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Numuler 207

^rnrul 173

Dienstag den 4. September 1028

Fernruf 17S

iUi ^«braana

. Sie S. Mkerbuildsvekslimmlung

^ Am ersten Montag im September kommt, einer ver- i kindlich gewordenen Ueberlieferung gemäß, alljährlich in Genf die Völkerbundsversammlung zusammen, die amtliche ^ Internationale der Staaten, nachdem vorher die ^ internationalen Verbände der Parteien, Kirchen, Parla­mente, Sportfreunde und Wissenchaftler ihre Tagungen ab­gehalten haben.

Die Geschichte der Völkerbunds-Versamm- ! lung spiegelt die Geschichte des Völkerbundsgedankens

^ wider: des Wunsches mancher europäischen Politiker, die

- Organisation des gegenwärtigen Völkerbunds zu vervoll­kommnen, wobei über den BegriffVollkommenheit" die ; Meinungen allerdings auseinandsrgehen. Die Geschichte des Rats dagegen besagt, wie und wo der Völkerbund als i Machtfaktor handeln, entscheidend oder ordnend in die ^ Praxis der internationalen Politik eingegriffen hat. Die Versammlung hat satzungsgemäß dieselben Befugnisse wie der Rat, auch die Berechtigung z. B., sich mit einem be­stimmten schwebenden Streitfall schiedsrichterlich zu beschäf­tigen, ja der Artikel 19 der Satzung gibt ihr sogar eine Zu­ständigkeit. die der Rat nicht hat: sie kann die Mitglied­staaten auffordern, unhaltbar gewordene Verträge und Ver­hältnisse nachzuprüfen. Tatsächlich sind jedoch' Fälle, daß die Versammlung unmittelbar in den Gang einer poli­tischen Entwicklung eingriffe, bisher nie vorgekommen.

Die Taaung am Montag wurde wie üblich vom am­tierenden Ratsvorsitzenden, diesmal der finnische Minister des Aeußern, Prkope, im Reformationssaal eröffnet. Dann hat die Versammlung ihren Vorsitzenden zu wählen, wozu der kluge Japaner Adatci in Aussicht ge­nommen ist. In acht Tagen sind drei neue Natsmit» glieder zu wählen. Es scheideen nämlich Holland, Colum­bien und China aus dem Rat aus. Für Columbien wird vermutlich wieder ein Südamerikaner genommen werden, vielleicht Venezuela; für Holland sicherlich Spanien,

! das mit dieser Versammlung seine Mitarbeit wieder ^ oufnimmt. Damit geht dieser Ratssitz den nordischen Neutralen, denen er Vorbehalten sein sollte, ver- ! loren. Man wird damit rechnen müssen, daß auf lange

i Zeit keiner von diesen nordischen Staaten, die zu den wert-

! vollsten Mitgliedern des Völkerbunds gehören, im Rat einen

l Sitz hat. Im nächsten Jahr werden nur zwei Sitze frei

! 'Polen, das ausscheiden müßte, ist wieder wähl-

bar, und von diesen ist der eine ein südamerikanischer, der andere aber (Rumänien) wird vom Kleinen Verband j. oder Griechenland angefordert werden. Für China wird vielleicht als zweiter asiatischer Staat Persien gewählt.

Für die Wahlen genügt die Mebrheit der Stimmen, alle . anderen Meinungs- und Willensäußerungen der Versamm- ! lung dagegen lind an die Einstimmigkeit gebun» i den. Die Versammlung trilft keine Entscheidungen, ja, ge­nau genommen, beschließt sie nicht einmal, sondern sie empfiehlt dem Rat oder den einzelnen Staaten.

Das große Thema der Völkerbundsversammlung liegt seit Jahren fest; Sicherheit, Abrüstung, Schiedsge­richtsbarkeit. Nachdem die Engländer dem Völker­bund zur Ueberraschunq Amerikas die Ehre erboten haben, ihn förmlich mit dem Kelloggpakt bekanntzumachen, hat auch die Versammlung 1928 ihr Stickwort:K e l l o g p a k t, Völkerbundssatzung, Sicherheit und Ab­rüst u n g."

Der Kelloggpakt enthält, unter Zustimmung der Ver- eingten Staaten in der Rechnung gegen den Krieg die U ri­ll e kannteSelbstverteidigung", die Völker­bundssatzung. ohne Amerika, die UnbekannteAngriffs­krieg". Am Kellogg-Pakt ist das Wesentliche die Ver­pflichtung: auf eigenmächtige Kriegsunternehmungen zu verzichten. An der Völkerbundssatzung dagegen -st es die Einrichtung eines Verfahrens zur ständigen Beaufsich­tigung des Friedens. Worin beide miteinander überein­stimmen, ist die besondere, bedeutende Rolle, die hier der öffentlichen Meinung angewiesen ist. Anscheinend wird von beiden vorausgesetzt, daß dieöffentliche Meinung der Welt grundsätzlich kriegsfeindlich sei, was bekanntlich unrichtig ist. Vor und In dem Weltkrieg hat man es ja ge­nügend erfahren, wie gründlich die Regierungen von Eng­land und Frankreich durch ihre Macher dieWeltmeinung" für den Krieg zu begeistern wußten. Bis jetzt ist noch kein Versuch, den Krieg aus der Welt zu schaffen, weiter gekom­men als bis zur planmäßigen Unsichermachung eines Kriegs- abenteuers. Und unter den gegebenen Verhältnissen der Maßen Rüstungsunterschiede und der einseitigen,

§ lückenhaften Zuständigkeit internationaler Gerichts- : barkeit wird auch kein Versuch weiter kommen. Vielleicht s kommt einmal in ferner Zukunft für den Völkerbund ! wenn er dann noch lebt die Zeit für großzügige Re- : formen, aber die Gegenwart und der jetzige Völkerbund sind I dazu noch nicht reis.

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ragesspiegel

Reichskanzler Müller halte im Beisein des Staatssekre­tärs v. Schubert eine Unterredung mit Brland.

In Swansea wurde der 60. britische Gewerkschaftskongreß eröffnet, auf dem durch 620 Bevollmächtigte etwa 4 Millio­nen Arbeiter vertreten sind. 280 000 weniger als im Vorjahr.

In einem Bericht an ein amerikanisches Hilfskomitee gibt die griechische Regierung die Zahl der an Dengun- Fieber Erkrankten in Griechenland auf 350 000 an.

Eröffnung der mternalwnalen kirchen- kouserenz

Prag, 3. Sept. Die internationale Kirchenkonferenz, die 1925 vom Stockholmer Weltkirchenkongreß zur Fortsetzung -seines Werks eingesetzt wurde, ist heute vormittag in Prag eierlich eröffnet worden. Führer der deutschen Delegation, n der sich u. a. Reichsgerichtspräsident Dr. Simons und >er sächsische Landesbischof Dr. Jhmels befinden, ist der Präsident des deutschen evang. Kirchenbundes, v. Kapler aus Berlin. Die Bedeutung der Tagung beruht zum Unter­schied von anderen kirchlichen Organisationen auf ihrem amtlichen Charakter, da alle Vertreter von den kirchlichen Behörden selbst ernannt worden sind. Zur Verhandlung stehen soziale und internationale Fragen der Gegenwart.

Zum Präsidenten des Kongresses wurde ein Ver­treter der griechisch-orthodoxischen Kirche, der Erzbischof Germanos, ernannt. Er stellte in seiner Eröffnungsrede, die mit starkem Beifall aufge.pommen wurde, fest, daß die Zusammenschlußbewegung der christlichen Kirchen im vergangenen Jahr wesentliche Fortschritte zu verzeichnen gehabt hatte. Das sozialwissenschaftliche For­schungsinstitut in Genf, das im vorigen Jahr unter Mit­wirkung aller protestantischen Kirchen der Welt zustande gekommen ist, bezeichnete Germanos als ein aktives Zentrum der internationalen kirchlichen Bewegung. Die Aufgabe des Instituts sei die Klärung der sozialen Fragen der Gegen­wart vom Standpunkt der christlichen Sittenlehre aus.

Der erste Verhandlungstag ist den Berichten der ameri­kanischen, britischen und griechisch-orthodoxen Abordnung gewidmet. Für die europäische Gruppe wird Präsident v. Kapler aus Berlin Bericht erstatten.

Neueste Nachrichten

Der Reichspräsident in München

Berlin, 3. Sept. Reichspräsident v. Htndenburg trifft am Dienstag in München zur Teilnahme an der Grundsteinlegung für den Erweiterungsbau des Deutschen Museums ein. Bei der Grundsteinlegung werden Präsi­dent Dr. v. Siemens, ein Vertreter der Reichsregierung und der bayerische Kultusminister sprechen. An die Feier schließt sich ein Festessen, bei dem der Reichspräsident das Wort ergreifen wird. Der bayerische Ministerpräsident wird eine Rede auf das Deutsche Reich halten. Abends ist eine Festaufführung im Prinzregenten-Theater vorgesehen. Am Mittwoch vormittag wird der Reichspräsident wieder in Berlin eintresfen.

Wohlfahrksunkerslühung für Holz

Dresden» 3. Sept. Der sächsische Abg. Künstler hatte dieser Tage behauptet, der bei der letzten Amnestie begna­digte Kommunist Max Hölz beziehe Unterstützung durch das öffentliche Wohlfahrtsamt in Berlin. Dazu schreibt die Dresdner kommunistischeArbeiterstimme": im 4. Verwal­tungsbezirk (Berlin) sei es seit Jahren üblich, daß für entlassene politische Strafgefangene durch dieRote Hilfe" eine einmalige Unterstützung seitens des Wohlfahrtsamts angefordert werde Seit Jahren sei es üblich, daß der proletarische Einfluß in den Gemeinde« und Bezirksparlamenten im Interesse der proletarischen politischen Gefangenen auch finanziell ausgenutzt werde. Dies sei auch bei der letzten Amnestie angefordert und er­wirkt worden, gleichviel ob sie der Unterstützung bedürftig waren oder nicht.

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Vom neuen Königreich Albanien

Tirana, 3. Sept. König Z o g u I. hat den Eid aus die Verfassung geleistet. Die neue Verfassung lautet: 1. Al­banien ist ein demokratisch-parlamentarisches Erbkönigreich. 2. König der Albaner ist Seine Majestät Zogu I., Abkömm­ling des ruhmreichen Geschlechts der Zogu. 3. Die aus­führende Gewalt ist dem König anoertraut, der sie nach den Bestimmungen der Verfassung ausübt. 4. Die Recht­sprechung erfolgt durch die Gerichte im Namen des Königs.

Als erste, Macht hat Italien das neue Königreich anerkannt. König Zogu wechselte mit dem König von Italien und mit Mussolini Begrüßungstelegramme.

Eröffnung der Völkerbundsversammlung

Genf, 3. Sept. Die 9. Völkerbundsversammlung wurde heute vormittag durch den Vorsitzenden der gegenwärtigen Ratstagung, Prokope, eröffnet. Die Versammlung wählte mit 44 von 50 Stimmen den dänischen Gesandten in Ber­lin, Zahle, zu ihrem Vorsitzenden. An Dr. Strese- mann und Chamberlai n wurden Vegrüßungstele- gramme und an die französische Regierung ein Beileids­telegramm wegen des Todes Bokanowskis abgesandt.

Schweres FliWeiWimM i« Frankreich

Ein Minister und vier Begleiker mit dem Flugzeug verbrannt

Paris, 3. Sept. Am Sonntag morgen ist ein Flugzeug, das den Handelsminister Bokanowski von Toul nach Clermont-Ferrand bringen sollte, nahe Toul abgestürzk und verbrannt. Bokanowski und die vier übrigen Insassen fanden den Tod.

Bokanowski hatte am Samstag einem Ministerrat im Landhaus Poincarös in Sampigny angewohnk, war nach ans zurückgekehrt und am Samstag abend wieder in oul eingetrosfen, von wo er am Samstag mit Flugzeug sich zu einer Versammlung nach Clermont Ferxand begeben wollte. Kurz nach dem Aufstieg hatte der Motor «inen Fehlzünder, und das Flugzeug stürzte aus etwa 100 Meter Höhe senkrecht ab und stand sofort in Flammen. Nach einer andern Darstellung soll der Absturz auf ein Aussetzen des Motors zurückzuführen sein. Unter den Trümmern des Flug­zeugs ein 420-PS.-Doppeldecker der Firma Blerriot wurden die verkohlten Leichen der fünf Insassen geborgen.

Bokanowski, ein gelernter Kaufmann, war im vorigen Kabinett Poincare (bis 1924) Marine- und im gegenwärti» gen Handelsminister. Schon seit zwei Jahren sollte in Frankreich ein besonderes Luftfahrtministerium errichtet werden, aber Bokanowski wußte es bisher zu Hintertreiben, indem er sich selbst vom Kabinett auch zum Unterstaats- sekretär für Luftfahrt ernennen ließ, obgleich ihm dieses Fach völlig fremd war. In Frankreich spottete man schon lange darüber, daß der Unterstaatsfekretär für Luftfahrt bisher noch keine einzige Luftfahrt ge­macht hatte. Die erste Luftfahrt hatte ihm den Tod ge­bracht. Die zahlreichen Unglücksfälle, die Frankreich in sei­nem Flugwesen zu verzeichnen hat, ließen immer mehr das Verlangen aufkommen, daß ein Fachmann zum Luft­fahrtminister ernannt werde, aber Bokanowski hatte den Ehrgeiz, daß er selbst erst das französische Flugwesen ord­nen wolle, hernach wolle er in die Bildung eines besonde­ren Ministeriums einwilligen, trotzdem in der Presse immer wieder darauf hingewiesen wurde, daß Bokanowski, abge­sehen von seiner Unkenntnis auf dem Gebiet des Flug­wesens, neben dem Betrieb des Handelsministeriums und neben seinen privaten Geschäften gar nicht in der Lage fei, sich dieser wichtigen Aufgabe zu widmen.

Moritz Bokanowski ist am 31. August 1879 in Le Havre geboren. Cr hinterläßt eine Witwe und drei Söhne. Die Leiche wird von Toul nach Paris gebracht. Am 6. September wird in Paris ein Ministerrat stattfinden.

Der deutsche Botschaftsrat Dr. Rieth hat namens der Reichsregierung der französischen Regierung das Beileid zum Tod des Ministers Bokanowski ausgesprochen.

Neue schwere Vorwürfe gegen Nobile

Don einer Persönlichkeit, die Gelegenheit halte, die Nord­polfahrt Nobiles aus nächster Nähe zu verfolgen, wird einer Korrespondenz mitgeteilt, daß der Bericht Nobiles über den Untergang derJtalia" unrichtig ist, wie in Luftfchiffer- kreisen längst vermutet wurde. Nobile behauptet, das Luft­schiff Hobe in der Hülle ein Loch bekommen und infolge des plötzlichen riesigen Gasverlustes sei es fast senkrecht herab­gestürzt. Wenn diese Darstellung richtig wäre, so hätte sich das Luftschiff nicht sofort nach dem Absturz wieder hoch er­heben und sc weit weiterfliegen können, daß bis heute noch keine Spur von dem Schiff und von der Besatzung der bei­den unversehrt gebliebenen Gondeln (Alessandri und Ge­nossen) zu finden ist. Das Luftschiff wäre bei dem fort­dauernden starken Gasverlust vielleicht noch 500 oder 1000 Meter weitergeslogen, dann aber sicher auf das Eis oder auf das Wasser gefallen. Die Luftschiffhülle hatte gar keine oder nur eine unbedeutende Beschädigung. Das Unglück ist viel­mehr darauf zurückzuführen, daß Nobile, obgleich er in der Luftfahrt nur ungenügende Erfahrung hatte, immer das wichtige Höhen st euer handhaben wollte, was um so ge­fährlicher war, als Nobile auch die meteorologischen Kennt­nisse der Polgegend fehlten. So flog er immer zu tief, was von dem verunglückten Prof. Malmgreen und auch von dem Italiener Mariano mehrmals gerügt wurde. Zu­dem verhinderten Schneetreiben., und Nebel die Bodensicht,