räumungsfrage zu wünschen ist. Das kann heute nur im verneinenden Sinn beantwortet werden.

Deutschlands Vereinsamung muß diesmal jedem auffallen. Fast niemand macht bis jetzt Besuche beim Kanzler: selbst die ausländischen Journalisten zeigen sich sehr zurückhaltend. Wir wünschen eben diesmal etwas; man hat sich aber daran gewöhnt, daß wir nur immer geben. Daher die kühle Atmosphäre, die uns plötzlich entgegen­schlägt. Wir dürfen uns aber auch jetzt nickt bluffen lassen. Es ist eine Selbstverständlichkeit, daß' d-e Franzosen lieber mit der Räumung ein Geschäft machen, als nach Ablauf der vertragsmäßigen äußersten Frist unentgeltlich räumen zu wollen. Man weiß deshalb aber auch in Paris, daß der Werbdes Nheinlandpfands mit jedem Monat sinkt. Das ist trotz der sonstigen Ungunst der Lage doch eine größere innere Stärkung unserer Stellung."

Das englische Schatzamt aeaen Sonderleislungen an Frankreich?

London, 6. Sept. Während sich das britische Auswärtige Amt in der Räumungsfrage zurückhält, soll das Schatz­amt, wie ein Blatt behauptet, entschieden dagegen sein, daß gemäß der französischenGegenforderung" die deutschen Da- wes-Reichsbahn- und Jndustrieobligationen durch Börsen­verkauf zu barem Geld zugunsten Frankreichs gemacht wer­den. weil dies einen Kapitalverlust für die britischen Ent­schädigungsansprüche bedeuten würde.

Ser Katholikentag in Magdeburg

Nuntius Pacelli über die katholische Aktion

Magdeburg, 6. Sept. Gestern wurde hier der detli­che Katholikentag eröffnet. Nuntius Pacelli prach seine Freude aus, daß dafür die Stadt Magdeburg, einer der Mittelpunkte der katholischen Diaspora, gewählt worden sei. Wie nur wenige deutsche Städte habe Magdeburg die Blüte katholischer Kultur versunkener Jahr­hunderte erlebt und den wieder anbrechenden katholischen Frühling. Den Mittelpunkt der gegenwärtigen Verhand­lungen bilde die Katholische Aktion, d. h. die Arbeit für die Ausbreitung des Katholizismus, die besonders die Aufgabe des Bonisatiusvereins sei, in vernünftiger Zusam­menarbeit von Priestern und Laien. Die Katholische Aktion solle nach dem Willen des Papstes die Teilnahme der Laien am hierarchischen Apostolat sein und beide zu einer macht­vollen Kampfweise in der Hand der Bischöfe und des Pap­stes vereinigen. Die Katholische Aktion kenne keine all­gemein gültige äußere Form, sondern sie schaffe die Form nach der jeweiligen religiösen und kirchlichen Lage der Länder und Völker. Aber eins wolle und müsse sie errei­chen: dem katholischen Volk Führer geben, die überall da, kvo Kultur, Wirtschaft und Politik das Gebiet des Religiö­

se Pressekagnng des Arbeitsausschusses Deuischer Ver­bände in Heidelberg nahm eine scharfe Entschließung gegen die kriegsfchuldlüge an.

Der LondonerDaily Telegraph meldet. Dr. Seipel habe Briand in Genf versichert, Oesterreich beabsichtige gegenwärtig keine Vereinigung mit Deutschland. Reichs­kanzler Müller werde dies bestätigen.

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sen und Sittlichen berühren, fest aus klem Boden der katholi­schen Weltanschauung stehen.

Bischof Dr. Kaspar Klein-Paderborn führte aus, gerade die Katholikentage seien besonders geeignet, Glau­bensmut und Bekennergeist zu wecken. Universitätsprofes­sor Dr. Stesses-München sprach über die katholische Kirche im Geistesleben der Gegenwart.

Der nächste Katholikentag wild 1929 in Freiburg im Breisgau und 1930 in Münster (Wests.: abgehalken.

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Schluß der Kirchenkonferenz

Prag, 6. Sept. Die Verhandlungen derPragerKir- chenkonferenz sind gestern zum Abschluß gekommen. Die Versammlung erklärte ihre volle Zustimmung zu der Botschaft des Weltbunds für internationale Freundfchafts- arbeit der Kirchen über die Abrüstung. Der inter­nationale Rat der Kirche begrüßt mit wahrer Sympathie den Kampf der schweizerischen Kirche gegen erneute gesetzliche Zulassung der Glücksspiele und schärft den Kirchen der Län­der ein, der sittlichen Gefahr der G l ü ck s s p i e l e ihre ganze Aufmerksamkeit zuzuwenden. Eine weitere Entschließung, die gleichfalls an den Völkerbund und die Kirchenbehörden der verschiedenen Länder weitergeleitet werden soll, beschäf­tigt sich mit der Bekämpfung des Alkoholmißbrauchs.

Zum Präsidenten der europäischen Abteilung wurde der Präsident des deutschen evangelischen Kirchenausschusses, V. Kapler (Berlin) gewählt.Der bisherige Vorsitzende, Erz­bischof Söderblom, der von diesem Amt zurückgetreten ist, wurde in Anerkennung seiner hohen Verdienste um die gesamte christliche Einigungsbewegung zum Ehrenpräsiden­ten ernannt. Die nächste große internationale Konferenz im Ausmaß der Stockholmer Weltkirchenkonferenz soll nicht vor 1932 stattfinden.

neueste Nuchrichleu

Reise des Reichspräsidenten nach Ostpreußen

Berlin. 6. Sept. Der Herr Reichspräsident begibt sich heute abend mit dem fahrplanmäßigen Zuge zum Besuch seines Gutes Neudeck (Kreis Rosenberg) nach Ostpreußen. Der Aufenthalt in Ostpreußen, der keinen amtlichen Cha­rakter hak, wird etwa eine Woche betragen.

Das vierte Enlschädigungsjahr

Berlin, 6. Sept. Parker Gilbert gibt einen ein­gehenden Bericht über die Verkeilung der vorgenommenen Transfers (Barüberweisungen) an die Mächte, die ins­gesamt 1640 520 343 Mark überwiesen erhielten. Davon bekam Frankreich rund 862, das britische Reich 367, Italien 120, Belgien 109, Südslawien 58, die Bereinigten Staaten Nordamerikas 85, Rumänien 15, Japan 9, Portugal 10, Griechenland 4 und Polen 0,3 Millionen Mark. Es ver­dient Beachtung, daß für die B e s a tz u n g s kr u p p e n 65678 554 Mark ausgegeben wurden. Der Werk der deut­schen Sachlieferungen belief sich auf 724 536 051 Mk. Die interalliierten Kommissionen kosteten 8,2 Millionen Mk. Die Kosten der Schicdsgerichtskörperschaften beliefen sich auf 53 933 Mark. Die Verzinsung und Tilgung der deutschen Ausländsanleihe von 1924 erforderte 90 491 098 Mk. Frank­reich erhielt für seine Besatzungskruppen 50,6. aus Grund der Recovery Act 53,5, an Lieferungen von Steinkohle, KoKs und Braunkohle einschließlich Beförderung 176,6, an andern Sachlieferungen 301,1, an verschiedenen Zahlungen 0,9 und durch Barüberweisungen 279,7, insgesamt also 862,5 Mil­lionen Mark überwiesen. In äbnlicher Weise verteilen sich die Transfers auf die übrigen Mächte.

Ein norwegischer Vorstoß in der Völkerbunds- versammliing

Genf, 6. Sept. Das Ereignis der heutigen Vormittags­sitzung der Völkerbundsversammlung war eine Rede des norwegischen Ministerpräsidenten Mowinkel, in der er u. a. seine Unzufriedenheit mit der Tätigkeit des Rates- ausdrückte, den Mangel an Unparteilich­keit geißelte und vom Rat statt der vielen provisorischen Lösungen mehr Fertiges verlangte. Grundsätzlich sprach er sich gegen die Herabsetzung der jährlichen Ratstagungen

von 4 auf s und gegen die Wiederrvählbar k?it

aus, da es im Interesse aller Länder liege, daß die jähr­liche reihenmäßige Erneuerung eines Teils des Rats ohne Einschränkung eingehalten werde. Der Völkerbund müsse über den Parteien stehen und sollte zur Wahrung dieses Grundsatzes den ständigen internationalen Gerichtshof im Haag häufiger heranziehen als bisher. Die Beamten des Völkerbundssekretariats sollten den Charakter als Völ- k e r b u n d s beamte peinlichst wahren und weder na­tionalen noch privaten Interessen dienen. Die Atmosphäre des Friedens sei nicht so, wie man sie wünschen müsse. Unter schärfsten Anklagen gegen die militaristischen Tendenzen schilderte Mowinckel eindrucksvoll das Zerstörungswerk, das durch die Flug­zeuge, Unterseeboote und die dazu gehörenden modernen Kriegsmittel in kürzester Zeit verheerend über die Mensch­heit Hereinbrechen könnte. Man habe gerade in den letzten Wochen in der englischen Presse anläßlich der Lustmanöver in London lesen können, daß wenige Stunden zur Zer­störung Londons genügen. Furcht und Mißtrauen können nicht beseitigt werden und der Kriegsgeist bestehe weiter.

Die belgische Heeresreform

Brüssel, 6. Sept. Die Kammer hak den Regierungs- ankrag angenommen, wonach die Dienstzeit für einen Teil des Heeres auf acht Monate festgesetzt wird, der andere Teil (21000 Mann, Artillerie, Fesiungstruppen, Re­serve, Offiziersaspiranten) haben 12, 13 und 14 Wvnate zu dienen. Jeder Mann erhält für 8en Mehrdienst eine mo- natliche Vergütung von 400 Franken (100 Mark).

Das Handwerk lehnt die Zwangsvecjicherung ab

Die geschlossene Mitgliederversammlung des Deutschen Handwerks- und Gewerbekammerkags faßte in ihrer letzten Sitzung nachstehende Entschließung: Die Vertrekerversamm- lung lehnt eine Einbeziehung des selbständigen Handwer- kers in der Reichshafkpflichkversicherung für Krankheit, Alker und Invalidität, weil mit der Stellung des Handwerks als eines freien Berussstandes unvereinbar, entschieden ab. Auch eine Ausdehnung der bestehenden freiwilligen Weiterversicherung ist nicht erforderlich und wird nicht befürwortet. Dagegen wird der Deutsche Handwerks­und Gewerbekammerkag alles tun, um die auf der Grund­lage des Versicherungsgedankens aufgebauten Verstcherungs- einrichkungen und die sonstigen freiwilligen Fürsorgeeinrich­tungen des selbständigen Handwerks auszubauen, zu stärken und möglichst einheitlich zu gestalten. Der sozialpolitische Ausschuß des Kammertags wird alle Vorschläge der Kam­mern bis in die neueste Zeit für eine wirksame Alkersfürsorge prüfen und das Ergebnis der Beratungen allen Kammern zur endgültigen Entscheidung unterbreiten. Für die Beratung der Altersfürsorge wird der sozialpolitische Ausschuß des Kammertags durch Vertreter des ostdeutschen und des nieder- sächsischen 'Kammertags erweitert.

würllemberg

Stuttgart, 6. Sept. Vom württ. Staatshaus halt. Nach der dem Landtag vorgelegten Nachweisung der Rechnungsergebnisse des württ. Staatshaushalts vom Rechnungsjahr 1926 (1. April 1926 bis 31. März 1927) er­gab sich im ordentlichen Dienst eine bare Mehrausgabe von 4140139,37 Mark und ein Mehrbetrag der Cinnahmereste von 4140189,37 Mark, demzufolge eine volle Ausgleichung. Bei der Re st Verwaltung ergibt sich eine bare Mehreinnahme von 8 805191,8 Mark, ein ZNehr der Einnahmereste von 22 126 175,61 Mark und dek zufolge ein Ueberschuß von 30 931 367,46 Mark. Da- vokc gehen ab 16 000 000 Mark als Betriebs- und Vorrats­kapital der Staatshauptkasse, ferner 1452 000 Mark, deren Eingang zweifelhaft ist, und 5 397 239 Mark langfristige Ausleihungen, über die derzeit nicht verfügt werden kann. Nach Abzug dieser Beträge mit zusammen 22 849 239 Mark verbleibt ein verfügbares Re st vermögen von 8 082126,46 Mark, das durch das Staatshaushaltsgesetz für 1928 in seinem ganzen Betrag dem außerordentlichen Dienst für 1928 zugewiesen worden ist. Die Grundstocksver- waltung weist eine Mehreinnahme im Soll dem Ver­mögensstand der Grundstocksverwaltung auf den 31. März 1927 von 17 300 291,23 Mark auf. Die baren Mehreinnah­men dem Kassenbestand betragen 1 090 968,81 Mark. Die Einnahmereste übersteigen die Ausgabereste um 16 209 322,42 Mark.

Auflösung der Rlalerzwangsinnung? Unter den Maler­meistern von Groß-Stuttgart besteht eine Strömung für die Auflösung der Zwangsinnung. In einer Meisterver­sammlung. die dieser Tage stattfand und die sehr stürmisch verlief, wurde über die Frage verhandelt, es kam aber zu keinem Beschluß. Der vorläufige Präsident der Handwerks­kammer, Rebmann, und der Jnnungsvorsitzende sind mit der Mehrheit der Meister für Beibehaltung der Zwangs- innung. Es rvsk- such unbegrMjch, weny. V einer Zeit,

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