nämlich die äNgemeine' Regeluncsder Kriegs - entschädigungen und Kriegsschulden mir anschließender vorzeitiger Rheinlandräu- mung. Da bei dieser allgemeinen Regelung nokwendiger- weise die Vereinigken Skaalen eine wichtige Rolle spielen müssen, kommen die Vertreter Frankreichs und des Kleinen Verbands zu der Schlußfolgerung, daß es angebracht sein würde, die Einberufung der Abrüstungskonferenz bis 1930 zu vertagen.

Das ist Heuchelei, Erpressung und Betrug in einem Memzug.

Vor neuen Kämpfen in China

London, -1. Sept. Wie Zeitungen aus Peking berichten, hat der Sohn Tfchangtsolins und Herrscher der Mandschurei, Tschangtsoliang, den mit der Durchführung des An­griffs gegen die Reste der Nordtruppen beauftragten na­tionalistischen General Paitschungsi telegraphisch um einen lOtägigen Waffenstillstand für die Schantung- und Tschilitruppen ersucht. Er soll dabei von der Hoffnung ge­leitet worden sein, während dieser Zeit die Unterwerfung dieser Heeresteile unter sein eigenes Kommando zu er­zwingen. Das Ersuchen wurde von Paitschungsi. der die Vorbereitungen zu einem neuen Angriff gegen den Norden beendigt hat, abschlägig beschieden.

Sie Zeierlichkeile« in München

Grundsteinlegung zum Studienbau des Deutschen Museums

München. 4. September.

Reichspräsident v. Hindenburg ist heute vormittag gegen 10 Uhr im Kraftwagen von seinem Sommerurlaubs­aufenthalt in Dietramszell in München eingetroffen, von einer ungeheuren. Menschenmenge begeistert begrüßt. Er wurde im Palais des Ministerpräsidenten Dr. Held herz­lich empfangen und fuhr dann mit Dr. Held zum Deutschen Museum, wo sich das ganze bayerische Ministerium, die Reichsminister Dr. Schätze!, Severing und Hilfe» d i n g, sowie viele Ehrengäste zur Grundsteinlegung bereits eingefunden hatten. Die Feier begann mit dem Einzug der Zünfte, die die Grundsteinkassetten begleiteten. Nach dem niederländischen Dankgebet sprach zunächst der Vorsitzende des Vorstandsrats des Deutschen Museums, Dr v. Sie­men s, der an die Grundsteinlegung des Museums selbst vor 22 Jahren erinnerte, und einen Ueberblick über die Entwicklung der Technik in den letzten 100 Jahren gab.

Reichsminister des Innern Severing wies darauf hin, daß bereits drei Millionen Besucher aus dem Deutschen Museum Anregungen für das Kulturleben, die Wissenschaft und Technik des deutschen Volks geholt haben.

Der bayer. Kultusminister Dr. Goldenberger stellte fest, daß trotz der Ungunst der Verhältnisse des lebten Jahr­zehnts das Deutsche Museum seinen Sammlungsbau der Meisterwerke, der Naturwissenschaften und Technik fertig­stellen und nun die Grundsteinlegung zu seinem Gebäude für Studienzwecke vornehmen konnte, dank der reichen Stif­tungen von den verschiedensten Seiten, auch aus dem Aus­land. Von der Mehrzahl der deutschen Verleger lieaen wertvolle Zusagen für die Stiftung von über 10 000 Bänden für die Büchersammlung vor, und Herr und Frau Krupp von Bohlen und Hallbäch haben ein beträchtlickes Kapital zur Verfügung gestellt, aus dessen Zinsen alljährlich wert­volle Lehrbücher an eine größere Zahl von Studierenden und Arbeitern verschenkt werden sollen. Allen Freunden sprach der Minister herzlichen Dank aus und gab bekannt, daß auch in diesem Jahr der Muse ums ring in Gold an 20 und in' Silber mit Goldplatte an 17 besonders ver­diente Persönlichkeiten von der bayer Staatsregierung ver­liehen werden können, und zwar in Gold u. a an Reichs­präsident v. Hindenburg, Reichstagspräsident L o e b e. Reichspostminister Dr. Schätze l. Reichsfinanzminister a. D. Dr. Köhler, dem Chef der Marineleitung Admiral Z e n k er, Reichsbankpräsident Dr. Schacht, Generald'rek- tor Dr. ing. Vögle »Dortmund. Reichspräsident v. 5) i n- denbUrg führte die ersten Hammerschläge auf den Stein mit folgenden Worten:Deutscher Arbeit, deutschem Auf­stieg und deutscher Zukunft diene dieser Bau! Alles Stre­ben und Schaffen, das hier geleistet wird, möge geleitet sein von dem Gedanken: Alles fürs Vaterland!"

Weitere Hammerschläge führten Ministerpräsident Dr. Held. Minister Severina. Kultusminister Dr. Goldenberger

vir Lrdtn vsn Asllerckingen.

Roman von E. Bastian-Stumpf.

33 Lopxriskt d> A. L H. Greiser, G m b H., Rastatt.

Als sie in dem Park stand, lief sie mehr als sie ging, in wilder Angst, ihre Flucht könnte entdeckt werden, ehe sie die Landstraße nach Meerfeld erreichte. Zitternd und taumelnd kam sie endlich aus dem Wege an. Dunkel lag die Straße vor ihr, die auf beiden Seiten durch den Wald führte und nur der weiße, glitzernde Schnee ließ sie eini­germaßen den Weg erkennen, den sie zu gehen hatte. An­neliese fragte nicht danach, hier war sie schon so oft ge­gangen, sie konnte sich unmöglich verirren. Die glanzlosen Äugen in die Weite gerichtet, stolperte sie weiter mit dem Empfinden, ein liebendes Herz eine Mutter würde sie bald umfassen.

Tante Malie und Onkel Oskar ihnen wollte sie ihr leidvolles Herz ausleeren und bei ihnen Hilfe und Rat suchen.

Langsam schlich sie dahin der Weg nach Meerfeld dünkte sie endlos lang, nachdem sie eine Viertelstunde ge­gangen war und wurde allmählich eine Marter für sie. In ihrem Kopf hämmerte und klopfte es, so daß sie oft stehen bleiben und die Augen schließen mußte, um sich zu sammeln und dann weiter gehen zu können. Ein eisiger Wind fuhr.über den Wald dahin und die Kälte drang ihr wie spitze Nadeln durch den Körper. Nur jetzt nicht krank werden, erst Meerfeld erreichen.

Endlich kam die Lichtung und das Ende des Waldes war erreicht, nun galt es. noch zehn Minuten aushalten, dann war sie geborgen. Es war aber auch schon die höch­ste Zeit, die Erschütterung des Tages machte sich in ihrem Körper geltend, so daß sie kaum vom Fleck kam.

Sie blieb einen Moment stehen, um neuen Atem zu holen, dabei preßte sie die kalten Hände zusammen und ein wehes Lächeln- umspielte ihren blassen Mund. Wenn ich erst dort in der Wärme bin. daun wird mir bester wer-

ünd als letzter Ingenieur Oskar v. Miller, dem die Entstehung und der Bau des Deutschen Museums zu dan­ken sind. Mit dem Absingen des Deutschlandlieds fand die überwältigende Feier ihren Abschluß. Als der Reichs­präsident mit Dr. Held die Fesistätte verließ, brach das Publikum in stürmische Hochrufe aus, die sich auf dem gan­zen Weg der Fahrt in ungeminderter Kraft fortsetzten. Die Stadt war reich beflaggt, die staatlichen Gebäude zeig­ten nur die bayerischen Landesfarben Weiß-Blau, das Rat­haus war zum erstenmal in den beiden Reichsfarben, in den bayerischen Farben und in den Stadtfarben Schwarz-Gelb beflaggt.

Bei dem sich anschließenden Festessen hielt der Herr Reichspräsident eine Ansprache. In besonderem Maß gelt« heute der Dank dem Mann, der in zäher Lebensarbeit, mit genialem Blick und in nie erlahmendem Eifer das große Werk des Deutschen Museums geschaffen hat und verwaltet, Oskar von Miller. Der heute begonnene neue Stu­dienbau wird das stolze Werk des Deutschen Museums krö­nen und die Wechselwirkung zwischen der reinen und der an­gewandten Wissenschaft zum Segen deutscher Arbeit mit im­mer neuen Kräften beleben und fördern. Daß das Deutsche Museum und nun auch diese neue Studien- und Forschungs­stätte in Bayern und in der schönen Stadt München feinen Sitz erhielt, ist kein Zufall, sondern wohl begründet. Bayern und München sind nicht nur vorbildlich auf dem Gebiet, der Kunst, sondern auch von ieher mit besonderem Erfolg auf vielen Gebieten der Wissenschaft tätig. Von einem kunstsinnigen und gebefreudigen Für- sienhaus begründet und gepflegt, von verständnis­vollen Regierungen und dem Gemeinsinn blühender Städte unterstützt, haben sich gerade in diesem Land Künste und Wissenschaften reich entfaltet. Das Deutsche Museum, das vor nunmehr 3^ Jahren seine Pforten öffnete, ist ein Sammelpunkt für die deutsche Naturwissenschaft und Tech­nik und ein leuchtendes Zeichen deutscher Kultur geworden. Das Deutsche Museum und das heute begonnene neue Haus sind ein Werk einigen Willens und zufammengefaßter Kraft Deutschlands. Mögen von hier aus reiche Ströme frucht­bringenden Schaffens ausgehen, und möge diese Stätte auch über die unmittelbaren wissenschaftlichen und technischen Zwecke hinaus eins einigende Wirkung aussenden für das ganze deutsche Volk!

Stuttgart, 4. September.

70. Geburtstag. Verwaltungsdirektor I. Müller, der frühere Vorstand des Fürsorgeamts und spätere Vorstand der Bürgerhospitalverwaltung sowie der städtischen Alters­heime, vollendet am 5. September sein 70. Lebensjahr.

ap. Eine Waldkirche in Stuttgart. Am Sonntag wurde in Stuttgart oben am Kräherwald in prächtiger, aussichts­reicher Lage eine 400 Sitzplätze fassende Waldkirche eingeweihk, die den kirchlichen Bedürfnissen der umliegen­den Siedlungen und der Ausflügler dienen soll. Bon Archi­tekt Bossert im Auftrag und aus den Mitteln der Ge­dächtniskirchengemeinde und freiwilligen Stiftungen erbaut, ist die Waldkirche ein Denkmal feiner, schlichter, neuzeit­licher Baukunst. Der einzige Bildschmuck des fein ab­getönten Innenraums ist ein von Studienrat May geschat- fenes ergreifendes Gemälde der drei Kreuze auf Golgatha, llm Erdgeschoß auf der Rückseite der Kirche ist ein Saal für einen Kindergarten eingebaut, zu dem auch im Vor­garten ein Plantschbecken mit dem hübschen Bildwerk des Froschkönigs von Bildhauer Kiemlen gehört. Der Ein­weihung wohnten zahlreiche Gemeindeglieder, ferner Kirchenpräfident v. Dr. v. Merz, die Prälaten v. Dr. Holzinger und O. Traub, Finanzminister Dr. Deh - linger und Oberbürgermeister Dr. Laukenschlager an. Der Kirchenpräfident hob hervor, daß hier erstmals eine Einzelgemeinde den Ausbau der kirchlichen Versorgung in der Großstadt selbständig in Angriff genommen habe. Das Verdienst hievon gebührt vor allem dem Geistlichen der Gedächtniskirche Stadtpfarrer Mögling.

Brand. Heute nachmittag nach 3 Uhr brach im Kaffee­haus Fürstenhof in der Marienstraße im Dachstock, wo sich die Dienstbotenzimmer befinden, ein starker Brand aus. Die Feuerwehr hatte reichlich eine halbe Stunde Arbeit, um den Brand einzudämmen. ^

Stuttgart, 4. Sept. Versteigerung von Volks- festpl ätzen. Heute früh wurden die Plätze für die Schaubuden versteigert, nachdem vor einigen Wochen die Wirtschaftszelte vergeben worden waren. War bei den Wirtschaften die Neigungslust der Liebhaber eine große, so war jetzt bei den Schaubuden gerade das Gegenteil der Fall. Es herrschte starke Zurückhaltung bei den Geboten. Bei Beginn der Versteigerung teilte Stadtamtmann Vogler- Cannstatt mit. daß »nige Plätze schon vorher freihändig vergeben worden seien. Man habe das getan Firmen gegen­über, die mit ihren Unternehmen für ein gutes Festbild Garantie boten. Darauf will man bei der Stadt in den nächsten Jahren besonderen Wert legen. Jedenfalls wur­den bei der öffentlichen Versteigerung die Vorjahrspreise, die sich gegenüber 1926 um 2025 v. H. erhöht hatten, nicht erreicht. Die Zurückhaltung der Schaubudenbesitzer läßt darauf schließen, daß sie an anderen Plätzen in letzter Zeit offenbar kein so glänzendes Geschäft gemacht haben, und daß bei ihnen derzeit das Geld knapp ist, auch beim Publikum, das offenbar für solche Dinge heute nicht mehr so viel wie früher übrig hat.

Besichtigung der Vorarlberger Jlliverke. Wie wir er­fahren, wird nicht der ganze württ. Landtag, sondern nur der Finanzausschuß am 28. und 29. September die Vor­arlberger Jllwerke besichtigen. Auch Staatspräsident und Innenminister Dr. Bolz wird an der Besichtigung teil­nehmen.

Krankheitsstatistik. In der 34. Jahreswoche vom IS. bis 85. August wurden in Württemberg folgende Fälle von gemeingefährlichen und sonstigen übertragbaren Krankheiten amtlich gemeldet: Diphtherie 25 (tödlich), Lungen- und Kehlkopftuberkulose 13 (20), Ruhr 2 (), Scharlach 69 (), Typhus 13 ().

Vom Tage. In einem Gebäude der Urbanstraße stürzte ein 43 I. alter Fensterputzer von einem Glasdach etwa 6 Meter hoch ab. Er trug Arm- und Beinverletzungen davon und wurde in das Katharinenhospital übergeftihrt.

Vaihirrgen a. F., 4. Sept. Masfenerkrankungen. Hier tritt seit einigen Tagen seuchenartig ein Magen- und Darmkatarrh auf. Der Verlauf der Krankheit bei Len bis jetzt etwa 100 erkrankten Personen weist auf das Vorhan­densein von Paratyphus hin, gibt jedoch zu keinen ernsten Befürchtungen Anlaß. Im Zusammenhang mit dieser Mas­senerkrankung ist eine hiesige Wirtschaft und Metzgerei be­hördlich geschlossen worden, da vermutet wird, daß die Seuche auf den Genuß des aus dieser Metzgerei stammenden Fleisches zurückzuführen ist.

Fellbach, 4. Sept. Tödlicher Motorradunfall. Auf der Staatsstraße FellbachWaiblingen, in der Nähe des Wasserturms, fuhr ein Fellbacher Motorradfahrer aus ein landwirtschaftliches Fuhrwerk, dessen Pferd scheute. Der Motorradfahrer erlitt dabei den Tod, während sein Beisitzer, Uhrenmacher Eisele aus Fellbach, ein Kriegs­invalide, einen schweren Schädelbruch davontrug.

Eßlingen, 4. Sept. Tödlich überfahren. Der in Mellingen wohnhafte verh. Schlosser Matthäus Müller, der aus seinem Fahrrad in die Staatsstraße Eßlingen Hedelfingen einbog, wurde von einem auswärtigen Per­sonenkraftwagen angefahren und auf die Fahrbahn ge­schleudert. Dabei wurde Müller von einem aus Richtung Stuttgart kommenden Personenkraftwagen überfahren und so schwer verletzt, daß er im Bezirkskrankenhaus Plochingen gestorben ist.

Marbach a. M-, 4. Sept. Errichtung einer Kir­chenpflege. In der Stadt Marbach ist eine katholische Kirchenpflege errichtet worden. Das Kultministerium hat ihr die Genehmigung erteilt-

hellbraun. 4. Sept. Veruntreuungen in einer Vertrauensstellung. Durch die seit'1. Juli d. I. bei der Allg. Ortskrankenkasse Heilbronn-Stadt errichtete Prüfungsstelle sind lt.Heilbronner Generalanzeiger" Ver­fehlungen des Chefarztes der Zahnklinik Dr. Gerhard aufgedeckt worden. Dr. Gerhard wurde daraufhin vor­läufig vom Amte enthoben. Ein finanzieller Schaden ent­steht der Kasse nicht, da Dr. Gerhard genügende Sicherheiten geleistet hat. Die weitere Untersuchung der Angelegenheit ist eingeleitet. Es handelt sich bei den Veruntreuungen um die Beiseitefchafsung von Feingold im Betrag von 2200 -A. Die Veruntreuungen erstrecken sich auf einen längeren Zeit­raum.

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den. Aber es dauerte so lange, bis sie das Gutshans er­reichte, sie brachte nicht mehr die Füße vom Boden tveg.

Tante Malie," sagte sie leise, »hilf " und ixum war es zu Ende mit ihrem Denken.

Herr Meerfeld trabte von dem Dorfe, wo er seinen allwöchentlichen Skatabend hatte, nach dein Gute zurück. Es war bitter kalt, aber das machte ihm nichts aus, er und sein dicker Brauner konnten Kälte schon ertragen. Seine Gedanken flogen von einem zum andern und zu­letzt blieben sie. bei Anneliese hängen. Gott sei dank, diese Heirat war zum Glück ausgeschlagen. Das junge Frau­chen ließ nichts von Leid oder Lieblosigkeit merken. Er wollte es auch dem Breitenfels nicht geraten haben, sei- nen Liebling in das Unglück zu bringen, die Knochen würde er ihm entzwei schlagen.

Der alte Braune schien es gewohnt zu sein, einen ver­sunkenen Herrn auf dem Rücken zu haben. Er trottelte ge» mütlich weiter, bis er auf einmal einen kleinen Seiten­sprung machte und an allen Gliedern zitternd stehen blieb.

Gottesdonner, alter Hans, bist auf deine alten Tage ängstlich geworden und sichst Gespenster," schalt Meer- felo, und versuchte, das Pferd zum Weitergehen zu bewe­gen. Er rührte sich nicht von der Stelle und seinem Reiter blieb nichts anderes übrig, als abzusteigen und nachzuse­hen, worüber das Tier so erschreckt war.

Da erblickte er nicht weit vor dem Eingang in die Allee des Gutes ein Bündel, es mochten Kleider oder was lein.

Er trat näher und sah, daß der Bündel Kleider eine Ge» stalt war, die regungslos in dem Schnee lag.

Herrgottsdonner," rief er entsetzt und erschreckt, da hatte sein alter Hans einem Menschen das Leben gerettet. Er beugte sich und nahm die Gestalt in seine Arme und beinahe hätte er sie wieder fallen lassen, so entsetzt war er.

Anneliese sein Liebling hier auf der Landstraße kalt und starr am Ende erfroren, sein frisches ro­tes Gesicht ward bleich bei diesem Gedanken. Er drückte den zarten Körper an sich, die leichte Last in dem einen Arm haltend, schwang er sich in den Sattel und so schnell er konnte, trappte der Braune durch das Tor in die Allee, dem Gutshause zu.

Arme, süße Anneliese, was mochten sie dem Kinde an- getan haben, daß er sie jetzt am späten Abend vor seinem Hause fand. Welch Gottes Glück, daß er gerade seinen Spielabend hatte, sonst wäre sie elendiglich erfroren.

Malie Malie" mit Donnerstimme scholl seine Stimme in das Haus, während er einem Skallburscheu die Zügel des Pferdes zuwarf und mit Anneliese nach dem Wohnzimmer schritt.

Die alte Dame riß erschreckt die Türe auf und als sie ihren Gatten erblickte, versagte ihr vor Schreck die Spra­che ...

Einige Stunden später lag die junge Frau weiß und still auf' dem Divan des Wohnzimmers und Tante Wa­lle, sowie ihre alte, treue Brigitte bemühten sich um sie.

Frau Malie wollte gerade verzweifeln, als in dem weißen Gesichtchen ein leises Zucken bemerkbar wurde.

Sie lebt," rief sie ihrem ungeduldigen Gatten zu und Oskar Meerfeld nahm seinen Liebling in die Arme. Sanft und zart bettete er sie an seine Brust, wie eine Mutter ihr müdes Kind. Und als sie die großen, glanz­losen Blauaugen öffnete, sprach er mit weicher Stimme liebe Beruhigungsworte.

(Fortsetzung folgt.)